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2025-12-16

Tel Aviv, Jaffa und das jüdische Viertel Neve Tzedek

Disclosure • Pressreise • Auf Einladung des Staatlichen Israelischen Tourismusbüros durfte ich freundlicherweise Israel unter dem Motto EAT PRAY LOVE besuchen und sechs Tage lang die Vielfältigkeit und Schönheit Israels, einschließlich der Städte Tel Aviv, Jaffa, Haiffa, Nazareth und Jerusalem, erleben, im Toten Meeer baden und die köstliche Küche dieses Landes genießen.
Dass ich nicht irgendwohin fliegen werde, merke ich am Flughafen in Berlin an den Sicherheitsvorkehrungen am Counter. Wir, die wir der Empfehlung gefolgt sind, mindestens drei Stunden vor dem Flug einzuchecken, werden von der Polizistin mit dem Bombenschnüffelhund zurück in den Außenbereich der Sortierlinien gebeten, und gucken beiden bei ihrer Arbeit zu. Viele junge Menschen bauen mobile Terminals auf, die vorab den Reiseausweis prüfen und sehr freundlich nach den Gründen der Reise fragen. Zwei Security-Durchläufe später (und nein, die Security im internationalen Abflugbereich C-D am BER sind noch nicht mit den neuen Scanner ausgestattet) bewege ich mich zum ElAl-Boardingbereich.

Und probiere etwas später meinen ersten israelischen Rotwein zu einem würzigen Chicken-Schwarwama.

Tel Aviv – vom Vorort zur Weltmetropole

Tel Aviv, ca. 450 000 Einwohner, ist eine vergleichsweise junge Stadt. Erst im Jahr 1909 als Vorort der Hafenstadt Jaffa gegründet, gilt sie heute als drittgrößte Stadt im Nahen Osten – rechnet man alle kleinen Orte ihres Speckgürtels, Gusch Dan, zusammen, erhöht sich ihre Einwohnerzahl auf heute ca. vier Millionen.

Es ist für mich ein faszinierender Bruch nach der Ruhe oben in den Wolken, der Fahrer, der mich am Flughafen abgeholt hatte, fährt einen Teil der Strecke mit der Sonderzulassung für die Fast Lane auf der Autobahn, die stellenweise fünf Fahrbahnen in eine Richtung zählt. Und dennoch staut sich immer wieder der Verkehr. Später, als wir in der Nähe des Hotels die Autobahn verlassen, reduziert sich das auf eine Fahrbahn pro Richtung in kleinen Straßen, geteilt mit dem Lieferverkehr, wilden eScooter-Fahrern und unzähligen Baustellen. Und dennoch fließt hier der Verkehr. Die Sonne geht gerade unter, alles schimmert lebendig im blauen Licht. Nachdem ich gut vier Stunden im Flugzeug über den Wolken geschwebt bin, bin ich völlig vom Leben der Rush Hour gefangen.

Entzückend und fast Strandlage: Hotel Debrah Brown Tel Aviv

In unserem Hotel Debrah Brown wartet schon Reiseleiter Karl Walter auf mich in der traumhaft schönen Lobby. Das Hotel liegt fünf Fußminuten entfernt vom Gordon Beach mitten im Zentrum von Tel Aviv. Meir Park, die Shenkin Straße und das Tel Aviv Museum of Art – alles fußläufig zu erreichen. Entlang dem Strand läuft man fünf Kilometer zur Altstadt von Jaffa. Carmel Market liegt etwa zweieinhalb Kilometer entfernt.

Reizvolle Anbindung: Die neue S-Bahn-Trasse, die derzeit in der Ben-Yehuda-Straße gebaut wird und künftig Tel Aviv komplett queren wird mit Anbindung zum Flughafenzubringer, ist hier kurz vor ihrer Fertigstellung und wartet noch auf das Verlegen der Gleise.
Das Restauranthotel mit offener Küche ist am Abend komplett voll – wer hier als Hotelgast dinieren möchte, sollte unbedingt reservieren. Überhaupt fällt mir auf, dass in Tel Aviv auch die Hotelrestaurants sehr gut besucht sind, offensichtlich nicht nur von den Hotel eigenen Gästen. Etwas, wovon dementsprechende Hotels in Berlin nur träumen können.
Die beste Location im Debrah Brown, dessen Zimmer mindestens so charmant eingerichtet sind, wie die Lobby, ist die Dachterrasse mit Blick über Tel Aviv! Der Clou sind die Badewannen bzw. Jaccuzzi, die man dort auch benutzen kann. Dieses Hotel ist purer Charme, hält im Zimmer fantastischen Kaffee bereit und serviert ein koscheres Frühstück, allerdings relativ spät am Morgen erst ab acht Uhr.

Die Architektur von Tel Aviv bezaubert schon am ersten Abend auf dem kurzen Spaziergang entlang des Strandes.

Restaurant FLAME – Fleisch als Kunstform

Karl führt uns zum Hotel Carlton in das Restaurant FLAME – Art Of Grill. Chefkoch Oren Asido serviert mit seinem jungen Team unglaublich leckere Vorspeisen und ganz in der Tradition des Südens: Man teilt hier sein Essen.
Sehr gut gefällt mir das saftige Dattel-Carpaccio mit Olivenöl gerösteten Haselnüssen, das ich sicherlich zu Weihnachten servieren werde. Ach was, sehr gut gefallen: Dieses Carpaccio war eine Offenbarung, und hatte bei mir seinem fleischhaltigen Pendant den Rang abgelaufen.
Der obligatorische Tomaten-Gurken-Petersilien-Salat, so simpel, aber geschmackvoll, wird mir in den nächsten Tagen immer wieder auf dem Teller eine Freude sein. (Dass er bereits zum Frühstück serviert wird, daran habe ich mich sehr schnell gewöhnen können.) Natürlich gibt es Hummus und feine Weine. Die Biertrinker entdecken ihr erstes koscheres Bier. Dann wird es unfassbar feist: Meet some meat!
Zum Hauptgang wird uns eine Platte mit Grillfleisch und Würstel, auf dem offenen Feuer zubereitet, serviert und als Nebendarfsteller ein erstaunlich zartes Kartoffelpüree, Grillkartoffeln und Bohnen. Nicht zu schaffen! Aber genau dafür steht die Crew des Restaurants FLAME in Tel Aviv, auch hier in der offenen Küche mit viel Flammenwurf. Zum Nachtisch gibt es Variationen der Desserkarte, zart schmelzendes Eis und frischer Minztee.
Fleischgenießer werden das FLAME sehr glücklich verlassen. Versprochen.


Tel Aviv – Let's Get The Party Started

Mein erster kompletter Tag in Tel Aviv beginnt natürlich mit einem Spaziergang am Strand. Am Gordon Beach tobt bereits vor acht Uhr das Leben. Und dazu durchaus sportlich. In der ersten Dezemberwoche kann hier immer noch gebadet werden bei durchschnittlichen 25 Grad Tagestemperaturen. Überall stehen Out-Door-Fitnessgeräte – und ja, sie werden benutzt. Junge Menschen haben sich schon zum Beach-Ball verabredet. Ältere Menschen trainieren an den analogen Fitnessgeräten.
Was für eine Lebensqualität schon zu Tagesbeginn! Die gesamte Strandpassage mit durchgehendem Radverkehr (und -streifen) ist relativ voll mit Spaziergänger*innen und Jogger’innen. Diese Kulisse: Seitlich stehen die Hochhaus-Giganten vor dem Strand, der jetzt bereits zur frühen Stunde pulsiert und auf der anderen Seite glitzert das Meer.

Zurück im Hotel gibt es Frühstück, dann machen wir uns auf zum ersten Termin. Wir besuchen das Dizengoff Center – dem möchte ich einen eigenen Blogpost widmen.


Old Jaffa und Jaffa Slope Park

Nach einer kurzen Tour durch Tel Aviv fahren wir weiter nach Tel Aviv-Jaffa mit dem Minivan und verlassen uns den Rest des Tages auf bequemes Schuhwerk.
Jaffa, die alte Hafenstadt im arabischen Stil, ist wunderschön (entsprechend der hebräischen Bedeutung ihres Namens „Schön”) und man hat sie nach Jahrzehnten des Verfalls neben der modernen, mittlerweile deutlich größeren Schwester Tel Aviv wieder neu entdeckt. Tel Aviv sollte einst nur ihr Vorort werden und hat die historische Schöne auf die Ränge verwiesen. Aber den Blick, den man von dem Berg im Jaffa Slope Park auf den größer geratenen Vorort Tel Aviv nun hat, ist wunderschön. Und: abstrakt. Kunstfans werden einen Spaziergang ganz besonders genießen.
Inzwischen erlebt Jaffa leider auch das typische Schicksal einer Altstadt: Es wird gentrifiziert, wo es nur funktioniert. Jaffa erlebt sich aufgrund seiner Historie heute als den historischen Gegenentwurf zu Tel Aviv.
Dort, wo Leerstand restauriert wurde, sitzen nun Kunstgalerie und Kunsthandwerk mit durchaus exquisiter Kunst. Wir wandeln durch die charmanten kleinen Gassen, die nach den Sternzeichen benannt sind.
Jaffa hat die Astrologie für sich entdeckt, das sieht man überall in den Elementen auf der Wunschbrücke und dem Brunnen … … auf dem Vorplatz an der Sankt Peter Kirche.
Sie diente einst den Pilgern, die über das Meer kamen, als Leuchtturm mit ihrem wegweisenden Leuchtfeuer. Der Legende nach hatte Jesus den Berg, auf dem wir stehen und den Blick genießen, seinem Jünger Petrus gewidmet. Das erste Gotteshaus, das hier stand wurde 1654 errichtet. Im 18. Jahrhundert mehrfach zerstört, stammt die heutige barocke Version diese römisch-katholischen Kirche aus dem Jahr von 1894. Messen werden hier in unterschiedlichen Sprachen gelesen. Palmen, wunderschöne Vegetation, hier und dort wachsen Kumquats-Bäume, deren Früchte gerade reif sind. In dem Jaffa Slope Park hält man es zu jeder Tageszeit gut aus, am Vormittag ist es noch erstaunlich ruhig. Später kann man am Hafen Fisch und Zutaten für ein Picknick kaufen und den Sonnenuntergang genießen. Wie friedlich die Amtosphäre hier ist!
Die Sonne scheint, überall strahlt im Hintergrund das Meer, dessen Duft auch in der Luft liegt. Ich höre mir völlig neue Vogelstimmen und (sogar ich!) erfreue mich an den kleinen, zarten bräunlichen Tauben die sich unter die Spaziergänger mischen. Und natürlich freue mich über jede Katze, die unseren Weg kreuzt. Jaffa gefällt mir und ich hätte viel für einen kurzen Kaffee auf der für den Autoverkehr weitestgehend gesperrten Strandmeile gegeben. Und überhaupt hätte ich hier viel mehr Zeit verbringen wollen. Karl jedoch hat zwangsläufig andere Pläne mit uns.

Apropos die Skyline von Tel Aviv. Es ist merkwürdig, so sehr ich schon immer diese pompösen Hotelbauten an Stränden äußerst abstoßend empfunden habe. Aber hier in Tel Aviv kann ich diese Bausünden irgendwie verzeihen. Das liegt wohl auch daran, dass hier das Wohnen, das Arbeiten und der Genuss von Anfang an integriert worden sind, wie uns Karl später erläutert. Das hier ist also das urbane Leben, tatsächlich umgesetzt. Davon wird in Deutschland bei Bauvorhaben lediglich geschwadroniert. Wobei der Strand und das Meer ihren großen Anteil daran haben dürften. Es tut aber auch wirklich gut, einmal nicht auf langweilige Modul-Bauweise gucken zu müssen.


Tel Aviv investviert in den Nahverkehr

Wir machen uns auf den Weg nach Carmel Market. Auf dieser Reise werden meine Marktbedürfnisse aber so etwas von sehr gut befriedigt. Vorher bekommen wir einen Eindruck von der hier beinahe fertig verlegten neuen Straßenbahnführung von Tel Aviv. Die erste Linie, die 24 km lange rote Linie, ist bereits 2023 in Betrieb genommen worden. Die grüne Linie folgt 2026, die violette Linie 2027 – beide werden den enormen Autoverkehr in der Stadt hoffentlich massiv eindämmen können. Insgesamt werden sie ein Netz von 130 Stationen bilden, davon liegen 14 Stationen übrigens auch unterirdisch.

Für mich ein faszinierendes Novum: Es ist nicht geplant, dass die Bahnen im Schabbat (keine Elektrizität) fahren werden. Die hochmodernen Züge wurden in China geordert.


Besondere Sehenswürdigkeiten: Israels Katzen

Zwischendurch begegnen wir hier uns da freundlichen kleinen Zauberwesen, mal leicht ignorant:
Mal durchaus aufmerksam:
Mal erstaunlich im Kunstleben integriert:
Die meisten Katzen, die wir hier gesehen haben, scheinen putzmunter und gut genährt. Der Zacken im Ohr signalisiert eine gute Kastrationskultur. Die Katzen werden, laut Karl, sehr wertgeschätzt als Mäuse- und Rattenfänger in Israel – und liebevoll versorgt. Tatsächlich waren die meisten Katzen, die ich gesehen bzw. getroffen habe, durchaus Menschen bezogen und einem Streichler nicht abgeneigt.

Wilden Hunden indes geht es leider nach dem Fang existentiell direkt ans Leben, erzählt Karl, den jeder Hund und jede Katze zu kennen scheinen.

Neve Tzedek – Kunst, Bauhaus-Moderne und gentrifizierte Schickness

Unser Spaziergang führt uns in einen Teil der Weißen Stadt. 2003 zum UNESCO-Weltkulturerbe mit ihren zum sehr großen Teil zwei bis dreistöckigen Mehrfamilienhäusern im Bauhaus-Stil erklärt. Von denen geht es heute leider nicht allen gut im Baubestand. Aber hier wird gelebt: Exklusive Modegeschäfte und Einzelhändler, die Bücher und Haushaltswaren anbieten, begegnen uns während unseres Spaziergangs durch die Shabazi Straße.
Das Viertel Neve Tzedek war einst das erste jüdische Viertel außerhalb von Jaffa. Gegründet wurde die „Oase der Gerechtigkeit” 1887 und gilt als erster Vorort von Tel Aviv. Hier befindet sich übrigens das Suzanne Dellal Centre – Heimatbühne der berühmten Batsheva Dance Company. Streetart-Fans finden hier großartige Kunst.
Eisdielen und Restaurants laden ein. Natürlich auch hier wieder Galerien, die Ausflüge in elegante und bunte Kunstformen erlauben. Der Bestand, der restauriert bzw. über die Jahrzehnte gut erhalten wurde, bietet nun dem Spiel der Tourist*innen die übliche Palette der kapitalistischen Freude.

Karl zeigt uns die besondere israelische Gastfreundschaft

In einer der Seitenstraßen, die zum Teil noch einen ursprünglichen Bestand mit dem Verfall der Zeit offenbart, erzählt uns Karl vor einem Haus die Geschichte desselben. Er weiß die faszinierenden Geschichten der Bewohner zu erzählen, die sich hier nach der Flucht vor dem Holocaust in Israel ein neues Leben aufgebaut haben. Eines der dort aufwachsenden Kinder war eben Karl.

Er lädt uns großzügig ein in seine Wohnung, wo er uns bei einem hervorragenden Mokka mit Hawaij, dem aromatischen Kaffeegewürz der ursprünglich jemenitischen Juden, und saftigen Datteln die Geschichte seiner Familie weitererzählt.
Damit hatte er uns ein sehr besonderes Geschenk gemacht. Karl umschifft das familiäre Schicksal unglaublich taktvoll. Und doch spüre ich das Mahnmal des Grauens, der von uns Deutschen verursachten Grausamkeit, hier beinahe körperlich. Insbesondere in Anbetracht der aktuellen politischen Lage meines Landes, in dem die jetzige Regierung das viel beschworene „Nie wieder!” in mir unverständlichem Gehorsam zur als gesichert rechtsextremen Partei vorauseilend immer kleiner beschließt. Und damit die Grundsätze unserer Demokratie gravierend beschädigt.

Zurück auf die Straßen erlebe ich die Brüche der Weißen Stadt Tel Avivs faszinierend, und ja, niemand kann ernsthaft mit diesem Stadtteil fertig sein mit nur einem Besuch am Nachmittag. Neben den besonderen architektonischen Fassaden sind doch auch diverse Hinterhöfe zu entdecken, die gelegentlich ein Faszinovum an vorne hui, hinten pfui suggerieren.

Lieblingsort Carmel Market

Auf dem Carmel Market am Rechov haCarmel (Straße des Karmel) schreit uns das Leben seine Lebendigkeit in voller Lautstärke ins Gesicht. Wie wirklich lebendig, bunt und schön es hier ist!
Frische, traumhaft perfekte Früchte und Gemüse, Säfte aus schreiend roten Granatäpfeln und Zitrusfrüchten, ein irrsinnig breites Spektrum an Oliven, geräucherter und eingelegter Fisch, Süßigkeiten, Imbissstände aller Arten, Gewürze und chinesischer kleinteiliger Kommerzschrott, Kleidung.
Es gibt hier alles in großer Vielfalt. In den zweiten Reihen, den fest installierten Gebäuden, bieten die Händler frisches Fleisch, Geflügel oder Fisch an. Außer am Schabbat, pulsiert hier an sechs Tagen in der Woche das Leben. In einigen Gassen grüßt aber auch hier der Verfall.
Ein Tipp: Vorher nach dem Preis fragen, wenn die Produkte nicht sichtbar ausgepreist sind. Die Händler verlangen sonst vor allem von Touristen Preise, die schlicht haarsträubend sind. Israel ist per se kein günstiges Pflaster – aber manche Händler übertreiben es leider doch sehr und wollen schon mal 20 Neue Schekel (ca. € 5,30) für einen wirklich äußerst schlechten Kaffee im Pappbecher. Wer hier nicht vorher fragt und handelt, wird sich im Ärgern üben dürfen.
Ich bediene meine – nach dem ersten Abendessen in Tel Aviv – lodernd brennende Gewürzliebe. Natürlich kaufe ich auch das legendäre Kaffeegewürz und aromatische Zutaten für Reis und Salate. Karl entlässt uns nach einem selbst zusammengestellten Mittagsimbiss mit frischem Gemüse, zartem Matjes, aromatischen Oliven und einem Schnitzel Challah …
… in einen freien Nachmittag, bis wir uns zum Abendessen im Restaurant Meatos wieder zusammenfinden. Die wundervolle Regula Stämpfli und ich gehen nochmals zurück in die Shabazi-Straße.
Wir genießen noch ein Eis bzw. einen Espresso im Café Anita (Jaffa-Shabazi), genießen das Treiben in der Straße und sind pünktlich zurück am Strand, um mit vielen anderen Menschen einem traumhaften Sonnenuntergang zwischen Jaffa und Tel Aviv beizuwohnen. Ein wundervoll friedlicher und schöner Moment dieses Tages.

Fest steht: Tel Aviv und Jaffa habe ich mit ihrer fröhlichen, modernen und köstlichen Lebensweise ins Herz geschlossen. Wie unfassbar viel Zuneigung kann ich diesen Orten nach nur einem Tag in der mir neuen Fremde empfinden? Hold my coffee pot with Hawaij!
Anreise

Flüge gehen ab Berlin BER direkt mit ElAl oder Bluebird oder mit z. B. Lufthansa (Umstieg). Die Flugdauer beträgt direkt etwas mehr als vier Stunden. Der Transit mit dem Auto vom Ben Gurion Airport kann je nach Verkehrslage hinein nach Tel Aviv eine Stunde dauern. Reisepass und Einreisegenehmigung ETA-IL (muss vorher online direkt für ca. 7 Euro (2025)) angefordert werden, sind dringend erforderlich bei der Einreise. Generell sind die Sicherheitsvorkehrungen bei der Ein- und Ausreise relativ strikt, daher sollte grundsätzlich etwas mehr Zeit vor dem Flug eingeplant werden als bei innereuropäischen Flügen – und unbedingt vorher zur Kenntnis genommen werden, was man besser nicht in den Koffer packt.


Hotel Debra Brown
Ben Yehuda St 87, Tel Aviv-Yafo, 6343701, Israel
phone: +972 3-717-3300

Restaurant FLAME – Art of Grill
Carlton Tel Aviv Hotel Carlton Tel Aviv
Eliezer Peri St 10, Tel Aviv-Yafo
phone: +972 3-520-1818

Gelato & Ice Cream Shop Anita
40 Shabazi st. Neve Tsedek, Tel Aviv Israel

2025-10-25

Restaurant Château Royal – französischer Flair in gemütlichem Interieur in Berlins nobelster Mitte!

Keiner kann sagen, dass das Hotel Château Royal nicht perfekt liegen würde in unserer kleinen Provinzhauptstadt. Dennoch, der Neustädtischen Kirchstraße 3 laufen ein wenig die Prachtmeile Unter den Linden und die Friedrichstraße den Rang ab, und so sendet womöglich dieses entzückende Boutique-Hotel mit Bar und Restaurant ein wenig unter dem Radar von uns Berlinern, denen es doch – zumindest für einige Stunden – ein Ort des Genusses sein möchte.
In den 93 individuell gestalteten Zimmern finden Gäste Berlins, die perfekte Unterkunft in der – für die doch gehobene Lage – ruhigen Gegend. Besonders charmant ist die Bar, in die das auf mehrere Räume verteilte Restaurant Château Royal übergeht. Die Einrichtung ist zurückhaltend gediegen, sehr gemütlich – ein Ort, der es mir leicht machte, mich sofort wohlzufühlen. Dazu kommt eine umfangreiche Kunstsammlung, groß- und kleinteilig, die es zu entdecken gilt.
Mein zweites Wohnzimmer? Kann ich mir sehr gut vorstellen! Der überdachte Patio stellt selbst Berlinern eine Portion Urlaubsfeeling dem Restaurantbesuch als hors d’œuvre zur Seite. Auch das Kaminzimmer wirkt mit bibliothekesken Reiz. In der Außenfläche grüßt in der herbstlichen Saison roter Grünkohl farbenprächtig den Gast und führt zum Eingang des Restaurant, der ums Eck in der Mittelstraße 3 liegt.
Die Variabilität der Räume dieses Restaurants ist reizvoll! Kein Gast muss hier in einem Großraumrestaurant frühstücken oder dinnieren, je nach Tageslaune können die kurzfristigen Bewohner dieses Châteaus in einem der unterschiedlich großen Räume ihre Ruhe oder Unterhaltung finden.

Die Idee der Schlossbesitzer, mit dem Château Royal ein Hotel zu schaffen, das Gäste wie Einheimische gleich gerne besuchen, scheint perfekt aufgegangen! Auf dem Dach des neuen Anbaus steht der hoteleigene Bienenstock. Die Restaurierung zweier denkmalgeschützter Häuser (1880 und 1907) mit Zusammenführung des Neubaus ist dem Architekten David Chipperfield gelungen.
Irina Kromayer und Etienne Descloux, für die Inneneinrichtung verantwortlich, haben ein stilvolles Refugium geschaffen, das an die herrlichen Gründerzeitjahre in Paris und Berlin erinnert. Ehrlich, der Wohlfühlfaktor ist riesengroß.
Die Hoheit der Schlossküche hält im Restaurant seit Mai 2024 Philipp Walter, der in seinen jungen Jahren im legendären Margaux sein Handwerk lernen durfte. Ihm zur Seite steht seit diesem Jahr Sous-Chef und Pâtissier Guiliano Dellamaria. Beide beschwören die Saisonalität und Regionalität ihrer Küche, die hohe Qualität ihrer Produkte wie auch deren unbedingt gewollten Purismus. Ich bin ehrlich: Beides lässt mich an diesem Abend dann und wann ratlos zurück.
So ändert sich die Karte regelmäßig im Ganzen. Ist das saisonale Produkt nicht lieferbar oder genügt die Qualität nicht ihren hohen Ansprüchen, wird kurzfristig gewechselt. Das erfahren wir wohlwollend im abschließenden Gespräch mit Sous-Chef Guiliano Dellamaria. Alleine in der rechtzeitigen Kommunikation solcher, durchaus nachvollziehbarer, Veränderungen dem Gast gegenüber – spätestens bei der Bestellung – könnte noch etwas gearbeitet werden.

Im Restaurant begegnet man überall im Papierformat (zum Glück nur) diesem kleinen Kerl hier:
Mit einem Schlossgespenst macht das Studium von Menü- und Getränkekarte doch gleich noch mehr Spaß! Die Menükarte mit Snacks – Vorspeisen – Hauptspeisen und Suppléments, (die Beilagen können nach französischem Vorbild gesondert geordert werden) ist durchaus abwechslungsreich zu nennen. Eine Dessertkarte wird gesondert gereicht. Die Snacks zum Aperitif (meine Begleiterinnen wünschten Champagner, ich wählte den Winzersekt von Heinz Wagner, Tradition, 2022) sind hervorragend!
Klassische Gillardeau-Austern, wahlweise mit Zitrone oder – französisch klassisch – mit Rotwein-Schalotten (letztere entsenden mich in ihrer Fragilität und Geschmack sofort in wunderschöne Erinnerungen in Frankreich), sind frisch, saftig und sehr präsent. Selbst gebackenes Sauerteigbrot und geschlagene Nussbutter mit Olivenöl aus Griechenland, begleiten rustikal gut den zart schmelzenden Lardo di Colonnata mit – dank Walnussöl – herbstlichem Nussaroma.
Mein Favorit: aromatische Arancini, die auf der Hauptstadtkarte beschrieben als gebackene Reiskrokette und im Titel Suppli „dal paese” heißen.
Sie sind sehr knusprig, mit den Weinbergschnecken, Petersilie und Knoblauch wundervoll aromatisch abgeschmeckt.

Die Vorspeisen kommen durchaus fantasievoll daher, wir können aus sieben möglichen Gerichten wählen. Und unseren Tisch bereicherten Fagiolo Verde al Vitelleo – knackig gedünstete Bohnen mit einer Kalbszungen-Vinaigrette und einem auf dem Teller etwas einsam wirkenden pochierten Ei.
Aus der Supière gab es demnach Suppe aus Flaschenkürbis mit Salz-Zitronen und Raz el-Hanout und gerösteter Cashew, neben mir wurde eine Königswachtel vom Lavasteingrill mit einer Vinaigrette von Colatura die Alici (schön mutig!), Zimt und Zitrone verkostet und für sehr gut befunden.
Ich orderte das Gelee Royal, leicht gelierten Ochsentee, eingelegte Pfifferlinge und Kräuterrahm. Ich bin ehrlich: Meiner Vorspeise konnte ich nicht halb so viel Genuss abgewinnen, wie der Titel suggerierte.
Der reichhaltige Alkohol (immerhin drei Sorten) im Gelee war bissig präsent, der Ochse gereichte so lediglich noch zur Farbe. Die Pifferlinge waren eingelegt – im Kräuterrahm, wenn jemals in etwas anderem, war es im Goût nicht herauszufinden. Der Rahm indes war, dafür, dass er als letzter Begleiter kommuniziert wurde, sehr vordergründig präsent in seiner Masse. Mir fiel es schwer, eine Symbiose zwischen allen Beteiligten zu entdecken. Indes waren meine Mitesserinnen mit ihren Vorspeisen zufrieden – insgesamt führte wohl die Wachtel in ihrer geschmacklichen Komposition.

Mein Hauptgang, der Sankt Petersfisch in einer Beurre blanc aus Holunderblüten und Riesling, gebackene weiße Rübchen, hatte mich dann deutlich begeistert! Der Fisch, ein Gruß aus dem Atlantik, war perfekt auf den Punkt und gewürzt und mit rustikalem Grillmuster präsentiert. Dabei schwamm er regelrecht ein letztes Mal in seiner Beurre blanc, die erwartungsgemäß eine prägnante Süße des Holunders trug, die ausgleichende Säure des Rieslings wirkte hingegen erstaunlich limonenlastig. Fazinovum: ein Sechstel Rübchen auf dem Teller.
Ich erlaube mir, mich an dieser Stelle etwas kritisch zum Farbkonzept der beiden Köche zu äußern. Purismus ist eine gute und ehrenwerte Idee, die ich durchaus zu schätzen weiß. Ich bin ein Mensch, der dem Weniger dem Mehr viel abgewinnen kann. Bei meinem Hauptgericht stand dank der Beurre blanc eh nicht zur Debatte, das Risotto als Contorni zu wählen. Aber hätte ich das getan, hätte ich bei dem Ton in Ton, hier in Weiß auf Weiß, servierten Hauptgang mit der weißen Beilage sehr wahrscheinlich gedacht: „Ah! Krankenhausessen auf der Gastroenterologie.”

Da tut es mir um die Küchenkunst leid, wenn der Geschmack einen so banalen Eindruck wieder zurechtrücken muss. Die selbstgestellte Aufgabe muss dann auch gelingen. Am Tisch hatten wir diesen Eindruck einer visuellen Eintönigkeit bereits bei den Vorspeisen kommentiert. Bei allem Verständnis hinsichtlich einer Abneigung gegen Microgreens oder (gebe ich zu: oft sinnbefreiten) Gewürztrassen auf dem Teller. Aber sollte dieser nicht auch dem Gast ein wenig gefallen dürfen und nicht nur alleine seinem talentierten Schöpfer? Die von mir gewählte Begleitung, in Fassbutter glasiertes Ackergemüse, laut Karte samenfest, war auf jeden Fall die für mich glückliche Wahl. Knackig, butterig – köstlich!
Und mit mich fröhlich stimmenden Farbenreichtum gesegnet.
Weiterhin tummelten sich an unserem Tisch wahlweise stundenlang bei Niedrigtemperatur geschmorte Ochsenbacke mit einer wundervollen dunklen, samtigen, deliziösen Jus – hierzu wurde wahlweise von den Begleiterinnen Risotto, dieses ziemlich nachgezogen oder Polenta gewählt. Und es gab eine handgeangelte Dorade alla Nicchia im fruchtigen Saft von gebackenen Kirschtomaten und Kapernblättern aus Pantelleria an unserem Tisch.
Wundervoll: Beide Fischgänge, das muss man der Küche lassen, schwammen großzügig in ihrer Begleitung. Auch der aromatische Tomatensud hatte eine süßliche Dominanz.
Mein Dessert, ein Sorbet aus Kirschen und kleinen Tomaten mit Johannisbeeren und Kirschkernöl, war ein wirklicher Genuss und ein perfekter Abschluss eines schönen Abends. Farblich wieder auf einer Linie, aber nun, wenn es die Köche dann glücklich macht.
Sehr gute Empfehlung, zum Menü auf die alkoholfreien Drinks der Bar zu setzen.
Mein Breakfast Martini mit eindrucksvoller Säure macht selbst den müdesten Berlinbesucher wieder fit. Große Liebe zum Gurke & Tonic, er konnte in Präsenz der frischen Gurke (sogar farblich) absolut überzeugen. Ein feiner Sour Grapes vollendete unsere Cocktail-Reihe.
Die Barkarte offeriert übrigens auch eine formidable, kleine Speisekarte für den schnellen Mittagstisch - einsam ist man hier am Abend ganz sicher nicht!

Château Royal Berlin
Neustädtische Kirschstraße 3, 10117 Berlin
E-Mail: contact@chateauroyalberlin.com
phone: +49 30 234 567 70