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2025-11-30

Jules Winnfiiel und Paul Rost servieren Movie2Menü

Jules Winnfield und Paul Rost aus dem Bonvivant hegen seit vielen Jahren viele Gemeinsamkeiten. Die beiden – im sehr positiven Sinne – Enfants Terrible entführen uns Berliner*innen seit langer Zeit in ihre großartige und fantasievolle Welt der fleischlosen Gastronomie. Die Begeisterung und das Engagement, die neben dem Bonvivant kreativen Seitenprojekte mit denen sie und ihr großartiges Team die Berliner Gastroszene bereichern – sie sind extraordinaire! Und heben das Niveau dieser Szene in Berlin immens. Hier im Bild, Paul, Jules ist ja immer etwas fotoscheu.
Das neueste Projekt dieser beiden Freunde und Cineasten, die viele Stunden ihrer Freizeit gemeinsam auf der Couch vor dem Screen verbracht haben: Filme. Und dazu die passende Kulinarik auf den Tellern. Für diesen Spaß holen sie wiederum uns Gäste vom Sofa in die immer wechselnden Locations an die perfekt gedeckten Tische. Kinoerlebnis in echter 3D-Qualität!

Dazu läuft wechselnd einer ihrer Lieblingsfilme und das dazu von Paul Rost mit dem Bonvivant-Team kreierte mehrgängige Menü inklusive Mixology-Art. Das Ganze nennt sich Movie2Menü. Dass diese Locations zum Film passen müssen, ist selbstverständlich. Dass die Dekoration besonders liebevoll ist, wen wundert es?
Das Konzept zieht sich durch bis hin zur allerniedlichsten Menükarte, von der Chefkochratte persönlich präsentiert.
Zum Auftakt dieser neuen köstlichen Events wurde uns Ratatouille in dem Event-Restaurant Coco Boule am Moritzplatz gezeigt.
Ich hatte die wirklich sehr große Freude, dem Start und dem ersten Probelauf beiwohnen zu dürfen. Also durfte ich Mitte Oktober – zum sehr wievielten Male auch immer – mir Ratatouille angucken, der niedlicheste Rattenfilm ever, der uns wohl alle bezaubert hatte. Tatsächlich gab es nur wenige Arme, die hochgingen, als uns die Gastgeber fragten, wer Ratatouille noch nie gesehen hätte. Beeindruckende Spitzenreiterin: eine Journalistin, die vermutete, schon 50 Mal sich den unvergleichlich köstlichen frankophilen Trickfilmspaß von Pixar angesehen zu haben. Da kann ich nicht mithalten. Aber … ich verstehe sie.
Ach, Ratatouille! Die unfassbar eloquente, talentierte, großherzige Ratte, Rémy, mit feinstem Gaumen, die den verstorbenen Gourmetkoch Auguste Gusteau hochverehrt, und sich sein Credo „Jeder kann kochen!” ins Herz geschrieben hat. Die dem Küchenjungen Alfredo Linguini den Weg zu seinem genetischen Erbe weist, ihn die Arme der sehr ehrgeizigen und talentierten Köchin Colette treibt und dem Sous-Chef Sinner zeigt, wo der Maurer das Loch gelassen hat.

Und wenn der böszüngige Chef-Kritiker Anton Ego, dem man nicht wirklich Gutes nachsagen möchte, kurz vor dem Ende von Linguinis Ratatouille – natürlich eine Co-Produktion mit Rémy – dahinschmilzt und in seine Kindheit zurückgeschickt wird – bei wem bleiben da die Augen trocken, denkt er an die der eigenen Omis wundervolle Kochkünste? Und dann ist da doch noch so viel Paris! Et l'amour!
Nein, es hätte keinen schöneren Start für Movie2Menu – Taste The Scene geben können! Der Aperitif zum Empfang mit Popcorn serviert. Die Tische liebevoll eingedeckt, die sich um Nachtisch als besondere Geheimnisträger präsentieren. Dazu Rataouilles Menükarte! Stimmungsvoll passend trinken wir die Kompost-Verköstigung – aus dem Mülleimer.
Zu den weiteren jeweiligen Szenen liest sich das dann wie Gutes Essen ist wie Musik, die man schmeckt: als Erdbeere, Käse, Arancini – erst einzeln, dann kombiniert probieren.
Gut, hatte bei uns nicht ganz so funktioniert – die Arancini fehlten, das war der Generalprobe sinnvoll geschuldet. Oder: Geistesblitz geküsst – gewitteriger Ziegenkäse, Rosmarinöl, Safranpilz – tatsächlich am Tisch vom Blitz getroffen. Selber mitspielen durften wir bei Haltet die Suppe auf!
Hier eine weiße, aromatische Tomatensuppe mit Pinzette zum selber abschmecken mit Basilikumöl – mit Pairing im Glas: Basilikum, Gin und Zitrone. Es folgten, vielleicht etwas zahm im Geschmack, die Omelette de Rémy

Ganz entzückend vom Bartender kreiert zu Linguinis Spezialgericht, Pom Blanc, Estragon-Sauce, Trüffelöl und Kartoffelcrunch:Wir feiern den Erfolg und die Un-Idiotie 1961er Chateau L’Amour mit gepimptem, nämlich geräuchertem, und neu gelabeltem Rotwein in Discountergröße.
Très charmant.

Ein bisschen böse, aber genauso stimmungsvoll: Rat Killer. Chartreuse, Gin, Sour machte im Moment der Entdeckung (und folgenden Bekämpfung) von Rémy und seinem familiären Überfallkommando im Restaurant auch bei uns richtig giftig etwas her.
So wurden wir mit dem Film von Gang zu 12 relevanten Szenen auf den Tellern
und in den Gläsern bis zum erdigen Dessert-Finale Überrasche mich! begleitet.

Aber vorher zelebrierten wir die feine Gefühlswelt von Anton Egos „Erweckung” vom bissigen Gastrokritiker zu einem Menschen mit Herz und Vergangenheit mit unserem eigenen Gemälde eines zarten Ratatouille auf dem Tisch.
Dieses Dinner war so kreativ und auch wirklich liebevoll umgesetzt, hatte uns allen so viel Spaß gemacht. Und warum sollen meine Augen trocken bleiben, wenn mir persönlich Auguste Gusteau aus dem Jenseits in einem essbarem handgeschriebenem Testament sein Erbe vermacht: „Jeder kann kochen”? (Oblate)
Klar, gab es beim ersten Durchlauf (in fremder Küche) den einen oder anderen Ruckler auf Zelluloid. Und vermutlich wird künftig nicht mehr ganz so abgezählt gekocht, hungrige Ratten kommen nie alleine! Aber: Das war einfach alles sehr herzerwärmend an diesem Abend und wurde von dem wundervollen Team – natürlich mit Baskenmützen – so charmant wettgemacht. Für die Kreativität, den Spaß, die Köstlichkeiten, die Jules Winnfield und Paul Rost uns bereitet haben: 1000 Herzen!

Diesen PopUp-Menüspaß von Movie2Menü wird es nun öfter geben!

Sechs spannende vegetarische (künftige Menüs werden sogar komplett vegan serviert) Gänge mit extra zu den Filmen konzipierter Mixology-Begleitung, Aperitif und After-Movie-Empfang für 129 Euro. Die nächsten Termine, Standorte und Informationen findet ihr ausschließlich auf dem Instagram-Kanal Movie2Menü!

2025-11-25

Köstlicher Spaß im Gourmet-Bus Italiens

Zum Auftakt der zehnten Woche der Italienischen Küche in der Welt hatten gestern die italienische Botschaft in Berlin und die ENIT in den Gourmet-Bus eingeladen.

Mit üblicher italienischer Zeitvarianz starteten wir am ersten echten Wintertag bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein vor dem Rathaus in Berlin, um in dem exklusiven Gastro-Liner durch die Berliner Innenstadt zu cruisen. Faszinierend der Tischaufbau mit Weinglasstilhaltern im ZickZack-Mode – und hey: Der Weinschrank!
Währenddessen wurde uns ein sehr feines Menü, wie ein Spaziergang durch den Lazio (Rom) nach Venetien in die Toskana und wieder zurück nach Venetien, die Küche Italiens serviert. Begleitet von den wirklich hervorragenden Weinen der Cantine Famiglia Cotarella aus dem Süden der Toskana.
Gastgebende Küche war keine geringere als die von Roy Caceres und seinem namhaften Restaurant Orma Roma in Rom – mit einem Guide Michelin Stern prämiert.
Zur Begrüßung wurde uns ein Vino Spumante Cotarella Metodo Classico Brut (Dosage Zéro) eingeschenkt, ein für die Methode erstaunlich frischer, aber auch eleganter und komplexer Spumante, hellgelb im Glas, mit trockenem, intensivem Abgang. (Ich bleibe dabei: Trinkt mehr die Spumante Italiens.)
Fantastisch: Il Punto IGP 2023! Benannt nach dem Weinberg „Il Puntone” auf dem er angebaut wird. Der Weißwein, ein sortenreiner Sauvignon Blanc, in der Region Lazio angebaut, hatte mich so sehr begeistert. Was für ein Tropfen!
Eine wunderschöne hellgelbe Farbe mit einem Bouquet voller exotischer Frucht – schon in der Nase eine Freude bringende Intensität – und einem ausgewogenen Geschmack von resoluter Süße, einem Hauch Salz und einem sanften Touch Butter – trotzdem frische Lebendigkeit.
Nicht weniger grandios: Der Marciliano IGP, 2019. Umbria Rosso, 70 % Cabernet Sauvignon und 30 % Cabernet Franc in Umbrien angebaut, tiefrote Farbe im Glas. Viel Brombeere, Tabakwürze und ausgeglichener Tanningehalt.

Dazu wurde uns auf der Tour vom Roten Rathaus startend, entlang des Museumsviertels, eine Kurve genommen am Nikolaiviertel vorbei mit einem Abstecher über den Checkpoint Charlie und dann Potsdamer Platz an der Italienischen Botschaft, vorbei über das Brandenburger Tor …
… wieder in Richtung Rathaus, ein sehr feines Menü vom Chefkoch des Orma in Rom serviert. 65 Grad Celsius Carbonara Egg – eine dekonstruierte Carbonara mit Pecorino Mousse, darunter etwas knusprigem Guanciale auf einem Niedrigtemperatur-Eidotter mit frischem schwarzem Pfeffer. (Rom)
Es folgte ein Risotto aus Acquerello-Reis mit einem Hauch Butter, Vacche-Rosse Parmigiano Reggiano, einer Petersilienemulsion und Granatapfel. (Venetien)
Und als Secondo, Rindsbäckchen vom Chianina-Rind – in Chianti geschmort mit einem Kürbispüree und in Balsamico geschmortem Radicchio.
(Toskana) Den köstlichen Abschluss bildeten eine Käse-Selektion mit Honig und Marmelade aus dem Trentino – und das niedlichste Tiramisù (Treviso) ever.
Zwei Stunden italienische Köstlichkeiten und Lifestyle mit Berliner Sehenswürdigkeiten, netten Gesprächen und wirklich tollen Tropfen im Glas.

Oder wie wir Berliner sagen: Da kann man echt nich' meckern! Dankeschön für die Einladung – und den leckeren Spaß!

2025-11-01

Jedem köstlichem Abschied wohnt ein neuer leckerer Anfang inne …

Die leckere italienische Zeit im Restaurant The Clash im NYX Hotel Berlin Köpenick geht leider zu Ende. Graciela Cucchiara wird Mitte November den kochenden Staffelstab an Kristof Mulack (hier im New-Work-Heroes-Podcast) übergeben, der dann die nächsten vier Monate die Patenschaft für die Speisekarte des The Clash übernimmt.
Das Konzept im Restaurant The Clash KITCHEN & Bar sieht vor, alle vier Monate im Wechsel eine*n Kochpat*in seine Ideen vom Küchenteam unter Chefkoch Andreas Hentze realisieren zu lassen. Hotelgäste wie auch Berliner Foodies können sich in die Welten der kreativen Ideengeber und ihrer Landesküche begeben und deren köstliche Rezepte genießen. Allerdings: Den besonderen Spaß hat man maximal ein Drittel des Jahres, dann geht der Kochlöffel an das nächste kochende Mastermind.
Mit Graciela Cucchiara hatten wir in Köpenick eine wirklich leckere italienische Zeit im The Clash. Mir hatte es viel Spaß gemacht zu erleben, mit welchem Enthusiasmus sie zusammen mit Andreas Hentze und seinem Küchenteam ihre Rezepte umgesetzt haben. Da konnte Graciela auch durchaus milde Strenge walten lassen. Zum Beispiel, wenn die Pasta nicht italienisch sachgerecht geschwenkt auf die Teller kam. Sehr schönes Geschenk vom Hotel, wer möchte, kann die Rezepte von Graciela auch in Papierform mit nach Hause nehmen!
Graciela hatte es sich nicht nehmen lassen, kritisch auch im späteren Verlauf die Ergebnisse selber zu überprüfen. Ihre Rezepte zu genießen, nachdem sich dieses wundervolle Konzept des Restaurants in die Perfektion eingespielt hatte. Während ihrer Patenschaft machte Graciela auf jeden Fall die ganze Zeit bella Figura!
Auf Grazielas Mama-Cuccina folgt jetzt Kristof Mulack, wie sie einst The Taste-Kandidat. Er durfte sogar den goldenen Löffel für sich einheimsen und kocht sich seither wie ein bunter Hund durch die (nicht nur) Berliner Küchenszene. Ich weiß, was Kristof kann! Deswegen freue ich mich besonders auf seine „Neue Berliner Küche”, die er uns für das The Clash verspricht. Er will Berliner Rezepte kreativ, regional und kompromisslos auf die Teller bringen. Das wird großartig!

Aber bis dahin habt ihr ab jetzt nur noch zwei Wochen Zeit, die Köstlichkeiten von Graciela zu genießen. Lust auf wirklich würzige Arancini di riso? Die mochte sogar ich, finde sie überlicherweise recht langweilig. Nicht so die von Graciela, sie sind würzig und machen wirklich Spaß. Meine persönliche Entdeckung:
der wundervoll zarte Bacalhau mantecato mit der Kraft der Limone auf fantastisch geröstetem Brot (und ganz ehrlich, dieses geröstete Brot im The Clash betreffend: da kann sich so mancher Italiener hier in der Stadt noch etwas abgucken). Oder Sarde in Saòr, aromatische Zuppa di pomodori? Bitte! Diese Farbe:
Und nicht vergessen, mein persönlicher Liebling: Panzerotti!
Und dann sind da doch noch die charmanten Secondi! Ob Polpo con crema di patate, Costoletta alla Milanese
und die Tagliata … natürlich.
Alles Klassiker, aber wirklich sehr fein umgesetzt und wirklich schön präsentiert (vor allem die Antipasti). Und ja, es gibt auch vegetarische Rezepte auf dieser Karte.
Wenn Andreas und sein Team aus der Zeit mit Graciela eines für immer gelernt haben, dann das: Keine Pasta verlässt die Küche, wenn sie nicht – wie von La Graciela! gezeigt – perfekt geschwenkt wurde!
Gracielas Küche lasse ich wirklich nicht gerne ziehen. Aber ich freue mich total auf Kristofs tolle Aromatik! Und … die Bar vom The Clash serviert auch tolle Cocktails mit oder ohne Alkohol.


Restaurant Clash KITCHENS AND BAR im NYX HOTEL BERLIN KÖPENICK

Homepage
Grünauer Str. 1, 12557 Berlin
Phone: +49 30 58600130
E-Mail: info.berlinkoepenick@leonardo-hotels.com

2025-10-25

Restaurant Château Royal – französischer Flair in gemütlichem Interieur in Berlins nobelster Mitte!

Keiner kann sagen, dass das Hotel Château Royal nicht perfekt liegen würde in unserer kleinen Provinzhauptstadt. Dennoch, der Neustädtischen Kirchstraße 3 laufen ein wenig die Prachtmeile Unter den Linden und die Friedrichstraße den Rang ab, und so sendet womöglich dieses entzückende Boutique-Hotel mit Bar und Restaurant ein wenig unter dem Radar von uns Berlinern, denen es doch – zumindest für einige Stunden – ein Ort des Genusses sein möchte.
In den 93 individuell gestalteten Zimmern finden Gäste Berlins, die perfekte Unterkunft in der – für die doch gehobene Lage – ruhigen Gegend. Besonders charmant ist die Bar, in die das auf mehrere Räume verteilte Restaurant Château Royal übergeht. Die Einrichtung ist zurückhaltend gediegen, sehr gemütlich – ein Ort, der es mir leicht machte, mich sofort wohlzufühlen. Dazu kommt eine umfangreiche Kunstsammlung, groß- und kleinteilig, die es zu entdecken gilt.
Mein zweites Wohnzimmer? Kann ich mir sehr gut vorstellen! Der überdachte Patio stellt selbst Berlinern eine Portion Urlaubsfeeling dem Restaurantbesuch als hors d’œuvre zur Seite. Auch das Kaminzimmer wirkt mit bibliothekesken Reiz. In der Außenfläche grüßt in der herbstlichen Saison roter Grünkohl farbenprächtig den Gast und führt zum Eingang des Restaurant, der ums Eck in der Mittelstraße 3 liegt.
Die Variabilität der Räume dieses Restaurants ist reizvoll! Kein Gast muss hier in einem Großraumrestaurant frühstücken oder dinnieren, je nach Tageslaune können die kurzfristigen Bewohner dieses Châteaus in einem der unterschiedlich großen Räume ihre Ruhe oder Unterhaltung finden.

Die Idee der Schlossbesitzer, mit dem Château Royal ein Hotel zu schaffen, das Gäste wie Einheimische gleich gerne besuchen, scheint perfekt aufgegangen! Auf dem Dach des neuen Anbaus steht der hoteleigene Bienenstock. Die Restaurierung zweier denkmalgeschützter Häuser (1880 und 1907) mit Zusammenführung des Neubaus ist dem Architekten David Chipperfield gelungen.
Irina Kromayer und Etienne Descloux, für die Inneneinrichtung verantwortlich, haben ein stilvolles Refugium geschaffen, das an die herrlichen Gründerzeitjahre in Paris und Berlin erinnert. Ehrlich, der Wohlfühlfaktor ist riesengroß.
Die Hoheit der Schlossküche hält im Restaurant seit Mai 2024 Philipp Walter, der in seinen jungen Jahren im legendären Margaux sein Handwerk lernen durfte. Ihm zur Seite steht seit diesem Jahr Sous-Chef und Pâtissier Guiliano Dellamaria. Beide beschwören die Saisonalität und Regionalität ihrer Küche, die hohe Qualität ihrer Produkte wie auch deren unbedingt gewollten Purismus. Ich bin ehrlich: Beides lässt mich an diesem Abend dann und wann ratlos zurück.
So ändert sich die Karte regelmäßig im Ganzen. Ist das saisonale Produkt nicht lieferbar oder genügt die Qualität nicht ihren hohen Ansprüchen, wird kurzfristig gewechselt. Das erfahren wir wohlwollend im abschließenden Gespräch mit Sous-Chef Guiliano Dellamaria. Alleine in der rechtzeitigen Kommunikation solcher, durchaus nachvollziehbarer, Veränderungen dem Gast gegenüber – spätestens bei der Bestellung – könnte noch etwas gearbeitet werden.

Im Restaurant begegnet man überall im Papierformat (zum Glück nur) diesem kleinen Kerl hier:
Mit einem Schlossgespenst macht das Studium von Menü- und Getränkekarte doch gleich noch mehr Spaß! Die Menükarte mit Snacks – Vorspeisen – Hauptspeisen und Suppléments, (die Beilagen können nach französischem Vorbild gesondert geordert werden) ist durchaus abwechslungsreich zu nennen. Eine Dessertkarte wird gesondert gereicht. Die Snacks zum Aperitif (meine Begleiterinnen wünschten Champagner, ich wählte den Winzersekt von Heinz Wagner, Tradition, 2022) sind hervorragend!
Klassische Gillardeau-Austern, wahlweise mit Zitrone oder – französisch klassisch – mit Rotwein-Schalotten (letztere entsenden mich in ihrer Fragilität und Geschmack sofort in wunderschöne Erinnerungen in Frankreich), sind frisch, saftig und sehr präsent. Selbst gebackenes Sauerteigbrot und geschlagene Nussbutter mit Olivenöl aus Griechenland, begleiten rustikal gut den zart schmelzenden Lardo di Colonnata mit – dank Walnussöl – herbstlichem Nussaroma.
Mein Favorit: aromatische Arancini, die auf der Hauptstadtkarte beschrieben als gebackene Reiskrokette und im Titel Suppli „dal paese” heißen.
Sie sind sehr knusprig, mit den Weinbergschnecken, Petersilie und Knoblauch wundervoll aromatisch abgeschmeckt.

Die Vorspeisen kommen durchaus fantasievoll daher, wir können aus sieben möglichen Gerichten wählen. Und unseren Tisch bereicherten Fagiolo Verde al Vitelleo – knackig gedünstete Bohnen mit einer Kalbszungen-Vinaigrette und einem auf dem Teller etwas einsam wirkenden pochierten Ei.
Aus der Supière gab es demnach Suppe aus Flaschenkürbis mit Salz-Zitronen und Raz el-Hanout und gerösteter Cashew, neben mir wurde eine Königswachtel vom Lavasteingrill mit einer Vinaigrette von Colatura die Alici (schön mutig!), Zimt und Zitrone verkostet und für sehr gut befunden.
Ich orderte das Gelee Royal, leicht gelierten Ochsentee, eingelegte Pfifferlinge und Kräuterrahm. Ich bin ehrlich: Meiner Vorspeise konnte ich nicht halb so viel Genuss abgewinnen, wie der Titel suggerierte.
Der reichhaltige Alkohol (immerhin drei Sorten) im Gelee war bissig präsent, der Ochse gereichte so lediglich noch zur Farbe. Die Pifferlinge waren eingelegt – im Kräuterrahm, wenn jemals in etwas anderem, war es im Goût nicht herauszufinden. Der Rahm indes war, dafür, dass er als letzter Begleiter kommuniziert wurde, sehr vordergründig präsent in seiner Masse. Mir fiel es schwer, eine Symbiose zwischen allen Beteiligten zu entdecken. Indes waren meine Mitesserinnen mit ihren Vorspeisen zufrieden – insgesamt führte wohl die Wachtel in ihrer geschmacklichen Komposition.

Mein Hauptgang, der Sankt Petersfisch in einer Beurre blanc aus Holunderblüten und Riesling, gebackene weiße Rübchen, hatte mich dann deutlich begeistert! Der Fisch, ein Gruß aus dem Atlantik, war perfekt auf den Punkt und gewürzt und mit rustikalem Grillmuster präsentiert. Dabei schwamm er regelrecht ein letztes Mal in seiner Beurre blanc, die erwartungsgemäß eine prägnante Süße des Holunders trug, die ausgleichende Säure des Rieslings wirkte hingegen erstaunlich limonenlastig. Fazinovum: ein Sechstel Rübchen auf dem Teller.
Ich erlaube mir, mich an dieser Stelle etwas kritisch zum Farbkonzept der beiden Köche zu äußern. Purismus ist eine gute und ehrenwerte Idee, die ich durchaus zu schätzen weiß. Ich bin ein Mensch, der dem Weniger dem Mehr viel abgewinnen kann. Bei meinem Hauptgericht stand dank der Beurre blanc eh nicht zur Debatte, das Risotto als Contorni zu wählen. Aber hätte ich das getan, hätte ich bei dem Ton in Ton, hier in Weiß auf Weiß, servierten Hauptgang mit der weißen Beilage sehr wahrscheinlich gedacht: „Ah! Krankenhausessen auf der Gastroenterologie.”

Da tut es mir um die Küchenkunst leid, wenn der Geschmack einen so banalen Eindruck wieder zurechtrücken muss. Die selbstgestellte Aufgabe muss dann auch gelingen. Am Tisch hatten wir diesen Eindruck einer visuellen Eintönigkeit bereits bei den Vorspeisen kommentiert. Bei allem Verständnis hinsichtlich einer Abneigung gegen Microgreens oder (gebe ich zu: oft sinnbefreiten) Gewürztrassen auf dem Teller. Aber sollte dieser nicht auch dem Gast ein wenig gefallen dürfen und nicht nur alleine seinem talentierten Schöpfer? Die von mir gewählte Begleitung, in Fassbutter glasiertes Ackergemüse, laut Karte samenfest, war auf jeden Fall die für mich glückliche Wahl. Knackig, butterig – köstlich!
Und mit mich fröhlich stimmenden Farbenreichtum gesegnet.
Weiterhin tummelten sich an unserem Tisch wahlweise stundenlang bei Niedrigtemperatur geschmorte Ochsenbacke mit einer wundervollen dunklen, samtigen, deliziösen Jus – hierzu wurde wahlweise von den Begleiterinnen Risotto, dieses ziemlich nachgezogen oder Polenta gewählt. Und es gab eine handgeangelte Dorade alla Nicchia im fruchtigen Saft von gebackenen Kirschtomaten und Kapernblättern aus Pantelleria an unserem Tisch.
Wundervoll: Beide Fischgänge, das muss man der Küche lassen, schwammen großzügig in ihrer Begleitung. Auch der aromatische Tomatensud hatte eine süßliche Dominanz.
Mein Dessert, ein Sorbet aus Kirschen und kleinen Tomaten mit Johannisbeeren und Kirschkernöl, war ein wirklicher Genuss und ein perfekter Abschluss eines schönen Abends. Farblich wieder auf einer Linie, aber nun, wenn es die Köche dann glücklich macht.
Sehr gute Empfehlung, zum Menü auf die alkoholfreien Drinks der Bar zu setzen.
Mein Breakfast Martini mit eindrucksvoller Säure macht selbst den müdesten Berlinbesucher wieder fit. Große Liebe zum Gurke & Tonic, er konnte in Präsenz der frischen Gurke (sogar farblich) absolut überzeugen. Ein feiner Sour Grapes vollendete unsere Cocktail-Reihe.
Die Barkarte offeriert übrigens auch eine formidable, kleine Speisekarte für den schnellen Mittagstisch - einsam ist man hier am Abend ganz sicher nicht!

Château Royal Berlin
Neustädtische Kirschstraße 3, 10117 Berlin
E-Mail: contact@chateauroyalberlin.com
phone: +49 30 234 567 70