2025-01-27

Köstlichkeit aus dem Salento: Granatapfel

Tiefrote Weine, köstliche Olivenöle, fantastischer Käse – alles Produkte, die im Salento, dem Süden Apuliens, überzeugen. Aber dass hier auch köstliche Melograni – Granatäpfel – nachhaltig angebaut werden – das wissen wohl die wenigsten Touristen.


Granatäpfel – schon Jesus soll sie auf seinem Speiseplan geschätzt haben

Es gibt in Süditalien wohl kaum einen Privatgarten, der sich nicht mit mindestens einem Albero di Melograno schmückt. Wenn ich im Herbst durch die Straßen im Salento wandere, reichen mir die Bäume in den Gärten die Früchte direkt an. Und sie schmecken hier köstlich – Granatapfelbäume brauchen Wärme und die bekommen sie in der süditalienischen Sonne in den langen heißen Sommermonaten satt.
Keine Frage, die Salentiner sind sehr stolz auf ihre Melograni. Weite Plantagen mit den in Reihen gepflanzten Granatapfelbäumen, die eher in der Breite als in der Höhe wachsen, kann man im Herbst entdecken. Im Frühling schmücken die zahlreichen kleinen roten Blüten diese Bäume, werden von Bienen bestäubt, was uns in Apulien einen besonderen Honig verkosten läst:
Miele Millefiori al Melograno. Im Herbst leuchten die Bäume erneut mit ihren tiefroten Früchten, die in Massen an ihnen hängen und nur darauf warten, geerntet und frisch gegessen zu werden. Ende September beginnt die Erntezeit der Melograni und dauert bis weit in den November hinein.

Der Melograno-Anbau im Salento wächst

Die Produktion ist in den letzten Jahren rasant gewachsen im Salento. Viele der ehemals Oliven anbauenden Landwirte sind nach der Xyella-Virus-Katastrophe, die die Olivenbäume vor allem im Salento hatte sterben lassen, in den Anbau von Granatäpfeln gewechselt.

So findet man hier unten nicht nur immer größere Anbauflächen dieser Bäume, sondern auch Baumschulen, die ausschließlich Granatapfelbäume in erstaunlicher Vielfalt und auch für den Export züchten.

Zur Ernte bei Melograni Martino

Wir waren im Herbst 2024 eingeladen bei Melograni Martino in Monteroni di Lecce. Auf diesem Event-Bauernhof in der Nähe von Lecce dreht sich wirklich alles um diesen über viele Tausendjahre alten Baum mit seiner besonderen Frucht. 25 verschiedene Sorten wachsen hier, einheimische Varianten wie Dente di Cavvallo, Molar und Sordo und die sehr seltene, fast lilafarbige Viola di Monteroni. Aber auch moderne Züchtungen mit klanghaften Namen wie Wonderful, Ako werden angebaut. Eigene Züchtungen, Sophie, nach der Nichte von Geschäftsführer Daniele de Pascalis benannt, verdeutlichen, dass man die Zukunft des Granatäpfels mitgestalten möchte.

Es war genau die richtige Zeit, um dort zu sein. Erntezeit. Die Bäume hingen über und über voll mit ihren Früchten in erstaunlich vielen unterschiedlichen Farben ihrer Außenschalen. Mitte Oktober sind die Granatäpfel so reif, dass ihre großen saftigen Kerne durchaus die harten Schalen zu sprengen vermögen. Zur Freude der heimischen Vogelwelt. Die so geöffneten Granatapfelkerne versprühen pure Lebensfreude!
Der Pflanzenschutz wird auf biologische Weise betrieben. Hauptsächlich werden Granatapfelbäume im Sommer nur von den Blattläusen heimgesucht, dann allerdings richtig. Bei Melograni Martino werden diese ausschließlich mit Marienkäfer(-larven) im Zaum gehalten.

Granatäpfel als Party-Event

Das Sortiment rund um die Melograni ist hier, neben dem Verkauf der Äpfel, in den Jahren stetig gewachsen. Kunden können Granatapfelmarmelade, Granatapfelhonig, natürlich Saft, Granatapfel-Gin, mal mit, mal ohne Goldeinlage einkaufen.
Eine fest auf dem Gelände installierte Bar, zwischen den Gängen der Granatapfelreihen aufgebaute Strohballen, zaubern hier eine sehr ursprüngliche, wunderschöne und romantische Biergartenatmosphäre.
Biergarten? Natürlich gibt es längst auch ein Granatapfelbier!

So lässt sich im Sommer auf dem Gelände – mit köstlicher und musikalischer Begleitung – die in Italien gerne zelebrierte Sotto le stelle genießen. Die Zeit im August, in der es auch in Italien bei klarem Himmel so viele Sternschnuppen fallen, wie sonst nicht im Jahr, genießt man inmitten der Pflanzen. Dazu ein Picknick in Selbstbedienung mit den Produkten von Melograni Martino. Die Pausen der Gesänge der Zikaden werden dann gefüllt von den Klängen einer Harfe.

Die Antipasti-Platten mit Wurst und Käse und den Produkten der Azienda, in der benachbarten Masseria angerichtet, natürlich dürfen Pasta und Wein dazu nicht fehlen. (€ 35,—/Person, Selbstbedienung mit zugewiesenem Tisch, Voranmeldung erbeten.)
Sind die Granatäpfel im Herbst endlich reif, hat man tagsüber den großen Spaß der eigenen Ernte. Erwachsene zahlen 15 Euro, Kinder 5 Euro und dafür kann man hier so viele Granatäpfel aller Sorten ernten, wie man sie in den Tüten davon tragen kann.

Und wie öffnet man sie nun unfallfrei?

Daniele de Pascalis, der Geschäftsführer der Azienda Melograno Martino, führte uns über das Gelände und ließ uns – unterstützt von seinem freundlichen Team – die vielen Köstlichkeiten verkosten.

Das anschließende Granatapfel-Tasting war spannend. Wer sie noch nicht kennt, lernt hier von Daniele in Carmens Video die einzig wahre Methode, wie man die Granatapfelkerne leicht und sauber gewinnt. Man schneidet oben den Deckel ab, wie z. B. bei einer Orange und sieht dann die Hautwände, die das Innere des Granatapfels in einzelne Segmente teilen. Daran mit dem Messer von außen heruntergeschnitten, kann man perfekt (und mit sauberen Händen) die Segemente herausbrechen. Seitlich die Häute entfernen – und vor einem liegen die puren und unverletzten Kerne für den Gensus.
Wir knabberten uns durch die verschiedenen Sorten, eine davon war besonders süß, eine andere hatte einen leicht bitteren (aber sehr gesunden) Abgang. Manche der Granatäpfel locken mit tiefroten Kernen und besonderer Frische, andere sind sehr blass und wirken fast noch unreif, schmecken dafür aber besonders aromatisch und knacken perfekt im Mund.


Wissenschaftlich bewiesen: Granatäpfel können viel Gutes bewirken

Diese kleinen roten Kerne enthalten viel Kalium, Kalzium und Eisen und sind Lieferant diverser B-Vitamine, wie auch Vitamin E, C, Selen und Carotin. Dank ihrer Antioxidantien können sie positiv auf einen zu hohen Blutdruck einwirken, senken das LDL-Cholesterin – sind quasi Bombe für unsere Herzgesundheit! Auch reinigen sie Leber und Darm. Sie stärken unsere Immunabwehr und wirken Entzündungen hemmend. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Dass die Granatapfelpolyphenole das Wachstum von Krebszellen – insbesondere bei Prostatakrebs – verhindern bzw. verlangsamen können, ist tatsächlich in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen. Ihre natürlichen Phytoöstrogene können dabei helfen, Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen zu verhindern.

Die pure Romantik – Picknick unter Granatapfelbäumen

Ob uns nach der Verkostung vom Granatapfelbier bzw. -Gin schon warm war, dank der Magie dieser gesunden runden Früchte? Oder es an der apulischen Herbstsonne bei immerhin noch 26 Grad Celsius im Schatten lag, wer weiß?
Unsere Stimmung jedenfalls war mehr als grandios, als wir die wunderschön eingedeckte lange Tafel aus Strohballen entdeckten, an der wir eben genau das Erlebnis eines Picknicks auf der Azienda Melograni Martino persönlich erleben durften. Alle Köstlichkeiten, die uns serviert wurde, stammten gemäß der Zero-Kilometre-Philosophie aus der direkten Umgebung.

Zum Lunch gab es lange Holzbretter gefüllt mit fantastischer Salami, Mortadella, Prosciutto und Capocollo di Martinafranca, viele apulische Käsesorten, z. B. geräucherter Scamorza aus Arnesano – zu denen Marte, der – natürlich bei Melograni Martion produzierte – Aceto di Melagrane (Granatapfelessig) der Azienda serviert wurde.
Perfekte Brötchen mit Oliven und Focaccia aus dem Holzofen von Rizzo, sowie Obst gab es dazu, es hatte uns köstlich schmeckt. In dieser traumhaften Umgebung sowieso. Dieses tolle Event kann man jederzeit buchen – z. B. für eine Hochzeitsfeier oder Firmenincentive?

Dazu ein kühler Rosado im Glas, eine befreundete Eidechse … … und Grillengesänge. Durchaus möglich, dass es zum Nachtisch noch einen Pasticciotto gibt – es kann passieren, dass sie mit einer Crema di Melogran gefüllt ist. Wir lebten wie … Gott in Italien!

Daniele zeigte mir später noch in der kleinen Masseria auf dem Gelände die Konfitürenproduktion. Dort steht nämlich die Zentrifuge, die mindestens acht Stunden lang bei ca. 80 Grad den Saft der Granatäpfel (mit wenig Zuckerzugabe) langsam eindickt, bevor diese wirklich sehr leckere, tiefrote Confitura extra di Melagrana in die Gläser abgefüllt wird. Ich durfte sie mit nach Hause nehmen (meiner klugen Gepäckbuchung geschuldet).
Purer Granatapfelgeschmack mit überschaubarer Süße, dafür diese leichte Bitterkeit im Abgang, die ich an Granatäpfeln so sehr liebe. So konnte ich dieses schöne Erlebnis mit nach Berlin nehmen und … selten war bei mir Marmelade so schnell aufgegessen!


Azienda Melograni Martino
Strada Provinciale Lecce – Arnesano (SP 119) 73047 – Monteroni di Lecce (Le) – Italy
Tel: + 39 3287937661
E-Mail: info@melogranimartino.com

2025-01-21

Schreibt euren Abgeordneten: JETZT!

Am 20.01.2025 haben 130 Abgeordnete des Bundestages einen fraktionsübergreifenden Antrag zur Einleitung eines AfD-Verbots bei der Bundestagspräsidentin Bärbel Bas eingereicht. Diese Prüfung ist zeitlich dringend geboten, um hinsichtlich der kommenden Bundestagswahl noch zugunsten unserer demokratischen Verfassung Einfluss nehmen zu können. Das mögliche Verfahren zur Feststellung der Verfassungswidrigkeit der AfD wird in der kommenden Woche erstmals im Plenum debattiert.

Der Ausgang eines solchen Verfahrens wird von führenden Juristen in diesem Land in seinem Ergebnis als erfolgreich eingestuft. Keine Partei im deutschen Bundestag hat so viele verurteilte Straftäter dort sitzen oder Personen, gegen die derzeit Straftermittlungen laufen. Keine! Es erhält auch keine Partei im Bundestag so viele Spenden von verurteilten Straftätern. Jüngst diese hier! Von einem Mann der Medizinprodukte an Menschen verabreichen möchte, ohne dass diese die festgelegten Kontrollmechanismen passieren müssen. Kurz: Es geht bei der AfD nicht alleine nur um ihren offensiv gelebten Faschismus und Rechtsradikalismus. Sie wendet sich immer wieder von der Rechtsstaatlichkeit ab.


Warum jetzt?

Je früher ein Antrag beim Bundesverfassungsgericht hinsichtlich des AfD-Verbotsverfahrens eingereicht wird, um so besser. Solche Verfahren dauern lange. Hier liegt die Eile darin, den Wählern vor der Bundestagswahl 2025 zu verdeutlichen, wen sie wählen – wenn dieses Verfahren erst einmal in Gang gesetzt wird. Die AfD wird weiterhin auf den Wahlzetteln stehen – aber es wird in eindeutiger Klarheit an die Wähler kommuniziert, wie die AfD und ihr Handeln im Rahmen einer Demokratie eingestuft wird.


Friedrich Merz ist jetzt schon umgefallen!

So, wie derzeit die CDU agiert, müssen wir davon ausgehen, dass Friedrich Merz nach der Wahl durchaus in eine große Koalition mit der AfD gehen würde – seine Kollegen in Sachsen haben es vorgemacht, sie sind eingeknickt. Heißt: Merz hat seine Parteikollegen überhaupt nicht im Griff. Und Merz duckt sich derzeit auch zu sehr weg – entgegen seiner bisherigen Versprechungen und dem Gerede irgendeiner Brandmauer. Die gibt es in der CDU nicht mehr, macht bitte die Augen auf! Auch Bundeskanzler Olaf Scholz gibt (nicht nur) diesbezüglich eine fragwürdige Figur ab.

Rein formal wird dieser Antrag in der kommenden Woche im Bundestag diskutiert werden, muss aber – um Wirkung bei der jetzigen Bundestagswahl zu zeigen – kurzfristig abgestimmt werden. Heißt, es ist keine Zeit mehr für Vertagungen auf eine 2. oder 3. Lesung. Für die Sofortabstimmung braucht es eine Zweidrittelmehrheit. Dabei ist jetzt – als Demokraten – euer aktives Mitwirken sehr nötig, damit dieser Antrag zu Abstimmung kommt. Es ist nötig, damit sich die von euch gewählten Abgeordneten nicht hinter Formalien verstecken. Es ist dringend notwendig, dass sie von euch ein klares Mandat formuliert bekommen. Noch in dieser Woche!

Die AfD ist in weiten Teilen gesichert als rechtsextrem vom deutschen Verfassungsschutz eingestuft worden. Heute erst hat das sächsische Oberverwaltungsgericht bestätigt, dass die AfD in Sachsen als gesichert rechtsextremistisch gilt. Hätte es nicht eine ganz merkwürdige Personalie mit dem obersten Verfassungsschützer im letzten Jahr gegeben, der „rechtzeitig” in die CDU-Politik gewechselt war, wäre die AfD heute bereits als Verdachtsfall hochgestuft.

Bitte, schützt unsere Demokratie. Wir haben mit der AfD und, leider auch nun mit der CDU zwei Parteien derzeit im Bundestag sitzen, deren Bestreben sich längst nicht mit den Grundsätzen unserer Verfassung noch vereinbaren lassen. Es sind Parteien, die offen rassistisch kommunizieren. Parteien, die unseren Sozialstaat zerstören wollen. Parteien, die die geschlechtliche Gleichstellung in Frage stellen. Parteien, die in den Klimafragen zurück in die Steinzeit wollen.


Wer kann das für unser Land wollen?

Bitte schreibt euren Abgeordnet*innen im Bundstag. Sagt Ihnen, was ihr von denen nun erwartet hinsichtlich der kommenden Woche und eines AfD-Verbotes. Schreibt ihnen, dass ihr erwartet, dass sie in jedem Fall für den Erhalt der deutschen Demokratie agieren werden. Dafür sind sie von euch gewählt worden – und möchten womöglich auch wiedergewählt werden von euch? Oder?

Zu kompliziert? Nein! Unten findet Ihr den Musterbrief von den Omas gegen Rechts (Nord) vorformuliert. Dies ist ein Entwurf, wer sich dort nicht engagiert, kann natürlich einige Passagen auch streichen. (Es dürfte weitere Versionen im Internet geben).

Es stehen auf der Homepage der Omas auch die passenden Links, wie ihr an die Adressen eurer Bundestagsabgegordneten kommt.

Liebe Menschen, ihr bekommt docht mit, was gerade im Rest der Welt los ist?! Ihr seht doch selber, wie Trump gerade die demokratische USA zerlegt. Wie im Osten Europas mehr und mehr die Demokratien bröckeln. Seit gestern z. B. sind die Sozialen Netzwerk in den USA einer Zensur unterzogen worden. Wer dort nach „Democracy” sucht, bekommt keine Inhalte mehr ausgespielt. Wer in Posts daraufhinweist, wird erleben, dass auch diese Posts nicht mehr ausgespielt werden.
Das kann doch niemand für Deutschland wollen, oder? Bitte zeigt klare Haltung für die Demokratie der Bundesrepublik Deutschland. Wir haben nur diese eine – und wurde diese erst einmal vom Faschismus zerlegt, könnt ihr sie nicht mehr wiederwählen!


Musterbrief (BETREFF) Einleitung eines Verfahrens zur Feststellung der Verfassungswidrigkeit der AfD

Sehr geehrt…

am 20.01.2025 wurde ein Antrag auf Entscheidung über die Einleitung eines Verfahrens zur Feststellung der Verfassungswidrigkeit der AfD in den Bundestag eingebracht.

Ich bitte Sie, diesen Antrag zu unterstützen! Begründung:

Angesichts des wachsenden, hetzerischen und spalterischen Einflusses der AfD besteht große Sorge um die Zukunft unserer Demokratie. Das Grundgesetz hat daher aus gutem Grund auch den Weg des Parteiverbots durch das BVerfG vorgesehen. Ich engagiere mich bei den OMAS GEGEN RECHTS mit dem Ziel, die parlamentarische Demokratie in Deutschland zu stärken, damit es für uns und unsere Kinder und Enkel eine demokratische Zukunft gibt.

Von Ihnen als abgeordnete Person meines Wahlkreises erwarte ich, dass Sie alles unternehmen, um die Gefahr abzuwenden, die von einer weiter erstarkenden AfD ausgeht.

Das Vorhaben, die AfD inhaltlich zu stellen und ihren Einfluss zurückzudrängen, hat sich als wenig erfolgreich herausgestellt. Stattdessen sind die Rechen weiter auf dem “Vormarsch” und es ist zu beobachten, dass sich unsere Sprache und die Themen der allgemeinen Politik immer mehr an die rechten Strömungen anpassen und sie dadurch stärken. Inzwischen sitzen AfD-Abgeordnete in vielen Landtagen und sprechen dort und überall offen über ihre menschenverachtenden Pläne. Lügen und Hetze, sogar Gewalt gegenüber jedem, der nicht in ihr faschistisches Weltbild passt, sind an der Tagesordnung.

Nicht zuletzt im thüringischen Landtag hat sich gezeigt, wie wenig die AfD sich wirklich an die Spielregeln der Demokratie hält!

Die Prüfung eines AfD-Verbots ist daher meines Erachtens dringend geboten, um zu verhindern, dass diese antidemokratische Partei die Demokratie weiter unterwandert und zerstört.

Wir sind dabei aber nicht blind, denn:

Die Einstellung mancher Leute wird sich durch ein AfD-Verbot selbstverständlich nicht ändern. Damit würde vorrangig nur das Symptom, aber nicht die Ursachen behandelt, sicherlich.

Dennoch darf antidemokratisches Verhalten nicht einfach so “stehengelassen” werden. Es sollten keine Steuergelder mehr dafür verwendet werden, weiterhin rechtsextreme, verfassungsfeindlich und nicht grundgesetzkonforme Ansichten zu verbreiten. Dies könnte durch ein Verbotsverfahren endlich ganz offiziell klar und deutlich so benannt werden.

Natürlich lässt sich auch argumentieren, dass ein Verbotsverfahren die AfD weiter stärken könnte, in dem sie sich als “Opfer” inszeniert. Aber letztendlich wird sie das sowieso tun – wie sie es immer getan hat. Egal, was passiert. Ich fordere Sie daher sehr eindringlich auf, sich dafür einzusetzen, dass ein Verfahren zur Feststellung der Verfassungswidrigkeit der AfD eingeleitet wird.

Alle anderen Parteien – auch Ihre – haben sich bisher immer als demokatrieschützend dargestellt und das “Nie wieder ist Jetzt” mitunterstützt. Nun ist es an der Zeit, den Worten auch Taten folgen zu lassen und alle Mittel einzusetzen, um unsere Demokratie vor weiterem Schaden zu bewahren.

Gleichzeitig ist ein Verbotsverfahren nur EINES der gebotenen Mittel. Die weitere Arbeit an allem, was der AfD die “Unzufriedenen” zuspielt, darf darüber nicht vernachlässigt werden und der politische Diskurs muss parallel weiter geführt werden.

Sie sehen, dass wir uns intensiv mit dem Thema auseinandersetzen und Sie als unsere politischen Vertreter und Vertreterinnen daher dringend auffordern, das Verbotsverfahren zu unterstützen.

Mit freundlichen und besorgten Grüßen

NAME

(OMA GEGEN RECHTS)

2025-01-16

Köstliches Mattinata, Teil 2

Viel habe ich euch berichtet über Mattinata, diese entzückende Stadt im Gargano im Norden Apuliens. Und ihrer traumhaften Umgebung, die je nach Jahreszeit einlädt zu einem Strandurlaub im glasklaren Wasser der Adria. Im Frühling (nicht nur) im Rahmen des Festivals Orchidays zu spektakulären Wanderungen in einer Ruhe spendenden Abgeschiedenheit mit tief beeindruckenden Zeugnissen der geschichtlichen Vergangenheit der Region. Oder deutlich belebteren Spaziergängen entlang der türkisblauen Küste. Zu jeder Zeit überzeugt Mattinata ihre Besucher*innen mit ihrer abwechslungsreichen Flora und Fauna und Düften. Hier sein zu dürfen, in der Zeit der Blüte der wilden Miniaturorchideen, sie kennenzulernen im Rahmen der Orchidays, das war mir eine besondere Freude.

Die kulturellen Ausflüge in dieser Stadt erzählen viel über ihre heutigen Bewohner und deren wirklich lange Geschichte. Auch die umliegenden Dörfer und Städte locken nicht minder mit ihren besonderen Geschichten und Museen.

Aber wir wären nicht in Apulien, müsste sich nicht noch ein weiteres Blogpost um die heilige Kunst aller Italiener drehen: die köstliche Küche mit ihren besonderen regionalen Spezialitäten. Die ausgezeichnete Küche des Restaurant Terrazza Blu Mare, das zum Hotel Residence Il Porto gehört, hatte ich euch schon vorgestellt. Die Küche ist exzellent! Das Restaurant ist auch dann voll, wenn in dem Hotel saisonbedingt noch nicht alle Zimmer ausgebucht sind. Wer in Mattinata lebt, geht hier sehr gerne essen – die Tische zur Mittagszeit und am Abend sind sehr gut belegt. Hier sollte reserviert werden!

Wo man in Mattinata den allerbesten Käse und frische Ricotta, Mozzarella und Stracciatella erhält – bei Gracia und Rafaele Devida – das wisst ihr bereits aus meinem ersten Blogpost zur köstlichen Küche Mattinatas. Daher nehme ich euch heute nochmals mit, dieses Mal in drei Restaurants von Mattinata, die für die typische apulische Küche bürgen, alle mit ihrem eigenen Charme servieren sie köstliche Gerichte und die dazu passenden Weine.


Terrazzo Matino

Ein Abendessen durften wir bei Matteo und seiner Familie genießen. In der Terrazzo Matino (Corso Matino, 71030 Mattinata) hat man in der wärmeren Jahreszeit von der Terrasse einen wunderschönen Ausblick auf die Stadt. Wir blieben im April lieber drinnen und haben uns von zwei charmanten Damen zeigen lassen, wie man die typischen Orecchiette formt. Ein kurzer Workshop für uns, der Teig war schon fertig zubereitet.
Aber endlich Orecchiette selber zu formen, war mir dort ein großer Spaß unter der Anleitung der Profis.
Die Speisekarte der Terrazza Matino ist übersichtlich, die einzelnen Gänge kennen drei bis vier Gerichte. Nur das Angebot der Antipasti ist etwas größer. Köstlich: das geröstete Pane mit Cicoria, sahniger Stracciatella und frittierter Artischocke. Alle Gerichte, wie Orecchiette alla Matinese
oder die Polenta mit Sugo sind lecker und sehr eng den apulischen Traditionen und Produkten verbunden.
Natürlich auch das Dolce in einer rustikalen Hippe.
Matteos Steckenpferd ist seine Weinkarte. Über Wein kann man sich lange mit ihm unterhalten und einige gute Tropfen verkosten.


Trattoria dalla Nonna

Nach unserem wunderwunderwunderschönen Ausflug entlang der Küste des Gargano und unseren Besuchen der Bucht von Mergoli mit den Baia delle Zagare und der Bucht Vignanotica, durften wir bei Nonna in der Trattoria dalla Nonna (Contrada Funi, 8, 71030 Mattinata) speisen. Dieses Restaurant, das heute in der dritten Generation von ihren Enkeln mit großer Leidenschaft geführt wird, besticht durch seine Lage: Es liegt direkt am Strand der Adria.
Dass es fantastische Fischgerichte gibt, kann nicht verwundern. Der Clou ist die wie in einer Pescheria designte Fischtheke im Restaurant. Hier können sich die Gäste ihren Fisch, frische Tagesfänge natürlich, selber auswählen. Auch ein Becken mit Langusten ist zu bestaunen – oder dessen Inhalt zu essen.

In der warmen Jahreszeit sitzt man selbstverständlich auf der Terrasse. Da spürt man die Gicht der Adria und genießt den Fisch mit der traumhaften Aussicht auf das Meer. Schöner kann man kaum dinieren.
Oder auch wohnen, denn zu dem Restaurant gehört ein Bed & Breakfast. Das Frühstück ist typisch italienisch süß und einfach, die Stadt Mattinata liegt anderthalb Kilometer entfernt.
Haben wir hier gut gegessen! Parmigiana mit Gamberetti e Zucchini con burrata, Paccheri con Gamberetti rosa e carciofi (letzteres Artischocke, die Paccheri sehr al dente)
der Hauptgang, ein gefülltes mit Zucchini aufgerolltes Fischfilet mit Mandeln und Muscheln – und alles wunderschön auf klassischem Porzellan angerichtet.
Und getrunken. Der Weißwein, ein trockener Fiano di Casa Primis im biologischen Anbau, war so spritzig, wie köstlich, … dass wir uns hinterher erst einmal nicht mehr auf das Rad getraut haben.

Wir haben uns dort an diesem wunderschönen Ort mit dem feinen Mittagessen einfach zu wohlgefühlt, um nicht auch in den köstlichen Wein der Trattoria della Nonna tief einzutauchen.


La Vineria

Am letzten Tag durften wir unser Mittagessen in der Weinbar La Vineria, in der Via Vittorio Emmanuele III 2, zu uns nehmen. Für mich eine große Freude, denn das Restaurant mit seinen bunten Tischen und Stühlen auf den Stufen der hoch laufenden Straße, den Strohhüten an der Wand, den weißen Sonnenschirmen in der Gasse um die Ecke, ist mir schon bei unserem ersten Stadtspaziergang aufgefallen. Es hatte mir – obwohl zu dem Zeitpunkt geschlossen - alleine durch seine lebensfrohe Optik große Lust auf einen Besuch gemacht.
Nun dort auch essen zu dürfen, das war ein – zwar sehr eiliger – aber schöner Abschluss unserer Reise. Fave e Cicoria, Parmigiana di Melanzane, Cozze in einer tiefroten, deftig gewürzten Sugo und weitere Gerichte – heiß und aromatisch, gut gewürzt und wirklich lecker.
Der Mix zwischen der traditionellen Küche Apuliens, internationalem Streetfood und Fischgerichten überzeugt. Dazu die extrem charmante Einrichtung. Definitiv ein must go! in Mattinata!
Vegetarier können hier absolut auf ihre Kosten kommen. La Vineria zeichnete sich auch schon für unseren Aperititvo anlässlich der Olivenölverkostung mit Matteo Granatiero verantwortlich. Dass man hier die hervorragenden Weine aus Apulien genießen kann, dürfte bei dem Namen keine Überraschung sein – aber die hauseigene Cocktailbar ist hier Stadtgespräch!

Weitere Blogposts zu Mattinata und den Gargano

2025-01-14

Nur noch …

… zwei Heißluftfriteusenmarketingjahre. Und wir sind größenmäßig wieder beim normalen Umluftofen angelangt.

2025-01-13

Von Japan nach Deutschland – Berlins neue japanische Botschafterin Shino Mitsuko lud zum Empfang

Mein letztes großes Food-Event in Berlin 2024 war mehr als besonders. Besonders schön, es war besonders lecker – und besonders beeindruckend.

Oh! What a night!

Wir wurden zu dem ersten großen Empfang der neuen Botschafterin, Shino Mitsuko, in die japanische Botschaft eingeladen. Im November letzten Jahres überreichte Bundespräsident Walter Steinmeier ihr – übrigens als erste Frau Botschafterin Japans in Deutschland – die Ernennungsurkunde. „Von Japan nach Deutschland” lautete das Motto für ihren Begrüßungsempfang, der in der Größe und mit der Relevanz höchstens dreimal im Jahr so dort stattfindet.

Es war uns eine sehr große Ehre, eingeladen worden zu sein! Und ich persönlich habe mich sehr darüber gefreut, die japanische Botschaft endlich einmal von innen betreten zu dürfen.
Shino Mitsuko, Japanische Botschafterin in Berlin ©Selina Schrader

Botschafterin Shino Mitsuko

Shino Mitsuko ist 1987 in die Dienste des japanischen Außenministeriums eingetreten und hat eine große internationale Karriere über die Jahre genommen, mit Auslandseinsätzen in Deutschland, Polen, Italien, Island. In Island vertrat sie erstmals ihr Land als Botschafterin.

Ab 2019 war sie als Leiterin der Abteilung internationaler Kulturaustausch im japanischen Außenministerium, die Botschafterin für die Olympischen und Paralympischen Spiele in Tokyo 2020. Kein Wunder – mit diesem beruflichen Werdegang wirbt Frau Shino jetzt schon besonders für die EXPO, die in diesem Jahr in Osaka, Kansai stattfinden wird.

Ab Oktober 2022 arbeitete sie als außerordentliche und bevollmächtigte Botschafterin der ständigen Vertretung Japans bei den Vereinten Nationen, bis sie nun zur neuen Botschafterin Japans in Deutschland für die kommenden drei Jahre berufen wurde.


Die Köchin in der Botschafterin

Dabei versteht sie die Zeichen unserer Zeit, denn das erste Signal, das uns zur Begrüßung gesendet wurde, war der Hinweis, dass die japanische Botschaft jetzt auch einen Account bei Instagram hat. Dort präsentiert sich Shino Mitsuko (der Vorname Mitsuko bedeutet übrigens „Kind des Lichts”) tatsächlich mit ihrer zweiten großen Leidenschaft: dem Kochen.

Ja, wir haben da eine Foodinfluencerin in der schönen Botschaft in der Tiergartenstraße, die uns mit ihrer Kochexpertise von über 30 Jahren zeigt, wie in Japan in den Familien gekocht wird! Wer auf dem Insta-Account sieht, wie sie sich anlässlich ihres Amtsantritts beim Bundespräsidenten im Kimono präsentiert, andererseits sie online volksnah aus der Küche Tipps vermittelt, wie man auch in Japan nachhaltig und mit praktischer Vorratshaltung kocht – den Spagat der japanischen Tradition nach Europa, den absolviert sie mit großer Begeisterung exzellent!

Perfekt versteht sie sich als Botschafterin der japanischen Küche, wie sie mit dieser Einladung unter Beweis stellte. Womit sie und ihr Team bei uns Teilnehmern dieses Empfanges: Gastronom*innen, Distributor*innen, Food-Journalist*innen und -Blogger*/-Influencer*innen stante pede unser Herz gewonnen hatte.
Frau Shino Mitsuko und meine Wenigkeit aus der Perspektive des über 2-Meter-Mannes ©Burkhard Maria Zimmermann

Vor allem hatte uns aber ihre uns gegenüber offene, herzliche und humorvolle Art sehr beeindruckt. Shino Mitsuko, das merkt man ihr bei jedem Satz an, hat so große Freude an ihrer neuen Aufgabe, so große Lust und Interesse an Deutschland und – nun vor allem sicherlich auch Berlin. Ich wünsche ihr von Herzen, dass sie hier eine gute und erfolgreiche Zeit erleben darf.
Stichwort „Food”, natürlich ging es an diesem Abend auch um die grandiose japanische Küche, die Produkte Japans und so hatte Frau Shino Food-Produzenten bzw. Exportunternehmen und einen Sake-Verband ihrer Heimat mitgebracht, die uns ihre mitgebrachten Produkte vorstellten – die wiederum von den Köchen der japanischen Botschaft und einigen namhaften Köchen Berlins zu sehr feinen Köstlichkeiten verarbeitet wurden.

Shino Mitsuko bekannte dabei, dass bei ihrer ersten Tätigkeit als Botschaftssekretärin in Deutschland vor 20 Jahren japanische Küchenkultur noch suchen musste und zeigte sich begeistert darüber, wie groß das Angebot und die Vielfalt der japanischen Küche in Deutschland mittlerweile geworden ist.

Buri trifft Berliner Eisbein

Foodbloggerin Felicitas Then führte uns nach dem Grußwort der Boschafterin an dem Abend als charmante und eloquente Moderatorin durch den offiziellen Teil des Abends. Aber auch als Köchin hatte sie mit ihrem Team den Starter des Abends konzipiert und serviert.
Echte Fusionsküche namens: „Buri trifft Berliner Eisbein”. Ein köstlicher, vor allem kreativer Einstieg. Knackig mmarinierter Weißkohl in einem mild-würzigen Sauerkrautsud, dazu Buri im Sashimi-Stil mit gepoppter Schweinehaut und Erbsensproße. Wir hatten davon nicht nur einen (kleinen) Teller.
Die Gerichte der Berliner Köche Sebastian Leyer und Song Lee, Area Head Chef von Sticks’n’Sushi, bestanden gelegentlich auch aus Reis, wurden aber vor allem mit den beiden Fischarten Rote Meerbrasse, Madai (Red Sea Bream) und der Gelbschwanz, Buri, (Yellowtail) in faszinierenden Variationen serviert. Wobei Leyer für die köstliche europäische Interpretation sorgte, Song Lee sich dem spannenden japanischen Nimbus widmete.
Beide Fischarten durfte ich euch schon einmal in diesem Blog vorstellen. Wer sie noch nicht kennt, hier entlang! Mir war es eine große Freude, diesen schmackhaften Fischen der Japanese Farmed Fish Export Association erneut zu begegnen.
In der profansten Variante durften wir die Fische am großen Sushi- und Sashimi-Buffet genießen, hier überzeugte natürlich die bekannteste japanische Food-Kultur wieder einmal mehr. Wobei profan hier eine dreiste Untertreibung, durften wir auch Imperial Caviar dort verkosten.
Der uns übrigens auf dem Wagyū Sando nochmals beglücken wollte – als Luxus-Tramezzini.

Buri, Madai, Wagyū, Reis, Curry und Sake – wenn dann Köche zaubern …

Alle anderen zauberhaften Fisch-Gerichte aus diesen japanischen Fischen nannten sich z. B. Buri Hausfrauenart – als würzige Matjesvarition,
Madai Ceviche mit Kräuteröl (so dermaßen to die for!)
oder Natto Maki. Song Lee zelebrierte auch für interessierte Zuschauer die meisterhafte Filettierung eines solchen Fisches.

Einigen von uns begegneten wohl zum ersten Mal dem japanischen Golden Curry, mit dem einige Variationen der Fische, aber auch vom Wagyū zubereitet wurden, es ist sehr intensiv in der Würze. Aber das lässt sich ja zu Hause variieren – auf jeden Fall eine spannende Begegnung, die ich gerne vertiefen möchte. Danke also an All Japan Curry Manufactures Association für diese interessante Erfahrung!
Die längste und sehr kommunikative Schlange an dem Abend traf sich definitiv am Wagyū-Unami-Counter. Das J-LEC, Japan Livestock Products Export Promotion Council hatte ermöglicht, dass uns Wagyū aus sechs verschiedenen Schnitten des Rindes in Premium-Qualität serviert wurde. Roh, als Sushi Variante, gegrillt.
Ooder auch als Yakitori. Als wir das genießen durften, wurde es sehr still in unserer Runde. Das Fleisch schmolz mit seinen unterschiedlichen Aromen auf der Zunge. Was für ein Genuss!
Der neue Chefkoch der japanischen Botschaft, Hirofumi Kodera, servierte Natto Maki und Wasabi-Mochi. Snacks aus Reis, würzig und süß, und natürlich den Sushi-Reis konnten wir am Tisch der Japan Rice Industry Export Promotion Association verkosten. Und natürlich durften wir auch im Sake-Himmel weilen. Ob als Sparkling Sake (unser aller Liebling) oder als ein mit Hefe und Erdbeerblüten gebrauter Sake (sehr süß), es war für jeden etwas dabei.

Dieser tolle Abend war ein Geschenk mit wundervollen Genüssen, schönen Gesprächen in den schönen Räumen der japanischen Botschaft!

Arigatou gozaimasu!

2025-01-11

Carosselo – die königliche Melongengurke aus dem Salento in Apulien

Carmen Mancarella lud uns im letzten Oktober nach langer Covid-Pause wieder ein, den Salento zu besuchen und dessen historischen und kulinarischen Schätze kennenzulernen. Das Olivenöl und die Weine aus Apulien sind weltweit bekannt und stehen für die Qualität der landwirtschaftlichen Produkte, die auf den roten Böden angebaut und von der Sonne viele Stunden lang beschienen werden.

Ich nutzte die Gelegenheit und reiste einige Tage früher an, um etwas mehr Zeit mit meiner Freundin verbringen zu können. Auf der Fahrt vom Flughafen nach Lecce (in Carmens Traumauto, dem Audi!) hatten wir eine Idee, wie wir den in Kürze eintreffenden Journalisten eine besondere, leckere Spezialität Apuliens vorstellen könnten.

Hierzu vorab eine kleine Geschichte: Anlässlich meiner ersten Einladung von Carmen nach Apulien, damals besuchen wir das Valle d’Itria mit Oria und Ostuni, servierte man uns im Hotel zum vorzüglichen Abendessen einen Teller mit – vermeintlichen – geschälten Gurken zu den Antipasti. Sie schmecken jedoch ganz anders: süßlich, etwas nach Gurke, doch mehr aber nach Melone. Auf jeden Fall: frisch, saftig und lecker.

Also nachgefragt und mir wurde erklärt, ich hätte meine erste Carosselo Leccese – Meloncella Scura – gegessen. Botanisch zu Cucumis melo L, zu den Melonen sortiert, wird die Carosselo als Melonengurke bezeichnet.
Von den üblichen Melonenarten, die wir so kennen, unterscheidet sie die Größe und von der Gurke die Form. Eher rundlich, ist sie lediglich eine Hand voll groß, oft kleiner und sie ist deutlich weniger süß als Melonen. Von den Gurken wiederum unterscheidet sie, dass sie kein Cucurbitacin, also den Bitterstoff der Gurke besitzt. Sie ist reich an Kalium und β-Carotin. Weiterhin enthält sie bioaktive Verbindungen wie Methylgallat, das wirkt antioxidativ und antiviral sowie α-Tocopherol, das hemmt die Lipidoxidation.

Eiskalt und frisch auf dem Teller, ist die Carosello oder ihr biologisches Äquivalent, die Barratiere, eine der besten Erfrischungen, die man in Apulien im Hochsommer genießen kann. Tatsächlich sind diese Züchtungen eine regionale Spezialität des Salentos, die man auch in Norditalien oft gar nicht kennt. Nur in Sizilien ist sie noch bekannt, sie heißt dort Battagliuno. In Apulien wird einem dieses fruchtige Gemüse oder die gemüsige Frucht unter vielen unterschiedlichen Namen begegnen können, auch je nach der Region dieser italienischen Provinz. Sei es, weil es eigene familiäre Züchtungen sind oder weil der Dialekt sie anders bezeichnen möchte. Außerhalb Italiens dürft ihr näher hinsehen, wenn euch der Begriff Cumelo auf dem Markt begegnet.
Bei meinem nächsten Besuch in Apulien erwarb ich im Supermercado eine Packung mit Samen und zog mir meine ersten Carosello vom Typ Carosello Scopatizzo Barese auf meinem Balkon. Die Fotos meiner ersten, übersichtlichen Ernte von zwei kleinen Früchten, schickte ich natürlich Carmen, die sich heute noch darüber sehr freuen kann. (Ein großes und liebenswertes Talent der Salentiner, sich über Kleinigkeiten so freuen zu können!) Und wann immer wir gemeinsam unterwegs sind in Apulien, gibt sie unsere Geschichte zum Besten: Von meiner Begeisterung zu den Carosseli, dass ich sie auf meinem kleinen Berliner Balkon versuche anzubauen.

Das war mein Vorschlag an Carmen anlässlich unserer aktuellen Tour. Wir könnten doch einen Produzenten der Carosseli besuchen, damit die Journalisten – neben dem bekannten apulischen Olivenöl – einer weiteren köstliche grüne Spezialität des Salentos begegnen könnten. Gesagt, getan, am ersten offiziellen Tag der Reise organisierte Carmen für uns die Cooperativa Agricola San Rocco in Leverano, wo uns der Präsident der Cooperative, Walter Ingrosso, mit seinem Team begrüßte und uns alles zur Carosello Leccese beantwortete.
Diese Kooperative wurde 1973 als Floristikunternehmen gegründet und musste sich in einer Absatzkrise neu überdenken. Von da an setzte sie auf den Anbau von Gemüse und Obst. Das tut sie noch heute mit dem Anspruch, die Landwirtschaft möglichst nachhaltig zu betreiben und dabei diesem Land und seiner Vegetation gerecht zu werden.
Eine Genossenschaft, die mit ihren Mitgliedern herrliche Früchte in apulischer Erde angebaut, sortiert und teilweise händisch verpackt und im Direktvertrieb absetzt. Heute besteht San Rocca aus 229 Mitgliedern mit über 300 Hektar Anbaufläche, auf der geschützte apulische Kulturen im nachhaltigen Anbau produziert werden.

5 Millionen Carosellii verkauft dieses Unternehmen inzwischen und ist in jüngster Zeit auch in den Großvertrieb eingestiegen. Tatsächlich habe ich letzten Sommer erstmals die helle Carosseli bei unserem Edeka in Berlin-Mitte bei den Melonen entdecken können: Eine kleine Frucht kostete € 2,95. Das war nicht der ganz große Verkaufserfolg, weil man sie natürlich auch hierzulande nicht wirklich kennt.
Wir erhielten eine umfangreiche Führung in den Hallen, wo tatsächlich Anfang Oktober noch Carosseli und die hübschen Chili-Sträucher (händisch gebunden) von den Mitarbeiterinnen verpackt wurden.
Auch perfekte Tomaten, Auberginen, Peperoncini und Granatäpfel warteten auf ihre weitere Bestimmung. Die Carosellii sind jedoch das Hauptprodukt von San Rocco, die in diesen Früchten ihr besonderes Alleinstellungsmerkmal sehen. Walter Ingrosso, Präsident der Genossenschaft erkläre uns, dass man für Carosello und diese Region rund um Leverano die geschützte geographische Angabe, die g.g.A.-Zertifizierung anstrebe.
Die Cooperativa Agricola San Rocco hat viel investiert, die Erntezeit der Carosello bis in den November hinein um zwei Monate zu verlängern. Üblicherweise endet sie im Feldanbau Anfang September. Hier wurden späte Aussaaten in Gewächshäuser verlegt.
Auch in Apulien hat man in der Landwirtschaft hart mit den veränderten Klimabedingungen und Ernteausfällen zu kämpfen, was solche Maßnahmen – also außerhalb der Freilandkultur – zunehmend notwendig macht.
Natürlich sind wir nach der Verkostung hinaus auf die Felder und die anliegenden Gewächshäuser gefahren, die noch voll mit Blüten an den Carosseli bzw. Peperoncini waren. Die Natur in Apulien macht mich wirklich immer schwach. In einer Jahreszeit, in der bei uns sich alles zurückzieht, geht dort der nächste Frühling nach dem Sommer los. Auf den Feldern stehen jetzt die jungen Artischockenpflanzen. Ein großer Teil der allerersten Artischocken, die ihr ab Februar kaufen könnt, stammen aus Apulien. Die Früchte der Carosello gibt es in rund mit hellgrüner Schale, länglich-dicklich mit dunkelgrüner Schale oder – visuell ähnlich unseren Schmorgurken – mit grüner Schale und hellen Streifen. Dunkelgrün ist die Sorte Barratiere, im Dialekt auch als „Tondo di Fasano“ oder „Cianciuffo“ bekannt, sie schmeckt noch etwas intensiver nach Melone. Carosseli gibt es in großer äußerer Vielfalt – aber dahinter befindet sich immer ein frischer süßlicher Melonen-Gurkengeschmack mit gar keinen Kalorien, aber viel Vitaminen und Wasser.

Später wurde uns gezeigt, wie man die Carosellii oder Barratiere schält und serviert. Natürlich durften wir sie verkosten – zusammen mit den typischen kleinen Friselli und frisch geernteten Tomaten der Genossenschaftsmitglieder.
Obwohl viele der anwesenden internationalen Journalisten schon oft mit Carmen zusammen diese wunderschöne Region in Süditalien besucht hatten – die Caroselli, als Saisonprodukte des Sommers, waren den wenigsten bisher begegnet. Und alle waren angetan von diesem köstlichen Zugewinn. Ich fühlte mich sowieso wie im Paradies.
Carosellii schält man meist wie Gurken (einige Sorten können mit ihrer dünneren Schale gegessen werden) und entfernt ihre Kerne – und serviert sie leicht gekühlt, üblicherweise pur. Ihr feiner, intensiver Geschmack benötigt keine weiteren Zutaten. Gerne serviert man sie in Apulien mit etwas mit Zitrone vermengtem Olivenöl und einem Hauch Salz, in das man die Schnitten taucht. Das ist so gut! Natürlich schmecken sie auch in einem frischen Salat. Wer im Sommer in Apulien die Friselle im Restaurant bestellt, z. B. mit frischem Tartare di Tonno und Burrata, kann sicher sein, dass die grüne Beilage eine Melonengurke ist. Ich mag sie auch sehr gerne als eine Art Caprese aufgeschnitten serviert, mit etwas frischem Pfeffer und frischer Stracciatella sowie einem Faden Olivenöl.

Wenn ihr sie selber einmal anbauen möchtet – auf dem Balkon oder im Garten, empfehle ich als als Onlinequelle den netten kleinen Samenshop Borlotti. ZEin zuverlässiger Lieferant und bietet ein breites Angebot toller italienischer Samen unterschiedlichster Couleur an. Die Melonengurke findet ihr dort in vielen Varianten in der Kategorie Fruchtgemüse bei den Gurken.

Mein hochgeschätzter Gemüsemarkthändler hier in Berlin, der seinen Stand mit vielen italienischen Produkten auf dem Markt am Winterfeldplatz hat (und dienstags sowie freitags auf dem Hermannplatz steht, direkt rechts neben dem Ausgang der U8 auf Hermannstraßenhöhe), hatte sie in diesem Jahr erstmals entdeckt und war ebenso begeistert wie ich. Er bietet sie, zu meiner großen Freude, nun auch in der Saison an.