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2024-11-19

Ich hätte gerne eure Aufmerksamkeit: Für Crumble Bee

Eine sehr gute Freundin von mir lag vor vielen Jahren für eine ausführlichere Diagnostik im Krankenhaus. Die Mitpatientin in ihrem Zimmer erhielt eine letale Diagnose, erschreckend kurzfristig von den Ärzten datiert und leider sollten sie Recht behalten. In den nur wenigen Wochen ist meine Freundin damals eingesprungen, hatte sich um die Patientin, den Hund der Patientin und die völlig überforderte Familie dieser Frau gekümmert.

Und fand so in der Folge ihre Bestimmung in der Hospizbetreuung, teilweise ehrenamtlich, teilweise in Anstellung. Dabei hat sie sich schwierigeren Themen angenommen, nämlich todkranken Menschen mit zusätzlich schwerer Drogensuchtproblematik zu begleiten. Übrigens, zusammen mit ihrem grandiosen Hund, der seine Berufung als Therapiehund vom ersten Tag gefunden hatte. Der Rest ist Geschichte.

Vor fünf Jahren hatte sie, Katrin, gemeinsam mit ihrer Kollegin Birgit, die Kindertrauergruppe in dem Gemeinschaftshospiz Christopherus in Berlin (Havelhöhe) gegründet. Die Notwendigkeit lag und liegt auf der Hand: Es sind im Hospiz nicht nur die schwerkranken Menschen, die begleitet werden. Es sind die Familien mit Kindern, Freunden, die den letzten, nicht immer einfachen Weg ihrer Angehörigen dort mitgehen. Nicht viele Erwachsenen können selber mit dem Abschied, dem Sterben umgehen, wie sollen sie Kindern bei der Verarbeitung gut begleiten können? Diese Kinder haben einen Elternteil verloren, vielleicht die Schwester oder den Bruder, die Großeltern oder die beste Freundin oder den besten Freund. Oder sind noch in der langen Phase, dass sie zurückgelassen werden, müssen diese aushalten. Irgendwie.
Sie bleiben oft zurück in ihrer eigenen Welt. Traurig. Trauernd. Manchmal sprachlos, manchmal aggressiv. Nicht selten mit großen Schuldgefühlen. Und mit Fragen. Wie wichtig es ist auf Menschen zu treffen, die sich in ihrer Sprache mit ihnen unterhalten können, sich mit (mehr oder weniger) Gleichaltrigen zu treffen, die auch Sterben erleben mussten, lässt sich leicht vorstellen. Die Erlebnisse und Gedanken teilen, aber genauso nur eine gute Zeit gemeinsam zu erleben – vielleicht sogar fröhliche Zeiten, weil zwischendurch unbeschwerte Momente gelebt werden – jenseits eines trauernden Zuhauses und Umfeldes, das kann heilsam sein. Kind sein zu dürfen, auch fröhlich, mit dem ganz individuellen Schmerz in einem gemeinsamen Umgang in der Trauer.

Das ihnen zu ermöglichen, haben sich Katrin und Birgit zu ihrer Aufgabe gemacht, erst in einem kleinen Rahmen. Inzwischen ist die Kindertrauergruppe gewachsen. Leider. Ungefähr 25 Kinder (in fast jeder Altersstufe) werden von ihnen aktuell begleitet. Und: Die Warteliste ist lang. Denn sie begleiten nicht nur Kinder, deren Familienangehörige in o.g. Hospiz gegangen sind – sondern sie sind offen für alle trauernden Kinder. Manchmal ist ein Elterteil selbsbestimmt gegangen, manchmal durch einen schrecklichen Unfall unvermittelt aus dem Leben gerissen worden. Es ist eine bezirksoffene Kindertrauergruppe in Berlin. Sie gestalten ihre Zeit miteinander, hören zu, lassen die Kinder sein. Beide Frauen haben inzwischen auch die notwendigen Zusatzqualifikationen erworben, die eine Begleitung der Kinder über die Sozialämter beauftragt ihnen ermöglicht.
Birgit hat selber privat ein Pferd und hatte in der Vergangenheit Kinder, für die es besonders schwer war, einen Weg aus ihrem Rückzug zu finden – was manchmal auch nur heißt: in der Kindertrauergruppe sich nicht öffnen zu können – ab und zu mitgenommen zu ihrem Pferd. Mit schönen Erlebnissen und ziemlich guten Ergebnissen für diese Kinder. Daraus entstanden ist die Tradition, dass sie mit allen Kindern einmal im Jahr zu diesem Gestüt fahren, das als Erlebnishof auch Schlafmöglichkeiten vorhält, um mit den Kindern ein langes und möglichst unbeschwertes Wochenende zu verbringen. Mit den Pferden und anderen Tieren, im Zelt – im Grünen.
Davon wird einiges über das Hospiz und dessen Spenden finanziert. Aber wer sich mit dem Betrieb eines Hospizes auskennt, wird wissen, diese werden nur zu einem Teil von den Krankenkassen finanziert – einen Teil der Ausgaben muss über Spenden ergänzt werden. Bei der Kindertrauergruppe ist das der größte Anteil. So ist in den letzten Jahren auch von den Gründerinnen und ihren Teammitgliedern einiges mit Eigenleistungen ermöglicht worden für die Kinder.
Im letzten Herbst hat sich das Team einen sehr großen Herzenswunsch erfüllt – aufgrund der sehr schönen Erfahrungen, die sie in dem besonderen Umfeld mit den Pferden bei fast allen Kindern machen konnten: Sie haben für diese Trauergruppe ein Pony gekauft! Ein Teil auf Spendenbasis finanziert, den anderen Teil privat selber bezahlt.
Hier ist sie: Crumble, Kosename Crumble Bee, eine bildhübsche helle (im Fell und Hirn) Ponydame, drei Jahre alt und gar nicht mal soooo klein für ein Pony.
Sie befindet sich nun auch auf o. g. Gestüt und wird dort gerade zum „echten” Pferd ausgebildet. Das heißt, altersbedingt gilt sie jetzt als pubertär und muss lernen, wie auch ein Hund, sich ordentlich zu verhalten und Befehle zu verstehen und bestenfalls zu befolgen. Sie soll später auch von den Kids geritten werden können.
All das kostet Geld – auch wenn die Trainerin der Kindertrauergruppe hierbei sehr entgegenkommt, wie übrigens auch die Leitung dieses Gestütes bei der Unterbringung.
Auch sonst ist so ein Pony natürlich ein kleiner Kostenfaktor, einen Teil der monatlichen Kosten tragen beide Frauen privat. Aber mit der Ausbildung, der Unterbringung, Tierarztkosten, Futter und Versicherungsgebühren müssen ca. 900 Euro jeden Monat aufgewendet werden. Das ist jeden Cent wert, denn was ganz wundervoll ist: Die Kinder lieben dieses Pony jetzt schon heiß und innig! Und man kann sagen: Crumble wirkt schon im Guten!

Neulich habe ich Crumble besucht. Bin ja selber nicht so der Pferdefan, ich finde Pferde wunderschön – ganz besonders, wenn sie mir nicht zu nahe kommen. Ich habe riesigen Respekt vor ihnen. Wie man ihn vor Tieren hat, deren Umgang man nie gelernt hat.

Aber Crumble hatte es mir so einfach gemacht, wir können sagen, sie hat mich so dermaßen mit links um ihre Hufe gewickelt. Sie ist ein irrsinnig charmantes Pony! Lustig. Zieht sehr lustige Gesichter! Hat unfassbar hübsche Beine. Und sie ist immer für eine gute Mohrrübe zu haben (so etwas schätze ich ja sehr). Kann offensichtlich sehr gut mit Menschen und bringt sie zum lachen. Und – wenn sie dann Vertrauen gefunden hat – kann sie sehr liebevoll sein. Crumble – muss man sagen – ist für ihre Aufgabe als Therapiepony geboren, ein wirkliches Geschenk.
Dieses Pony ist einfach eine coole Socke!

Und wenn es mich schon so verzaubert und mich in der Zeit mit ihr richtig happy macht – wie muss es wohl erst auf die Kids wirken, die oft nicht viel Unbeschwertheit im Alltag haben in ihrer besonderen Lebenssituation?
Ja, völlig korrekt und sehr gut erkannt – ich habe das alles heruntergeschrieben, weil ich euer Geld möchte. Für dieses Projekt! Bitte spendet! Für die Kindertrauergruppe – oder direkt für Crumble. Jede noch so kleine Summe ist hier sinnvoll angewendet. Jeder kleine oder größere regelmäßige Dauerauftrag kann hier ganz viel Druck von dem Team nehmen und ihre gute Arbeit mit den Kids machen lassen. Davon abgesehen, dass man den Kindern sagen kann, da draußen sind Menschen, die denken an euch und unterstützen euch!
Ihr helft auch, wenn ihr vielleicht eure Chef*innen ansprecht – oder die zuständigen Kolleg*innen in euren Unternehmen, die für Spenden zuständig sind?

Und wenn ihr diesen Blogpost hinaus in die große weite Welt des Internets tragen könntet oder anders auf Crumble und die fantastische Arbeit von Katrin und Birgit und den anderen tollen Menschen in diesem Team aufmerksam machen könntet: mein allerherzlichstes Dankeschön dafür! Denn auch ein Link kann so viel unterstützen. Viel Aufmerksamkeit hilft hier einfach viel!
Es ist für eine so gute Sache. Crumble und die Trauerarbeit von allen dort tragen so viel Sonne in einen Alltag der Kinder, der für sie gerade verständlicherweise sehr dunkel ist.

Offizieller Flyer Trauertherapiepferd Crumble

Offizieller Flyer Kindertrauergruppe

2024-09-28

Manchmal …

Gestern eine interessante Situation beim Mittagessen in Porto Cesareo.

Da ich hier alleine unterwegs bin, gehe ich alleine essen. Mit Selbstverständlichkeit. Ich bin gut mit mit mir und kann mich daher gut aushalten als Tischnachbarin.

Vorher hatte ich einen sehr langen Spaziergang von einem Ende Porto Cesareos bis zum Zentrum gemacht. Fast zehn Kilometer am Strand entlang inklusive Sehenswürdigkeiten. Und hatte dann ein gutes Mittagessen. Frutti di mare, einen gemischten Salat, gönnte mir ein Eis. Und den obligatorischen Caffè. Alles auf Italienisch geordert.

Neben mir vier Leute am Tisch, ich vermute zwei Paare – mein Alter ungefähr. Sie sprachen Deutsch.

Irgendwann bin ich das Thema.

Ich würde da so alleine sein– aber es mir immerhin es gut gehen lassen. So ein Mittelding zwischen Bewunderung und Mitleid. Bevor es dann zu peinlich wurde (für wen auch immer), erklärte ich dann, dass ich sie verstehen könne. Also sprachlich. Und erzählte ihnen auch, dass es mir wirklich geradezu fantastisch ginge so alleine.

Ich kann nur sagen, ja, manchmal ist es zu zweit oder mehreren sehr schön – aber oft für mich auch irre anstrengend. Aber man muss sich wirklich nie Sorgen machen um mich, wenn man mich alleine trifft. Ich bin gut darin, es lädt meine Batterien auf – ich kann das sehr genießen.

Aber ich finde es schade, dass viele Menschen in meinem Alter es sich oft nicht trauen, sich deswegen schöne Dinge versagen. Was soll denn passieren? Schlimmstenfalls seid ihr Tischgespräch.

2024-08-14

Heute dann also 33 Grad in der kleinen Provinzhauptstadt

Wenn ich es richtig überblicke, der bisher in diesem Sommer wärmste Tag in Berlin.

Gut. Bester Tag, um in der Wohnung mit dem freundlichen Support-Swiffer die Wände und Decken vom Staub zu befreien. Laminatboden teilt ja gerne in alle Himmelsrichtungen das aufwühlende Leben mit. Bügeln könnte ich auch.

Johannes Franzen hat für Übermedien einen großartigen Artikel zur heutigen Mediennutzung im politischen Diskurs – von beiden Seiten, also der Seite der Journalist*innen als auch der, der Leser*innen verfasst, der heute dort for free zu lesen ist. Oh ja, was habe ich mich selber wieder erkannt! Meine Empfehlung:

Warum Journalisten in der Aufmerksamkeitsfall sitzen.

2024-07-17

Oh ha!

Ich habe gerade erstmals registriert (und leider auch inhaltlich verstanden), dass Dr. Angela Merkel lediglich elf Jahre älter ist als ich.

Das haut mich gerade etwas um, weil ich die immer um mindestens 30 Jahre älter hielt als ich es bin.

Und dass jetzt Helden, R.P.S. Lanrue von z. B. Ton Steine Scherben sterben, nicht durch Unfälle, Drogen oder was auch immer, sondern aufgrund von Krankheiten in einem Alter, in dem man hierzulande durchschnittlich oft auch ohne Krankheit verstirbt. Das macht es nun auch nicht besser.

DJ Tomcraft ist auch tot. Gestorben mit 49 Jahren, ein DJ-Kollege schreibt, er hätte neulich noch mit ihm telefoniert, da ging es ihm ganz gut – er hätte sich gerade von einer Grippe erholt.

Grippe. Mal was anderes, wir haben gerade in Gesamtdeutschland eine Covid-Sommerwelle am Start, die Zahlen gehen überall ab wie Schmitz' Katze. Tragt Masken, testet euch bei Infekten. (Ja, die Discounter haben wieder Testkits.) Bleibt zu Hause mit Infekten. Achtet auf euch. Macht nicht zu früh nach einem Infekt Sport. Bei einer Covid-Infektion sind sechs Woche Sportpause medizinisch empfohlen. Der Mist ist nicht vorbei. Und dass uns junge, eigentlich junge Menschen – vor allem Männer – mit Herzstillständen überdurchschnittlich oft wegsterben, das hat einen Grund. Und Mondprotuberanzen sind das nicht.

2024-07-16

Der Jumpsuit

Mir ist neulich, kleidungstechnisch, ein Jumpsuit zugelaufen.

Geburtstechnisch ist das für mich die Jumpsuit-Wwelle 2.0. Oder ist es nicht sogar schon die dritte Welle? Wir hatten ja damals nichts, das ist bekannt. Aber wir hatten Latzhosen, die wir – rein modetechnisch gesehen – getragen haben, ohne je einen Pinsel noch Hammer in der Hand gehabt zu haben. Und auch sehr gerne, um unsere kultigen, großbritannischen NewWave-Einflüsse zu unterstreichen, nur mit dem Schultergurt über eine einzige Schulter getragen.

Es gibt wenige Kleidungsstücke, denen ich heute noch so sehr ver- und zutraue, wie Latzhosen!

Direkt schlossen sich dann die Jumpsuits an. Das war noch vor den zarten Jacken aus Ballonseide, die sehr viel von ihrem haptischen Charme verloren hatten, sobald man sie einmal gewaschen hatte. (Mütter haben damals unautorisiert gewaschen, es war schlimm!)

Ich meine mich zu erinnern, dass es zwischenzeitlich in meinem langen Leben nochmals einen kurzen Moment der Jumpsuits gab – aber nun sind sie spätestens seit dem letzten Jahr wieder voll da. So schön! Nicht wirklich sexy aber einfach traghaft schön. Und weil ich altersgemäß modisch jetzt entspannt etwas hinterher hängen kann, bin ich in diesem Jahr wieder voll im Plan.

Ich habe also wieder einen. Guter schwarzer Jersey, der auch zwei Wäschen überstehen wird. Top in Wickeloptik, Gürtel. Und von Anfang an angenehm hochwässerig, was bei solchen Modeexperimenten bei meiner Körperlänge immer schon ein Problem war. Diese Dinger sind bei mir immer (!) im Hochwasserstyle, da passt mir das als modisches must have-Event ganz nett.

Jumpsuits sind toll! Anziehen, wohlfühlen. Das Anziehen benötigt etwas körperliche Flexibiliät im oberen Körperbeich – was in meinem Alter, wenn es denn noch geht, eine gerne genommene Bestätigug noch existierender körperlicher Fähigkeit bedeutet. Das tut dem mentalen Ich doch auch gut!

Also alles schick.

Solange bis es 30 Grad Celsius draußen sind.
Und man aus logischen Gründen etwas schwitzt.
Und dann sehr nötig auf die Toilette gehen möchte bzw. muss.

Dann isses nur noch geht so schick. *Voll im Stress gesendet*

2024-07-12

Hier …

regnet es gerade in Strömen, seit Minuten. Guter intensiver Sommerregen.

Und irgendwo sitzt eine Amsel und singt. Trotzdem.

Einfach eine Tonne tiefe Bewunderung über diesen kleinen optimistischen Vogel auskippen.

2024-07-11

Nebenkostenabrechnung …

gestern erhalten. Erstaunliche 225 Euro Guthaben erwirtschaftet. Beziehungsweise erfroren.

Ich habe eh nix davon – aber Robert Habeck kann sehr stolz auf mich sein.

2024-06-14

Manchmal frage ich mich …

Neulich war ich auf einem Party-Event. Groß. Sehr viele Menschen waren anwesend. Prominente Menschen. Sehr schicke Menschen. Wir haben gut gegessen und getrunken – die Schlangen vor den öffentlichen Etablissements waren zu späterer Stunde dementsprechend lang.

So stand ich in einer Schlange mit (ich inklusive) acht Frauen in einer Toilette, deren Waschraum die gesamte Zeit einsehbar und frei benutzbar war. Und was kann ich euch sagen?

Von den acht Frauen hatte sich eine einzige (!) Frau nach dem Toilettengang die Hände gewaschen. Eine! Wer das war, könnt ihr euch wahrscheinlich denken. Das fand ich schon erschreckend … widerlich.

Wenn man dann überlegt, wie viele Frauen heutzutage künstliche Fingernägel tragen unter denen sich bekanntermaßen sowieso gerne Dreck ansammelt, weil man ihn ja nicht allzu offensichtlich sieht (und man mit täglichem Bürsten den teuren Gellack eventuell angreifen könnte) … nee, will ich gar nicht zu Ende denken!

Und das nun nach vier Jahren Pandemie, die uns alle gelehrt haben, dass das Hände waschen simpel State of the Art ist für Infektionsvermeidung – bitte was ist so falsch gelaufen in der hygienischen Erziehung deutscher Menschen? Mädels, ihr geht auf die Toilette, berührt mit euren Händen euren Intimbereich, kommt mir eurem Urin und euren Fäkalien in Kontakt und mit Berührung der Türklinken auch mit denen der Vornutzerin in Kontakt – und wascht euch danach nicht die Hände? Da ist maximal eklig! Um das sehr deutlich zu sagen. Oben hui und unten pfui! Ihr seid einfach Schlampen. Und zwar im wahrhaftigsten Sinne dieses Wortes.

Kleiner Hinweis: In Südeuropa brennt gerade die Flamme der Covid-Infektionen wieder richtig hoch und auch in Deutschland zeigen die Abwasser-Zahlen rasch steigende Inzedenzen. Es ist Zeit wie nie, sich nach dem Toilettengang und auch zwuschendurch wieder sehr häufig die Hände zu waschen. Davon abgehesen, dass es keinen Grund gibt es auch ohne Covid nicht zu tun.

Werdet erwachsen – nehmt Rücksicht!

2024-04-05

Wundervolle Nachrichten in der Krebstherapie

Biontec hat erste Studienergebnisse hinsichtlich der mRNA-Impfstoffen bei bestimmten Tumorarten vorgelegt – und das klingt so sehr viel versprechend.

Bei den 38 Studienteilnehmern, die im Rahmen der Studie hinsichtlich der zu verwendenden Dosierung getestet wurden, sind unter der geringeren Dosierung in der Therapie 74 Prozent der Tumore nicht weiter gewachsen, 45 % sogar geschrumpft. Bei der höchsten Dosierung wurden 95 % der Tumore gestoppt im Wachhstum und bei 59 % der Patienten konnte eine Verkleinerung des Tumores diagnostiziert werden.

Nebenwirkungen: Lediglich etwas Kopfschmerz und niedriger Blutdruck. Was sind das für grandiose Nachrichten im Kampf gegen die tödlichste Krankheit unserer Zeit? Meine Güte, alleine so den Nebenwirkungen einer Chemotherapie entkommen zu können

Als eine Person, die eine familiäre Disposition zu mindestens zwei Tumorarten (dabei eben auch das hier therapierte Magenkarzinom) hat, kann ich gar nicht sagen, was mich diese Nachrichten froh stimmen! Auch wenn die so therapierbare Patientengruppe bisher (eingesetzt werden kann BNT211 bisher gegen Tumore, die ein Protein namens Claudin-6 besitzen) noch überschaubar ist – aber das ist einer der großartigsten Schritte in der Krebsbehandlung für uns Menschen!

Wow! Einfach wow!

2023-12-23

Erbarmen!

Donnerstag gehe ich in der unteren Plattform vom Übergang S-Bahn zur U-Bahn und hinter dem einen Gebäckstand groovt sich gerade die eine Verkäuferin in der etwas lauter gestellten Techno-Musik ein. Ein Mann kommt am Stand vorbei und zappelt fröhlich mit ihr mit.

Wie schön, denke ich. Wir können es doch noch – miteinander Spaß haben fröhlich.

Kaum auf dem unteren Bahnhof zur U8 angekommen, höre ich die Sprachfetzen „Am Bahnhof der U2 hat sich jemand vor den Zug geworfen.” Nur 100 Meter weiter also, mussten Menschen den schlimmsten Albtraum erleben, den man wohl auf einem U-Bahnhof erleben kann.

Um mich abzulenken von diesen düsteren Gedanken, gucke ich auf mein Smartphone und muss die ersten Nachrichten über das Attentat in Prag lesen.

Wisst Ihr was? Ich kann das alles nicht mehr! Kann bitte jemand mal Erbarmen haben und kann bitte wieder augehört werden mit diesen ganzen grausamen Nachrichten, solchen Taten? Es ist so kräftezehrend.

2023-12-16

Hängengeblieben …

… bin ich heute morgen am TV-Sender 3sat mit meinem ersten Kaffee im Bett. Thementag, irgendetwas mit Südtirol, Berge – auf jeden Fall Reisdokumentationen aus vergangenen Tagen.

Sehr langer Bildschchnitt, ruhige Bilder, Klischeebilder, Klischeelandschaften, klischeehaft in die Kamera lächelnde Einheimische. Sanfte, ruhige Stimme mit echter Sprachmelodie. Mit einer geradezu sofort wirkenden therapeutischen Gelassenheit. Und ich merkte sofort, wie gut mir das tut. Weswegen ich auch hängen geblieben bin mit Tasse zwei und drei.

Ich merke gerade, was Instagram (und bei anderen TikTok)-Storys/Reels zu Reiseberichten und KI-Texte-Runtergeleihere mit dem Hirn anstellen – und ich habe eine Ahnung, das kann nicht gesund zu sein.

2023-12-15

Bitte! Applaudiert doch bitte!

Ich hatte die große Freude, mit Großcousin und Großcousine die letzten zwei Wochen an kulturellen Ereignissen für Kinder teilnehmen zu dürfen. An der einen Aufführung war die Großcousine auf Rollschuhen selber auf der Bühne (große Sporthalle) beteiligt, denn sie lernt jetzt seit knapp zwei Jahren Rollschuhtanz und hatte ihre erste Aufführung. Dieser Vorstellung lag das Musical zu Aladin und dem Geist aus der Flasche zugrunde. Die Schule, die ambitioniert auch für Wettkämpfe ausbildet, hatte die Show in sechs Wochen final auf die Beine gestellt, mit sagenhaftem Kostümbild, Lichtshow und selbst genähten Kostümen. Also auch wahnsinnig viel Einsatz der Eltern.

Für ca. 60 Rollschuhläufer*innen.
Teilweise mit drei Kostümwechseln.

Just saying! Das war alles ganz großes Show-Kino!

Und gestern sind wir zusammen mit der Cousine zu der, in diesem Jahr (aufgrund von Covid) nochmals neu aufgelegten, Kindershow „Eine Reise in die Zeit” vom Friedrichstadtpalast. Die immer noch sensationell ist. Immerhin haben der Großcousin und ich sie nun zum dritten Mal gesehen, meine Cousine zum zweiten Mal – und zum ersten Mal, weil inzwischen alt genug, auch die Großcousine.

Es war toll! Und bei beiden Vorstellungen war der Applaus … mager.

Wir Deutschen haben ein sich durch unsere Gesellschaft schleichendes Problem: nämlich den Stock im Arsch. Dieser Stock im Arsch behindert uns bei sehr vielem. Zum Beispiel darin, Künstler mit Applaus zu belohnen. Offensichtlich sieht sich der Deutsche in nur einer Situation befähigt, diesen Stock zu entfernen, und das ist unter Einfluss gehöriger Alkoholmengen auf Mallorca im Ballermann. Na gut, der ausgesuchten Klientel von Florian Silbereisens Publikum möchte ich auch höhere Klatschkompetenz zusprechen. Aber die sind von WarmUppern vor der Show auch remote controlled worden. Ob sie auch von alleine darauf kämen zu klatschen?

In beiden Vorstellungen gab es Songs, die als Up-Tempo-Nummern zum Klatschen der Zuschauer direkt animierten. Also zumindest, wenn man einen Hauch von Takt und Musik innehat. Man ist nicht doof, wenn man das tut. Man vergibt sich auch nichts, wenn man einen Hauch von Mitmachmentalität an den Tag legt. Man hat die Möglichkeit an der Show selber mitzupartizipieren, sich einzubringen. Kunstbetrieb funktioniert so in einigen Sparten (ich behaupte ja nicht, dass man in Opernhäusern zu Mozarts Viervierteltakten klatschen solle). Aber es ist Zeichen für so viel. Für: Ich sehe dich, kleiner (und großer) Künstler; ich wertschätze dein Tun hier. Ich unterstütze dich. Ich freue mich an dir. Ich möchte dich positiv durch deine Arbeit tragen!

Die allermeisten Künstler habe vor ihren Auftritten Lampenfieber. Ich, als Kind, lag zwei Tage vor den Premieren irgendwelcher Weihnachtsaufführungen mit 40 Grad Fieber flach. Immer. Ich stand aber am Premieren- bzw. Aufführungstag auch immer wie eine Eins auf der Bühne, fieberlos. Die Sache mit dem Lampenfieber ist keine kleine Sache – und selbst erfahrenste Künstler berichten davon, dass sie selbst nach Jahrzehnten vor jedem Auftritt davon geplagt sind.

Was ihnen hilft? Applaus! Du gehst auf die Bühne, es wird geklatscht – du fühlst dich willkommen! Ich habe schon erlebt, dass Künstler auf die Bühne kommen und nichts passiert. So etwas bereitet mir körperliche Qualen. Und die erlebe ich noch schlimmer, wenn da kleine Menschen auf der Bühne stehen, sie selber euch zum Klatschen auffordern, weil sie es sich selber bei bestimmten Nummern wünschen, sich darüber freuen würden – und das Publikum verweigert sich ihnen? So erlebt bei der Aufführung meiner Großcousine. Shame on you!

Diese Würmer haben sich wochenlang neben der Schule in der Freizeit für diese (drei) Abende abgestrampelt, Stürze ausgehalten, Choreografien gelernt, haben Kostümproben ausgehalten, haben (mit den Eltern) mindestens ein Adventswochenende investiert, mit den Vorstellungen – für eine Masse X, die ihre Hände nicht einmal für einen Song aneinander bekommt? (Im Fall meiner Cousine galt an drei Tagen für die tolle Show freier Eintritt mit höflicher Spendenbitte, Klatschen und Applaus war also das probate einzige Zahlungsmittel.)

Und gestern das Gleiche, bei der allerersten Nummer wurde noch am Anfang geklatscht. Danach: Ruhe im Saal. Ich saß mit meiner Cousine in der privilegierten zweiten Reihe – als den Reihen, die die Künstler von der Bühne aus bei der Lichtshow noch maximal sehen können. Um uns Mütter mit ihren Kindern: Frozen! Als ein Kind bei einer Nummer ganz glücklich aufsprang, um mitzutanzen, wurde sie sofort wieder von ihrer Mutter in den Sessel gedrückt. Warum? Es ist eine Kindershow! Solchen Shows und den Darstellern kann doch nichts Schöneres passieren, als dass die kleinen Zuschauer in ihrer emotionalen Begeisterung mitmachen möchten! Dieses Mädchen hatte das schönste Signal gesendet – und wurde niedergedrückt. Was für eine Signalgebung!

Und natürlich hatte keine der Mütter, wie später leider auch fast der gesamte (volle) Saal, zwischendurch die Hände erhoben und ihren Kindern vorgemacht, wie man Künstler glücklich macht und durch deren Ängste trägt. Vor uns lauter kleine tapfere Menschen, die Außerordentliches auf die Beine gestellt haben, von denen einigen wirklich ihre Unsicherheit auch anzumerken war. Und die Ersten rennen schon raus beim Abschlussapplaus, damit sie die Ersten an der Garderobe sind. Nicht einmal den haben sie für die tollen Künstler*innen übrig.

Ich finde es so bitterböse traurig! Immer und immer wieder.

Ich hatte den fehlenden Applaus bereits 2007 schon einmal kommentiert. Hier im Blog: Klatschen ist auch eine Art von Kultur

Für mein Empfinden ist es schlimmer geworden.

2023-12-04

Mascara exploded

Ich war in der vergangenen Woche beim Drogeristen. Mascara kaufen.

Okay, ich war schon eine ganze Weile keine Mascara mehr kaufen. Die letzten Jahre habe ich mich deutlich seltener geschminkt und in den Covid bedingten Masken-Jahren noch weniger. So traute ich meiner alten Mascara (obwohl noch voll) nicht mehr über den Weg, gehorsam, wie man es bei älterer Kosmetik nicht tun sollte und war Mascara shoppen. Habe mich dementsprechend eine Weile in den Kosmetikregalen nicht mehr umgesehen.

WAS ZUR HÖLLE IST MIT DEM MASCARA-MARKT PASSIERT?

Wann? Und warum?

Seit wann heißen diese kleinen unscheinbaren Gefäße plus Bürste Mascara Lash Sensational Sky Very High Black (wie high kann Schwarz sein?) oder Mascara Glam & Doll Volume Waterproof oder Mascara Lash Without Limits oder Mascara I Love Extrem oder Mascara Volume Million Lashes Extra Black oder Mascara Falsies Sureal Very Black (wie very kann Schwarz sein?) oder Mascara 2000 Calorie ProStylist BlackBrown (wat denn nun Schwarz oder Braun?) oder Mascara Telescopic Lift Extra Black oder Mascara False Lash Bambi Eye Oversized Black (wie übergroß kann Schwarz sein?) oder Mascara Lash Paradise Intense Black oder Mascara No End Volume & Length 1010N Black

… um nur eine klitzekleine Auswahl der derzeit erhältlichen Mascara zu benennen. Wobei fast jeder Kosmetikhersteller es unter 20 unterschiedlichen Mascara-Sorten im Regal nicht mehr macht. Und da sind unterschiedliche Farben noch nicht einmal mit eingerechnet.

Wie viel Mascara braucht der Markt? Und wann hat sich der Preis für eine einfache Mascara verdreifacht?

What the fuck is up, Mascara?

2023-11-20

Bei Karstadt

Karstadt stirbt, immer mehr, dürfte aus den Medien bekannt sein. In Berlin gibt es – noch – eine der sehr wenigen offenen Filialen, deren Kundenschwund sehr zu spüren ist vor Ort. Die Menschen fühlen sich einfach dank der politischen Inkompetenz über die letzten Jahrzehnte völlig veralbert, denn es sind ihre Steuergelder, an denen sich vermeintliche „Karstadt/Hertie-Retter” spekulativ gesund gestoßen haben. Immer und immer wieder. Politisch abgenickt.

Den endgültigen Tod dieser Läden haben jetzt die Kunden beschlossen.

Und die Inflation.

Freitag war ich wieder einmal im Kaufhaus am Hermannplatz, dieses Kaufhaus, das sichtlich stirbt. Und erlebe, wie ein Vater mit einem kleinen Kind an der Hand, vielleicht drei oder vier Jahre alt, diesem erklärt, was ein Kaufhaus ist. Der Junge ist sichtlich fasziniert von der Größe dieses Geschäftes und was es hier alles zu bestaunen gibt. Offensichtlich nimmt er erstmals in seinem jungen Alter das Phänomen Kaufhaus wahr.

Hertie ist schon gestorben. Karstadt wird sterben. Ich selber habe als Kind so wundervolle Zeiten darin erlebt und gehe auch heute noch sehr gerne in ein Kaufhaus. Alleine die Küchenabteilung bei Karstadt ist heute noch voller guter – deutscher – Küchenherstellermarken. Mir ist das etwas wert. Ich kann mich an die Ausflüge mit meiner Oma zu Hertie erinnern, damals als Kind in der Wilmersdorfer Straße. Unserem Kaufhaus. Ich habe es so geliebt. Es war bunt dort, duftete gut. Es war ein kleines Paradies.

Das Kaufhaus in seiner bisherigen Form stirbt also. Mir bleibt die Hoffnung: In zwanzig Jahren, sehr wahrscheinlich, werden Menschen das Kaufhaus wieder neu erfinden.

Dann nämlich, wenn die Malls, die jetzt auch schon den Zenit ihres Erfolges überlebt haben, wo immer mehr Filialen leer stehen, die Wege immer weiter werden, bis man auf ein eingeschränktes Angebot einzelner Händler trifft, sich im Massensterben befinden. Dann werden findige BWL-Hansel das kluge System eines Kaufhauses wieder neu erfinden.

Einem Ort, wo man beraten wird. Wo man alles auf einmal bekommt, auf verhältnismäßig kleiner Fläche. Wo man alles, was man einkauft, bei einer Sammelkasse bezahlen kann. Wo man nicht einen Kilometer laufen muss, um einen öffentlichen Ort zu finden. Wo man in einem Restaurant ganz okay essen kann, ohne gleich arm dabei zu werden. Wo man so faszinierend unterschiedliche Menschen aller Altersklassen treffen kann. Nicht nur hipste Burgeresser oder übertagte Kuchentanten. Der Mix wird wieder hervorgehoben werden – und einladend attraktiv sein.

Natürlich werden sie das Kaufhaus umbenennen. Es muss irgendeinen internationalen Begriff tragen, vermutlich einen internationalisierten chinesischen Namen.

Ich bin mir sicher, das Kaufhaus wird wiedergeboren werden. Aber vorher muss es sterben.

Vielleicht überlebt dieses Blogpost bis dahin.

2023-11-16

Es ist still hier …

… ich weiß. Aber – davon abgesehen, dass ich zwei Mal verreist war, kürzer und länger – mich macht das, was gerade immer mehr und immer schlimmer in dieser Welt passiert, sehr sprachlos. Fassungslos.

Ich verstehe das Alles gerade nicht. Ich verstehe diese unfassbare Niedertracht von Menschen nicht. Ich werde es auch nie begreifen, klar. Aber wie kann man in dieser Zeit – in der wir vermeintlich alle so fortschrittlich sind – immer noch Töten aus religiösen und territorialen Befindnissen heraus? Hört dieser boshafte Schwachsinn denn nie auf?

Und: Haben wir nicht mit ganz anderen Bedrohungen zu kämpfen?

2023-09-10

Mathe ganz einfach

Diese Woche ein Gespräch gehabt am Spielplatz mit den Nachbarmädels. Eine ist letztes Wochenende eingeschult worden, eine in die zweite Klasse gekommen, eine jetzt in die Vorschule. Ein viertes Mädchen, noch zu jung, findet unser Gespräch langweilig.

Die Mädels fangen an sich untereinander zu battlen, wer wie schon rechnen kann. Die Zweitklässlerin kann natürlich schon zweistellig rechnen, die anderen sind auch schon ganz gut dabei. Die Vorschülerin hat aber Probleme mit 40 plus 40, 4 plus 4 beherrscht sie perfekt.

Also erkläre ich ihr, dass man 40 und 40 wie 4 plus 4 rechnen kann und einfach die Null dahinter hängt, die wir vorher der 40 zur 4 weggenommen haben.

Oder wie die Zweitklässlerin souverän meint: „4 plus 4 und das zig dran!”

2023-05-20

Die Rettungsgasse in einer Zeit der Egoisten

Als ich meinen Führersein gemacht hatte, 1983, bin ich da relativ unbedarft ran gegangen. Verkehrserziehung in der Schule war damals noch nicht so sehr das Thema. Es gab zwar, jedoch wenige, Verkehrsgärten für Kinder aber zumindest in meiner Grundschulzeit sind wir dort nur mit dem Hort zwei Mal nachmittags gewesen. Wer nicht im Hort war, Pech gehabt. Seitens der Schule gab es de facto keine echte Verkehrserziehung, der nächste Verkehrsgarten lag einfach zu weit weg, um das im Unterricht zu bewerkstelligen. Außerdem herrschte damals auch schon eklatanter Lehrermangel und somit gab es keine begleitenden zusätzliche Lehrkraft, für – es war die Gastarbeiterzeit – zu großen Klassen. (Also lasst euch von niemandem erzählen, die heutigen Probleme in den Schule hätten Deutschland gänzlich unvorbereitet getroffen.)

Mofa bin ich nie gefahren, nur Fahrrad. Das spätestens mit dem Wechsel auf das Gymnasium, das eher kompliziert mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen war, sehr regelmäßig. Und das war gar nicht immer so richtig lustig, denn mit 12 (das Alter in dem man in Berlin von der sechsten Klasse in die Oberstufe wechselte) ist man vollpubertär und zunehmend intensiv auf das Äußerliche fixiert und auf Jungs – und dem aktuellen Schwarm wollte man einfach nicht begossen wie ein Pudel nach einer Radfahrt durch ein Regengebiet begegnen. Das mit dem Verkehr auf dem Rad war damals relativ einfach: Ich bin allermeist auf Radwegen gefahren. Habe mich an Ampelsignale gehalten, was ein Vorfahrtschild für eine Bedeutung hat und rechts vor links, waren Regeln, die meine Auto fahrende Mutter mir als Beisitzerin nebenbei beigebracht hatte.

Irgendwann kam der Sommer nach dem ich im Herbst 18 werden sollte und der Führerschein, der war damals noch in meiner Generation ein „must have”-Thema. In meiner Familie stand der Besitz des Führerscheins auch als ein Zeichen der Emanzipation. Mit dem Besitz des Führerscheins, den mein Vater nie machen sollte, hatte sich meine Mutter mit „der Wanne”, dem runden Ford Taunus, relativ schnell aus der unschönen Familiensituation frei gefahren.

Im Prinzip machte man damals den Schein im Klassenkollektiv – und es galt als gesetzt, dass man den (mit etwas Behördenglück) zum 18 bei der Dienststelle abholen konnte, vorherige bestandene Prüfungen vorausgesetzt. Aufgrund meiner finanziellen Familienverhältnisse musste ich mir meinen Führerschein zum allergrößten Teil selber finanzieren, ich schuftete die Sommerferien morgens als Reinigungskraft im Hôpital Militaire Louis Pasteur im Quartier Napoléon (französische Streitkräfte), dazu musste ich mit den Öffentlichen von Tiergarten nach Tegel, um 05:30 Uhr war Dienstbeginn. Fuhr dann zwei Stunden später zurück nach Hause, um Mittag zu essen, um dann von Tiergarten mit dem Rad in die Flughaftenstraße nach Neukölln zu rasen, weil ich dort im Schwimmbad am Columbiadamm nachmittags im Imbiss Geschirr abwusch und Eisbecher mit Erdbeeren baute. Ich habe mir meinen Führerschein hart erkämpft und teuer verdient. 25 Fahrstunden, das war damals guter Durchschnitt, Theorie 0 Fehler, Fahrprüfung beim ersten Mal bestanden bei Herrn Zieselinksi, der damals dafür bekannt war, human zu Fahrschülern in der Prüfung zu sein. Sein Ding waren wohl Einbahnstraßen, dieses sich links einordnen, wenn man aus einer Einbahnstraße nach links fahren möchte. Hatte ich voll drauf.

Übrigens hatte ich kein Behördenglück, nämlich erst vier Tage nach meinem 18. Geburtstag den praktischen Prüfungsgermin zugeteilt bekommen.

Mein Kalkül war mich als Tiergartnerin in einer Fahrschule in Charlottenburg anzumelden, in der Hoffnung nicht in Tempelhof oder Spandau geprüft zu werden, sondern eben in Charlottenburg – wo ich mich, weil ich dort die ersten Lebensjahre lebte und mein Vater als auch Großmutter zu diesem Zeitpunkt immer noch lebten, gut auskannte. Mein Kalkül ist gut aufgegangen. (Tief in meinem Herzen ist Charlottenburg auch heute noch mein Kiez.) Aber da hätte auch nix schief gehen dürfen, weil mein Führerscheinbudget hart auf Kante genäht war.

In der Fahrschule, den Theoriestunden, also begegnete mir erstmals bewusst das Prinzip Rettungsgasse. „Cool!”, dachte ich damals und das denke ich auch noch heute: „Das ist doch ein kluge Lösung für alle Probleme, wenn einmal ein Unfall passiert und der Platz knapp ist. Alle rücken zusammen und verhalten sich nach diesem Regelwerk und wenn du ggfs. selbst vorne halb am verbluten bist, können Rettungskräfte dich trotzdem sehr schnell retten.”

Mich hatte – als Berlinerin kannte man das Prinzip Stau im Straßenverkehr schon damals ganz gut – die Logik einer Rettungsgasse sofort überzeugt. Platz machen in einer Notsituation für andere. Tut nicht weh, ob man nun mitten auf der Fahrbahnspur steht oder etwas weiter rechts, oder? Wenn kann das ernsthaft stören? Denn allermeist kommt man entweder eh gerade nicht wirklich weiter. Oder man kommt doch bei fließendem Verkehr sehr schnell wieder weiter. Aber auch dann hat das Bilden einer Gasse keinen ungünstigen Einfluss auf das eigene Tagesgeschehen.

Tatsächlich finde ich das Prinzip der Rettungsgasse auch heute noch ein Stück weit großartig. Ich weiß, da ist irgendwo ein oder sind mehrere Menschen in schlimmer gesundheitlicher oder anderer Not – und Sanitäter, Notärzte oder Polizisten sind auf dem Weg diesen Menschen in Not zu helfen – und indem ich mich in dem einen sehr kurzen Moment sozial und gemäß geltender Verkehrsregeln verhalte, kann ich bestenfalls deren Leid verkürzen. Das tue ich übrigens genauso auch als Fußgängerin oder Radfahrerin. Ja: Auch als Radfahrerin. Es gehört nämlich auch zu meiner Pflicht stehen zu bleiben auf dem Radweg, so dass Autos in dem Moment auf dem Radweg ausweichen können, um die Mitte beider Fahrbahnen freizumachen. Dann wird halt die eine Ampelphase später genommen. So fucking what? Aktiv dazu beitragen, dass Leid zeitlich verkürzt wird. Gerettet wird. Oder Straftaten verhindert werden können. Ist das nicht das coolste Ding überhaupt?

Ich werde nie begreifen, was einzelne Verkehrsteilnehmer daran hindert, es mir gleich zu tun: außer, dass sie schlicht zu blöd sind.

Und nein, Klimaaktivisten auf den Straßen sind hierfür zu keinem Zeitpunkt jemals die Ursache gewesen, dass Rettungsgassen nicht gebildet werden.

Das Problem blöder Autofahrer haben wir deutlich länger als das Phänomen auf Straßen klebender junger Menschen. Wer keine Rettungsgassse bildet oder solche durchfährt (weil es im Mofa zu warm ist unter der Lederkluft), der ist zu blöd. Und wer hierfür zu blöd ist, braucht seinen Führerschein nicht, denn: die Person ist nachweislich zu blöd sich an Verkehrsregeln zu halten.

So einfach. Und kein „aber …”! Einfach zu blöd!

2023-05-18

Tragödie in Forli-Cesena

Nun hat nach der katastrophalen Flut im deutschen Ahrtal in 2021 in diesen Tagen eine italienische Region eine ähnliche Katastrophe ereilt. In der Emilia Romagna, hier insbesondere in Forli-Cesena und bis in die Marken, konnten die übermäßigen Regenfälle seit Montag nicht von komplett ausgetrockneten Böden ausreichend schnell aufgenommen werden, so dass die Flüsse in den Regionen über die Ufer getreten sind. Wasser hat so eine irsinnige Macht!

Ich hoffe so sehr, die Zahlen der Toten erhöhen sich nicht weiter und die Menschen kommen größtenteils mit dem Schrecken davon. Ich hoffe auch, dass die von der italienischen Regierung versprochene Unterstützungen wirklich bei den Menschen ankommen, so dass sie zerstörten Wohnraum und Existenzen wieder möglichst schnell herstellen können. Möge es dort besser laufen als in Deutschland, denn hier warten die Menschen im Ahrtal (und andere betroffenen Gebiete) immer noch auf zugesagte Unterstützung.

Da ich nun vor nicht einmal drei Wochen dort vor Ort war – in Cesenna, in Bologna, in Cesenatico und im vergangenen Jahr auch in Ravenna – bdrückt mich dieses Unglück sehr, denn ich habe diese schöne Landschaft bei strahlendem Sonnenschein so wunderschön grün und satt gesehen, die herzlichen und engagierten Menschen erlebt, die für ihr Land so gerne und viel schaffen wollen, nicht nur aber auch im Tourismus. Wir durften ihre großzügige Gastfreundschaft erleben. Ich habe die historischen Kunstschätze gesehen, die Weinstöcke in der Landschaft, die gerade anfingen Früchte auszutreiben, erlebt wie sich diese Region auf den beginnenden Sommertourismus vorbereitet hatte.

So vieles davon ist nun den Wassermassen zum Opfer gefallen! Und die fürchterlichen Bilder lassen ratlos zurück. Uns Teilnehmer der Reise als Nichtbetroffene, weil wir gleichzeitig doch gerade an unseren Texten sitzen, um Menschen auf diese wunderschöne Region aufmerksam zu machen und unsere schönen Erlebnisse teilen wollen. Menschen, die diese Regionen aus wunderschönen Urlauben kennen, deren Produkte der Landwirtschaft genießen.

Möge die Katastrophe nun wirklich vorbei sein!

2023-05-12

Faszinierend

Wir lernen im VHS-Italienisch-Kursus zur Zeit die Präpositionen, diese „a, da, di”, in der italienischen Sprache verändert werden je nach Artikel oder ob ein Singular oder Plural folgt – und natürlich unter Berücksichtigung bestimmert Artikelformen, die sich von der bestimmten Schreibweise der Substantiv am Anfang auch verändern dürfen.

Plötzlich stellt man fest, dass man nur noch Substantive kennt, die sich einen feuchten Kehricht kümmern, ob es regelmäßige Ableitungen gibt in der Bildung ihrer Artikel. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie sehr und flink sich plötzlich die von mir zu diesen Substantiven gelernten Artikel verstecken. Plötzlich sitzen sie in nicht einsehbaren Ecken, unter dem Tisch, hinter dem Sofa.

Sie sind überall – aber nicht mehr in meinem Gehirn.

Weg!

2023-05-10

So ein Tag!

Heute früh Shiina das Katzenfutter in einem meiner Lieblingskatzenfutterschalen zubereitet und dann knapp über ihr aus der Hand gleiten lassen. Aufprall, Scherben, verhungerte UND verschreckte Katze. Schlimm! Und das noch vor dem ersten Kaffee. Noch viel schlimmer!

So ein Tag ist heute.

Die gute Nachricht: Sie scheint mir verziehen zu haben.

Internet aufgemacht und lesen müssen, dass der alte SPD-Agenda2020-Fehlentwurfmann bei den Russsen in der Botschaft fröhlich Kriegsende gefeiert hatte. Mit Vertretern der unwählbaren Partei.

Nun bin ich wahnsinnig froh, dass wir in diesem demokratischen Deutschland Rechtsmittel haben, die verhindern, dass wir komplett nach rechts abgewanderte, demokratisch völlig entglittene Alt-Bundeskanzler nicht noch von Steuergeldern Büros und Security finanzieren müssen. Jetzt müsssen wir nur noch aufhören, ihm ständig mediale Aufmerksamkeit zu schenken. Was. Für. Ein. Honk!

Ich kann das Berliner Wetter heute sehr gut leiden. Es ist ein Marktwetter. Mit draußen Kaffeetrinken-Wetter.

Ich glaube, ich mache das mal!