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2025-07-16

Kalabrien entdecken! Le Strade del Benessere: Die Sibaritide

Disclosure • Pressreise • Auf Einladung des Gal della Sibaritide in und unter der Reiseorganisation von Carmen Mancarella durfte ich an zwei aufeinander folgenden Bildungsreisen in der italienischen Region Kalabrien, Provinz Cosenza, im Gebiet der Magna Graecia (dem früheren historischen Großgebiet Griechenlands) für Reiseoperatoren und -journalisten teilnehmen.

Der Gal della Sibaritide, unter der Leitung von Präsident Antonio Pomillo, ist ein Zusammenschluss der Gemeinden in der Sila Greca, die zusammen den Tourismus in der nordöstlichen Gegend entlang der Küste des Ionischen Meeres der Provinz Cosenza fördern und vermarkten. Ich bin auf den Spuren der „Le Strade del Benessere” – den Straßen des Wohlbefindens – gereist. Eine von der Organisation für Touristen entwickelte Route, um alle vielfältigen Aspekte – die Landschaft, Geschichte, Kulinarik, Wellness und natürlich das Meer – dieser wunderschönen Gegend erleben zu können. Und ich nehme euch hier im Blog gerne mit!


Sibaritide – die Sila Greca

Die Piana di Sibari in Kalabrien, ist eine riesige grüne Fläche umschlossen von den beiden Nationalparks der Gebirgsmassive Pollino und Sila. Ein ökologisch, kulturell und historisch immens reiches Gebiet, das ein heute noch sehr authentisches Italien präsentiert.

Wer Sibari besucht, das zwischen den Höhen von Sila Greca und Pollino eingeschlossen liegt, am klaren Wasser eines der schönsten Meere Italiens, dem Ionischen Meer, wird einen reichhaltigen und farbenfrohen Urlaub verbringen können. Voller Geschichte – zu erleben in modernen Museen oder liebevoll restaurierten und gestalteten Palazzi in charmanten Dörfern. Diese faszinieren schon durch ihre besondere Lage mit ihrer Präsenz und laden ein, ihre einzigartigen Traditionen und Küchen zu entdecken. Immerhin: Die Dichte der Borghi più belli d’Italia ist hier immens!

Jeder Winkel dieser Region zeigt eigenen Charakter in einer ursprünglichen Umgebung. Da ist die farbenfrohe Lebendigkeit der Küstenstädte, die den Touristen entspannenden Badetourismus in den vielen Lidi ermöglichen – die eine herausragende (nicht nur) Fi me schküche servieren zum Sonnenspaß!

Nur wenige Kilometer in das Landesinnere eingetaucht, genießt man leicht hügelige Ebenen in großer farblicher Vielfalt. Angesichts weiter Flächen hiesiger Landwirtschaft – mit weitreichenden Feldern voller Clementinen- und Orangenbäumen, Weizenfeldern, Olivenbäumen und Rebstöcken, grasenden Tierherden wie Schafe und Kühe, sind die Touristen schon auf dem Weg in ihre Unterkünfte eingeladen in die köstliche Küche Kalabriens. Das helle Grün der Reisfelder, rund um Sibari, die einzige Region Südmittelitaliens, in der Reis, der Riso Sibari, angebaut wird, leuchtet besonders saftig in der hochsommerlichen Sonne.
Durchbrochen ist die Szene von breiten Betten voller grauem Geröll, die die früheren, nun versiegelten Flüsse durch die Landschaft gezogen haben. In nicht weiter Ferne begleiten uns die hoch gelegenen Baustellen der entstehenden Hochgeschwindigkeitstrasse der Nord-Süd-Eisenbahnlinie, von der EU gefördert. Gelegentlich säumen Ruinen moderner Bauversuche in der Landschaft unseren Weg. Häuser, die als solche nie Vollendung finden sollten, auch das ist frühere Geschichte Kalabriens. Sie wird uns dieses Mal nicht interessieren, wir reisen historische Jahrtausende zurück und genießen dabei die moderne Gastfreundschaft auf unserer Reise auf den Strade del Bennessere.
Denn verlässt man den schnellen Verkehr der in der gleißenden Sonne liegenden Küstenstraße, findet man alsbald friedliche Stille auf den vielen Passstraßen die uns zu wunderschönen Dörfern führen. Cariati, San Giorgio Albanese, Vaccarizzo, Schiavonea, Rossano, Corigliano-Calabrese, Cerchiara, Roseto Capo, Oriolo und Rocca Imperiale – um nur einige von ihnen zu nennen.

Überall begegnet man Ansammlungen alter und neuer Häuser rund um und in die Felsen gebaut, auf denen dann ein Castello thront. Sie erzählen Geschichten von dem legendären, hier sehr verehrten Federico di Svevia (Friedrich von Hohenstaufen) und den vielen feindlichen Versuchen über die Jahrtausende, die Stellungen einzunehmen. Auch hier erzählt man von den friderizianischen Schlössern – dabei ist allerdings eine deutlich frühere Geschichtsepoche im Baustil gemeint als mit dem gleichen Begriff in der deutschen Geschichte gemeint ist.
Harmonische Einfachheit der kleinen ländlich gelegenen Weiler, die eine unerwartete und einzigartige Pracht von architektonischen Monumenten und darin enthaltenen Kunstwerken besitzen. Wer sie entdecken möchte, wird um ein Vielfaches reicher aus dem Urlaub zurückkehren. Sie sind alle umgeben von einer mächtigen Natur, an den unzugänglichsten Stellen rau und wild, an anderen Orten bringt sie eine außergewöhnliche Harmonie einer hingebungsvoll, mit viel Weisheit kultivierten Landschaft zum Ausdruck. Und irgendwo glitzert immer ein Stück Meer.
Kurz: Es ist traumhaft schön hier! Und es gibt jeden Tag etwas zu entdecken. Und die Begegnung mit den freundlichen, interessierten Menschen Kalabriens sind einzigartige, emotionale Geschenke eines besonderen Urlaubs.

Museo della Liquirizia „Giorgio Amarello”

Ich reise mit dem Flugzeug von Berlin nach Bari und ein Shuttle bringt mich in knapp zwei Stunden nach Rossano-Corigliano – wir durchfahren dabei einmal komplett die Basilikata und so gilt hier schon: Der Weg ist das Ziel. Eine Dusche und ein reichhaltiges Mittagessen im Relais Il Molino
später warte ich in dem entzückenden Museum Amarelli auf die Reisegruppe, die schon am Abend zuvor zusammen gefunden hatte.
In dem Museo della Liquirizia „Giorgio Amarello” dreht sich alles um Lakritze. Es liegt an der Contrada Amarelli in Rossano, nicht weit vom Meer entfernt. Das Unternehmen Amarelli wurde offiziell 1731 gegründet, die Familie hatte sich aber schon seit dem frühen 16. Jahrhundert mit der Herstellung von Lakritze ihr Geld verdient.
Amarelli gilt heute als eines der ältesten Unternehmen der Welt, das sich heute noch in Familienbesitz befindet! Wir werden sogar von Geschäftsführer Dottore Fortunato Amarelli begrüßt – er führt Amarelli nun in der elften Generation. Das Unternehmen ist Mitglied der ehrwürdigen Association les Hénokiens.
Der heutige Firmenpatron erzählt uns, dass sein Museum mit über 70.000 Besuchern im Jahr auf Rang zwei liegt, direkt nach dem Ferrari-Museum, in der Erfolgsstatistik aller italienischen Museen. Der Enthusiasmus für Lakritze dieses Unternehmens ist offensichtlich weltweit ungebrochen groß.

Und ganz ehrlich: Dieses Museum ist wirklich entzückend!
Es führt in den früheren Produktionsstätten auf zwei Ebenen und drei Räumen durch die ganze Geschichte der Familie Amarello und deren Firma, einschließlich Hochzeitskleid einer der Ur-Großmütter,
Blech-Spielzeug der Amarelli-Kinder, Familienfotos, Lieferscheine, Stempel. Hier die drei Brüder, die das Unternehmen in den sehr schweren Zeiten des 20. Jahrhunderts durch alle Krisen geführt – und Amarelli modernisiert haben.
Ich mag solche Rückblicke und bin begeistert mit diesem Ausflug in die Welt kalabrischer Historie eines Produktes, das nun wirklich die ganze Welt kennt.
Und bestaune natürlich die Gerätschaften früherer Lakritzproduktion, wie früher auf offenem Feuer das Süßholz aus den Wurzeln der Pflanze gekocht wurde, die alten Gießformen bis hin zur Ausstellung antiquierter bis zur neuesten Bürotechnik – was dann auch schon einmal ein Apple II und iMac ist. In den sehr goldenen Zeiten gab es sogar in der Gegend eine eigene Fluggesellschaft für den Lakritztransport, die Liquirizia Lealmair! 2001 wurde dieses Museum mit dem Guggenheim Preis ausgezeichnet.
Ein wirklich sehr unterhaltsamer Ausflug in die Welt der Lakritze, die Führung sehr professionell. Sie kann übrigens auch in englischer Sprache gebucht werden und findet in dem anliegenden Shop in einem Kaufrausch bei so großer Lakritze-Vielfalt seine Erfüllung.
Die Führung dauert ca. 45 Minuten – staunen und entdecken kann man noch sehr viel länger. Montags bis Freitags kann zwischen 10:00-11:00 Uhr auch die Produktion besichtigt werden – bei vorheriger telefonischer Anmeldung. Und ich möchte das besonders erwähnen: Das Personal in diesem Museum ist wirklich wundervoll, aufmerksam und zuvorkommend!
Das Abendprogramm führte mich in eine völlig neue, spannende – und sehr fröhliche – Welt in das Hinterland der Sibaritide – aber das ist wirklich ein eigenes Blogpost wert.

Relais Il Mulino

Eingeladen war ich im Relais Il Mulino – einem wunderschönen Agriturismo, das auf den Grundmauern einer alten Olivenöl-Mühle aus dem 18. Jahrhundert gebaut ist. Ich durfte in einem charmanten Appartement schlafen, ausgestattet mit kleiner Wohnküche, Jacuzzi-Badewanne – und wunderschön umgeben von den Wäldern von Clementinen- und Olivenbäumen und Weinreben, der eigenen Landwirtschaft der Mühle.
Maulbeeren begleiteten den Weg zu meinem Appartement und die Lebensfreude der Vögel über diese schöne Lage, hat meine Stimmung sehr getragen. Hier schläft man mit viel Natur und das ist wunderschön! Über 100 Hektar werden bewirtschaftet und …
… unter anderem werden die Clementinen Piana di Sibari IGP angebaut.
Zur Unterkunft gehört ein kleiner Pool, eine eigene Kapelle, natürlich für Hochzeiten zu buchen, die in den drei Restaurants unterschiedlichen Stils ihre feierliche Vollendung finden können.
Das Meer liegt mit dem Auto ca. zehn Minuten entfernt, die Bahnstation zwei Minuten. Natürlich gibt es auf dem kostenlosen Parkplatz auch eine Tanksäule für E-Mobility. Zum Relais Il Mulino gehört am Strand der Lido Frida Beach!
Was ich persönlich mochte, als Enkeltochter eines Kunstschmieds, die vielen kunstvollen Eisenelemente, die überall in die Architektur des Relais Il Mulino eingeflosssen sind – teilweise modern, teilweise antiquiert.
Die Küche ist wirklich Zero 0, denn in unmittelbarer Nähe liegen Stallungen mit Eseln. …
Ziegen, Kühen und Schweinen – die hauseigene Fromagerie befindet sich direkt gegenüber.
Und nachdem ich bei meinem Mittagessen und Frühstück dort schon fantastischen frischen Ricotta und Käse (und ja, auch Wurstwaren) essen durfte, habe ich hier tatsächlich meine bisher köstlichsten Nodini (Mozzarella) probieren dürfen im dazugehörigen Shop, der natürlich auch das Gemüse des Realis Il Molina anbietet. Sie waren zart, saftig und wunderbar würzig!

Museo della Liquirizia „Giorgio Amarello”
Contrada Amarelli Strada Statale 106 AU
Rossano 87064 Corigliano Rossano CS

Relais Il Mulino
Contrada Santa Domenica
Contrada Chiubbica
87 064 Corigliano (CS)
Tel. 0983 88 93 16
https://www.relaisilmulino.it/

Weitere Blogposts zu den Sibaritide und Le Strade del Benessere und Kalabrien.

2025-07-11

Die köstliche Küche Kalabriens

Was haben wir gut gegessen auf dieser Reise in den Sibaritiden Kalabriens auf den Le Strade del Benessere!

Das nördliche Kalabrien in der Provinz Cosenza bietet nicht nur faszinierende historische Sehenswürdigkeiten und elegant gelegene Borgi. Die fruchtbaren Böden dieser Gegend lassen die Geschenke der Natur gut gedeihen, unterstützt von den Winden des Ionischen Meeres. Im Hintergrund liegen die Berge des Pollino Nationalparks in deren Höhen fantastische Gemüse wachsen. Weizen, Kartoffeln, Peperoni in größtmöglicher Vielfalt, saftige, aromatische Tomaten, gleichfalls Auberginen, und Zucchini, Pilze – natürlich die unendliche Vielfalt der hier wachsenden Zitrusfrüchte. Ach, und das Obst erst!

Gelangen diese Produkte auf den Tisch, überzeugen sie in ihrem intensiven Geschmack schon alleine aufgrund ihrer hervorragenden Qualität. Von talentierten Köch*innen zubereitet, machen sie den Urlaub in dieser Gegend zu einem besonderen Erlebnis.

Natürlich haben wir auch viel frischen und köstlichen Fisch gegessen, aber lasst mich zunächst die einfachen Gerichte hier in den Vordergrund stellen, die es mir wirklich angetan haben. So waren wir zu Gast im Lido I Tre Leoni (Villapiana) und nach einem Bad im Ionischen Meer, ein willkommener Luxus bei 36 Grad (im Schatten), setzten wir uns gemeinsam an einen Tisch in eben jenem Schatten.
Eine Enttäuschung, gebe ich zu, war vorhanden, als es hieß, es würde dieses Mal keinen Fisch geben – sondern die typische regionale Küche der Landschaft. Und die ist auch reich an (natürlich sehr guten) Wurst- und Fleischgerichten – alle lecker – aber wie gesagt: 36 Grad! Da bin ich tendenziell für leichten Fisch und viel grünen Salat zu haben.

Nun, ich wurde eines Besseren belehrt. Wir reisten auf den Tellern in das Bergdorf und Geburtsort der drei Brüder Leone, San Lorenzo Bellizii, die diesen Lido führen. Und wie haben wir sehr gut gegessen, deftig zwar – aber alle Gänge hatten besondere Feinheiten, die mich alle geschmacklich mehr als überzeugt hatten. Es kochten übrigens hier dann doch die Frauen!

Ein Gang nach dem anderen hatte mich in einer faszinierenden Einfachheit geschmacklich abgeholt. Zum Beispiel die aufgeschnittenen Pomodori – reife, aromatischen Tomaten Kalabriens – in Scheiben aufgeschnitten, mit viel Olivenöl benetzt und klein geschnittenem Basilikum belegt.
Zusätzlicher aromatischer Clou: getrockneter Oregano reich darüber gestreut. Da braucht die fantastische kalabrische Tomate weder Salz noch Pfeffer!
Frittierte Zucchini, Prosciutto crudo und die kalabrische, pikante Soppressata ergänzten die Antipasti.
Ich glaube, das Gericht, das ich mit größter Zuneigung aus Kalabrien mit nach Berlin genommen habe, das ist Pipe di patate (auch Pepe di patati oder Pipi di patati.) Dieses Gericht mit den besonders schmackhaften, leicht gelbfleischigen Kartoffeln Patata della Sila wird als Antipasto aber auch als Beilage zum Secondo serviert, warm und kalt zu genießen. Mal sind die Kartoffeln einfach nur sanft gegart, manchmal in der stärker angebratenen Variante kurz vor der Bratkartoffel serviert. Das Rezept dieses köstlichen Gerichts ist denkbar einfach!
Man schmort natürlich in Kalabrien die rote süße Cipolle di Tropea, die Zwiebel, die es auch außerhalb von Tropea überall zu erwerben gibt, in viel Olivenöl sanft bis sie weich ist. Es folgen in nicht zu kleine Stücke geschnittene Paprika, bestenfalls in unterschiedlichen Farben, dazu. Wenn auch diese weich gedünstet sind, gibt man dünn geschnittene Kartoffelscheiben in die Pfanne und lässt alles mit geschlossenem Deckel im eigenen Saft weich werden. Nur ein Hauch Salz und Pfeffer runden die Aromatik ab. Etwas Oregano passt auch. Bitte auf Knoblauch verzichten! Der pure Geschmack der Gemüsesorten und der aromatischen Kartoffeln reicht für das Glück.
Was für ein einfaches, aromatisches und gutes Gericht! Dazu wurden im Secondo die saftigsten Polpette aus Schweinefleisch serviert.
Und wie lecker waren die Fricelli, halbe Maccaroni aus Hartweizengries, mit saftigen aromatischen Sommer-Steinpilzen, die hier mit einer Lässigkeit und Häufigkeit serviert werden, wie bei uns Champignons! Nur halt mit dem typischen köstlichen Steinpilzgeschmack. Dazu eine rote aromatische Salsiccia in die Sugo gebraten, die natürlich ihre pikante Würze aus den kalabrischen Peperoncini erhält.

Serviert in einer fruchtigen und intensiven Tomatensoße. Die kalabrischen Kenner schneiden sich natürlich noch die sehr kleinen und sehr scharfen Peperoncini frisch in die Pasta. Und ja, auch mit ihren Kernen! Oder träufeln das Olio Santo, das fantastische, durchaus pikante von den Peperoncini rot eingefärbte Olivenöl, reichhaltig darüber. Dieser Pasta-Gang, so einfach, macht nicht nur satt. Keine einzige Nudel habe ich auf dem Teller gelassen!
Sorbetto al Limone – natürlich gibt es in Kalabrien viele andere Eissorten. Und die sind gut – wie wohl überall in Italien. Aber hier, gerade in dieser Gegend, wo die Zitrusfrüchte in so großer Vielfalt gedeihen, gehört einfach ein Sorbetto di Limone zum Abschluss eines guten Essens dazu! Die perfekte Begleitung in der Mittagshitze. Im Lido I Tre Lioni famos serviert in einer tiefgefrorenen Zitronenhälfte, das Sorbetto cremig, süß und vor allem sehr zitronig – kein Dessert räumt den gut gefüllten Magen so elegant ganz ohne Alkohol auf, wie ein Sorbetto al Limone.

Das Lido I Tre Leoni liegt am Ionischen Meer in der kleinen Stadt Villapiana in den Sibaritide, die u. a. mit dem Torre Saracena in Villapiana Scalo als Sehenswürdigkeit lockt.
Es ist ein einfaches, familiengeführtes Lido, dass mit einem charmanten Spielplatz für kleinere Kinder überzeugt und für Menschen mit körperlichen Einschränkungen die Möglichkeit vorsieht, dass auch sie ins Meer gelangen können! Es gibt neben dem meerestauglichen Rollstuhl eine befestigte Zuwegung zum Meer und auch der Zugang zur Bar ist barrierefrei gehalten.
Behindertentoiletten hatten alle Lido, die wir besucht haben, übrigens.


I Tre Leoni
Via Lungomare 13
87076 Villapiana Lido CS
Phone: +39 348 281 1562

2025-06-26

In den Zitronenhainen der Limone Rocca Imperiale I.G.P.

Ein ganzer Tag meiner Kalabrienreise war komplett der kaiserlichen Zitrone gewidmet, der Limone die Rocca Imperiale I.G.P. In diesem wunderschönen Borgho Rocca Imperiale leben die Menschen für ihre Limone L’Oro di Federico – das Gold vom Fritze–, wie sie liebevoll nach Kaiser Federico II di Svevia von ihnen bezeichnet wird. Sie war der Star und ein Grund dieser Reise.

Fan dieser aromatischen und saftigen Zitrone bin ich seit März 2025. Nämlich als sie uns Ferdinando di Leo zum Verkosten in Pinos Trattoria vorstellte und uns von dieser Region Kalabriens vorschwärmte. Jetzt wollte ich sie in ihrem sonnenbeschienenen Ambiente treffen, in ihrer Heimat. Also dort, wo die Zitronen blühen.

Frühe Begrüßung im Calainbocca

Nach einem üppigen, aber lässigen Frühstück, zu dem der Vize-Bürgermeister Antonio Favoino von Rocca Imperiale in seiner Calainbocca (Tropfen in den Mund) eingeladen hatte, machten wir auf den Weg in die Limonenhaine.
Das Calainbocca ist ein kleiner Lebensmittelladen in Rocca Imperiale, der all die exquisiten Produkte führt, die in und rund um Rocca produziert werden.

Natürlich mit Online-Shop, da gibt es auch den Miele con Saffrano! Es gibt Dolce, Pasta, Riso (natürlich alle mit Limone oder Trüffel erhältlich), Konfitüren, Konserven, Trüffelpasten, Käse bis Salsiccia. Wein, Bier und Caffé. Also wirklich alles, was lecker ist – und unbedingt in den Koffer möchte!
Kuze Zeit später ging es mit dem Auto die Straße hinunter, an den hübschen Häusern mit ihren Gärten mit Zitrusbäumen vorbei, weit vor mir schimmerte die Adria voller kleiner Diamanten. Die Sonne hatte gute Laune und kurze Zeit später ruckelte das Auto über landwirtschaftliche Wege, um einen ersten Stopp mit Blick auf die Totale von Rocca Imperiale zu machen.
Dann ging es weiter zu Danilo Egidio, dem Präsidenten der Kooperative Lemon House!

Kooperative Lemon House – alles für die Limone di Roca Imperiale I.G.P.

Sie wurde im Jahr 2022 gegründet. Die einheimischen Produzent*innen haben sich zusammen getan, um die Limone Rocca Imperiale I.G.P. in ihrer regionalen Herkunft zu schützen und ihren Anbau zu fördern. Andererseits stärker auf den internationalen Märkten zu vermarkten. Die zitronige Kaiserin wird in diesem fantastischen Mikroklima nach biologischen Maßstäben angebaut.

Alle Produzenten haben sich verpflichtet, die Zitronen unter den von der Kooperative vorgegebenen Qualitätsmaßstäben anzubauen. Sie versteht ihre Aufgabe darin, mit den ihr zur Verfügung stehenden Mechanismen zu kontrollieren, dass diese Vorgaben eingehalten werden.
Das alles erzählte Danilo, der mich zuerst in einem großen Zitronenhain begrüßte, wo er mit seinen Angestellt*innen mitten in der Ernte steckte. Er zeigt uns, wie eine dieser Limonen, ganz frisch vom Baum gepflückt, nur leicht gedrückt rund um ihre Erntewunde aus den Fruchtdrüsen ihrer Schale die Ölmoleküle spritzend freigibt.
Man sieht sie regelrecht ihre zitronigen Atome kraftvoll spucken. Faszinierend, wie eine einzige Limone in freier Natur uns so mit ihrem Zitronenduft einhüllen kann. Die Limone Rocca Imperiale I.G.P. ist besonders reich an ätherischen Ölen in ihrem Flavedo und dieses frische Aroma findet sich auch in ihrem Fruchtfleisch wieder.

Die wundervollen gelben Früchte mit einer durchschnittlichen Größe von mindestens 53 mm werden hier geerntet und später in der Kooperative gereinigt und verpackt. Kleinere Früchte wandern in die Marmeladenproduktion. Herausstechendes Merkmal der Limone di Rocca Imperiale IGP ist eine Saftausbeute von mindestens 30 % pro Frucht und einem Säuregehalt von 4,5 % (entsprechend 4,5 g Zitronensäure/100 ml). Und der besondere Saft, der geschmacklich deutlich weniger sauer schmeckt als andere Sorten – aber auch nicht in eine Süße abgleitet.

Man muss sich also nicht wundern, wenn die Menschen hier auch einmal herzhaft in die ganze Zitrone beißen – und es genießen
Die einzelne Frucht darf nicht weniger als 100 Gramm wiegen. Sie erscheint in ihrer Form elliptisch, lang bis kugelförmig, ihr Fruchtfleisch ist geradezu kernfrei. Die perfekte Rocca Imperiale I.G.P. darf nur unter diesem Namen in den Handel kommen, wenn sie in der Sortierung zur Handelskategorie Extra, I und II gehört.

Der Baum, der drei Leben gleichzeitig lebt!

Danilo erzählt, dass ihr Baum drei Leben zur gleichen Zeit führt. Während ihre grünen, kleineren Früchte sich gerade im Wachstum befinden, – … hängen auch überall verteilt im gleichen Baum dicke saftige, gelbe Zitronen – so etwas von reif zur Ernte. An anderen Ästen mit jungen, zarten, noch nicht ganz ausgewachsenen Blättern, bilden sich indes erste Blütenknospen oder sie blühen bereits kräftig duftend, um die nächste Generation von Zitronen auszubilden – nach freundlichen Besuchen.
Und dazwischen findet man immer wieder die sehr kleinen ersten zartgrünen Ausbildungen von Früchten an den verfallenen Blüten, die sich noch im Stadium des Werdens befinden. Diese Zitrusbäume sind ein Wunder der Natur, echte Arbeitsesel in der Botanik.
Die Erntehelfer*innen wandern in kleinen Gruppen durch das Feld und ernten teils vom Boden in die Bäume kriechend, teils auf Leitern in der Höhe die reifen Limonen ab. Sehr schnell haben sie einen Baum abgeerntet und wandern schon zum nächsten.
Einer der Erntehelfer erklärt, dass eine Zitrone, auf der sich kleine Schnecken wohlfühlen, der beste Beweis für eine ungespritzte Frucht ist.
Wir haben da einen Beweis!

Das bestätigt auch Danilo. Wenn die Bäume hier Anzeichen von Stress zeigen, der sich daran messen lässt, dass sich die Blätter einrollen, dann gibt es etwas Wasser aus den liegenden Leitungen. Sehr viel mehr Unterstützung erhalten sie nicht. Geerntet wird im Prinzip das gesamte Jahr über, wenn auch jetzt ab Mai die Ausbeute immer geringer wird. Die Haupternte dieser Sorte beginnt in den Wintermonaten. Im Hochsommer, meist Mitte August, zelebriert das Borgho das Festa del Limone di Rocca Imperiale und lässt drei Tage lang Federicos Gold hochleben mit Musik, Tanz, Wissenswertem und natürlich … Limonen.
Im schnellen Tempo sind die Eimer der erntenden Mitarbeiter*innen immer wieder gefühlt, die zuvor die reifen Zitronen vorsichtig von den Ästen abdrehen. Vorsicht ist wirklich geboten, einerseits, um andere noch nicht reife Früchte am Baum nicht zu beschädigen und andererseits, um sich von den ziemlich vielen Stacheln im Baum zu schützen.

Voll mit diesen großen, gelb leuchtenden und herrlich duftenden Früchten, trägt einer der Helfer sie immer wieder zum Anhänger.
Vor dem wartet ein hübsches Fossil von einem Traktor, der sicherlich in seinem Leben schon einige Millionen Tonnen Zitronen gezogen haben wird. Die Bäume stehen in einem Abstand von ungefähr zwei Metern, es summt … und duftet herrlich!

Lemon House – meine erste Zitronenwaschstraße!

Wenige Kilometer weiter steht die neue und große Lagerhalle der Kooperative. Vormittags werden die Limonen im Feld geerntet und später, wenn die Sonne draußen zu sehr drückt, wird die eingebrachte Ernte gewaschen …
… und dann sortieren die Helfer*innen am Band der Sortieranlage je nach Größe und Klassenzuordnung in die Kisten. Jede einzelne perfekte Zitrone wird mit dem I.G.P.-Zertifikat der Zitrone beklebt.
Alle Zitronen sehen aus wie aus dem Bilderbuch, perfekt gemalt. In den Sortierkörben liegen die aussortierten Früchte, manche halt zu klein, noch nicht ganz rundherum gelb. Andere mit nicht perfekter Schale oder sehr lustigem Wachstum, z. B. wenn sich die Frucht den Weg zwischen zwei Ästen bahnen musste.
Für mich wirken diese Früchte mit ihrem eigenen visuellen Charakter eigentlich viel schöner – aber der Markt möchte Perfektion. Und ja, die bekommt er hier.

Aber selbst die nicht perfekten Früchte kommen noch zu Ruhm und Ehre. Nämlich in die Gläser der von der Kooperative hergestellten Marmeladen, die ich anschließend verkosten darf. Marmellata di Limoni – mit und ohne Minze (mit sehr lecker) – oder aus Limone und rosa Pampelmuse, beste Sorte für mich: Bergamotte.
So ein Vormittag, ganz der Limone gewidmet und von ihrem herrlichen Duft umgeben, tut einfach der Seele gut!

Wundervolle Gastgeber: Franscesca und Ferdinando di Leo

Es geht zitronig weiter in dieser duftenden Welt der gelben Schönen. Ich besuche Ferdinando di Leo und seine charmante Ehefrau Fransceca. Unser Wiedersehen ist herzlich – sie haben nicht nur großzügig zu einem Aperitivo eingeladen, ich werde auch von beiden fantastisch bekocht. Ihr Haus liegt hinweg über einer kleinen Schlucht, die ihre Zitronenhaine vom Borgho trennen.
Ferdinando führt durch seinen grünen Garten, der lediglich einen kleinen Teil seiner Anbaufläche darstellt.
Idyllisch ist es hier, der Garten ist ein Potpourri vieler Zitronen und Orangenbäume und ich entdecke einen Limettenbaum …
… und Mispeln wachsen hier ebenso – und im Hintergrund gackern die Hühner im Stall. Übrigens: Man kann bei diesem reizenden Paar auch Ferienzimmer buchen – Limone che si mangia.

Zwischendurch schaut Catalin vorbei. Einst Erntehelfer aus Rumänien bei Ferdinando gewesen, hat er sich inzwischen in Rocca Imperiale niedergelassen und baut nun Erdbeeren in biologischer Qualität an, die er uns für den Nachtisch schenkt. Auch er schwärmt – wie alle, die mir von ihren landwirtschaftlichen Produkten erzählen – von der wundervollen, mineralreichen Erde und dem besonderen Mikroklima – im Hinterland schützt das Pollino Gebirge und von vorne schickt das Meer gute Winde über das Land.

In dem Haus lodert in der großen Küche der Kamin!
Und während sich langsam der Himmel bezieht, laden beide in ihr blitzeblankes Labor ein, wo sie aus einem Zeil ihrer Limonenerntr ihren Limoncello di Limone di Rocca Imperiale I.G.P. zubereiten und abfüllen, den sie weiträumig vermarkten. Limoncello di Leo.
Francesca öffnet täglich drüben im Borgho ihren hübschen, kleinen Laden, der wohl einmal ein Frisiersalon war und jetzt ein Mix zwischen Galerie, Veranstaltungsort und Verkaufsshop ist – mit vielen köstlichen Produkten, mit und rund um die Zitrone. Natürlich wartet dort ihr Limoncello auf die Kunden.
Und auch hier in ihrem schönen Zuhause begegnen mir immer wieder die Zitronen an den Wänden, auf dem Tisch, im Regal. Il passione di Limone di Rocca Imperiale!


Pssst! Leo verrät das Rezept seines köstlichen Limoncello di Leo

Ferdinando schält die Limonen sehr dünn ab, sein Tempo dabei ist beeindruckend!
Obwohl man von dieser Limone wirklich alles essen kann: Schale, Mesokarp (die weiße Zwischenhaut, die bei dieser Sorte viel weniger bitter schmeckt als von anderen Limonen) und ihr saftiges Fruchtfleisch. Bliebe aber zu viel vom Mesokarp an der Schale, würde es im Alkohol eingelegt doch Bitterstofffe abgeben, die man im Limoncello nicht haben möchte. So also wird jede Limone per Hand sorgsam geschält.

Die Schalen werden für mindestens 72 Stunden in 95 %igen Alkohol eingelegt. Danach kommt der Alkohol zu einem Zucker-Wasser-Gemisch in die große Zentrifuge, die die Zutaten einige Stunden lang vermengt, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Die Schalen dienen übrigens als perfekte Feueranzünder für den Kamin. Hier kommt nichts weg!

Vier Zutaten kommen also nur in Leos Limoncello, das gelbe flüssige Gold di Rocca Imperiale. 14.000 Flaschen werden vom Limoncello di Leo pro Jahr produziert, die dann 30 % Alkohol enthalten. Ferdinando verrät uns sein Grundrezept: Auf die Schalen von 10 Kilo Zitronen (!) kommt ein Liter Alkohol, anderthalb Liter Wasser und 600 Gramm Zucker. Und dann schmeckt dieser Limoncello intensiv und süß, die wundervolle Limone hat ihr Bestes gegeben und entsendet den Geschmack des Alkohols charmant in seine Grenzen. Was durchaus trügerisch sein kann.

Ferndinando empfiehlt, Limoncello im Tiefkühler aufzubewahren. Er gehört sehr gut gekühlt getrunken!


Kurzgebratens Fleisch? Für mich ab sofort nur noch mit Limone!

Auf der Terrasse oben im Haus von Francesca und Leo habe ich einen fantastischen weiten Blick über die grüne Landschaft der Zitronenhaine und darf mich dem vorbereiteten Aperitivo genüsslich hingeben. Der plötzlich einsetzende sehr starke Regen entsendet uns alle ins Haus, wo wir an einem schön gedeckten großen Tisch Platz nehmen und den von Ferdinando und Fransesca zubereiteten Salat, pikante Pasta und später am Kaminfeuer gegrillen Salsiccia und kurzgebratenes Fleisch genießen.
So lecker! Und natürlich träufelt man auf das Fleisch etwas Saft der Limone di Rocca Imperiale I.G.P. (Das nehme ich übrigens mit von dieser Reise: Kurzgebratenes Fleisch gehört ab sofort mit Zitrone serviert!)

Und natürlich genieße ich dazu etwas tiefroten kalabrischen Vino! Draußen schüttet es ordentlich, aber das stört nicht in dieser wundervollen, gastfreundlichen, so schönen Runde.
Die Bäume, die uns diese tollen Früchte und den feinen Limoncello schenken, brauchen den Regen. Und dann soll er halt einfach sein!


Calainboca
Corso Vittorio Emanuele 26
Rocca Imperiale Centro Storico (CS)
Kontakt +39 377 599 9444


Limoni di Leo
Corso Vittorio Emanuele 78
Rocca Imperiale Centro Storico (CS)
Kontakt +39 338 190 9644 / +39 335 755 9842