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2023-12-09

Mein persönlicher Inflations-Index

Seit ca. drei Jahren gehe ich für die hochbetagte Nachbarin über mir einkaufen. Sie wirft mir Einkaufsbeutel und Umschlag mit Geld, immer ein € 50,— Schein und den Einkaufszettel in den Briefkasten.

Im Schnitt gehe ich einmal die Woche für sie einkaufen – und kaufe seit drei Jahren auch im Prinzip immer die gleichen Dinge für sie ein. Bis auf wenige Ausnahmen ist es in einer Woche eher gemüselastig, in der nächsten stehen Fleisch und Wurst auf der Liste. Bis auf wenige Ausnahmen sind die restlichen Einkäufe wirklich immer die gleichen Produkte.

Als ich vor drei Jahren anfing (mit der Covid-Pandemie) konnte ich ihr nach einem Einkauf im Schnitt 10-15 Euro Wechselgeld in dem Umschlag zurückgeben. Im letzten Jahr reduzierte sich das Wechselgeld auf fünf Euro. In diesem Jahr hat sich das Wechselgeld auf reales Kleingeld reduziert, oft ist gar nichts mehr in dem Rückggabeumschlag. Es war immer knapp auf Kante. Gelegentlich etwas drüber. (Kein Problem, sie gibt es mir wieder.)

Heute gleicher Einkauf – bis auf ein Stück Stolle und eine Flasche Glühwein (beides im Angebot übrigens) war nichts dabei, was sie nicht sonst auch auf die Liste schreibt. Und selbst solche Sonderwünsche waren die letzten Jahre problemlos im Budget.

Heute habe ich nicht zwei, nicht drei Euro drauf gelegt, sondern fast zehn Euro. Ich lasse das so stehen.

2023-11-30

Hallo CDU-Politiker! Auch hallo FDP-Politiker!

Die für den Haushalt 2024 beschlossene Anhebung des Regelsatzes Bürgergeld und Grundsicherung ist gar keine Erhöhung.

Sie ist auch kein Geschenk.

Keine Faulheitszulage (wie euer, meiner Meinung nach, extrem unfähiger – nicht nur was die Frauenquote in seinem Kompetenzteam anbelangt – Parteivorsitzender glaubt.)

Kein Benefit oder sonst etwas Krudes, das euch im Hirn rumspukt.

Sie ist die in der Verfassung verankerte jährlich Anpassung an die Inflationssteigerung des Vorjahres.

Heißt im Klartext, Preise haben sich in dem zurückliegenden Jahr erhöht und Menschen im sozialen Leistungsbezug haben bereits ein Jahr drauf gezahlt, denn diese Anhebung erfolgt erst im Nachinein.

Quelle

Und so lange Ihr jährlich automatisch eine ebensolche Anpassung (also Inflationsbedingt) eurer Abgeordnetendiäten automatisch im üblicherweise dreistelligen Bereich zwischen € 200-300 mitnehmt, monatlich … einfach mal die Fresse halten, okay?

Zumal mit diesen Erhöhungen auch eure Rentenansprüche in der Zukunft steigen – während Bürgergeld-/Grundsicherungsempfänger*innen weiterhin überlegen dürfen, wie sie die € 80 für einen selbstverantwortlichen Rentenanspruch bezahlen sollen.

Einfach still sein, okay?! Oder den Sprachgebrauch überdenken und wie jemand reden, dem man aufgrund der beruflichen Position die Kenntnis des deutschen Sozialrechts durchaus zutrauen dürfte.

2023-11-29

Echte digitale Berliner Behördenkompetenz … geht rückwärts!

Als das Bürgergeld noch Arbeitslosengeld II hieß, offiziell, gab es in Berlin einen Ausweis, den Berlin Pass. Dieser Berlin Pass ermöglichte es Menschen, die in dieser Stadt von Leistungen wie Grundsicherung, Arbeitslosengeld II leben und Bürgern im Wohngeldbezug, ein ermäßigtes Ticket für den öffentlichen Personennahverkehr – das sogenannte S-Ticket – zu erwerben. Darüber hinaus erhielt man mit Vorlage dieses Passes in den staatlichen Museen dieser Stadt freien Eintritt, konnte zu bestimmten Uhrzeiten in den öffentlichen Bädern ermäßigt Schwimmen gehen – und erhielt auch an anderen Stellen die Möglichkeit ggf. vergünstigt Karten im Berliner Kulturgeschehen zu erwerben.

Formal lief das so ab: Man erhielt den Leistungsbescheid der jeweiligen Behörde (Jobcenter, Sozialamt, Wohngeldamt) und ging damit und einem Lichtbild zu dem zuständigen Bezirksamt. Die Mitarbeiter*innen dort pappten das Lichtbild auf ein kleines Stück Papier, klappbar, auf dem bis zu vier Leistungszeiträume abgestempelt werden konnten. Ab dem Moment konnte man sich bei der BVG direkt ein vergünstigtes Monatsticket S kaufen, das nur gemeinsam mit diesem Ausweis gültig war.

Kleiner Hinweis: Leistungsempfänger der Job- und Sozialämter erhalten mit diesem Bescheid direkt auch ein Formular ausgestellt, dass ihnen die Befreiung vom Rundfunkbeitrag zusichert.

Nie konnte geklärt werden, warum das Prozedere „Berlin Pass ausstellen” nicht auch direkt in den z. B. Berliner Jobcentern geschehen konnte, denn ALG II wurde bekanntlich zum Abbau der Bürokratie eingeführt. Weswegen man auch die Bewilligungszeiträume (anfänglich von den zwölf Monaten der vorausgegangenen Arbeitslosenhilfe) auf sechs Monate verkürzte. In der deutschen Verwaltung glaubt man, die Verdoppelung von Leistungsbescheiden in einem Jahr würde die Bürokratie verschlanken. Das lasse ich so stehen. (Den Irrsinn Irrtum haben sie nach ca. zehn Jahren korrigiert.)

Egal. Alle unterschiedlichen Leistungsempfänger hatten die Möglichkeit, nach Erhalt des Leistungsbescheides sofort zum Bezirksamt zu gehen, sich den Berlin Pass ausstellen zu lassen, um sich sofort ein vergünstigtes Monatsticket zu kaufen – und gut war es.

Berlin Pass Edition 2022-2023

Mit Einführung des Bürgergelds läuft das in Berlin heute … anders. Den Berlin Pass in der Form gibt es nicht mehr.

Man erhält weiterhin den Leistungsbescheid mit der Befreiung vom Rundfunkbeitrag. (Also Formulare für Dritte zeitgleich mit dem Bescheid versenden, das funktioniert schon praktisch.) Es gibt seit letztem Jahr ein Dokument, die „BVG Kundenkarte S”. Diese wird digital produziert, mit einem Vorlauf von mindestens zehn Tagen.

Hierfür müssen sich Kunden bei der BVG online registrieren (sich also neu persönlich hinsichtlich des Bezuges sozialer Leistungen nackig machen) und ein Passbild hochladen. Es muss ein QR-Code eingescannt werden, der von den Jobcentern auf einem gesonderten Formular zu diesem Zweck versendet wird. Mit Erhalt dieser Karte ist man berechtigt, mit einem Monatsticket S vergünstigt mit der BVG zu fahren. Angeblich soll man mit diesem Ausweis auch vergünstigt in Museen etc. gehen dürfen.

(Dass hier ein Bevölkerungsteil in die Digitalisierung gezwungen wird, denen in den jeweiligen Regelsetzen der Sozialleistung weder der Erwerb eines Computers oder Smartphone zugebilligt wird, ist ein ganz anderes Thema.)

Eigentlich (von datenschutzrechtlichen Fragen abgesehen) eine simple Alternativlösung. Eine Behördenleistung wurde an ein Unternehmen ausgelagert, der Vorgang bis zum Erhalt des finalen Dokuments hat sich aufgrund der Digitalisierung um mindestens zehn und bis zu 14 Tage verlängert. Das kann man … naja finden.

Nun ist es aber so – in einer Zeit, in der jede Person am eigenen Smartphone für die z. B. eigenen Kontaktdaten einen QR-Code erstellen kann, können die Berliner Jobcenter nicht automatisch mit dem Bewilligungsbescheid einen QR-Code erstellen und mit dem Leistungsbescheid direkt an die Kund*innen mitsenden. Weder direkt auf dem Bescheid. Noch gesondert auf einem einzelnen Blatt Papier.

Möchte man die Möglichkeit für sich in Anspruch nehmen bei den Berliner Öffentlichen Verkehrsbetrieben (BVG) das Sozialticket zu erwerben, muss man als das Jobcenter nochmals kontaktieren und um Zusendung eines Formulars bitten auf dem der personalisierte QR-Code vermerkt ist.

Hat man diesen QR-Code dann nach gesonderter Anfrage – wenn es gut läuft 14 Tage später per zusätzlicher Post – erhalten, kann man mit diesem QR-Code online bei der BVG die VBB Kundenkarte Berlin S beantragen.

Aus welchen Gründen auch immer, wird auf jeden Fall schon mal zwei Mal innerhalb dieses digitalen Prozesses zusätzliches Porto generiert – im Vergleich zum früheren Verfahren. Von der zusätzlichen Bindung des Personals … aber auch das gehört sicherlich mit zum neuen Bürokratieabbau.

Nun ganz neue Veränderungen in diesem Verfahren – unter der Leitung eines CDU-Bürgermeisters, der sich im Wahlkampf sehr stark gemacht hatte für die Digitalisierung in Behörden und Abbau von Bürokratie bei eben dieser – heißt das in der Realität:

Angeblich wird das Formular mit dem QR-Code mit dem Bewilligungsbescheid automatisch verschickt – oder wie es bei berlin.de heißt: „Der Berechtigungsnachweis wird in der Regel mit der Bewilligung Ihrer Transferleistung von Ihrer Leistungsstelle automatisch an Sie verschickt.”

Nein. Das passiert nicht.

Denn ab sofort gilt hinsichtlich des Formulares mit dem relevanten QR-Code folgende Regelung: (Und beachtet bitte, wir befinden uns weiterhin im Prozess der Anwendung digitaler Prozesse, die außerhalb von Behörden gemeinhin Prozesse verschlanken und Bürokratie abbauen. Normalerweise.)

Das Formular mit dem QR Code wird von einer eigens hierfür generierten Personalstelle versendet. Und diese Personalstelle ist in diesem Jahr an folgenden Tagen (s. Bild) nur besetzt (oder es wurde nur für diese Tage Druckertinte eingekauft oder kann nur der Pin AG-Boy bestellt werden oder die automatische Formular-Falt-Und-In-Den-Umschlag-Steck-Maschine willig oder what the fuck else – man weiß es halt nicht).
Quelle

Und das heißt dann einfach, bekommst du deinen Bescheid außerhalb dieser genannten Zeiten, hast du halt Pech gehabt, fährst du einen ganzen Monat eben nicht ermäßigt. Also: Gar nicht.

Gleichzeitig mit diesem digitalen Honksinn, wurde auch die Übergangsregelung zum 30.09.2023 aufgehoben, dass man bis man den Ausweis der BVG nach Beantragung (frühestens ca. 10 Tage später, wenn es gu…) in den Händen hält, solange mit dem Bescheid, den es bei sich zu führen gilt, wenigstens übergangsweise ermäßigt fahren zu können.

Trotz aller öffentlicher Kritik gibt es hierzu auch seitens der Berliner Behörden und der BVG keine Bewegung hinsichtlich einer sofortigen Korrektur.

Davon abgesehen, dass ich mich frage, an welcher Stelle bei der Verabschiedung dieses Prozedere der Berliner Datenschutz geschlafen hatte – immerhin müssen sich nun Sozialleistungen beziehende Bürger Berlins in einem Online-Verfahren gegenüber einem dritten Unternehmen als eben solche outen, mit ihrem kompletten Datensptekrum – und warum?

Schlussendlich hat man, warum auch immer, es den Betroffenen dank der Digitalisierung unmöglich gemacht, zeitnah die möglichen Ermäßigungen im öffentlichen Nahverkehr für sich in Anspruch nehmen zu können. Selbst wenn das Formular mit dem Zugangscode pünktlich verschickt wird – die Menschen sind immer einen Monat lang nicht in der Lage die Ermäßigungen für sich in Anspruch zu nehmen.

Weil Berlin, die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschlang, einen Sachverhalt digitalisiert hat.

Berlin hat einen Prozess im Bürgergeld-/Grundsicherungsverfahren derart kompliziert digitalisiert, dass zusätzliche Kosten generiert werden, die früher nicht so generiert wurden. Und damit Menschen im sozialen Leistungsbezug vergünstigtes Fahren mit der BVG über einen Monat unmöglich gemacht.

2023-01-10

Vom alltäglichen deutschen Wahnsinn

Vor Weihnachten erhalte ich eine schriftliche Einladung vom Jobcenter. Das passiert immer wieder einmal, es ist nichts Aufregendes.

Dieses Mal aber hatte mich das Schreiben aufgeregt. Oder vielmehr die Art des Versendens. Sie erfolgte nämlich nicht in einem normalen Briefumschlag sondern in einem gelben Umschlag per formeller Zustellung (PZA). Also der Art, dass der Postbote den Brief zwar nicht persönlich überreichen muss aber schriftlich quittiert, wann der Brief zugestellt worden ist. Beziehungsweise vor allem, dass er zugestellt worden ist. Oder im Dienstjargon: „Die förmliche Zustellung erfolgt nach den Regeln der Prozessordnungen durch persönliche Übergabe an den Empfänger oder eine nach dem Gesetz vorgegebene Ersatzzustellung (z.B. Einwurf in den Hausbriefkasten, ersatzweise Niederlegung).”

Mich hatte das maximal geärgert. Ich möchte Briefe dieser Art nicht in meinem Briefkasten vorfinden. Sie machen mir ein ungutes Gefühl und ich habe sehr darum gekämpft die letzten Jahre in meiner besonderen Lebenssituation solche Briefe nicht zu bekommen – was wirklich nicht einfach ist. Ich habe es geschafft. Es gibt also keinen Grund mir Post auf diesem Wege zukommen zu lassen.

Das kommentierte ich auch genauso in meiner E-Mail an meine Gesprächspartnerin, denn ich musste den vor ihr (sehr kurzfristig) vorgeschlagenen Termin leider verschieben. Auch mit dem Hinweis darauf, dass ich bisher zu den Terminen der Behörde immer gekommen bin, pünktlich, sehr selten – genauer: einmal – einen Termin nur absagen musste. Umgekehrt ist es deutlich öfter passiert. Und kurzfristiger. Es gäbe also keinen Grund mir Termine in einer Art und Weise zu schicken, die gefühlt mir den Vorsatz unterstellt, Termine nicht einzuhalten. Und dass ich mir diese Versendeform daher in Zukunft höflich verbitte.

Ich war ziemlich sauer.

Die neue Einladung kam wieder in einem normalen Brief an. Der Termin war heute. Ich war mit Begleitung pünktlich vor Ort. Wir, also vorrangig ich, hatten mit der Dame ein gutes Gespräch hinsichtlich meiner Zukunftsperspektive, meiner Ideen und Vorstellungen. Dazu gehörte, dass ich auch ein bisschen in Details meiner Vergangenheit ging und wir somit nochmals auf diese Versendeform zu sprechen kamen.

Und jetzt kommt's: Die versenden die Briefe so gar nicht aus dem Grund, weil viele Klienten nicht auf die Einladungen reagieren würden. Die versenden neuerdings die Briefe so, weil die Deutsche Post seit einiger Zeit so unzuverlässig Post zustellt, wenn sie Post überhaupt zustellt, dass die Schreiben öfter nach dem Termin erst bei den Klienten eingingen. Sie also aufgrund von Unwissenheit auf die Einladung nicht reagieren können.

Sie versenden also normale Anschreiben per formelle Zustellung, weil die Deutsche Post die bei ihr eingekaufe Dienstleistung nicht oder nur noch schlampig erledigt!

Normaler Brief bis 20 g: 0,85 Cent. Postzustellungsurkunde € 3,45 – mit Glück kauft das Jobcenter die Leistung in der Großpackung ein, dann kostet sie nur noch ab 70.000 PZA/Kalenderjahr € 2,19

Und an der Stelle kommt ihr ins Spiel: Es sind eure Steuergelder!

Ich finde übrigens auch, dass diesbezüglich diese von CDU/CSU und FDP kurz vor dem Bürgergeld angestoßene Sanktionsdebatte noch einmal ein ganz besonderes Nachgeschmäckle erhält.

2016-07-15

Menschen

Bei der Hebung des gesunkenen Flüchtlingsschiffes – beauftragt durch die italienische Regierung, nachdem die zuständige Staatsanwaltschaft von Catalania eine Hebung abgelehnt hatte, weil „nicht notwendig für die Ermittlungen, teuer und langwierig” – Anfang Juli ist man noch von ungefähr 300 ertrunkenen Geflüchteten im Wrack ausgegangen.

485 Menschen, das weiß man heute, sind es noch gewesen, die im Rumpf des Schiffes den Tod gefunden haben. Schiffe, die oft keinen Namen tragen, und daher leicht vergessen werden können, da sie nicht über ihren Namen mit dem Schreckens einer „Titanic” oder „Costa Concordia” verbunden werden können bzw. müssen.

In dieser Liste der weltweit gesunkenen Schiffe seit 2011 steht das Ungefährzeichen „≈” für die ungefähre Anzahl der zu Tode gekommenen Menschen auf der Flucht. Ungefähr, weil man die genaue Anzahl von Passagieren nicht kennt und weil man diese Schiffe nie bergen wird. Aus oben genannten Gründen. Es ist nicht wirtschaftlich vertretbar, es ist für die ermittelnden Behörden nicht von Relevanz. Man kann die Fälle nicht schnell abschließen. Das möchte man gerne, aus den Augen aus den Sinn.

Und irgendwo auf dieser Welt warten Menschen, Liebende, Verwandte auf eine Nachricht von diesen von ihnen vermissten Menschen. Sie werden nie endgültige Gewissheit erfahren. Sie werden nie beerdigen dürfen. Nie abschließen können.

Nicht jede Regierung hat das Rückgrat, wie die aktuelle italienische Regierung. (Womöglich hat die Regierung aus dem unfassbaren ersten Eintrag dieser Liste gelernt.)

Wie der italienische Regierungspräsident, Matteo Renzi, Mitte Mai 2015 in einem Interview sagte: „Ich will, dass die ganze Welt sieht, was geschehen ist. Es ist nicht akzeptabel, dass einige Leute weiterhin nach dem Motto 'aus den Augen, aus dem Sinn' handeln.”

Es liegt nun an uns, diesen 485 Menschen – und allen die nach ihnen gestorben sind und noch sterben werden auf diesem unsicheren Weg ihrer Flucht – ein Gewicht zu geben.

Unsere Regierung wird es ihnen nicht geben.

2016-05-06

… und täglich grüßt der Behördenwahnsinn!

Deutsches Amt erhält regelmäßig von mir Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (von meiner Ärztin ausgestellt). Und regelmäßig – alle sechs Monate – ein Gutachten.

Deutsches Amt fragt an, ob ich schriftlich von meiner Ärztin bestätigen lassen könnte, dass ich noch in Behandlung sei.

Schon wegen solcher Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen von Ämtern, die Sorge haben, sie könnten wegfallen und sich seit Jahren nur noch verbürokratisieren (als hätten sie das nicht schon vorher bis zur Perfektion gekonnt), wäre ich für ein Grundeinkommen zu haben.

2016-04-28

Hach ja nu'

Jobcenter. Antragsabgabe für Weiterbewilligung. Ich reiche ein:

• den Antrag

• Kontoauszüge der letzten drei Monate (namentlich von meiner Bank als „Umsatzanzeige” bezeichnet), die ich im selbst von mir vorbereiteten „ich habe bei Ihnen abgegeben”-Formular, dass das Jobcenter nur noch mit einem Datumsstempel, einem Kürzelstempel, einem Jobcenter-Stempel und einer Kürzelunterschrift der Sachbearbeiterin (aka Fallmanagerin aka oder wie sie nun gerade wieder heißen oder in was auch immer sie gerade wieder umbenannt wurden) benenne mit „Kontoauszüge 28.01.-28.04.2016”

• einem Gutachten meiner Ärztin (Wohnung)

• Folgearbeitsunfähigkeitsbeschreibung mit meinem Anschreiben zur Folgearbeitsunfähigkeitsbeschreibung.

Ich lege meinen Personalausweis vor.

„Ich sehe das hier nicht.”

„Was denn?”

„Ich kann nicht erkennen, das mit dem 28.04.2016. *blättert in den Kontoauszugsseiten* Das geht hier nur bis zum 15.04.2016.”

„Ja, das ist eine Umsatzanzeige. Da gab es dann nach dem 15.04.2016 keine Umsätze mehr.”

„???”

„Da steht doch oben drüber Umsatzanzeige vom 28.01.2016-28.04.2016.”

„Ja ja … aber.”

Kritzelt auf meinem Formular korrigierend „15.04.2016” rum.

Ehrlich, es ist ja nicht so als würde die Summe unter dem Strich nicht die deutlichste Sprache aller Sprachen sprechen.

2016-02-29

care2share

Sebastian Basedow kenne ich aus Zeiten als wir beide (mit vielen anderen Autoren) noch für das Hauptstadtblog geschrieben haben. Sebastian kenne ich als sozialen, politischen, sehr klugen und vor allem warmherzigen und authentischen Menschen. Ein Mensch, dem ich unbedingt vertraue. Obendrein ist er auch noch schrecklich sympathisch.

Er hat mir vor einiger Zeit von seinem Herzensprojekt erzählt, einem Projekt für das er Anstellung und sicheres Einkommen aufgegeben hat, um es voran zu bringen. Er hatte mich früh gefragt, ob ich daran mitarbeiten wollte. Ich mussste das aus unterschiedlichen persönlichen Gründen ablehnen. Mittlerweile hat er für sein Projekt einige engagierte Mitstreiter gefunden, darunter u.a. Andreas Gebhard, vielen bekannt als (nun ehemaliger) Geschäftsführer von newthinking, vor allem Mitorganisator der re:publica.



care2share steckt nun in den Startlöchern. Es ist ein Vertriebsprojekt, das – am Anfang natürlich noch mit einer sehr übersichtlichen Produktpalette starten wird – Körperpflege- und Haushaltsreinigungsprodukte, vegan und fair produziert, anbietet. Von den Erlösen wird jeweils 1 Euro an eine lokale soziale Initiative gehen.

Der Anfang wird gemacht mit veganer Naturkosmetik Flüssigseife. Die erste Idee war ein Hygieneprojekt für Obdachlose in dieser Stadt mit dem Erlös zu unterstützen, da sind die großen Träger der Wohlfahrtspflege wohl noch nicht reif für die Zusammenarbeit mit einem StartUp, so dass man jetzt als erstes das Projekt StreetCollage des Gangway e. V.-Vereins unterstützen wird. Gangway e. V. leistet klassische Straßensozialarbeit – vorrangig mit jungen Menschen bzw. Erwachsenen, die auf der Straße leben. Das StreetCollage bietet jungen Menschen die Möglichkeit sich in kreative Berufsformen zu bilden bis hin zu einem Diplom. Das Besondere dabei ist, dass die Schüler ihren Lehrplan gemäß ihrer eigenen Bedürfnisse und Wünsche mit gestalten können – ein wichtiger Weg, um junge schulmüde Menschen wieder Lust auf eine Ausbildung zu machen, vor allem ihnen ihre Möglichkeiten aufzuzeigen.

care2share ist natürlich am Anfang auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Seit dem 25. März 2016 läuft die Crowdfunding-Aktion auf Starnext. 10.000 Euro sind für den Start aufgerufen – das ist im Vergleich zu vielen anderen StartUps nicht viel und sicherlich knapp kalkuliert. Hinter diesem Link findet Ihr noch viel mehr Informationen zu diesem Projekt und seinen Verantwortlichen.

Es wäre schön, wenn der/die eine oder andere Leser/Leserin mitmachen würden, dich denke, es ist ein wirklich gutes Projekt. Es hat einen guten sozialen Anspruch – und vor allem: es sind gute Leute, die hinter dieser Idee stehen und daran glauben, dass man Gutes tun kann und muss in dieser Welt! Insofern: auch kleine Spendensummen helfen. Sehr! Größere natürlich auch. Sehr!

Dankeschön!

2016-02-18

Kiezpflege …

Ein ganz wichtiger Artikel, den ich bitte zu lesen (und vielleicht zu teilen), den natürlich betrifft das nicht nur Neukölln in Berlin. Man sollte diese Denkanstöße wirklich mitnehmen, sie können die Welt da draußen für alle lebenswerter machen!

2016-01-14

Hilfe!

Falls Ihr noch Kinderkleidung habt für drei syrische Flüchtlingskinder 4 Wochen (!), 3 und 4 Jahre (sehr klein und schmächtig). Dringend benötigt! Im Zweifelsfall sind auch Gutscheine von Kinderbekleidungsgeschäften oder Online-Shops bzw. Amazon wirklich sehr sinnvoll!

Bei meinen Bekannten ist noch eine Familie nachgewachsen. In einem sehr schlechtem gesundheitlichen Zustand, die Kinder sind jetzt auch erst im Krankenhaus aufgenommen worden. Unter welchen Bedingungen die Frau das Baby bekommen haben muss, kann man sich vorstellen.

Es ist wirklich zum Heulen. Die Kontaktadresse gibt es über mich: creezy at gmx.de.

P.S. Gebraucht wird auch ein Kinderwagen für das Baby … falls da jemand helfen kann?! Einen Kinderwagen haben wir dank meinem Cousinchen (*knutsch*) jetzt - aber die Kinderkleidung, alles Sonstige für ein Baby, ein Hochbett für die Kinder wären sehr hilfreich!

2016-01-09

„Ich bin ein Flüchtling in Deutschland, das heißt meine Zukunft ist in Deutschland.”

In dem viel zitierten Polizeibericht eines leitenden Beamten, der die Vorgänge am Kölner Hauptbahnhof beschreibt, waren sich (fast) alle Medien nicht zu fein ein Zitat (immer als erstes) wiederzugeben:

„Ich bin Syrer, ihr müsst mich freundlich behandeln! Frau Merkel hat mich eingeladen.”

„Ja klar”, war dazu mein erster Gedanke, der sich nicht nur im Schädel, sondern gleichfalls im Bauch manifestierte, was bei mir immer ein gutes Zeichen ist für: ich habe die Sache schon auch zwischen den Zeilen verstanden. Und dann weiter gedacht „… wenn ich Arsch wäre, würde ich genau das auch raushauen als eine unter dem aktuellen Schirm der auch Asylsuchenden in diesem Land schwimmenden nicht so koscheren Personen.” Denn wie könnte ich Syrier besser schädigen als so, zumal diese in diesem Land von bestimmten Stimmungsmachern seit einigen Monaten eh gerne als „die neuen kriminellen Energien” (zu Unrecht, wie wir, die wir nachdenken können wissen) verkauft werden? Dass der Syrier gerade des mittel- bis sehr rechts denkenden Deutschen liebstes Feindbild ist, wer hat es noch nicht verstanden? Wie sinnvoll wäre es, hätte der Mann hier also ein Satz, wie:

„Ich bin Afghane, ihr müsst mich freundlich behandeln! Frau Merkel hat mich eingeladen.”

„Ich bin Kaukase, ihr müsst mich freundlich behandeln! Frau Merkel hat mich eingeladen.”

„Ich bin Algerier, ihr müsst mich freundlich behandeln! Frau Merkel hat mich eingeladen.”


zum Besten zu geben? Unspannend oder? Null Brisanz. Kein Hahn würde danach krähen, ein Schulterzucken wäre die häufigste Reaktion. Aber kaum steht „Syrier” vorne, springen alle darauf an.

Natürlich leuchtet nicht jeder Syrier intelligenzmäßig wie der hellste Stern fern der Sonne. Aber ganz ehrlich? Wie blöd müsste ein Asylbewerber sein, um im Rahmen eines Asylverfahrens – in dem sich derzeit nun mal alle Syrier noch befinden – sich selbst so vor einer Staatsgewalt zu produzieren? Von den offensichtlichen Deutschkenntnissen ganz abgesehen. Die Leute kommen eher nicht hierher unter sehr unangenehmen Bedingungen, um sich mit solch einem verbalen Aktionismus eventuell ins Aus einer drohenden Abschiebung zu fügen.

Lange Rede: mir ist das zu plakativ. Und mir sind auch alle Medien viel zu schnell und viel zu wertend darauf angesprungen.

Sinnvoll dagegen klingt in meinen Ohren

„Ich bin ein Flüchtling in Deutschland, das heißt meine Zukunft ist in Deutschland. Ich habe Angst vor der Zukunft und davor, dass die Deutschen uns gegenüber ihr Verhalten ändern. Ich liebe Deutschland wie mein eigenes Land und ich möchte ihm nicht zur Last fallen.”

Die Krautreporter haben noch viel mehr Stimmen von Flüchtlingen, die das Geschehen in Köln aus ihrer Sicht kommentieren. Und das sind Sätze, die für mich viel sinnvoller klingen. Es sind aber auch Sätze, die Ängste formulieren. Und auch diese Ängste kann ich gut verstehen. Sie machen mich traurig.

Für mich habe ich beschlossen, zu glauben, dass dieser Satz sicherlich gefallen sein mag in dieser Nacht. Aber ich glaube nicht, dass er von einem gebürtigen Syrier kam. Zum Glück sind die Gedanken in diesem Land noch frei.

2015-12-14

Freude!

Hach! Heute konnte die junge Flüchtlingsmutter mit ihren beiden Kindern aus dem Lager in Karlshorst in das schöne, warme, ruhige Zuhause bei meinen Freunden einziehen.

Vielen Dank an alle, die uns die letzten Wochen mit Möbel und Kleider- sowie Spielzeugspenden geholfen haben!

Das war allerdings nur Schritt eins in diesem unfassbaren Behördenwahnsinn.

2015-11-11

Kinderspielzeug und mehr gesucht!

Ihr erinnert Euch vielleicht noch an dieses Blogpost von Freunden von mir, die vor einigen Monaten am Lageso eine junge Frau mit zwei Kindern Unterkunft gewährt haben? Die drei sind nach der Registrierung in dem Flüchtlingslager in Karlshorst hier in Berlin untergekommen und demnächst wird, nach den ersten drei Monaten üblich, erneut über deren Aufenthaltsstatus entschieden. Positiver Bescheid für dann wohl erst mal sechs, eventuell zwölf Monate Aufenthaltsrecht hier in der Stadt vorausgesetzt, dürfen die drei dann das Lager verlassen. Meine Freunde möchten ihnen dann ein (vor allem warmes) Zuhause geben und richten nun den Gästebereich in ihrem Haus um bzw. ein Kinderzimmer ein.

Dringend benötigt werden für die Kinder:

• Kinderbettwäsche
• Spielzeug (Bausteine, Autos, Lernspiele
• Kinderbekleidung

Das kleine Mädchen ist sechs Jahre, der Junge vier Jahre alt.

Kindermöbel (Kinderschreibtisch, Doppelstockbett, Schrank) werden auch benötigt. Natürlich beobachten sie schon die eine oder andere ebay-Auktion aber vielleicht wird ja gerade irgendwo hier in Berlin ein Kinderzimmer auf den nächsten Level gebracht und es werden brauchbare Möbel frei.

Für die junge Mutter wäre Winterbekleidung in Größe 36/38 schön!

Die Sachen können von uns auch abgeholt werden. E-Mail einfach an mich, wenn Ihr uns helfen könnt – ich leite diese dann an meine Freunde weiter creezy at gmx.de.

Vielen Dank für Eure Mithilfe!

2015-07-16

Gut leben in Deutschland

Frau Merkel aka Bundesregierung machen sich auf für die neue Wahlperiode und sucht/suchen nun mal wieder die Kommunikation zum Bürger, also zu der Person im Land, deren Wohlergehen – egal welcher Generation angehörig – dieser Regierung (pardon my french) pupsegal ist. Die ganze Aktion ist insofern hirnrissig, weil Merkel und Co. eh den ganzen Tag lang unsere Telefonleitungen abhören und selbstverständlich aus erster Quelle bereits wissen, was wir denken oder uns vom Leben erhoffen. Aber falls jemand der Meinung sein sollte, es doch noch mal direkt in das schwarze Loch zu kommunizieren, hier entlang!

Demgegenüber zeigte diese Woche das ZDF im von mir gerne frequentierten Format „37 Grad” eine Dokumentation über Rentner in Deutschland, altersberentet als auch aus gesundheitlichen Gründen frühberentet. Der Name der Sendung ist Programm „Schuften bis zum Schluss – arme Rentner in Deutschland.” Eine feinfühlige Dokumentation, die ich jedem ans Herz legen möchte sich anzusehen!

Dieses im Zusehen schaurige Erlebnis des Rentner-Daseins wird sich in Zukunft in Deutschland deutlich verschärfen, denn ganze Generationen von Freiberuflern, die im Jobcenter die Einnahmen aufstocken lassen müssen, Mindestlöhner, Minijobber und ALG-II-Bezieher zahlen gar nicht oder viel zu geringe Beiträge in die Rentenkasse ein. Das hat nichts mit Wollen zu tun, sondern mit schlichtem Können bzw. Nichtkönnen. Das Ergebnis dieser stetig wachsenden prekären Arbeitsmarktsituation ist ein Ergebnis der SPD- und CDU-Regierungen der letzten 20 Jahre.

Ich empfinde daher diese Frage einer Bundesregierung nach meiner „Vorstellung von Lebensqualität” in Deutschland daher als zynisch und als Zumutung. Es gibt keinen Grund mehr für mich zu glauben, die CDU und SPD sind soweit weg von den Bürgern dieses Landes, das ich dieses Interesse nicht ernst nehmen kann. Tut mir leid.

Frau Merkel ist im Zusammenhang mit dieser o.g. Aktion in einer Gesprächsrunde mit Kindern in Rostock. Die Kameras sind dabei. Ein palästinensisches Flüchtlingskind aus dem Libanon kommend soll mit ihrer Familie wieder abgeschoben werden und spricht Frau Merkel mutig an. Frau Merkel antwortet. Das macht das Mädchen weinen. Frau Merkel tröstet.

Naja … tröstet, was man so trösten nennen kann.

2015-03-26

Geh mir weg!

Nachbarn im Haus nebenan bekommen neue Küche geliefert. Lieferanten gehören zum lautstarken Prolltypus „jeder muss mitbekommen, dass ich da bin und einen Handschlag tue”.

Hinter unserer Anlage ist eine Miniatur-Brache. Da steht ein komisches kleines Beton-Haus drauf, keine Ahnung was es ist – vielleicht eine alte Abluftanlage. Das Gelände ist eingezäunt. An der Rückseite seitlich von unserer Müllanlage aus kann man durch den Zaun auf das Gelände. Ein Obdachloser hat sich im vergangenen Jahr dort einen Verschlag gebaut. Die allermeisten Nachbarn tolerieren das. Viele von uns unterstützen den Mann mit Essen oder Geld. Tagsüber sitzt er an der Straße und bettelt: zusammengekauert unter seiner Jacke versteckt. Er berührt in seinem Versuch unsichtbar zu sein und dennoch leben zu können, täglich.

Die Liefertypen stehen vorhin vor der Haustür und rauchen und diskutieren den Verschlag. Einer von denen läuft zum Auto und brüllt absichtlich laut über den Hof: „Bestimmt 'nen Illegaler, gleich mal die Polizei rufen°!”

Ich brülle vom Balkon runter „Arsch!”. Typ guckt erschrocken hoch, seitdem Ruhe. Und ich werde den dicken Hals nicht los.

Arsch trägt H*it*l*er-Frise.

2015-02-15

Baobab – der Affenbrotbaum

Baobab – der Affenbrotbaum. Dieser Baum speichert außerordentlich viel Wasser, Afrikaner legen in seinem Stamm kleine Zisternen an, um ihre Dörfer vor Feuer zu schützen. 20 Jahre dauert es, bis dieser Baum blüht und erstmals Früchte trägt. Von diesen Bäumen ernähren sich Tiere und Menschen, er ist ein Lebensretter in kargen Dürrezeiten.

Daher ist es besonders sinnvoll und wichtig, dass wir First World-Deppen diesen Menschen jetzt die Früchte wegessen, damit wir deren Pulver in unsere veganen Smoothies kippen können. Ähnliches gilt für fast alle anderen Produkte, die in diesem bornierten Artikel aufgeführt werden auch.

Kleines exemplarisches Beispiel: Dass vor allem Vegetarier und Veganer oder die angeblichen Intoleranzler seit einiger Zeit Quinoa schick finden und in den Bio-Läden nachfragen, hat mittlerweile dazu geführt, dass sich in Peru die ärmsten Menschen ihr Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten können. 500 g Quinoa kosten hierzulande bis zu 5,— Euro. Das heißt für die Peruaner eine Preissteigerung von bis zu 90 %, vorausgesetzt sie finden es überhaupt noch in ihren Regalen. Wenn der Gurdian schreibt, ein Kilo Quinoa kostet in Peru mittlerweile doppelt so viel wie zwei Kilo Hühnchen … ja, was glauben wir, wie oft sich die ärmsten Peruaner im Jahr wohl Hühnchen leisten können?

Wir essen den ärmsten Menschen dieser Welt aus Gründen der „Schickness” ihr Essen weg und nennen das dann Superfood? Wie erbärmlich sind wir eigentlich?

2014-11-28

Gute Texte

Für das Wochenende einige Leseempfehlungen:

Ein langer Text von einem Praktikanten in der Berliner Charité über das Sterben an Infektionen dank MRSA und Consorten. Lest den Text, er macht im Thema klüger, aufmerksamer und hilft im Ernstfall die richtigen Fragen bzw. Forderungen für sich oder die betroffenen Angehörige zu stellen! (Wenngleich der Artikel keine Lust mehr auf deutsche Krankenhäuser macht.)

Frau Wortschnittchen schreibt über das Scheitern.

Mama arbeitet schreibt über Armut. Was Armut mit einem macht. Frau engl umschreibt das gleiche Thema „angst bläst mir in die herzkammern, die flattern und rasen vor schreck. tag und nacht.”

Dazu ein Gespräch mit dem Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge, warum nach zehn Jahren Hartz IV es mehr Armut gibt trotz Arbeit.

2014-10-16

Gift und Galle spucken!

Habt Ihr diesen Monitor-Beitrag gesehen?



Es geht darin um eine junge Frau, zweifache Mutter, arbeitlos, der seitens des Jobcenters hinsichtlich ihrer beruflichen Qualifikation ein psychologischer Text aufgezwungen wurde. Hintergrund dieses Tests ist, das ist seit einiger Zeit bekannt und wird auch massiv kritisiert, dass die Jobcenter mit diesen Tests eine Aussortierung von arbeitsuchenden Menschen vornehmen. Laut Arbeitsagentur dienen diese Tests dazu festzustellen, ob ein Arbeitsuchender notwendige Kompetenzen aufweist, um an einer beruflichen Weiterbildung teilzunehmen. Es werden dabei nicht etwaige besondere berufliche Kompetenzen getestet, es wird lediglich der geistige Zustand überprüft. Er wird geprüft, ob der künftige Maßnahmenteilnehmer nicht vielleicht zu blöd ist, den Stift zu halten. Die Bewertung wird dem Bezugsempfänger nicht transparent gemacht.

Inoffiziell ist bekannt, dass die Arbeitsagentur diese Tests vorrangig dafür benutzt, um an einer Weiterbildung interessierte Bezugsempfänger, unter dem Vorwand eines Gutachtens dann abzulehnen – um Kosten zu sparen. Diese Begutachtung fällt dann tatsächlich nur manchmal auch nach einer persönlichen psychologischen Begutachtung aus. Der Bezugsempfänger muss Fragen beantworten, die in einer Art Flyer aufbereitet wurden.

Der SWR berichtete hierüber bereits im Juli 2013 im report unter dem Titel „Willkür bei der Arbeitsagentur”.

Bei dem Fall der in dem monitor-Beitrag besprochenen Frau geht die Agentur für Arbeit einen sehr interessanten neuen Weg, der in seiner Dreistigkeit wohl kaum noch getoppt werden kann. Diese Frau musste diesen Test machen, wurde laut ihrer eigenen Aussage gar nicht von einem Psychologen zum Gespräch gebeten. Man beschied ihr aber nach diesem Test laut „Gutachten nach Aktenlage” eine dauerhafte geistige Behinderung.

Das ist ein Skandal, der lt. monitor immer häufiger passiert in dieser Republik!

Noch einmal: diese Frau ist 41 Jahre alt, war immer in der Lage die ihr von der Agentur zugewiesenen 1-Euro-Jobs auszuüben, sie hat zwei Kinder groß gezogen, äußert sich vor der Kamera in klaren strukturierten Sätzen, denen man problemlos folgen kann. Sie schreibt eigenverantwortlich und selbstständig ihre Bewerbungen. Sie ist laut ihrer Aussage weder vom Sozialmedizinischen Dienst begutachtet worden, noch jemals in den 41 Jahre zuvor mit einer psychischen geistigen Behinderung diagnostiziert worden.

Das tut nun aber ihr zuständiges Jobceter. Ohne eine persönliche Begutachtung! Ohne Befugnis, ohne jegliche Kompetenz. Schon gar nicht mit der Beauftragung dieser Bezugsempfängerin, dass man an ihr eine derartige Begutachtung überhaupt durchzuführen habe.

Der eigentliche Hintergrund dieser Diagnose, davon abgesehen, dass man der Dame nunmehr keine Weiterbildung finanzieren muss, ist natürlich ein weiterer aus Sicht der Bundesagentur für Arbeit legitimer Grund: sie kann jetzt nämlich befinden, dass die Dame aufgrund ihrer Behinderung dem Arbeitsmarkt für drei Stunden am Tag gar nicht mehr zur Verfügung stehen kann und sie somit an die Bundesversicherungsanstalt verweisen mit dem Hinweis, sie möge dort um ihre Verrentung ersuchen. Die BfA jedoch wird die Dame als absolut arbeitsfähig befunden und die Dame wieder zurück an das Jobcenter verweisen. Das kann aber Leistungszahlung verweigern, weil die Dame ja nicht arbeitsfähig ist.

In diesem Prozess stecken in diesem Land sehr viele Menschen. Sie werden von den Jobcentern in Frührente geschickt, weil man Leistungen sparen möchte, weil man die Statistik beschönigen möchte, weil man nicht zugeben möchte, dass der Arbeitsmarkt für einen Großteil der Bürger dieses Landes nicht mehr existiert.

Guckt man sich diesen monitor-Beitrag an, wird man – während vor der Kamera in dem Testflyer geblättert wird – einen interessanten Testteil entdecken, nämlich die Überprüfung der Fähigkeit des räumlichen Sehens. Das ist insofern sehr spannend, weil hier offensichtlich wird, dass gegebenenfalls ein mangelhaftes Sehvermögen, das meines medizinischen Fachwissens nach eine rein körperliche Beeinträchtigung darstellt und keine geistige, womöglich in die Beurteilung der geistigen Kompetenz einbezogen wird.

Das ist schon ein starkes Stück! Ich, zum Beispiel, habe eine Amblyopie, also an einem Auge einen verkümmerten Sehnerv. Mir als Kind das „sehende” Auge zuzukleben, um den faulen Sehnerv zu aktivieren, hatte man versäumt. Sie äußert sich darin, dass ich auf einem Auge extrem kurzsichtig bin, was die andere Seite mit einer extremen Weitsichtigkeit aber wett macht. Eine Katastrophe ist das nichtn. Es wirkt sich lediglich negativ auf mein räumliches Sehen aus. Ich sehe etwas später als andere, wenn von rechts hinten etwas in mein Blickfeld rutscht. Ich spiele nicht gerne Computerspiele, die mit tieferen Ebenen daher kommen, denn das zu erfassen, sich im Bildwechsel schnell zurecht zu finden, ist für mich unangenehm anstrengend. Gestört hat es mich nie, ich kenne es nicht anders. Das Tragen einer Brille hilft nicht, denn der verkümmerte Sehnerv meldet nun mal keine scharfen Bilder an das Gehirn.

Jetzt stelle ich mir vor, ich mache diesen bekloppten Test von der Agentur und erziele womöglich beim Punkt „räumliches Sehen” keine Punkte. Vielleicht versage ich noch bei zweikommafünf Rechenaufgaben – und dann bin ich womöglich prompt geistig behindert – aus Sicht einer Behörde, die überhaupt keine Befugnis hat, solche Urteile über die ihr anvertrauten Schutzbefohlenen zu fällen? Und die sich bei einer solchen möglichen Diagnose dann auch noch als zu bescheuert heraus kristallisiert, die betreffende Person vorab einer fachkompetenten Person vorzustellen?

Seht Euch diesen Beitrag an. Nehmt diesen unglaublich inkomptenten Pressesprecher des Jobscenters zur Kenntnis.

Ihr könnt übrigens etwas tun: Ihr könnt Euren Lieblingsabgeordneten schreiben und ihn auffordern bei dieser Behörde den Test und vor allem sein Bewertungsschema zu veröffentlichen, also transparent zu machen. Außerdem könnt Ihr die Aufforderung aussprechen, die Anwendung dieser zweifelhaften psychologischen Tests – vor allem aber eine Begutachtung alleine aufgrund der Aktenlage – ab sofort zu unterbinden.

Oder könnt Ihr sicher sein, ob nicht auch Euch diese Art von Schikane treffen kann?

(Kommentare sind aus Gründen der Erfahrung aus.)

2014-09-10

Was die da mental mit Dir machen …

So bin ich dann vergangene Woche am Dienstag zum Jobcenter gegangen, um zu erfragen, warum ich sechs Wochen nachdem ich die Unterlagen eingereicht habe, nicht die Zahlung meines Krankengeldsatzes vom Jobcenter erhalten habe.

Ich bin morgens um Punkt acht Uhr vor Ort, mit erstaunlich wenig anderen Mitstreitern. Beim Empfang spreche ich vor und ich erhalte die übliche Zettelage, um bei einer weiteren Empfangskollegin vorsprechen zu dürfen, die mir dann wohl sagen könne, bis wann ich mit Zahlung rechnen dürfe.

Fünf Menschen im Wartezimmer vor mir, es geht schnell. Ich erkläre der nächsten Mitarbeiterin mein Problem, lege ihr den aktuellen Kontoauszug vor, der klar definiert, dass am Tag zuvor die Miete ab- und wieder zurückgebucht worden ist, einschließlich der Rücklastschriftgebühr. Die Dame guckt auf den Kontoauszug, stellt fest, dass ich ja 250,— Euro zur Verfügung hätte und somit nicht mittellos sei. Ich entgegne, dass ich mich nicht in der Lage sähe von 250,— € meinen Lebensunterhalt, Strom, Miete und Medikamente finanzieren zu können.

Sie guckt in ihren Computer, notiert wieder lustige Zahlen auf ihre Schreibtischunterlagen und erklärt mir ungerüht, sie hätte den frühesten Termin in der Leistungsabteilung am 12.09. diesen Jahres.

Ich erkläre ihr daraufhin sehr gerührt, dass die nicht ginge. Ich erkläre, dass meine Krankschreibung auf einem Trauma wegen eines Wohnungsverlustes basiert, ich seit ich in dem diesem beschissenen Jobcenter gemeldet bin, immerhin fünf Mal meine Miete nicht oder zu spät nur zahlen konnte; ich so keine Chance auf Gesundung habe, weil mich das Jobcenter regelmäßig zurück auf Null schickt. Das komplette Programm mit Tränen. Die pure Erniedrigung.

Es wird telefoniert und ich darf noch am gleichen Tag zwei Etagen weiter, dort empfängt mich eine junge Kollegin, die natürlich nicht weiß, warum mein Antrag nicht bearbeitet worden sei, der verantwortliche Kollege sei gerade nicht da (typisches Statement von Jobcenter-Mitarbeitern), sie würde das Geld sofort anweisen, ich hätte das dann am nächsten Tag auf dem Konto. Aber sie könne mir nur die Leistung ab dem 1.9. überweisen, das Geld ab Ende der Krankengeldzahlung, könne sie erst anweisen, würde ich einen Kontoauszug über die letzte Krankengeldzahlung vorlegen.

Wir erinnern uns, als ich die Unterlagen der Krankenkasse dort abgab und mich erkundigte, was ich zu tun hätte, hieß es dort: „Nichts! Das würde jetzt automatisch seinen Gang gehen.” Ich hätte die Unterlagen längst dort vorgelegt, hätte man mich überhaupt wissen lassen, dass ich das tun soll.

Das Geld hatte ich dann tatsächlich ganze drei Tage später auf dem Konto. Also das für den September. Nicht das ab Mitte August. Auch nicht das für die seit Monaten beantragten Sonderleistungen für spezielle Behandlungstherapien.

Ich bin dann jetzt soweit. Ich, die ich durch und durch pazifistisch bin, Gewalt verabscheue, Motten lieber aus der Wohnung raus setze als sie zu erschlagen, ich habe letzte Woche verstanden, warum Menschen Amok laufen. Und ich werde in Zukunft, wenn wieder ein Mensch in einer dieser Behörden die Kontrolle verliert, diesen Menschen verstehen, denn ich kann seine Verzweiflung 1:1 nachempfinden. Und ich werde ohne mich mit dem jeweiligen Fall näher zu beschäftigen, ganz lapidar sagen, sehr sicher ist dieser Mensch zu Recht entglitten. Er konnte da gar nichts für. Vermutlich hat er einfach dann einmal zu wenig „Entschuldigung” und einmal zuviel „Der verantwortliche Kollege ist gerade nicht da.” gehört und die Nerven verloren. Das passiert vor allem dann, wenn man so forciert darum ersucht bei verzweifelten Menschen.

Mir geht's also wieder seit Tagen schlecht. Zurück auf Null. Immer wieder. Nur wegen dieser einen Behörde.

2014-08-29

Jobcenter Berlin-Mitte

Ich bin seit dem 18.08.2014 seitens der Krankenkasse ausgesteuert worden, das heißt, dann sind 72 Wochen Krankengeldleistung erfolgt und ich muss mich an das Jobcenter wenden, die nun für die Leistungen während der Krankschreibung eintreten. Die Arbeitsagentur für Arbeit tut das nicht, weil man nicht als vermittelbar gilt, solange man krank geschrieben ist.

So habe ich per 18.07.2014 die Unterlagen beim Jobcenter vorgelegt und nachgefragt, wie das weitere Procedere sein wird. Die Antwort: „Da müssen Sie nichts weiter tun, das läuft jetzt automatisch.”

Okay, das hätte mich selbstverständlich hellhörig werden lassen müssen.

Auch das zum 18.08.2014 keine Leistung für den Monat August auf meinem Konto eingegangen ist, hätte mich hellhörig werden lassen sollen, denn normalerweise erfolgen diese Leistungen vorab. Aber da dachte ich noch, okay, die wissen, dass bis zum 15.08.2014 Geld von der Krankenkasse geflossen ist.

Heute ist die bewilligte bezuschusste Leistung, die ich seit der Krankengeldzahlung erhalte – weil das Krankengeld sehr niedrig war – auf dem Konto eingegangen. Ratet welcher Antrag offensichtlich nicht bearbeitet worden ist. Ratet, wer am Montag wieder einmal nicht die Miete bezahlen kann, dank des Jobcenters Mitte.

Wieder einmal heißt binnen zwölf Monate konnte ich dank der Schlampigkeit der dort arbeitenden Mitarbeiter drei Monate gar nicht – also nur mit externen Hilfen – und zwei Mal zu spät meine Miete überweisen.

Wenn man mal überlegt, warum ich krank geschrieben und dass die mich mit diesen Aktionen jedes Mal im Prozess meiner Gesundung zurück an den Anfang schicken …?

Die möchten, dass man sich selbst erledigt, oder?