2020-02-25

Sehenswertes in und rund um Giurdignano



Nicht einmal zehn Kilometer von Otranto entfernt liegt die kleine Gemeinde Giurdignano, die mit bemerkenswert vielen Sehenswürdigkeiten, wie z. B. den Menhir San Vincenzo in der knapp 2000 Einwohner zählenden Kleinstadt aufwarten kann. Rund um Giurdignano findet man die Anzeichen frühester Besiedelung in Apulien – zurückgehend bis zur Eisenzeit (800 v. Chr.).



Im direkten Umland kann man grandiose Wanderungen zu alten unterirdischen Olivenölmühlen oder den Dolmen machen, Giurdignano liegt inmitten des Giardino megalitico d’Italia, einem italienischen Megalithgarten. Gerade im Frühling und Frühsommer kann man hier nicht nur prähistorische Steingeschichte sehen, sondern sich an der explodierenden Fauna erfreuen.


Crypta San Salvadore



Sie liegt ganz in der Nähe des zentralen Platzes von Giurdignano in der Via San Vincenco. Diese Crypta wurde vollständig samt Treppenaufbau in den Fels hinein geschlagen. Ihr Ursprung wird auf das 8. Jahrhundert datiert.



Folgt man der in den Stein gehauenen Treppe, ist ihr unterirdischer Grundriss durch vier Säulen in drei Schiffe geteilt – sehr besonders ist ihre Decke, die eben nicht aufgebaut wurde, sondern wie eine Kuppel in den Tuffstein geschlagen wurde und dabei besonders dekoriert ist, so bildet sie an einer Stelle z. B. ein griechisches Kreuz nach.

Ganz besonders aber auch ist das Fresko der Madonna, das sie mit dem Kind und liegenden Erzengeln zeigt. Es soll im 13. Jahrhundert geschaffen worden sein.



Auch die Gänge der Crypta sind mit weiteren Fresken geschmückt. Ein besonderer Ort.



Der Eintritt ist gratis, da die Crypta aber nicht immer geöffnet ist, kann man unter der Rufnummer +39 083 6801 436 einen Termin für einen Besuch ausmachen.


Menhir San Vincenzo



Hinkelsteine. Ich habe es persönlich nicht so sehr damit. Aber wen die von Menschenhand in früheren Zeiten hochgestellten Steine beglücken für den ist der Menhir San Vincenzo sicherlich eine Sehenswürdigkeit. Dieser Hinkelstein von 3,45 Meter Höhe und einem Durchmesser von 0,45 Zentimeter an seiner tiefsten Stelle, steht mitten in Giurdignano ganz in der Nähe der Crypta San Salvadore. Erstmals fand er Erwähnung am Ende des 19. Jahrhunderts. Er gilt als höchster Hinkelstein der Region.

Im direkten Umfeld von Giurdignano kann man übrigens noch zehn weitere dieser Menhire finden. Sie sind auf dieser Homepage alle beschrieben.


Frantoio Ipogeo Trappitello del Duca



Ist das nicht ein wunderschöner Name für eine Olivenölmühle?

Der Salento ist sehr reich an prähistorischen Olivenölmühlen, die zu ihrer Zeit alle unterirdisch angelegt worden sind, um die Früchte der Olivenbäume für die weitere Verwendung (damals eher zu reinem Lampenöl, denn Olivenöl für die Küche) frisch zu halten. Schätzungsweise 1.400 Stück sind davon heute im gesamten Salento bekannt, wobei aber immer wieder neue gefunden werden bei der Restauration alter Gebäude. Rund um Otranto und Giurdignano gibt es wohl an die 50 Mühlen.

Ich kenne mittlerweile einige davon im ganzen Salento – von sehr urprünglich hinterlassenen Räumlichkeiten bis hin zu wundervoll restaurierten Mühlen, teilweise mit integrierten Museum, teilweise als Gallerie umgebaut. In einigen von ihnen bekommt das Gruseln, wenn man nur daran denkt, wie damals die Menschen dort arbeiten – und vor allem leben (!) mussten, denn sie durften aus Gründen der Reinheit während der Ernte- und Produktionszeit über Monate nicht die Mühlen verlassen. Andere Mühlen, wenn sie restauriert wurden mit dem hellen Tuffstein und charmanter Ausleuchtung, machen richtig Lust auf kulturelle Erlebnisse in ihren Räumen.



Zu den restaurierten Mühlen mit einem faszinierenden ursprünglichen Charme gehört sicherlich die Frantoio Ipogeo Trappitello del Duca, nach ihrem früheren Besitzer benannt. Sie liegt in der Via Borgo außerhalb des historischen Zentrums von Giurdignano. Von hier aus beginnt man einen wunderschönen Spaziergang in Richtung Megalithenpark von Giurdignano.

Seit dem Jahr 1518, über vier Jahrhunderte, wurde hier Olivenöl gewonnen. Die Produktion wurde erst im Jahr 1940 eingestellt. Auch sie wurde komplett in den Stein gehauen und man sieht hier die Lagerräume, Räume der Arbeiter „Trappitari” bzw. Ställe der Esel, die den Mahlstein ziehen mussten. Nachbildungen der Pressen machen den Eindruck des früheren Arbeitsprozesse perfekt.



Ich weiß immer nicht, was mich an diesen Mühlen mehr fasziniert: Dass diese Gewölbe vor vielen Jahrhunderten mit welchem Gerät auch immer in die Felsen geschlagen wurden, das ist schon unfassbar.

Oder die Lebensbedingungen der Arbeiter dort unter der Erde, die nach der Erne der Oliven ab Oktober den ganzen Winter in dieser kalten Umgebung leben mussten, um die Ernte zu verarbeiten und kaum das Tageslicht sehen durften.



Die Besichtigung der Frantoio Trappitello kostet ca. Euro 3,— und einen Termin kann man über +39 339 8456 093 absprechen.

Und manchmal trifft man draußen Freunde vom gegenüber liegenden Bauernhof …




Giardino megalitico d’Italia







Einen Besuch dieses großen Megalithenpark sollte man unbedingt in seinem Urlaub im Salento einplanen – am Besten mit einem gut bestückten Picknickkorb voller feiner Zutaten aus der Region.



Hier kann man einige Stunden verbringen und von einer prähistorischen steinigen Sehenswürdigkeit zur nächsten wandern. Die Dolmen rechnet man hier der Eisenzeit zu. Sie gelten als das Symbol erster menschlicher Ansiedlung im Salento.





Und die Wege zu ihnen führen durch Schatten spendende Olivenbaumanlagen, im Frühling erwacht hier die Fauna und es brummt und summt, alles ist grün und friedlich.



Auch wenn die Sonne scheint, geht hier eine leichte Briese. Die ursprünglichen Steingebilde, vermutlich als Altar verwendet, wirken in ihrer Dominanz sehr. Hier und dort stehen auch wieder Menhire.



Ein faszinierender Ausflugsort auch für Kinder. Ich habe die Stunden dort sehr genossen.

2020-02-22

Gallipoli


(Wie immer gilt: click aufs pic makes it big!)

Ich durfte im Rahmen des Programmes von Puglia FESR-FSE „Kulturelle und natürliche Anziehungspunkte und Tourismus in Apulien” und auf Einladung der Europäischen Union, der Region Apulien, der Gemeinden Giurddignano und Otranto und dem Kultur- und Tourismusmagazin „Mediterraneo Spiage” für einige Tage nach Apulien in den Salento reisen.

Waren wir neulich noch in Otranto und somit am adriatischen Meer, liegt im Salento Apuliens auf der gegenüberliegenden Seite auf fast gleicher Höhe und somit am Golf von Tarent (Tyrrhenisches Meer) die schöne Hafenstadt Gallipoli. Mit dem Auto auf direktem Weg kann man in nur einer Stunde Richtung Westküste dorthin gelangen.

Wie das so ist, wenn man ein Land, eine Region öfter bereisen darf, man lässt hier oder dort sein Herz besonders gerne hängen. Ist ein kleines Stückchen mehr beeindruckt, fühlt sich einen Tick wohler, verliebt sich auf den ersten Blick intensiver. Das spricht überhaupt nicht gegen die anderen Orte. Es stimmt lediglich an diesem einen besonderen Ort alles einen Hauch mehr: Sonnenstand, die Luft, der Geruch, die Atmosphäre, die eigene Stimmung, wenn das alles ineinander greift, dass ist es um das reisende Herz geschehen. Und so ein Ort in Apulien ist für mich Gallipoli!



Zu Gallipoli habe ich eine ganz besondere Beziehung. Es war die erste Stadt bei meinem ersten Aufenthalt 2017 auf Einladung von Carmen Mancarella überhaupt in Apulien in der ich an einem frühlingsverheißenden Abend am Strand einem herrlichen Sonnenuntergang beiwohnen durfte. Die Sonnenuntergänge Gallipolis und ich – wir sind so dermaßen dicke miteinander!



Ich war so sehr glücklich dort sein zu dürfen, denn die Reise kam für mich ganz unerwartet um die Ecke, dass ich es selbst vor Ort noch nicht ganz glauben konnte. Die Leute waren so herzlich und offen, dieses Apulien hatte mich sehr verzaubert (immerhin meine erste Reise nach Süditalien) und dann durfte ich dieser intensiven Schönheit von einem Sonnenuntergang in Gallipoli beiwohnen! Später kaufte ich dort noch sehr feine getrocknete Tomaten und gesalzene Kapern ein und wanderte an den Restbeständen des Fischmarktes vorbei. Es war Italien so pur – und ich war dort! Ja, und so nun hat Gallipoli für immer eine Ecke in meinem Herzen bezogen.

Deswegen möchte ich es Euch heute vorstellen!

Città Vecchia di Gallipoli

Man ahnt kaum, wenn man durch das moderne Gallipoli fährt, das noch nicht mit überragender Schönheit aufwartet, was einen erst erwartet überquert man die Brücke, die die Moderne mit der Antike dieser Stadt verbindet. Sobald man Il Centro Storico gewahr wird, versteht man, warum die Griechen diese Stadt damals „Die Schöne” genannt haben.



Ein Besuch von Gallipoli lohnt sich immer, immer, immer, wenn man in Apulien weilt! Nicht nur wegen der sensationellen Sonnenuntergänge am Strand, dem Spiaggia della Purità. Der wacht über die sogenannte „Grüne Bucht”, die der Altstadt von den alten Festungsmauern umschlossen zu Füßen liegt. Die gesamte Altstadt Gallipolis, die „Città Vecchia”, mit der großen Festungsanlage samt Castello, liegt auf einer nahe dem Festland vorgelagerten Halbinsel und ist nur über eben jene Brücke zu erreichen.



Hier am Strand im Sand sitzend, günstigenfalls mit einem Glas Negroamaro in der Hand, lässt sich der Abend ganz wundervoll in Frieden beschließen. Diese besondere Stimmung am Abend, die Zeremonie der Verabschiedung der Sonne, die mehr als imposant im Meer versinkt – um kurz darauf in der Altstadt das Abendleben typisch italienisch zu brodeln zu lassen – damit hat Gallipoli mich ganz besonders eingenommen.


Chiesa di Santa Maria della Purità



Aber bevor wir uns tiefer in das abendliche Treiben der kleinen Gassen stürzen, ist erst einmal Zeit der Chiesa Rettoria di Santa Maria della Purità einen Besuch abzustatten. Denn sie liegt auch direkt hier am Strand. Sie wurde 1664 als Oratorium der Hafenarbeiterzunft zur Zeit des spanischen Bischofs Giovanni Montoja de Cardona errichtet.

Diese wirklich sehr kleine Kirche, jüngst erst restauriert, liegt in einem gänzlich unscheinbaren weiß gekalkten Haus mit Blick auf das Meer in der Ecke Via Sant’Elia. Ihr Innenraum ist im Gegensatz zur Außenfront bemerkenswert farbenprächtig und kunstvoll gestaltet – aber wirklich sehr sehr klein. (Der Tourist darf dem Gläubigen ausreichend Rücksicht gewähren.)



Der Fußboden besteht aus Majolika-Fliesen. Und sie birgt einen weiteren Schatz: Hier ist die Statue der Madonna della Misericordia aus der ersten Hälfte des 800 Jh., im Volksmund Desolata genannt, aufbewahrt, die in der Prozession am Morgen des Karsamstags mit der Statue des toten Christus getragen wird.




Bastione di San Giorgio



Der besondere Charme von Gallipoli liegt vor allem in der beeindruckenden, die Altstadt umlaufenden Festungsanlage. Die Bastione di San Giorgio schützte Gallipoli über viele Jahrhunderte zum Meer hin. Gallipoli wurde schon im Jahr 265 v. Chr. von griechischen Kolonisten gegründet und von ihnen Kallipolis (kale polis), die „Schöne Stadt” getauft. Die Geschichte aller Über- und Einnahmen über die Jahrtausende dieser Küstenstadt ist unendlich lang.



So ist es kein Wunder: Gallipoli ist ein einziger historischer Schatz. Nicht selten werden heute noch neue Hausbesitzer, wenn sie sich an die Restaurierung ihrer alten Häuser machen und beginnen Decken oder Wände abzutragen von den darunter liegenden Fresken aus sehr lange zurück liegenden Zeiten – oder im Keller liegenden unterirdische Olivenölmühlen – als unerwartete Fundstücke belohnt. (Und mit diesen Funden in leichte finanzielle Verzweiflung getrieben.)

Rund um Gallipoli wurden seit jeher Olivenbäume angebaut und aus ihren Früchten das früher als „Gold” bezeichnete Olivenöl produziert. Jenem Öl mit dem man in den längst vergangenen Jahrhunderten die Lampen speiste. Licht war wichtig und Gallipoli in der damaligen Zeit ein reicher Ort. Aufgrund der optimalen Küstenlage wurde Gallipoli ein erfolgreicher Umschlagplatz in Lampenölhandel. Und damit auch ein sehr attraktiver Landungsort für feindliche Übernahmen. Wem diese Halbinsel nicht alles über die vielen Jahrtausende ihrer Existenz gehörte: Phöniziern, Karthagern, Griechen und Römern, um nur einige zu nennen.



Der gesamte Bastionsgürtel mit der Bastione di San Giorgio umschloss damals die Stadt über eine Länge von immerhin zwei Kilometern! Heute ist davon nur noch der untere Teil erhalten, der obere Teil wurde Ende des 18. Jahrhunderts abgerissen. Dafür führt hier eine Panoramastraße, die Riviera Sauro, die in die Riviera Armando Diaz mündet, entlang der Linie der der alten Mauern und ermöglicht es Besuchern, die Insel zu umwandern.




Castello Gallipoli



Kein Wunder, dass das Castello Angioino-Aragonese di Gallipoli als Zeugnis früherer Verteidigungsinitiativen bedeutsam auf die lange Historie dieser Stadt verweist. Die Ursprünge dieser Burg reichen in die byzantinische Zeit zurück.



Das Castello Gallipoli ist in der Piazza Imbriani imposant gelegen, die Festungsmauern sind völlig vom Meer umschlossen – und für das perfekte Foto lohnt sich sicherlich einmal mit dem Boot hinaus auf das Meer zu fahren, um diese besondere Architektur aus der totalen Perspektive festzuhalten. Ein Glück, das ich bei meinen kurzen Aufenthalten in Gallipoli leider noch nicht haben durfte.



Bei den Römern stand Castellum im Allgemeinen für kleines Castrum. Es handelte sich um feste bzw. bewegliche Militärposten, die im Allgemeinen aus einem Gürtel, mit oder ohne Vallum, einem Militärlager und einem Praetoríum bestanden.

Später wurden dann die mittelalterlichen Burgen oft an Stelle dieser römischen Castren gebaut, um denen sich ständig ändernden Verteidigungsanforderungen der neuen Zeiten gerecht zu werden. Ihre Struktur änderte sich mit den Jahrhunderten, wie auch die Angriffstechniken und -waffen und Kriegsstrategien variierten.



Im 11. und 12. Jahrhundert stand Gallipoli unter der Herrschaft der Normannen, abgelöst von den Staufern, die das Castello bis Mitte des 13. Jahrhunderts ausbauten. Ende des 14. Jahrhunderts eroberten die Venezianer Gallipoli und bauten ihrerseits die östliche Mauer sowie im 16. Jahrhundert den weiteren Schutzstreifen, den Ravelin (Brückenkopf) aus.



Das Castello Gallipoli ist neu restauriert und kann zu den üblichen Öffnungszeiten besichtigt werden. Offensiv wird eingeladen, sich seinen Tagträumen hinzugeben. Und das fällt nicht schwer in dieser beeindruckenden Architektur. Die Anlage beinhaltet ein historisches Museum, Ausstellungsräume mit wechselnden Ausstellungen von Künstlern Gallipolis bzw. Kunst mit Bezug auf die Stadt. Den imposanten Innenhof mit dem alten Brunnen ziert moderne Kunst und das übliche altertümliche Waffenarsenal.



Von hier aus geht es hinunter in die (an warmen Sommertagen sehr gut kühlenden) tiefliegenden Katakomben, deren Treppen im Abstieg eine kleine Herausforderung bedeuten können.



Die dunklen langen Gänge, die die Schicksale der Vergangenheit spürbar machen, können einem schon mal eine Gänsehaut über den Rücken kriechen lassen.



Aber es lohnt sich allemal, denn sie führen in eine Rotunde eines solchen Ausmaßes, wie man sich das schwerlich vorstellen kann – wenn man nicht selbst dort einmal innen stand.



Die Akustik der Kuppel ist bemerkenswert. Eine Multimedia-Ausstellung ist elegant in diesem besonderen Raum integriert.




Basilica Cattedrale di Sant’Agata

Eine weitere Sehenswürdigkeit Gallipolis ist – neben vielen anderen Kirchen – die Kathedrale di Galipoli bzw. Duomo di Gallipoli (Basilica Cattedrale di Sant’Agata Vergine e Martire) in der Via Duomo. Die Kirche ist der heiligen Märtyrerin Agatha von Catania geweiht, die Schutzheilige dieser Stadt und der Diözese ist. (Tatsächlich bin ich bei einem meiner Apulien Aufenthalte einmal für ca. eine Stunde die Heilige Agatha gewesen – die Geschichte erzähle ich im nächsten Blogpost.) Der Dom gilt als nationales Monument.



Es steht zu vermuten, dass früher an gleicher Stelle ein religiöser Tempel stand, die folgenden kirchlichen Bauten wurden mehrfach zerstört. Das Bauwerk der heutigen Kathedrale ist mit Baubeginn am 31. Mai 1629 datiert, Fertigstellung dann Anfang des 18. Jahrhunderts. Ihre Fassade besteht aus dem üblichen im Salento abgebauten Tuffstein ein Meisterwerk im Stil des Lecceser Barock.


Teatro Garibaldi

Ein Blick lohnt sich auch in das Teatro Garibaldi in der Via Giuseppe Garibaldi. 1825 zu Ehren der Familie Giglio vom Bauherren Bonaventura Balsamo damals „Teatro del Giglio” getauft, wurde es 1879 umbenannt. Goldener Stuck und mit Damast verkleidete Logen – italienischer Theaterprunk aus vergangenen Tagen kann hier bewundert werden. Außerhalb der Theateröffnungszeiten kann man für einen kleinen Obolus Eintritt erhalten. Man sollte vorher beim Tourismusbüro darum ersuchen.


Mercato di Pesce di Gallipoli



Ebenfalls in der Altstadt am kleinen Hafen Porto San Giorgio unterhalb der Brücke, die zur Neustadt, der Cittá Nuova Gallipolis führt, liegt der Fischmarkt Gallipolis.





Klein aber fein: Hier wird garantiert frischeste Ware wie Fisch, Muscheln, Krebse oder Seeigel – direkt morgens aus dem Meer gefischt – verkauft.



Die Verkäufer sorgen für richtig gute Stimmung, sie haben Spaß an ihrer Ware und Kundschaft. Da ich immer Abends am Fischmarkt war, wenn der größte Teil der Ware bereits verkauft war, kann die gute Stimmung auch ganz einfach am drohenden Feierabend und die Aussicht auf Nonnas Pasta gelegen haben.




Parco naturale regionale Isola di S. Andrea e litorale di Punta Pizzo

Nördlich ca. eine Seemeile vorgelagert Gallipolis liegt Isola Sant’ Andrea. Noch habe ich sie leider nicht besuchen können. Die Insel ist knapp fünf Hektar groß und diente früher den Hirten als Weideland, da sie über eine Süßwasserquelle verfügte. Die Tiere wurden mit Booten übergesetzt. Der Fund zahlreicher Skelette lässt auch vermuten, dass die Insel in früher Zeit als Begräbnisstätte genutzt wurde.



Heute ist die Insel mit dem Leuchtturm als Nationalpark definiert. Sie liegt zwei Meter über dem Meeresspiegel und in ihren Kalksteinfelsen brütet u. a. die Korsikamöwe. Die Landschaft beherbergt sehr seltene florale Schätze wie die seltenen strauchartigen Hülsenfrüchte Anthillis hermanniaie und Anagyris fetida (Anagyris fetida). Aber auch die wunderschönen italienischen Miniaturorchideen, wilder Thymian und Rosmarin wachsen hier reichhaltig wachsen an ihren Stränden.




Umgebung und Unterkunft



Für den Negroamaro (oder Primitivo) für den Sonnenuntergang, wie von mir oben empfohlen, da nimmt man am Besten natürlich einen aus der Region, wenn man schon direkt vor Ort ist. Er lässt sich vorzüglich in der Cantina Copola kaufen.



Sehr nette Winzer mit ein paar tollen Weinen im Repertoire, die zudem in ihren Räumen noch ein kleines Museum zur lanjährigen Familien- und Cantinageschichte – immerhin ist man seit 1489 im Geschäft der Trauben – installiert haben. Natürlich kann man auch hier – wie sehr oft in Apulien – bei den Winzern auch wohnen. Entweder in der Masseria Dimora Li Cuti, in einem kleinen Bed n‘ Breakfast Tenuta Doxi. Wenn man mit dem Wohnwagen bzw. -mobil reist, dann findet man auf den zwei zwei Campingplätzen, Camping la masseria und Camping La Vecchia Torre bestimmt Unterkunft.


Wunderschön restauriert und traumhaft gelegen ist die Masseria Relais Santa Teresa.



Hier schläft man in über 600 Jahre alten Gemäuern mit eigenem Wehrturm. Der anliegende Park dieser komplett eingezäunten Anlage ist neun Hektar groß und beherbergt die ganze Vielfalt der salentinischen Botanik. Ein kleiner Pool und Steingarten inmitten der Anlage lassen einen hier komplette Ruhe finden.



Die Zimmer liegen alle ebenerdig und sind einfach mit eher antiken Möbeln eingerichtet aber mit allem heutigen Komfort wie Klimaanlage, TV und WLan etc. ausgestattet.



Gut verpflegt wird man über das hauseigene Restaurant La Corte. Gerade durch seine Abgeschiedenheit empfiehlt sich diese schöne Anlage mit originärem Flair für besondere Familienfeiern oder Firmenincentives.

Und mit dem Auto sind es zum Sonnenuntergang von Gallipoli lediglich 15 Minuten.


Feiertage

In Gallipoli fängt der Karneval besonders früh an im Vergleich zum Rest Italiens. Bereits ab dem 17. Januar werden öffentlich Olivenzweige verbrannt und damit Il Carnivale die Gallipoli eingeläutet. Das Ende der Festlichkeiten im Februar wird mit einem großen Fest und Feuerwerk zelebriert.

Auch zu Ostern lohnt es sich in Apulien zu sein. Als bekanntester Ort für die Osterprozessionen gilt sicherlich Taranto, doch gerade die Umzüge in Gallipoli vor der großartigen Kulisse dürften niemanden kalt lassen. An den jeweiligen Feiertagen tragen die Menschen Kapuzen in unterschiedlichen Farben. Diese Tradition kann den Unkundigen unangenehm erinnern, sind aber hier ein Zeichen des Büßens. Traditionell erkauft man sich die Teilnahme an der Prozession insbesondere die Erlaubnis die jeweiligen Statuen tragen zu dürfen – als eben Zeichen der Buße. Da man hiervon auch Straftäter nicht ausschließen wollte, kam es zu diesem besonderen Verkleidungskult mit Vollverschleierung.

Auf der Homepage „Das Meer und Apulien” konnte ich hierzu nachlesen, dass 2017 der Kurs für das Tragen der Statue 40.000 Euro betragen hatte. Nun ja … das liebe Geld.

Wer sich ein wenig mehr in das Thema Ostern in Apulien einlesen möchte, dem sei die Homepage Puglia Autentica empfohlen.

Mehr Informationen zu Gallipoli, den üblichen Öffnungszeiten der Sehenswürdigkeiten findet Ihr auf der Homepage der Kommune Gallipolis.

2020-02-21

Italiens Inseln



Auf arte.tv lief dieser Tage die Reihe „Italiens Inseln”, gestern das schöne Sizilien.

Heute waren es die Liparischen Inseln, Lipari, Vulcano, Salina, Panarea, Alicudi und Filicudi, die im Thyrrhenischen Meer vor Sizilien liegen.

Die zweite Sendung heute handelte von den Tremiti Inseln in Apulien, die im Adriatischen Meer vor Termoli liegen, ganz in der Nähe der Gargano-Halbinsel mit dem Nationalpark del Gargano.

Es sind wunderschöne Bilder – tolle Menschen, die dort ihre Umwelt schützen oder einfach ihrem Tagesgeschäft als Landwirte, Winzer, Fischer Köche nachgehen. Und es macht die Sehnsucht sehr groß und mir ist wieder bewusst wie wirklich schön dieses Apulien ist, wie groß. Und wie wenig ich bisher davon gesehen habe – obwohl ich dank Carmen Mancarella doch schon so sehr viel sehen durfte!

Absolute Guckempfehlung – und dann unbedingt den Urlaub in Apulien buchen!

2020-02-10

Wettergeschehen

Wunderte ich mich also gestern, warum das gesamte europäische Internet zum Hashtag #stormciara twitterte. Und nur Deutschland über #Sabine digital sprach.

Ich trug bereits Sorge in mir, die EU könnte uns Deutsche so weit kalt gestellt haben, dass wir mit ihren Tiefs nicht mehr mitspielen dürfen.

Warum das so ist, erklärte mir heute früh meine – wie immer sehr kluge – Twittertimeline. Offensichtlich hat das Institut für Meteorologie der FU Berlin das Wetter Deutschlands monetarisiert. Ein Tief gibt es für 199,—, das Hoch für 299,—, exklusive Mehrwertsteuer. Der Staat kassiert also bei diesem Schwachsinn ordentlich mit. Gestern hatte hierzulande eine Sabine Kaufmann zugeschlagen.

Das kann man seit 2002 so tun. Diese absolute Bescheuertness ist komplett an mir vorbei gegangen bisher.

Wenn Menschen vergleichsweise viel Geld für ein Sturmtief bezahlen, das zu massiver Sachbeschädigung und Wirtschaftsausfällen sowieso führt, höchstwahrscheinlich auch zu Verletzten, schlimmstenfalls sogar zu Toten – was bitte stimmt mit solchen Menschen nicht, wenn sie sich wünschen, dass Katastrophenwetter ihren Namen trägt?

Wie stelle ich mir das vor? Erzählen die später: „Dieses Sturmtief, das ich mir damals gekauft habe, das hat fünf Menschenleben gekostet und 20 Verletzte und die Deutsche Bahn kam total ins Schwitzen. Ha ha ha! So lustig!”???

Worin liegt da überhaupt der Sinn in der Gemeinschaft einer Europäischen Union? Das Menschen aus dem europäischen Ausland bei Reisen nach Deutschland in Kenntnis solcher extremer Wetterphänomene, um sich entsprechend reisetechnisch gut vorzubereiten, im Internet nach dem falschen Tief suchen?

Ich bin draußen. Ich kapiere so etwas nicht. Dieser Kapitalismus ist doch völlig kaputt. Der kann wirklich bald mal weg.

2020-02-09

Initiative Bruderhahn

Ich bin nicht der Typ großartiger Neujahrsvorsätze. Dieses Jahr hatte ich tatsächlich mal einen meine Ernährung betreffend: Ich möchte wirklich kein günstiges Fleisch mehr beim Discounter einkaufen, sondern möglichst nur noch Fleisch nicht mehr einzeln pro Portion in Plastik eingeschweißt, sondern von der Theke, möglichst aus der Bioproduktion. Das hat den pragmatischen Vorteil, dass ich in der Folge logischerweise aufgrund meiner finanziellen Situation deutlich seltener Fleisch essen werde. Um nicht zu sagen: sehr selten.

Das heißt nicht, dass das Shiinchen nur auf ihr Schabefleisch ab und an verzichten muss, keine Sorge.



Zu meinem Vorsatz gesellte sich neulich noch ein zweiter hinzu, nachdem ich neulich auf der Grünen Woche erstmals von dieser Initiative Kenntnis genommen habe: Die Initiative Bruderhahn.

Die ist simpel – man zahlt vier Cent mehr für ein Ei. Dafür werden auf dem Gelände der Legehennen geschlüpfte Bruderhähne eben nicht schon als Eintagsküken getötet aka geschreddert (was ich wirklich so dermaßen unmenschlich empfinde), sondern sie dürfen von dem Geld ein angenehmes Leben leben, aufwachsen, Sonne sehen, im freien Gelände picken und später ihrer Bestimmung auch zugeführt werden – was immer das sein wird. Tatsächlich heißt das natürlich auch Schlachtung und Vertrieb an Käufer, die ein Verständnis dafür haben, dass nicht jedes Geflügel voll überprallem Fleisch stecken muss. Wobei Bruderhähne das durchaus auch als Merkmal – je nach Rasse früher oder später – aufweisen können. Man kann männliche Küken durchaus auch in die Mast nehmen. Sie brauchen nur deutlich länger dafür als die üblichen für den Verzehr gezüchteten Hühner, das macht sie eben teurer. Aber rechtfertigt das ihre Schredderung?

Das oben im Foto sind also meine ersten Eier aus so einer Bruderhahn-Initiative, gekauft am Mittwoch auf dem regionalen Ökomarkt am Karl-August-Platz am Wochenende. Ja, diese Eier sind sehr teuer (vermutlich die teuersten, die ich je gekauft habe.) Sechs Eier kosteten 4,10 Euro. Aber ich weiß, die Hühner haben ein gutes Leben in freier Natur, sie leben untereinander in einem normalen Hühnerumfeld mit den Geschlechtsgenossen und -genossinnen. Das scheint es mir allemal wert zu sein. Und so irre groß ist mein Eierkonsum eh nicht mehr gewesen in der letzten Zeit. (Die Eier sind übrigens super lecker.)

Die kleinen Dinge ergeben irgendwann im Guten auch das große gemeinsame Ding.

Bioland und Demeter sind Mitinitatoren dieser Organisation, die es nun seit bereits sechs Jahren gibt. 30 landwirtschaftliche Betriebe machen mittlerweile bei BID mit – seit Bestehen der Bruderhahn Initiative wurden deutschlandweit über 50 Millionen Eier verkauft. Das, finde ich, ist doch ein Anfang – ein guter gegen diese unsäglich üble Kükenschredderpraxis.

Eine Liste der Händler, die Eier (und auch das Fleisch) von Betrieben anbieten, die an der Initiative zum Tierwohl teilnehmen, ist auf der Homepage zu finden. In Berlin sind es u.a. Filialen der BioCompany und Denns. Lest hierzu die interessante (etwas ältere) Pressemitteilung der Bio Company.

2020-02-08

Mal was anderes …

… ich habe vorhin (mit Kaffee und Katze im Bett) in einer Wiederholung auf arte.tv eine Geo-Reportage über das Trüffel sammeln in Kroatien gesehen: Kroatien, das Paradies für Trüffelsammler. (Bis 25.02.2020 verfügbar.)

Ich denke, es wäre eine wundervolle neue Profession für mich: Trüffel-Sammlerin. Ich wäre den ganzen Tag in wunderschönen Landschaften, hier: Wäldern unterwegs. Begleitet von sehr treuen Freunden wie ambitionierte Trüffelhunde. Ich sammelte den ganzen Tag Schätze – und am Ende eines jeden Tages würde ich andere Menschen mit dem eigenen Fund glücklich machen, verdiente damit mein Geld und hätte vorher meinen lustigen Hunden ständig erklärt, was für tolle Geschöpfe sie sind.

Ziemlich sicher würde ich ständig von den Kunden auch hier und da zum Essen eingeladen. Ich wäre für sie auch der beste Gast, denn ich mag persönlich gar keinen Trüffel essen müssen.

Und: Kroatien muss einfach wunderschön sein. Da könnte man also auch einmal gelegentlich hinreisen. Ob mit oder ohne Trüffel.

2020-02-07

Neulich gesehen …

… in einem Bus der Berliner Verkehrsbetriebe. Ja, der BVG.



Nur dank Sitzrückenlehne nicht hinten runter gefallen.

2020-02-06

Sprachlos

Weil tief betroffen.

FDP. Thüringen.

2020-02-01

M29

Gestern unterhalten sich zwei junge Menschen im M29 (für Nichtberliner, das ist der Bus, der einmal quer durch die Stadt fährt vom hinteren KuDamm-Ende [und noch ein bisschen weiter zurück] bis durch das wilde Neukölln, um am Hermannplatz in Kreuzberg zu enden. Es ist der Bus, der nie kommt – oder drei von ihm auf einmal.) ein paar Sitzreihen hinter mir. Es sind offensichtlich Auszubildende und sie reden über ihre Mitauszubildenden, sonstige Kollegen, später dann auch ihre Eltern. Ich sage es mal so: vermintes Gelände wäre gegen diese verbale Hetzjagd Spatzenschiss dagegen. Keiner der nicht anwesenden Protagonisten ist gut genug, allerhöchstes Prädikat – nachdem über die Person viel Schlechtes gesagt wurde – „eigentlich geht er ja”.

Liebe fließt lediglich als beide von ihren Haustieren sprechen. (Sie können es. Das macht Hoffnung – und traurig zugleich.)

Als der junge Mann, der in seinem Sprachgebrauch alle Merkmale eines sehr unsicheren jungen Mannes die junge Frau neben ihm dringend beeindrucken wollend hören lässt, dann unter dem Eindruck des Todes des Cousins des Vaters (wohl beide herzkrank) von seinen Ängsten des etwaigen Sterbens seiner Eltern spricht, weil die schon so alt wären (50, 51) musste ich dann doch einen sehr streng amüsierten Blick rückwärts senden. Auch wenn sein Vater wohl bereits einen Herzinfarkt gehabt hatte. So nicht, mein lieber Jungspund!

Beide Jugendliche sind offensichtlich Kinder von Eltern, die sich sehr wenig leisten können. Die Mutter ist lt. Aussage ihres Sohnes ein Messie mit dreifachem Schulterbruch und aus dem Job geworfen, weil er zwei Wochen krank war und sie sich um ihn gekümmert hatte, seitdem arbeitslos; der Vater berentet. Die junge Frau empfiehlt dem jungen Mann die Sachen der Mutter wegzuschmeißen, da er darüber spricht lieber in der (direkt nebenan liegenden Wohnung) Einzimmerwohnung des Vaters zu leben, weil er dort von Gegenständen der Mutter nicht belästigt wird. (Der Vater ist voller Absicht direkt nach nebenan gezogen, weil er bei seinem Sohn trotz Trennung sein wollte, also scheinbar ein Vater, der vieles richtig machen möchte.) Aber als er einmal vier Wochen zu seinem Vater gezogen sei, wäre es seiner Mutter sehr schlecht gegangen. Entrümpelt hätte sie danach aber immer noch nicht.

Ihr Mutter indes ist erst 32 Jahre alt und ihre Eltern lassen sich gerade scheiden. Aber man muss vorsichtig sein, denn ihre …… kleinere Schwester sei doch jetzt in der Pubertät. Beide erklären weiterhin – mangels Geld – nur sehr wenig gereist zu sein bisher im Leben.

Ich musste dann aussteigen.

Mit etwas Zynismus könnte man in der Folge dieses Gespräches Berlin im M29 wahrscheinlich herovrragend Gesprächstherapien/Lebensberatung anbieten.

Aber eigentlich macht mich dieses Gespräch nur sehr traurig, denn so wie die Kinder sprachen (keine typische Berlinerprollsprache) – auch mit ihrer leicht übertriebenen Altersklugheit aber immerhin klug – ist klar, das sind Kinder aus einer typischen Mittelschicht; Kinder von Paaren, die offensichtlich alles richtig gemacht haben. Auch wenn sie darüber die Liebe verloren haben. Eltern, die beruflich oder gesundheitlich, einfach irgendwann einmal Pech hatten.

Die Kinder geschaffen haben, die offensichtlich sehr bemüht sind ihren Weg zu gehen – aber dem Gespräch nach mussten sie sehr sehr früh Kindheit drangeben und erwachsen werden. Und Verzicht und Armut kennen sie beide.

Und das macht verdammt traurig.

2020-01-31

„Deutschlands …

… beste Jung-Bestatterin*.”

Wettkampf im Bestattungswesen. So wichtig!



*TV-Bericht

2020-01-29

Unsere wundervolle Pilates-Lehrerin …

… hat uns Montag alle dafür gelobt, wie gut wir seien mittlerweile und wie gut wir die Übungen durchgehalten hätten.

Das war wie selbst gemachtes Vanilleeis.
Mit Bourbon Vanille.
Und frischen Erdbeeren.
Mit ein paar Tropfen Balsamico di Modena.
Und Sahne.
Ganz leicht mit Lavendelzucker parfümiert.

2020-01-28

Coronavirus

Zum Coronavirus – im Grunde ist es eine Grippe, da gilt wie immer, es trifft die mit den schwächeren Immunsystemen härter als andere. Also mit anständiger Hygiene wie regelmäßig Hände waschen, hier und da mal ein Desinfektionsmittel verwenden (insbesondere trifft man auf erkältete Mitmenschen) ist eine prima Sache.

Auch in China sieht es zur Zeit so aus, dass die Verstorbenen eher Menschen waren mit Vorerkrankungen etc. Also diese (wie auch ältere Menschen, Kinder) sollten über Hygiene- und Schutzmaßnahmen nicht nur nachdenken, sondern auch anwenden. Menschen unter einer aktuellen Chemotherapie, finde ich persönlich, sind nicht übervorsichtig, wenn sie sich mit Mundschutz nach außen bewegen.

Die gängigen Mundschutzlösungen haben übrigens zwei Seiten: eine weiße und eine blaue. Die Blaue ist die wasserfeste Seite, da wir beim Coronavirus von Tröpfcheninfektionen ausgehen, ist es daher viel cleverer die blaue Seiten nach außen zu tragen.

Die eigentliche ätzende Sache am aktuellen Virus ist die relativ lange Inkubationszeit – in der man ohne von der eigenen Ansteckung zu wissen – bereits selber ansteckend ist. Bei einer normalen Grippe sind das im Schnitt lediglich drei Tage. Bei diesem Virus sind es nun aber 14 Tage. In zwei Wochen kann man viel unterwegs gewesen sein und eine Menge Mensch getroffen haben – und angesteckt haben. Das potenziert sich!

Also wer am Anfang seiner Ansteckung in Berlin am Wochenende z. B. in den Sage Club geht – und am nächsten Wochenende noch einmal, der hat dann unter Umständen eine nicht geringe Menge an Menschen unwissentlich infiziert – und die in der Folge noch deutlich viel mehr Menschen. Und dann hat man selber immer noch gute fünf Tage Zeit ein paar Leute mehr zu infizieren.

Das ist die eigentliche Tragödie bei diesem Virus!

Hauptproblem in Deutschland ist leider, dass wir hierzulande – da hier ja alles nach 15 Jahren Merkel-Regierung runter gerockt ist, was das öffentliche Leben bedingt – die Krankenhäuser Quarantänestationen im hohen Maß runter gerechnet haben und lieber zu First Level Medizintourismus-Bereiche umgebaut haben. Privatpatienten aus dem Ausland bringen so schön viel Budgeterleichterung.

Will sagen, solch ein faszinierend zeitnaher Durchgriff und Handlungszwang im Katastrophenfall, wie wir gerade in China sehen können, das wird hier in Deutschland nicht passieren, weil Krankenhäuser gar nicht mehr für solche Katastrophen ausreichend mit Raum und Personal ausgestattet sind.

Ansonsten informiert das Robert Koch Institut zeitnah über den Coronavirus und Empfehlungen online – ganz ohne BLÖD-Zeitungsdrama!

Und grundsätzlich – das ist ein Fachwissen, das nie schadet – kann man sich angesichts der Situation in China ruhig vorsorglich mit den Empfehlungen vom deutschen Katastrophenschutz beschäftigen. So ein paar Flaschen Mineralwasser und Nahrungsmittel im Keller vorzuhalten, kann nicht schaden, wenn es klüger ist ein paar Tage nicht das Haus zu verlassen.

Ich war die Tage auf der Grünen Woche 2020 am Stand vom Katastrophenschutz – und kann für mich sagen, es ist ein interessantes Thema, dessen eigenen Schulwissen man ruhig ab und an auffrischen kann – und den eigenen Haushalt für Notlagen überprüfen kann.

Und in einem solchen Fall, womöglich bei eigener Infektion, im Haus bleiben zu können – also keine Leute dann wissentlich einem Ansteckungsrisiko auszusetzen – ist die allerbeste Sache.

Und damit wären wir bei der allerwichtigsten Maßnahme, die ein jeder von uns zur Zeit vornehmen sollte: Wenn Ihr Anzeichen einer viralen Infektion an Euch bemerkt, bleibt verdammt noch einmal zu Hause! Mit allem anderen gewinnt man keine Punkte, schädigt schlimmstenfalls andere Menschen!

Euer Arbeitgeber wird Euch immer ersetzen können, nachdem er Euch einen Kranz auf das Grab legen musste.

Seid nicht so blöd wie 2009 (Schweinegrippe) der Ralf von BLÖD blöd war! Der war nämlich unbeschreiblich blöd!

2020-01-12

Luisa Neubauer möchte nicht das Zirkuspferd der Siemens AG sein

Ich bin Fan! Diese Frau gibt mir viel Zuvertrauen in einen sehr großen Teil unserer heutigen Jugend – und ich liebe es so ganz nebenbei ihr dabei zuzusehen, wie absolut souverän und extrem eloquent sie in der Öffentlichkeit auftritt.

Das öffentliche Auftreten von ihr und anderen dieser jungen Aktivisten generell, habt Ihr auch zur Kenntnis genommen wie sehr souverän sie und andere junge Leute heute ohne Zettel frei vor großen Massen sprechen? Unaufgeregt. Inhaltsfixiert.

Während sich die ewig lange schon im Job befindliche deutsche Politikerriege steif und an Zetteln festhaltend, eine Sprache längst vergangener politischer Tage spricht, der niemand mehr zuhören mag, weil sie sich nicht mitentwickelt hat mit dem Denken und Handeln des restlichen Volkes über die Jahre. „Zap mich weg!”-Langeweile.

Da gibt es einen Umbruch und ich mag sehr diesem beizuwohnen. Auf unsere vielen jungen Menschen in diesem Land!

Freitag donnerte es durch die Presse und Sozialen Medien, publiziert von Siemens, man – in Person Siemens-Chef Joe Kaeser – hätte Luisa Neubauer das Angebot gemacht, künftig im Aufsichtsgremium der Siemens AG zu arbeiten und so unter anderem speziell an weiteren Gesprächen zum Köhleförderprojekt Carmichael-Mine in Australien teilzunehmen. Für das Unternehmen geht's um den Auftrag der Schienensignalanlage im Projekt. In dem Kohlebergwerk sollen nach Inbetriebnahme bis 60 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr (!) abgebaut werden, die teilweise über das Naturreservat Great Barrier Riff abtransportiert werden sollen. Ökologischer Wahnsinn par excellence.

Die Entscheidung zu diesem Projekt muss so kurzfristig erfolgen, dass hier fachliche Beratung gar keine ernsthafte Wirkung noch auf die Vertragsgestaltung haben dürfte. Das Siemens-Angebot darf schon alleine deswegen als faules Ei betrachtet werden.

Aber generell war diese Offerte anbiedernd und unüberlegt. Das Projekt Carmichael-Mine ist unter normalen Umständen schon ein sehr schwieriges Thema in der heutigen Zeit – wer am Kohleabbau mitverdient, setzt sich nun einmal in das stachlige Nest einer Energiegewinnung, die als extrem das Klima gefährdend längst als Schwarzer Peter ausgemacht ist und als weit überholt gilt. Die Bilder der ehemaligen Natur von Gegenden in denen Kohle abgebaut wurde, sprechen genauso ihre Sprache. Auf die Idee zu kommen, sich an dieser Stelle der deutschen Klima-Aktivistin bedienen zu wollen – als prestigeträchtiger Coup, hat man dann doch auch die Guten mit ins Boot geholt – ist eine durchaus gängige Form im Lobbyismus. Und einkalkuliertes Schmankerl für spätere Pressearbeit aber man hätte ahnen können, dass hier diese Mechanismen nicht mehr funktionieren würden.

Zunächst einmal ist gegen solche Angebote nichts zu sagen, üblicherweise holen Unternehmen auch Kritiker von Projekten mit in die Verhandlungen, Lobbyismus funktioniert genauso von unten nach oben wie von oben nach unten.

Siemens hat das auch schon immer so praktiziert, kauft Kompetenzen extern ein. Auch kritische Stimmen. Man möchte vorbereitet sein, ggfs. bei Projekten frühzeitig erkennen, wann Umstände einen besser frühzeitig (also bevor zu viel Geld verbrannt wurde für nichts) aus einer Projektplanung aussteigen lassen. So spart Fachexpertise der Gegenseite durchaus Geld. Praktisch ist dann aber auch, dass man natürlich die kritischen Stimmen vertraglich durch die üblichen Stillschweigeklausel ruhig stellen kann. Sogar übergeordnet vom etwaigen Auftraggeber, Siemens wäre sehr fein raus gewesen damit. Neubauer als prominente Person der Gegenseite mit an Bord – mit Maulkorb.

Siemens hat bei der Carmichael-Mine zusätzlich zum schwierigen Thema Kohleabbau nun als zusätzlichen Gegner die schrecklichen Bilder der aktuellen Brand-Apokalypse in Australien an der Backe. Die unfassbaren – längst nicht mehr menschlich greifbaren Zahlen – von riesigen Flächen verbranntem Land, Milliarden von getöteten Tieren. Aber auch komplett vernichtete Tier-Populationen – was noch einmal etwas anderes ist als verbrannte Tiere – denn hier sind Tier- und Insektenarten en masse vernichtet worden, nicht mehr reproduzierbar. Von den in den Bränden verletzten, getöteten Menschen und deren vernichteten häuslichen Existenzen ganz abgesehen.

Die Umwelt massiv schädigende Projekte in Australien dürften in nächster Zeit die Aura eines Unternehmens nicht positiv wirken lassen.

Die Vorzeichen sind so mies in dieser Sache, dass ein kluger besonnener Kopf jetzt sagen sollte: „Wir lassen das.” Oder zumindest „Wir vertagen das.” Dummerweise hat Australien einen Premierminister, der offensichtlich nicht sonderlich helle ist und, was die Klimaproblematik anbelangt, ein Leugner. Man hier also politisch auf Unterstützung hinsichtlich taktisch kluger (wenigstens) Aussetzung dieses Projektes, nicht hoffen kann. Siemens steckt also im Schlamassel.

Sie können das Projekt ablehnen und in den sauren Apfel beißen, da Konventionalstrafen zum aktuellen fortgeschrittenen Zeitpunkt des Projektes fällig würden. Oder auf die Idee kommen, Deutschlands derzeit bekannteste Klimaaktivistin mit ins Boot zu holen für ein bisschen Imagepflege. Das tut man indem man dieser Person ein Angebot macht, von dem Siemens glaubt, das könne sie gar nicht ablehnen. Hier ein bisschen Consulting für die gute Sache, dort einen etwaigen Aufsichtsrat-Job in Aussicht stellen – wie man das halt so macht. Angebote bei denen Politiker mit wedelnden Fahnen herzlich gerne zugreifen üblicherweise, ist es doch gängiges politisches Versorgungsmodell in der heutigen Zeit.

Solche Angebote macht man üblicherweise im Stillen. So, dass etwaige Verhandlungen im Stillen geführt werden können, man die Eckpunkte sauber ausarbeiten kann, so dass jede Seite – auch die politische – im sauberen demokratischen Stil das Gesicht wahren kann.

Angebote dieser Art macht man nicht laut – und man geht vor allem nicht mit solchen Angeboten in die Öffentlichkeit, bevor die andere Seite davon überhaupt Kenntnis und dazu Stellung nehmen kann. Siemens tat das Freitag genauso. Es steht dabei zu vermuten, sie taten es auch mit dem Kalkül, dass es ein besonders cooler PR-Coup wäre, es genau am letzten Freitag zu tun an dem Die Grünen ihr 40-jähriges Bestehen feiert. Neubauer ist hier Partei-Mitglied.

Was für ein unfassbar schlechter Stil von Siemens. Nahezu dilettantisch zu nennen. Der wird so öffentlich schlecht nicht einmal im Fußball-Business praktiziert. Es war so unfassbar jämmerlich schlecht inszeniert von Siemens, dass mir gerade die deutsche Herkunft des Unternehmens als Deutsche peinlich ist. Was hat die da nur geritten? Bilden wir ernsthaft an unsere Universitäten die Eliten aus, um solche peinliche Schüsse ins eigene Bein abzugeben? (Der Fachkräftemangel muss wohl gravierend sein in diesem Land.)

Die Antwort von Luisa Neubauer – Freitag Abend im TV auf der Geburtstagsfeier der Grünen vom ZDF interviewt – war dann auch so deutlich, wie von ihr zu erwarten, wie für das Unternehmen Siemens hoch peinlich. Sie forderte Siemens zunächst einmal auf, aus diesem Kohleförderungsprojekt in Australien auszusteigen – bevor sie sich überhaupt nur auf etwaige Gespräche einlassen wolle. Weil es die einzige sinnvolle Möglichkeit ist – zu dieser Zeit, vor allem in diesem brennenden Land. Das war so kompromisslos öffentlich kommentiert, wie es Siemens übrigens vorher hätte klar sein können, dass dies ihre einzige Antwort sein könnte nach diesem Jahr des straßenpolitischen Kampfes und der weltweiten Klimasituation weltweit.

Was hat Siemens geglaubt? Was sollte die dumme Idee, man könnte eine der deutschen Leitpersonen der Klimaaktivisten simpel mit etwas geschäftspolitischer Großzügigkeit einsammeln und für die eigenen Geschäfte gefügig machen? Dabei den PR-Deal des Jahres landen? Haben die immer noch nicht kapiert, dass es diesen jungen Menschen um etwas ganz anderes geht als um Prestige, Geld und Seelenverkauf?

Was hat sich Siemens da für einen Diletantismus erlaubt? In aller Öffentlichkeit? (Man wollte beinahe „How dare you?” bemühen an dieser Stelle, wäre es nicht sogar für mich als einfache Bloggerin zu platt.)

So mochte ich sehr gerne sehen wie Luisa Neubauer gestern höflich souverän im TV (!) das Siemens-Angebot abschmetterte. Und im Hintergrund die Grünen-Party abging. Die Party, deren Anlass Siemens hier dummdreist für sich instrumentalisieren wollte für die eigene Sache und die nun herrlich höhnische Kulisse einer öffentlichen Ohrfeige, einer sehr berechtigte Ohrfeige, Neubauers an Siemens war.

Ich feierte, wie sie klipp und klar definierte, dass es für sie nur einen Zugang für weitere Gespräche gäbe im Sinne der Siemens AG, nämlich den völligen Rückzug aus dem Projekt Carmichael-Mine. Der Umwelt, dem Klima zuliebe. Sie somit höflich distanziert indirekt erklärte für übliche Polit-Spielchen der Siemens-Vorstände nicht zur Verfügung zu stehen und sie sich vom Konzern nicht vertraglich den Maulkorb verpassen lassen wollte. Sie generell solche Posten für sich ausschloss.

Wie konnte Siemens diese Frau nur so unterschätzen?

Stattdessen muss sich der Konzern nun in einem viel weiteren öffentlichen Kontext zu diesem geplanten Geschäft stellen. Vielen Deutschen war bis gestern Abend noch gar nicht klar, worum es in der Sache eigentlich ging. Das hatten übrigens auch einige deutsche Medien interessanterweise im Zusammenhang mit dem Neubauer-Angebot versäumt zu berichten. Für mehr als „Siemens böte Neubauer einen Aufsichtsratposten an”, hatte es bei denen inhaltlich nicht reichen wollen. So spannte auch die Presse gänzlich unreflektiert (weil sie in Person zu dem Zeitpunkt nämlich unbefragt) Luisa Neubauer vor den Siemens-Karren, dass man von professioneller journalistischer Tätigkeit wirklich nicht mehr sprechen kann.

Luisa Neubauber argumentierte, dass ihr immer mächtiger werdender politischer und – im Moment – einzig richtiger Aktionismus der von der Straße sei! Und es für solche personellen Angebote durchaus bereits klar definierte Experten bei Science for Future gäbe, denen Siemens das Angebot antragen könne. Und, das wiederholte Neubauer mehrfach im Interview, es für Fridays for Future es keine Alternative als den Ausstieg Siemens aus dem Projekt gäbe.

Nur guckt nun eine deutlich breitere deutsche Öffentlichkeit drauf als Siemens es vermutlich je lieb gewesen wäre. Den Schlamassel haben sie sich selbst eingebrockt.

Wer meint, Menschen in der Öffentlichkeit unter Druck stellen zu dürfen, borniert und denkbar uncharmant, der bekommt hier und da umgekehrt von gefestigten Persönlichkeiten in Antwort die Pistole auf die Brust gehalten. Auch öffentlich. So kann es gehen. Und womöglich müssen die Unternehmen in dieser Welt langsam begreifen, dass die jungen Menschen auf der Straße gar nicht mehr zu käuflichen Art ihrer Rasse gehören. Das nichts mehr so einfach sein wird in ihrer bornierten Welt des Kapitalismus. Es muss weh tun.

Man ist nie zu alt, um noch umlernen zu können – das macht die Spezies Mensch aus, dass sie das kann. Und hier wäre es sogar für die gute, nämlich existenzielle Sache.

2020-01-04

Der Zuckerhut



Dieser Zuckerhut lat. Cichorium intybus var. foliosum f. cylindricum, auch als Fleischkraut oder Herbstchicorée bezeichnet, hat wenig mit Zucker zu tun, ganz im Gegenteil. Der Zuckerhut ist ein Salatkopf, lang gezogen, der vorrangig aus Italien (Pan di Zucchero), Österreich und Südfrankreich (Chicorée Pain De Sucre) stammt. Im Grunde sieht er aus wie der weichere Zwilling vom Spitzkohl.

Ich sprach neulich in illustrer Runde über meine Freude einerseits, dass im Spätherbst es endlich wieder Frisée-Salate im Handel gäbe, die ich wegen ihrer Bitterkeit sehr schätze. Empfohlen hatte mir diesen Salat die Ergotherapeutin, aus Österreich stammend, als ich ihr mein Leid darüber klagte, dass ich gerade einen Frisée-Salat gekauft hätte und dieser überhaupt nicht mehr bitter schmeckte.

Das ist mein Leiden mit heutigen Salaten. Ich liebe Bitterstoffe, ich weiß auch, dass sie uns in der Nahrung sehr gut tun – immerhin regen sie ordentlich den Stoffwechsel an. Ein großartiges Geschenk der Natur für alle Menschen, die ein wenig Hüftspeck abbauen möchten oder der Leber Gutes tun wollen.



Aber die grüne Industrie ist der Meinung neuerdings aus allen Zichorien-Gewächsen und Salaten und sonstigem Gemüse alles an Bitterstoffen hinaus zu züchten, was nur geht. Um sich für die entstandene Banalität im Geschmack zu feiern. Schade. Ich habe mittlerweile überhaupt keinen Lust mehr Chicorée oder Radiccio zu kaufen. Es ergibt für mich einen Sinn mehr. Schmeckt alles nach Einheitsnichts.

Den Zuckerhut mit dem Bitterstoff Lactucopikrin, der übrigens ebenso zu den Zichoriengewächse (Wegwarten) gehört, den haben sie so scheint es noch in Ruhe gelassen.

Er sei nicht leicht zu finden, der Zuckerhut, prognostizierte mir die gute Frau und versprach mir einen mitzubringen, würde sie einen im Handel sehen. Er wird erst ab Oktober bis Ende März geerntet – ist also ein echter Wintersalat. Bei Denns gäbe es ihn manchmal, sprach sie. Also hielt ich wie ein Trüffelschwein die Augen offen. Gefunden habe ich ihn dann tatsächlich an einem netten Gemüse- und Obststand auf dem Bio-Markt am Leopoldplatz. Demeter-Qualität vom Flora-Hof (sie haben Samstags auch Hofverkauf in Potsdam.)

Ein Salatkopf kostet dort Euro 2,50 (2022 € 3,50). Dafür bekommt man aber einen riesigen langen Salat, an dem ich problemlos vier Tage lang essen und dabei jedes Mal einen riesig großen Salatteller genießen kann. Ein Vorteil dieses Salates ist, dass er sich auch nach der Ernte erstaunlich lange frisch hält, kühl untergebracht. Bis zu vier Wochen Lagerungsfähigkeit! Welcher Salat kann das schon? Der Zuckerhut zählt somit zu Recht als Lagergemüse. Er kann z. B. gut auf Balkonien bevorratet werden.

Natürlich kann man in seinen Blättern auch Füllungen einrollen und das Ganze dünsten wie beim Wirsing bzw. den Salat generell dünsten und als Beilage oder generell als vegetarischen Hauptgang servieren.

Mittlerweile hat ihn übrigens auch wieder Denns im Angebot (als Kiloware) für Euro 1,99. Wer bittere Salate mag, ich kann ihn Euch nur sehr ans Herz legen!

Edit: Preis 2022 € 3,99/kg (Preiserhöhung liegt übrigens wirklich mit an den zu heißen Sommern.)

2019-12-31

Rutscht gut!

Wieder ist ein Jahr wie im Fluge vergangen. Es war mir ein gutes Jahr.

So schwierig es angefangen hat mit einer ordentlichen Portion Schmerz und mittendrinnen einigen wirklich harten Wochen, war es in der Hauptsache ein Jahr voller neuer Wege und guter Entscheidungen, mit lieben alten und neuen Freunden, wundervollen Menschen!

Ich durfte sehr schöne Reisen machen und dabei sehr feine Menschen kennenlernen! Tolle Plätze besuchen, neue Eindrücke gewinnen, mein Herz an Länder, Landschaften und deren Einwohner verlieren.

Gelernt habe ich in diesem Jahr auf mich aufzupassen. Meine eigenen Wege zu definieren, zu beschreiten, Rücksicht auf mich zu nehmen. Unbequem zu sein. Abzuwählen. Fühlt sich gut an, der zögerliche Tanz auf der eigenen Hochzeit.

Ich bedanke mich für Eure Liebe, Zuneigung, Zuversicht, Hilfe, Schönheit, Freundschaft!

Ich bin sehr dankbar, dass ich mit Shiina in dieses Jahr gehen durfte und sie mit mir auch wieder gemeinsam hinaus geht. Genauso würde ich es sehr sehr gerne nächstes Jahr um diese Zeit auch halten dürfen.

Und genau das wünsche ich mir für alle lieben Menschen um mich herum, dass wir alle zusammenbleiben – uns niemand abhanden kommt in diesem 2020. Dass wir – und Ihr – alle gesund bleiben dürfen und in Frieden und Zuversicht das neue Jahr leben dürfen.

Dass wir wieder mehr einander die Hände reichen, aufeinander acht geben – und mehr Liebe als Hass schenken. Wenn wir alle dieser Welt öfter ein Lächeln schenken – muss sie zu einer besseren Welt werden! Und lasst uns für gemeinsam Ziele aufstehen und kämpfen, es gibt sehr viel zu tun, noch haben wir es in der Hand!

Rutscht gut rüber, rein und bleibt gesund. Genießt Euer neues Jahr, ich wünsche Euch, dass ihr in leichten Schritten mit viel Glück und Freude hindurch gehen könnt.

Ein wundervolles gesundes neues Jahr 2020!

2019-12-25

Fröhliche Weihnachten!



Liebe Freunde,

ich wünsche Euch allen ein wundervolles Weihnachtsfest, ruhige besinnliche Tage, Freude, Gemeinsamkeit, schöne Stunden – friedliche Momente, fröhliche Tage, Zeit, Muße, Entspannung, Glück – einfach eine einmalige Weihnacht, eine gute Zeit!

Schön, dass es Euch gibt, wir alle gemeinsam diese Zeit begehen dürfen. In Frieden. Im Warmen.

Unser aller großes Glück!

2019-12-23

Lieber Shiinadiätbeauftragter, …

… ich werde weich.

Ich suche jetzt seit drei Tagen nach der Adresse für die Weihnachtspost – und finde sie nicht. Dummerweise habe ich sie nicht digital geführt (wie ich eigentlich dachte) und finde die seltene Rechnung, die mal in den Paketen dabei war nicht mehr. Offensichtlich habe ich in diesem Jahr zu sehr aufgeräumt.

Also, hm, wie soll ich es sagen: Ich hätte sie gerne – wenn möglich – in meinem rechts stehenden Postfach. Sonst kann ich die Karte nicht absenden …

Es ist mir so sehr peinlich. Wirklich!

Liebe Grüße
creezy

2019-12-10

Malen

Theroretisch waren meine Cousine und Großcousin sowie Großcousine gestern zum Plätzchen backen verabredetet.



Praktisch meldete sie sich Sonntagabend mit der Frage, ob wir nicht zu Paint your Style gehen wollten und Keramik anmalen wollten? Es gäbe seitens der Kinder noch Oma- und Opa-Weihnachtsgeschenkbedarf und überhaupt, wollte sie das immer mal ausprobieren.

Ich war anfänglich so semi begeistert. Plätzcheneinkäufe waren bereits erledigt (werden aber nicht schlecht) und mit dem Malen also besonders dem figürlichen Malen habe ich es nicht so. In Berlin gibt es von Paint your Style mehrere Filialen, schon seit langer Zeit und irgendwie haben mich diese Läden nie wirklich gereizt. Schlussendlich malt jeder besser als ich.

Andererseits ist aber alles gut, was man mit diesen entzückenden drei Menschen zusammen machen kann.



Somit sind wir gestern nachmittag in der Filiale in der Rheinstraße eingetroffen, nachdem alle Kinder zusammen gesucht waren. Meine Cousine hatte einen Tisch für zwei Stunden reserviert – wir suchten uns alle einen Keramikrohling aus den mehr als umfangreich bestückten Regalen aus. Die erscheinen auf den ersten Blick nicht sehr günstig – aber da mit dem Rohlingspreis quasi alle Farben, Werkzeuge, Lasur, das Brennen und Aufenthalt abgegolten sind, finde ich die Preise am Ende durchaus angemessen.

Der Großcousin hat den großen Teller in Cooperation mit seiner Mama gemalt (der wird nach dem Brennen knallrot sein). Ich bin für die kleine Salzstreuerkatze links in Türkis verantwortlich, Großcousine hat – wat bin ich stolz – die perfekte Schildpattkatze geschaffen (meine Gene!). Die Cousine hat sich noch an einem Weihnachtsstern versucht.

Alles zusammen mit einem Getränk für die Kids (Softgetränke, Kaffee, Tee gibt es gegen kleines Geld zu erwerben) hat die Rechnung etwas um 57,— Euro ausgemacht. Und voraussichtlich Donnerstag können wir die Geschenke nach dem Brand abholen.

Und ich muss zugeben, nach meiner anfänglichen Skepsis, hat mir das sehr viel Spaß gemacht. Natürlich war es jetzt um die Weihnachtszeit und zu dieser Uhrzeit recht voll und somit ordentlich trubelig. Aber sich in der Masse der Rohlinge und an die 100 Farben auf eine Katze und einen Türkis-Ton zurückzuziehen – mehr Aufmerksamkeitstraining geht ja wohl nicht!

Doch, ich denke da bin ich jetzt öfter. Hier und dann eine Schale bemalen, das kann mir und anderen Freude bringen.