Irgendwann mußte auch ich kapitulieren und bin mit Frau Antsche zum Yoga gegangen. Nun, wie viele hatte ich Angst vor dem ganzen Esoterikschmus, den die Yoga-Welle Qi-mässig ummantelt, ihr ahnt das schon … die spielen ja auch nicht Audioslave und so während der Entspannungsphasen. Wenn man schon als knapp Sechsjährige mit dem Buddhismus bekannt gemacht wurde wie ich, weil's Mums neuem Lebensmuster entsprach, dann hat man die Kapitel: „die Suche nach dem ich“, die Relevanz vom „Leben im Hier und Jetzt“, das „Prinzip von Ursache und Wirkung“ und das Thema Räucherstäbchen ganz knapp nach der Muttermilch aufgesogen und später altklug bis weise auf die Freundinnen, wann immer sie dann mit 13 (die Frühreifen) oder 35 (die Spätzünder) Joints, Haareschneiden nach dem Mond, Hennahaarfärbung respektive Tattoos begegneten und als neue Lebensform empfanden, milde herab gelächelt und sie aber trotzdem ganz doll lieb gehabt.
Also Frau Antsche und ich sind zum Yoga. (Kleine Ablenkung vom Thema: ich schwöre seitdem darauf! ) Neben viel Spaß, einigen „Ohms“ und schon gut klingenden Mantras, harter körperlicher Arbeit und abschließendem Abhängen auf der Matte, gab's vor und nach der Stunde immer lecker Teechen. Einmal habe sie Ingwertee zubereitet. Den fand ich geschmacklich großartig, weil Ingwertee so eine zitronige Note hat und leicht scharf schmeckt. (Ja, gelegentlich mahle ich frischen Pfeffer in den Teebeutel und röste den leicht in der noch leeren Kanne über der Kerze. Tee im Abgang scharf wie Schote: da stehe ich drauf!) Das Beste an dem Tee war aber: Ich bin abgegangen wie Nachbars Lumpi. Also nicht im Sinne sexueller Aktivität … obwohl … . Nö, erst mal hatte ich an dem Abend nach dem Kurs während der Entspannungsübung meine erste Bewußtseinsspaltung vom restlichen Körper: Schweben und raustreten ist schon cool. Und den Rest des Abends war ich zwei Sekunden vor hyperaktiv. creezy bei 180 km/h im Hamsterrad: göttlich!
Dazu muß ich erklären, ich bin Hypotonikerin, d.h. mein Blutdruck befindet sich jenseits der Normalwerte Richtung Kellergewölbe (noch eins tiefer: Gruft-Niveau). Bei mir heißt 'normal': 60/40. Was oft recht lustig ist, weil mich Ärzte nach dem Blutdruckmessen a) spätestens jetzt das erste Mal bewußt wahrnehmen und b) sie immer erstaunt hochgucken, ob da nicht ein scheintoter Zombie vor ihnen sitzt. Hypotonie wird von den Krankenkassen und sonstigen Medien nicht als Krankheit akzeptiert, weil sie natürlich keine Schlaganfallgefahr mit sich bringt. Andererseits ist es auch nicht witzig als Hypotoniker auf all‘ die Menschen gucken, die nicht schon vom Aufstehen völlig ermattet sind und ständig voller Energie sprühen. Deswegen haben Hypotniker auch schneller Depressionen. Klar, kann man Pillchen zum Anheben des Blutdruckes schlucken – nur der geborene Hypotoniker fühlt sich bei einem künstlich erzeugten Normalwert von 120/80 als würde der Kopf platzen. Was kein sehr feines Gefühl ist. Mittlerweile kippe ich nicht mehr so oft aus den Latschen wie früher (allerdings sind lange heißen Wetterperioden immer eine Herausforderung für mich). Regelmässiger Sport bringt eine gewisse Besserung; 75/50 ist auch ja nicht sooo schlecht.
Und genau hier kommt der Ingwertee ins Spiel: Der richtet bei mir genau das an, wofür andere Menschen teures Speed kaufen. Aber es fühlt sich noch angenehm an. Und soviel Vergnügen für ein ca. 1,5 cm Stück frischen Ingwer (an der glänzenden Schale zu erkennen), von dem man die Schale leicht abschabt (Schälen nicht nötig, verschenkt zuviel vom guten Fleisch), in Scheiben schneidet in einen Liter kochendes Wasser gibt und ihn darin ca. 5-7 Minuten sieden lässt. Den Tee durch ein Sieb gießen, den Ingwer auffangen (ihn im Wasser lassen, macht den Tee bitter) – fertig. Schmeckt warm als auch kalt – hat mir sehr im Sommer durch die heiße Zeit geholfen in der die Hypotoniker schneller als sonst umkippen.
Ich darf nur nicht zuviel davon trinken, weil ich von diesem Tee schnell abnehme. So ist es mit diesen Heilpflanzen, sie haben neben ihren positiven Wirkungen eben auch im Zweifelsfall gegenteilige. Einem Menschen mit Bluthochdruck möchte ich Ingwertee eher nicht empfehlen. Wer immer aber Ingwergeschmack mag und zwischendurch ein bisschen auf Wolken gehen möchte: ran an den Gemüsestand! Dat fetzt!