Wandgehänge
Eine Freundin von mir hat einen schwarzen Bilderrahmen der zusätzlich im Glas noch einen Milchglasrand hat. In diesen Rahmen hatte sie ein herbstliches Pflanzenfoto von mir getan, was ich finde, diesem Foto sehr gut tat. Den Rahmen hatte sie irgendwann und irgendwo in einem Ausverkauf erstanden. Seit dem suche ich genau so einen Rahmen.
Der einzige Rahmen dieser Art, der mir seither begegnete, ist Erikslund von Ikea. Und ich finde, das ist auch mit einer der schöneren Rahmen dort überhaupt, wenn er nicht ein grandioses Problem mitbrächte: Erikslund kommt nämlich MIT Kunst. Und Rahmen vom schwedischen Albraumkaufhaus, die MIT Kunst kommen, sind üblicherweise nicht auf Flexibilität in ihrer Bestückung ausgelegt. Was nur ein Problem ist, was ich mit Ikea-Kunst sonst auch gerne habe.
So schleiche ich also seit Jahren um Erikslund herum und überlege immer, ob man den für persönliche Bilderrechte eigentlich knacken kann.
Neulich nun war ich auf dem Kundstmarkt an der Oberbaumbrücke, der dort zwei Mal im Jahr statt findet und den ich empfehlen möchte, denn tatsächlich trifft man dort so gut wie kaum auf Kunst, die dem subjektiven Gefühl nach auch weg könnte. Ganz im Gegenteil, könnte ich mich dort mit etwas mehr monetärem Pflaster ganz prima glücklich kaufen.
Ziemlich entzückt begegnete ich letzten Monat dort den Illustrationen von Steffen Leischner, der uns einige seiner Werke auch für meine Verhältnisse finanzierbar als Postkarten anbot und so erwarb ich drei seiner See-Motive in Farbe und drei seiner herrlichen männlichen Seejungfrauen in schwarz-weiß. Dieser Kauf stellte mich vor die Aufgabe für diese Werke nun die passenden Rahmen zu erwerben.
Das tue nicht nur ich dann auch wieder beim Schweden und so stand ich neulich wieder einmal vor Erikslund – der mit seinen drei Motiven im Grunde genau der richtig Rahmen gewesen wäre, wäre da nicht die Kunst inside und der fest vertackerte Rahmenrücken hinten. Dieses Mal aber dachte ich bei mir, „den nimmste jetzt mit und guckst, ob Du den knacken kannst.”
Gesagt, getan. Tatsächlich hat das ganz gut funktioniert, wie man am obigen, recht schlampig fotografierten Bild erkennen kann. Zunächst versuchte ich die Rückwand mittels Entklammerung der Tackerklammern zu befreien, was mit einer üblichen Entklammerzange und einer richtigen Zange ganz passabel funktionierte – wenn auch ich nicht behaupten möchte, dass das so richtig Spaß bringt. Aber für eine schlechte Sonntags-Tatort-Wiederholung ist das genau der richtige Zeitvertreib. Einige Klammern brachen ab, bei denen kam dann die richtige Zange zum Einsatz. Da ich den vorgegebenen weißen Hintergrund schwarz haben wollte, kaufte ich Fotokarton, schnitt diesen passend zu.
Ein bisschen pfrimmelig war dann das Maß zu ermitteln, wo man die Bilder genau mittig aufbringen konnte, denn leider ist die gedruckte Kunst von Ikea auf der Rückwand fest aufgeklebt – so dass meine prima Idee „nimmste die als Schablone und steckste 'ne Stecknadel durch die Mitte” nur eine Idee blieb. Also ein bisschen gerechnet, vorsichtig mit weißem Kreidestift angezeichnet und immer wieder mal mit dem Rahmen ausgerichtet. Dann die Karten mit Sprühkleber aufgeklebt, dto. dann mit dem ganzen Fotokarten auf die Rückwand. Natürlich habe ich dabei auch nicht vergessen, den wenigstens einmal falsch herum aufzukleben, denn die Rückwand hat logischerweise auf der anderen Seite den Aufhänger, den ich beim ersten Mal natürlich nach unten sortierte.
Dann habe ich die Rückwand wieder mit einem Tacker aus dem Baumerkt fest getackert, dabei die Anzahl der Klammern um die Hälfte reduziert, falls ich mal wieder an den Rahmen und sein Innenleben möchte und nun hängt die dreifache Leischner-Kunst in Farbe hinter Rahmen mit Milchglasrahmen an der Wand. Sehr apart anzusehen, wie ich es mag!
Also, wer sich schon immer mal gefragt hatte, ob man Erikslund modifizieren kann: es geht. Beim nächsten Ikea-Besuch wird dann noch einer mitkommen, damit ich die männlichen Meerjungfrauen auch präsentieren kann.
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