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2023-12-23

Erbarmen!

Donnerstag gehe ich in der unteren Plattform vom Übergang S-Bahn zur U-Bahn und hinter dem einen Gebäckstand groovt sich gerade die eine Verkäuferin in der etwas lauter gestellten Techno-Musik ein. Ein Mann kommt am Stand vorbei und zappelt fröhlich mit ihr mit.

Wie schön, denke ich. Wir können es doch noch – miteinander Spaß haben fröhlich.

Kaum auf dem unteren Bahnhof zur U8 angekommen, höre ich die Sprachfetzen „Am Bahnhof der U2 hat sich jemand vor den Zug geworfen.” Nur 100 Meter weiter also, mussten Menschen den schlimmsten Albtraum erleben, den man wohl auf einem U-Bahnhof erleben kann.

Um mich abzulenken von diesen düsteren Gedanken, gucke ich auf mein Smartphone und muss die ersten Nachrichten über das Attentat in Prag lesen.

Wisst Ihr was? Ich kann das alles nicht mehr! Kann bitte jemand mal Erbarmen haben und kann bitte wieder augehört werden mit diesen ganzen grausamen Nachrichten, solchen Taten? Es ist so kräftezehrend.

2023-12-16

Hängengeblieben …

… bin ich heute morgen am TV-Sender 3sat mit meinem ersten Kaffee im Bett. Thementag, irgendetwas mit Südtirol, Berge – auf jeden Fall Reisdokumentationen aus vergangenen Tagen.

Sehr langer Bildschchnitt, ruhige Bilder, Klischeebilder, Klischeelandschaften, klischeehaft in die Kamera lächelnde Einheimische. Sanfte, ruhige Stimme mit echter Sprachmelodie. Mit einer geradezu sofort wirkenden therapeutischen Gelassenheit. Und ich merkte sofort, wie gut mir das tut. Weswegen ich auch hängen geblieben bin mit Tasse zwei und drei.

Ich merke gerade, was Instagram (und bei anderen TikTok)-Storys/Reels zu Reiseberichten und KI-Texte-Runtergeleihere mit dem Hirn anstellen – und ich habe eine Ahnung, das kann nicht gesund zu sein.

2023-12-15

Bitte! Applaudiert doch bitte!

Ich hatte die große Freude, mit Großcousin und Großcousine die letzten zwei Wochen an kulturellen Ereignissen für Kinder teilnehmen zu dürfen. An der einen Aufführung war die Großcousine auf Rollschuhen selber auf der Bühne (große Sporthalle) beteiligt, denn sie lernt jetzt seit knapp zwei Jahren Rollschuhtanz und hatte ihre erste Aufführung. Dieser Vorstellung lag das Musical zu Aladin und dem Geist aus der Flasche zugrunde. Die Schule, die ambitioniert auch für Wettkämpfe ausbildet, hatte die Show in sechs Wochen final auf die Beine gestellt, mit sagenhaftem Kostümbild, Lichtshow und selbst genähten Kostümen. Also auch wahnsinnig viel Einsatz der Eltern.

Für ca. 60 Rollschuhläufer*innen.
Teilweise mit drei Kostümwechseln.

Just saying! Das war alles ganz großes Show-Kino!

Und gestern sind wir zusammen mit der Cousine zu der, in diesem Jahr (aufgrund von Covid) nochmals neu aufgelegten, Kindershow „Eine Reise in die Zeit” vom Friedrichstadtpalast. Die immer noch sensationell ist. Immerhin haben der Großcousin und ich sie nun zum dritten Mal gesehen, meine Cousine zum zweiten Mal – und zum ersten Mal, weil inzwischen alt genug, auch die Großcousine.

Es war toll! Und bei beiden Vorstellungen war der Applaus … mager.

Wir Deutschen haben ein sich durch unsere Gesellschaft schleichendes Problem: nämlich den Stock im Arsch. Dieser Stock im Arsch behindert uns bei sehr vielem. Zum Beispiel darin, Künstler mit Applaus zu belohnen. Offensichtlich sieht sich der Deutsche in nur einer Situation befähigt, diesen Stock zu entfernen, und das ist unter Einfluss gehöriger Alkoholmengen auf Mallorca im Ballermann. Na gut, der ausgesuchten Klientel von Florian Silbereisens Publikum möchte ich auch höhere Klatschkompetenz zusprechen. Aber die sind von WarmUppern vor der Show auch remote controlled worden. Ob sie auch von alleine darauf kämen zu klatschen?

In beiden Vorstellungen gab es Songs, die als Up-Tempo-Nummern zum Klatschen der Zuschauer direkt animierten. Also zumindest, wenn man einen Hauch von Takt und Musik innehat. Man ist nicht doof, wenn man das tut. Man vergibt sich auch nichts, wenn man einen Hauch von Mitmachmentalität an den Tag legt. Man hat die Möglichkeit an der Show selber mitzupartizipieren, sich einzubringen. Kunstbetrieb funktioniert so in einigen Sparten (ich behaupte ja nicht, dass man in Opernhäusern zu Mozarts Viervierteltakten klatschen solle). Aber es ist Zeichen für so viel. Für: Ich sehe dich, kleiner (und großer) Künstler; ich wertschätze dein Tun hier. Ich unterstütze dich. Ich freue mich an dir. Ich möchte dich positiv durch deine Arbeit tragen!

Die allermeisten Künstler habe vor ihren Auftritten Lampenfieber. Ich, als Kind, lag zwei Tage vor den Premieren irgendwelcher Weihnachtsaufführungen mit 40 Grad Fieber flach. Immer. Ich stand aber am Premieren- bzw. Aufführungstag auch immer wie eine Eins auf der Bühne, fieberlos. Die Sache mit dem Lampenfieber ist keine kleine Sache – und selbst erfahrenste Künstler berichten davon, dass sie selbst nach Jahrzehnten vor jedem Auftritt davon geplagt sind.

Was ihnen hilft? Applaus! Du gehst auf die Bühne, es wird geklatscht – du fühlst dich willkommen! Ich habe schon erlebt, dass Künstler auf die Bühne kommen und nichts passiert. So etwas bereitet mir körperliche Qualen. Und die erlebe ich noch schlimmer, wenn da kleine Menschen auf der Bühne stehen, sie selber euch zum Klatschen auffordern, weil sie es sich selber bei bestimmten Nummern wünschen, sich darüber freuen würden – und das Publikum verweigert sich ihnen? So erlebt bei der Aufführung meiner Großcousine. Shame on you!

Diese Würmer haben sich wochenlang neben der Schule in der Freizeit für diese (drei) Abende abgestrampelt, Stürze ausgehalten, Choreografien gelernt, haben Kostümproben ausgehalten, haben (mit den Eltern) mindestens ein Adventswochenende investiert, mit den Vorstellungen – für eine Masse X, die ihre Hände nicht einmal für einen Song aneinander bekommt? (Im Fall meiner Cousine galt an drei Tagen für die tolle Show freier Eintritt mit höflicher Spendenbitte, Klatschen und Applaus war also das probate einzige Zahlungsmittel.)

Und gestern das Gleiche, bei der allerersten Nummer wurde noch am Anfang geklatscht. Danach: Ruhe im Saal. Ich saß mit meiner Cousine in der privilegierten zweiten Reihe – als den Reihen, die die Künstler von der Bühne aus bei der Lichtshow noch maximal sehen können. Um uns Mütter mit ihren Kindern: Frozen! Als ein Kind bei einer Nummer ganz glücklich aufsprang, um mitzutanzen, wurde sie sofort wieder von ihrer Mutter in den Sessel gedrückt. Warum? Es ist eine Kindershow! Solchen Shows und den Darstellern kann doch nichts Schöneres passieren, als dass die kleinen Zuschauer in ihrer emotionalen Begeisterung mitmachen möchten! Dieses Mädchen hatte das schönste Signal gesendet – und wurde niedergedrückt. Was für eine Signalgebung!

Und natürlich hatte keine der Mütter, wie später leider auch fast der gesamte (volle) Saal, zwischendurch die Hände erhoben und ihren Kindern vorgemacht, wie man Künstler glücklich macht und durch deren Ängste trägt. Vor uns lauter kleine tapfere Menschen, die Außerordentliches auf die Beine gestellt haben, von denen einigen wirklich ihre Unsicherheit auch anzumerken war. Und die Ersten rennen schon raus beim Abschlussapplaus, damit sie die Ersten an der Garderobe sind. Nicht einmal den haben sie für die tollen Künstler*innen übrig.

Ich finde es so bitterböse traurig! Immer und immer wieder.

Ich hatte den fehlenden Applaus bereits 2007 schon einmal kommentiert. Hier im Blog: Klatschen ist auch eine Art von Kultur

Für mein Empfinden ist es schlimmer geworden.

2023-12-04

Mascara exploded

Ich war in der vergangenen Woche beim Drogeristen. Mascara kaufen.

Okay, ich war schon eine ganze Weile keine Mascara mehr kaufen. Die letzten Jahre habe ich mich deutlich seltener geschminkt und in den Covid bedingten Masken-Jahren noch weniger. So traute ich meiner alten Mascara (obwohl noch voll) nicht mehr über den Weg, gehorsam, wie man es bei älterer Kosmetik nicht tun sollte und war Mascara shoppen. Habe mich dementsprechend eine Weile in den Kosmetikregalen nicht mehr umgesehen.

WAS ZUR HÖLLE IST MIT DEM MASCARA-MARKT PASSIERT?

Wann? Und warum?

Seit wann heißen diese kleinen unscheinbaren Gefäße plus Bürste Mascara Lash Sensational Sky Very High Black (wie high kann Schwarz sein?) oder Mascara Glam & Doll Volume Waterproof oder Mascara Lash Without Limits oder Mascara I Love Extrem oder Mascara Volume Million Lashes Extra Black oder Mascara Falsies Sureal Very Black (wie very kann Schwarz sein?) oder Mascara 2000 Calorie ProStylist BlackBrown (wat denn nun Schwarz oder Braun?) oder Mascara Telescopic Lift Extra Black oder Mascara False Lash Bambi Eye Oversized Black (wie übergroß kann Schwarz sein?) oder Mascara Lash Paradise Intense Black oder Mascara No End Volume & Length 1010N Black

… um nur eine klitzekleine Auswahl der derzeit erhältlichen Mascara zu benennen. Wobei fast jeder Kosmetikhersteller es unter 20 unterschiedlichen Mascara-Sorten im Regal nicht mehr macht. Und da sind unterschiedliche Farben noch nicht einmal mit eingerechnet.

Wie viel Mascara braucht der Markt? Und wann hat sich der Preis für eine einfache Mascara verdreifacht?

What the fuck is up, Mascara?

2023-11-20

Bei Karstadt

Karstadt stirbt, immer mehr, dürfte aus den Medien bekannt sein. In Berlin gibt es – noch – eine der sehr wenigen offenen Filialen, deren Kundenschwund sehr zu spüren ist vor Ort. Die Menschen fühlen sich einfach dank der politischen Inkompetenz über die letzten Jahrzehnte völlig veralbert, denn es sind ihre Steuergelder, an denen sich vermeintliche „Karstadt/Hertie-Retter” spekulativ gesund gestoßen haben. Immer und immer wieder. Politisch abgenickt.

Den endgültigen Tod dieser Läden haben jetzt die Kunden beschlossen.

Und die Inflation.

Freitag war ich wieder einmal im Kaufhaus am Hermannplatz, dieses Kaufhaus, das sichtlich stirbt. Und erlebe, wie ein Vater mit einem kleinen Kind an der Hand, vielleicht drei oder vier Jahre alt, diesem erklärt, was ein Kaufhaus ist. Der Junge ist sichtlich fasziniert von der Größe dieses Geschäftes und was es hier alles zu bestaunen gibt. Offensichtlich nimmt er erstmals in seinem jungen Alter das Phänomen Kaufhaus wahr.

Hertie ist schon gestorben. Karstadt wird sterben. Ich selber habe als Kind so wundervolle Zeiten darin erlebt und gehe auch heute noch sehr gerne in ein Kaufhaus. Alleine die Küchenabteilung bei Karstadt ist heute noch voller guter – deutscher – Küchenherstellermarken. Mir ist das etwas wert. Ich kann mich an die Ausflüge mit meiner Oma zu Hertie erinnern, damals als Kind in der Wilmersdorfer Straße. Unserem Kaufhaus. Ich habe es so geliebt. Es war bunt dort, duftete gut. Es war ein kleines Paradies.

Das Kaufhaus in seiner bisherigen Form stirbt also. Mir bleibt die Hoffnung: In zwanzig Jahren, sehr wahrscheinlich, werden Menschen das Kaufhaus wieder neu erfinden.

Dann nämlich, wenn die Malls, die jetzt auch schon den Zenit ihres Erfolges überlebt haben, wo immer mehr Filialen leer stehen, die Wege immer weiter werden, bis man auf ein eingeschränktes Angebot einzelner Händler trifft, sich im Massensterben befinden. Dann werden findige BWL-Hansel das kluge System eines Kaufhauses wieder neu erfinden.

Einem Ort, wo man beraten wird. Wo man alles auf einmal bekommt, auf verhältnismäßig kleiner Fläche. Wo man alles, was man einkauft, bei einer Sammelkasse bezahlen kann. Wo man nicht einen Kilometer laufen muss, um einen öffentlichen Ort zu finden. Wo man in einem Restaurant ganz okay essen kann, ohne gleich arm dabei zu werden. Wo man so faszinierend unterschiedliche Menschen aller Altersklassen treffen kann. Nicht nur hipste Burgeresser oder übertagte Kuchentanten. Der Mix wird wieder hervorgehoben werden – und einladend attraktiv sein.

Natürlich werden sie das Kaufhaus umbenennen. Es muss irgendeinen internationalen Begriff tragen, vermutlich einen internationalisierten chinesischen Namen.

Ich bin mir sicher, das Kaufhaus wird wiedergeboren werden. Aber vorher muss es sterben.

Vielleicht überlebt dieses Blogpost bis dahin.

2023-11-16

Es ist still hier …

… ich weiß. Aber – davon abgesehen, dass ich zwei Mal verreist war, kürzer und länger – mich macht das, was gerade immer mehr und immer schlimmer in dieser Welt passiert, sehr sprachlos. Fassungslos.

Ich verstehe das Alles gerade nicht. Ich verstehe diese unfassbare Niedertracht von Menschen nicht. Ich werde es auch nie begreifen, klar. Aber wie kann man in dieser Zeit – in der wir vermeintlich alle so fortschrittlich sind – immer noch Töten aus religiösen und territorialen Befindnissen heraus? Hört dieser boshafte Schwachsinn denn nie auf?

Und: Haben wir nicht mit ganz anderen Bedrohungen zu kämpfen?

2023-09-10

Mathe ganz einfach

Diese Woche ein Gespräch gehabt am Spielplatz mit den Nachbarmädels. Eine ist letztes Wochenende eingeschult worden, eine in die zweite Klasse gekommen, eine jetzt in die Vorschule. Ein viertes Mädchen, noch zu jung, findet unser Gespräch langweilig.

Die Mädels fangen an sich untereinander zu battlen, wer wie schon rechnen kann. Die Zweitklässlerin kann natürlich schon zweistellig rechnen, die anderen sind auch schon ganz gut dabei. Die Vorschülerin hat aber Probleme mit 40 plus 40, 4 plus 4 beherrscht sie perfekt.

Also erkläre ich ihr, dass man 40 und 40 wie 4 plus 4 rechnen kann und einfach die Null dahinter hängt, die wir vorher der 40 zur 4 weggenommen haben.

Oder wie die Zweitklässlerin souverän meint: „4 plus 4 und das zig dran!”

2023-05-20

Die Rettungsgasse in einer Zeit der Egoisten

Als ich meinen Führersein gemacht hatte, 1983, bin ich da relativ unbedarft ran gegangen. Verkehrserziehung in der Schule war damals noch nicht so sehr das Thema. Es gab zwar, jedoch wenige, Verkehrsgärten für Kinder aber zumindest in meiner Grundschulzeit sind wir dort nur mit dem Hort zwei Mal nachmittags gewesen. Wer nicht im Hort war, Pech gehabt. Seitens der Schule gab es de facto keine echte Verkehrserziehung, der nächste Verkehrsgarten lag einfach zu weit weg, um das im Unterricht zu bewerkstelligen. Außerdem herrschte damals auch schon eklatanter Lehrermangel und somit gab es keine begleitenden zusätzliche Lehrkraft, für – es war die Gastarbeiterzeit – zu großen Klassen. (Also lasst euch von niemandem erzählen, die heutigen Probleme in den Schule hätten Deutschland gänzlich unvorbereitet getroffen.)

Mofa bin ich nie gefahren, nur Fahrrad. Das spätestens mit dem Wechsel auf das Gymnasium, das eher kompliziert mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen war, sehr regelmäßig. Und das war gar nicht immer so richtig lustig, denn mit 12 (das Alter in dem man in Berlin von der sechsten Klasse in die Oberstufe wechselte) ist man vollpubertär und zunehmend intensiv auf das Äußerliche fixiert und auf Jungs – und dem aktuellen Schwarm wollte man einfach nicht begossen wie ein Pudel nach einer Radfahrt durch ein Regengebiet begegnen. Das mit dem Verkehr auf dem Rad war damals relativ einfach: Ich bin allermeist auf Radwegen gefahren. Habe mich an Ampelsignale gehalten, was ein Vorfahrtschild für eine Bedeutung hat und rechts vor links, waren Regeln, die meine Auto fahrende Mutter mir als Beisitzerin nebenbei beigebracht hatte.

Irgendwann kam der Sommer nach dem ich im Herbst 18 werden sollte und der Führerschein, der war damals noch in meiner Generation ein „must have”-Thema. In meiner Familie stand der Besitz des Führerscheins auch als ein Zeichen der Emanzipation. Mit dem Besitz des Führerscheins, den mein Vater nie machen sollte, hatte sich meine Mutter mit „der Wanne”, dem runden Ford Taunus, relativ schnell aus der unschönen Familiensituation frei gefahren.

Im Prinzip machte man damals den Schein im Klassenkollektiv – und es galt als gesetzt, dass man den (mit etwas Behördenglück) zum 18 bei der Dienststelle abholen konnte, vorherige bestandene Prüfungen vorausgesetzt. Aufgrund meiner finanziellen Familienverhältnisse musste ich mir meinen Führerschein zum allergrößten Teil selber finanzieren, ich schuftete die Sommerferien morgens als Reinigungskraft im Hôpital Militaire Louis Pasteur im Quartier Napoléon (französische Streitkräfte), dazu musste ich mit den Öffentlichen von Tiergarten nach Tegel, um 05:30 Uhr war Dienstbeginn. Fuhr dann zwei Stunden später zurück nach Hause, um Mittag zu essen, um dann von Tiergarten mit dem Rad in die Flughaftenstraße nach Neukölln zu rasen, weil ich dort im Schwimmbad am Columbiadamm nachmittags im Imbiss Geschirr abwusch und Eisbecher mit Erdbeeren baute. Ich habe mir meinen Führerschein hart erkämpft und teuer verdient. 25 Fahrstunden, das war damals guter Durchschnitt, Theorie 0 Fehler, Fahrprüfung beim ersten Mal bestanden bei Herrn Zieselinksi, der damals dafür bekannt war, human zu Fahrschülern in der Prüfung zu sein. Sein Ding waren wohl Einbahnstraßen, dieses sich links einordnen, wenn man aus einer Einbahnstraße nach links fahren möchte. Hatte ich voll drauf.

Übrigens hatte ich kein Behördenglück, nämlich erst vier Tage nach meinem 18. Geburtstag den praktischen Prüfungsgermin zugeteilt bekommen.

Mein Kalkül war mich als Tiergartnerin in einer Fahrschule in Charlottenburg anzumelden, in der Hoffnung nicht in Tempelhof oder Spandau geprüft zu werden, sondern eben in Charlottenburg – wo ich mich, weil ich dort die ersten Lebensjahre lebte und mein Vater als auch Großmutter zu diesem Zeitpunkt immer noch lebten, gut auskannte. Mein Kalkül ist gut aufgegangen. (Tief in meinem Herzen ist Charlottenburg auch heute noch mein Kiez.) Aber da hätte auch nix schief gehen dürfen, weil mein Führerscheinbudget hart auf Kante genäht war.

In der Fahrschule, den Theoriestunden, also begegnete mir erstmals bewusst das Prinzip Rettungsgasse. „Cool!”, dachte ich damals und das denke ich auch noch heute: „Das ist doch ein kluge Lösung für alle Probleme, wenn einmal ein Unfall passiert und der Platz knapp ist. Alle rücken zusammen und verhalten sich nach diesem Regelwerk und wenn du ggfs. selbst vorne halb am verbluten bist, können Rettungskräfte dich trotzdem sehr schnell retten.”

Mich hatte – als Berlinerin kannte man das Prinzip Stau im Straßenverkehr schon damals ganz gut – die Logik einer Rettungsgasse sofort überzeugt. Platz machen in einer Notsituation für andere. Tut nicht weh, ob man nun mitten auf der Fahrbahnspur steht oder etwas weiter rechts, oder? Wenn kann das ernsthaft stören? Denn allermeist kommt man entweder eh gerade nicht wirklich weiter. Oder man kommt doch bei fließendem Verkehr sehr schnell wieder weiter. Aber auch dann hat das Bilden einer Gasse keinen ungünstigen Einfluss auf das eigene Tagesgeschehen.

Tatsächlich finde ich das Prinzip der Rettungsgasse auch heute noch ein Stück weit großartig. Ich weiß, da ist irgendwo ein oder sind mehrere Menschen in schlimmer gesundheitlicher oder anderer Not – und Sanitäter, Notärzte oder Polizisten sind auf dem Weg diesen Menschen in Not zu helfen – und indem ich mich in dem einen sehr kurzen Moment sozial und gemäß geltender Verkehrsregeln verhalte, kann ich bestenfalls deren Leid verkürzen. Das tue ich übrigens genauso auch als Fußgängerin oder Radfahrerin. Ja: Auch als Radfahrerin. Es gehört nämlich auch zu meiner Pflicht stehen zu bleiben auf dem Radweg, so dass Autos in dem Moment auf dem Radweg ausweichen können, um die Mitte beider Fahrbahnen freizumachen. Dann wird halt die eine Ampelphase später genommen. So fucking what? Aktiv dazu beitragen, dass Leid zeitlich verkürzt wird. Gerettet wird. Oder Straftaten verhindert werden können. Ist das nicht das coolste Ding überhaupt?

Ich werde nie begreifen, was einzelne Verkehrsteilnehmer daran hindert, es mir gleich zu tun: außer, dass sie schlicht zu blöd sind.

Und nein, Klimaaktivisten auf den Straßen sind hierfür zu keinem Zeitpunkt jemals die Ursache gewesen, dass Rettungsgassen nicht gebildet werden.

Das Problem blöder Autofahrer haben wir deutlich länger als das Phänomen auf Straßen klebender junger Menschen. Wer keine Rettungsgassse bildet oder solche durchfährt (weil es im Mofa zu warm ist unter der Lederkluft), der ist zu blöd. Und wer hierfür zu blöd ist, braucht seinen Führerschein nicht, denn: die Person ist nachweislich zu blöd sich an Verkehrsregeln zu halten.

So einfach. Und kein „aber …”! Einfach zu blöd!

2023-05-18

Tragödie in Forli-Cesena

Nun hat nach der katastrophalen Flut im deutschen Ahrtal in 2021 in diesen Tagen eine italienische Region eine ähnliche Katastrophe ereilt. In der Emilia Romagna, hier insbesondere in Forli-Cesena und bis in die Marken, konnten die übermäßigen Regenfälle seit Montag nicht von komplett ausgetrockneten Böden ausreichend schnell aufgenommen werden, so dass die Flüsse in den Regionen über die Ufer getreten sind. Wasser hat so eine irsinnige Macht!

Ich hoffe so sehr, die Zahlen der Toten erhöhen sich nicht weiter und die Menschen kommen größtenteils mit dem Schrecken davon. Ich hoffe auch, dass die von der italienischen Regierung versprochene Unterstützungen wirklich bei den Menschen ankommen, so dass sie zerstörten Wohnraum und Existenzen wieder möglichst schnell herstellen können. Möge es dort besser laufen als in Deutschland, denn hier warten die Menschen im Ahrtal (und andere betroffenen Gebiete) immer noch auf zugesagte Unterstützung.

Da ich nun vor nicht einmal drei Wochen dort vor Ort war – in Cesenna, in Bologna, in Cesenatico und im vergangenen Jahr auch in Ravenna – bdrückt mich dieses Unglück sehr, denn ich habe diese schöne Landschaft bei strahlendem Sonnenschein so wunderschön grün und satt gesehen, die herzlichen und engagierten Menschen erlebt, die für ihr Land so gerne und viel schaffen wollen, nicht nur aber auch im Tourismus. Wir durften ihre großzügige Gastfreundschaft erleben. Ich habe die historischen Kunstschätze gesehen, die Weinstöcke in der Landschaft, die gerade anfingen Früchte auszutreiben, erlebt wie sich diese Region auf den beginnenden Sommertourismus vorbereitet hatte.

So vieles davon ist nun den Wassermassen zum Opfer gefallen! Und die fürchterlichen Bilder lassen ratlos zurück. Uns Teilnehmer der Reise als Nichtbetroffene, weil wir gleichzeitig doch gerade an unseren Texten sitzen, um Menschen auf diese wunderschöne Region aufmerksam zu machen und unsere schönen Erlebnisse teilen wollen. Menschen, die diese Regionen aus wunderschönen Urlauben kennen, deren Produkte der Landwirtschaft genießen.

Möge die Katastrophe nun wirklich vorbei sein!

2023-05-12

Faszinierend

Wir lernen im VHS-Italienisch-Kursus zur Zeit die Präpositionen, diese „a, da, di”, in der italienischen Sprache verändert werden je nach Artikel oder ob ein Singular oder Plural folgt – und natürlich unter Berücksichtigung bestimmert Artikelformen, die sich von der bestimmten Schreibweise der Substantiv am Anfang auch verändern dürfen.

Plötzlich stellt man fest, dass man nur noch Substantive kennt, die sich einen feuchten Kehricht kümmern, ob es regelmäßige Ableitungen gibt in der Bildung ihrer Artikel. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie sehr und flink sich plötzlich die von mir zu diesen Substantiven gelernten Artikel verstecken. Plötzlich sitzen sie in nicht einsehbaren Ecken, unter dem Tisch, hinter dem Sofa.

Sie sind überall – aber nicht mehr in meinem Gehirn.

Weg!

2023-05-10

So ein Tag!

Heute früh Shiina das Katzenfutter in einem meiner Lieblingskatzenfutterschalen zubereitet und dann knapp über ihr aus der Hand gleiten lassen. Aufprall, Scherben, verhungerte UND verschreckte Katze. Schlimm! Und das noch vor dem ersten Kaffee. Noch viel schlimmer!

So ein Tag ist heute.

Die gute Nachricht: Sie scheint mir verziehen zu haben.

Internet aufgemacht und lesen müssen, dass der alte SPD-Agenda2020-Fehlentwurfmann bei den Russsen in der Botschaft fröhlich Kriegsende gefeiert hatte. Mit Vertretern der unwählbaren Partei.

Nun bin ich wahnsinnig froh, dass wir in diesem demokratischen Deutschland Rechtsmittel haben, die verhindern, dass wir komplett nach rechts abgewanderte, demokratisch völlig entglittene Alt-Bundeskanzler nicht noch von Steuergeldern Büros und Security finanzieren müssen. Jetzt müsssen wir nur noch aufhören, ihm ständig mediale Aufmerksamkeit zu schenken. Was. Für. Ein. Honk!

Ich kann das Berliner Wetter heute sehr gut leiden. Es ist ein Marktwetter. Mit draußen Kaffeetrinken-Wetter.

Ich glaube, ich mache das mal!

2023-03-26

Nerven

Gestern habe ich Nerven gezeigt. Habe jemanden auf sehr hässliche Weise seine Grenzen aufgezeigt. Und das Schlimme daran ist: Es tut mir nicht einmal mehr leid.

Ich weiß nicht, ob es euch auch so ergeht, vielleicht ist es ein reines Berliner Ding. Aber in meinem Erleben haben mit der Covid-Zeit die allermeisten Menschen jegliches Benehmen (so sie es denn vorher hatten) an den Nagel gehängt. Und ohne jetzt hier die Männlein/Weiblein-Schiene aufmachen zu müssen – aber ich erlebe schlechtes Benehmen, Ignoranz, Unhöflichkeit vor allem bei den Herren. Was geht eigentlich ab bei euch, Jungs?

Ich bin gerne höflich und erwarte das auch in einem Miteinander. Dass man geschlechterübergreifend sich die Türen aufhält, in Jacke und Mäntel hilft, mit kleinen Aufmerksamkeiten und Taten sich gegenseitig den Tag verschönert. Aufmerksam ist, zur Seite steht. Fürsorglich ist, anderen das Leben hier und da einfacher gestaltet. Aber ich haben zunehmend das Gefühl, ich bin da ein echtes Auslaufmodell. Warum eigentlich?

Dass es offensichtlich eine Selbstverständlichkeit ist, dass Menschen wie ich, anderen Menschen die Tür (noch) aufhalten und dafür nicht einmal mehr ein Dankeschön bekommen, daran ist man in Berlin schon fast gewohnt. Das Einzige, was ich daraus mitgenommen habe, ich halte nur noch sehr ausgesucht anderen Personen Türen auf.

In der letzten Woche habe ich als Rad- bzw. Fußgängerin in drei Situationen AutofahrERn bewusst durch Handzeichen eingeräumt vor mir abbiegen bzw. weiterfahren zu dürfen, habe bewusst an Straßen gewartet – ohne dass ich es hätte tun müssen – damit sie fahren können, ohne stoppen zu müssen. Es gab in keiner dieser Situationen vom anderen Verkehrsteilnehmer ein Nicken oder ein Handzeichen des Dankes. Gut, mir doch in Zukunft egal, wann du die Straße räumen kannst. Ich werde es ab sofort nicht mehr tun und auf mein Recht in Verkehrssituationen bestehen.

Vornehmer Stehempfang neulich anlässlich der ITB. Es gab vereinzelt Stehtische, ein delikates Flying Büfett, ebensolchen Service mit Kellnern, die mit Tabletts umhergingen, um benutztes Geschirr direkt bei den Gästen einzusammeln. Wir stehen zu mehreren Personen am Tisch und essen, der erste Mann schmeißt uns seine benutzte Serviette vor die Teller auf den Tisch. Der nächste ungehobelte Waldschrat stellt – wieder ohne zu fragen – seine benutzten Teller dazu, während gegessen wird.

Der nächste Benimmbrecher trat an den Tisch in eine vermeintliche Lücke, fragte nicht etwa vorher, ob da noch frei sei und machte sich so breit, indem er uns anderen Personen einfach zur Seite drängte – und wir hinterher nicht mehr wussten, welches Glas seines war und welches unseres. Es geht nicht darum, nicht auch andere Menschen an einem Tisch essen lassen zu wollen. Aber seit wann fragt man nicht mehr vorher wenigstens, ob es okay ist? Ob der Platz frei ist? Macht wenigstens am Anfang kurz höflich Konversation – insbesondere in einem Treffen in einem beruflichen Umfeld?

Ich fand es erschreckend. Es ist auch mittlerweile offensichtlich üblich in Restaurationen, dass Stühle einfach von dem eigenen Tisch weggenommen werden ohne zu fragen, ob das okay sei.

Gestern stand ich mittags bei Kaufland in Neukölln (Okay! Drei Fehler in einem Satz: Samstagmittag. In Neukölln. Im Kaufland. Das macht man auch nur, wenn der eigene masochistische Grad sehr frei liegt an dem Tag) an der Selbstbedienungskassenschlange. Ich in der Mitte stehend, als nächste und einzige in der Reihe. Kommt so ein männliches Es, Typ überfüttertes Kronprinzenbaby, angeschlurft und stellt sich seitlich vor mich, mich ignorierend und mir war so klar, was der versuchen würde, sortierte mich schon mal vor ihn, und er stellte sich wieder seitlich vor mich hin. Dann tat er auch prompt bei der nächsten frei werdenden Kasse, was absehbar war, woraufhin ich ihn kurz am Arm packte, an ihm vorbei zog und ihm bestimmt erklärte, dass das Ende der Schlange hinter mir sei.

Und anstatt sich zu entschuldigen, denn er war leider nicht nur überfüttertes Kronprinzenbaby – nachdem er den Mund geöffnete hatte, musste ich nicht nur seine Unhöflichkeit aushalten, sondern auch die Dummheit, die ihm aus dem Gesicht und Mund sprang ertragen – fing er an rumzublöken „Warum ich ihn anfassen würde?“ Antworte ich, „Weil du dich nicht benehmen kannst.“ Dann meinte er diesen typischen Clan-Aggressor raushängen zu lassen, der in Neukölln bei jungen Männern sehr üblich ist und fing an, mich mit seiner Cola-Sucht-Figur körperlich bedrohen zu wollen. Also habe ich mich noch einmal umgedreht, habe mich sehr aufgerichtet (anderthalb Köpfe über seinem) und habe nur gesagt: „Himmel, du kannst doch froh sein, dass du überhaupt mal angefasst wirst, so hässlich wie du bist, musst du doch sonst dafür bezahlen!“

Das hatte gesessen, er ist zusammengesunken und hat nichts mehr gesagt. Gedroht hat er auch niemandem mehr. War fies, ja. Weil ich natürlich diesem spät pubertierendem Bengel in seine echte und richtige tiefe Wunde gestochen hatte. Aber ganz ehrlich, wenn Männer meinen, unhöflich sein zu müssen und in einer solchen Situation sich nicht einmal Mühe geben wollen, das eigene Verhalten zu hinterfragen – insbesondere dem anderen Geschlecht gegenüber – dann sollen sie sich nicht wundern, wenn das buddhistische Prinzip von Ursache und Wirkung ihnen um die Ohren pfeift. Bei ihm hat es gestern ganz gut gepfiffen, fürchte ich.

Jungs, Männer, bekommt euch jetzt bitte mal wieder ein. Hört mit dem Gegeneinander auf und fangt mal wieder mit dem Miteinander an! Es nervt. Vor allem aber: es macht euch so hässlich und so unattraktiv.

Das Problem ist nämlich, wenn – Ursache und Wirkung – wir Frauen das künftig auch so handhaben, weil wir alle null Bock mehr haben von euch so herablassend behandelt zu werden, dann wird es wirklich sehr unangenehm in unserer gemeinsamen Gesellschaft. Das kann keiner so richtig wollen.

2023-03-25

Hosen mit Gummizug

Geständnis: Ich musste heute erst einmal Wermelskirchen googeln. Ich hatte so eine Ahnung, wo das liegen könnte und jetzt, da ich es gegoogelt habe, weiß ich es wieder. Das liegt da im Bergischen Land. Bin ich immer vorbeigekommen, als ich noch nach Aachen gefahren bin. Irgendeine dieser Autobahnabfahrten, die sich in dieser Gegend schnell summieren.

Irgendeine Schule möchte nicht, dass Schüler in Schulen Jogginghosen anziehen. Das Tweet dazu hatte ich letzte Woche schon kommentiert, weil es mich wirklich ratlos zurückgelassen hatte – auf zeitlicher, auf modischer, auf intellektueller sowie auf gesellschaftlicher Entwicklungsebene. Inzwischen vereint dieses Wermelskirchen mit seiner Absage an die Jogginghose in Schulen die alten und neuen Bundesländer, wie es vorher keine Bundeskanzler*innen vermocht haben.

Das ist doch auch schön!

Ganz ehrlich? Man kann zu Jogginghosen eine Meinung haben. Aber schlussendlich sind die Dinger nicht erst Kult seit diesem einen Titanic–Cover. Und auch wenn die pastellisierten Seidenballonanzüge mit Gummizug in der Hose oben und unten von Dieter Bohlen und Thomas Anders nicht die schönste Modeepoche unserer Nation in den 90ern eingeleitet haben, spätestens seit denen ist die Jogginghose salonfähig. Das ist halt so. Die Jogginghose ist das Pendant zu den Leggins, die das Pendant zu den Röhrenjeans in den 50ern sind, die das Pendant zu den weiten Marlene Dietrich-Hosen der 40er Jahren waren.

Mittlerweile gibt es alle möglichen Hosenschnitte auch in Sweat-Stoffen – also ganz ehrlich, wo fängt heute die Jogginghose an, wo hört sie auf? Und da finde ich dann die Befindlichkeitsträger aus Wermelskirchen etwas aus der modischen Zeit gefallen. Grundsätzlich finde ich natürlich gut, wenn es im Schulunterricht hinsichtlich von Kleidung im Alltag – von der unterschiedlichen Wirkung im Alltag – einen Austausch gibt. Wir haben eine gesellschaftliche Entwicklung genommen, die allen Menschen – und vor allem uns Frauen – eine große Freiheit heutzutage ermöglicht im persönlichen Kleidungsstil.

Ich schrieb bewusst große Freiheit und nicht die größtmögliche Freiheit. Diese haben wir erst erreicht, wenn wir Frauen auf BHs verzichten können – ohne dass uns auf die Nippel gestarrt wird oder es Kommentare zu Größe oder Fliehkraft gibt. (Auftrag an die Herren: Eure Stillzeit ist echt vorbei!)

Und ja, stimmt. Ich will nicht alles sehen möchte, was mir so im täglichen Berliner Streetstyle entgegen schlürft. Aber das ist mein Ding. Und ich habe nicht zum Ding des Trägers zu machen. Wenn er/sie sich wohlfühlt in der eigenen Klamotte – who cares?

Kleines Beispiel: Neulich stand mit mir eine junge Frau auf dem Bahnhof, die hatte eine Jeggins an, also eine Leggins mit Reißverschluss und Knopf in einem glänzenden Chintz-Material. Das ist die Hose, die ich zu meiner Kindheit nur an den öffentlichen Frauen gesehen habe, die in der Nacht auf der Straße des 17. Juli autofahrende Herren mit ihren nun formbetonten Körpern und hohen Plateauschuhen zu einem von den Herren finanzierten Beischlaf animieren sollten/wollten. Weil diese Art der Hose bei mir so gesetzt ist aus einer Erfahrung in der Vergangenheit, war also mein erster Gedanke: Das ist wirklich interessant, dass sich die jungen Frauen heute mit einer Selbstverständlichkeit so kleiden, wie es „zu meiner Zeit” (was immer das auch ist) als „nuttig” galt. Aber es heute gar nicht mehr so viele Menschen interessiert. Es gehört zum Alltags-Setting. Streetstyle.

Denn zwischenzeitlich haben viele Frauen (und Männer) solche Hosen in ihrer jeweiligen Kunstform, meist als Sänger*innen erst bühnentauglich, dann clubtauglich und mittlerweile – zurück zur Straße – eben straßentauglich gemacht. Und nein, deswegen sind die Menschen, die solche Hosen tragen, weder an dem oben beschriebenen Berufsbild interessiert, noch haben sie kein Benehmen, sie haben durchaus Bildung (und sind auf dem Weg sie weiter auszubauen) und einen eigenen Stil. Gleiches gilt für die Träger von Jogginghosen.

Und ja, ich würde vermutlich echt tief einatmen müssen, wenn sich in fünf Jahren meine Großcousine mit Vorliebe so kleiden wollte. (Während ich es vermutlich ganz cool fände, würde mein Großcousin selbstverständlich einen Rock tragen, weil er sie schick findet.) Ja, ich begreife mein Problem diesbezüglich natürlich. Aber ich hätte es zu respektieren, denn das ist die Freiheit, die auch ich mir damals irgendwann genommen habe. Z. B. in kurzen Kleidern zur Arbeit zu gehen, weil der Mini mal wieder in war und ich schöne lange Beine hatte, die ich gerne gezeigt habe. Damals war das mein Ding. Heute ist es deren Ding. Und das haben wir gesellschaftlich zu akzeptieren.

Schlussendlich ist es eine Frage, wie man sich selber gesellschaftlich entwickeln will – also offen sein möchte und sich von Konventionen frei machen möchte. Und dazu gehört das Aushalten der unterschiedlichen Kleidungsstille aller Generationen. Ich muss die Klamotten von anderen nicht lieben, aber ich habe sie zu respektieren.

Und dann ist das noch ein Punkt: Wir leben heute in einer Zeit von Fast Fashion. Und wir leben in einer Zeit, in der sich junge engagierte Menschen (wieder) sehr gerne mit Secondhand-Kleidung anziehen – wie es seit Generationen junge Menschen schon tun. Da kauft man solche Klamotten! Aus ökologischen Gründen und übrigens auch (nicht erst seit Covid und Ukraine-Krieg, in einer Zeit in der in vielen Familien das Geld richtig knapp ist) aus ökonomischen Gründen.

Wenn eine Schule nicht möchte, dass Schüler in Alltagskleidung – was die Jogginghose nun längst ist – zur Schule kommen, sollte sie den Schülern das Gefühl vermitteln ein besonderer Ort zu sein und nicht ein Alltagsübel, wo man seine Zeit absitzt und eine derartige schlechte Schulbildung erhält, die einen sehr negativ in die Zukunft blicken lässt. Was, meiner Meinung nach, das größere Problem an Schulen ist, wenn ich die Meldungen zur allgemeinen Schulbildung in Deutschland in den letzten zehn Jahren so überschaue.

Jogginghosen sind cool. Hauptsache sie sind sauber. Wenn Lehrer glauben, Jogginghosen würden für den jungen Träger zu Einbahnstraße im Leben führen, gibt es andere Möglichkeiten diese darauf aufmerksam zu machen – als ausgerechnet ein Verbot.

2023-03-22

Tage wie dieser …

Gestern war so ein Tag, so ein Mix an Emotionen. Tsja, wie soll ich das erklären? Gründe meiner chronischen Erkrankung sind sicherlich ur-anerzogene Überlebensmechanismen, bestimmte Themen nicht an mich heranzulassen, um zu überleben. Und in der therapeutischen Übung ist es meine Hauptübung zu erkennen, wann mich Themen absolut betreffen und etwas in und an mir anrichten. Und zwar ohne, dass ich es abwehre mit einem „nicht so schlimm”, „passiert jedem einmal” oder „musste halt durch”. Im wirklichen Sinne: Augen zu und durch, keine Selbstfürsorge. Das kann man eine relativ lange Zeit machen – bis dann halt auch mal Schluss ist. Und man die Konsequenzen dafür auf anderer Ebene ertragen muss.

Ich bin da bisher in den letzten Jahren ein gutes Stück vorwärts gekommen. Aber dieser Krieg gegen die Ukraine hat bei mir diese alten Mechanismen erneut richtig gut in Stellung gebracht. Da geschehen so viele Dinge, die mir so nahe gehen, dass ich sie ausblenden muss und doch schleppe ich das Leid meiner Mitmenschen, dieses Landes in mein Dasein, denn dazu brauche ich naturgegeben keinen direkten Kontakt zu Menschen. Das ist Talent wie auch Pain in the as gleichzeitg!

Und ich muss so sehr aufpassen gerade, dass ich nicht in diese alten mir alle Kraft raubenden Mechanismen zurück falle. Vermeintlich, weil für mich dann alles einfacher ist. Dass ich auf dem besten Weg dahin bin, fiel mir gerade auf als ich dieses Blogpost mit einem Satz beginnen wollte indem ich behaupten wollte, mir wären gestern so viele emotionale Kicks begegnet, die mich alle tangiert hätten ohne, dass sie mich eigentlich beträfen. Und dann ist mir aufgefallen, dass natürlich alle Momente absolut subjektiv so etwas von mich betroffen und berührt haben, dass der Versuch dagegen anzuschreiben geradezu lächerlich wäre. Was ich als ganz schönes Zeichen deute, denn offensichtlich ist meine Wahrnehmung im positiven Sinne mir gegenüber doch noch etwas aktiv.

Gestern hatte ich einen OP-Vorgesprächstermin. Die nächsten zwölf Monate gönne ich mir je einen Eingriff an den Beinen, rechts und links, das liebe Krampfadern-Erbe von Oma und Papa. Mit der Oma, die diese fantastischen Tänzerinnenbeine bis in ihr hohes Alter hatte, bin ich ja nun leider nicht blutsverwandt. Den ersten kleineren Eingriff im Juni kann ich tatsächlich bei Bewusstsein mit örtlicher Betäubung erleben, was ich ganz interessant finde. Ich habe doch so gerne Kontrolle bei diesen Dingen. Es wird „nur” verödet. Hier hat mein Plan, mir eine Praxis zu suchen bei der meine Krankenkasse die Kosten dafür übernimmt, geklappt. Funktioniert wohl am anderen Bein dank der vorliegenden Diagnose nicht. Aber das ist später dran.

Nun liegt diese Praxis im Ullsteinhaus. Und dieses Wartezimmer kannte ich, weil ich seinerzeit dort mit meiner Freundin S. saß als ihr nach der ersten Krebsdiagnose der Shunt entnommen wurde. Damals als wir noch dachten, dieses Krebsunheil hätten wir von ihr abwenden können. Im Wartezimmer steht ein Flügel, den vergisst man nicht. Was waren wir voller Hoffnung und Freude damals. Irgendwie. Schön war das!

Und sowieso kenne ich diese Räume noch als Kind, denn dort war meine Ballettschule untergebracht. Und heute weist immer noch ein handschriftlicher Zettel im Treppenhaus auf die frühere Vermietung hin. Tatsächlich habe ich aus der Zeit aber keine wirkliche Erinnerung mehr an die Räume, die damals wohl anders aufgeteilt waren – und sehr viel kleiner mir in Erinnerung sind als die heutige Aufteilung. Aber emotional war der Besuch auf zweifacher Ebene ein ganz schöner Ritt durch mein Leben gestern. Wie also kann man so etwas für sich überhaupt abtun wollen?

Auf jeden Fall hat diese Facharztpraxis richtig gute medizinische Fachangestelltinnen – wie ich sie schon lange nicht mehr erlebt habe. Sehr den Patient*innen zugewandt, freundlich und offensichtlich mit viel Spaß im Job. Meine Hauärztin hat vorne eine Dame sitzen, die ist das genaue Gegenteil. Scheint nur überfordert und ich frage mich ob sie nicht tatsächlich eine Autismusdiagnose hat, so fremd wirkt ihr Umgehen mit uns Patienten auf mich. Natürlich – wenn dem so wäre – fände ich gut, dass sie dennoch in dem Umfeld eine berufliche Aufgabe hat und sich das dann doch zutraut. Aber unter dem Strich gehe ich so oft aus der Praxis und denke bei mir, wie fehlbesetzt diese eine Frau an dieser besonderen Position ist, wo Mitgefühl und menschliche Zugewandheit nicht das schlechteste Mitbringsel im Job wäre.

Derzeit lohnt sich generell ein Besuch zu den üblichen Werkzeiten im Ullsteinhaus, weil dort gerade eine drollige Robotnik-Pasta-Installation … Pasta kocht. Aitme heißt die vollautomatische Kochstation. Kann man so oder so finden. Aber den Roboterarmen und der Technik zuzugucken, das hatte mir gestern schon Vergnügen bereitet. Vielleicht probiere ich das Essen (also Pasta) doch einmal nächste Woche aus? Preise pro Portion sind zwischen 6-8 Euro. Kommt jemand mit? Ich habe so einen Automaten schon einmal als Kaffeeautomaten in Karlsruhe erlebt. War ganz lustig – aber schlussendlich die Kaffeemenge zu klein für das Geld und geschmacklich (für mich) weit entfernt von „ich würde dort regelmäßig meinen Kaffee (vor allem für das Geld) ziehen.”

Das ist auch der Punkt bei diesen Maschinen, das, was da rauskommt, benötigt relativ lange Zeit – da ist der Mensch definitiv schneller – und im Ergebnis sind die Produkte schlicht viel zu teuer, weil man die Anschaffungskosten kompensieren muss. Ach ja: Pappgeschirr ist auch so ein Ding. Aber ich glaube nicht, dass Menschen auf lange Sicht viel Geld dafür bezahlen, um das Ergebnis zu erhalten. Also: Beispiel am Aitme-Pasta-Automaten: Alle Zutaten werden von Anfang an in die Rührschüssel gegeben – und genauso sah der Brokkoli dann am Ende auch aus. Ein menschlicher Koch würde Brokkoliröschen frühestens in der Mitte des Kochprozesses hinzu geben. Also falls es euch interessiert – unten in der Eingangslobby im Ullsteinhaus. Kann dort jeder probieren.

Auf dem Weg zurück in der Dockingsstation in der U-Bahn von der unteren zur oberen Plattform von Blaulicht empfangen worden. Die Sanitäer räumten gerade alles weg, was zu einer Reanimation gehört. Der Patient wurde in dem Moment in den RTW verladen und es pressierte, den kaum hatte ich die letzte Treppenstufe auf der oberen Plattform erklommen, fuhr dieser schon mit Blaulicht und polizeilicher Begleitung gen Urban-Krankenhaus. Und ganz ehrlich: Ich war richtig froh, dass ich halt genau in diesem Moment vorbei kam und nicht in dem Moment in dem der Mann zum Patienten wurde. Ich kann ja nun mal Erste Hilfe leisten und würde es auch immer tun. Aber gestern hatte ich einfach die Idee von: „Ein Glück, ich hätte da heute gar keinen Nerv für gehabt.” (Gut, ist vielleicht auch so, wenn man sich mit der eigenen Gesundheit vorher beschäftigen musste.) Ich wünsche dem Mann nur das Allerbeste.

Es gehört zu meiner Entwicklung, dass ich mir solche Gefühle erlaube und eingestehe. Im Grunde habe ich sehr viel erreicht. Für mich.

Zu Hause am Abend stellte ich den Geschirrspüler an, der schon am Anfang der Inbetriebnahme Unlust äußerte, was ich als Salzmangel diagnostizierte. Weil ich schon seit Tagen dachte, der braucht bestimmt Salz und dann … man kennt das ja. Also bekam er Salz, lief eine ganze Weile und fing später panisch an zu piepen, weil seine Gummifüßlein im Wasser standen. Kann ich verstehen. Erschrickt man sich erst einmal ordentlich. Also habe ich gestern Abend noch das Sieb gereinigt. Jetzt pumpt er zwar wieder ab, aber zeigt immer noch seine Fehlermeldung. Aber ich hatte gestern keine Lust und vor allem auch kein gutes Licht um mich dem Thema mit Schraubendreher und Liebe zu nähern. Und Zuversicht. Licht sowieso.

Ihr lest hier also ein prima Prokrastinations-Post.

2023-03-19

Gelöscht – Duolingo

Was ich allerdings seit letzter Woche nicht mehr mache, das ist parallel am Abend gleichzeitig am Smartphone noch per Duonlingo Italienisch zu lernen. Ich tat das als Vertiefung die letzten Wochen, also ca. 50 Tage bzw. vier weiter gekommende Level lang. Eine Woche dazwischen bin ich mal nicht aufgestiegen ins nächste Level, weil die Leute in der Aufstiegsklasse schon Punktzahlen hatten, die man mit der Gratisveriante gar nicht hätte erreichen können.

Mir war es zu wettbewerblastig. Zu sehr auf Gaming programmiert: wer lernt am schnellsten, höchsten, weitesten? Ich habe mich zu oft gezwungen gesehen, etwas unbedingt zu tun (ich bin da zu perfektionistisch), um den Strike nicht zu gefähren, um jeden verdammten Punkt einzuheimsen, den ich erzielen konnte. Und es hat mich am Ende mehr belastet, als dass ich noch Freude hatte an erreichten Punktzahlen. Zudem kam, dass ich schlicht andere Dinge vernachlässigt hatte. Kleines Beispiel: Du hast gerade den XP-Booster, kannst also in den nächsten 15 Minuten deine erreichten Punktzahlen verdoppeln. Da habe ich eben nicht auf die Spielrufe von Shiina reagiert. Die aber einfach in der Freizeitgestaltung immer Priorität haben sollte. und womöglich hätte ich im anderen Kurs einige Vokabeln intensiver gelernt?!

Außerdem war mir zu wenig Erläuterung dabei (also zumindest bei der Gratislösung auf dem Smartphone), wenn Fehler angezählt werden, deren Wissen bzw. Worte vorher gar nicht vermittelt wurden – das kann ich gar nicht gut ab.

Am Ende fühlte ich mich schlecht dabei, war genervt, habe mich unter Druck gesetzt. Tut mir nicht gut. Aber als Anfangsbegleitung war es ganz okay. War schön jewesen, jetzt ist die App vom Smartphone geflogen.

Bin aber für Tipps für eine (bezahlbare) Sprachlernsoftware – bei der ich mich nicht mit anderen Teilnehmern messen muss, keine Freundschaften schließen muss, mich nicht in irgendwelchen Scorelisten wiederfinden muss – sehr dankbar!

2023-03-18

Parlo italiano – un pocchino

„Mi piace la cucina italiana. Mi piacciono l'anitpasti italiani con insalta frutti di mare, olive, arrancini e affettati misti con prosciutto, salam e formaggio, salame e formaggio. E le bruschette di pomodori. Mi piacciono i vini italiani. Anche per il dessert mi piace molto il gelato spumone.

Non mi piacciono tanto il pizze napoli. Perché non mi piace l'impasto. Ma mi piace molto il panzerotto fritto.

Anche non mi piace il goulash di cavalli.”


So oder so ähnlich einfach. Frau @maske_katja hatte Anfang des Jahres (im Zusammenspiel einer Umstellung ihrer Arbeitszeit) die formidable Idee einen Italienischkurz zu belegen und lud mich ein dabei mitzumachen. Da die Präsenzkurse zu diesem Zeitpunkt bereits belegt waren, starteten wir mit einem Kurs bei der Volkshochschule A1 – und zwar online! (War an Covid vielleicht doch nicht alles schlecht.)

Den haben wir jetzt nächste Woche hinter uns gebracht. Zwei Stunden vormittags treffen wir insgesamt sechs Frauen mit unserem Lehrer uns und arbeiten uns wie im Präsenzkurs durch das Buch mit Hausaufgaben, Sprachübungen, Lachen, Fehlern und Korrekturen. Es macht Spaß und bietet durchaus viele Vorteile. Alle Teilnehmerinnen haben zwar irgendwie einen Berlin-Bezug – aber sind teilweise sehr international, deren Muttersprache ist nicht deutsch. Was aber bei den VHS-Kursen relativ egal ist, denn es wird die allermeiste Zeit vom Lehrer italienisch gesprochen und erklärt. „Una domanda!” hatten wir alle schnell in unserem Wortschatz.

Andere wiederum arbeiten oder leben derzeit gar nicht in Berlin – was ich wiederum auch sehr cool finde. Weil ich nämlich ganz oft keinen Italienischkurs belegt hatte, weil sie gerade dann immer anfingen, wenn ich nicht in Berlin war. Ich behaupte nicht, dass man sich die zwei Stunden auf einer Pressereise frei nehmen könnte – aber in einem privaten Urlaub klappt das allemal. Und wir wissen: überall gibt es mittlerweile besseres W-Lan als in Deutschland.

Wir hatten zehn Kurstage à 2 Stunden – und können uns immerhin vorstellen – formel und privat und erzählen, wo wir herkommen bzw. leben. Wir können bis 3000 mindestens rechnen, können Essen bestellen, gestern haben wir gelernt wie z. B. Besteck heißt, wir können also auch fehlender Löffel anmerken (der fehlt in Italien doch immer, wenn wir Deutschen Spaghetti bestellen). Wir kennen die wichtigen unregelmäßigen Verben avete, essere, fare und stare im Präsenz konjugieren. Und wissen, was wir mit den Verben auf -are, –ere und -ire anstellen sollen. Einfach Verneinung ist uns nun auch gegeben und die Bildung der unbestimmten, bestimmten Artikel sowie deren Pluralformen bzw. die der Subjektive.

Ich hatte jedenfalls letzte Woche auf der einen italienischen Pressekonferenz von den vielen sehr viel Spaß! Und was vor allem interessant ist in welch kurzer Zeit man dann auch lesend (z. B. auf Instagram) italienischen Texten relativ gut folgen kann. Man kann kann man schon erstaunlich viel anfangen, finde ich! Es macht Spaß. Und Gehirntraining ist bekanntermaßen in jedem Alter eine feine Sache für sich.

Wir machen also im Mai weiter!

p.s.petzen: Die Katzen von Frau @maske_katja camerabomben immer bei den Kursen. Shiina hatte es gestern zum allerersten Mal gemacht!

2023-01-01

Herzlichen Glückwunsch – wir sind sehr weit gekommen!

Ich wünsche euch allen ein gesundes neues Jahr. Möge uns 2023 gut gelingen! Irgendwie.

Ich freue mich über jede Person, die die letzten Jahr überstanden hat, hier noch mitlesen kann und mag. Wir waren wirklich tapfer, fürsorglich und ein bisschen gehören wir wohl zu den Glücklichen unserer Zeit!

Ich muss sagen, 2022 hat mich wirklich an meine Grenzen gebracht. Dabei war es persönlich für mich ein gutes Jahr. Gesundheitlich keine echte Verschlechterung, eher im Gegenteil. Diverse Vorsorgeuntersuchungen ohne Befunde durchstanden. (Darf man in meinem Alter auch happy mit sein.) Immer noch (ihr seht mich gerade auf Holz trümmern) kein Covid eingefangen. Vierten Booster, die Impfungen wirken immer noch gut auf die Fibromyalgie.

Habe mich wieder auf das Plasmaspenden eingelassen, was mir tatsächlich auch richtig gut tut körperlich. Keine Ahnung, ob es der Auftrag ist an den Körper wieder mehr das Blut zu pimpen oder die 250 ml Kochsalzlösung hinterher. I like it!

Mir sind meine mir sehr lieben Menschen alle geblieben, auch die meisten davon halbwegs gesund. Keine Selbstverständlichkeit in dieser Zeit zumal mir unter den Internet-Menschen einige uunerwartet weggestorben sind – nein, ich werde euch nicht vergessen! Und ich bin immer noch entsetzt.

Mein Fahrrad wurde mir auch nicht geklaut. In Berlin. Kann man sich auch nicht vorstellen.

Es sind Freundschaften zerbrochen. Erstaunlich wegen was Menschen andere Menschen aus ihrem Leben werfen. Eine Freundschaft ist für mich zerbrochen, weil man meine Grenzen überschritten hatte. In einem Fall ist in einem Punkt für mich eine neue Freiheit ins Leben getreten –  die ich nun sehr genieße.

Für Shiina gab es in diesem Jahr zwei schlimme Momente. Eine Operation im Gesicht, wie sich herausstellte ein Fibrosarkom. Und im Spätherbst schlimmes Erbrechen und Darmprobleme ohne echte Idee, was es sein könnte und einem Darm-Röntgenbefund, der auch alles Üble hätte sein können. Schlussendlich war es runtergeregelte Darmperistaltik aufgrund ihres (in diesem Jahr) eingesetzten Schilddrüsenpräparates. Und mittlerweile vermute ich, dass auch das Fibrosarkom aus der Ecke kam. Umgestellt auf altbewährte Tabletten. Nicht immer ist neu und state of the art wirklich ein Heilsbringer. Aber im Herbst sah ich uns schon Abschied nehmen. Es war eine schwierige Zeit auf so vielen Ebenen –tausend Dank an B. für deine großzügige Unterstützung und an K. für dein Angebot. Große Hilfe!

Ich habe Silvester gestern in großer Dankbarkeit gefeiert mit Shiina ganz in Ruhe, dass ich das doch noch tun durfte. Wir versuchen es 2023/24 wieder zu tun, haben wir uns versprochen.

Ich durfte viele schöne Reisen unternehmen. Teilweise Einladungen. Aber eben auch zwei eigene von mir gewünschte, geplante und durchgeführte Reisen. Ein wirkliches Wunder, ich kann es immer noch kaum glauben. Und bin zutiefst dankbar für die Erfahrung an sich und das Erleben vor Ort. Ich habe dadurch Matera getroffen. Eine Stadt, die mein Herz so tief berührt hatte, wie selten ein Ort zuvor. Bari, Monopoly, Brindisi. Im Herzen. Ja, dankbar. Das trifft es. Was für ein Glück ich hatte.

2022 war aber auch für mich das Jahr des Unfassbaren. Unfassbar war für mich, wie lange westliche Politiker ernsthaft geglaubt hatten, Putin würde seinen irrsinnigen Armeeaufmarsch an unkrainische Grenzen nur zum Spaß durchführen, Grenzgebiete nur mal eben so annektieren. Wieso dürfen Politiker so vorsätzlich naiv sein?

Ich habe 2022 gelernt zu hassen und auch dazu zu stehen. Ich hasse diesen Mann sehr. Ich wünsche ihm das Allerschlechteste auf dieser Welt und auch danach in aller Ewigkeit. Russische Soldaten sind Mörder, Folterer, Vergewaltiger, Kriegsverbrecher. Und Menschen, wie Wagenknecht und Kretscherm sollen sich in Grund und Boden schämen, wenn sie glauben, man könne immer noch mit Putin reden. Dem Lügner und Kriegstreiber. Was haben manche Menschen eigentlich im Hirn?

Ich bin als in West-Berlin und 1965 geboren eine Person, die natürlich mit dem Russen als Feindbild aufgewachsen ist. Ich habe hart an mir und mit mir arbeiten müssen, um dieses Feindbild nach dem Mauerfall abzulegen und Menschen aus Russland offen und vorurteilsfrei begegnen zu können. Das war ein sehr bewusster Prozess, der in Berlin nicht immer ganz einfach war, wo sich die russische Finanzelite sehr breit gemacht hatte in den letzten 25 Jahren mit einem Gebahren teilweise, dass es schwer machte sie einfach wertzuschätzen. Aber ich habe es wirklich getan: an mir gearbeitet in dem Punkt.

Dann kommt dieser Unmensch und reißt alle alten Wunden auf. Die Wunden, die eine Enkeltochter meiner Generation mit aushalten musste, weil die Großmütter, die im zweiten Weltkrieg von Russen vergewaltigt wurden, es natürlich in welcher Weise auch immer (bei uns war es dieses fürchterliche greifbare Schweigen in bestimmten Situationen) auf uns unbewusst übertragen haben.

Es ist so viel hochgekommen in diesem Jahr. So viel alte Angst. Diese schreckliche Sorge. Dass er mich dazu bringt überhaupt zu überlegen, ernsthaft, ob ich eigentlich auch die Kraft hätte wie sehr viele Ukrainer*innen in ihrem Land zu bleiben und mit der Waffe zu kämpfen, um ihr Land zu Leben zu verteidigen? Was, das sollte uns klar sein nach diesem Jahr – nicht so unwahrscheinlich mehr ist in einer künftigen Notwendigkeit als wir es uns 2021 je hätten denken können. Das hier, da geht es um so viel mehr Grauen als nur um Energieprobleme.

Das ist schwer. Und es braucht ein Ventil. Meines ist der Hass auf dieses Monster und seine blinden Mitläufer.

Okay, das musste auch raus. 2022 hätte ein gutes Jahr, ein viel besseres Jahr werden können. Er hat es uns vermasselt.

Übrigens habe ich tatsächlich zwei Vorsätze für 2023. Habe ich sonst nie, weil meiner Meinung nach eher Quatsch. Beziehungsweise glaube ich an die Macht der sofortigen Veränderung. Nicht der zum Jahreswechsel. Aber man kann ja umdenken. Zum Glück. Vorsatz Nr. 1: Mindestens einmal am Tag für mich ein Lied durchtanzen. In der Wohnung. Meine eigene persönliche Disco! Zum Spaß. Für mein Glücksgefühl. Und ein bisschen Fitness. Ich habe das früher als Kind stundenlang in meinem Kinderzimmer getan. Wann habe ich das eigentlich aufgehört – und vor allem: warum?

Vorsatz Nr. 2: eScooter/Mieträder, die sch… parken – also Fußgängerübergänge zuparken und Rollator-/Rollstuhlfahrer behindern, räume ich ab sofort immer aus dem Weg und stelle sie auf die Straße. Wo sie als motorisierte Fahrzeuge übrigens lt. StVO auch hingehören. Aufenthalt auf dem Gehweg ist für Motorradfahrer, Roller, eScooter nämlich nur geduldet.

2022-10-03

57

Als ich vor ca. einem Jahr in Apulien Urlaub machen durfte bei meiner Freundin Carmen, da trat eines Tages diese Jacht vor dem Hafen von San Focca auf. In den Hafen kann das Schiff nicht. Dieses Schiff kann wohl in die allermeisten normalen Häfen nicht einlaufen, so ein Koloss ist das.

Die Yacht A in einer Kieler Werft gebaut. Dreimaster, acht Decks mit 142,81 Metern wohl die längste Segelyacht der Welt. Stahlrumpf.

Wir waren alle fasziniert. Das Schiff ist wirklich schön – und seine Beschichtung lässt es je nach Sonnenstand weiß, silbern oder wie hier goldig scheinen. Ich kann es beurteilen, die Yacht A lag zwei Tage vor dem kleinen Badeort. Nur liegt sie wohl in Triest vor Anker, beschlagnahmt. Denn sie gehört dem Oligarchen Andrei Melnitschenko. Und damit schließt sich der Kreis. Hätte ich letztes Jahr gedacht, dass wir eine Weltsituation wie diese heute hätten?

Ich hatte keine Vorstellung. Gar keine! Wir alle wohl nicht. Ist das nicht alles unglaublich schräg?

Sei es drum. Es ist ein Jahr rum. Und ich hatte gestern Älterwerdung. Kann man nix machen. Oder ist einfach dankbar. Vermutlich so ein Ding dazwischen. Und wieder einmal wird mir klar, das Leben ist sehr unvorhersehbar. Es war persönlich eigentlich ein sehr schönes Jahr und ich hatte lang nicht mehr so viel Zuversicht mein Leben betreffend, wie in diesem Jahr. Bis nun … naja.
Ich mache mich heute wieder auf in dieses schöne Land Italien, das uns mit den letzten Wahlen auch den europäischen Gesamtschock versetzt hat. Aber ich werden mich wohl auf das Gute konzentrieren. Ein paar Tage Apulien, ein paar Tage Emilia Romagna nach Ravenna und wieder ein paar Tage Apulien. Ich freue mich. Und vermisse Shiina jetzt schon!
Im Hintergrund seht ihr den Turm der Liebenden (bei Otranto). Liebe. Ist es nicht das, was wir zur Zeit ganz besonders brauchen? Also bitte: Macht etwas daraus.

2022-09-08

Bye bye Lizzy!

Das hast Du wieder geschickt eingefädelt.

Am Dienstag noch über beide Wangen gestrahlt als Du diesen verlogenen Lump Boris Johnson offiziell in die ewigen politischen Jagdgründe entsandt hattest und ihm gezeigt hast, wo der schottische Maurer das Loch gelassen hatte.

Mittwoch irgendeiner Zoom-Konferenz noch den Stinkefinger gezeigt.

Heute hast Du die Handtasche ein letztes Mal von rechts auf links gehängt. Und hast dich aufgemacht, die Lücke, die Philipps Tod in dein Leben gerissen hatte, wieder zu schließen.

Ich hoffe, Dich umgibt verdiente Ruhe! Nach diesem Leben. Was für ein Leben!

Ich bedanke mich für den Spaß, den ich mein Leben lang mit dir hatte. Den Zunder und den Zauber, das Altmodische, das Humorige, diese lustigen Hunde, diese urkomischen Bilder von dir als älterer Dame auf deinen Pferden, die Hüte, die farbenfrohen Kostüme – das sehr sehr sehr großartige Kostüm in Blau und in Gelb im Brexit-Leave-Jahr.

Diese Contenance – sie wird mir immer unvergessen bleiben!

2022-08-24

Winnetou

Nachdem sich nun auch Apanatschi (Uschi Glas) zur Debatte geäußert hatte, möchte ich auch meinen Psalm zur Ravensburger-Verlag-Winnetou-Kinderbuch-Debatte geben.

Als diese ganzen Winnetou-Filme rauskamen, bin ich gerade geboren worden. Ich bin also altersbedingt nicht ins Kino gegangen, um sie zu sehen, sondern habe sie dann in der Erstausstrahlung im deutschen Fernsehen Jahre später irgendwie mitbekommen. Kindlich naiv mochte ich die nie, weil immer einer sterben musste (meist ein Guter) von irgendjemanden gemolcht (meist von einem Bösen). Das in der weiteren Handlung dann meist die Guten auch die Bösen molchten, um den Tod des Guten bei den Bösen zu rächen, war mir kindlich suspekt.

Fakt ist aber: Ich bin (durch diese Filme) in dem Glauben sozialisiert worden, dass die Guten allermeist die weißen Cowboys waren, die Bösen allermeist die Indianer, die noch böser waren, weil sie nicht nur töteten sondern auch den Skalp zogen. Und nur weil Old Shatterhand Winnetou die Hand reichte, hatte ich eine Idee, dass es eventuell noch einige gute Indianer neben den vielen Bösen gab. Ich bin nicht neutral zu Indianern in dieser Zeit sozialisiert worden. Und das finde ich – heute realisiert – sehr sehr bitter!

Mein Bruder, dreieinhalb Jahre älter als ich, war indes früh großer Fan dieser Buchverfilmungen. Ob er je eines der Karl May-Bücher gelesen hatte, weiß ich nicht, denn er hatte es mit dem Lesen nicht so. Später hatte ich einmal angefangen diese Bücher zu lesen, denn es gab sie in meinem Elternhaus. Interessanterweise – obwohl ich sobald ich halbwegs lesen konnte immer alles weggelesen hatte, was meinen Weg kreuzte (ich habe sehr früh Hermann Hesse gelesen) – konnten mich die Bücher von Karl May nie überzeugen sie zu Ende zu lesen. Was gestern auf Twitter sehr viele Menschen auch erzählt haben.

Ich bin mindestens einmal zum Fasching als Indianerin gegangen, das beweist ein Foto. Erinnern kann ich mich daran selber nicht mehr. Apanatschi (Uschi Glas) war die schöne, gute und vor allem „nur” Halbdindianerin, die Glas in. Als die durfte man gehen zum Fasching. Inwieweit ich überhaupt darauf echten Einfluss genommen hatte, weiß ich heute nicht mehr. Ich vermute eher nein, tatsächlich traf die Kostümentscheidungen meine Mum – zeitgemäß mit großer Kreativität hinsichtlich ihres kleinen Budgets. Ich ging auch einmal als Frau Antje, Rotkäppchen und einmal als Charleston Girl. Mein Bruder indes ist mehrmals als Cowboy gegangen. Inwieweit er da inhaltlich geschichtlich wirklich verankert war, keine Ahnung. Beim ihm tippe ich eher auf die Liebe zum Colt und Platzpatronenpapier.

Tatsächlich haben wir in meiner Kindheit aber sehr oft Cowboy und Indianer gespielt. Ich möchte in meiner Erinnerung behaupten, dass allermeist in dem Faschingsspiel Jungs die Cowboys waren und Mädchen die Indianerinnen, die Indianer mussten öfter sterben. Das kann man tiefenpsychologisch ruhig wirken lassen.

Interessant übrigens, die erste Verfilmung eines Karl May-Werkes im Jahr 1920 (!) war ein Stummfilm namens „Auf den Trümmern des Paradieses”. Ist verschollen. Persönlich finde ich die Vita von Carl Friedrich May spannender als eines seiner von mir ungelesenen Werke. (Ich habe es wirklich versucht.)

Dass die May-Bücher, Filme zu dieser Zeit in (West-)Deutschland vor allem in der Nachkriegszeit so einen Erfolg haben konnten, vermute ich, lag daran, dass alles was in Amerika spielte oder passierte irgendwie toll war, denn es waren die wundervollen Alliierten aus Amerika, die uns trotz unserer jüngsten Geschichte des Holocausts irgendwie gerade noch einmal so die Hand zur Versöhnung gereicht hatten. (Was ich den Amerikanern tatsächlich hoch anrechne, wie auch den Briten und Franzosen. Nicht den Russen, die sind meiner Meinung nach den gleichen Weg sehr falsch gegangen.)

Dass wir Deutsche nach unserer hässlichen jüngeren Gesichte in dieser Zeit uns mit den Amerikanern besonders verbunden gefühlt haben, geschichtlich inhaltlich, mag vielleicht auch daran gelegen haben, dass die First People (Europäer btw.) seit der Besiedlung von Amerika im Jahr 1776, das Volk der Indianer von 6-7 Millionen im Jahr 1500 auf nur noch 237 000 Menschen im Jahr 1900 dezimiert haben. Und das sehr bewusst. Man ist auf dem „Trail of Tears” weder mit den Cherokee und auch beim „Long Walk” mit den Navajo human umgegangen.

Wir erinnern uns, Deb Haaland, ist unter Präsident Joe Biden die erste (!!!) indigene Politikerin als Innenministerin. Im Jahr 2021. Soweit ich informiert bin, haben die Amerikaner den Genozid an den Indianern immer noch nicht als solchen in ganzer Tragweite zugegeben. Schade eigentlich, hinsichtlich anderer Völker können sie es nämlich.

Es mag in den Augen der damaligen unter Hitlers brauner Politik sozialisierten Deutschen durchaus sympathisch gewirkt haben von jemanden gerettet worden zu sein, der auch ziemlich viel inhumanen Dreck am Stecken hatte. Also bei den knapp 5000 Deutschen, die sich nach dem Krieg weiterhin zum Nationalsozialismus bekannt haben. Der Rest, das wissen wir ja heute, waren alle Friedenskämpfer. Immer schon. (/ironietag_off)

Unter all diesen Gesichtspunkten finde ich die Verehrung der Bücher und Filme von Karl May in der deutschen Gesellschaft als heutige Erwachsene sehr bewusst völlig daneben, wie ich immer schon fassungslos vor Berichterstattung zu diesen Bad Segeberg-Spielen stand, wie ich das auch schon als ehemaliges Kind ganz unbewusst einfach nicht mochte, wie oben schon beschrieben. Natürlich mag man als Kind das Töten und Sterben sowieso nicht, egal wo es passiert und wen es trifft.

Auf. So. Verdammt. Vielen. Ebenen. Finde ich das daneben!

Die erste: Es stehe uns einfach nicht zu Cowboy und Indianer-Kriege unseren Kindern in der heutigen Gesellschaft als Unterhaltungsform anzubieten. Nicht bei der Geschichte. Nicht, wenn der Verursacher sich bis heute der Anerkennung seiner Vergehen entzieht! Ich will das nicht mehr: Weder in Büchern noch in Filmen! Und wenn Uschi Glas sich heute so zitieren lässt: Und – die ist ja nicht blöd, die Frau – in ihrem Zitat: „In den Filmen und den Romanen gibt es Gute und Böse. Sie haben weiße oder rote Haut.” in genau dieser Reihenfolge auf das Gute „weiße Haut” und auf das Böse „rote (sic!) Haut” (–> Wikipedia Artikel) folgen lässt, dann werde ich so unendlich sauer, dass ich dieser ollen weißen Frau zu gerne ins Gesicht speien möchte! Wie wenig kann man in 78 Lebensjahren kapiert haben?

Meiner persönlichen Meinung nach ist Uschi Glas eine elendige Rassistin.

Ich sage es mal so: Nur weil ich als Kind ein Buch gerne gelesen habe (oder auch gar nicht oder gar nicht gerne) heißt das nicht, dass ein Buch aus dem Jahr 1893, das damals vermutlich sogar von dem Autoren mit durchaus völkervereinigenden Zielsetzung verfasst worden ist, über einhundert Jahre später weiterhin gesellschaftliche Relevanz haben sollte mit dem gleichen Ausdruck in der Thematik.

Wir sind mittlerweile klüger, wir sind weiter. Wir leben in der Zeit der Globalisierung. Und vermutlich vermag Karl May mit seinen Büchern ein Stück weit das Bewusstsein für ein faires Miteinander bei einigen Lesern geweckt haben. Frühzeitig.

Und trotzdem müssten sie heute ganz anders erzählt werden. Denn wir müssen leider jeden Tag gegen wieder erstarkenden Rassismus kämpfen! Bücherbildung gerade bei jungen Menschen halte ich hier für eines der klügsten Instrumente – direkt nach persönlichem Austausch und dem klugen Vorleben des sozialen Umfeldes. Wir können heute die Geschichte der Indigenen Völker wirklich anders, wahrheitsgemäßer besser erklären als Karl May es damals vermochte. Der Ravensburg Verlag hat gut entschieden.