Prinzessinnenkissen II
Das Kissen habe ich flink genäht. Tatsächlich ging das mit dem Möbelstoff ziemlich einfach, wenn auch die Jeansnadeln mir für das Flachkolbensystem verkauft, partout nicht in die Nähmaschine(n) passen wollten. Also normale Nadeln genommen. Ging auch. Ein bisschen mit der Oberfadenspannung gespielt – langsam kapiere sogar das. (Spannung und ich sind noch ein wenig beziehungsgestört aufgrund meiner Kindheitserfahrungen an Nähmaschinen. Aber seit wir uns wöchentlich in der Familienaufstellung … ) Im Vergleich zu Jersey ist dieser Möbelstoff ein sehr entspannter und williger Nähbegleiter.
Bisschen tricky war das Einnähen des Reißverschlusses. Da ich den in die Mitte der Umrandung setzen wollte, habe ich den Stoff an dieser Stelle mittig geteilt. Und ab dem Moment war das Abstecken und Umnähen ein bisschen Fieselkram. Mit einmal die halbe Naht wieder auftrennen müssen. Allerdings ist das Trennen bei einem so rustikalen Stoff ein Spaziergang! Und so richtig glücklich bin ich mit den Endungen noch nicht. Aber da kann ich noch nachpflegen. Das Einfädeln von Endlos-Reißverschlüssen musste mir YouTube auch zwangsläufig beibringen, weil ich natürlich im Aktionismus den vom Markthändler eingefädelten Reißverschluss komplett trennte. Das kann ich nun also auch. Fazit jedoch: Endlos-Reißverschlüsse nicht so mein Ding. Irgendwie mag ich die Ästhetik eines vorgefertigten Reißers mehr.
Was mir bei diesem Kissen aufgefallen ist, mittlerweile macht sich beim Nähen die Praxis tatsächlich bemerkbar. Ich nähe irgendwie schon deutlich relaxter, das Versäubern geht mittlerweile gut von der Hand. Auch das im Kreis nähen scheint sich langsam in mein Blut zu sortieren. Selbst die Reißverschlussaktion – ich meine, hey: das war immerhin erst mein dritter Reißverschluss – habe ich dafür prima hinbekommen.
Stolz zog ich also gestern vor Talythas Augen (damit sie versteht, warum ihr „altes” Kissen nicht mehr da ist), das kaputte Sisal ab und das neue Kissen auf. She is not amused. Ob sie mir später das ganze Abendessen rückwärts auf das Bett legte im Grunde Übelkeit war, (weil sie mal wieder Nishis Portion mit runtergeschlungen hatte) oder Rache? Obwohl … Rache nicht wirklich eine Eigenschaft, die ich Tally unterstellen würde. Das liegt nicht in ihrem freundlichen, sehr höflichen Wesen.
Jedenfalls guckte sie das Kissen mit dem neuen Bezug nicht mit dem Hintern an, geschweige denn mit ihren hübschen grünen Augen. Das aber liegt auch in Tallys Charakter verankert. Neue Dinge, Veränderungen werden hier im Schnitt drei Wochen ignoriert. Sie hat da ihre persönlichen Gründe für. Ich kann das akzeptieren. Und habe im Grunde nichts anderes erwartet. Übrigens liebe ich diese Katze gerade deswegen so sehr, sie ist wie sie ist. Und sie wird dabei immer besser!
Als ich neulich beiden Katzen passend zum Rundkissen im Bett eine Auflage für die Kommode genäht hatte (Füllung doppelt gelegtes Flies, Verschluss mit Kam Snaps), hatte sie indes sofort auf ihre stille Art „Cool! Das mag ich!” gerufen.
Also Neuerungen kann sie mittlerweile schon in Ausnahmefällen schneller annehmen. Veränderungen bei ihr lieb gewonnenen Ritualen jedoch sind ihr Ding nicht.
Die Fotos mit Nishia auf dem neuen Kissen sind natürlich auch nur erschwindelt. Catsnip-Spielspray als Hilfestellung. Etwas worauf Tally normalerweise abgeht, wie Schmitz' Katze (die ursprüngliche, nicht die vom Ralf) und Nishia eher nicht so. Aber warum sollten die Katzen auch etwas tun, worauf ich mich verlassen könnte?
Ich finde das Kissen toll und gelungen (und wann sage ich das schon mal von Dingen, die ich tue?) und werde genießen, dass ich jetzt nicht mehr ständig diese Sisal-Schnipsel rumfliegen habe. Und irgendwann werde ich die kleine bunte Katze schon noch beim Kratzen darauf erwischen.
4 comments:
Deine Katzengeschichten sind einfach köstlich zu lesen.:o))
Vorschlag: Nimm das Kissen einfach in Deinen Besitz und wenn nur, um die müden Füße abzulegen. Ich wette, Nishia wird empört meckern und sich darauf brezeln.
Wenn ich das so lese, kriege ich direkt wieder Lust zum Nähen. Ich könnte einen kurzen Rock für den Sommer brauchen...aber mein Verhältnis zur Nähmaschine ist komplett gestört (ebenfalls ein Kindheitstrauma).
Katzen haben nun mal Charakter. Besser so als anders.
oh, ich erkenne einen Stoff! ich sag nur weihnachtskatzenduftkissen! :-) danke! freut mich, dass das nähen spass macht. ich finde, das ist eine wunderschöne beschäftigung.
caterina
@Ramona
Dankeschön! ;-)
Ich kann das Kissen nicht mehr nehmen, sieht Post von heute Albträume. Es ist wieder voll in Katzenpfoten, wenn auch ich mich für Tally wohl auf die Suche nach einem neuen Wasserhyazinthenkissen machen sollte. ,-)
@trippmadam
Bei der Störung kann ich helfen, da bin ich ja so gesehen auf dem Weg der Heilung. Ich könnte also eine Selbsthilfegruppe anbieten.
Mir haben übrigens zur Motivation (ich war auch nicht alleine) die Rezensionen von R2D2 sehr geholfen:
http://www.amazon.de/W6-Nähmaschine-1235-61-Nutzstich-Nähmaschine/dp/B005DYM42A/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1392815757&sr=8-1&keywords=wertarbeit
;-) Und ja, Katzen haben Charakter. Anstrengend. Das. ;-)
@caterina
Ja, das finde ich zunehmend auch. Es ist wie Backen, man hat irgendwann doch sichtbaren Erfolg. ,-)
Genau, DIE Weihnachtsduftkissen. Ich denke, ich werde aus den Resten vom Möbelstoff noch welche nähen. Da können die Tiger gut dran rumzerren! ,-)
Kommentar veröffentlichen
Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!
Kommentar veröffentlichen