Restaurant Château Royal – französischer Flair in gemütlichem Interieur in Berlins nobelster Mitte!
Keiner kann sagen, dass das Hotel Château Royal nicht perfekt liegen würde in unserer kleinen Provinzhauptstadt. Dennoch, der Neustädtischen Kirchstraße 3 laufen ein wenig die Prachtmeile Unter den Linden und die Friedrichstraße den Rang ab, und so sendet womöglich dieses entzückende Boutique-Hotel mit Bar und Restaurant ein wenig unter dem Radar von uns Berlinern, denen es doch – zumindest für einige Stunden – ein Ort des Genusses sein möchte.
In den 93 individuell gestalteten Zimmern finden Gäste Berlins, die perfekte Unterkunft in der – für die doch gehobene Lage – ruhigen Gegend. Besonders charmant ist die Bar, in die das auf mehrere Räume verteilte Restaurant Château Royal übergeht. Die Einrichtung ist zurückhaltend gediegen, sehr gemütlich – ein Ort, der es mir leicht machte, mich sofort wohlzufühlen. Dazu kommt eine umfangreiche Kunstsammlung, groß- und kleinteilig, die es zu entdecken gilt.
Mein zweites Wohnzimmer? Kann ich mir sehr gut vorstellen! Der überdachte Patio stellt selbst Berlinern eine Portion Urlaubsfeeling dem Restaurantbesuch als hors d’œuvre zur Seite. Auch das Kaminzimmer wirkt mit bibliothekesken Reiz. In der Außenfläche grüßt in der herbstlichen Saison roter Grünkohl farbenprächtig den Gast und führt zum Eingang des Restaurant, der ums Eck in der Mittelstraße 3 liegt.
Die Variabilität der Räume dieses Restaurants ist reizvoll! Kein Gast muss hier in einem Großraumrestaurant frühstücken oder dinnieren, je nach Tageslaune können die kurzfristigen Bewohner dieses Châteaus in einem der unterschiedlich großen Räume ihre Ruhe oder Unterhaltung finden.
Die Idee der Schlossbesitzer, mit dem Château Royal ein Hotel zu schaffen, das Gäste wie Einheimische gleich gerne besuchen, scheint perfekt aufgegangen! Auf dem Dach des neuen Anbaus steht der hoteleigene Bienenstock. Die Restaurierung zweier denkmalgeschützter Häuser (1880 und 1907) mit Zusammenführung des Neubaus ist dem Architekten David Chipperfield gelungen.
Irina Kromayer und Etienne Descloux, für die Inneneinrichtung verantwortlich, haben ein stilvolles Refugium geschaffen, das an die herrlichen Gründerzeitjahre in Paris und Berlin erinnert. Ehrlich, der Wohlfühlfaktor ist riesengroß.
Die Hoheit der Schlossküche hält im Restaurant seit Mai 2024 Philipp Walter, der in seinen jungen Jahren im legendären Margaux sein Handwerk lernen durfte. Ihm zur Seite steht seit diesem Jahr Sous-Chef und Pâtissier Guiliano Dellamaria. Beide beschwören die Saisonalität und Regionalität ihrer Küche, die hohe Qualität ihrer Produkte wie auch deren unbedingt gewollten Purismus. Ich bin ehrlich: Beides lässt mich an diesem Abend dann und wann ratlos zurück.
So ändert sich die Karte regelmäßig im Ganzen. Ist das saisonale Produkt nicht lieferbar oder genügt die Qualität nicht ihren hohen Ansprüchen, wird kurzfristig gewechselt. Das erfahren wir wohlwollend im abschließenden Gespräch mit Sous-Chef Guiliano Dellamaria. Alleine in der rechtzeitigen Kommunikation solcher, durchaus nachvollziehbarer, Veränderungen dem Gast gegenüber – spätestens bei der Bestellung – könnte noch etwas gearbeitet werden.
Im Restaurant begegnet man überall im Papierformat (zum Glück nur) diesem kleinen Kerl hier:
Mit einem Schlossgespenst macht das Studium von Menü- und Getränkekarte doch gleich noch mehr Spaß! Die Menükarte mit Snacks – Vorspeisen – Hauptspeisen und Suppléments, (die Beilagen können nach französischem Vorbild gesondert geordert werden) ist durchaus abwechslungsreich zu nennen. Eine Dessertkarte wird gesondert gereicht. Die Snacks zum Aperitif (meine Begleiterinnen wünschten Champagner, ich wählte den Winzersekt von Heinz Wagner, Tradition, 2022) sind hervorragend!
Klassische Gillardeau-Austern, wahlweise mit Zitrone oder – französisch klassisch – mit Rotwein-Schalotten (letztere entsenden mich in ihrer Fragilität und Geschmack sofort in wunderschöne Erinnerungen in Frankreich), sind frisch, saftig und sehr präsent.
Selbst gebackenes Sauerteigbrot und geschlagene Nussbutter mit Olivenöl aus Griechenland, begleiten rustikal gut den zart schmelzenden Lardo di Colonnata mit – dank Walnussöl – herbstlichem Nussaroma.
Mein Favorit: aromatische Arancini, die auf der Hauptstadtkarte beschrieben als gebackene Reiskrokette und im Titel Suppli „dal paese” heißen.
Sie sind sehr knusprig, mit den Weinbergschnecken, Petersilie und Knoblauch wundervoll aromatisch abgeschmeckt.
Die Vorspeisen kommen durchaus fantasievoll daher, wir können aus sieben möglichen Gerichten wählen. Und unseren Tisch bereicherten Fagiolo Verde al Vitelleo – knackig gedünstete Bohnen mit einer Kalbszungen-Vinaigrette und einem auf dem Teller etwas einsam wirkenden pochierten Ei.
Aus der Supière gab es demnach Suppe aus Flaschenkürbis mit Salz-Zitronen und Raz el-Hanout und gerösteter Cashew, neben mir wurde eine Königswachtel vom Lavasteingrill mit einer Vinaigrette von Colatura die Alici (schön mutig!), Zimt und Zitrone verkostet und für sehr gut befunden.
Ich orderte das Gelee Royal, leicht gelierten Ochsentee, eingelegte Pfifferlinge und Kräuterrahm. Ich bin ehrlich: Meiner Vorspeise konnte ich nicht halb so viel Genuss abgewinnen, wie der Titel suggerierte.
Der reichhaltige Alkohol (immerhin drei Sorten) im Gelee war bissig präsent, der Ochse gereichte so lediglich noch zur Farbe. Die Pifferlinge waren eingelegt – im Kräuterrahm, wenn jemals in etwas anderem, war es im Goût nicht herauszufinden. Der Rahm indes war, dafür, dass er als letzter Begleiter kommuniziert wurde, sehr vordergründig präsent in seiner Masse. Mir fiel es schwer, eine Symbiose zwischen allen Beteiligten zu entdecken. Indes waren meine Mitesserinnen mit ihren Vorspeisen zufrieden – insgesamt führte wohl die Wachtel in ihrer geschmacklichen Komposition.
Mein Hauptgang, der Sankt Petersfisch in einer Beurre blanc aus Holunderblüten und Riesling, gebackene weiße Rübchen, hatte mich dann deutlich begeistert! Der Fisch, ein Gruß aus dem Atlantik, war perfekt auf den Punkt und gewürzt und mit rustikalem Grillmuster präsentiert. Dabei schwamm er regelrecht ein letztes Mal in seiner Beurre blanc, die erwartungsgemäß eine prägnante Süße des Holunders trug, die ausgleichende Säure des Rieslings wirkte hingegen erstaunlich limonenlastig. Fazinovum: ein Sechzehntel Rübchen auf dem Teller.
Ich erlaube mir, mich an dieser Stelle etwas kritisch zum Farbkonzept der beiden Köche zu äußern. Purismus ist eine gute und ehrenwerte Idee, die ich durchaus zu schätzen weiß. Ich bin ein Mensch, der dem Weniger durchaus dem Mehr viel abgewinnen kann. Bei meinem Hauptgericht stand dank der Beurre blanc eh nicht zur Debatte, das Risotto als Contorni zu wählen. Aber hätte ich das getan, hätte ich bei dem Ton in Ton, hier in Weiß auf Weiß, servierten Hauptgang mit der weißen Beilage sehr wahrscheinlich gedacht: „Ah! Krankenhausessen auf der Gastroenterologie.”
Da tut es mir um die Küchenkunst leid, wenn der Geschmack einen so banalen Eindruck wieder zurechtrücken muss. Die selbstgestellte Aufgabe muss dann auch gelingen. Am Tisch hatten wir diesen Eindruck einer visuellen Eintönigkeit bereits bei den Vorspeisen kommentiert. Bei allem Verständnis hinsichtlich einer Abneigung gegen Microgreens oder (gebe ich zu: oft sinnbefreiten) Gewürztrassen auf dem Teller. Aber sollte dieser nicht auch dem Gast ein wenig gefallen dürfen und nicht nur alleine seinem talentierten Schöpfer?
Die von mir gewählte Begleitung, in Fassbutter glasiertes Ackergemüse, laut Karte samenfest, war auf jeden Fall die für mich glückliche Wahl. Knackig, butterig – köstlich!
Und mit mich fröhlich stimmenden Farbenreichtum gesegnet.
Weiterhin tummelten sich an unserem Tisch wahlweise stundenlang bei Niedrigtemperatur geschmorte Ochsenbacke mit einer wundervollen dunklen, samtigen, deliziösen Jus – hierzu wurde wahlweise von den Begleiterinnen Risotto, dieses ziemlich nachgezogen oder Polenta gewählt. Und es gab eine handgeangelte Dorade alla Nicchia im fruchtigen Saft von gebackenen Kirschtomaten und Kapernblättern aus Pantelleria an unserem Tisch.
Wundervoll: Beide Fischgänge, das muss man der Küche lassen, schwammen großzügig in ihrer Begleitung. Auch der aromatische Tomatensud hatte eine süßliche Dominanz.
Mein Dessert, ein Sorbet aus Kirschen und kleinen Tomaten mit Johannisbeeren und Kirschkernöl, war ein wirklicher Genuss und ein perfekter Abschluss eines schönen Abends. Farblich wieder auf einer Linie, aber nun, wenn es die Köche dann glücklich macht.
Sehr gute Empfehlung, zum Menü auf die alkoholfreien Drinks der Bar zu setzen.
Mein Breakfast Martini mit eindrucksvoller Säure macht selbst den müdesten Berlinbesucher wieder fit. Große Liebe zum Gurke & Tonic, er konnte in Präsenz der frischen Gurke (sogar farblich) absolut überzeugen. Ein feiner Sour Grapes vollendete unsere Cocktail-Reihe.
Die Barkarte offeriert übrigens auch eine formidable, kleine Speisekarte für den schnellen Mittagstisch - einsam ist man hier am Abend ganz sicher nicht!
Château Royal Berlin
Neustädtische Kirschstraße 3, 10117 Berlin
E-Mail: contact@chateauroyalberlin.com
phone: +49 30 234 567 70
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