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2025-02-25

Ein Spaziergang durch den Sasso Caveoso di Matera

Der Himmel ist strahlend blau über den Sassi di Matera in der Basilikata, kleine Schäfchenwolken schweben, die Sonne leuchtet die alten Häuser aus Tuffstein freundlich, beinahe weiß aus.
Müde Katzen, die sich von den Restaurants haben mit den Resten füttern lassen, liegen entspannt im Schatten.
Die Kunsthandwerker beziehen wieder ihre Outdoor-Werkstätten und die Straßen füllen sich langsam wieder nach der ruhigen Mittagszeit.

Contróra

Es ist nach der Contróra, der in Süditalien praktizierten Mittagszeit, in der sich alle Menschen aus der Hitze zurückziehen in ihre Häuser, um sich nach dem Mittagesseen etwas ausruhen. Wenn um ein Uhr die Schulen aus sind und die Kinder abgeholt werden, wird es sehr geschäftig in den Städten und Gemeinden Süditaliens. Eine Art Feierabendverkehr zu einer, für uns, ungewohnten Zeit setzt ein.

Und ganz plötzlich zieht sich das Leben völlig zurück. Alles wird ruhiger, gelassener. Die Innenstädte leeren sich. Sogar die Züge fahren jetzt in einem deutlich reduzierten Takt. In den Restaurants bzw. in die Familien wird zusammen Mittag gegessen und danach geht man dorthin, wo es kühl ist.
Das kann durchaus heißen, das man in den Restaurants gegen 14 Uhr gebeten wird, langsam zum Ende zu kommen mit seinem Besuch. Und es erklärt auch, warum man in Süditalien um zwei Uhr bei sehr vielen Restaurants vor geschlossenen Türen steht. Die meisten Geschäfte sind nun zu. Keine Unhöflichkeit, die hart arbeitenden Menschen benötigen in der Hitze einfach ihre Ruhe!

Auch in den Familien ziehen sich alle Mitglieder nach dem Essen in ihre Zimmer zurück und ruhen sich aus. Ja, auch die Kinder genießen diese Zeit in Ruhe. Die Sicherheit, dass sie nichts versäumen in der Zeit, scheint ihnen eine gute Beruhigung zu vermitteln. Erst zwischen 16-17 Uhr kehrt das Leben zurück in die Straßen.

Und genau jetzt, um diese Zeit, beginnt unsere geführte Wanderung durch den Sasso Caveoso von Matera.

Kirchen aus Stein im Stein

Unser B&B liegt in diesem Bereich der unteren Altstadt Materas, den Sassi di Matera, Wir folgen von dort aus dem Verlauf der Via Bruno Buozi, die auf einer Piazza endet, wo uns der Blick auf die beeindruckende tiefe grüne Schlucht, durch die der kleine Fluss Gravina plätschert, erwartet. Ihrem Verlauf folgt die untere Altstadt von Matera mit ihren berühmten Höhlenwohnungen. In dem Felsmassiv gegenüber liegen die früher auch bewohnten Höhlen und sind als größere dunkle Löcher im Gestein zu erkennen.

Diese Seite ist jedoch nie bebaut worden. Heute führt eine kleine Hängebrücke nach einem Abstieg über den Fluss, und man kann auf angelegten Wegen wandern. Eine Führung hierfür zu buchen, um die geschichtlichen Zusammenhänge erklärt zu bekommen, kann sich sehr lohnen.

Auf der Piazza San Pietro, auf der wir stehen, befindet sich auch die Chiesa San Pietro Ceveoso, die Kirche stammt aus dem Jahr 1300. Ihre heutige Fassade erhielt sie im Jahr 1706.
Beeindruckend thront dahinter ein großer Kalksteinfelsen – der Monterrone. Oben bzw. in seinem Inneren befindet sich die Kirche Santa Maria de Idris aus dem 13. Jahrhundert. Es gibt einige Höhlenkirchen in Matera – aber eine, die so in die Höhe gebaut wurde, findet man weltweit nicht oft.

Sie scheint das rustikalere Spiegelbild des ebenfalls erhöht gebauten Duomo auf der gegenüber liegenden Seite, den Sasso Barisano, zu sein. Wer ausreichend höhenfest ist, kann über eine kurze steile Treppe diese Kirche erreichen, äußerlich blieb sie immer über die Jahrtausende unverändert. Von ihr aus gelangt man in die Krypta von San Giovanni in Monterrone (11. Jh. geweiht). Dort warten Fresken aus dem 12. bis zum 17. Jahrhundert, gemalt, aber auch in den Stein gehauen.

Diese Schande Italiens

„Die Schande Italiens!”, so sprach der italienische Ministerpräsiden Alcide De Gaspari von den Sassi di Matera nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und ließ die Stadt 1953 räumen. Zuvor wurden am Rande der heutigen Altstadt viele Wohnblöcke hochgezogen und in diese die 15.000 Bewohner der Sassi zwangsweise umgesiedelt.
Die untere Altstadt wurde gesperrt, eingezäunt und verfiel.
1986 vergab Italiens Staat einen Kredit von 50 Millionen Euro, damals waren das ca. 100 Milliarden Lire für den Wiederaufbau und die Modernisierung der Sassi. Immerhin gilt Matera – zusammen mit dem syrischen Aleppo – als eine der ältesten Städte unserer Welt. Eine Frischwasserversorgung wurde installiert, ebenso ein Stromnetz und die Kanalisation wurde angelegt. Die Besiedelung erfolgte neu, heute leben ungefähr 3.000 Menschen wieder in den restaurierten Häusern.

Viele Häuser wurden in den letzten Jahren restauriert und in Luxus-Etablissements für Touristen umgewandelt. Aber man findet auch noch viele Höhlen, die zwar vor Zugängen gesichert sind, aber mit den erkennbaren Spuren der Bewohner aus ihrer Vergangenheit.
Darin liegt – von der Historie abgesehen, der man hier folgen kann – der besondere Charme der Sassi: diese Brüche. Ruinen, die hoheitsvoll in ihrer Bedeutung neben dem touristischen Ausverkauf liegen. Aber ich möchte fair sein, es gibt auch viele Häuser, die sehr bedacht auf die besondere Geschichte Materas rücksichtsvoll neu aufgebaut wurden, in denen die Menschen wirklich noch leben. Und hoffentlich nicht so verdrängt werden, wie es an vielen anderen Orten geschieht.

Bei der zum Wiederaufbau dazu gehörigen Inventur zählte man alleine 3000 Höhlenwohnungen und 162 Höhlenkirchen, die zum Teil immer noch einen unfassbaren Schatz an den Wänden mit oft hervorragend erhaltenen bunten Fresken tragen.

Man erkennt von außen nicht, dass sich hinter den kleinen Häusern oder Kirchenfassaden teilweise Räume und Gänge mit bis zu 15 Metern Tiefe in das Gestein gehauen befinden. Die Höhlen, die nachweislich in der Steinzeit bereits bewohnt waren, wurden erst im Mittelalter mit Türen verschlossen.

Chiesa Santa Lucia alle Malve

Unser Spaziergang folgt der Panoramastraße und wir besuchen die Chiesa Santa Lucia alle Malve. Eine kleine Felsenkirche mit drei unterschiedlich geformten Schiffen, die durch ihre sehr gut erhaltenen Fresken aus dem 11. bis 17. Jahrhundert besticht.
Zwölf wunderschöne Fresken sind hier zu sehen. Unter anderem sieht man das Bildnis einer stillenden Madonna. Im dritten Seitenschiff kann man einen besonderen Fresko der Heiligen Lucia sehen. Ihr Martyrium bestand in einer Blendung und in dem Bildnis hält sie uns Betrachter*innen ihre beiden Augen hin.
Ich begegne an diesem Ort erstmals dem Abbild der Heiligen Agnes – deren Vertretung ich anlässlich der Feierlichkeiten der Il Tavole di San Giuseppe in Apuliens Giurdignano einmal bei der feierlichen Speisung übernehmen durfte.

Sant'Agostino al Casulvuovo

Mit dem gleichen Eintrittsticket kann man die direkt daneben liegende Höhlenkirche Sant'Agostino al Casulvuovo besichtigen. Deutlich rustikaler im Ausbau enthält sie eine der Schneezisternen, die, lange vor der Erfindung des Kühlschranks, für die Wasserversorgung und Speisekühlung verantwortlich waren. Man differenzierte den weißen und den schwarzen Schnee. Der weiße Schnee war für die menschliche Versorgung geeignet, den verschmutzten schwarze Schnee bekam die Landwirtschaft bzw. wurde für die Reinigung verwendet.

Unterhalb der Kirche existierten sogar Wohnungen.
Diese Höhlenkirche aus dem 13. Jahrhundert interpretiert sich heute gleichzeitig als eine Galerie für moderne Kunstobjekte und landwirtschaftliches Museum.
Gerade werden Feierlichkeiten für die Vernissage vorbereitet.
Ich liebe das so in Italien, diese unbekümmerte und durchaus auch liebevolle Verknüpfung uralter Geschichte mit der heutigen Zeit.

Storica Casa Grotta di Vico Solitario

In unmittelbarer Nachbarschaft können Interessierte die Casa Grotta besuchen, und ich möchte es jedem Besucher Materas empfehlen. Die ehemalige Höhlenwohnung der Familie Vico Solitario wurde mit zahlreichen erhaltenen Möbeln und Gegenständen des gelebten Alltags ausgestaltet, sodass man einen guten Einblick in das frühere Leben der Materani erhalten kann.
Diese Art Museum ist klein, so klein, dass die Besucher in kleineren Gruppen eingelassen werden – und nach angemessener Zeit auch wieder zum Verlassen gebeten werden. (Das gilt für viele Sehenswürdigkeiten hier in den Sassi.)
Aber die ganzen Artefakte sind so liebevoll aufbereitet und diese Höhle so anschaulich eingerichtet – sie ist sehr entzückend!
Tatsächlich waren diese nicht allzu großen Behausungen, in denen die Großfamilien lebten und schliefen, gleichzeitig auch die Ställe für die Tiere, Toiletten und Waschräume – und nicht selten erledigte man das alles in einem einzigen großen Raum.
Im Winter war die zweifache Nutzung als Stall und Wohnung durchaus praktisch, weil das Stroh Feuchtigkeit aufnehmen konnte und die Tiere auch Wärme spendeten.
Die Wohnungen hatten keine Fenster, waren dunkel, viele von ihnen bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts ohne Stromversorgung. In der Casa Grotta steht das Pony mitten im Raum – gegenüber dem großen Bett der Eheleute. Ein interessanter Ausflug in eine Zeit, der uns das Leben in den Sassi um einiges bewusster erleben lässt – im Nachhinein. Alleine von dem olfaktorischen Erlebnis der damaligen Zeit wird man heute verschont.
Natürlich wurde in der früheren Zeit fast überall so gemeinsam gelebt, purer Pragmatismus. Aber dass in den Sassi di Matera lange, bis Mitte des letzten Jahrhunderts, in einem sonst zivilisierten Europa so gelebt wurde und erst durch eine politische Agenda verändert wurde … Ich nehme einige besondere Eindrücke für mich mit aus der Casa Grotta.

Storica Casa Grotta di Vico Solitario
Vicinato di vico Solitario, 11
75100 Matera (MT) Italia
e-mail: info@casagrotta.it

Turismo di Matera

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2025-02-23

Vercelli lädt ein zu Risò 2025 – dem 1. Festival Internazionale Del Riso

Der Winter ist in Berlin Messezeit und ich durfte mich anlässlich der Fruit Logistica am Stand der italienischen Region Piemont über deren Köstlichkeiten informieren. Dass die feinsten Haselnüsse der Welt aus dem Piemont kommen, dürfte bekannt sein. Die Region steht aber auch für eine große Apfeldiversität. Und in unseren Gläsern sorgen feinste Trauben und fleißige Winzer dieser Region für spritzige Freude. Den Piemonteser Reben entstammen 60 DOC- und DOCG-Weine. Und dann ist da noch: Reis. Kein Wunder, befinden wir uns im Po-Delta!

Risò – in Berlin politisch hochkarätig präsentiert!

Die Pressekonferenz auf dem Stand des Piemont hätte nicht hochkarätiger besetzt sein können, der Präsident der Region Piemont, Alberto Cirio und Paolo Bongioanni (Beigeordneter für Handel, Landwirtschaft und Ernährung Region Piemont), Davide Gilardino (Präsident der Provinz Vercelli), Natalia Bobba die Präsidentin der Ente Nazionale Risi und Domenico Sacchetto (Präsident der Aop Piemonte) stellten die Produkte und auch sonstigen Vorzüge ihrer Region vor, ließen uns einige Produkte verkosten. Später guckte auch Fransesco Lollobrigida (Großneffe von der Lollobrigida) vorbei, der italienische, rechte Minister für Landwirtschaft und Ernährungsouveränität, der am ersten Messetag für sein „Made in Italy” warb.
Anschließend probierten wir ein leichtes Risotto – serviert mit frischen Würfeln vom Apfel aus dem Piemont und mit den piemontesischen Käsesorten Sola sowie Toma Piemontese DOP von der Käserei Quaglia. Die knackigen Apfelwürfel darin hatten es mir besonders angetan!

Italien – führender Reisproduzent in Europa

Italien ist eine Reis-Nation, das ist nichts Neues. Seit über 500 Jahren wird Reis in Italien angebaut. Vor allem in der Region Piemont, die sich stolz rühmen kann, das größte europäische Reisanbaugebiet zu stellen. Rund um die Städte Vercelli und Novara sind zwei Grundvoraussetzungen für das Wachstum der Reispflanzen gegeben: Topfebene – heißt, völlig plane Anbauflächen – und stetiger Wasserfluss, hier aus den Alpen. So wachsen in den Provinzen des Piemonts die beliebtesten Reissorten, Arobio, Vialone und Carnaroli, die Köch*innen Italiens für ihr hochgeschätztes Nationalgericht Risotto verwenden.

Die Reisernte im Po-Delta war harte Handarbeit. Wusstet Ihr, dass bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts vor allem italienische Frauen waren, die im Wasser stehend die jungen Reispflanzen setzten, Unkraut zupften und später die Ernte einbrachten? Und immer im Tanz der Moskitoschwärme.

145 Millionen Tonnen Reis – das ist der stolze Ertrag der in ganz Italien auf 226.000 Hektar angebauten Reisarten. Heute sind es über 140 verschiedene Sorten, die von 3.450 Unternehmen Arbeitsplätze in ganz Italien sichern. Und davon bauen alleine 70 Prozent den Reis in der piemontesischen Provinz rund um die Stadt Vercelli an – Vercelli gilt nicht umsonst als die Reis-Hauptstadt Europas. Und auf diese Relevanz, die beeindruckenden Zahlen möchte Vercelli auch außerhalb Italiens aufmerksam machen.

Vercelli – die Reishaupstadt zelebriert Risò!

Vercelli liegt 85 Kilometer westlich von Mailand entfernt und ist über die Bahnstrecken Turin-Mailand, Vercelli-Pavia und Vercelli-Valenza zu erreichen. Die Stadt hat etwas über 45.000 Einwohner und blickt in ihrer Existenz auf die Römerzeit (Vercellae) zurück. Stadt und die gleichnamige Provinz laden im September 2025 zum ersten Mal ein zu Risò – dem Festival Internazionale Del Riso, das internationale B2B-Messe mit einem großen Festival für Endverbraucher*innen rund um den Reis vereint.

Die Idee für das Festival wurde erstmals anlässlich des G7-Landwirtschaftsgipfels in Ortigia vorgestellt. 2025 freut sich die Stadt darauf, sich Besucher*innen aus aller Welt als europäische Reisehauptstadt zu präsentieren.

Vom 12. bis 14. September wird in der gesamten Provinz Vercelli der Reis (und die neue Ernte) gefeiert werden. Mit ihrem umfangreichen B2B-Programm und Fachdiskussionen wendet sich die Fachmesse an Produzent*innen, Expert*innen und Distributor*innen der Welt. Die Änderungen im Klima führen auch zu neuen Gegebenheiten im hydrologischen und geomorphologischen System der Region. Das ist bekannt – der Klimawandel stellt den Reisanbau (nicht nur in Italien) vor neue Herausforderungen. Möchte man die bisherige Biodiversität im Anbau erhalten, wird man neue Wege gehen müssen und der fachliche internationale Austausch ist von höchster Relevanz.

Die große Reisparty überall in der Stadt!

Das Festival Risò wird in der gesamten Stadt und Region Vercellis zelebriert und lädt alle Menschen ein, sich vier Tage lang an der Schönheit und Tradition – und natürlich Köstlichkeiten – rund um den Reis zu erfreuen. Dabei können interessierte Besucher das eigene Wissen zum Thema Reis und seinen Anbau erweitern, Traditionen entdecken, die Entwicklung über die Jahrhunderte im Anbau erleben und von den Bemühungen neuer Züchtungen, die im Klimawandel Bestand haben, erfahren.

Ob auf der Piazza Antico Ospedale, in der Reis-Börse, dem Dugentesco-Saal oder in der Krypta von Sant’Andrea – auch das Stadttheater Vercellis spielt mit. Historisch interessierte Besucher*innen werden dabei beeindruckenden Fresken aus der frühgeschichtlichen Stadt bewundern können in den besonderen Locations.

Berühren, probieren, hören, entdecken – das ist das Festival-Konzept. Berührt wird im Bereich handwerkliche Produktion – die Besucher*innen können den Reis in seiner Vielfalt anfassen und erleben, was man aus Reis noch alles herstellen kann – wenn er nicht im Risotto glänzt. Schmecken kann man den Reis in den vielfältigen von den lokalen Chefs, die extra für das Festival neue Rezepte entwickeln. Köstlichkeiten, die kulinarisch die Verbindung von Tradition, Region und Geschmack vereinen sollen. Zwei überdachte Ausstellungsflächen laden hierfür ein, die Kochshow-Area und die Food-Area.

Zuhören können die Besucher bei den Konferenzen, Workshops, Masterclasses und Diskussionen, die von Experten, Fachleuten und Unternehmen zu Themen rund um die Welt des Reis angeboten werden: von seiner Geschichte über nachhaltige Innovationen bis hin zu neuen Technologien. Und: Kein Festival in Italien ohne Musik!

Das Entdecken ist den großen und kleinen Kindern überlassen, natürlich – wir wären nicht in Italien – würde nicht vor allem für Kinder ein eigenes Bildungsangebot rund um den Reis mit Spielbereich zur Verfügung gestellt. Vor allem am Wochenende können auch Tourist*innen an Touren teilnehmen und die Dörfer der Wasserwege in der Baraggia-Region entdecken. Das Baraggia-Gebiet ist das einzige Gebiet, in dem Reis mit der europäischen DOP-Zertifizierung angebaut und verkauft werden darf.

Also wer im September noch ein paar Tage Urlaub hat und sich im Piemont wohl fühlen möchte: Rauf auf die Reisfelder, rein in die Bauernhöfe und vor allem trefft die Menschen, die das Produkt Reis leben!

Homepage Risó – 1. Festival Internazionale Del Riso
Città di Vercelli
Bei mir im Blog: Reis – ein europäisches Kulturgut

2025-02-22

Käse kosten in der Trattoria a Muntagnola

LOST in Cheese – wirbt für das Gleichgewicht von Form und Nachhaltigkeit von traditionellem Käse Italiens. Im vergangenen Jahr war ich schon auf dem Presse-Event in Berlin. Acht Konsortien stellten besondere und in ihrem Ursprung geschützte Käsesorten aus ganz Italien vor.

Jetzt folgt der nächste Schritt der leckeren Kamapgane, denn in den letzten Wochen wurde diese Aktion in ausgesuchte italienische Spitzenrestaurants in Berlin transportiert, um diese fantastischen Käse mit historischem Hintergrund auch den Gästen – also Verbrauchern – in Deutschland nahezubringen. Gleichzeitig wurde in München das Event wiederholt, das uns im letzten Jahr schon in der Hauptstadt spannende neue Käseerfahrungen gebracht hatte!
Pino Bianco, Mama Angela, Tina Sento und Cole Donovan und ihre Trattoria a Muntagnola gehören zu den ausgewählten Restaurants.
Sie haben uns eingeladen zu einem schönen Abendessen mit den vom langjährigen Koch CIBI selbst gemachten und legendären Antipasti der Trattoria a Muntagnola: Caponata (nirgendwo in Berlin schmeckt sie besser!), Cicoria (mit Tomaten gedünstet) und frische, und den köstlichen Artischocken aus der Basilikata, die von Mama Angela eigenhändig geschält und eingelegt worden sind – und einem sehr reich gedeckten Käsetisch.
Die Kampagne „LOST in Cheese” wurde von Alessandra Forni vorgestellt. Probiert haben wir u.a. Murazzano DOP, Ossolano DOP, Roccaverano DOP, Strachítunt DOP, Puzzone di Moena DOP, Provolone del Monaco DOP, Pecorino Siciliano DOP und Vastedda della Valle del Belice DOP.

Zur Erinnerung: DOP steht für „Denominazione di Origine Protetta”, ein Qualitätssiegel, das die originale Herkunft eines Lebensmittels innerhalb der EU bezeugt. Wir haben besondere Käsearten aus dem Piemont, der Lombardei, dem Trentino, Kampanien und Sizilien kosten dürfen.

Alles Käse, die in kleinen Käsereien produziert werden, die besonderen Schutz innerhalb der EU benötigen, um ihre regionalen Schätze zu erhalten. Alle Käsereien produzieren nachhaltig – und stehen für kurze Lieferketten!
Die Käse aus Rohmilch von Kühen, Ziegen oder Schafen, teilweise als Hartkäse, teilweise als Weichkäse produziert – für jeden Geschmack etwas dabei.
Einige der Käse hatten eine aromatische Leichtigkeit, wie mein persönlicher Favorit, der Strachítunt DOP. Ein Blauschimmelkäse aus Rohmilch. Die Kühe, die für diesen Käse ihre Milch geben, knabbern sich durch das Gras im Taleggio-Tal. Süßlich, pikant, duftend, aber weit entfernt von der Strenge vieler anderer Blauschimmelkäse und fest und leicht cremig-schmelzend, wird der Strachítunt im Zweimastverfahren hergestellt. Das heißt, dass der abendliche Bruch über Nacht (mind. 12 Stunden) in Leinentüchern abtropft und am nächsten Tag schichtweise mit dem morgendlichen Bruch vermischt wird. Dieser Käse ist also bereits zwei Tage alt, bevor er überhaupt in sein Reifeverfahren geht.
Von allen wirklich gerne gegessen wurde der Pecorino Siciliano DOP. Ein halbgekochter Hartkäse aus Schafsvollmilch, die Tiere werden ausschließlich auf Weiden gefüttert. Er hat eine intensive Würze mit einem konzentrierten Salzgehalt. „O Picurino” nennt man ihn in Sizilien – sein Rezept reicht bis in die Antike und noch früher zurück.
Begleitet wurde unser Tasting von dem aromatischen Rotwein Maddalena von der Cantina Lagalla aus der Basilikata, der hervorragend mit den durchaus auch kräftigeren Käsearomen spielte. Und die lukanischen Cruschi durften die Gäste auch probieren!
Wir hatten einen sehr leckeren und tollen Abend – mit der üblichen herzlichen Gastfreundschaft, wie sie in der Trattoria a Muntagnola seit über 30 Jahren gelebt wird! Grazie mille Alessandra, Pino, Angela, Tina, CIBI! Und natürlich dankeschön an die Organisatoren von Lost in Cheese für diese köstliche Erfahrung!

Was uns Käsefreunden jetzt allerdins noch fehlt, das sind Bezugsadressen, wo wir in Berlin in italienischen Salumerien diese besonderen Käsespezialitäten einkaufen können?! Das Restaurant in der Fuggerstraße 27 in Schöneberg bietet noch bis Sonntag, 23.02.2025 (oder auch solange der Vorrat reicht) den Gästen einen Probierteller mit den Käsesorten frei Haus an. Weitere teilnehmende Restaurants in Berlin: L’Enoteca l’Angeolino, Bertolini Feinkost, Bocca di Bacco und Facciola (Weinbar).

Homepage LOST in Cheese
Mein erestes Blogpost zur Aktion
Trattoria a Muntagnola

2025-02-13

Maratea – an der Küste der Basilikata

Die Basilikata – eine einzigartige Landschaft

Was mich in der Basilikata überwältigt hatte? Das ist ihre naturgegebenen Erscheinung, die keinen meiner Wünsche an Natur offen lässt. Wie oft habe ich in den drei Tagen gedacht: „Hier will ich wandern gehen!” oder „Menschenskinder, jetzt hier Rad fahren dürfen!” Je nach Jahreszeit öffneten sich uns weite flache Landschaften, auf denen die Landwirtschaft blüht. Alte Weizensorten wiegen im Wind, Mohnblumen blühen satt. Weinreben und alte Olivenbäume sortieren sich in klaren Linien.
Immer wieder durchbrochen von den kleinen lukanischen Dolomiten, an denen sich kleine Dörfer schmiegen. Die Bergketten der Apenninen sind manchmal von einer harten Kargheit geprägt, laden auf ihren Erhebungen aber unbedingt ein, die angesiedelten kleinen Dörfer zu besuchen. Einige von ihnen sind verlassen, wie das alte Craco, das nach Erdrutschen 1963 evakuiert werden musste. Die umgesiedelten Bewohner der Altstadt haben am Fuße der Erhebung in Craco Peschiera ihre neue Wohnheimat gefunden. Aber die Geisterstadt oben am Berg lockt heute einen stetigen Strom von Touristen an.

Die von den lukanischen Calanchi geprägte Landschaft, sie ist besonders beeindruckend.
Steile Hänge mit wenig Vegetation und lockeren Sedimenten – in der Basilikata sind sie aus Lehm und daher sehr anfällig für Erosion. Niederschläge haben tiefe Furchen im Gestein hinterlassen – ich fühle mich bei ihrem Anblick ein wenig wie auf den Mars versetzt.
An anderen Orten sind die Gebirge der Basilikata dicht bewaldet. Der längst erloschene Vulkan Monte Vulture hat dieser Region die übliche Fruchtbarkeit der Lavaböden geschenkt. Nicht gesehen habe ich z. B. die Laghi di Monticchio, die Nicoletta von Sonoitalia schon besuchen konnte. Die Basilikata lädt in ihren beiden großen Nationalparks Parco Nazionale del Pollino und Parco Naturale di Gallipoli Cognato e della Dolomiti Lucane zu traumhaften Wanderungen in (fast) unberührter Natur ein. Teilweise von Flüssen durchzogen, locken auch beeindruckende Wasserfälle. Die Tier- und Pflanzenarten, die es hier zu entdecken gibt, einzigartig! Der höchste Berg der Basilikata ist der Sirino mit einer Höhe von 2005 Metern.

Maratea – eine bezaubernde Perle an der Küste der Basilikata

Und dann … ist da noch die Küste. Der Golf von Taranto im Ionischen Meer und der Golf von Policastro im Tyrrhenischen Meer umspielen die 70 Kilometer lange Küste der Basilikata ganz im Süden in der Provinz Potenza. Schroffe Steilküsten, tief ins die Felsen laufende Buchten und Grotten erwarten uns am Golf von Policastro im Südwesten der Basilikata. Im Südosten locken weiße, weite, lange flach ins Meer laufende Sandstrände mit dem türkis schimmernden, glasklaren Wasser. Mit einer Besonderheit lockt die schöne Küstenstadt Maratea: der Spiaggia Nera, ein Strand mit schwarzem vulkanischen Sand.

Maratea war unser letzter Anlaufpunkt unserer Pressereise. Ein Wettertief gab in den hohen Lagen alles und vermittelte uns eine Idee, wie nass es in den Bergregionen doch sein kann. Nachdem ich in Castelsaraceno im Zwischenhoch mein Selbstbewusstsein pushte und mich über die tibetanische Brücke traute, fuhren wir durch beeindruckende Regenschauer die Serpentinen hinunter zu dem traumhaft schön gelegenen Küstenort, der als der schönste Badeort der Basilikata gilt. Die Küste empfing uns indes – wie ich es für uns alle auch beschlossen hatte – im strahlendem und wärmenden Sonnenschein mit ihren vielen Blautönen!
Knapp 5.000 Einwohner zählt diese kleine Gemeinde. Ihre besonderen touristischen Attraktionen sind – natürlich – die traumhaft schöne kleine Altstadt, der schon erwähnte Spiaggia Nera, die Christus-Statue aus weißem Marmor und als neueste Errungenschaft der Skywalk von Maratea. Entlang der Küste sind sieben historische Leucht- und Wachtürme aufgereiht. Teilweise restauriert und begehbar – oder man findet von ihnen nur noch die Reste einer Ruine.

Maratea wird auch liebevoll die Stadt der 44 Kirchen genannt. Wer sich für diese Kultur interessiert, wird in der Stadt Schätze aus dem 16. und 17. Jahrhundert besichtigen können. Die Stadt lebt vom Tourismus, der sicherlich immer noch eher von Italienern wahrgenommen. Allzu viele Touristen verirren sich noch nicht aus dem Ausland – aber wer gerne wandern geht, gerne gut isst, die Ruhe wertschätzt und natürlich den Wassersport liebt, wird in Maratea einen traumhaften Urlaub verleben!

Der Bahnhof des Ortes liegt an der Linie Salerno-Reggio di Calabria. Die nächstgelegenen Flughäfen liegen in der Nachbarprovinz Calabrien. Von Neapel aus kann man in drei Stunden hierher gelangen. Aber man kann auch ab Bari mit dem Zug in den Süden der Basilikata reisen. Mit dem Zug ab Bari gelangt man in ca. sieben Stunden hierher.

Die jüngste Sehenswürdigkeit – der Skywalk von Maratea

Wir besuchen als Erstes den Skywalk von Maratea. Er wurde entlang eines historischen Naturwanderwegs angelegt, folgt dem Küstenverlauf entlang des Tyrrhenischen Meeres und bietet den Besucher*innen einen traumhaften Blick über die Küste des Golfes von Policastro. Er ist brandneu, nämlich 2024 (dem Jahr unserer Pressereise) erst eröffnet worden.
Ein ausgebauter Übertritt mit Glasboden liegt direkt über dem Meer und kann bei Besucher*innen den Blutdruck leicht heben. Barrierefrei angelegt ist der Skywalk nicht sehr lang und es locken auch einige Bänke für ruhige Momente an diesem Ort.
Wer auf ihm unterwegs ist, hat das Gefühl, von der Natur völlig umarmt zu werden.
Ein entspannender Ort, an dem man vom Duft der Macchia, der hinter ihm hochwachsenden Berges begleitet wird, vom flüsternden Wind und dem an die unteren Felsen mit beruhigender Regelmäßigkeit schlagendem Meer, dessen Geräusche den Herzschlag sofort senken lassen. Wir atmen tief durch und genießen das Bild, das sich uns mit der langsam sinkenden Sonne bietet.

Natürlich kann man auf dem Skywalk grandiose Sonnenuntergänge erleben.

Il Christo Redentore di Maratea

Oder man bewegt sich doch wieder in die Höhe – was wir natürlich tun. Hierzu fahren wir zuerst eine Passstraße hoch, die eindeutig alle visuellen Zeichen der 70er Jahre trägt, nicht immer schön – aber historisch durchaus wertvoll! Ein Parkplatz sichert dem eigenen Auto den Stellplatz, ein Schulbus aus vergangenen Tagen fungiert als Shuttlebus ganz nach oben – und mit dem zu fahren, das ist ein Vergnügen für sich!
So haben wir ganz ohne Anstrengung den Monte San Biagio erklommen. Was man durchaus aber auch tun könnte, wandert man durch das Gelönde. Hier auf seinem Gipfel hatte sich vor vielen Jahren die Stadt Maratea angesiedelt, davon finden sich hier nur noch Ruinen. Die Stadt ist später ins Tal gewandert. Es ist ein angenehmer Ort – man hat einen grandiosen Überblick auf Maratea, die weite Aussicht über die Küste und das Meer. Hier können sich allenfalls die Wolken vor den Sonnenuntergang schieben – und ihn damit auch einzigartig gestalten.
In 624 Metern Höhe steht hier „Il Christus di Maratea” eine Christusstatue nahe an der Küste. Ihre Besonderheit: Sie blickt nicht auf das Meer, sondern guckt auf die „Perle des Tyrrhenischen Meeres”, die Stadt Maratea zu ihren Füßen und scheint diese mit ihren ausgebreiteten Armen von insgesamt 19 Metern Länge umarmen zu wollen.
Christus ist beeindruckend groß: Mit seinen 21,13 Metern Höhe ist er so groß wie ein typischer Berliner Altbau aus dem 19. Jahrhundert mit vier Stockwerken. Er besteht aus einer speziellen Mischung von Flocken aus weißem Carrara-Marmor und Zement.
Der Marmor sieht nun nach 60 Jahren Standfestigkeit den Naturgewalten und Vogelliebe ausgesetzt etwas angegraut aus. Der Kopf dieses Christus ist alleine drei Meter groß. Die Statue, deren Fundament mehr als zehn Meter in dem Boden verankert liegt, wiegt 400 Tonnen! Ihre Größe beeindruckt.

Diese Statue wurde zwischen 1963 und 1965 errichtet, ihr Schöpfer ist der italienische Bildhauer Bruno Innocenti. Als ein Geschenk für Maratea hat sie Graf Stefano Rivetti finanziert und erbauen lassen. Der reiche Norditaliener, ein Industrieller der Textilindustrie, verliebte sich einst in diese Stadt im tiefen Süden Italiens und siedelte, um sie aus der lukanischen Armut zu holen, seine Industrien dort an.
Diese seine Liebe zu Maratea erklärt auch, warum Christos auf die Stadt blickt und nicht hinaus auf das Meer. Und ich verstehe ihn. Es ist ein guter Ort, wir haben einen grandiosen Überblick über Matera, wie es da entspannt im Tal zwischen den Bergen liegt, deren grüße Natur die kleine Stadt umschließt. Der Bahnhof mit den ein- und ausfahrenden Zügen wirkt von hier wie eine Modelleisenbahn. Und auf der anderen Seite kann man lang entlang der Küsten sehen – bis hinüber nach Calabrien und die Weite des Meeres feiern.
Zu Füßen der Statue, die bei jedem Wetter und zu jeder Stunde anders aussieht und – natürlich – ein viel geliebtes Fotomotiv ist, liegt die kleine Kirche San Biagio – sie ist für süditalienische Verhältnisse erstaunlich neutral gehalten.
Ein wenig Restauration und Souvenirshops laden ein, einen Café zu trinken, um auf den Sonnenuntergang über dem Meer zu warten – der von hier aus natürlich eine Grandezza unter Beweis stellt, die ihresgleichen sucht.

Centro Storico

Keine Zeit! Keine Zeit! In Maratea sind wir eindeutig viel zu kurz! Wir können nur einen kurzen Spaziergang in die Altstadt machen, wo wir die beliebten Cruschi einkaufen, die sich in den letzten Tagen ganz schön in unsere Gourmetherzen geschmuggelt haben.
Uns bleibt leider gar keine Zeit für einen Vino oder Chinotto (Limonade mit Bitterorange) auf der kleinen charmanten Piazza.
Schade, denn das Centro Storico belebt sich gerade wieder zur Stunde des Aperitivo. Auch sehen wir keine der 44 Kirchen von innen.
Dafür aber die Farmacia dei sani, wo uns Giovanna, die Besitzerin, in ihrem hübschen, kleinen Delikatessenladen empfängt und wir uns sehr bereitwillig das Geld aus der Börse ziehen lassen für Cruschi, getrocknete Peperoncini und Dolce. Ivana hatte uns diesen entzückenden kleinen Laden empfohlen, um die besten Cruschi zu kaufen! Es gibt sie getrocknet, zum selber frittieren oder bereits frittiert, luftdicht verpackt und natürlich auch eingelegt. Ganz nebenbei ein traumhaft pikantes Olio di Peperoncini! Die deliziöse Farmacia ist den Besuch wert. Auch die in unmittelbarer Nähe liegende Pasticceria Pranza, die süße lukanische Versuchungen anbietet.

Agriturismo Val Sirino

Dennoch: Ciao Maratea! Wir müssen noch eine Weile fahren, um zu unserem neuen Nachtlager zu gelangen – und dort das Abendessen zu genießen. Erneut fahren wir die Serpentinen entlang nach Val Sirino, dort wartet das wunderschön angelegte Agriturismo Val Sirino. Ein Familienbetrieb, der dort landwirtschaftlich arbeitet und Naturliebhabern einfache Unterkünfte anbietet, mit dem Erlebnis echter lukanischer Küche.
Es ist bereits dunkel und wir erkennen gar nicht, in was für einer traumhaften Gegend wir angekommen sind. Wir genießen nach dem Check-in ein typisches, aber sehr schmackhaftes Abendessen im rustikalen Charme der Cucina Povera. Die einfache Küche der armen Leute Italiens, die wirklich zum Niederknien ist, wenn man sich an das eine oder andere sehr ursprüngliche Gericht traut.

Ich erhalte ein zweites Mal in diesem Jahr die Möglichkeit, Trippa zu probieren. Ich finde sie hier besser, aromatischer als im Frühling in Venetien – dennoch reicht mir ein Probebissen.
Hingegen gab es ein ähnliches Gericht, dessen Namen ich leider nicht parat habe mit der geschmorten Schwarte vom Schwein, gewürfelt und in Tomaten geschmort. Dass man dieses Essen nach einem harten, langen Arbeitstag in der sicherlich nicht immer freundlichen Natur in dieser Gegend liebt, kann ich sehr nachvollziehen! Und davon nehme mir sehr gerne noch einmal nach! Auch von den Polpette.
Natürlich werden uns auch feinste Wurstwaren zu den warmen Antipasti serviert, Käse – alles selbst produziert oder vom Landwirt nebenan. Später noch Fave mit – natürlich – Cruschi.
Die hängen im Restaurant des Agriturismus Val Sirino satt über dem Kamin. Die heißbegehrten Ciceri – die Kichererbsen eingekocht in würziger Creme. Ich bestelle mir zum Hauptgang lediglich noch einen Salat, denn das es nach den wirklich mehr als reichhaltigen Antipasti noch einen Hauptgang geben sollte – überforderte mich einfach! Ein gutes und sehr schmackhaftes Abendessen, dazu ein ehrlicher Hauswein.

So viel haben wir an diesem Tag erlebt, ich packe nur noch meinen Koffer für die Rückreise am nächsten Morgen und falle in den Schlaf in meinem kleinen, einfachen (auch hellhörigen) Zimmer – aber mit Bad en Suite.
Am nächsten Morgen stelle ich mir sehr früh den Wecker und laufe noch ein bisschen durch die Anlage des noch sehr ruhigen Agriturismo. Dort bellen mich aufgeregt die Hunde an, die letzten Rosen duften. Es summt und piept in der satten Natur. Das mitten in der Wiese vor dem Haus ein Pony im Gras knabbert, gefällt mir natürlich sehr!
Dahinter tun es ihm zwei Pferde auf der Koppel gleich. Und im Hühnerstall betteln die kleinen Katzenbabies – zum Schutz vor dem Fuchs mit Hühnern und Gänsen eingesperrt – um ihre Freilassung. Da darf ich ihnen nicht helfen – erkenne aber, wen wundert es, ihr sehr großes Niedlichkeitspotential.

Das Agriturismo liegt am Monte Sirino im Nationalpark Appenino Lucnao Val d’Agri Lagonegrese – grüne Natur, so weit man schaut. Ein traumhaft schöner Baumbestand umschließt uns.
Irgendwo im Hintergrund bimmeln die Glocken der, für mich, unsichtbaren Huftiere. Von hier aus wird man grandiose Wandertouren machen können. Sehr gerne würde ich jetzt losmarschieren und gucken, ob mir vielleicht hier und dort ein netter kleiner Herbstpilz winkt.
Das Frühstück ist wieder so reichhaltig, wie es schon unser Abendessen war. Typisch italienisch süß – aber die Marmeladen sind selbst gemacht und sehr köstlich! Gleiches lässt sich zu den selbst gemachten Käsen und Ricotta sagen. Auch der Kaffee schmeckt köstlich – und wir sind ein bisschen traurig, als der Bus vorfährt, um uns zum Flughafen nach Bari zu bringen. Hier oben kann man wirklich perfekt zur Ruhe kommen – außerhalb der Saison auf jeden Fall.