Köstlichkeit aus dem Salento: Granatapfel
Tiefrote Weine, köstliche Olivenöle, fantastischer Käse – alles Produkte, die im Salento, dem Süden Apuliens, überzeugen. Aber dass hier auch köstliche Melograni – Granatäpfel – nachhaltig angebaut werden – das wissen wohl die wenigsten Touristen.
Granatäpfel – schon Jesus soll sie auf seinem Speiseplan geschätzt haben
Es gibt in Süditalien wohl kaum einen Privatgarten, der sich nicht mit mindestens einem Albero di Melograno schmückt. Wenn ich im Herbst durch die Straßen im Salento wandere, reichen mir die Bäume in den Gärten die Früchte direkt an. Und sie schmecken hier köstlich – Granatapfelbäume brauchen Wärme und die bekommen sie in der süditalienischen Sonne in den langen heißen Sommermonaten satt.
Keine Frage, die Salentiner sind sehr stolz auf ihre Melograni. Weite Plantagen mit den in Reihen gepflanzten Granatapfelbäumen, die eher in der Breite als in der Höhe wachsen, kann man im Herbst entdecken. Im Frühling schmücken die zahlreichen kleinen roten Blüten diese Bäume, werden von Bienen bestäubt, was uns in Apulien einen besonderen Honig verkosten läst:
Miele Millefiori al Melograno. Im Herbst leuchten die Bäume erneut mit ihren tiefroten Früchten, die in Massen an ihnen hängen und nur darauf warten, geerntet und frisch gegessen zu werden. Ende September beginnt die Erntezeit der Melograni und dauert bis weit in den November hinein.
Der Melograno-Anbau im Salento wächst
Die Produktion ist in den letzten Jahren rasant gewachsen im Salento. Viele der ehemals Oliven anbauenden Landwirte sind nach der Xyella-Virus-Katastrophe, die die Olivenbäume vor allem im Salento hatte sterben lassen, in den Anbau von Granatäpfeln gewechselt.
So findet man hier unten nicht nur immer größere Anbauflächen dieser Bäume, sondern auch Baumschulen, die ausschließlich Granatapfelbäume in erstaunlicher Vielfalt und auch für den Export züchten.
Zur Ernte bei Melograni Martino
Wir waren im Herbst 2024 eingeladen bei Melograni Martino in Monteroni di Lecce. Auf diesem Event-Bauernhof in der Nähe von Lecce dreht sich wirklich alles um diesen über viele Tausendjahre alten Baum mit seiner besonderen Frucht. 25 verschiedene Sorten wachsen hier, einheimische Varianten wie Dente di Cavvallo, Molar und Sordo und die sehr seltene, fast lilafarbige Viola di Monteroni. Aber auch moderne Züchtungen mit klanghaften Namen wie Wonderful, Ako werden angebaut. Eigene Züchtungen, Sophie, nach der Nichte von Geschäftsführer Daniele de Pascalis benannt, verdeutlichen, dass man die Zukunft des Granatäpfels mitgestalten möchte.
Es war genau die richtige Zeit, um dort zu sein. Erntezeit. Die Bäume hingen über und über voll mit ihren Früchten in erstaunlich vielen unterschiedlichen Farben ihrer Außenschalen. Mitte Oktober sind die Granatäpfel so reif, dass ihre großen saftigen Kerne durchaus die harten Schalen zu sprengen vermögen. Zur Freude der heimischen Vogelwelt. Die so geöffneten Granatapfelkerne versprühen pure Lebensfreude!
Der Pflanzenschutz wird auf biologische Weise betrieben. Hauptsächlich werden Granatapfelbäume im Sommer nur von den Blattläusen heimgesucht, dann allerdings richtig. Bei Melograni Martino werden diese ausschließlich mit Marienkäfer(-larven) im Zaum gehalten.
Granatäpfel als Party-Event
Das Sortiment rund um die Melograni ist hier, neben dem Verkauf der Äpfel, in den Jahren stetig gewachsen. Kunden können Granatapfelmarmelade, Granatapfelhonig, natürlich Saft, Granatapfel-Gin, mal mit, mal ohne Goldeinlage einkaufen.
Eine fest auf dem Gelände installierte Bar, zwischen den Gängen der Granatapfelreihen aufgebaute Strohballen, zaubern hier eine sehr ursprüngliche, wunderschöne und romantische Biergartenatmosphäre.
Biergarten? Natürlich gibt es längst auch ein Granatapfelbier!
So lässt sich im Sommer auf dem Gelände – mit köstlicher und musikalischer Begleitung – die in Italien gerne zelebrierte Sotto le stelle genießen. Die Zeit im August, in der es auch in Italien bei klarem Himmel so viele Sternschnuppen fallen, wie sonst nicht im Jahr, genießt man inmitten der Pflanzen. Dazu ein Picknick in Selbstbedienung mit den Produkten von Melograni Martino. Die Pausen der Gesänge der Zikaden werden dann gefüllt von den Klängen einer Harfe.
Die Antipasti-Platten mit Wurst und Käse und den Produkten der Azienda, in der benachbarten Masseria angerichtet, natürlich dürfen Pasta und Wein dazu nicht fehlen. (€ 35,—/Person, Selbstbedienung mit zugewiesenem Tisch, Voranmeldung erbeten.)
Sind die Granatäpfel im Herbst endlich reif, hat man tagsüber den großen Spaß der eigenen Ernte. Erwachsene zahlen 15 Euro, Kinder 5 Euro und dafür kann man hier so viele Granatäpfel aller Sorten ernten, wie man sie in den Tüten davon tragen kann.
Und wie öffnet man sie nun unfallfrei?
Daniele de Pascalis, der Geschäftsführer der Azienda Melograno Martino, führte uns über das Gelände und ließ uns – unterstützt von seinem freundlichen Team – die vielen Köstlichkeiten verkosten.
Das anschließende Granatapfel-Tasting war spannend. Wer sie noch nicht kennt, lernt hier von Daniele in Carmens Video die einzig wahre Methode, wie man die Granatapfelkerne leicht und sauber gewinnt.
Man schneidet oben den Deckel ab, wie z. B. bei einer Orange und sieht dann die Hautwände, die das Innere des Granatapfels in einzelne Segmente teilen. Daran mit dem Messer von außen heruntergeschnitten, kann man perfekt (und mit sauberen Händen) die Segemente herausbrechen. Seitlich die Häute entfernen – und vor einem liegen die puren und unverletzten Kerne für den Gensus.
Wir knabberten uns durch die verschiedenen Sorten, eine davon war besonders süß, eine andere hatte einen leicht bitteren (aber sehr gesunden) Abgang. Manche der Granatäpfel locken mit tiefroten Kernen und besonderer Frische, andere sind sehr blass und wirken fast noch unreif, schmecken dafür aber besonders aromatisch und knacken perfekt im Mund.
Wissenschaftlich bewiesen: Granatäpfel können viel Gutes bewirken
Diese kleinen roten Kerne enthalten viel Kalium, Kalzium und Eisen und sind Lieferant diverser B-Vitamine, wie auch Vitamin E, C, Selen und Carotin. Dank ihrer Antioxidantien können sie positiv auf einen zu hohen Blutdruck einwirken, senken das LDL-Cholesterin – sind quasi Bombe für unsere Herzgesundheit! Auch reinigen sie Leber und Darm. Sie stärken unsere Immunabwehr und wirken Entzündungen hemmend. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Dass die Granatapfelpolyphenole das Wachstum von Krebszellen – insbesondere bei Prostatakrebs – verhindern bzw. verlangsamen können, ist tatsächlich in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen. Ihre natürlichen Phytoöstrogene können dabei helfen, Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen zu verhindern.
Die pure Romantik – Picknick unter Granatapfelbäumen
Ob uns nach der Verkostung vom Granatapfelbier bzw. -Gin schon warm war, dank der Magie dieser gesunden runden Früchte? Oder es an der apulischen Herbstsonne bei immerhin noch 26 Grad Celsius im Schatten lag, wer weiß?
Unsere Stimmung jedenfalls war mehr als grandios, als wir die wunderschön eingedeckte lange Tafel aus Strohballen entdeckten, an der wir eben genau das Erlebnis eines Picknicks auf der Azienda Melograni Martino persönlich erleben durften. Alle Köstlichkeiten, die uns serviert wurde, stammten gemäß der Zero-Kilometre-Philosophie aus der direken Umgebung.
Zum Lunch gab es lange Holzbretter gefüllt mit fantastischer Salami, Mortadella, Prosciutto und Capocollo di Martinafranca, viele apulische Käsesorten, z. B. geräucherter Scamorza aus Arnesano – zu denen Marte, der – natürlich bei Melograni Martion produzierte – Aceto di Melagrane (Granatapfelessig) der Azienda serviert wurde.
Perfekte Brötchen mit Oliven und Focaccia aus dem Holzofen von Rizzo, sowie Obst gab es dazu, es hatte uns köstlich schmeckt. In dieser traumhaften Umgebung sowieso. Dieses tolle Event kann man jederzeit buchen – z. B. für ein Firmenevent?
Dazu ein kühler Rosado im Glas, eine befreundete Eidechse …
… und Grillengesänge. Durchaus möglich, dass es zum Nachtisch noch einen Pasticciotto gibt – es kann passieren, dass sie mit einer Crema di Melogran gefüllt ist. Wir lebten wie … Gott in Italien!
Daniele zeigte mir später noch in der kleinen Masseria auf dem Gelände die Konfitürenproduktion. Dort steht nämlich die Zentrifuge, die mindestens acht Stunden lang bei ca. 80 Grad den Saft der Granatäpfel (mit wenig Zuckerzugabe) langsam eindickt, bevor diese wirklich sehr leckere, tiefrote Confitura extra di Melagrana in die Gläser abgefüllt wird. Ich durfte sie mit nach Hause nehmen (meiner klugen Gepäckbuchung geschuldet).
Purer Granatapfelgeschmack mit überschaubarer Süße, dafür diese leichte Bitterkeit im Abgang, die ich an Granatäpfeln so sehr liebe. So konnte ich dieses schöne Erlebnis mit nach Berlin nehmen und … selten war bei mir Marmelade so schnell aufgegessen!
Azienda Melograni Martino
Strada Provinciale Lecce – Arnesano (SP 119)
Tel: + 39 3287937661
E-Mail: info@melogranimartino.com
0 comments:
Kommentar veröffentlichen
Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!
Kommentar veröffentlichen