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2025-02-23

Vercelli lädt ein zu Risò 2025 – dem 1. Festival Internazionale Del Riso

Der Winter ist in Berlin Messezeit und ich durfte mich anlässlich der Fruit Logistica am Stand der italienischen Region Piemont über deren Köstlichkeiten informieren. Dass die feinsten Haselnüsse der Welt aus dem Piemont kommen, dürfte bekannt sein. Die Region steht aber auch für eine große Apfeldiversität. Und in unseren Gläsern sorgen feinste Trauben und fleißige Winzer dieser Region für spritzige Freude. Den Piemonteser Reben entstammen 60 DOC- und DOCG-Weine. Und dann ist da noch: Reis. Kein Wunder, befinden wir uns im Po-Delta!

Risò – in Berlin politisch hochkarätig präsentiert!

Die Pressekonferenz auf dem Stand des Piemont hätte nicht hochkarätiger besetzt sein können, der Präsident der Region Piemont, Alberto Cirio und Paolo Bongioanni (Beigeordneter für Handel, Landwirtschaft und Ernährung Region Piemont), Davide Gilardino (Präsident der Provinz Vercelli), Natalia Bobba die Präsidentin der Ente Nazionale Risi und Domenico Sacchetto (Präsident der Aop Piemonte) stellten die Produkte und auch sonstigen Vorzüge ihrer Region vor, ließen uns einige Produkte verkosten. Später guckte auch Fransesco Lollobrigida (Großneffe von der Lollobrigida) vorbei, der italienische, rechte Minister für Landwirtschaft und Ernährungsouveränität, der am ersten Messetag für sein „Made in Italy” warb.
Anschließend probierten wir ein leichtes Risotto – serviert mit frischen Würfeln vom Apfel aus dem Piemont und mit den piemontesischen Käsesorten Sola sowie Toma Piemontese DOP von der Käserei Quaglia. Die knackigen Apfelwürfel darin hatten es mir besonders angetan!

Italien – führender Reisproduzent in Europa

Italien ist eine Reis-Nation, das ist nichts Neues. Seit über 500 Jahren wird Reis in Italien angebaut. Vor allem in der Region Piemont, die sich stolz rühmen kann, das größte europäische Reisanbaugebiet zu stellen. Rund um die Städte Vercelli und Novara sind zwei Grundvoraussetzungen für das Wachstum der Reispflanzen gegeben: Topfebene – heißt, völlig plane Anbauflächen – und stetiger Wasserfluss, hier aus den Alpen. So wachsen in den Provinzen des Piemonts die beliebtesten Reissorten, Arobio, Vialone und Carnaroli, die Köch*innen Italiens für ihr hochgeschätztes Nationalgericht Risotto verwenden.

Die Reisernte im Po-Delta war harte Handarbeit. Wusstet Ihr, dass bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts vor allem italienische Frauen waren, die im Wasser stehend die jungen Reispflanzen setzten, Unkraut zupften und später die Ernte einbrachten? Und immer im Tanz der Moskitoschwärme.

145 Millionen Tonnen Reis – das ist der stolze Ertrag der in ganz Italien auf 226.000 Hektar angebauten Reisarten. Heute sind es über 140 verschiedene Sorten, die von 3.450 Unternehmen Arbeitsplätze in ganz Italien sichern. Und davon bauen alleine 70 Prozent den Reis in der piemontesischen Provinz rund um die Stadt Vercelli an – Vercelli gilt nicht umsonst als die Reis-Hauptstadt Europas. Und auf diese Relevanz, die beeindruckenden Zahlen möchte Vercelli auch außerhalb Italiens aufmerksam machen.

Vercelli – die Reishaupstadt zelebriert Risò!

Vercelli liegt 85 Kilometer westlich von Mailand entfernt und ist über die Bahnstrecken Turin-Mailand, Vercelli-Pavia und Vercelli-Valenza zu erreichen. Die Stadt hat etwas über 45.000 Einwohner und blickt in ihrer Existenz auf die Römerzeit (Vercellae) zurück. Stadt und die gleichnamige Provinz laden im September 2025 zum ersten Mal ein zu Risò – dem Festival Internazionale Del Riso, das internationale B2B-Messe mit einem großen Festival für Endverbraucher*innen rund um den Reis vereint.

Die Idee für das Festival wurde erstmals anlässlich des G7-Landwirtschaftsgipfels in Ortigia vorgestellt. 2025 freut sich die Stadt darauf, sich Besucher*innen aus aller Welt als europäische Reisehauptstadt zu präsentieren.

Vom 12. bis 14. September wird in der gesamten Provinz Vercelli der Reis (und die neue Ernte) gefeiert werden. Mit ihrem umfangreichen B2B-Programm und Fachdiskussionen wendet sich die Fachmesse an Produzent*innen, Expert*innen und Distributor*innen der Welt. Die Änderungen im Klima führen auch zu neuen Gegebenheiten im hydrologischen und geomorphologischen System der Region. Das ist bekannt – der Klimawandel stellt den Reisanbau (nicht nur in Italien) vor neue Herausforderungen. Möchte man die bisherige Biodiversität im Anbau erhalten, wird man neue Wege gehen müssen und der fachliche internationale Austausch ist von höchster Relevanz.

Die große Reisparty überall in der Stadt!

Das Festival Risò wird in der gesamten Stadt und Region Vercellis zelebriert und lädt alle Menschen ein, sich vier Tage lang an der Schönheit und Tradition – und natürlich Köstlichkeiten – rund um den Reis zu erfreuen. Dabei können interessierte Besucher das eigene Wissen zum Thema Reis und seinen Anbau erweitern, Traditionen entdecken, die Entwicklung über die Jahrhunderte im Anbau erleben und von den Bemühungen neuer Züchtungen, die im Klimawandel Bestand haben, erfahren.

Ob auf der Piazza Antico Ospedale, in der Reis-Börse, dem Dugentesco-Saal oder in der Krypta von Sant’Andrea – auch das Stadttheater Vercellis spielt mit. Historisch interessierte Besucher*innen werden dabei beeindruckenden Fresken aus der frühgeschichtlichen Stadt bewundern können in den besonderen Locations.

Berühren, probieren, hören, entdecken – das ist das Festival-Konzept. Berührt wird im Bereich handwerkliche Produktion – die Besucher*innen können den Reis in seiner Vielfalt anfassen und erleben, was man aus Reis noch alles herstellen kann – wenn er nicht im Risotto glänzt. Schmecken kann man den Reis in den vielfältigen von den lokalen Chefs, die extra für das Festival neue Rezepte entwickeln. Köstlichkeiten, die kulinarisch die Verbindung von Tradition, Region und Geschmack vereinen sollen. Zwei überdachte Ausstellungsflächen laden hierfür ein, die Kochshow-Area und die Food-Area.

Zuhören können die Besucher bei den Konferenzen, Workshops, Masterclasses und Diskussionen, die von Experten, Fachleuten und Unternehmen zu Themen rund um die Welt des Reis angeboten werden: von seiner Geschichte über nachhaltige Innovationen bis hin zu neuen Technologien. Und: Kein Festival in Italien ohne Musik!

Das Entdecken ist den großen und kleinen Kindern überlassen, natürlich – wir wären nicht in Italien – würde nicht vor allem für Kinder ein eigenes Bildungsangebot rund um den Reis mit Spielbereich zur Verfügung gestellt. Vor allem am Wochenende können auch Tourist*innen an Touren teilnehmen und die Dörfer der Wasserwege in der Baraggia-Region entdecken. Das Baraggia-Gebiet ist das einzige Gebiet, in dem Reis mit der europäischen DOP-Zertifizierung angebaut und verkauft werden darf.

Also wer im September noch ein paar Tage Urlaub hat und sich im Piemont wohl fühlen möchte: Rauf auf die Reisfelder, rein in die Bauernhöfe und vor allem trefft die Menschen, die das Produkt Reis leben!

Homepage Risó – 1. Festival Internazionale Del Riso
Città di Vercelli
Bei mir im Blog: Reis – ein europäisches Kulturgut

2025-02-22

Käse kosten in der Trattoria a Muntagnola

LOST in Cheese – wirbt für das Gleichgewicht von Form und Nachhaltigkeit von traditionellem Käse Italiens. Im vergangenen Jahr war ich schon auf dem Presse-Event in Berlin. Acht Konsortien stellten besondere und in ihrem Ursprung geschützte Käsesorten aus ganz Italien vor.

Jetzt folgt der nächste Schritt der leckeren Kamapgane, denn in den letzten Wochen wurde diese Aktion in ausgesuchte italienische Spitzenrestaurants in Berlin transportiert, um diese fantastischen Käse mit historischem Hintergrund auch den Gästen – also Verbrauchern – in Deutschland nahezubringen. Gleichzeitig wurde in München das Event wiederholt, das uns im letzten Jahr schon in der Hauptstadt spannende neue Käseerfahrungen gebracht hatte!
Pino Bianco, Mama Angela, Tina Sento und Cole Donovan und ihre Trattoria a Muntagnola gehören zu den ausgewählten Restaurants.
Sie haben uns eingeladen zu einem schönen Abendessen mit den vom langjährigen Koch CIBI selbst gemachten und legendären Antipasti der Trattoria a Muntagnola: Caponata (nirgendwo in Berlin schmeckt sie besser!), Cicoria (mit Tomaten gedünstet) und frische, und den köstlichen Artischocken aus der Basilikata, die von Mama Angela eigenhändig geschält und eingelegt worden sind – und einem sehr reich gedeckten Käsetisch.
Die Kampagne „LOST in Cheese” wurde von Alessandra Forni vorgestellt. Probiert haben wir u.a. Murazzano DOP, Ossolano DOP, Roccaverano DOP, Strachítunt DOP, Puzzone di Moena DOP, Provolone del Monaco DOP, Pecorino Siciliano DOP und Vastedda della Valle del Belice DOP.

Zur Erinnerung: DOP steht für „Denominazione di Origine Protetta”, ein Qualitätssiegel, das die originale Herkunft eines Lebensmittels innerhalb der EU bezeugt. Wir haben besondere Käsearten aus dem Piemont, der Lombardei, dem Trentino, Kampanien und Sizilien kosten dürfen.

Alles Käse, die in kleinen Käsereien produziert werden, die besonderen Schutz innerhalb der EU benötigen, um ihre regionalen Schätze zu erhalten. Alle Käsereien produzieren nachhaltig – und stehen für kurze Lieferketten!
Die Käse aus Rohmilch von Kühen, Ziegen oder Schafen, teilweise als Hartkäse, teilweise als Weichkäse produziert – für jeden Geschmack etwas dabei.
Einige der Käse hatten eine aromatische Leichtigkeit, wie mein persönlicher Favorit, der Strachítunt DOP. Ein Blauschimmelkäse aus Rohmilch. Die Kühe, die für diesen Käse ihre Milch geben, knabbern sich durch das Gras im Taleggio-Tal. Süßlich, pikant, duftend, aber weit entfernt von der Strenge vieler anderer Blauschimmelkäse und fest und leicht cremig-schmelzend, wird der Strachítunt im Zweimastverfahren hergestellt. Das heißt, dass der abendliche Bruch über Nacht (mind. 12 Stunden) in Leinentüchern abtropft und am nächsten Tag schichtweise mit dem morgendlichen Bruch vermischt wird. Dieser Käse ist also bereits zwei Tage alt, bevor er überhaupt in sein Reifeverfahren geht.
Von allen wirklich gerne gegessen wurde der Pecorino Siciliano DOP. Ein halbgekochter Hartkäse aus Schafsvollmilch, die Tiere werden ausschließlich auf Weiden gefüttert. Er hat eine intensive Würze mit einem konzentrierten Salzgehalt. „O Picurino” nennt man ihn in Sizilien – sein Rezept reicht bis in die Antike und noch früher zurück.
Begleitet wurde unser Tasting von dem aromatischen Rotwein Maddalena von der Cantina Lagalla aus der Basilikata, der hervorragend mit den durchaus auch kräftigeren Käsearomen spielte. Und die lukanischen Cruschi durften die Gäste auch probieren!
Wir hatten einen sehr leckeren und tollen Abend – mit der üblichen herzlichen Gastfreundschaft, wie sie in der Trattoria a Muntagnola seit über 30 Jahren gelebt wird! Grazie mille Alessandra, Pino, Angela, Tina, CIBI! Und natürlich dankeschön an die Organisatoren von Lost in Cheese für diese köstliche Erfahrung!

Was uns Käsefreunden jetzt allerdins noch fehlt, das sind Bezugsadressen, wo wir in Berlin in italienischen Salumerien diese besonderen Käsespezialitäten einkaufen können?! Das Restaurant in der Fuggerstraße 27 in Schöneberg bietet noch bis Sonntag, 23.02.2025 (oder auch solange der Vorrat reicht) den Gästen einen Probierteller mit den Käsesorten frei Haus an. Weitere teilnehmende Restaurants in Berlin: L’Enoteca l’Angeolino, Bertolini Feinkost, Bocca di Bacco und Facciola (Weinbar).

Homepage LOST in Cheese
Mein erestes Blogpost zur Aktion
Trattoria a Muntagnola

2025-02-03

Castelsaraceno und die Ponte tra i due parchi

Nur einen Tag nach meinen grandiosen Flügen zwischen den lukanischen Dolomiten in Castelmezzano wartete ein zweites luftiges Erlebnis in der Basilikata. Die Ponte tra i due parchi!

Wir haben Matera verlassen und auf dem Weg in den Süden zur Küste, wo wir die charmante Küstenstadt Maratea besuchen, machen wir Zwischenstation in Castelsaraceno. Hier wartet die längste tibetanische Brücke der Welt darauf, Touristen ein wenig Höhengrusel und grandiose Aussichten zu bescheren. Wie diese oben im Foto zum Beispiel: Castelsaraceno nach erfolgreicher Brückenbewältigung von der Rückseite des Dorfes. Wie ich dieses satte Grün liebe!
Das Wetter ist an diesem Tag etwas mäßig. Regen ist angesagt, und als wir aus der Altstadt von Matera fahren, fängt es schon an zu nieseln. Wir kommen auf den glatten alten Steinen der Sassi-Straßen, die sich zu echten Rutschbahnen entwickeln, nur vorwärts, weil uns freundliche Menschen am delikat hoch führenden Straßenbereich schieben.


Eine echte Verbindung

So steht bis zu unserer Ankunft die Frage im Raum, wird die Brücke überhaupt geöffnet sein? (Sie war es, sie ist auch bei Regen geöffnet – erst stürmische Winde würden den Betrieb aussetzen.)

Die einspurige Stahlbrücke verbindet im Süden der Basilikata den Nationalpark Pollino mit dem Nationalpark Appenino Lucano-Val d’Agri-Lagonegrese. Castelsaraceno wird daher auch liebevoll das Dorf der zwei Parks – Il paese dei due parchi – genannt. Und so spricht man auch von der tibetanischen Brücke: Ponte tra i due parchi.

Castelsaraceno – ein schmuckes Dorf

Castelsaraceno ist herzförmig angelegt. Das Dorf liegt in 916 Metern Höhe am Nordhang des Monte Alp. Von der Piazza mit dem modernen Tourismuszentrum laufen wir durch die kleinen Gassen. An ihren Seiten stehen die kleinen hübsch floral geschmückten Häuser einer typischen italienischen Altstadt.
Wir entdecken Kleinigkeiten, die viel Liebe zum Dorf spüren lassen.
Kurze Zeit später erreichen wir eine Anhöhe und den ältesten Kern des Dorfes. An dessen Rückseite liegt die Station. Tatsächlich hat man diesen Höhenspaß mit deutlich weniger körperlichem Einsatz als ich ihn noch den Tag zuvor hatte. Vorausgesetzt: Man fährt mit dem Auto vor. Folgt man auf zwei Beinen dem CAI Italia-Wanderweg – auf dessen Strecke Castelsaraceno auch liegt – natürlich nicht.

Wir hatten wirklich Glück an diesem Tag, denn solange wir im Dorf unterwegs und auf der Brücke waren, hatte sich das Regengebiet kurzfristig zurückgezogen und gelegentlich sogar für kurze Momente der Sonne Vortritt gelassen.
Wieder bin nur ich es (oben im Foto auf dem letzten Brückdrittel in der Ferne), die von unserer Truppe „Ja!” sagt zu diesem beeindruckenden Erlebnis. Im Nachhinein auch sehr froh darüber, dass ich das getan habe. Denn natürlich habe ich mir im Vorfeld Gedanken darüber gemacht, ob die beeindruckende Länge der Brücke wirklich mein Ding sein würde.

Die Anderen besuchen derweil im Dorf das Museo della pastorirzia – ein kleines Museum, das multimedial die Geschichte der hiesigen Schafzucht erzählt – und hatten hier sichtlich auch ihren Spaß. Weitere Sehenswürdigkeiten von Castelsaracena findet ihr hier!
Die Brücke hat Castelsaraceno wirtschaftlichen Aufschwung beschert – und sicherlich auch in der Saison deutlich mehr touristischen Trubel. Vor Eröffnung der tibetanischen Brücke gab es hier lediglich zwei Unterkünfte, heute gibt es 16 davon – für die jüngere Generation eine Möglichkeit, in der Heimat zu bleiben und sich eine Existenz aufzubauen. Das merkt man auch im Tourismuszentrum und an der Brücke – Castelsaraceno versprüht als Dorf jugendlichen Charme, das mit großer Freude seine Gäste empfängt!

Mit der Hängebrücke eng verbunden

Die tibetanische Hängebrücke führt in 80 Metern Höhe auf einer Länge von 586 Metern durch unberührte Natur und endet auf der gegenüberliegenden Seite an einem Felsvorsprung zwischen den Hängen des Monte Raparo und des Monte Castelveglia. Es ist irre beeindruckend, wie dieses Stahlwerk in der ganzen Länge vor einem liegt, ihr anderes Ende ist kaum zu erkennen!
Sie ist mehrfach an Stahlseilen gesichert. Ihr Fußweg ist nicht durchgehend, man läuft schon von Stufe zu Stufe, dazwischen: die Tiefe. Das muss man sicherlich mögen.
Tatsächlich sind wir aber sehr gut gesichert mit dem Sicherungsgurt, in den wir vorher gestiegen sind (Frauen sind Hosen zu empfehlen) und den Seilen. Und wir bewegen uns an ihnen mit Karabinern gesichert vorwärts, die man immer wieder über Verbindungen ziehen muss.
Das verinnerlicht man in so kurzer Zeit, dass man es ohne Hinsehen machen kann.
Der Rest ist ein einzigartiger Genuss.
In der Höhe überblickt man die Berge, sicherlich bei besserem Wetter viel weiter als wir es an dem Tag konnten. Unter uns fließt ein kleiner Fluss.
Die Wälder an den Berghängen sind satt und grün und wirken völlig unentdeckt.
Es riecht nach Wald, nach Regen und uns begleitet das Plätschern des Wassers unter uns und die üblichen Geräusche aus dem Wald. Ansonsten: Stille. Grandios. (Die Ruhe aber sicherlich dem etwas mäßigen Wetter geschuldet – im Sommer dürfte es hier ganz anders aussehen.)
Ivana von Ivy Tour begleitete mich dieses Mal, insgesamt waren wir zu dritt alleine an dem Tag auf der Brücke – und haben die Ruhe, geradezu Einsamkeit, sehr genossen. Für mich gesprochen, fühlte ich mich sehr sicher. Das mulmige Gefühl, dass man sicherlich die ersten 25 Meter haben kann, verfliegt sofort, sobald man sich mit der Brückentechnik arrangiert hat. Ab dem Moment habe ich nur noch geguckt, fotografiert, gefilmt und gestrahlt! Ich war wirklich stolz auf mich, dass ich mich getraut habe – und ich habe jeden Moment auf dieser Brücke, auf die man nicht emotionslos geht, genossen.

Am Ende angekommen, darf man sich seines Sicherungsgürtels wieder entledigen und wandert auf einem schmalen Wanderweg entlang der Brücke zurück ins Dorf. Auf der Brücke sind wir ca. 45 Minuten unterwegs. Den Weg zurück erledigt man in schnellen Schritten in 15 Minuten, mit etwas mehr Genuss an der Natur in 20–25 Minuten.
Ich war happy. Und vom Winde verweht.
Eine köstliche Belohnung bei Federico

Nachdem unsere Gruppe wieder komplett vereint war, sind wir ein kurzes Stück gefahren, um zum Mittagessen einzukehren. Mittlerweile hatte sich der Regen formidabel eingelebt – einen Tisch draußen einzunehmen, daran war leider nicht zu denken.
Wir sind bei Federico zu Gast (Via Giuseppe di Vottorio 1, +39-0973-832046. Eine rustikale Trattoria, die uns mit den regionalen Köstlichkeiten verwöhnt, und das sind unter anderem – zu meinem Glück – jetzt im September vor allem köstliche Steinpilzgerichte. Und ein guter Hauswein.
Deftige Antipasti, Bruschetta mit geröstetem rustikalem Brot, Tomaten oder sanft angebratene Steinpilzviertel (fantastisch!) danach Pasta mit einem Steinpilzragout – besonders köstlich mit dem selbst angesetzten scharfen Olivenöl aus Peperonicini.
Das ist, was ich auf jeden Fall – neben dem beeindruckenden Brückenausflug – mitnehme aus Castelseracano: Wie noch besser schmecken frische Steinpilze, wenn man ihnen etwas Schärfe auf den Weg gibt?


Adressen

Castelsaraceno Kommune Castelsaraceno
Nationalpark Appenino Lucano-Val d’Agri-Lagonegrese
Ivy Tour Homepage
Tourismusverband: Entdecke Basilikata!

2025-01-27

Köstlichkeit aus dem Salento: Granatapfel

Tiefrote Weine, köstliche Olivenöle, fantastischer Käse – alles Produkte, die im Salento, dem Süden Apuliens, überzeugen. Aber dass hier auch köstliche Melograni – Granatäpfel – nachhaltig angebaut werden – das wissen wohl die wenigsten Touristen.


Granatäpfel – schon Jesus soll sie auf seinem Speiseplan geschätzt haben

Es gibt in Süditalien wohl kaum einen Privatgarten, der sich nicht mit mindestens einem Albero di Melograno schmückt. Wenn ich im Herbst durch die Straßen im Salento wandere, reichen mir die Bäume in den Gärten die Früchte direkt an. Und sie schmecken hier köstlich – Granatapfelbäume brauchen Wärme und die bekommen sie in der süditalienischen Sonne in den langen heißen Sommermonaten satt.
Keine Frage, die Salentiner sind sehr stolz auf ihre Melograni. Weite Plantagen mit den in Reihen gepflanzten Granatapfelbäumen, die eher in der Breite als in der Höhe wachsen, kann man im Herbst entdecken. Im Frühling schmücken die zahlreichen kleinen roten Blüten diese Bäume, werden von Bienen bestäubt, was uns in Apulien einen besonderen Honig verkosten läst:
Miele Millefiori al Melograno. Im Herbst leuchten die Bäume erneut mit ihren tiefroten Früchten, die in Massen an ihnen hängen und nur darauf warten, geerntet und frisch gegessen zu werden. Ende September beginnt die Erntezeit der Melograni und dauert bis weit in den November hinein.

Der Melograno-Anbau im Salento wächst

Die Produktion ist in den letzten Jahren rasant gewachsen im Salento. Viele der ehemals Oliven anbauenden Landwirte sind nach der Xyella-Virus-Katastrophe, die die Olivenbäume vor allem im Salento hatte sterben lassen, in den Anbau von Granatäpfeln gewechselt.

So findet man hier unten nicht nur immer größere Anbauflächen dieser Bäume, sondern auch Baumschulen, die ausschließlich Granatapfelbäume in erstaunlicher Vielfalt und auch für den Export züchten.

Zur Ernte bei Melograni Martino

Wir waren im Herbst 2024 eingeladen bei Melograni Martino in Monteroni di Lecce. Auf diesem Event-Bauernhof in der Nähe von Lecce dreht sich wirklich alles um diesen über viele Tausendjahre alten Baum mit seiner besonderen Frucht. 25 verschiedene Sorten wachsen hier, einheimische Varianten wie Dente di Cavvallo, Molar und Sordo und die sehr seltene, fast lilafarbige Viola di Monteroni. Aber auch moderne Züchtungen mit klanghaften Namen wie Wonderful, Ako werden angebaut. Eigene Züchtungen, Sophie, nach der Nichte von Geschäftsführer Daniele de Pascalis benannt, verdeutlichen, dass man die Zukunft des Granatäpfels mitgestalten möchte.

Es war genau die richtige Zeit, um dort zu sein. Erntezeit. Die Bäume hingen über und über voll mit ihren Früchten in erstaunlich vielen unterschiedlichen Farben ihrer Außenschalen. Mitte Oktober sind die Granatäpfel so reif, dass ihre großen saftigen Kerne durchaus die harten Schalen zu sprengen vermögen. Zur Freude der heimischen Vogelwelt. Die so geöffneten Granatapfelkerne versprühen pure Lebensfreude!
Der Pflanzenschutz wird auf biologische Weise betrieben. Hauptsächlich werden Granatapfelbäume im Sommer nur von den Blattläusen heimgesucht, dann allerdings richtig. Bei Melograni Martino werden diese ausschließlich mit Marienkäfer(-larven) im Zaum gehalten.

Granatäpfel als Party-Event

Das Sortiment rund um die Melograni ist hier, neben dem Verkauf der Äpfel, in den Jahren stetig gewachsen. Kunden können Granatapfelmarmelade, Granatapfelhonig, natürlich Saft, Granatapfel-Gin, mal mit, mal ohne Goldeinlage einkaufen.
Eine fest auf dem Gelände installierte Bar, zwischen den Gängen der Granatapfelreihen aufgebaute Strohballen, zaubern hier eine sehr ursprüngliche, wunderschöne und romantische Biergartenatmosphäre.
Biergarten? Natürlich gibt es längst auch ein Granatapfelbier!

So lässt sich im Sommer auf dem Gelände – mit köstlicher und musikalischer Begleitung – die in Italien gerne zelebrierte Sotto le stelle genießen. Die Zeit im August, in der es auch in Italien bei klarem Himmel so viele Sternschnuppen fallen, wie sonst nicht im Jahr, genießt man inmitten der Pflanzen. Dazu ein Picknick in Selbstbedienung mit den Produkten von Melograni Martino. Die Pausen der Gesänge der Zikaden werden dann gefüllt von den Klängen einer Harfe.

Die Antipasti-Platten mit Wurst und Käse und den Produkten der Azienda, in der benachbarten Masseria angerichtet, natürlich dürfen Pasta und Wein dazu nicht fehlen. (€ 35,—/Person, Selbstbedienung mit zugewiesenem Tisch, Voranmeldung erbeten.)
Sind die Granatäpfel im Herbst endlich reif, hat man tagsüber den großen Spaß der eigenen Ernte. Erwachsene zahlen 15 Euro, Kinder 5 Euro und dafür kann man hier so viele Granatäpfel aller Sorten ernten, wie man sie in den Tüten davon tragen kann.

Und wie öffnet man sie nun unfallfrei?

Daniele de Pascalis, der Geschäftsführer der Azienda Melograno Martino, führte uns über das Gelände und ließ uns – unterstützt von seinem freundlichen Team – die vielen Köstlichkeiten verkosten.

Das anschließende Granatapfel-Tasting war spannend. Wer sie noch nicht kennt, lernt hier von Daniele in Carmens Video die einzig wahre Methode, wie man die Granatapfelkerne leicht und sauber gewinnt. Man schneidet oben den Deckel ab, wie z. B. bei einer Orange und sieht dann die Hautwände, die das Innere des Granatapfels in einzelne Segmente teilen. Daran mit dem Messer von außen heruntergeschnitten, kann man perfekt (und mit sauberen Händen) die Segemente herausbrechen. Seitlich die Häute entfernen – und vor einem liegen die puren und unverletzten Kerne für den Gensus.
Wir knabberten uns durch die verschiedenen Sorten, eine davon war besonders süß, eine andere hatte einen leicht bitteren (aber sehr gesunden) Abgang. Manche der Granatäpfel locken mit tiefroten Kernen und besonderer Frische, andere sind sehr blass und wirken fast noch unreif, schmecken dafür aber besonders aromatisch und knacken perfekt im Mund.


Wissenschaftlich bewiesen: Granatäpfel können viel Gutes bewirken

Diese kleinen roten Kerne enthalten viel Kalium, Kalzium und Eisen und sind Lieferant diverser B-Vitamine, wie auch Vitamin E, C, Selen und Carotin. Dank ihrer Antioxidantien können sie positiv auf einen zu hohen Blutdruck einwirken, senken das LDL-Cholesterin – sind quasi Bombe für unsere Herzgesundheit! Auch reinigen sie Leber und Darm. Sie stärken unsere Immunabwehr und wirken Entzündungen hemmend. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Dass die Granatapfelpolyphenole das Wachstum von Krebszellen – insbesondere bei Prostatakrebs – verhindern bzw. verlangsamen können, ist tatsächlich in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen. Ihre natürlichen Phytoöstrogene können dabei helfen, Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen zu verhindern.

Die pure Romantik – Picknick unter Granatapfelbäumen

Ob uns nach der Verkostung vom Granatapfelbier bzw. -Gin schon warm war, dank der Magie dieser gesunden runden Früchte? Oder es an der apulischen Herbstsonne bei immerhin noch 26 Grad Celsius im Schatten lag, wer weiß?
Unsere Stimmung jedenfalls war mehr als grandios, als wir die wunderschön eingedeckte lange Tafel aus Strohballen entdeckten, an der wir eben genau das Erlebnis eines Picknicks auf der Azienda Melograni Martino persönlich erleben durften. Alle Köstlichkeiten, die uns serviert wurde, stammten gemäß der Zero-Kilometre-Philosophie aus der direkten Umgebung.

Zum Lunch gab es lange Holzbretter gefüllt mit fantastischer Salami, Mortadella, Prosciutto und Capocollo di Martinafranca, viele apulische Käsesorten, z. B. geräucherter Scamorza aus Arnesano – zu denen Marte, der – natürlich bei Melograni Martion produzierte – Aceto di Melagrane (Granatapfelessig) der Azienda serviert wurde.
Perfekte Brötchen mit Oliven und Focaccia aus dem Holzofen von Rizzo, sowie Obst gab es dazu, es hatte uns köstlich schmeckt. In dieser traumhaften Umgebung sowieso. Dieses tolle Event kann man jederzeit buchen – z. B. für eine Hochzeitsfeier oder Firmenincentive?

Dazu ein kühler Rosado im Glas, eine befreundete Eidechse … … und Grillengesänge. Durchaus möglich, dass es zum Nachtisch noch einen Pasticciotto gibt – es kann passieren, dass sie mit einer Crema di Melogran gefüllt ist. Wir lebten wie … Gott in Italien!

Daniele zeigte mir später noch in der kleinen Masseria auf dem Gelände die Konfitürenproduktion. Dort steht nämlich die Zentrifuge, die mindestens acht Stunden lang bei ca. 80 Grad den Saft der Granatäpfel (mit wenig Zuckerzugabe) langsam eindickt, bevor diese wirklich sehr leckere, tiefrote Confitura extra di Melagrana in die Gläser abgefüllt wird. Ich durfte sie mit nach Hause nehmen (meiner klugen Gepäckbuchung geschuldet).
Purer Granatapfelgeschmack mit überschaubarer Süße, dafür diese leichte Bitterkeit im Abgang, die ich an Granatäpfeln so sehr liebe. So konnte ich dieses schöne Erlebnis mit nach Berlin nehmen und … selten war bei mir Marmelade so schnell aufgegessen!


Azienda Melograni Martino
Strada Provinciale Lecce – Arnesano (SP 119) 73047 – Monteroni di Lecce (Le) – Italy
Tel: + 39 3287937661
E-Mail: info@melogranimartino.com