Lieblingsrock
Mit ein Grund warum ich nähen lernen musste, neben den Bezügen für die Fensterkissen der tieffliegenden Fellträger, war ehrlich gesagt dieser Rock hier:
Ein Jersey-Rock mit einem höheren Anteil Kunstfaser in vornehmlich unauffälligen Design. Ich habe diesen Rock schon … ewig … wirklich, das geht in die Dekadenlänge. Mindestens zwei, wenn das mal reicht. Ich weiß nicht mehr wirklich, wo ich ihn kaufte. Aber er ist mir ein lieb gewordener Begleiter in den letzten Jahren gewesen. Je nach Kombination kann man ihn prima als Bekleidungsstück für den Alltag oder für festlichere Gelegenheiten anziehen. Der Stoff kühlt im Sommer wunderbar und man spürt ihn nicht. Kein Reißverschluss hat uns in den all den Jahren als Sollbruchstelle genervt. Das Jersey macht ihn zum perfekten Begleiter auf dem Fahrrad. Das Bund ist einfach nur umnäht – und ist mit den Jahren stillschweigend das eine oder andere Kilo Bauchumfang mit gewachsen. Er sitzt dann halt bei Abnahme, postmenstruell, hüftig; bei Zunahme, prämenstruell, auf Bauchhöhe. So hat mich auch nie ein ausgeleiertes Gummiband (neuzeitlich haben obsolente Gummibänder ja nur noch Halbwertzeiten von maximal 20 Wäschen) genervt. Er wird gewaschen und ist zwei Stunden später trocken. Im Sommer trocknet er angenehm am Körper. Er nimmt zusammen gerollt so gut wie überhaupt keinen Platz im Koffer in Anspruch. Er ist auch der allerbeste Partner in Umkleidekabinen. Raus hüpfen, rein hüpfen. Komfortabel also in allen Lebenslagen.
Lange Rede, kurzer Sinn: ich liebe diesen Rock. Er ist die Rockliebe meines Lebens! Er ist schlichtweg ideal. Mein Ziel war es immer von diesem Rock noch zwei bis drei andere Varianten zu haben, um restlos glücklich zu sein. Nur im Handel habe ich etwas Gleichwertiges nie mehr finden können. Leider aber gibt es für diese eine Variante mittlerweile doch das eine und an anderer Stelle das andere klitzekleine Loch im Stoff, das mir zunehmend signalisierte, unsere gemeinsamen Tage könnten auch einmal gezählt sein.
Somit war nach meinen ersten Nähversuchen die eigentliche Aufgabe diesen Rock nach zu nähen. Eine versierte Näherin würde höflich lächern und sagen „ist doch einfach”. Nun, ist es natürlich auch, wenn man erst einmal den richtigen Jersey mit der richtigen Schwere gefunden hat, der sich angenehm anfasst. Man das Glück hat, eine halbwegs gute Design-Variante zu finden. Ich weiß nicht warum, aber im Koks-Verbrauch kommen Jersey-Designer, glaube ich, direkt nach den Bettwäsche-Designern. Schlimme bunte Sache oftmals.
Mein erster Versuch mit einem sehr sehr dünnen Jersey-Stoff für 2,00 Euro den Meter, von dem ich sofort wusste, dieses Modell würde ich aus farbgegebenen als auch seinen transparenten Eigenschaften niemals anziehen, war gleichfalls ein nähbedingter erster Schuss in den Ofen. Ich wusste noch nicht, dass man nicht nur die Hüfte ausmisst für einen perfekten Rocksitz. Sondern dass es da ja noch die „dickste Stelle im Hüftbereich” gibt, die zwingend einkalkuliert werden sollte. Auch ist Jersey nähen für einen Anfänger eine Herausforderung – aber man lernt darüber seine Nähmaschine wirklich kennen. Und die Twinnnadel.
Im Winterschlussverkauf traf ich neulich bei Karstadt endlich auf einen Jersey, der in der Schwere mit meinem Lieblingsrock mithalten konnte. Wenn auch im Design noch nicht final meinen farblichen Ansprüchen genügend, kann man ihm wenigstens, denkt man sich mal die femininen Töne auf der magentösen Farbskala weg, einen hohen Anteil von Schwarz unterstellen. Gut, viel Opitimismus und ein Glas Sekt helfen auch dabei. Ich habe daher keine Ahnung, ob ich diesen Rock jemals tragen werde. Ich denke, dazu müsste ich schon sehr braune Beine haben, die ich aber als Sonnenbadabstinenzlerin jedoch nie habe.
Aber der Rock vom Schnitt her ist dem Original absolut ebenbürtig. Sein „schlüpf rein”-Komfort ebenso. Ich habe es also geschafft und bin absolut beruhigt, was die Zukunft meiner einfachen gestrickten Rock-Seele anbelangt.
Ich muss nun nur noch die wirklich harte Stoffdesign-Nuss knacken. Der Schnitt jedenfalls liegt hier! Ich freue mich. Auch über mich!
4 comments:
Hey super :)
Ja es wist mittlerweile sehr schwer geworden schöne Stoffe in Berlin zu finden und so bin ich manchmal uach dabei online zu bestellen. Das hilft Dir natürlich nur begrenzt weiter. Vielleicht mal zu Idee neben dem KaDeWe. Die haben auch schöne dezente Jerseys und manchmal auch bezahlbar. Ansonsten Dawanda :)
Och, trink Dir zwei..,drei Gläschen Sekt und ich wette, Du bist mutig genug, diese Teil mit Bravour auszuführen. Ein schöner warmer Frühlingstag machts möglich.:-)
@CharlesDexter Ward
Danke! ;-) Findest Du wirklich, dass es schwer ist in Berlin gute Stoffe zu finden? Ich erlebe das eher als Eldorado. Stoffe Berger, Hüco, der Stoffmarkt am Maybachufer, Karstadt (oft tolle Reste, gerade der jetzt laufende Saisonabverkauf macht mich wahnsinnig), dann der Potsdamer Stoffmarkt. Und die vielen vielen kleinen Stoffläden wie Offstoff, Frau Tulpe etc.
Ich sage es mal so, ich sitze hier mittlerweile auf mehr tollen Stoffresten bis 2 m als ich vermutlich vernähen kann so schnell. ;-) Aber ich bin natürlich noch nicht so oft losgelaufen mit einer bestimmten Stoffidee für ein bestimmtes Projekt – da mag das anders aussehen. Online bestellen mag ich nicht so, ich muss Stoff anfassen können. Haptik ist mir da sehr wichtig (weswegen ich vermutlich auch nie Karnevalskostüme nähen werden kann ,-) )
Idee probiere ich mal aus, danke für den Tipp.
@Ramona
Klar werde ich den Rock tragen – mit viel schwarz ist er optisch schon herausstechend. Und ich bin ja auch sehr stolz auf das gute Stück. ;-)
Irgendwie bin ich glücklich, dass mir da ein Gen fe lt :-P
Muß passen, darf nicht kratzen usw...
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Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!
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