Wanderungen im Gargano: Die Nekropole der Daunier auf dem Monte Saraceno
Ein weiterer großartiger Ausflugstag rund um die schöne Küstenstadt Mattinata im Gargano im Norden Apuliens. Wir wandern auf dem zweiten Hausberg von Mattinata, den Monte Saraceno. Und erneut erwartet uns jetzt im Frühling eine immer grüne, dank der häufigeren Regenschauer nun reichhaltig sprießende und blühende Botanik.
Sie scheint jedoch dennoch ganz anders als auf dem Monte Sacro oder an der Küste. Die Landschaft ist hier oben nicht ganz so stark bewaldet und lockt mit neuen Pflanzen und Gewürzen.
Königskerzen, Rosmarin und Thymian stehen satt in ihrem Grün. Der wilde Knoblauch betört mit seinen zarten weißen Blüten. Auch die wilde Malve leuchtet mit ihren Blüten, die bei uns weiter nördlich in Europa sich noch mindestens zwei Monate lang zieren wird. Und der Affrodil trohnt königlich über den Bodendeckern.
Ein betörender Duft liegt in der Luft und viel beschäftigtes Gesumme saust durch die Atmosphäre dieser grünen Oase.Zwischendurch erfreuen wir uns immer wieder an einigen kleinen wilden Orchideen – mittlerweile ist unser Blick für diese zarten Geschöpfe gut trainiert.
Wir besuchen die Grabstätte der Daunier und legen ein gutes Stück zu Fuß auf unbefestigten Wegen zurück – die man natürlich auch hervorragend mit dem Fahrrad bewältigen kann. Nicht vergessen: wir bewegen uns in die Höhe – ein E-Bike auszuleihen, könnte den Charme einer solchen Tour deutlich erhöhen!
Unsere Wanderung ist im Rahmen der Pressereise leider nur kurz, denn wir sind mit dem Auto ein Stück weit auf den Berg gefahren, weil wir später noch weiter die Stadt Monte Sant'Angelo besuchen wollen. Zu Fuß dauert der Aufstieg knapp eine Stunde von Mattinata (Contrada Funni in der Piana di Mattinata) aus – unbedingt machen!
Die Wege führen durch eine stille Landschaft und immer wieder mit einem Blick auf das Meer. Dieser kleine Flecken unserer Erde ist traumhaft schön!
Der Monte Saraceno läuft entlang dem adriatischen Meer, das uns mit seinem entzückenden Türkisblau begleitet. Wir haben von hier einen sensationellen Blick auf die Bucht von Mattinata und die Stadt und natürlich auch auf das adriatische Meer.
Dieser Blick verdeutlicht uns noch einmal, warum von Mattinata als weißer Schmetterling, La Farfalle bianca di Gargano, gesprochen wird. Überhaupt kein Zweifel besteht mehr an der Grandessa der Lage dieser kleinen Stadt. Uns gegenüber liegt mächtig der Monte Sacro, auf dem wir einen Tag zuvor die Abtei SS Trinitá besucht haben.
Auf einem Plateau des Monte Saraceno, ungefähr 250 Meter über dem Meeresspiegel, wird die Stimmung besonders. Und wir werden angehalten, hinsichtlich unserer Schritte besondere Vorsicht walten zu lassen. Tatsächlich tut sich vor uns in den Felsen ein Meer von kleineren und größeren, in den Kalkfelsen gehauenen Löchern von einem bis zu anderthalb Metern Tiefe auf.
Tief genug also, sich bei einem Sturz womöglich die Haxen zu brechen.
Wir stehen auf einem Sanktuarium, einem Friedhof a. D. Die über 500 Löcher in dem Boden sind die Felsengräber der Daunier (VII. und VI. Jahrhundert vor Christus), die Nekropole. Gelegentlich kreischt eine Möwe auf dem Meer. In dieser Totenstadt hier oben herrscht eine faszinierende Ruhe, sonst nur von den Erklärungen unserer kompetent erzählenden Begleitung unterbrochen. Natürlich sind diese Gräber heute leer.
Vor ungefähr 2500 Jahren haben die Daunier hier gelebt und direkt neben ihren einfachen Häusern auch ihre Toten bestattet. Die Daunier, eine meist friedliche Zivilisation, verdiente sich vor allem in der Landwirtschaft und Fischerei. Gut, einige von ihnen sollen sich auch als Piraten gefallen haben, wird gemunkelt.
Sie bestatteten ihre Verstorbenen zusammengerollt in das für sie in den Felsstein gehauene Grab, das oftmals in der Form einer Gebärmutter gestaltet wurde. Die Gräber wurden mit Steinplatten verschlossen. Einige dieser Gräber sind so klein, dass sich vermuten lässt, das dort ein Kind seine letzte Ruhe gefunden hatte.
In der daunischen Kultur wurde die Gestaltung und Ausstattung der Gräber ihrer Liebsten ein großer Wert beigemessen. Sie legten ihre Toten jeweils einzeln in eines dieser Gräber – nie zu mehreren oder übereinander – und gaben ihnen reichhaltige Beigaben: Waffen, Schmuck, Keramiken und Prunkrüstungen mit ins Grab.
Von hier stammen also die großartig erhaltenen Keramiken, die wir zuvor im archäologischen Nationalmuseum Matteo Sansone von Mattinata bewundert haben. Ein großer Teil seiner Sammlung wurde hier von den Bauern gefunden und ins Tal gebracht. Es darf bezweifelt werden, dass die Daunier zu ihren Lebzeiten auch nur annähernd so komfortabel wohnen konnten, wie sie es in ihren Gräbern durften. Sehr sicher wohnten sie aber in der direkten Umgebung.
Äußerlich schmückten die Daunier diese Gräber mit aufrecht gestellten Köpfen und Steintafeln aus Stein. In diesen Stelen waren Gesichter der Verstorbenen gehauen – aber auch ganze Szenen, die den Beruf der Verstorbenen oder ihre Herkunft beschrieben. Im Dialekt der früheren Mattinos nannte man diese Stelen „Testine”.
Auch von ihnen findet man einige in der Sammlung im Museum Matteo Sansonse. Eine noch größere Sammlung ist im Castello di Manfredonia zu entdecken. Für uns Besucher schließt sich hier der Kreis der Geschichte der Daunier, der sich mit unserem Besuch des Museums eröffnet hatte.
Am Ende unseres Ausflugs hier dürfen wir ein besonderes Highlight erleben, denn der Himmel schenkt uns einen Regenbogen über dem Meer. Ganz ehrlich, dieser besondere Ort schüttet seine Magie reichhaltig über uns aus.
Alle weiteren Blogposts zu Mattinata und die Umgebung im Gargano!
1 comments:
Toller Beitrag über die schöne Gegend dort in der Provinz Foggia in Apulien. Geschichtsträchtig und mit viel Archäologie und Natur. Werde ich mir als Reiseziel vormerken. Vielleicht kann man den Ort auch mit der Eisenbahn besuchen ?
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Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!
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