Posts mit dem Label nähen und gedöns werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label nähen und gedöns werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

2014-09-06

Beim Paff-Händler …

Gestern bin ich in dem Nähmaschinenladen gewesen, in dem, so vermute ich, meine Oma in den 60igern ihre Nähmaschine gekauft hatte. Die Wilmersdorferstraße in good old Charlottenburg. Als mich dann der Verkäufer fragte, ob er mir helfen könne, erzählte ich ihm, dass ich nur mal gucken, weil eben meine Oma damals …

Da konnte er wenig zu sagen. Viel zu jung. Der Laden vermutlich in der xten-Generation weitergegeben. Vielleicht ist es auch gar nicht mehr der Gleiche oder ist mittlerweile umgezogen. Es wurde ja auch neu gebaut und überhaupt. Ihm war wohl auch sofort klar, dass ich mit so einer Nähmaschine als Erbe so schnell nichts Neues kaufen werde.

Dann guckte ich mir an einer Wand die Nähfüße für die neuen Pfaff-Maschinen an und stellte fest, dass die das gleiche Nähfuß-Klickmodell haben, wie die meisten Hersteller heute. Und dann habe ich gelernt, dass es für meine alte Pfaff-Nähmaschine tatsächlich einen Nähfußadapter für 14,95 € gibt, den er sogar in der Schublade hatte, mit dem ich praktisch jeden neuen Pfaff-Nähfuß an meine alte Diva bekäme.

Da war ich platt. Eigentlich wollte ich direkt zuschlagen, doch dann fiel mir dann aber ein, dass ich mehr Nähfüße für die Pfaff habe, als ich jemals gebrauchen kann. Klar gibt es auf dem Gebiet einige sinnvolle Neuerungen aber Oma hat mir schon verdammt viele Nähfüße hinterlassen. Und dann lag neulich auf dem Flohmarkt eine Holzschachtel für l0 Euro mit weiteren Nähfüßen für die gleiche Maschine, so dass ich auch den einen und andere doppelt habe. Ich saß dann an einem grauen November-Abemd am Rechner und recherchierte in den Nähforen die ganzen Nummern, die auf meinen Nähfußen eingestampft sind – und bin mir völlig unbekannten Nähmöglichkeiten begegnet.

Gerade hinsichtlich dieser Seniorin als Nähmaschine ist das Internet wie oft eine Quelle der Freude – was man da alles nachlesen und lernen kann. Ich war da wieder an einem Punkt, an dem ich dachte, was haben wir eigentlich früher ohne Internet gemacht? Dieses einfache Zufließen von Informationen – aus dem Stehgreif – von Menschen großzügig geteilt; dieses Partizipieren dürfen an den Erfahrungen anderer Menschen. Das ist alles sehr sehr großartig.

Mir hat's jedenfalls das Nähen näher gebracht. Ich wäre heute nicht so weit, wenn ich als unterstützenden Lehrmeister nicht das Web gehabt hätte bei meinen ersten Schritten.

2014-08-17

Wandgehänge



Eine Freundin von mir hat einen schwarzen Bilderrahmen der zusätzlich im Glas noch einen Milchglasrand hat. In diesen Rahmen hatte sie ein herbstliches Pflanzenfoto von mir getan, was ich finde, diesem Foto sehr gut tat. Den Rahmen hatte sie irgendwann und irgendwo in einem Ausverkauf erstanden. Seit dem suche ich genau so einen Rahmen.

Der einzige Rahmen dieser Art, der mir seither begegnete, ist Erikslund von Ikea. Und ich finde, das ist auch mit einer der schöneren Rahmen dort überhaupt, wenn er nicht ein grandioses Problem mitbrächte: Erikslund kommt nämlich MIT Kunst. Und Rahmen vom schwedischen Albraumkaufhaus, die MIT Kunst kommen, sind üblicherweise nicht auf Flexibilität in ihrer Bestückung ausgelegt. Was nur ein Problem ist, was ich mit Ikea-Kunst sonst auch gerne habe.

So schleiche ich also seit Jahren um Erikslund herum und überlege immer, ob man den für persönliche Bilderrechte eigentlich knacken kann.

Neulich nun war ich auf dem Kundstmarkt an der Oberbaumbrücke, der dort zwei Mal im Jahr statt findet und den ich empfehlen möchte, denn tatsächlich trifft man dort so gut wie kaum auf Kunst, die dem subjektiven Gefühl nach auch weg könnte. Ganz im Gegenteil, könnte ich mich dort mit etwas mehr monetärem Pflaster ganz prima glücklich kaufen.

Ziemlich entzückt begegnete ich letzten Monat dort den Illustrationen von Steffen Leischner, der uns einige seiner Werke auch für meine Verhältnisse finanzierbar als Postkarten anbot und so erwarb ich drei seiner See-Motive in Farbe und drei seiner herrlichen männlichen Seejungfrauen in schwarz-weiß. Dieser Kauf stellte mich vor die Aufgabe für diese Werke nun die passenden Rahmen zu erwerben.

Das tue nicht nur ich dann auch wieder beim Schweden und so stand ich neulich wieder einmal vor Erikslund – der mit seinen drei Motiven im Grunde genau der richtig Rahmen gewesen wäre, wäre da nicht die Kunst inside und der fest vertackerte Rahmenrücken hinten. Dieses Mal aber dachte ich bei mir, „den nimmste jetzt mit und guckst, ob Du den knacken kannst.”

Gesagt, getan. Tatsächlich hat das ganz gut funktioniert, wie man am obigen, recht schlampig fotografierten Bild erkennen kann. Zunächst versuchte ich die Rückwand mittels Entklammerung der Tackerklammern zu befreien, was mit einer üblichen Entklammerzange und einer richtigen Zange ganz passabel funktionierte – wenn auch ich nicht behaupten möchte, dass das so richtig Spaß bringt. Aber für eine schlechte Sonntags-Tatort-Wiederholung ist das genau der richtige Zeitvertreib. Einige Klammern brachen ab, bei denen kam dann die richtige Zange zum Einsatz. Da ich den vorgegebenen weißen Hintergrund schwarz haben wollte, kaufte ich Fotokarton, schnitt diesen passend zu.

Ein bisschen pfrimmelig war dann das Maß zu ermitteln, wo man die Bilder genau mittig aufbringen konnte, denn leider ist die gedruckte Kunst von Ikea auf der Rückwand fest aufgeklebt – so dass meine prima Idee „nimmste die als Schablone und steckste 'ne Stecknadel durch die Mitte” nur eine Idee blieb. Also ein bisschen gerechnet, vorsichtig mit weißem Kreidestift angezeichnet und immer wieder mal mit dem Rahmen ausgerichtet. Dann die Karten mit Sprühkleber aufgeklebt, dto. dann mit dem ganzen Fotokarten auf die Rückwand. Natürlich habe ich dabei auch nicht vergessen, den wenigstens einmal falsch herum aufzukleben, denn die Rückwand hat logischerweise auf der anderen Seite den Aufhänger, den ich beim ersten Mal natürlich nach unten sortierte.

Dann habe ich die Rückwand wieder mit einem Tacker aus dem Baumerkt fest getackert, dabei die Anzahl der Klammern um die Hälfte reduziert, falls ich mal wieder an den Rahmen und sein Innenleben möchte und nun hängt die dreifache Leischner-Kunst in Farbe hinter Rahmen mit Milchglasrahmen an der Wand. Sehr apart anzusehen, wie ich es mag!

Also, wer sich schon immer mal gefragt hatte, ob man Erikslund modifizieren kann: es geht. Beim nächsten Ikea-Besuch wird dann noch einer mitkommen, damit ich die männlichen Meerjungfrauen auch präsentieren kann.

2014-07-23

Rockiges



Seit einigen Wochen liegen hier einige zugeschnittene Röcke. Es fließt halt nicht immer. Sonntag machte ich mich endlich daran, zwei Modelle davon weiter zu bearbeiten, wovon sich ein Jersey herrlich zickig offenbarte (es gibt ja solche und solche), der andere sich stellenweise ganz gut benahm.

Mein Lieblingsjerseyrockmodell hat oben gar keinen Gummi, das Bund wird umgehnäht mit der Jersey-Zwillingsnadel, das setzt genügend Spannung an Flexibilität. Dennoch wollte ich jetzt mit Ziergummis arbeiten, ich muss mir ja neue Näh-Horizonte erschließen. Der Kampf zweier unterschiedlich dehnbarer Materialien schien mir da eine prima Aufgabe zu sein. (Seufz!) Ziergummis in schönen Farben, jenseits schwarz und weiß, sind übrigens in dieser Großstadt so schwer zu finden, wie Gold im Scheiterhaufen. Fündig wurde ich nur bei Idee.



Nun denn, ich nähte also am Sonntag dieses wild gemusterte Modell, dessen Stoff und Farbe mir schon ein wenig Angst machte, denn ursprünglich ist das alles gar nicht so meins. Zumal die Farbe eher an brauner Haut funktioniert, was auch nicht so meins ist. Und dennoch freute ich mich auf den Rock.

Da der Zuschnitt noch aus der Zeit vor der Idee mit dem Ziergummi lag und die ersten Rockmodelle oben etwas frühe Weite zeigten, hatte ich die neuen Röcke oben etwas enger zugeschnitten. Dummerweise legte die Overlock den Stoff dann doch arg in Wellen, dass ich rechts und links noch einmal runter nähen musste. Lange Rede große Wirkung, der Rock war fertig aber mir zu eng.

Gestern Abend klingelt meine Nachbarin, bringt mir geschätzte 10 Kilo Mirabellen von der Freundin aus dem Garten, der ein Ast vom Baum abgefallen war. (Die Mirabellen gilt es nun vor der weiteren Verabeitung noch etwas reifer zu bekommen, aber das wird mit Zeitungspapier, Apfel und Sonne schon klappen.) Jedenfalls zeigte ich ihr den Rock, den sie sofort überzog, die auch bei ihr auftretende Enge mit einem beherzten „passt schon!” negierte. Es scheint, als würden Menschen, die nicht selber nähen den Nähten mehr Vertrauen schenken als die Näherin selbst. Sie schmiss den Rock ihres Kleides über den Rock und ich war ratzfatz entgeignet. Es war ein stiller „sie hat den Stoff gesehen und sich verliebt”-Moment bei ihr. Ich erklärte noch, ich könnte den Rock kürzer machen, sie verneinte das und meinte, er hätte genau die richtige Länge für's Büro. Sie könne ja in ihrem Alter nicht mehr sooo kurz.

Meine Nachbarin ist ca. zwei Köpfe kleiner als ich und figürlich dss, was man wohl gemeinhin als leicht drall bezeichnen würde. Ich nenne es: sie kann anziehen was sie will, sie und die Klamotte sehen immer toll zusammen aus – weil sie eben Kurven hat. Persönlich kann ich jeder Frau Kurven nur empfehlen.

Heute früh habe ich sie zur Arbeit fahren sehen. Sie trug ein gelbes Top, meinen ihren Rock und einen Sommerhut. Alles zusammen sah toll aus. Ich denke, da haben zwei zusammen gefunden, die zusammen gehören.

Was kann man mehr wollen als Näh-Azubine?

2014-03-21

Lack pimpen



Ich bekenne mich zu den Fassunglosen. Also fassungslos darüber, dass Ikea Expedit eingestellt hat und durch so ein Ersatzregal ersetzt hat, das ich jetzt schon doof finde ohne es zu kennen. Darüber könnte ich sehr viel schreiben. Aber es wird die Schweden ja doch nicht interessieren, was ich denen zu sagen habe, also spare ich mir die Energie und … pimpe mein Lack.

Lack, das einfache ziemlich geniale Wandregal, hängt im Wohnzimmer schon einfach und stand bislang hier zweifach, weiß, rum, weil ich unentschieden war, ob ich noch eines im Wohnzimmer aufhänge und eines im Schlafzimmer oder zwei im Schlafzimmer oder …

Jedenfalls ist Monate später in dieser immer wiederkehrenden „es wird Frühling, ich habe nichts anzuziehen – und überhaupt muss alles anders werden, sofort hier und jetzt”-Laune die Entscheidung gefallen, die Regale bekommt das Schlafzimmer und sie sind vornehmlich als Kletter- und Abhängobjekt für die Fellträger gedacht. Die Traglast für Lack sind je nach Befestigung, bei Dübelage nur „pfom Pfeinsten”, 5-15 Kilo – da kann sogar das grazile Feenwesen noch ‘nen Catstick exen und es hält ihr Elfengewicht.

Ich stelle mir das so vor. Sie kommen an die Wand gegenüber von dem Bett, vor der schon zweifach ein Malm steht, worauf auf einem davon ein Fernseher wohnt. (Röhre, Katzenhaushalt – ist ja klar, näch?) Von dieser Wand aus könnte man dann vom Regal prima a) früh morgens um vier Uhr auf meine Wenigkeit im Bett liegend direkt auf die gefüllte Blase eine Punktlandung machen, was für Tally eh das Größte zu sein scheint. Von Malm aus macht sie das schon sehr gut. Aus höherer Höhe muss das noch viel mehr Laune bringen. Und b) kann man von dort aus zu jeder Tageszeit auf die Straße gucken, von noch weiter oben herab als man es vom Fensterbrett aus kann. Ein Regal wird tief genug hängen, damit die müden Knochen von Tally sie prima leicht über den Fernseher auf die erste Stufe hüpfen lassen. c) Ist es halt eine Kletterlandschaft, die Abwechslung bringt. Okay, für die ersten fünf Minuten, die sie hängt, Abwechslung bringt. Dann nicht mehr. d) Kann ja sein, dass ich die großzügige Erlaubnis erhalte zwei Bücher darauf abzustellen. e) Die man mit Schmackes runterwerfen kann. Als Katze.

Lange Rede kurzer Sinn. Lack soll hängen! (Wie ich solche Sätze liebe!) Weil Lack aber überall hängt und schon etwas monoton ist, habe ich mir überlegt, ich mache etwas damit. Bordüren malen ist durch, natürlich hätte ich das mir mittlerweile sehr übel aufstoßende Wand-Tattoo zum Regal-Tattoo reformen können. Aber ich habe mich eiskalt für meine erste Fliesenlegung ever ever ever entschlossen.

Den ersten Versuch habe ich mit Fliesenleger gestartet, hatte aber damit kein so gutes Gefühl – vor allem optisch, ich weiß ja als Erstling noch nicht, was die Fugenmasse mit mir machen wird.



Also nahm ich den wieder ab und klebte die erste Seite mit einem guten Alleskleber. Und den netten Murano-Glas-Steinen von modulor. Da ich handwerklich sehr geschickt bin, hielt ich es nicht für nötig Regalbreite auszumessen und mit dem Steinchenmaß zu vergleichen und kaufte direkt Steine in hellem Türkis und Grau, für zwei Reihen Türkis und einer Reihen halbem Grau als Abschluss, was ich nun mehr (aus handwerklichen Kompetenzgründen) auf zwei Reihen in Türkis verkürzt habe.

Therapeutisch gesehen verlegt man auch Miniaturfliesen übrigens viel entspannter mit den kleinen niedlichen Abstandskreuzen (hier süße 2 mm hoch). Und der nachgekaufte neue Alleskleber (im Austausch zu Uhu) Pattex 100 % riecht übrigens ganz dezent nach Latschenkiefer. Mit dem ist Basteln quasi Wellness, mindestens ein Saunagang. (Irre worauf die alle heutzutage kommen.)



Ich muss nun noch ein paar Steinchen nachkaufen, die letzten zwei Reihen legen, die Chose trocknen lassen. Dann verfuge ich mein erstes Mal. Liebend gerne hätte ich ja Fugenmittel in Silber, also metallisch wirkend. (Falls jemand einen Tipp hat, wie ich das hinbekomme, immer her damit!)

Dann muss ich sie nur noch an die Wand dübeln. Und mir von den Katzen erzählen lassen, dass sie die Dinger hassen. Woraufhin ich meine Katzen total süß finden werde, ihnen etwas besonders Leckeres zum Abendessen machen werde und meine gepimpten Lackregale dennoch toll finden werde.

So ähnlich. Bestimmt.

2014-02-18

Prinzessinnenkissen II



Das Kissen habe ich flink genäht. Tatsächlich ging das mit dem Möbelstoff ziemlich einfach, wenn auch die Jeansnadeln mir für das Flachkolbensystem verkauft, partout nicht in die Nähmaschine(n) passen wollten. Also normale Nadeln genommen. Ging auch. Ein bisschen mit der Oberfadenspannung gespielt – langsam kapiere sogar das. (Spannung und ich sind noch ein wenig beziehungsgestört aufgrund meiner Kindheitserfahrungen an Nähmaschinen. Aber seit wir uns wöchentlich in der Familienaufstellung … ) Im Vergleich zu Jersey ist dieser Möbelstoff ein sehr entspannter und williger Nähbegleiter.

Bisschen tricky war das Einnähen des Reißverschlusses. Da ich den in die Mitte der Umrandung setzen wollte, habe ich den Stoff an dieser Stelle mittig geteilt. Und ab dem Moment war das Abstecken und Umnähen ein bisschen Fieselkram. Mit einmal die halbe Naht wieder auftrennen müssen. Allerdings ist das Trennen bei einem so rustikalen Stoff ein Spaziergang! Und so richtig glücklich bin ich mit den Endungen noch nicht. Aber da kann ich noch nachpflegen. Das Einfädeln von Endlos-Reißverschlüssen musste mir YouTube auch zwangsläufig beibringen, weil ich natürlich im Aktionismus den vom Markthändler eingefädelten Reißverschluss komplett trennte. Das kann ich nun also auch. Fazit jedoch: Endlos-Reißverschlüsse nicht so mein Ding. Irgendwie mag ich die Ästhetik eines vorgefertigten Reißers mehr.

Was mir bei diesem Kissen aufgefallen ist, mittlerweile macht sich beim Nähen die Praxis tatsächlich bemerkbar. Ich nähe irgendwie schon deutlich relaxter, das Versäubern geht mittlerweile gut von der Hand. Auch das im Kreis nähen scheint sich langsam in mein Blut zu sortieren. Selbst die Reißverschlussaktion – ich meine, hey: das war immerhin erst mein dritter Reißverschluss – habe ich dafür prima hinbekommen.

Stolz zog ich also gestern vor Talythas Augen (damit sie versteht, warum ihr „altes” Kissen nicht mehr da ist), das kaputte Sisal ab und das neue Kissen auf. She is not amused. Ob sie mir später das ganze Abendessen rückwärts auf das Bett legte im Grunde Übelkeit war, (weil sie mal wieder Nishis Portion mit runtergeschlungen hatte) oder Rache? Obwohl … Rache nicht wirklich eine Eigenschaft, die ich Tally unterstellen würde. Das liegt nicht in ihrem freundlichen, sehr höflichen Wesen.

Jedenfalls guckte sie das Kissen mit dem neuen Bezug nicht mit dem Hintern an, geschweige denn mit ihren hübschen grünen Augen. Das aber liegt auch in Tallys Charakter verankert. Neue Dinge, Veränderungen werden hier im Schnitt drei Wochen ignoriert. Sie hat da ihre persönlichen Gründe für. Ich kann das akzeptieren. Und habe im Grunde nichts anderes erwartet. Übrigens liebe ich diese Katze gerade deswegen so sehr, sie ist wie sie ist. Und sie wird dabei immer besser!





Als ich neulich beiden Katzen passend zum Rundkissen im Bett eine Auflage für die Kommode genäht hatte (Füllung doppelt gelegtes Flies, Verschluss mit Kam Snaps), hatte sie indes sofort auf ihre stille Art „Cool! Das mag ich!” gerufen.



Also Neuerungen kann sie mittlerweile schon in Ausnahmefällen schneller annehmen. Veränderungen bei ihr lieb gewonnenen Ritualen jedoch sind ihr Ding nicht.



Die Fotos mit Nishia auf dem neuen Kissen sind natürlich auch nur erschwindelt. Catsnip-Spielspray als Hilfestellung. Etwas worauf Tally normalerweise abgeht, wie Schmitz' Katze (die ursprüngliche, nicht die vom Ralf) und Nishia eher nicht so. Aber warum sollten die Katzen auch etwas tun, worauf ich mich verlassen könnte?



Ich finde das Kissen toll und gelungen (und wann sage ich das schon mal von Dingen, die ich tue?) und werde genießen, dass ich jetzt nicht mehr ständig diese Sisal-Schnipsel rumfliegen habe. Und irgendwann werde ich die kleine bunte Katze schon noch beim Kratzen darauf erwischen.

2014-02-16

Prinzessinnenkissen

Gestern war endlich die „Sie bleiben jetzt bis Freitag im Bett!”-Quarantäne beendet. Freigeist der ich bin, konnte ich mich aber nicht alleine auf das Bett beschränken. Ich bin schon mal ab und an aufgestanden und auf das Sofa umgezogen. Die Antibiose wirkt. Langsam. Aber sie wirkt. Bis jetzt habe ich bei Antibiotika die Erfahrung gemacht: Tabletten den ersten Tag genommen und alles war wieder gut. Jetzt bin ich bei Tag 5 und die Nase ist immer noch halb zu, das Zahnfleisch muckt, die Zähne drücken, das Ding im Hals ist noch da, macht aber wenigstens keine Schmerzen mehr. Und ich gucke richtig schlecht! Eine Erfahrung, die ich mit dem ersten Medikament letztes Jahr in der Klinik gemacht hatte: unter Einfluss von Medikamenten plötzlich ganz schlecht zu sehen. Ob das dieses „ich werde älter” ist?

Gestern also durfte ich offiziell wieder das Haus verlassen und das tat ich dann auch sofort. Ich schlicht mich, ein bisschen Krankengeld in der Tasche, auf den Stoffmarkt am Maybachufer und kaufte den bisher teuersten Stoff meines Lebens. Dort ließ ich zuerst meinen „ich war eingesperrt”-Frust an einer Frau aus, die ich richtig anzickte.

Ihr wisst, ich fahre gerne Rad. Dennoch käme ich nie auf die Idee mit meinem Rad über einen Markt zu gehen. Vor allem, wenn ich weiß, dort sind die Gänge sehr eingeschränkt im Platz und man trifft zusätzlich dort auf sehr viele Menschen, auf Kinderwagen und Renter-Trolleys. Vielleicht bin ich besonders blöd, aber da mir selber bei akuter Fußkrankheit ein Rad auf dem Markt auch nicht helfen würde, stelle ich es vorher ab und gehe zu Fuß weiter. Ich meine, wie lang sind Märkte denn in Berlin im Allgemeinen, dass man sie nicht einmal hoch- und wieder hinunter laufen kann? 200 Meter vielleicht?

Gestern also schiebt eine Frau mit einem irrsinnigen voll gepackten Rucksack auf dem Rücken ihr Rad durch die Gänge und dann meint sie auch noch, sie müsse alle Passanten im Stau überholen in dem sie uns andere Besucher derbe in die Stände drückt. Radfahrer in Berlin hören zunehmend den Schuss nicht! Da war ich mal kurz auf 180! Ich hasse Rücksichtslosigkeit.

Man sollte mich nicht einsperren. Mir bekommt das nicht.



Zurück zum Stoff. Die Tally hat ein Sitzkissen mit ca. 60 cm Durchmesser. Pinkfarbenes Sisal. Kurz vor dem Einzug in einem Möbelladenresteausverkauf für € 2,50 geschossen, war das einzige Exemplar. Ich wusste, ich finde das Pink schlimm. Aber ich wusste auch, eine der Katzen wird das toll finden: die kleine Talytha. Tally kratzt nämlich viel lieber in der Horizontalen! Sie liebt also dieses Kissen, denn sie kann mit vier Pfoten drauf stehen und kratzen und sich sühlen. Und sie findet die Farbe toll. Tally gehört zu den Katzen, die besonders auf Rottöne ansprechen. Nun geht das Sisal leider immer mehr kaputt. Das Kissen neu mit Sisal beziehen lassen, sprengt alle finanziellen Verhältnisse. Und selber Sisal nähen, das traue ich mir nicht zu. Also war da die Idee sehr stabilen Stoff zu nehmen – und die sind allermeist potthässlich. Oder in langweiligen Brauntönen. Gerne auch beides.



Und dann gibt es diesen einen Stand auf dem Markt (an dem ich schon meinen Stoff für die Balkonkissen erworben hatte), der sehr feste Stoffe führt. Die sind – im Vergleich zu den sonstigen Marktpreisen – nicht günstig. Im Vergleich zu sonstigen Anbietern, die solche Stoffe führen, allerdings unfassbar günstig. Der Stoff, den ich kaufte, ist ein sehr derber Möbelstoff. Derb im Sinne von kratzkompatibel. Sonst ist er – im Gegensatz zu den meisten Möbelstoffen – bildschön. Wenn auch nicht meine Farbe. Pink. Orientalische Ornamente. Naja, so ein Stoff bekommt man nicht überall und wenn, legt man da vermutlich das Fünffache hin für den Meter, wenn das mal reicht. Hier waren es dann € 26,— für 1,30 Meter, weil es der Rest war auf der Rolle.



So habe ich heute den bisher teuersten Stoff in meiner noch jungen Nähhistorie gekauft, nur um der kleinen bunten Katze ihr Kratzekissen schön neu zu gestalten. Es wird nebenbei, trotz meiner Pink-Antipathie – farblich ganz gut ins primär in Weiß gehaltene Schlafzimmer passen. Mein Benefit: eine kleine glückliche bunte Katze und in Kürze meine erste Erfahrung mit Möbelstoff nähen, inklusive meinem ersten Endlos-Reißverschluss.

Ich mag das an Katzen, sie treiben einen immer zur weiteren Entwicklung voran!

2014-02-10

Lieblingsrock

Mit ein Grund warum ich nähen lernen musste, neben den Bezügen für die Fensterkissen der tieffliegenden Fellträger, war ehrlich gesagt dieser Rock hier:



Ein Jersey-Rock mit einem höheren Anteil Kunstfaser in vornehmlich unauffälligen Design. Ich habe diesen Rock schon … ewig … wirklich, das geht in die Dekadenlänge. Mindestens zwei, wenn das mal reicht. Ich weiß nicht mehr wirklich, wo ich ihn kaufte. Aber er ist mir ein lieb gewordener Begleiter in den letzten Jahren gewesen. Je nach Kombination kann man ihn prima als Bekleidungsstück für den Alltag oder für festlichere Gelegenheiten anziehen. Der Stoff kühlt im Sommer wunderbar und man spürt ihn nicht. Kein Reißverschluss hat uns in den all den Jahren als Sollbruchstelle genervt. Das Jersey macht ihn zum perfekten Begleiter auf dem Fahrrad. Das Bund ist einfach nur umnäht – und ist mit den Jahren stillschweigend das eine oder andere Kilo Bauchumfang mit gewachsen. Er sitzt dann halt bei Abnahme, postmenstruell, hüftig; bei Zunahme, prämenstruell, auf Bauchhöhe. So hat mich auch nie ein ausgeleiertes Gummiband (neuzeitlich haben obsolente Gummibänder ja nur noch Halbwertzeiten von maximal 20 Wäschen) genervt. Er wird gewaschen und ist zwei Stunden später trocken. Im Sommer trocknet er angenehm am Körper. Er nimmt zusammen gerollt so gut wie überhaupt keinen Platz im Koffer in Anspruch. Er ist auch der allerbeste Partner in Umkleidekabinen. Raus hüpfen, rein hüpfen. Komfortabel also in allen Lebenslagen.

Lange Rede, kurzer Sinn: ich liebe diesen Rock. Er ist die Rockliebe meines Lebens! Er ist schlichtweg ideal. Mein Ziel war es immer von diesem Rock noch zwei bis drei andere Varianten zu haben, um restlos glücklich zu sein. Nur im Handel habe ich etwas Gleichwertiges nie mehr finden können. Leider aber gibt es für diese eine Variante mittlerweile doch das eine und an anderer Stelle das andere klitzekleine Loch im Stoff, das mir zunehmend signalisierte, unsere gemeinsamen Tage könnten auch einmal gezählt sein.

Somit war nach meinen ersten Nähversuchen die eigentliche Aufgabe diesen Rock nach zu nähen. Eine versierte Näherin würde höflich lächern und sagen „ist doch einfach”. Nun, ist es natürlich auch, wenn man erst einmal den richtigen Jersey mit der richtigen Schwere gefunden hat, der sich angenehm anfasst. Man das Glück hat, eine halbwegs gute Design-Variante zu finden. Ich weiß nicht warum, aber im Koks-Verbrauch kommen Jersey-Designer, glaube ich, direkt nach den Bettwäsche-Designern. Schlimme bunte Sache oftmals.

Mein erster Versuch mit einem sehr sehr dünnen Jersey-Stoff für 2,00 Euro den Meter, von dem ich sofort wusste, dieses Modell würde ich aus farbgegebenen als auch seinen transparenten Eigenschaften niemals anziehen, war gleichfalls ein nähbedingter erster Schuss in den Ofen. Ich wusste noch nicht, dass man nicht nur die Hüfte ausmisst für einen perfekten Rocksitz. Sondern dass es da ja noch die „dickste Stelle im Hüftbereich” gibt, die zwingend einkalkuliert werden sollte. Auch ist Jersey nähen für einen Anfänger eine Herausforderung – aber man lernt darüber seine Nähmaschine wirklich kennen. Und die Twinnnadel.

Im Winterschlussverkauf traf ich neulich bei Karstadt endlich auf einen Jersey, der in der Schwere mit meinem Lieblingsrock mithalten konnte. Wenn auch im Design noch nicht final meinen farblichen Ansprüchen genügend, kann man ihm wenigstens, denkt man sich mal die femininen Töne auf der magentösen Farbskala weg, einen hohen Anteil von Schwarz unterstellen. Gut, viel Opitimismus und ein Glas Sekt helfen auch dabei. Ich habe daher keine Ahnung, ob ich diesen Rock jemals tragen werde. Ich denke, dazu müsste ich schon sehr braune Beine haben, die ich aber als Sonnenbadabstinenzlerin jedoch nie habe.

Aber der Rock vom Schnitt her ist dem Original absolut ebenbürtig. Sein „schlüpf rein”-Komfort ebenso. Ich habe es also geschafft und bin absolut beruhigt, was die Zukunft meiner einfachen gestrickten Rock-Seele anbelangt.

Ich muss nun nur noch die wirklich harte Stoffdesign-Nuss knacken. Der Schnitt jedenfalls liegt hier! Ich freue mich. Auch über mich!

2013-11-06

Muscheln



Und eine weitere Idee aus dem Sommerheft von Sweet Paul umgesetzt. Ich mochte das Heft schon alleine aufgrund seiner farblichen Gestaltung her sehr. Und: ja! Auch ich gehöre zu den Mitmenschen, die am Meer den Strand leer räumen! Man kann mich schon prima einen Tag lang mit einem Sack am Meer aussetzen und Muscheln sammeln schicken. Ich kann an problemlos an jeder neuen Muschel etwas neues Tolles entdecken, das sie ausreichend wertvoll macht von mir mitgenommen zu werden. (Ich kann sie auch problemlos alle fotografieren und so auf Knien den Strand hoch robben …).

Das finale Problem stellt sich dann zu Hause. Wohin mit dem ganzen Kalkgedöns? Wird ja nicht weniger über die Jahre! Vor allem wird es nicht weniger, sammelt man dazu auch gerne noch Steine und …



In dem oben genannten Heft von Sweet Paul also die Idee einen Ast (wir nehmen natürlich ökologisch korrekt nur die bereits herunter gefallenen [Nee, das taten wir genau nicht.] Äste), zu sammeln, ein paar Tage trocknen lassen und ihn zu färben in einer Farbe der freien Wahl. Bei Sweet Paul war es weiß. Ich kaufte eine Dose Sprühfarbe, die laut Namen „Türkis” ergeben sollte, das Ergebnis würde ich nun eher als Hellblau identifizieren – obwohl wiederum so jetzt am Screen gesehen …

Egal, ich wollte etwas farblichen Kontrast vor der weißen Wand im Esszimmer mitten der Glaskaraffensammlung. Und ich wollte und brauchte etwas mehr Meer.

Umgesetzt ist die Idee wirklich sehr schnell, sind die Äste erst einmal bemalt/besprüht und getrocknet. Mit der Heißklebepistole einfach die Muscheln an den Ast kleben. Fertig. Dabei aufpassen, dass nicht versehentlich Katzennasen mit angeklebt werden. In die gewünschte Karaffe oder Vase stellen, den Ast – nicht die Katze. Fertig!



So ein Muschelast hat übrigens neinen herausragenden Vorteil: er schafft wieder mehr Platz im Muschelglas. Ihr versteht?

2013-11-03

Dosen

Ich weiß, ich weiß. Ich blogge nun etwas konträr zu allem, was gerade zur Laternenzeit von zu DIY (Do It Yourself) gezwungenen und sehr geplagten Müttern in ihren Blogs zu virtuellem Papier gebracht wird. Der Leidensdruck ist groß und wird nur noch von dem Leidensdruck der Mütter übertroffen, die für ihre 19-jährigen Söhne keine Laternen mehr basteln dürfen. Aus Gründen.

Ich jedoch habe gerade (m)eine bastelnde Phase, bin schlimm crafistiös infiziert. Und diese Phase hat mich erstaunlich spät in meinem Leben erwischt. Glaubt also bloß nicht, der Topf sei an Euch vorbei gegangen, Euer Talent sei nicht vorhanden und überhaupt – es kommt doch sowieso immer alles als man für sich plant.



In der Sommerausgabe von Sweet Paul (deutsche Ausgabe)war eine Kreativ-Strecke wie man mit leeren Konservendosen pragmatische und schöne kleine Dinge für die Wohnung gestalten kann. Vom Bilderrahmen zur Hängelampe, Vase bis hin zur Etagere – die Ideen haben mich alle angesprochen. Gebastelt habe ich mit leeren Dosen, die von einem Chili zurück blieben. Nicht unpraktisch für den Zweck dabei, dass die Tomaten-, Rote Bohnen- und Mais-Dosen (von Tengelmann/Kaiser's) innen weiß ausgekleidet waren. Was man noch braucht sind Maßband, Lineal, Schere, Klebe und ein Bogen schönes Geschenkpapiert. (Hier handgeschöpftes Papier mit Veilchen, hat eine sehr schöne Haptik.)



Die Dosen wurden im Geschirrspüler praktisch bei der Reinigung gleich mit von ihren Banderolen befreit. Was bleibt ist ein Streifen Klebmasse. Kann man mühsam abpulen aber auch – wenn die Wände umklebt werden – als erste Haltung benutzen. Dann wurden die Maße der Dosen genommen – also die Höhe und der äußere Radius. Die werden auf schönes stabiles Geschenkpapier übertragen, die Banderolen ausgeschnitten und auf die Dosen geklebt – und ordentlich fest gedrückt. Wer die Dosen nicht einzeln aufbewahren will, bindet sie mit einem netten Band zusammen.



So habe ich jetzt ein paar nette Utensilos für die kleinen Nähhelfer, die ich immer an der Nähmaschine brauche. (Nicht im Bild gerade die Dose für die kleinen Stoff- und Fadenreste.) Und wenn der Nähtisch wieder zum Esstisch wird, dann wandern die aparten Dosen in das Regal und sehen dort eher nett als schlimm aus.



Es ist wirklich einfach und unter uns: Fotos von den eigenen Kindern in Reihe auszudrucken, auf eine Dose zu kleben, klare Folie oder Lack darüber geben – die Dosen mit Salz oder Pfeffer füllen, kann jeder. Aber schon hat die Oma die geliebten Enkel in der Küche stehen und ihr habt eine Weihnachtssorge weniger.

2013-10-06

Mein erster Rock

Also im Sinne von alleine genäht. Gerade Säume finde ich abartig schwierig. Gerade zuschneiden finde ich schon abartig schwierig.



Edit: Natürlich ist dieser Rock von meinem geringen Einsatz abgesehen in der Hauptsache „Made in Internet”. Der Schnitt für den perfekt sitzenden Rock entstammt dem Blog CocoSchock. Und die perfekte Anleitung, wie ich mein erstes Strickbündchen anzunähen habe, aus der wundervollen DaWanda-Nähschule auf YouTube. Mut geholt zu meinem ersten Nähen mit einer Zwillingsnadel, habe ich mir bei Nähen-Schneidern.de. Den Aktivistinnen, die ihr Wissen gerne geteilt haben: herzlichen Dank dafür!

2013-09-24

Neues vom Nähen

Es hat schon seinen besonderen Charme. Als wir alle vor drei Wochen in den Raum kamen mit den Nähmaschinen, war offensichtlich alles neu. Das konnte ich selbst natürlich nicht beurteilen, war aber so den Aussagen der Dozentin und den wenigen Teilnehmerinnen, die offensichtlich dort schon Nähkurse gebucht hatten, zu entnehmen. Alles neu heißt, neues Mobiliar mit Schränken in denen man die Nähmaschinen verstauen konnte. Dafür weniger große Tische mit viel Zuschnittfläche, was bei einem Nähkurs mit zehn Teilnehmerinnen, die alle gleichzeitig zuschneiden, aus simpler Kurslogistik heraus, natürlich prima ankommt.

Auch neu: die Nähmaschinen. Der Bereichsleiter, dem man wenig Ahnung vom Nähen unterstellen sollte lt. Dozentin, war Technik einkaufen. Es stehen also jetzt superschicke Brother-Nähmaschinen auf dem Tisch mit Handbetrieb (also Taste drücken anstatt Fußpedal oder Taste drücken anstatt Nähnadeln über das Rad hochstellen.) Die Maschinen haben Display-Schnickschnack. Für den Garnrollenhalter benötigt man nunmehr einen zusätzlichen Plastikaufsatz, weil die Rolle liegt, anstatt aufrecht zu stehen wie bei herkömmlichen Nähmaschinen. Und möchte man mit einer Zwillingsnadel nähen, fehlt der zweite Rollenhalter bzw. ist er im Halter für die Rückspule integriert und nutzfähig mit: einem Plastikersatzteil. Dafür benötigt die Spule für den Unterfaden keine Halterung mehr. Natürlich kann man mit der Maschine nähen, kann sich aber auch sicher sein, was als erstes davon kaputt gehen wird bzw. was man für Teile an ihr so vertrödeln kann.

Die Dozentin hasst die Dinger. Es gab zwar einen Einführungskurs für sie, aber die Dozentin ist sich nicht zu fein uns darauf hinzuweisen, dass sie das alles nicht wirklich begriffen hat und keinen Bock auf die Maschinen hat. Deswegen müssen wir Teilnehmerinnen uns auch jede einzeln mit deren Bedienung befassen, anstatt dass sie uns allen eine gemeinsame Einweisung gibt. Wohlbemerkt: der Kurs richtet sich vor allem an Nähanfänger.



Das ist natürlich alles nicht so tragisch, letztendlich mit einem Blick in die Gebrauchsanweisung kann man das Ding recht schnell begreifen, hat man vorher schon einmal an einer Nähmaschine gesessen. Ist wie beim Auto, die Dinger nähen jetzt halt ohne Choke, dafür mit Tasten.

Die eigentliche Tragik ist, dass die vorher altgediente Pfaff-Nähmaschinen hatten. Unkaputtbare semiprofessionelle Nähmaschinen, die Leder und Denim nähen, was ich bei den Brother-Modellen hier erst mal sehen möchte. Nähmaschinen, die wohl noch in zehn Jahre nähen, was ich bei diesem Plastikmodellen auch erst einmal sehen möchte. Nähmaschinen, die jeder, der Ahnung hat vom Metier, niemals weggeben würde. Alle Maschinen sind angeblich an eine soziale Einrichtung gewandert. (Was an sich natürlich gut ist, aber in sich so unfassbar unnötig.) Weil der Bereichsleiter keine Ahnung hat vom Nähen übrigens ohne Nähfüße. (Hey, selbst wenn Omas Pfaff den Geist aufgeben würde, würde ich die nicht weggeben wollen in der Hoffnung auf ein Wunder.)

Als wir alle, auch die Anfänger, das gehört haben, haben wir erst einmal stillverzweifelt eine Schweigeminute einlegen müssen.

Nur zum Spaß bin ich eben mal auf die Seite von Pfaff gegangen. Das Nähmaschinen-Geschäft ist heuer ein sehr lustiges. Erst einmal lande ich auf der Homepage in der Navigation unter Nähmaschine in einer Auflistung von sieben unterschiedlichen Modellen, deren fantasievolle Namen wie „passport™ 2.0” oder select line™” mir so richtig viel sagen. Klicke ich dann auf eines der Modell, wird mir in der hervorgehobenen Featurebeschreibung als erstes genannt:

• Großes, hochauflösendes Display
• Tastbildschirm (ambition™ 1.5)
• Original IDT™ System

Features, die bis jetzt nicht sooo viel mit der eigentlichen Aufgabe einer Nähmaschine haben. Ausgenommen das IDT™-System beschreibt den Stofftransport der Pfaffmaschinen. Aber Display ist voll wichtig beim Nähen, wa ey? Dann folgt totschlagende Masse:

• Bis zu 195 Stiche
• Bis zu 4 Schriften
• 29 Nadelpositionen

29 Nadelpositionen. Ich vermute diese Nähmaschine kann steppen? Also im Sinne von Stepptanz? Und hat es wirklich nicht zu der einen 30. Nadelposition reichen wollen?

Kurz und praktisch, mich beschleicht zunehmend das Gefühl die Nähmaschine von heute ist der Frau der tiefgelegte Golf GTI des Mannes. Oder so.

2013-09-09

Nähkurs

Als erste Amtshandlung sollen wir Maß von uns nehmen (lassen i.d. Fall.) Dann einen Schnitt raus suchen und anhand er eigenen Maße nachgucken, in welcher Konfektionsgröße man den Schnitt anlegt. Verfügbar sind Burda-Magazine mit Schnittbögen.

Vergleiche ich meine Maße mit Burda habe ich also Konfektionsgröße 44.

Das haben sich alle, die mich in natura kennen, sicher auch immer gedacht. Also, dass ich eine 44 trage. (Trage 38 ggf. 40 damit die Arm- oder Beinlänge stimmt.)

Laut Lehrerin fallen die Burda-Schnitte schon mal kleiner aus. Kleiner? Zwei ganze Konfektionsgrößen? Ich frage mich, was die Frauen machen, die wirklich eine 44 tragen? Die Zeitungen für die Tonne kaufen?

2013-09-08

Morgen 10:45 Uhr



„Bitte mitbringen: Schnittpapier, Kopierrädchen, Papierschere, Stecknadeln, Zentimetermaß, Schnitte, wenn vorhanden. Materialkosten tragen die Teilnehmenden.”

2013-03-25

Omas Pfaff



Gestern den Bezug für das letzte Katzenkissen genäht. Erstmals mit Omas Pfaff, die frisch geölt und entflust aus der Wartung zurück ist. Übrigens von mir eigenhändig mit den öffentlichen Verkehrsmitteln transportiert und getragen. (Was war ich froh, als kurz hinter dem U-Bahn-Ausgang ein Discounter-Einkaufswagen unmotiviert in der Straße herumstand. Hölle wiegt das Teil!)

Aber so viel sie wiegt, so seht steht sie in sich ruhend auf dem Tisch und erlaubt sich hochköniglich eine echte (semi-)professionelle Nähmaschine zu sein. Es hatte Tage gedauert bis ich mich an sie heran gewagt hatte. Prompt hatte ich sie aufgebaut, standen nämlich meine kindlichen Ängste wieder parat. Und ich wollte es nicht wieder mit uns verderben.

Aber: wir können jetzt miteinander. Obwohl sie eine echte Diva ist und sehr darauf bedacht ist auch ja ordentlich unter- und oberspannt zu sein. Aber sie näht mit einer entspannten Ruhe und Präzision, die schon sehr beeindruckend ist. Ausprobiert habe ich für den Kissenbezug den Geradestich und elastischen Zickzackstich. Freue mich als nächstes auf wildestes Zierstiching. Die hat die Gute ja im Überangebot.

Shiina ist hellauf entzückt von dem Kissenbezug für das Schaumstoffstück im Wohnzimmer, dem letzten Fensterbrett bei uns, das noch unterversorgt war. Die drei Katzen von Welt liegen nämlich viel lieber auf bezogenem Schaumstoff, kleine Diven. Und ich freue mich, weil … naja, kleine Erfolge zählen gerade doppelt.

2013-01-03

Projekt Nähen

Mein Ex-Freund brachte heute Omas Pfaff-Nähmschine rum. Das Stück Erbe von ihr. Die war bei ihm, weil er in unserer Beziehung meine Kleider enger nähte. Er konnte das. Ich nicht.

Morgen baue ich sie auf und dann werde ich mich wieder ganz klein fühlen, hoffentlich ist der Geruch von Omas Wohnung auch anwesend. Und überhaupt … ich habe noch ihre Knopfdose.

2009-10-30

Fotoblogstöckchen

Jetzt wo die Tage kürzer und die Nächte länger werden, die Stimmung trüber, die Schokolade wichtiger und wir wieder viel mehr Zeit für nicht sooo relevante Dinge haben, wie zum Beispiel endlich wieder unsere Blogs mit Inhalten und die der anderen mit Kommentaren zu füllen, kurz bevor uns wieder die Blogkochshow und das Blogweihnachtswichteln ins Haus steht, dachte ich so bei mir, wir haben uns lange nicht mehr mit Stöckchen geknechtet oder?

Die Aufgabe ist simpel und kann auch bei schlechtem Wetter durchgeführt werden. Ihr durchgrast Eure Wohnung mit offenen Augen und guckt Euch ein paar Gegenstände heraus, die Euch an Eure Kindheit erinnern. Diese werden fotografiert, gerne auch in neu lomografischer Handyqualität und dazu könnt Ihr gerne ein paar wenige bis viele Worte verlieren, warum dieser Gegenstand Eure Erinnerung weckt und Euer Herz berührt.

Ich lege los und setze meinen Eltern und Großeltern damit ein kleines Denkmal, was aber bitte nicht heißen soll, dass Ihr Euch auf bei diesem Stöckchen unbedingt auf Familie zu konzentrieren habt. Bei mir ist es nur so, dass dies gerade Gegenstände sind, die mir meine Verstorbenen immer noch ganz nahe scheinen lassen. Es sind solche Sachen, die mich behütet fühlen lassen. Und ein wenig schmerzt, dass es nach mir niemanden mehr geben wird, der mit diesen Gegenständen die Menschen, ihre Geschichten und Gerüche verbindet. Sie sind die Geschichten meiner Kindheit, sie machen mich heut noch in schwachen Momenten wieder stark!



Omas und Opas (väterlicherseits) Nussknacker. Ein von mir schon als Kleinkind bestauntes Stück Kinderglück. Lange Zeit durfte ich ihn nicht bedienen, weil man immer Angst hatte um meine Finger, nicht dass ich überhaupt die Kraft gehabt hätte. Dann wurde ich langsam von Oma und Opa an ihn in seiner Bedienung heran geführt. Dieser Nussknacker ist für mich sinnbildlich gleichwertig, wie das Fahrrad fahren lernen bei Oma im Garten. Mittlerweile hat sich bei mir eine größere, wenn auch noch allzu übersichtliche Nussknackersammlung aufgetan. Aber dieser Nussknacker ist mir immer noch der Liebste von allen – übrigens in der Praxis tatsächlich auch der Beste. Gucke ich ihn an, habe ich sofort Visionen vom Weihnachtsbaum im Wohnzimmer bei meinen Großeltern und sehe die Familienrunde bei Gänsegeruch in der Küche im Wohnzimmer sitzen. Opa hatte am 1. Weihnachtsfeiertag Geburtstag, das Zusammenkommen war Tradition. Außerhalb der Saison stand er bei Oma im Geschirrschrank, ich musste aber immer mit ihm spielen!



Omas (mütterlicherseits) Armbanduhr. Die schenkte mir meine Mama sehr früh, weil sie ihr nicht mehr passte. Oma war die einzige in meiner Familie, die Schmuck vererbt hatte. Es ist eine niedliche kleine Uhr, deren Ziffernblatt aus Pergamentpapier zu sein scheint und ich finde sie heute noch wunderschön – auch wenn sie mir langsam leider auch nicht mehr passt. Naja, die Uhr muss noch aus der Zeit sein, als meine Oma Tänzerinnenärmchen hatte.



Diese Porzellandose mit geklebten Deckel war im Haushalt meiner Mum und mir und war die „da hebe ich Geld auf“-Dose. Wann immer ich einkaufen sollte, sie aber vergessen hatte mir Geld hinzulegen, schickte sie mich an diese Dose. Dort sammelte sie immer die Fünfer (DM) wenn sie zu rauchen aufhörte oder das Trinkgeld ihrer Patientinnen. Meine Mum hing an der Dose, weil sie noch von meiner Oma war, ich hänge an der Dose, weil sie von beiden ist. Ratet was ich in der Dose sammle?



Das unglaublich schön-hässliche Blechtablett meiner Mum aus den 70igern. Stand bei uns in der Küche immer links auf dem Küchenbrett mit allen anderen Tabletts. Für mich die direkte Verbindung zur Pril-Blumen-Zeit. Irgendwann sagte ich meiner Mum einmal, sie möge das bitte niemals wegwerfen, weil es mich so unbedingt an meine Kindheit erinnert. Sie schenkte es mir dann an meinem nächsten Geburtstag. Es verleiht meiner Küche wohl das, was man gutes Karma nennt. Anlässlich dieses Fotos habe ich es vom Küchenschrank genommen und nun auch wieder auf das Fensterbrett platziert.



In dieser Rührschüssel hat mir meine Mum immer zu Geburtstag die Sachertorte angerührt. Ich glaube, ich bin das einzige Kind, das ich kenne, dass schon in jüngsten Jahren „ja!“ zu Zartbitterschokolade sagte. Wenigstens im Kuchen. In dieser Schüssel geschahen all die wundervollen Dinge, die mich als Kind begeistert hatten und glücklich machten. Als ich nach der Todesnachricht das erste Mal in der Wohnung meiner Mum war, war sie das erste Teil, das ich mit zu mir nehmen musste. Die Wichtigkeit dieser Schüssel für mich ist kaum zu beschreiben. Kaum etwas ist mehr meine Mum, meine Kindheit, als diese Schüssel.



Dieses Pralinenschale von der KPM habe ich von meinem Papa geerbt. Auch sie gehört dazu. Er hatte dort eine Zeitlang gearbeitet und uns 2te Wahl-Geschirr aus der Brennerei mitgebracht. Wer weiß, für welche Summen heute noch bei der KPM 2te Wahl-Geschirr verkauft wird, kann sich den materiellen Wert denken. Der Weg bei mir mit mir geschenkten Pralinen und Schokoladen geht üblicherweise so: erst auf die Schale als Opfergabe, dann in den Mund. Schmeckt viel besser. (Hier mit letzter Tomatenernte 2009 von Balkonien.) Und der ideele Wert liegt viel höher … vom Papa habe ich noch ein selbst von ihm graviertes Namenschild für meine erste Wohnung angefertigt, sehr kurz bevor er starb. Kann ich aber nicht zeigen, wegen dem Namen und so …



Mein Opa mütterlicherseits hatte am oberen Ende vom Ku'Damm, am Halensee, ein riesiges Teppichgeschäft. Aus dem Geschäft stammt noch dieses Buch, das mir meine Mum schon früh gegeben hatte. In dem Buch ist noch ein Stempel des Geschäftes mit Telefonnummer … der Laden wurde 1961 aufgegeben, kurz nach dem Tod meines Opas. Ich glaube heute fest, wäre alles anders gekommen, ich hätte sehr wahrscheinlich diesen Laden übernommen. Ich hätte Spaß gehabt an alten Teppichen, fernen Reisen und dem Handel. Ich hatte immer Spaß an den Erzählungen meiner Mum und Oma, dieser Mann war mir dank der beiden zeitlebens immer sehr nahe und wichtig!



Von dem gleichen Opa, den ich ja nie kennen gelernt habe, weil er dreieinhalb Jahre vor meiner Geburt verstarb, habe ich den von ihm sehr klassisch eingeschriebenen Füller geerbt. Was ich bis heute noch faszinierend finde, wir waren nicht blutsverwand, denn meine Mum war deren Pflegetochter, aber es ist der einzige Füller in dem ich in meinem Leben je anständig schreiben konnte – vom Schriftbild als auch von der Haltung für mich. Ich habe ihn vor einigen Jahren bei einem alten Familienbetrieb in Augsburg zur Reparatur gegeben, nachdem Pelikan meinte, ihn nicht mehr reparieren zu können. Er funktioniert!



Von meiner Oma väterlicherseits habe ich die Pfaff-Nähmaschine geerbt, die steht gerade bei einem Freund. Als auch ihre Puppensammlung und … Knopfsammlung, ganz wichtig oder noch wichtiger als die Knöpfe mit den dazu gehörenden Blechdosen! Der hellblaue Knopf, der da vorne liegt, gehörte zu ihrem Bademantel. Ein gesteppter Bademantel aus Polyester in dem sie immer Sonntag morgens auf der Coach saß und mit mir frühstückte, wenn ich bei Oma und Opa geschlafen habe. Diesen Bademantel werde ich nie vergessen! Mit seinem Anblick kommt auch immer so ein Geruch von gutem Golden Toast und Langnese Honig auf Butter auf. Oma und Opa konnten sich das damals schon leisten, für mich heute noch der Inbegriff von Luxus in meiner Kindheit.



Mein Opa väterlicherseits war gelernter Kunstschmied, arbeitete später als Schlosser. Aus seiner kreativen Zeit stammten die Vögel, die ich von meiner Oma übernommen hatte, sie konnte sie nach seinem Tod nicht mehr sehen. Sie hängen in meinen Wohnungen vom ersten Tag an über den Wohnungstüren und vermitteln mir immer das Gefühl von Freiheit und Offenheit. Freunde, die mich kennen, wundern sich sehr über Vögel in meiner Wohnung. Nun, es sind Opas wundervolle Vögel. Ich bin übrigens ein großer Freund von schmiedeeisernen Arbeiten, immer schon gewesen. Es muss etwas Genetisches sein!



Auch diese wunderschöne Katze von meinem Opa gemacht. Meine Katzenliebe kommt aus der Ecke dieser Familie. Dort gab es immer Katzen, auch das wurde mir ganz klar von der Sippe in die Wiege gelegt. Die Katze steht an meinem Bett, seit ich sie habe. Jeder der mich kennt denkt, sie stünde da, weil ich Katzen verrückt bin. Was natürlich stimmt, dass mit dem verrückt sein nach diesen schrullig-zärtlichen Biestern, nur sammle ich eigentlich gar nichts mit Katzen. Diese Skulptur hier ist einfach nur mein Opa und steht für das, was er mir mit ins Leben gegeben hat: die Liebe zur Kunst und zu den Tieren.

So, muss ich jetzt das Stöckchen zwangsvergeben oder nehmt Ihr es Euch selbst und macht was daraus?

Edit: Wie ich schon in den Kommentaren anmerkte, lasst Euch bloß nicht von meinen Fotos einschränken. Das Stöckchen heißt nicht, zeigt, das Ihr von Eltern oder so geerbt habt, sondern zeigt Gegenstände aus Eurer Wohnung, die Euch an Eure Kindheit erinnern. Das kann genauso gut die Orange sein, die Euch an Omis ausgepressten Orangensaft zum Grießbrei erinnert, der Euch in Eurer Kindheit glücklich gemacht hat. Also vielleicht weniger den Gegenstand suchen, als erst mal in Gedanken zurück reisen …

Hier die Links zu allen Mitmachenden …