Friedrich Merz ist halt poltitisch nicht erstklassig – wir wussten es alle!
Man kann sich nur wundern. Merz hat es – wie es in seiner politische Karriere angemessen ist – nicht beim ersten Wahldurchlauf gleich zum Kanzler geschafft. Aber alle tun empört.
Dabei, wenn man in den letzten Tagen sich ein bisschen die Statements von Journalisten eingelesen hatte, die dafür bekannt sind. nicht nur dpa-Meldungen zu verwursten, war seine direkte Wahl von Anfang an nicht gesichert. Weil tatsächlich einige Abgeordnete überhaupt nicht einverstanden sind mit dem Koalitionsvertrag als solchem. Ja, es gibt auch einige CDU-Abgeordnete und Mitglieder, die sich tatsächlich noch auf das „C” in der CDU berufen, was in der CDU unter Friedrich Merz völlig obsolet geworden scheint.
Dann ist Friedrich Merz – es lässt nicht weglügen – ein Ex-Blackrock-Manager, der sich sein Kabinett weniger aus seinen Parteikollegen zusammengestellt hat als er es mit Managern aus seine Ex-Blackrock-Tagen bestückt hat. Hat er denn geglaubt, dafür würde er nicht die Quittung innerhalb der eigenen Partei kassieren?
Natürlich stellt sich Carsten Linnemann ins gestrige Frühstücksfernsehen, labert etwas von „Ach, wir gucken nicht zurück, wir gucken jetzt nach vorne.”, um dann ein paar Sätze später der SPD den schwarzen Peter zuschieben zu wollen, weil Lars Klingbeils Personalentscheidungen zu kurzfristig kam und kritisch zu hinterfragen wäre.
Nein Carsten, daran wird es wohl weniger gelegen haben. Es lag daran, dass selten ein Kanzlerkandidat im Vorfeld der Wahl und auch in dem Schwebezustand dazwischen, sich so viele Fehler geleistet hatte, wie Merz. Als da wären direkt nach der Wahl seine Aussage zum Erhalt der Schuldenbremse zu brechen. So gar kein Statement abzugeben, hinsichtlich der Einstufung der AfD in eine vollumfänglich gesicherte rechtsextreme Partei – mit der er eben kurz zuvor noch den Schulterschluss vollzogen hatte. Und es ist durchaus möglich, dass auch einige CDU-Abgeordnete mit Kindern nicht zufrieden sein können mit der Klimapolitik des Friedrich Merz, der die Zeichen der Zeit partout nicht wahrhaben möchte. Vielleicht haben die verstanden, dass Deutschlangs größtes Problem eben gar nicht die illegale Zuwanderung ist (und man kann es nicht oft genug betonen: es gibt gar keine illegale Zuwanderung per se.) Dass auch es nicht Deutschlands größtes Problem ist, dass vielleicht 17.000 Menschen im Bürgergeldbezug womöglich eine Arbeitsaufnahme verweigern.
Friedrich Merz ist mit Abstand der Kanzlerkandidat, den ich innerhalb Deutschlands als unbeliebtesten Kandidaten erlebt habe. Und das, was Montag passierte … das nennt man Demokratie.
Es war durchaus bekannt, dass Friedrich Merz aus den Reihen der Koalitionspartner Stimmen verweigert würden. Dass er seine Parteikollegen und die der Koalition mindestens so verärgert hatte, dass sie sehr wohl daran interessiert waren, ihn maximal zu schädigen. Ob das besonders klug ist, keine Ahnung. Es ist aber immer noch der demokratische Prozess.
Er hat das gewusst, er hätte im Vorfeld auf Kritiker zugehen können und sie von sich überzeugen können. Und genau das hat er versäumt, er hat sich die letzten Wochen präsentiert als eine Person, die – nachdem sie gewählt worden ist und somit ihr Lebensziel erreicht hatte – plötzlich vor der großen Aufgabe zurückschreckt, vielleicht doch auch ein Gefühl der eigenen realen politischen Inkompetenz ereilt hatte. Merz befand sich in seinem politischen Vakuum und so überzeugt man seine Kritiker halt genau nicht.
Die Konsequenzen hat er gestern erfahren. Gerade er sollte wissen, dass der Politikbetrieb hart ist, selten gerecht und nicht verzeiht – denn er lebt genau das auch vor. Die Konsequenzen sind ein demokratischer Prozess. Er hat mit seiner ihm üblichen Arroganz erreicht, dass er jetzt um so härter arbeiten und kämpfen muss. Schuld eigene.
Merz ist zu wünschen, dass er den gestrigen Tag etwas klüger und selbstbezogener analysiert als es sein Mann für alle Fälle, Linnemann, vermag. Alleine daran habe ich so meine Zweifel.
Die Welt verändert sich, Politik verändert sich. Es gelten in dieser politischen Welt nicht mehr die Regeln von früher. Abgegordnete lassen sich nun mal nicht auf eine Person einpeitschen. Einem Parteivorsitzenden, der das erst nach drei Wahlprozessen geworden ist, hätte klar sein müssen, dass er in seinen eigenen Reihen nicht nur Fans hat. Wie auch immer, er weiß seit Montag, wie sehr dünn seine Mehrheit im Bundestag ist. Er wird neu denken müssen.