2014-07-23

Rockiges



Seit einigen Wochen liegen hier einige zugeschnittene Röcke. Es fließt halt nicht immer. Sonntag machte ich mich endlich daran, zwei Modelle davon weiter zu bearbeiten, wovon sich ein Jersey herrlich zickig offenbarte (es gibt ja solche und solche), der andere sich stellenweise ganz gut benahm.

Mein Lieblingsjerseyrockmodell hat oben gar keinen Gummi, das Bund wird umgehnäht mit der Jersey-Zwillingsnadel, das setzt genügend Spannung an Flexibilität. Dennoch wollte ich jetzt mit Ziergummis arbeiten, ich muss mir ja neue Näh-Horizonte erschließen. Der Kampf zweier unterschiedlich dehnbarer Materialien schien mir da eine prima Aufgabe zu sein. (Seufz!) Ziergummis in schönen Farben, jenseits schwarz und weiß, sind übrigens in dieser Großstadt so schwer zu finden, wie Gold im Scheiterhaufen. Fündig wurde ich nur bei Idee.



Nun denn, ich nähte also am Sonntag dieses wild gemusterte Modell, dessen Stoff und Farbe mir schon ein wenig Angst machte, denn ursprünglich ist das alles gar nicht so meins. Zumal die Farbe eher an brauner Haut funktioniert, was auch nicht so meins ist. Und dennoch freute ich mich auf den Rock.

Da der Zuschnitt noch aus der Zeit vor der Idee mit dem Ziergummi lag und die ersten Rockmodelle oben etwas frühe Weite zeigten, hatte ich die neuen Röcke oben etwas enger zugeschnitten. Dummerweise legte die Overlock den Stoff dann doch arg in Wellen, dass ich rechts und links noch einmal runter nähen musste. Lange Rede große Wirkung, der Rock war fertig aber mir zu eng.

Gestern Abend klingelt meine Nachbarin, bringt mir geschätzte 10 Kilo Mirabellen von der Freundin aus dem Garten, der ein Ast vom Baum abgefallen war. (Die Mirabellen gilt es nun vor der weiteren Verabeitung noch etwas reifer zu bekommen, aber das wird mit Zeitungspapier, Apfel und Sonne schon klappen.) Jedenfalls zeigte ich ihr den Rock, den sie sofort überzog, die auch bei ihr auftretende Enge mit einem beherzten „passt schon!” negierte. Es scheint, als würden Menschen, die nicht selber nähen den Nähten mehr Vertrauen schenken als die Näherin selbst. Sie schmiss den Rock ihres Kleides über den Rock und ich war ratzfatz entgeignet. Es war ein stiller „sie hat den Stoff gesehen und sich verliebt”-Moment bei ihr. Ich erklärte noch, ich könnte den Rock kürzer machen, sie verneinte das und meinte, er hätte genau die richtige Länge für's Büro. Sie könne ja in ihrem Alter nicht mehr sooo kurz.

Meine Nachbarin ist ca. zwei Köpfe kleiner als ich und figürlich dss, was man wohl gemeinhin als leicht drall bezeichnen würde. Ich nenne es: sie kann anziehen was sie will, sie und die Klamotte sehen immer toll zusammen aus – weil sie eben Kurven hat. Persönlich kann ich jeder Frau Kurven nur empfehlen.

Heute früh habe ich sie zur Arbeit fahren sehen. Sie trug ein gelbes Top, meinen ihren Rock und einen Sommerhut. Alles zusammen sah toll aus. Ich denke, da haben zwei zusammen gefunden, die zusammen gehören.

Was kann man mehr wollen als Näh-Azubine?

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Zeitungspapier, Apfel und Sonne? Was tut der Apfel?

Was den Rock/die Röcke betrifft: schöne, schöne Farben! Nicht mein Stil, aber etwas, was ich an anderen Frauen gerne sehe.

Anikó hat gesagt…

Liebe Tripmadam, Äpfel geben das Reifegas Ethen ab, wodurch andere Früchte/Gemüse, die in ihrer Nähe weilen schneller faulen können durch Überreife oder eben noch nicht ganz reife Früchte nachreifen können :-)
Für irgendwas muss das Bio-Studium ja gut gewesen sein ;-)

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