Wanderungen im Gargano: Die Bucht von Mergoli und Baia delle Zagare sowie die Bucht Vignanotica
Der Gargano im Norden Apuliens ist ein unendliches Wanderparadies mit erstaunlicher Vielfalt. Folgt man beispielsweise dem Sentiero Natura Mergoli-Vignanotica entlang der Küste, hat man eine wundervolle, nicht allzu anspruchsvolle Strecke durch duftende und reichhaltige Natur vor sich.
Und wird mit traumhaften Aussichten auf die Bucht von Mergoli (Baia delle Zagare) und einem Besuch an einem der schönsten Strände Italiens, Baia di Vignanotica, belohnt.
Es war Journalistin und Bloggerin Nicoletta di Rossi, die die Gegend um Mattinata bereits sehr gut kennt, der aufgefallen war, dass in unserem Reiseprogramm keine Begegnung mit der wunderschönen Adria vorgesehen war. Flugs stellten unsere großartigen Organisatoren sehr flexibel das Programm um. Sie legten zwei an aufeinanderfolgenden Tagen geplante Wanderungen zu einer zusammen – und schaufelten uns so einen Vormittag frei, damit wir diese beeindruckende Wanderung entlang der Küste des Gargano machen konnten. Und: Sie organisierten für uns sogar eine professionelle Führung.
Gargano Natour – die Profis für Führungen im Parco Nazionale del Gargano
Matteo Principe ist Geologe und kann über Gargano Natour gebucht werden, wie auch seine Kolleg*innen – alle sind mehrsprachig, können je nach Bedarf die Führungen in Englisch und Deutsch leiten. Matteos Fachwissen war uns dabei ein Geschenk; er erklärte uns besondere Vorkommen in den Steinformationen, gepaart mit fundiertem historischem Wissen dieser Region in perfektem Englisch. Führte uns an traumhafte Aussichtspunkte. Dieser Weg ist mit seinen Zielen so spektakulär schön, im Frühling noch nicht allzu voll – und vom Anspruch auch für nicht allzu geübte Wanderer durchaus machbar.
Die meiste Zeit sind wir auf befestigten Wegen gegangen. Kurz vor dem Ende wurden wir von diesem Blick auf die Baia di Vignanotica belohnt:
Erst am Ende der Strecke muss man sich bewusster mit etwas Abstieg auseinandersetzen. Nicht sonderlich anspruchsvoll, Gelände halt. Aber FlipFlops würde ich auf diesen letzten zehn Prozent nicht tragen. Und wer Probleme mit den Gelenken hat, dem ist ein Faltstock dabei zu haben, vielleicht zu empfehlen.
Sneaker reichen als Schuhwerk, je nach Saison Badesachen einpacken und unbedingt Wasser nicht vergessen! Außerhalb der Saison wird man auf dieser Wanderung keine Möglichkeit finden, Essen oder Getränke zu kaufen, da sollte man gut selbst vorsorgen. In der Strandsaison wird man an den Stränden kleine geöffnete Bars vorfinden. Und natürlich kann man sich die Wanderung je nach Gusto auch deutlich länger gestalten!
Wir wurden privilegiert mit dem Minibus zum Ausgangspunkt auf der Panoramastraße SP53 (Richtung Vieste) gefahren. Und am Ende unserer Wanderung nach vielleicht zwei Kilometern Länge wieder eingesammelt. Wer nicht über ein Auto verfügt, kann den Linienbus von Mattinata Richtung Vieste nehmen (vorab Tickets organisieren, im Bus gibt es leider keine). Wir waren ca. zwei Stunden unterwegs – mit sehr vielen Foto- und Erklärungstopps und einer traumhaft schönen Auszeit am Strand. Strikt durchgelaufen ist man die Strecke aber in etwas unter einer Stunde gegangen. Nur, wer will das schon?
Der Weg ist das Ziel – der Hausberg Monte Barone von Mattinata
Der Einstieg unserer Route erfolgte für uns oberhalb der Bucht von Mergoli in der Nähe von Baia delle Zagare. Somit hatten wir schon nach der Kurve einen fantastischen Blick auf die Bucht mit ihren beiden beeindruckenden Faraglioni Klippen. Und auch auf die kleine Aquakulturzucht, Doraden und Seebrassen werden für die umliegenden Restaurants gezüchtet. Unser Sprachschatz bestand in diesem Moment aus vielen „Ah!”, „Oh” und „Wow!” oder „Wie wunderschön ist das denn?” Mateo versprach uns ein baldiges Wiedersehen mit diesem Ort aus direkter Nähe und zwang uns freundlich bestimmt von dieser wunderschönen Aussicht fort.
Es duftete intensiv nach den Mastixsträuchern und Rosmarin, die entlang der Wege wachsen und nach den hohen Pinien (italienische Steinkiefer), die jetzt im Frühling gerade neue Triebe ausbilden.
Auch Steineichen zeigte uns Matteo. Auf einer flachen Ebene begegneten wir später auch wieder den hübschen kleinen Orchideen!
Wir wandern durch das 124 Hektar große Naturschutzgebiet „Monte Barone” im Parco Nazionale del Gargano. Es wurde im Jahr 1977 gegründet, um die Landschaft und das Ökosystem zu schützen.
Der Weg führte die ganze Zeit entlang der Küste und wir hatten einen abwechslungsreichen Blick auf das Meer – mal frei, mal geschmückt durch vom Wind geformte Pinien.
Auch Olivenbaumplantagen stehen hier am sehr steilen Abhang. Es ist für mich nicht zu fassen, dass hier Menschen direkt über dem Abgrund Bäume gepflanzt, gepflegt und später Oliven geerntet haben. Das sieht dem Wahnsinn – oder der Verzweiflung – sehr nahe aus.
Baia di Vignanotica
Der späte April ist für diese Wanderung wirklich die perfekte Jahreszeit. Das Wetter ist ideal, sonnig und noch nicht zu warm. Viele Pflanzen blühen in dieser Zeit und der Duft ist unbeschreiblich. Und als wir in der Bucht von Vignanotica angekommen sind, sprangen wenige mutige Wanderer einer anderen Gruppe sogar ins Meer. Mit etwas mehr Zeit vor Ort (und vielleicht zwei Grad mehr Außentemperatur), hätte ich es ihnen gerne gleich getan.
Die Steilküste von Vignanotica besteht aus geschichteten Detrialklippen aus Majolika (weißer Kalkstein). Sie erhebt sich ungefähr 100 Meter über den Meeresspiegel. In den Schichten eingelagert finden sich Feuersteinschichten, teilweise in faszinierenden Verformungen. Sie dürften hier vor 100-145 Millionen Jahren eingebracht worden sein – als diese Kalkfelsen noch Kalkschlamm waren und synsedimentäre Ablagerungen in ihnen möglich waren.
Matteo ist in seinem Element, als er uns die Besonderheiten im Gestein erklärt.
Er hatte uns schon früh während der Wanderung auf besondere „Brüche” im Gestein aufmerksam gemacht, mit sichtlich verschobenen Gesteinsschichten, die vermutlich durch Seebeben entstanden sind – vor ebenso langer Zeit.
Stundenlang hätte ich vor diesen Klippen stehen und „Gesichter” aus ihnen lesen können. Oder im Sand sitzen und auf das Meer gucken. Diese fast weißen Felsen vor der Adria haben visuell eine große Kraft.
Spiagga Vignanotica gilt als einer der schönsten Strände Italiens, es wundert mich nicht. Und niemals sollte man hier vergessen, dass man sich in einem Naturschutzgebiet befindet – und sich bitte dementsprechend verhalten.
Das Symbol des Gargano: Baia della Zagare
Oberhalb der Klippen befindet sich übrigens ein Parkplatz – und ein Hotel mit Campingplatz (Camping Vignanotica). Wieder eingesammelt von unserem Fahrer wurden wir zurückgebracht zur Bucht von Mergoli und nun zu der faszinierenden Felsanordnung im Wasser. Wir durften durch den imposanten Klippenfahrstuhl (davon gibt es sogar zwei) einer riesigen Hotelanlage, die sich noch im saisonalen Ruheschlaf befand, die beiden Strände besuchen.
So hatten wir die beeindruckenden Faraglioni Klippen Baia delle Zagare in ihrer Ansicht ganz nahe einmal von vorne und von hinten. Die Strände bestehen teilweise aus Sand und Kiesel.
Ein traumhaft schöner Ort! Die Möwen lachten, das Meer rauschte dezent mit leichter Welle. Die Sonne schien. Noch herrschte hier eine grandiose Ruhe und mit uns waren nur sehr wenige Menschen am Strand. Matteo erzählte uns, dass er am liebsten über die Wasserseite hierherkommt – nämlich mit dem Kajak. Und natürlich auch Kajaktouren anbietet.
Sofort wäre ich dabei! Sowieso empfehle ich hier die Führung mit ihm zu buchen – sein Fachwissen und seine Leidenschaft, diese zu teilen, scheinen unendlich groß!
Ich kenne nun mittlerweile die Landschaft und ihre Vielfalt und sehr viele Strände von Apulien – aber ganz ehrlich: Der Gargano mit dieser Küste und den wirklich besonderen Stränden der Bucht von Mergoli und Vignanotica, das ist wieder einmal eine ganz eigene Begegnung mit der Einmaligkeit Apuliens gewesen!
Gargano Natour
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