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2018-07-19

Wein von der Insel …

Ihr erinnert Euch an meine 'Empfehlung für Süßweine von Mallorca von neulich?

Bei dem Discounter mit dem L vorne und hinten im Namen könnt Ihr ab heute Mallorca kaufen – und einen Weiß- bzw. Rotwein Pere Seda Novell aus dem Anbaugebiet von Pla i Llevant!

Pere Seda ist der drittgrößte Weinanbauer der Insel und blickt auf eine 100jährige Familientradition im Weinanbau zurück, derzeit produziert die vierte Generation die Weine. Der Blanc ist ein Cuvée aus den Trauben Prensal-Blanc, Macabeo, Chardonnay und Giró Ros. Der Tinto ist ebenfalls ein Cuvée aus Merlot, Callet, Cabernet Sauvignon, Manto Negro, Tempranillo, und Syrah.

Der Versuch ist es wert.

(Dank merkwürdiger Gerichtsurteile deklariere ich dieses Blogpost als Werbung obwohl es im Sinne der üblichen Definition von Werbung keine ist. Meinem Verständnis nach, ist es lediglich eine Empfehlung.)

2018-05-18

Die Süße einer Insel


(Symbolbild. Ich war schon viel zu lange nicht mehr auf Mallorca, um dort am Meer einen guten Tropfen zu trinken.)

Weinverkostung, Montagvormittag von 10 bis 12.00 Uhr. Kann man sich einen besseren Einstieg in die Woche vorstellen als Wein zu verkosten?



Eingeladen hatte die DOP (Denominacion de Origen Protegida) Pla i Llevant, eine der beiden Weinorganisationen Mallorcas. Pla i Llevant bildet die Weingüter des südöstlichen Bereiches der Insel ab: Von Algaida, Ariany, Artà, Campos, Capdepera, Felanitx, Llucmajor, Manacor, Maria de la Salut, Montuïri, Muro, Petra, Porreres, Sant Joan, Sant Llorenç des Cardassar, Santa Margalida bis Sineu y Vilafranca de Bonany. 72 Weinbauer und 13 Weingüter aus dieser Region sind in der Pla i Llevant registriert und produzieren auf insgesamt 440 Hektar Fläche hoch dekorierte Weine für die Insel selbst – als auch immer mehr für den Export.

Von denen im Jahr 2017 auf Mallorca produzierten 13.990 Hektolitern Wein sind immerhin 1352 Hektoliter jenseits der Insel getrunken worden. Obwohl im Vergleich zum Vorjahr (aufgrund der Wetterbedingungen im Frühjahr 2016) bei 10,4 % weniger Traubenertrag in der Folge 17,5 % weniger Wein produziert wurde. Dennoch war 2107 für die Winzer der Insel, wie sie sagen, ein erfolgreiches Weinjahr: in der Qualität der Weine selbst konnten sie zulegen.

Einige dieser Produzenten stellten sich uns – und natürlich ihre Weine vor – die sie mit viel Liebe, Arbeit und mallorquinischer Sonne in die Abfüllung gebracht haben.



Ganz bewusst hatte ich einmal ein Erlebnis mit mallorquinischem Wein, als ich meine Mutter, die damals auf der Insel lebte, besuchte und wir in einem Restaurant einen Rosato bestellten und uns der Kellner einen Traumtropfen aus dem Keller brachte. Im Grunde danach nie wieder so einen Rosé getrunken. Rund, fruchtig – mit enorm viel Sonne und Stärke im Abgang. Wir haben später versucht diesen Rosé irgendwo zu kaufen. Ohne Erfolg. Rückfragen im Restaurant haben ergeben, dass diese Flasche bei ihnen die letzte war und den Winzer würde es nicht mehr geben.

Das war rund um 2000 und tatsächlich war es damals auch im mallorquinischen Handel auf der Insel gar nicht so leicht Wein de Insel einkaufen zu können. (Jenseits von Mallorca schon einmal gar nicht.) Der Mallorquiner produzierte vorrangig für den Eigenbedarf, eigekauft wurde direkt beim Erzeuger. Flaschenabfüllung schien ein eher seltenes Ding. Ich erinnere die wundervolle Lammkeule in Sineu im Ratskeller. Damals hatte der Bürgermeister der Stadt dort ein Restaurant, wo in riesigen Öfen in großer Menge fantastische Lammkeulen zubereitet worden sind. (Ich hoffe, das ist noch immer so – ich war halt lange nicht mehr dort.) Ein Muss bei jedem Marktbesuch. Der Rotwein dazu war fantastisch. Er kam direkt aus dem Fass. Die Kellner guckten immer erstaunt, wenn wir darum baten, ein, zwei Flaschen abgefüllt mitnehmen zu dürfen. Setzten dann aber alle Hebel in Bewegung, um überhaupt eine Flasche für die Abfüllung finden, um unseren Wunsch zu erfüllen. Dieser Wein war am gleichen Abend auf dem Patio der kleinen Finca meiner Mutter noch sehr gut trinkbar. (Wenige Tage später schon stand er geschmacklich dem Essig ganz nahe.)



Über die nun fast 20 Jahre hat sich sehr viel verändert. Mallorca wurde als Weininsel neu erfunden von seinen Produzenten. Altwürdige Winzerfamilien haben ihr Produkt völlig neu entdeckt, entwickelt und zu einer neuen weltweiten Akzeptanz voran getrieben. Die Winzer der früheren Generationen zogen noch von der Insel auf das Festland, um dort ihre Erfahrungen bei anderen Winzern zu sammeln und brachten weiße Trauben wie Chardonnay, Riesling und Moscatel und rote Trauben, wie Merlot, Syrah und Cabernet Sauvignon mit zurück zu den Trauben ihrer Heimat und kreierten völlig neue Weine. Deren Nachfolger, die neue Generation sind junge Winzer, die ihren Beruf studieren und als Önologen auf die Insel zurückkommen. Die sich sehr bewusst entschieden haben, wieder auf dem Feld arbeiten zu wollen. Die den zum Teil als unfruchtbar geltenden Gegenden der Insel sehr gute Trauben abtrotzen. Die sich für den Anbau der mallorquinischen Ur-Trauben wie Giró Ros und Prensal Blanc, Macabeu (letztere zeichnet sich als die Traube für den Cava aus) für Weißweine und Manto Negro, Callet und Porcentaje für die roten Weine engagieren, besonders deren Anbau revolutionär verbessert haben und mit neuem Selbstbewusstsein nun auch Trauben ohne Verschnitt abgefüllt in die Welt entsenden.

Aber auch viele Spanier vom Festland kommend, haben sich mittlerweile in die Weingebiete Mallorcas eingekauft und produzieren nun mit Hingabe fantastische Tropfen.

Es war also eine Freude an diesem Montag mit – in dem wetterbedingt sehr netten April dieses Jahr – mit Temperaturen, die dieses Spanien nicht so sehr vermissen ließen (anders gesagt, wir hatten deutlich besseres Wetter in Berlin als die Balearen es zu dieser Zeit erlebt haben), viel über mallorquinischen Wein zu lernen. Sich mit all den charmanten Winzern zu unterhalten, deren Familiengeschichte zu lauschen und ihre mitgebrachten Tropfen zu verkosten.

Dabei bin ich zwei Tropfen begegnet, die ich Euch wirklich nicht vorenthalten möchte. Vor allem jenen von Euch, die gerne einmal nach einem Eiswein schielen, als Aperitif den süßen besonderen Einstieg schätzen oder einem süßen Digestif nicht abgeneigt sind, nur empfehlen kann.

Diese beiden in Berlin vorgestellten Dessertweine von Malle haben mich wirklich sehr begeistert. Das mir, die bei Wein eher trocken bevorzugt und selbst nach dem Essen wohl auch eher noch einen kühlen trockenen Cava trinken möchte.

Auf Mallorca kann man – aus durchaus nachvollziehbaren Gründen – keinen Eiswein produzieren. Hier lässt man hier für diesen besonderen Tropfen die Trauben länger an den Trauben hängen und erntet erst zum Ende September hin, wenn die Regenzeit beginnt. Die Trauben werden dann im Hof ausgebreitet, wo sie noch weiter unter der intensiven Sonne weiter trocknen dürfen, um ihre besonders hohe Süße auszubilden und wo man sie, sobald eine der ersten Regenhuschen die Insel heimsucht, die zu dieser Zeit nur kurz ausfallen, schnell mit einer Plane abgedeckt, um direkt danach der weiteren Sonnenkraft preisgegeben zu werden.

Der erste Dolç de Sa Vall von Vins Miguel Gelabert, ein Moscatell, der geschmacklich wirklich ganz einzigartig daher kam, mit einem Aroma von intensivem Earl Grey und mir sofort ein paar bonfortionöse Dessertideen vor dem geistigen Auge erscheinen ließ. Dieser Wein wird ohne zugefügtem Zucker bzw. Alkohol produziert und nur in den besten Weinjahren in sehr kleiner Menge produziert. Ein ganz besonderer Tropfen - interessanterweise der günstige aus deren Linie von immerhin vier Süßweinen der Gelaberts. Sehr besonderer Wein.



Der Dolç de Port – ein im Stil von Portwein aus Pinot Noir-Trauben produzierter Süßwein – darf auch empfohlen werden. Schon im Trockenstadium von Rosinen angelangte Trauben werden für ihn verwendet, der Wein reift bis zu 24 Monate in drei bis vier Jahre alten französischen Eichenfässern.

Nicht unterschlagen darf ich – aus offensichtlichen Gründen – diesen Wein:



Son Moix Blanc aus Giró Ros und Chardonnay. Der Wein von sehr ausgesuchten Trauben wird auf Hefe zehn Monate in französischen Eichenfässsern fermentiert. Ein Wein, der gut durch den Abend begleitet. Auch dieses Bodega produziert nach drei Jahrzehnte nach ihrer Gründung 1985 in familiärer Tradition. Der Son Moix Blanc ist eine Schöpfung vom Junior und Önolgen Miguel Gelabert.

Alle Weine können direkt online bei Vins Miguel Gelabert bestellt werden. Oder man fährt direkt hin! Die Bodega der Gelaberts liegt in Manacor – und man kann dort auch seinen gesamten Urlaub verbringen. Einfach klimatisierte Unterkünfte mit Küche und Pool sind vorhanden.

Mallorquinische Weine, sind Weine, die an Ehrlichkeit und Intensität wirklich gar nichts vermissen lassen.


Der zweite Dessertwein in den ich mich gleichfalls verguckt habe, von der Bodegas Borday – und das hat man wahrlich nicht so oft – ist ein aus der Merlottraube geschaffener süßer Wein. Sa Rota Dulce! Tiefrot, fast schwarz, sehr intensiv im Geschmack nach Frucht wie Pflaume und Feige schmeckend. Ein Wein der noch ganz lange bei einem bleibt im Geschmack. Angebaut in einer der unfruchtbarsten Zone Mallorcas: Llucamajor. Hier wird auf sandigem Schluffboden im kalkhaltigen Untergrund angebaut, Düngung erfolgt ausschließlich organisch, um möglichst umweltfreundlich produzieren zu können!

Die Weine, die ich von der Bodegas Bordoy verkostet haben, waren allesamt besonders. Neben dem Dulce war ich besonders vom fermança Rosat angetan. Hier schmeckt man die Besonderheit der Callet, diese Traube erinnert viel an Zitrusfrüchte mit einem Hauch Harz, der Wein ist trocken – für einen spanischen Rosat erstaunlich hell in der Farbe – und gut gekühlt der richtige Sommerwein. Wer auf der Insel ist, sollte dieses Weingut besuchen – das übrigens auch für Firmenincentives, Hochzeiten oder sonstige Feierlichkeit zu mieten ist.

Die Weine der Bodegas Borday können über den Onlinehandel bestellt werden. Bestellt am Besten gleich noch die anderen Weine der Sa Rota-Reihe oder den Terra de Marès zur Probe mit – falsch machen kann man beim mallorquinischen Wein nun wirklich gar nichts!

2015-09-24

Kleine Dankbarkeiten

Diese Woche beim perfekten Dinner, Menschen aus Deutschland, die nach Mallorca ausgewandert sind und nun dort kochen. Eine angenehme Truppe, Menschen, die zu den normalen bodenständigen Aussteigern zählen. Ich erinnere da eine andere Formation im gleichen Format als Mallorca schon einmal Thema war vor einigen Jahren.

Dann sieht man natürlich Aufnahmen vom Land, dem Meer, der Natur, Sonnenuntergänge. Alles, was diese Insel so besonders macht, was genau gar nichts mit diesem Ballermann-Klischée zu tun hat. Und ich denke natürlich, die haben es gut, obwohl ich genau weiß, wie wahnsinnig schwer die es teilweise dort haben werden. Denn ich weiß, wie hart der Kampf ist – wenn Du dort nicht mit einem riesigen Polster finanzieller Absicherung im Hintergrund dort Dein Glück suchen kannst. Aber die äußeren Umstände und das berühmte „Tranquillo”, machen Vieles wett.

Und dann bin ich beim Zugucken einfach dankbar, dass sich meine Mutter damals ihren Traum erfüllt hatte und diesen Weg – für einige Jahre – auf die Insel gegangen ist und dort eine glückliche Zeit lebte, von der sie noch bis an ihr Lebensende zehren konnte. Und dass sie nun dort ist.

Alles gut!

2009-12-15

Salz ins Meer tragen



Wir kennen Salz, begegnen ihm täglich. Konsumieren es bewusst, weil wir es selbst in unser Essen geben, um dessen Geschmack aufzuwerten oder um es überhaupt erst zu produzieren. Rohschinken ohne Salz? Undenkbar, weil er weit vor seiner Reife ohne Salz bereits verschimmelt wäre. Die Rinde vieler Käsesorten wird während der Reifung immer wieder mit Salzlake eingerieben, um sie haltbarer zu machen. Das Salz wandert auch in den Käse und gibt ihm sein Aroma. Oliven ohne Salz? Wären zwar farbenreich, dennoch recht farblos im Geschmack.

Und auch frisch zubereiteter Fisch, selbst wenn er ganz frisch aus dem Meer stammt, bekommt mit Salz erst den letzten Schliff.





Unbewusst wird uns das Salz zugeführt, weil die Food-Industrie es in nicht unerheblicher Menge in Zutaten gibt. Dieses Salz ist unsichtbar, raffiniert, im Übermaß gefährlich. Ein Industriestoff, der wenig taugt. Und dann gibt es die natürlichen Salze, Salz vom Stein geerntet oder das Salz aus dem Meer, das sehr konzentriert ist und oft in Handarbeit geschöpft wird, das Fleur de Sel (frz.) oder Flor de Sal (span.) Dem Fleur de Sel fehlen die Bitterstoffe seines industriell produzierten Pendants. Es ist im Vergleich zum Steinsalz oft reich an Calcium und Magnesium und hat daher einen eigenen Geschmack, den Gourmets sehr schätzen. Man nimmt nur wenig und gibt es erst nach dem Kochgang auf die bereits angerichtete Speise, damit die kleinen feinen Kristalle das Essen schmücken wie kleine Diamanten. Eine Scheibe von gutem frischen Brot mit feiner Butter bestrichen und eine Prise Fleur de Sal darüber gestreut – ein kleines gustatorisches Glück dieser Welt, das beileibe wohl kein Marketing benötigt um zu überzeugen!



Eines der reinsten Salze in Europa wird übrigens auf Mallorca geerntet. Hier nennt man es Flor de Sal und das „Flor de Sal d'es Trenc“ gilt als eines der reinsten Produkte und stammt aus „Ses Salines“, einer kleinen im Süden der Insel gelegenen mallorquinischen Gemeinde.



Und eine der Produzentinnen des Flor de Sal d'es Trenc ist Katja Wöhr von Gustomondial. Katja habe ich im Februar während meines Aufenthaltes auf Mallorca zu einem Interview getroffen – und bin einem beeindruckendem Beispiel von Authentizität begegnet – in ihrer Person, in den Produkten, die sie entwickelt und produziert und in der Art und Weise, wie sie ihr Salz vertreibt. Direkt und mit Bedacht. Bevor ich sie traf, habe ich mit Freunden an einem wunderschönen Ausflugstag Tag „Les Salines“ besucht. Im Frühling ein wundervoller stiller Ort mit einer beeindruckenden Landschaft, saftig grün noch so kurz nach den Wintermonaten.



Katja lebt in Sóller, recht weit entfernt von ihrer eigentlichen Schaffenswelt dem Meer, in den Bergen, die Mallorca auch zu bieten hat. Wir haben uns beide kurzfristig in Sóller verabredet und ich habe mir die einstündige traumhafte Anreise mit dem „Roten Blitz“ von Palma aus gegönnt, durch das Land das im Februar natürlich voller prächtig behangener Orangen- und Zitronenbäume geschmückt ist. Vorher begegnete ich noch einem unverhofften Stück Bäcker-Marketing. Der Zug ging früh und ich hatte meine Unterkunft ohne Frühstück verlassen und kaufte mir unterwegs eine Tarte mit Apfel und wunderte mich natürlich sehr, warum die Verkäuferin das Gebäck mit kleinen Holzstückchen „garnierte“. Später fiel mir auf, dass im Gegensatz zu derartigem Gebäck in Deutschland verpackt, wenn üblicherweise das Papier gerne auf die Früchte gedrückt eine schwer zu sortierende Einheit ergibt, die Früchte und Marmelade dank der Sticks unberührt waren von der Verpackung. Ich konnte ein unbeschädigtes Törtchen mein Frühstück nennen: Zahnstocher. Eine einfache Freude.





In Sóller holte mich Katja pünktlich vom Bahnhof ab und da mir nach Kaffee war, ihr der Kaffee in dem Bahnhofscafé nicht gut genug schien, lud sie mich in ihr traumhaftes gerade frisch restauriert und renoviertes Häuschen ein, das mit eines der schönsten Häuser ist, welches ich auf Mallorca gesehen habe. Klein, hell, farbenfroh, wundervoll eingerichtet, umgebaut nach ihren Ideen. Bevor wir uns zum Kaffee und Gespräch setzten, durfte ich mir meine erste Orange direkt vom Baum selber pflücken und genießen und mich an der großzügigen, praktisch-schönen und trotzdem unspektakulär eingerichteten Küche erfreuen.



Dann sprachen wir über Salz, stundenlang. Wie Katja, gebürtige Schweizerin, nach jahrelanger Arbeit im Tourismusgewerbe rund um die Welt gereist, ausgebrannt einfach für einen langen Zeitraum an einem Ort bleiben wollte und einen schlecht bezahlten Wasserträgerjob auf einem französischen Golfplatz angenommen hatte, um sich wieder körperlich zu spüren und den Kopf frei zu bekommen. Dabei hatte sie die Idee Salz schöpfen zu wollen und da die Salinen der französischen und spanischen Festlandküste ihr nach diversen Umweltkatastrophen und am Meer angesiedelter Industrie nicht rein genug waren, entschied sie sich für das alternative Schöpfgebiet von Mallorca. Einen ungewöhnlichen Weg ist Katja gegangen, denn sie mochte die Insel am Anfang so gut wie gar nicht – die Liebe zum balearischen Eiland kam erst mit der Arbeit. Das Wissen um das Salz und seine Produktion folgten erst nach der Idee – in einer denkbar kurzen Zeit, die zwischen Idee, Umzug und Umsetzung bis hin zur Produktion lag.



Wer Katja Wöhr trifft, trifft auf eine Urgewalt von Energie. Positiver Energie. Es ist kein bisschen schwer sich vorzustellen, wie sie in sehr kurzer Zeit ihre Geschäftsidee in die Tat umgesetzt hatte, das wenig verfügbare Kapital in die Produktion der fast schon als Schmuckdose zu bezeichnenden Behältnisse. Sie gewann mit ihrer Idee den spanischen Innovationspreis für Neugründer und entwickelte mit einem befreundeten Koch Rezepte für ihr Salz und entwarf eigene Kompositionen, in dem sie dem Flor de Sal d’es Trenc natural später reine Hibiskusblüten, Rosenblüten, Oliven oder Kräuter unterjubelte. Später folgt die traumhafte Mischung Sri Lanka und einmal im Jahr werden besondere Salz-Editionen geschaffen, limitiert nur in kleiner Stückzahl produziert – beispielsweise mit Orange und Chili oder Limone mit Lavendel. Natürlich alle Zutaten aus biologisch einwandfreiem Anbau, fair gehandelt.



Sie freute sich sich ungemein in diesem Jahr zum ersten Mal wieder selbst die Salzkristalle ernten zu können. Nach der Geburt ihrer Tochter wollte ihr Mann sie nicht mehr in die Salinen gehen lassen. Dabei lebt sie so offensichtlich von und für den Prozess der Ernte „ihres Salzes“ und scheint ihre Energie aus diesem Erleben einer kurzen aber sehr arbeitsreichen Zeit im Jahr zu ziehen. Sie hat Ideen und die werden sie auch irgendwann von der Insel und dem Salz wegbringen. Diese Frau ist vermutlich auf dem Zenit ihres beruflichen Erfolges und so ungewöhnlich entspannt dabei, weil sie weiter gehen will.

Irgendwann mussten wir los, ihre kleine Tochter von der Schule abholen – es war Faschingsumzugszeit. Wir liefen durch Sóller und trennten uns, leider. Ich blieb zurück mit einem Sack voller wundervollem Salz, dass aufwändig in mehreren Vorgängen getrocknet wurde und mit einem Rechen in der Abendsonne vorsichtig vom Sel gris getrennt geerntet wird.



Das Fleur de Sal d’es Trenc selbst entsteht nur in der heißen Sommerperiode im Juni und Juli, im August ist es Katja schon zu unrein, an windstillen Tagen. Dann trocknen die Salzblumen auf dem Wasser, bilden eine hauchdünne Schicht, die vorsichtig am Abend in der untergehenden Sonne abgehoben wird. Später ins Lager transportiert, getrocknet und vorsichtig mit den Gewürzen versetzt verpackt wird. Eine ganze Jahresproduktion in knapp zwei Monaten. Wenn Katja von der Schwere aber auch der Schönheit dieser Arbeit in besonderer Atmosphäre spricht, möchte man direkt zur Erntezeit einen Flug buchen und mithelfen.

Sie hat Arbeitsplätze geschaffen mit ihrer Idee auf dieser Insel als Fremde.

Sie ist dabei unglaublich bodenständig, und hat Ideen. Viele, Stillstand kann diese Frau nicht. Sie gibt ein Teil des Geldes, das sie verdient, wohlüberlegt in Projekte der Dritten Welt, Frauen dort dabei unterstützen, sich eine eigene Existenz dort aufzubauen. Es drängt sie aber nach ihrer Salzperiode in diese Richtung dort mehr zu tun. Sie lebt nach der schmerzlichen privaten und beruflichen Trennung von ihrem Ehemann mit ihrer kleinen Tochter in dem neuen Haus, plant zum damaligen Zeitpunkt ein Kochbuch mit Tim Mälzer, das diesen Sommer erscheinen sollte. Und sie verspricht dem jungen Nachbarshund im vorbeigehen fest in die Pfote, ihn am Wochenende mit auf die Wanderung in die Berge zu nehmen.



Katjas Flor de Sal d’es Trenc ist mittlerweile ein internationaler Erfolg. Sie passt genau auf, wo ihr Salz verkauft wird. Supermarktketten erhalten ihr Salz nicht. „Die killen das Geschäft der kleinen Delikatessenläden. Das aber sind die Läden, die mich am Anfang in meiner schwersten Zeit unterstützt haben und an mich geglaubt haben und mein Salz als erste verkauft haben.“ So einfach kann das sein. Bewusstsein für die Umwelt und die Anderen und damit auch der Verzicht auf das ganz große Geld um jeden Preis – auch das ist authentisches Marketing. Selten ist das geworden in unserer heutigen Zeit. Katja Wöhr ist erfolgreich damit geworden. Sehr erfolgreich.

Ich selbst liebe alle ihre Salzsorten, sie sind ein Genuß und sie verfeinern jedes noch so einfache Essen zu einem Gericht wie aus dem Märchen.



Es lässt sich übrigens zu Weihnachten verschenken, denn es ist zudem wirklich ansprechend verpackt – aber vergesst nicht: im Supermarkt bekommt Ihr es nicht. Nur in den kleinen besonderen Läden, diesen authentischen Läden. Dort gibt es auch den klug gekelterten Wein, der am Meer besonders gut schmeckt mit dem Salz auf den Lippen.



Das Salz ist also zurück. Mit uns am Meer.

2008-06-01

Pueblo Español de Palma de Mallorca

Seit einiger Zeit habe ich wieder Fernweh, was sich bei mir auch stark in einer Art Meerfernweh ausdrückt. Dann fehlt mir die Geräuschkulisse, das Kreischen der Dünenschwalben (Möwen) und dieser Blick auf den Horizont. Vermutlich denken gerade 97 % meiner Leser gerade: «Ich weiß genau, was Du meinst.» Der Rest geht vielleicht lieber wandern. Aber auch dafür ist Mallorca ideal: Wasser satt, Radsport sehr gut möglich und es gibt leichte bis sehr anspruchsvolle Wander- und Klettertouren en masse. Zumeist mit Sonne. Zurück zum Fernweh, Urlaub ist aus den bekannten Gründen nicht im diesjährigen Plan enthalten. So guckte ich alternativ gestern die Mallorca-Fotos von der Mama-Bestattungsreise im letzten Jahr durch – weswegen ich übrigens auch gerne wieder hinwollte, «ihren» Platz besuchen und einen Sonnteruntergang mit ihr dort haben. Dabei stellte ich fest, ich habe Euch ja noch gar nicht mit allen Fotos gequält.

Ein sehr komisches Erlebnis war meine Entdeckung vom Pueblo Español de Palma de Mallorca. Das fand ich auf meinen Weg am vorletzten Tag als ich das Castell de Bellver besuchen wollte. Andrea deutete mir das Pueblo Español in der Wegbeschreibung zwar irgendwie auch an, aber einen Tag nach der Asche-Übergabe war ich mit meinen Gedanken ziemlich planlos bis unaufmerksam unterwegs und schlicht nur auf die alte Burg fixiert.

Trotzdem stand ich irgendwann vor einer interessanten Anlage, die schön nach alt aussah, mit Türmchen, großen verschlossenen Holztüren, die riefen: «Komm‘ und enter mich!» (von Schiff entern, nicht vom Tastatur-Enter, wohlbemerkt.) Das Ganze die Neugierde weckend von der Außenwelt abgeschirmt und ich suchte und fand dann den Hintereingang, der, das sollte ich später noch lernen, mich davor bewahrte Eintritt zahlen zu müssen, wie es der Haupteingang von mir gewünscht hätte und dann wäre ich dort nicht hinein gegangen.



Und das war dann das Pueblo Español oder auch Poble Español:





Ein in sich geschlossenes spanisches Dorf, gegenüber dem Kongresszentrum von Palma gelegen, ein Projekt des spanischen Architekten Fernando Chueca Goitia, der auf einem Gelände von ca. 26 000 qm eine Art Architekturmuseum mit originalgetreuen Nachbauten bedeutender Gebäude aus ganz Spanien – in kleinerem Maßstab natürlich – errichtet hatte. Die Fertigstellung war 1967.



Aufgrund der Überpräsenz seines Namens denke ich mir, wurde eine Restaurierung vermutlich mit zum großen Teil wohl von Señor Matthias Kühn, seines Zeichens Mallorcas blonder Immobilien-Mogul mit hanseatischem Pass mitinitiiert. Kühn-Büro am Nebenbeingang, Kühn-Büro am Haupteingang. Bisschen viel Kühn für einen kleinen Ort für meinen Geschmack.



Und so schlich ich durch die kleinen Straßen und hörte: deutsch. Ich begegnete Menschen, die dort offensichtlich dem Ort anders zugehörig (also dort lebend) schienen als Touristen und sie sprachen: deutsch. Überhaupt, das ganze Areal merkwürdig aufgeräumt, sterbenslanweilig, dröge und irgendwie: deutsch.





Es ist eine wunderschöne Anlage. Wundervolle Details ohne Frage.





Die Kapelle birgt farbenfrohe wunderschöne Malereien. Aber dem «spanischen» Dorf fehlt das spanische Leben, die Lautstärke, der Trubel. Die Atmosphäre war lahmarschig gediegen und irgendwie: deutsch.





Nun war ich mittags da, hatte den Vorteil Fotos ohne Menschen darauf anfertigen zu können, es mag sich zum Nachmittag hin mehr dort tun. Aber was will man von einem Platz erwarten, wo Menschen per se ausgeschlossen sind, es sei denn, sie zahlen Eintritt, um dann am Platz in den etwas teureren Gaststätten den Café con leche zu sich zu nehmen? Geht dort wirklich noch der Mallorquiner hin?



Mir fiel auf, dass an dem Ort etwas nicht stimmt (da hatte ich noch gar nicht alle Informationen über das Pueblo und bin noch nicht der zweiten Kühn-Representanz begegnet), als ich – und ich will auf Mallorca immer und überall Café con leche trinken – dort keinen zu mir nehmen wollte. Mir war das alles zu schickimicki. Die Infrastruktur bestand aus ein paar Souvernir-Läden mit Preisen, die man «Downtown» in Palma mehr als lässig unterboten bekam. Wenigstens hatte man noch nicht vergessen, noch ein paar Mallorquinerinnen zu installieren als Verkaufspersonal, damit die deutsche Übernahme nicht zu penetrant ins Auge fiel.



Ich muss aber sagen, in der Tat ist mir dort die grandioseste öffentliche Toilette begenet, die ich je betreten durfte. Nicht unweit von Kühns-Büro. Natürlich.




Also wenn Ihr vor Ort seid, guckt es Euch an, die Architektur ist sehenswert, die gesamte Anlage selber ist wunderschön. Macht euch im Zweifelsfalle schick, als sehr leger gekleideter Tourist in FlipFlops könnte man sich da schon fast etwas unwohl fühlen. Aber setzt Euch im Zweifelsfall Euren MP3-Player auf und lasst eine spanische Fassung irgendeiner Hereos-del-Silencio-CD spielen oder den spanischen Sprachkurs, denn ansonsten wird dort nämlich «deutsch gesprochen!»

(Dem Link (oben bereits verlinkt) können die nachgebauten Architekturen mit Lageplan entnommen werden.)

2007-10-13

Castell de Bellver de Palma de Mallorca



Am Tag nach dem Abschied von meiner Mum wollte ich endlich mal mit der alten Bahn von Palma nach Sóller fahren und dort den Botanischen Garten besuchen – der hatte aber Montags zu. Also bin ich in der Stadt geblieben und habe mir auf Anraten von Andrea den Weg zum Castell de Bellver erkämpft. (Und bin auf dem Weg dahin noch über das Poble Espanyol gestolpert, aber dazu ein anderes Mal mehr.)



Das war ein sehr schöner Tag, so wie ich das liebe. Einfach durch die Gegend schleichen mit der Kamera, irgendwo ein Ziel zu haben, dem Rest aber Raum geben und sich Zeit nehmen. Die Gegend Palmas westlich von der Kathedrale und Museu es Baluard ab dem Place Pont ist zu großen Teilen eine Villengegend auch mit altem hochherrschaftlichen Hausbestand. Eine charmante Ecke. Tatsächlich kann man von Palma zum Schloss laufen, sofern man gerne wandert und gut zu Fuss ist, es sind nur ca. 3 km. Das Schloss erreicht man aber erst nach einem Bergaufstieg, denn es liegt 137 m über dem Meeresspiegel. Das geht via Stufen, vielen Stufen.



Ich aber bin von der Camilo Jose Cela durch den Parc de Bellver aufgestiegen. Traumhaft – ein Pinienwald, der ein wenig vor der gleissenden Sonne schützt und man trifft in der Woche tagsüber keine Menschenseele.





Nach dem mit schnellem Schritt in ca. 30 Minuten zu bewältigendem Spaziergang steht man dann vor dem Schloss, mit hochrotem Kopf und Schweissflecken unter dem Arm. Daran erkennt man auch die anderen Kämpfer gleichen Standes, denn die Bustouristen sehen sehr schnicke und entspannt aus, haben aber dafür im Schnitt allerhöchstens 45 Minuten das Schloss und die Aussicht zu besichtigen. Wie man's mag. Mir ist dort jedenfalls erstmals wieder bewusst geworden, dass dieser Bustourismus ja wirklich Herdentrieb modernster Form ist. Sehr schräg.



Das Schloss Bellver wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts als Sitz für Jaime II in «nur» 40 Jahren gebaut. Der Mann hatte Tuberkolose und wollte dort die gute Luft genießen, konnte aber dann doch nur noch 18 Monate selber dort leben bis er starb. (Fällt Euch auch auf, wie unglaublich optimistisch die damals drauf waren?) Danach war das Schloss Festung und Sitz für die folgenden Könige, im Laufe der Jahrhunderte Gefängnis, bot im 17. Jahrhundert Schutz vor der Pest (zu der Zeit wurde es auch komplett mit Fackeln geschwärzt, seine ursprünglich helle Farbe erhielt es erst im letzten Jahrhundert zurück) und beherbergt heute ein Museum, dass die kulturelle Geschichte Spaniens und Mallorcas präsentiert. Konzerte werden dort ebenfalls gegeben, das muss wunderschön sein.





Merkwürdigerweise so oft ich nun auf Mallorca war in den Jahren, die meine Mum dort lebte und wir wohnten ja immer in bzw. nicht weit von Palma entfernt, war ich noch nie in dem Schloss. Wir hatten das nie auf unserem Tourenplan und ich weiß noch, dass ich da oben stand und dachte „Schade, dass ich hier nie mit Mum war.“ Dann fiel mir ein, dass sie ja nun für immer auf der Insel ist und frei und plötzlich war sie im Gefühl dabei und nahe. Das war noch einmal ein inniger Moment zum Vortag in dem ich spürte, ich hab's für sie richtig gemacht. Kurz so ein bisschen Glück im Bauch gefühlt.





Die Aussicht vom Schloss ist grandios und dafür auch weltberühmt. Ein Blick auf Pinienhaine, das Meer, den Hafen von Palma



und Palma natürlich selbst –



hat etwas sehr Großartiges (und im Hinterkopf wie immer der ewig wiederkehrende fassungslose Gedanke, wie haben die das damals nur geschafft?) Da oben zu stehen, einfach nur gucken und genießen, stundenlang – danach geht's einem gut, richtig gut. Mag auch daran liegen, weil man die pure Sonnendusche erhält.



Die Besonderheit am Castell de Bellver (Bellver steht für «schöne Aussicht»), es ist ein Rundschloss, das einzige dieser Art in Spanien und die einzige runde Festung in ganz Europa. Das findet sich in allen Bauelementen wie die Umrandung und wie oben zu sehen in den Gräben wieder.



Es wird von vier Türmen begrenzt, drei liegen direkt am Rondell an,



ein vierter und höherer Ehrenturm, der «Donjon» steht leicht abseits und kann nur über eine Brücke vom Hauptschloss erreicht werden.



Das Schloss hat drei Ebenen. Im unteren Bereich,



der von außen und innen begehbar ist sieht man außen die Gräben, im Innenhof stehen Skulpturen, geringfügige Kampfmittel (Kanonentechnik finde ich heute noch faszinierend), ein stillgelegter Brunnen und in den Innenräumen kann man das Museum besichtigen.







Auf der zweiten Ebene



ist der Innenbereich sehr ursprünglich eingerichtet, um ein Gefühl für das Leben in der damaligen Zeit zu bekommen und man trifft hübsche Männer (den für mich sehr lehrreichen Innenspaziergang machen wir ein anderes Mal, Ihr werdet staunen was Ihr mit mir über die Mallorquiner lernen werdet!).





Grandios dann der Aufstieg auf die oberste Ebene,





die rundrum den freien Blick auf Mallorca bietet und architektonisch sehr gelungen ist.





Faszinierend: in einem der alten Aufbauten im unteren Bereich sind die öffentlichen Toiletten untergebracht, da sitzt man mittenmang der Stellwände (erstaunlich modern und apart für so eine Installation für Notdurften), blickt hoch um zu registrieren, dass man gerade unter jahrhundertalten Gotikdecken uriniert. Das war wirklich ein sehr sehr schräger Moment.



Alles in allem ein wirklich wunderschöner Ort auf dieser unseren Erde. Wer es auf die Insel einmal schafft, sollte sich den Weg dorthin nicht entgehen lassen. Aber nehmt Euch Zeit und Muße dafür. Und nun hätte ich von Euch jetzt bitte ein oder gerne mehrere beindruckte «Ahs» und «Ohs» gehört, gelesen, gefühlt, weil ich es geschafft habe auf den allermeisten Fotos keinen Menschen zu fotografieren, was ein wirklich harter Job war und so mancher Tourist (Busmassen!) leider den Rest des Tages von meinen Miniflüchen begleitet wurde.