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2024-07-18

Die Swiftsche Taylor

Da spielt sie nun auch in Deutschland, die Göttin des Pops. Die Frau, die die Madonnas, Britneys und Christinas dieser Welt längst hinter sich gelassen hat. In Gelsenkirchen.

Warum ruft Erfolg bei uns deutschen Menschen immer zur Spaltung auf? Wie oft ich in diesen Tagen in den Sozialen Medien lesen durfe, ob „XYZ” die einzige (postende) Person sei, die noch nie einen Song von Taylor Swift gehört habe? Um in nächsten Satz beiläufig etwas Negatives über eine Künstlerin zu schreiben, von der man angeblich noch nie gehört haben will.

Was eh so absurd albern ist, denn dieser Frau und ihren Songs entkommt man nicht. Schon seit ihrem ersten Hit, ihrer „Love Story” in der sie sich textlich elegant (für ihr damaliges Alter) an Romeo und Julia bediente. Das Lied hatte in Deutschland Platin-Status erreicht – will sagen, wer Radio hört oder in Supermärkten oder sonstigen Geschäften mit Musikberieselung einkauft, kennt Songs von Taylor Swift. Die Swift hört man, ob man will oder nicht. Genauso wie man an Michael Jackson, Prince oder George Michael nie vorbei kam. Also bitte Leute, macht euch nicht lächerlich mit solchen Behauptungen! Das funktioniert allenfalls, solltet ihr die letzten 15 Jahre in einem Erdloch ohne Funkempfang gewohnt haben.

Aber ich kenne das Swift-Phänomen der Menschen, die ihre Musik nicht bewusst hören – aus welchen nachvollziehbaren Gründen auch immer. Beschäftigt man sich einmal näher mit ihr – mir ist das neulich auf Instagram passiert, als ich versehentlich ein Reel mit ihr klickte – dann weiß man, dass man viel mehr von Taylor Swift gehört hat, als man es sich je vorstellen könnte. Die Swift ist wie Beethovens Neunte. Die kennt man auch lange Zeit schon, bevor einem der Musikunterricht in der Oberstufe das Leben und Schaffen des Komponisten dieses Werkes inhaltlich nahebringt.

Das Gleiche ist mir übrigens neulich mit Harry Styles passiert. Gleicher Zugang, von den Yellow Medien her kenne ich den jungen Mann natürlich, weil er einfach das krudeste Zeug sich auf den Körper zieht, sehr oft darin interessant gut aussieht – und mir damit viel Freude bringt. Aber seine Musik? Und dann hatte ich neulich dieses: „Ach, der Song ist von Styles? Der auch? Ach guck an, der also auch!” Mein direkten bewussten Zugang zu Styles Musik hatte ich estmals mit „As it was” – ich kannte bis dahin also jeden Hit von Styles ohne zu wissen, dass die von dem Ex-Boybandler stammten. Was ich im Nachhinein eigentlich ganz schade finde.

Taylor Swift macht also Musik. Mainstreamigen Pop und damit offensichtlich sehr viele Menschen auf diesem Planeten glücklich. Wie wunderschön ist das denn? Zudem ist sie das Itigste It-Girl, das man sich überhaupt vorstellen könnte – ohne ein It-Girl zu sein. Wo Madonna zu klein ist vom Körperwuchs her, ist die Swift zu groß. Wo Britney in all ihrer Bürgerlichkeit den Vamp geben musste, lässt die Swift es lieber gleich bleiben. Bühnenpräsenz in Tanznummern erledigt sie mit staksiger Bravour, die ahnen lassen, dass ihre Talente vielleicht doch woanders liegen. Sie ist gefällig im Look, signalisiert aber immer mit einer Nonchalance, dass sie echt andere Dinge zu tun hat, als sich die Lippen aufpumpen zu lassen. Sie sieht jenseits der Bühnenklamotte üblich normal aus – und die sie mir sehr sympathische machende Realität, dass sie Katzen (und sonstiges Geviech) mag, ist mir auf Insta auch mehr als einmal vorgeschlagen worden.

Was ich an Taylor Swift völlig abgefahren finde (gut, daran ist ihr Management schuld), dass sie jetzt drei Konzerte in Gelsenkirchen spielt.

Gelsenkirchen.

Das Mekka der deutschen Unbekanntheit – so unsichtbar, dass man Bielefeld dagegen als die Hochburg der Neonleuchten beschreiben würde. Halb Gelsenkirchen scheint nur aus einer überdimensionierten Sportarena zu bestehen. Und dennoch oder deswegen: Nach Gelsenkirchen wird dieser Tage gepilgert als würden dort drei Ex-Päpste gleichzeitig exhumiert. Berlin kann abdanken – Gelsenkirchen is the place to be. Und ich finde es so unfassbar entzückend!

Genauso entzückend, wie ich Taylor Swift als Person großartig finde, seit sie sich dazu entschlossen hat, eine Meinung zu haben und mit dieser nicht hinterm Berg hält. Eine Meinung dazu, wie absurd rückständig Frauen im Show- (oder sonstigen) Berufsleben behandelt werden, eine Meinung zu Feminismus, eine Meinung dazu, dass man ständig ihre Ex-Beziehungen aufzählt (mit wie vielen Frauen/Männern hatte Harry Styles eine Beziehung?) eine musikalische Meinung zu Ex-Typen, die dieser Frau selten gewachsen waren, eine Meinung zu den üblichen Themen, wie Tierschutz, Umwelt und Klimathemen – und eine klare Meinung zu den Republikanern und Donald Trump. Und offensichtlich scheint sie eine ziemlich kluge Vorstellung zu haben, was sie mit ihrem hart verdienten Geld anstellen will. Und eine klare Idee, wer ihr dieses Geld in die Kassen spielt.

Stundenlang könnte ich Interviews mit der Swift sehen – vorausgesetzt ihre Interview-Partner sind ihr auch nur halbwegs gewachsen, was leider keine Selbstverständlichkeit ist. Merkt man übrigens auch den vielen Artikeln an, die über Taylor Swift geschrieben werden. Natürlich ist ihre Musik seichter Pop, wenn man lieber Gabba oder Independent-Rock hört. Aber das, was die Taylor sagt, darin liegt sehr oft verdammt viel Wahrheit und Schönheit. Alleine ihre Größe in solchen Gesprächen auch ihre Emotionen, Wut oder Trauer zu zeigen – als Mensch. Neben ihrer sichtlich existierenden Intelligenz. Das ist etwas, was sie der einstigen Pop-Göttin Madonna wirklich voraus hat: Sie ist ganz nebenbei ein Mensch. Irgendwie anfassbar. Zumindest gefühlt nahbar. In einer jede und jeden zerfleischenden Öffentlichkeit, die zu gerne keine Fehler verzeihen möchte. Was für eine Grandessa!

Hört dieser Frau zu, von ihr kann man lernen – und das sage ich als Frau, die doppelt so alt ist, wie Taylor Swift. Um bei dem ungelenkten Wort „agism” zu bleiben, das Charlotte Brandi in ihrem launigen Artikel beim Rolling Stone zum gestrigen ersten Konzert in Deutschland verwendet hat.

Es muss wahnsinnig anstrengend sein, mit Vorurteilen in ein Konzert zu gehen und es mit den gleichen Vorurteilen zu verlassen und darüber zu schreiben, während 59.999 Menschen (nicht jeder davon wird Fan gewesen sein, sondern nur Begleitperson) einfach großen Spaß hatten mit der Swift und ihrer Popmusik.

2023-04-17

A-ha The Movie

Frühlingsputz. Ausmisterei. Schweren Herzens. Verstanden in diverse Kleidung nicht mehr zu passen und so sortiere ich sie endlich aus. Das ist verbunden mit viel Leid, weil man bei jeder Berührung eines dieser Kleidungsstücke weiß, da ist zum einen Geschichte mit verbunden und zum anderen wird es solche Kleidung in der Stoffqualität kaum noch zu finden sein.

Das ist natürlich zwangsläufig in der letzten Woche viel Gewasche und auch hier und da etwas Gebügele gewesen. Beim Bügeln habe ich nebenbei den Film über A-ha (A-ha, The Movie, 2022) laufen lassen, der gerade in der arte-Mediathek rumdümpelt. Den hat sich die Band (gefühlt als Schlussstrich) ihrer gemeinsamen Arbeit zur letzten Tournee geschenkt. Man weiß es halt nicht, sie haben ihre Tournee 2022 beendet. Ich habe vom aktuellen Album ”True North” nicht so viel mitbekommen. Aber ein Film, in dem sich die Protagonisten eher nicht gemeinsam in einen Raum setzen, spricht eine ausreichend klare Sprache.

Er wirkt anfänglich leicht anstrengend, weil man mit einer krude geschnittenen, viel zu großen Bildermenge konfrontiert wird. Gemäß dem Motto, alles muss rein. Aber später verläuft sich das auch wieder, wenngleich ich im Schnitt die einzzige Schwachstelle im Film sehe.

Hier scheinen drei Menschen ihrem Job nachzugehen und sich ansonsten nicht mehr viel zu sagen haben. Der Film ist so interessant, weil wirklich auch anders in seinen Aussagen als von mir erwartet – er ist nämlich so gar keine Werbesendung für ein Stück Musikkultur und hebt sich damit sehr deutlich von üblichen Werken ab, die sich mit der Geschichte von Bands auseinandersetzen, dass ich ihn tatsächlich empfehlen möchte sich anzusehen. Selten so viel Selbstkritik in einem derartigen Medium erlebt, kritische Auseinandersetzung mit dem Erfolg, Abwesenheit von Leidenschaft zu dem, was man gemeinsam schafft. Und auch immer noch auch Selbstzweifel an dem eigenen Talent. Ich weiß nicht, ob das typisch norwegisch ist? Aber all das vermittelt im Film eine eigene Art der Tiefe dieser Band.

Mir ist dabei aufgefallen, wie wirklich sehr viele Songs ich von der Band kenne. Ich konnte die Musik von A-ha immer gut aushalten. Dabei war mein Zugang nicht so leicht. Ich konnte, als sie mit „Take on me” die Charts erklommen und in unser europäisches Musikbewusstsein eindrangen, nicht so viel anfangen. Das Video war super für die damalige Zeit und hatte sehr sicher einen großen Anteil an dem Erfolg des Songs. Morten war mir zu schön. Unheimlich aufdringlich, kitschig schön. Interessant zu hören, wie er nach 35 Jahren erzählt, wie sehr ihn selber belastet hatte, das Aushängeschild dieser Band zu sein aufgrund seiner Physiognomie, für die er nichts konnte – und im übrigen auch, wie sehr alle das Teenie-Band-Image verabscheut hatten. Insofern ist dieser Film auch ein exzellentes Lehrbeispiel für ambitionierte junge Musiker, Dinge nicht mit sich machen zu lassen.

Mich hatten damals A-ha übrigens gecatcht mit dem Cover von „Crying In The Rain” (Everly Brothers) und dem wunderschönen, zum Song so gut passenden Depri-Video. Eines der besten Cover aller Zeiten, für mich. Damals gebraucht beim großen A. gekauft, das mir danach noch ein ganzes Jahrzehnt übrigens Alben der Band empfehlen sollte. Sonst hatte ich nie das Bedürfnis Alben zu kaufen bzw. auf eines ihrer Konzerte zu gehen.

Ich hatte sie einmal erlebt in Berlin bei dem LiveAid-Konzert im Jahr 2005. Hingegangen war ich eigentlich wegen Audioslave, A-ha spielten sehr zeitnah danach – und die waren so schlecht abgemischt, dort jedenfalls, wo ich stand – dass ich vor Mortens Stimme geflüchtet bin. Sie tat so weh im Ohr. Und das hatte mich für alle Zeit geheilt, denn tatsächlich ist seine Stimme besonders und schön. Aber wenn da irgendetwas schiefgeht, sei es seine Gesundheit oder üble Technik, dann kann die sehr schnell zu einer Qual werden.

Dann fand ich doch faszinierend, dass in einer Szene des Films bei Proben zu neuen Tonaufnahmen, er das selber klar für sich definiert, in dem er sagt, er könne den Song nicht durchgehend in der gleichen Tonhöhe singen. Nicht etwa, weil er es nicht könne, sondern weil ihn seine eigene Stimme dabei nerven würde.

Der Film vermittelt einen neuen Blick, einen interessanten und nachvollziehbaren Blick auf die Band und ihre Mitglieder, auf echtes Bandleben eben auch mit seinen großen Nachteilen. A-ha haben mich seit meiner Jugend begleitet. Vermutlich auch eure? Schon deswegen kann ich diesen Film empfehlen, sich anzusehen.

Morten Harket ist immerhin jetzt 64, Pål Waaktaar-Savoy, 62, und Magne Furuholmen, 61. Alle drei Musiker sind erstaunlich gut gealtert. Und ich habe gelernt, dass Magne ein außerordentlich talentierter bildender Künstler ist.

2021-10-17

Helene Fischer – da rauscht nix!

Hm … … ich habe gestern Abend die viel gepriesene Veranstaltung von Helene Fischer im ZDF mir angeguckt. Ungefähr bis sie einen Song namens Luftballon interpretiert hatte, das nächste Lied, das sie dann anstimmte, war genauso wie die anderen fünf (?) Songs zuvor und mir wurde es dann langweilig. Die dazwischen geschnittenen Interviews mit ihr waren erstaunlich banal und haben den Zweck in die Songs irgendeinen tieferen Sinn zu reden, schlichtweg nicht erfüllt. Somit habe ich mich dann aus diesem Samstagabend-TV-Angebot verabschiedet.

Fakt: Helene Fischer macht Musik für die ich kein Geld ausgeben würde. Ich empfinde ihre Musik allerdings auch nicht als so grausam (im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Künstlern ihrer Branche), dass ich sie gar nicht hören kann. Ich habe immer sehr großen Respekt vor ihrer gesamten künstlerischen Erscheinung gehabt, denn mir ist klar, dass sie wahnsinnig viel Arbeit investiert. Diese Beziehungsnummer mit Florian S. habe ich nie begriffen und hielt diese eigentlich für eine Alibi- bzw. vertragsorientierte Imageveranstaltung. Ich gucke gelegentlich ihre Weihnachtsshows, die schon recht unterhaltsam sind – wenngleich ich ihre Stimme nicht wirklich interessant noch variantenreich empfinde. Aber natürlich hat sie eine exzellente Technik und offensichtlich sehr gute Ausbildung. Alles in allem: Helene Fischer tut mir nicht weh, ich bin kein Fan, respektiere aber ihre Arbeit und Kunst. Und ich freue mich über ihren Erfolg, den kann ich ihr durchaus von Herzen gönnen. Für den geschriebenen boulevaresqen Rest kann sie vermutlich eher wenig.

Wenn ich es richtig verstanden habe, wollte sie als Privatperson ihre Schwangerschaft länger geheim halten, als es ihr Außenstehende dann tatsächlich gegönnt hatten. Insofern habe ich diese Veranstaltung, nach der Absage ihrer Weihnachtshow, als Kompensation verstanden. Sie hat ein neues Album am Start und möchte als Hochschwangere keine Videos drehen – also wurden die relevanten Songs in einem Rutsch durchgedreht, dabei wurde sie gefilmt und interviewt. Schnell ein von ihr produziertes Entertainmentfilmchen gedreht als Appetizer. So weit, so völlig legitim.

Dabei wurde sichtlich in viel Personal, Technik und Regisseurgröße investiert. Schlussendlich blieben aber die einzelnen Settings in den Videos erstaunlich ähnlich, Helene steht meist irgendwie herum, greift sich über Gebühr oft in die Haare, wird von Tänzern umtanzt und macht gelegentlich mit denen einige Tanzschritte. Visuell werden keine Inhalte erzählt. Also alles beim Alten. Eher langweilig als die große Überraschung. Dabei wurde sie wechselnd in Bühnenklamotten gesteckt, die sehr offensichtlich einen Schwangerschaftsbauch kaschieren sollten. Was … selbst, hätte ihre Schwangerschaft nicht jemand vorher geoutet, spätestens seit gestern ein bekannter Fakt gewesen wäre. Vom Bauch abgesehen, sieht sie einfach schwanger aus. Also warum das Theater für eine der schönstens Sachen der Welt, die einem Paar passieren kann?

Das wirkt vor allem dann merkwürdig, wenn man sieht, dass diese Videoproduktionen nicht mit dem kleinsten Budget realisiert worden sind, man die Hauptdarstellerin wiederum die gleiche Bühnenklamotte mehrmals tragen lässt. Sparsamkeit ist supi – wäre aber überzeugender gewesen, hätte man das an anderen Stellen bewerkstelligt. Z. B. an einer Maske, die dafür sorgt, wenn bei der Kamerarundfahrt, die Haare überhaupt nicht sitzen. Individuelle Kleidung. Ansonsten bei den Videos, die ich gesehen habe, alles wie immer: Ich finde Videos von Helene Fischer nämlich schon immer und immer wieder erstaunlich schlecht. Perspektive, Schnitt – ständig schreit mein visuelles Auge „Macht das um Himmelswillen weg!”. Warum sie, wenn man schon im geografischen Formen spielt, sie nicht in dieser mittig steht; wenn man ihr schon grandiose Lichteffekte gönnt, man diese nicht kameratechnisch einfängt und im Schnitt umsetzt – oder wenigstens mal mit Brennweiten wirklich etwas reißt? Ich verstehe es nicht. Erinnert Ihr Euch an das Video von Atemlos? Das ist belanglos und richtig schlecht, weil extrem billig produziert. Aber offensichtlich werden ihre Videos nicht billig produziert, das konnte man gestern sehen – warum zur Hölle aber sehen die dann immer noch so aus?

Mit ihrer Musik – die sie selbst als Spiegelbild ihrer persönlichen Entwicklung deklariert in den eher belanglos zu nennenden Interviews – holt sie mittlerweile keinen Affen mehr hinter dem Ofen hervor. Es gibt ein bisschen mehr – auch im Schlageralltag – als körperliche Anziehung meist in irgendwelcher erzählen Clubszenerie, das ewige Dauerthema in ihren Liedern. Atemlos tausend Mal reloaded. Dabei lassen die Texte mittlerweile vermuten als wäre es mit dem Grundvokabular der TextschreiberInnen nicht sonderlich weit her. Der Vokabelgrundstock wird ständig wiederholt. Allzu häufig hört man die gleichen Synthi- und Basesounds in unterschiedlichen Liedern immer und immer wieder. Da hat sich jemand womöglich privat weiter entwickelt, musikalisch scheint sie (oder wer immer für ihre Songs jetzt verantwortlich ist) nicht den gleichen Weg gegangen zu sein. Und das Schreistück mit Fonsibär, das tat mir eher weh in den Ohren. Gruselig.

Schade eigentlich. Ich jedenfalls war nach Lied fünf draußen. Ich werde aber auch nichts versäumt haben. Und ihre Fans fressen nach ihrer Auszeit sowieso alles, was sie ihnen präsentieren wird. Nur: Ich hätte sie da für künstlerisch cleverer gehalten.

2021-09-02

Abba – Voyage

Heute um 18:45 Uhr auf You Tube gibt es ein Abba-Streamevent auf YouTube:

https://www.youtube.com/officialABBA

Ich bin so sehr aufgeregt und empfinde große Liebe!

Anderthalb Stunden, zwei neue Abba-Songs, ein Björn und Benny-Interview später:

Abba wollten zwei neue Songs machen, die sie heute vorgestellt haben und … ZACK! … kommt ein ganzes Album im November. „I Still Have Faith in You” (Leadvoice Annifried) and „Don't Shut Me Down” (Leadvoice Agnetha). Und beiden Songs gehen sofort ins Hirn.

Ich bin gerade sehr glücklich. Wie sehr ich sie vermisste habe, wurde mir bei diesem Livestream bewusst. Was bin ich für ein glücklicher Mensch, dass ich mit deren Musik in Echtzeit groß werden durfte. Ich war in den 70iger auf ihrem Konzert in Berlin – ich möchte nicht wissen, was meine Mama angestellt hatte, dass sie mir diese Karte schenken konnte.

Stundenlange Nachmittagsgesänge mit den Freundinnen bei uns zu Hause. Karaokesingen als es das Wort hierzulande noch gar nicht gab, die Mikrofone waren Eddingstife. Ich war Annifried, meine Freundin Andrea Agnetha, manchmal war auch Vivan Agnetha. Agnetha wollten alle sein, Annifried nicht so. Ich war immer sehr glücklich mit Annifried! Und mir ging es eben beim ersten Mal „I Still Have Faith In You” hoch und runter, diese wundervolle vielschichte immer warme Stimme.

So lange waren sie weg – und nun sind sie doch wieder da!

Ja, das ist ein so wundervoller Tag heute!

2019-05-19

Eurovision Song Contest 2019

Den Eurovision Song Contest zu gucken, das hat seit Twitter neue Qualität. Seit ein paar Regeländerungen auch neuen Wind in den Wettbewerb gebracht hatten, macht er sogar Spaß. Die Songs sind beliebiger geworden, Titts ’n Ass sind eingezogen, die männlichen Kollegen dazu beliebig austauschbar dank ihrer Dreitagesbärte. Aber: wer nicht wirklich Stimme hat, braucht dort nicht mehr anzutreten. Singen können im Vergleich zu früher dort wirklich alle, dünne Stimmen haben keine Chance. Musste Madonna dieses Jahr dann wohl auch lernen.

Nachdem gestern alle Songs gesungen waren, die multimediale Begleitung langsam wieder von ihrem LSD-Tripp runter kam, die Moderatorinnen brav ihre Klamotten gewechselt hatten, alle Fahnen übertrieben fröhlich in die Kamera geschwenkt wurden, die kleinen Frustis aus Island ihren minimalen Skandal produziert hatten, blieb ich wirklich ratlos zurück. Ich hätte nicht sagen können, wer das Rennen macht. So sehr beliebig gleich gut, gleich langweilig viele Songs waren, so breit aufgestellt waren auch die Acts, die es durchaus verdient hätten als Sieger gekürt zu werden.

Die neuen Punktevergaberegeln von „professioneller” Jury zu den Anrufern aus dem breiten Volk, war vergleichsweise spannend. Was für mich nicht gleichbedeutend ist, finde ich gut. Aber interessant zu sehen, wie sehr unterschiedlich die Meinungen dann doch sind – und wie sehr diese Stimmen der Masse eine vermeintlich sichere Nummer am Ende dann doch noch einmal umkehren können. Die professionelle Jurys auf alle Fälle sollten langsam mal in sich gehen, Spielchen wie sie Zypern und Griechenland immer wieder spielen (und einige Ostblockländer übrigens auch), nämlich sich untereinander die 12 Punkte zuzuschustern, denen möchte man nur noch zurufen: „Ey, get an european life!” Selten war deutlicher, wem es offenbar an offener europäischer Entwicklung mangelt.

Ich hatte meine Favoriten. Mahmood mit Soldi war für mich lange gesetzt – einfach weil ich den Song aufgrund der Italienreisen schon deutlich früher (und öfter) gehört hatte – ich finde ihn sehr gut arrangiert, perfekt gesungen – und inhaltlich wichtig. (Sohn rechnet mit seinem Vater ab, der die Familie früh verlassen hatte und der nie wirklich Interesse an seinem Sohn gezeigt hatte, allenfalls an der Knete die er verdient.)

Kobi Marimi, der für Israel „Home” sang, fand ich sehr gut in der Einblendung im Vorentscheid. Ein echter ESC-Song, wie er aber seltener nachgefragt wird heute. Gute Stimme, gute Show. Und diese Wimpern! Ich denke, er hat’s leider geschmissen mit seiner „Ich muss immer, nachdem ich den Song gesungen habe, weinen, weil das Lied so schön ist.” Die Emotion nimmt man dann doch niemandem mehr ab, wenn er das Lied zum 30. Mal gesungen hatte – und leider war er dann im Finale ein viel zu schlechter Schauspieler. Schade. Mir scheint, das hat man ihm sehr übel genommen. Trotzdem: hübscher Mann, schöne Wimpern, perfekte Zähne, tolle Stimme, schnulziges Lied. Eigentlich eine sichere Nummer. Aber … seine Zielgruppe guckt heute nicht mehr den ESC und ruft auch nicht mehr an. Erwähnte ich schon die Wimpern?

Norwegen und Schweden und Aserbeidschan waren für mich alle drei gleich auf. Gute Tanznummern. Songs, die man nur einmal gehört haben musste, um sie wieder zu erkennen. Den Schweden fand ich einen Tick besser. Sehr ESCesque.

Island. Electronic Body Music ist mir seit jeher die nähere Musik als Pop und Schlager. Insofern fand ich die lustig und war von der Musik nicht überrascht, wie vermutlich einige andere. Aber für die „Wir sind eine total böse Band”-Nummer bin ich dann doch zu alt, die Performance war echt lau. Aber ich habe natürlich den Berliner/Metropol/Sage Club/Berghain-Vorteil und kann das halt nur noch niedlich finden. Befremdlich finde ich immer noch, wenn mir Leute allzu direkt auf die Nase binden, wohin ihre sexuelle Präferenzen gehen. Ich möchte vorher erst mal fragen dürfen. Sehr oft finde ich nämlich Leute gar nicht so interessant als das ich mir überhaupt Gedanken darüber machen möchte, wie, warum und mit wem sie ficken. Und gruselige Kontaktlinsen-Effekte? Sind so etwas von schon seit Jahren durch. Bitte! Danke! Tsja, da war die Zeit gesamteuropäisch nicht reif für diese Lordi-Nachfolgenummer.

Ich hätte sehr viele Nummern zum Sieger gekürt. Aber ganz sicher nicht den Niederländer. Freut mich trotzdem für ihn und sein Land, wird nächstes Jahr sicher wieder sehr schön werden. Leider wird das musikalische Europa ihn in vier Wochen schon wieder vergessen haben.

Die ganze Show selbst, mit den Tanzeinspielern, den lustigen Rückschnitten aus den vergangenen ESC-Jahren, die Partystimmung – ich finde, Israel hatte das sehr gut und liebevoll gemacht, hier und da richtig schöne emotionale Bonbons verteilt, eine absolut runde Nummer – auch mit den Pausenacts. Bis auf: Madonna. Und: Die multimediale Begleitung sollte die Künstler begleiten, sie nicht nicht übertönen noch übertrumpfen. Weniger ist dann doch mehr. Wir sind doch immer noch beim ESC und nicht bei der Transmediale oder?!

Seit der Ankündigung, dass Madonna beim ESC auftreten würde, um ihre neue Platte zu promoten, fand ich es blöd. Ich finde es völlig in Ordnung, wenn der/die/das Vorjahresieger*in*nnen dort in der Pause ihre neue Platte promoten, schlussendlich haben sie den ESC das Jahr zuvor in ihr Land geholt. Aber einen Superstar, der generell schon alles überstrahlt mit dem Erfolg, der ihr bekannten Diva-Attitüde auf die Bühne holen – ganz falsches Podium. Das ist allen anderen Teilnehmern gegenüber so sehr ungerecht! Und ich – entschuldigt bitte, wenn ich das so deutlich sage – kotze im Strahl, wenn sich eine Person mit einer Augenklappe schmückt, die zwei völlig funktionstüchtige Augäpfel ihr eigen nennt (und dann noch ein Sichtloch in der Augenklappe hat, weil ihr der Mut mit der Auseinandersetzung fehlt, sich zeitweilig wirklich mit der Sehbehinderung eines Einäugigen auseinander zu setzen.) Was für ein verdammter Mist. Was hat die Alte eigentlich da geritten?

Ich wusste schon immer, dass Madonna ein dünnes Stimmchen hat – was sie in meinen Augen aber immer gut über ihr Tanztalent und sonstiges künstlerisches Gedöns um ihre Person gut zu kompensieren wusste. Nun hat sie nicht mal mehr nur ein dünnes Stimmchen, sie kann auch nicht mehr den Ton halten. Das hat sie wohl mit mir gemeinsam. Nur: ich gehe nicht auf die Bühne vor ein Millionenpublikum und singe dort live, weil ich das weiß. Madonna weiß das nicht – und hat sich somit gestern selbst prima demontiert. Leider werden deswegen jetzt einige Leute vermutlich verklagt werden oder sonst welche Jobs verlieren. Wenn der zweite Song von ihr interpretiert, von ihrem neuen Album, einer der besseren Songs gewesen sein soll: okay, Madonnas Zeit ist vorbei. Wissen wir nun. Ich mag mir auch keine glatt gespritzten künstlichen Gesichter älter werdender Menschen angucken. Bei allem Respekt vor ihr, ihrem künstlerischen Schaffen über all die Jahre und die Arbeit, die sie ganz sicher hinein gesteckt hatte – alleine im Tanzstudio. Ein Altern in Würde würde ihr so viel besser zu Gesicht stehen.

Jeder Act hatte besser gesungen als Madonna. Alle live. Viel besser. Selbst Verda Serduchka (man erinnert sich: die silber glitzernde Diskokugel, Zweitplatzierte von 2007 mit ihrem „Dancing Lasha Tumbei”), die sich in der Pause mit einigen Gewinnern der Vorjahre und deren Songs eine großartige Battle lieferte, zeigte dabei, dass sie tatsächlich singen kann. Und: um Längen besser singen kann als Madonna. Viel besser. Die Battle mündete in einem grandiosen „Hallelula”-Finale unter anderem mit Conchita, das wohl gar kein Herz unberührt ließ. Wow!

Auch sehr wow: der französische Sänger Bilal Hassani und die Perfomance mit der wundervollen Ballett-Tänzerin. Was für ein Zeichen! Wie sehr traurig, dass dieser Sänger im Jahr 2019 in seinem eigenen Land nieder gemacht wird, weil er offen mit seiner Homosexualität umgeht. Mensch, hört auf so armselig zu sein. Dass ist nicht das Europa, so wie es mit seiner Entwicklung in die neue Moderne steht.

Nun zu uns: Ich hatte schon sehr fassungslos den Vorentscheid zur Kenntnis genommen. Ich fand da gar keinen Song oder Interpreten so richtig doll, also wählbar. Dass dann aber auch noch der schlechteste Song gewählt wurde, da hätte man fast schon wieder den üblich paranoiden technischen russischen Eingriff zur Verantwortung ziehen wollen. Aber bleiben wir bei der Eigenverantwortung: Wenn Deutschland meint, so ein schlechtes Lied von so belangloser Interpretation ins Rennen zu schicken, dann bekommt man halt keinen Punkt – von einem durchaus musikverständigen Publikum. Zwei junge austauschbare Frauen, die sich eng bekleidet auf der Bühne einen Großteil des Songs gegenseitig in die Visagen brüllen?

Eines muss man diesen Schwestern lassen: sie haben im Finale um Längen besser gesungen als die vielen Male zuvor, die ich sie hören musste und sie immer erschreckend dünn klangen. Aber … für meine Begriffe waren die 26 Punkte der professionellen Jury so sehr liebevolle Zuwendungen, die wir gar nicht verdient hatten mit unserem Beitrag. Ich hätte auf höchstens drei Punkte getippt. Freundschaftspunkte von Österreich, die dieses Mal aber tatsächlich uns so bewerteten, wie verdient war: mit keinem Punkt. So wie der Rest Europas.

Und das ist kein Politikum. Das hat nichts damit zu tun, dass Europa Deutschland vermeintlich nicht leiden könnte. Denn dann hätten wir im letzten Jahr nicht so weit vorne landen können. Das hat damit zu tun, dass wir die Entwicklung des ESC – lustigerweise von Menschen wie Stefan Raab aus Deutschland heraus mit initiiert – komplett verschlafen haben. Und die Konkurrenz aller anderen Ländern mittlerweile sehr groß ist. Und es eben so gar nicht verschlafen hat.

Und dann diesem Castact eine Typo „S!sters” zu geben, die in keinem Hashtag funktioniert. Nee ne? Ich meine: NEE NE???!!!

Zweitklassig oder drittklassige Songs und Interpretationen können dort nicht mal mehr einen Trostpreis gewinnen. Eat it! Die Hausaufgabe macht man typischerweise vor dem Vorentscheid in der Auswahl. Die war dieses Jahr komplett übel. Die Verantwortlichen sollte man hinterfragen. Das gestrige Ergebnis ist gerecht und richtig.

Und: Madonna kann nicht singen. Und für ihre selten dämliche Augenklappen-Attitüde, hoffe ich, zeigen ihre Fans ihr ordentlich den Stinkefinger! Ich hätte es schöner gefunden mir wäre ihre Blamage erspart geblieben. Das war es nicht wert. „Halleluja” war groß genug für eine Finale-Pause.

Danke Isral und Tel Aviv. Es war ein großes Vergnügen. Auch mit Euch, liebe Twitter-Timeline! <3

2017-02-04

Frank Zander wird heute 75!

Frank Zander ist nicht nur Schlagersänger, Komiker, ein begnadeter und dabei durchaus hurmorvoller Maler – es ist auch ein durch und durch guter Mensch. Dieser Mann, ein Berliner Urgestein (Neuköllner), wird heute 75 Jahre alt.

Zeit ein paar Geständnisse bzw. Erlebnisse zu teilen, die mich mit ihm verbinden.

Frank Zander brachte im Jahr 1969 eine Single heraus, namens „Der Ur-Ur-Enkel von Frankenstein”. Das war die erste Single, die ich mir damals als noch richtig kleines Kind (fünf Jahre) als Single wünschte. Ich habe sie übrigens noch heute. Ich fand das Lied toll und auch sehr gruselig gleichzeitig. Gruselig weil mich der Ausklang, wenn durch das Verschwinden der (damals sprachen wir nur von Batterien) Batterieladung die Stimme Frankensteins Ur-Ur-Enkel blechern klang bis sie ganz versagte, dieses Elektrisieren seiner Stimme mir regelrecht körperliche Schmerzen bereitete. Daher stoppte ich gerne den Plattenspieler vor dem Ende, ich kann das heute noch nicht gut hören.

(So geht es mir übrigens auch mit Kraftwerk. Ich fand die von der ersten Minute an toll, also deren Musik, den Habitus. Die Roboterstimmen kann ich manchmal heute noch sehr schlecht ertragen, früher konnte ich es gar nicht.)

Das Lied, die Musik vom „Ur-Ur-Enkel von Frankenstein” fand ich aber sonst witzig und toll. Ebenso seine dazugehörigen Auftritte im übersichtlichen Musikprogrammen der Öffentlich Rechtlichen Sender. (Es gibt damals davon keine Videos, liebe Kinder. Abba gewannen erst in diesem Jahr den Grand Prix und die erfanden bekanntermaßen später so etwas wie das Musikvideo. Die mittlerweile verfügbaren Aufzeichnungen sind späteren Datums, Zander hatte den Song von ein paar Jahren nochmals neu veröffentlicht.)

Frank Zander hatte das große Talent – für mein Empfinden als Kind – sich sehr gruselig zu verkleiden und zu benehmen und trotzdem immer etwas Gutes durchscheinen zu lassen, vor dem man sich genau nicht fürchten musste. Also: alles nicht so schlimm, wie es zunächst aussieht. Das ist womöglich das besondere Talent von ihm: er bietet uns immer etwas an, sendet dennoch gleichzeitig die Signale, dass man ihn nie all zu ernst nehmen sollte.

Interessanterweise hatten wir im letzten Jahr am Heiligabend einen Moment in dem wir uns unsere ersten Lieblingslieder bzw. Platten gestanden in fröhlicher Runde, was insofern viel Spaß machte, denn wir konnte uns die Lieder alle auf YouTube gleich anhören. Da wurde mir bewusst – auch durch den Zuspruch der anderen – dass das Lied schon damals erstaunlich modern und seiner Zeit sehr weit voraus war. Wenn Frank Zander sagt, das sei eigentlich der allererste deutschsprachige Rap überhaupt gewesen – dann ist das so verkehrt nicht.

O-Ton Frank Zander: „Der erste echte Rap und zugleich mein erster Nummer 1 Hit, allerdings nicht in Deutschland, sondern in Österreich, dort liebten sie den schwarzen Humor. Für den Rhythmus habe ich mit dem Fuß auf meinen alten Holzboden getreten und der Impuls zweier Bananenstecker musste für die Snaredrum herhalten. Klingt irgendwie irre -- war es auch! Noch zur heutigen Zeit klopft man mir in Österreich auf die Schulter und sagt „Jo Zander, mir ha'm dir net vergessen!" Der Ur-Ur-Enkel wirkt doch sehr nachhaltig.

Der Groove vom Song ist erstaunlich modern, heute noch.

Jahre später, ich war in der Oberstufe und verdiente mir mein Geld als Gardrobiere im ICC sowie im Konzertsaal vom (damaligen) Sender Freies Berlin (SFB), hatte ich einen Job als Schließerin bei einer Live-Radio-Sendung beim SFB. Diese Sendung fand in einem kleineren Sendesaal mit Bestuhlung statt – gibt es das heute eigentlich überhaupt noch? Diverse Schlagersänger durften dort ihr Playback singen und kurz etwas ins Mikro sagen. Daran nahmen teil Drafi Deutscher (der damals mit dem Revival von „Marmor, Stein und Eisen bricht” gerade wieder kurz hoch poppte am Schlagerhimmel) mit sehr sehr sehr junger Freundin, Jürgen Marcus mit seinem Manager-Freund und eben Frank Zander.

Besucher dieser Veranstaltung waren Berliner Menschen, die schon so sehr Fan sein mussten, dass sie überhaupt mitbekommen hatten, das so eine sehr schräge Sendung produziert wurde. Eine recht große Gruppe bestand aus Menschen mit geistigen Behinderungen mit ihren Betreuern, die schlicht und einfach Fans waren. Glückliche Fans. Das alles war keine große Sache, lass es mit uns Beschäftigten, Gästen und Künstlern insgesamt 80-100 Leute gewesen sein. Wirklich überschaubar.

Als Schließerin ist es Aufgabe die ganze Zeit vor der Sendung freundlich guckend herum zu stehen an den Türen, den Gästen die Sitzplätze zu zeigen {wenn die Karten nummeriert verkauft wurden), ggf. Progammhefte zu verkaufen und nach dem dritten Gong, wer wäre jetzt darauf gekommen, die Türen zu schließen. Und diese zu bewachen, damit – vor allem bei Klassikkonzerten oder Radioaufnahmen – nicht störende Zuspätkommer das Event etwa vor dem ersten Applaus stören. So hatte ich also Zeit diese Veranstaltung im Vorfeld genau zu beobachten, so etwas wie Maske gab es nicht, denn wenngleich die Künstler zwar von ihren Fans gesehen wurden, gab es keine Aufzeichnung der Television. Die kamen also, bekamen etwas zu trinken, deren begleitendes Manager-Personal drehte ein bisschen übertrieben aufgescheucht am Rad (vorrangig das von Drafi Deutscher), der Rest war im Grunde ein Meet & Greet. Man trifft sich, versichert sich seiner gegenseitigen Zuneigung und unterschreibt Platten, Hefte bzw. verteilt Autogrammkarten.

Für die Stars sicher Business as usual. Für die Fans etwas deren Leben Bewegendes.

Und hier genau trennte sich die Spreu vom Weizen: während Drafi Deutscher, so muss man es sagen, sich wirklich wie ein arroganter Arsch verhielt und sich vor allem von den Menschen mit den Behinderungen regelrecht angewidert abwandte und dann zurück zog, den Fans vielleicht fünf Minuten Zeit gönnte, stand Jürgen Marcus nett, ganz bescheiden herum und tat das, was seine Fans sich von ihm wünschten. Zog sich später in eine Ecke zurück mit seinem Freund, nachdem er diesen Teil erledigt hatte (er war zu der Zeit nicht mehr ganz Top of the Pop, meine ich zu erinnern), war zurückhaltend aber durchaus zugewandt.

Frank Zander aber betrat den Gang vor dem Raum, begrüßte alle Menschen sehr herzlich, ließ sich das Aufzeichnungsprozedere erklären und widmete sich ab dem Moment mit einer Hingabe, Freundlichkeit und Zuwendung jedem einzelnen dieser Menschen, die ihm einmal nahe sein wollten, ließ sie nicht eine Sekunde spüren, sie wären nicht weniger besonders als er und ließ jeden der Anwesenden sich wie ein kleiner König sich fühlen – und hatte bis heute durch seinen menschlichen Habitus mein Herz gewonnen. Ich hatte nämlich gesehen, was er mit diesem Verhalten bei all diesen Menschen bewirkte, nachhaltig. Man musste ihn zu Beginn der Sendung regelrecht von den Fans wegziehen. Es war … er war eben besonders!

Das muss Anfang der Achtziger Jahre gewesen sein. Mich hatte damals Frank Zander (dessen Musik ich ehrlich gesagt in den letzten Jahren eher weniger wahrgenommen hatte, mein Geschmack hatte sich doch ein bisschen geändert über die Jahre Zeit) so nachhaltig beeindruckt, dass ich heute noch gelegentlich feuchte Augen bekomme, denke ich an diese Szene. Ihn zu erleben und die Freude dieser Menschen, war ein kleines mich mein Leben begleitendes Geschenk.

Meine Nachbarn gehen öfter hier in Kreuzberg in einer Kneipe etwas trinken, wo Frank Zander immer noch gern gesehener Stammgast ist und erzählen ab und an davon – ooch janz glücklich! Ich habe ihn noch nie dort getroffen. Freue mich aber jedes Jahr darüber, wenn es zur Weihnachtszeit wieder von ihm und durch ihn Gänse gibt für Menschen, die sonst nicht viel haben, dass es ihm gut geht und bewundere seine Arbeit und Leidenschaft. Dass er nun auch schon 75 Jahre alt ist – hat mich heute doch etwas erschrocken. Kann eigentlich nicht sein, das war doch alles erst gestern?

Hoffentlich kann uns Frank Zander noch viele, viele Jahre mit seiner Fröhlichkeit, Menschlichkeit, Optimismus und Weitsichtigkeit anstecken!

2016-12-13

Gesänge

Ich liebe „Last Christmas” übrigens. Ich kann das Lied immer hören und nie genug. Ich liebe auch das Video, dass ich schon damals so wundervoll ironisch bis sehr putzig fand, weil ich Herrn G. Michael nie als die größte Hete unter der Sonne vermutet hatte. (Das größere Rätsel für mich war damals eher, ob Andrew Ridgeley [der interessanterweise keinen einen Wikipedia-Eintrag hat, also in der deutschen Wikipedia] auch schwul war und die ein Paar waren oder nicht.)

Dieses Lied von Mariah Carey indes hätte man nie komponieren müssen, wenn Ihr mich fragt. Mariah Carey geht mir auf den Geist. Mit allem. Vor allem mit ihrer Attitüde.

Das allerschönste Weihnachtslied aber immer noch ist für mich „The Little Drummer Boy”. Aber das erzähle ich diesem Internet schon seit über zehn Jahren. Die schönste Version natürlich ist für mich die mit David Bowie und Bing Crosby … dieses Jahr singen sie wohl gemeinsam im Himmel. Für immer.

Mensch David. Nach wie vor unfassbar.

2016-11-07

Zum Heulen …

Bei Kaiser's (nur echt mit Deppenapostroph) an der Kasse stehen und zu „Dancing in the Street” von Mick Jagger und David Bowie aus dem Lautsprecher säuselnd wippen. Denken „Ach, der David Bowie …”, dann realisieren „verdammt, er ist wirklich dieses Jahr gestorben.” Sich auf einmal ganz verloren fühlen, ganz taub. Traurig. David Bowie ist tot und es ist kein Gerücht mehr.

Beim Bezahlen richtig feuchte Augen haben und nur noch weg wollen, nach dem Taschentuch greifen …

2016-01-11

David Bowie †

Ich denke zurück und erinnere mich an all die Zeiten in meinem Leben in denen mich die Musik von David Bowie begleitet und beeinflusst hatte. Ohne ihn wäre da wohl an vielen Stellen ein großes schwarzes Loch.

David, danke für so viel Entertainment auf so vielen Ebenen!

2015-12-29

Der Lemmy †

… ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Lemmy Kilmster Samstag die Diagnose „Krebs im Endstatium” vernommen hat, daraufhin in die nächste Bar gegangen ist und sich konsequent zwei Nächte höchstpersönlich selbst in den Tod gesoffen hat. Na, 'nen bisschen gevögelt hat er wohl auch noch mal.

Schönes Interview mit ihm von 2010. Ich hätte ihn wirklich zu gerne Abbas „Fernando” singen gehört.

2015-08-14

Tragisch …

… ist gar nicht, dass Menschen meinen, es hätte mit positiven humanitärem Verhalten zu tun, wenn man anderen Mitmenschen über Handylautsprecher den persönlichen Musikgeschmack aufzwingt.

Tragisch finde ich viel eher, dass es offensichtlich Menschen gibt, die ernsthaft glauben, dass Handylautsprecher irgendetwas mit qualitätsvollem Musikhörgenuss* zu tun haben könnten.

*Ich bin so alt, in meiner Jugend trug man als modisches Stilmittel noch Ghettoblaster am Mann/an der Frau.

2015-03-15

David Bowie

David Bowie-Dokus auf arte. Wieder einmal verliebt in diesen hochintelligenten feinsinnigen, unglaublich talentierten Mann, der als Schauspieler fast noch besser ist als als Sänger. Ich könnte ihm stundenlang beim Sprechen zuhören, was für eine Sprechstimme!

Und ich bin froh, dass ich als Ziggy Stardust seinen Lauf noch viel zu klein war. Hätte ich ihn während meiner Pubertät erlebt, das wäre vermutlich auf Drogenebene nicht gut gegangen. Diese Figur hat wohl viele Menschen beflügelt irrsinnige Dinge zu tun.

2013-09-09

Nähkurs

Als erste Amtshandlung sollen wir Maß von uns nehmen (lassen i.d. Fall.) Dann einen Schnitt raus suchen und anhand er eigenen Maße nachgucken, in welcher Konfektionsgröße man den Schnitt anlegt. Verfügbar sind Burda-Magazine mit Schnittbögen.

Vergleiche ich meine Maße mit Burda habe ich also Konfektionsgröße 44.

Das haben sich alle, die mich in natura kennen, sicher auch immer gedacht. Also, dass ich eine 44 trage. (Trage 38 ggf. 40 damit die Arm- oder Beinlänge stimmt.)

Laut Lehrerin fallen die Burda-Schnitte schon mal kleiner aus. Kleiner? Zwei ganze Konfektionsgrößen? Ich frage mich, was die Frauen machen, die wirklich eine 44 tragen? Die Zeitungen für die Tonne kaufen?

2011-10-29

Schöner Zug fahren …

… mit Kraftwerk:



(Aus der Reihe: ich kann ja auf multimedial schön sauber reduziert noch am Besten.)

2011-08-09

Musik



Kommt ein neues LEÆTHER STRIP-Album im Oktober.

(via @Chaoskater)

2011-05-14

Jan Delay



…auf den Punkt gebracht.

2011-03-31

Michael Stipe

„Er trinkt einen Schluck Wasser – das ist seine erste Gefühlsregung.“

Sehr schönes Interview der Zeit: „99 Fragen an Michael Stipe“, Sänger von REM über Berlin, Mode und Kunst.

2011-03-25

Echo 2011

Man hätte gestern bei der Echo-Verleihung die Namen der 21 Opfer vorlesen können, die bei der Loveparade in Duisburg letztes Jahr gestorben waren, nur weil sie Musik leben wollten. Man hätte auch über das Tragen von Verantwortung sprechen können. Die drei Namen derer, die prestige- und geldgeil genug waren, diese jungen Menschen in den Tod zu schicken, aber bis heute nicht so viel Hintern in der Hose hatten, um eine Verantwortung eigenständig zu übernehmen, hätte man dort ebenfalls nennen können.

Sozialkritik ist wohl nicht mehr. Im Musikbusiness.

(Ja, den lächerlich kurzen Einspieler mittenmang der üblichen Farewell-Besprechungen habe ich mitbekommen. Nur: meine Priorität sortiert Duisburg deutlich vor das Ableben eines sehr hochbetagten Musikers, so sehr ich Peter Alexander auch schätzte.)

2011-03-05

Zum Kotzen …

finde ich dermaßen Stars, die jetzt auf Imagepflege machen in dem sie ihre Konzertgelder – bei Events vor der Gaddafi-Sippe verdient – nun spenden und so tun, als würden sie Gutes leisten.

Es bestand nie Zweifel daran, dass Gaddafi ein Arsch ist.

2010-12-31

Finde …

es gehört verboten, dass Künstler, egal ob Frischlinge oder altgediente, alleine auf ihren Hotelzimmern sterben müssen. Sterben ist an sich schon tragisch – aber wenn schon nicht zu Hause, dann wenigstens auf der Bühne. Und nicht im Zimmer.

Farewell Bobby Farrell! Leider bist Du immer unterschätzt worden, Dein Style als Tänzer war extraordinär!