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2024-11-15

Pasta Is In The Air!

Dunkle Morgen, grauer Himmel, erste Winterluft, welkes Blatt. Der November 2024 ist in unsere Leben eingezogen – und er hat’s wieder voll drauf, finde ich. Was hilft gegen trübe Stimmungen, die so ein November gerne mit im Gepäck hat? Ein schöner Teller voller duftender PASTA!

So here we go again! Es ist wieder True Italian Pasta Week in Berlin. Am Montag, 18.11. geht es los. In inzwischen sensationellen 47 italienischen Restaurants in Berlin werden uns jeweils zwei Pastagerichte – teilweise extra für dieses Event konzipiert – zusätzlich mit einem Aperol Spritz oder Wein (oder Softgetränk) plus einem Limoncello für € 18,— serviert. Bis zum darauffolgenden Sonntag könnt ihr euch also jeden Tag mindestens einmal pastamäßig verwöhnen lassen.

Welche Restaurants mitmachen und welches Pastagericht sie servieren? Das erfahrt Ihr hier!
Ladet die praktische Map runter, die anhand des Berliner Nahverkehrs simple zeigt, in welchem eurer Bezirke traumhafte Pastagerichte a la Nonna serviert werden! Sowieso ist immer eine Pasta von beiden Gerichten auf jeden Fall vegetarisch – und viele Restaurants bieten vegane Variantionen an!
Ich durfte gestern in der ehrwürdigen Trattoria al Muntagnola (Fuggerstraße 27) bei Mama Angela, Pino Bianco und ihrer Partnerin Tina Concettina Sento vier Pastagerichte verkosten. Zwei, die in der Trattoria anlässlich der True Italian Pasta Week serviert werden, zwei, die als ein weiteres Beispiel im Marina Blu in Berlins Mitte serviert werden. Dazu gab es Wein, für uns extra noch leckere Vorspeisen, Caponata und Catalogna

denn Pino ist nun mal Gastgeber durch und durch. Im kommenden Jahr feiert die Trattoria al Muntagnola übrigens ihr 35jähriges Bestehen!
Pino ist seit diesem Jahr sehr verdient Präsident des Lukaniervereins in Deutschland (Lucani in Germania). Verdient, weil er seit so vielen Jahren sich generell um das Erleben der Basilikata (Lukanien) in Berlin durch seine Küche und damit der lukanischen Kultur, Kunst und Traditionen immer so leidenschaftlich repräsentiert hat. Bei Pino essen gehen, das war schon immer wie Urlaub in Italien machen.
Pino und sein Team servieren Taglioni mit schwarzen Oliven, Kapern und Sardinen in Dateltomatensugo.
Die zweite Variante sind Trenette mit cremigem Gorgonzola und Walnüssen.

Das Marina Blu am Weinbergsweg 8a serviert (sehr köstliche) Gnocchi in Kürbiscreme mit Guanciale, Kürbiskernen und Stracciatella (lang gezogener sahniger Mozarella aus Apulien) SO YUMMY!!!!
Auf Wunsch kann der Schinken natürlich weggelassen werden für die vegetarische Option.
Pastagericht Nr. 2 sind Strozzapreti – übrigens eine meiner Lieblingspasta, deren Namen ich nie aussprechen kann ohne ihn vorher gelesen zu haben – mit Zucchinicreme und Gambas.

Um die Ecke in der Mozzarella Bar in der Auguststraße 34 gibt es Cavatelli mit Sardellen, Steckrübentopping und Taralli-Crumbles, und hier eine vegane Variante: Tagliatelle mit Ruccola-Pesto, getrockneten Tomaten und Mandeln.

Bei veganer – und glutenfreier (mit Aufpreis) – Pasta ist übrigens das schöne Terra in der Grimmstraße 1 (Adalbertbrücke) auch dabei.

Und das sind nur sechs fantastische Beispiele von drei Restaurants … von 47 teilnehmenden Pastspezialist*innen der Stadt!
Alle Restaurants mit allen Pastagerichten nach Bezirken sortiert findet ihr hier!. Im True Italian Blog und im Instagram Account von @trueitalian – dort vor allem mit anschaulichen Fotos.

Last but not least: Vergesst nicht den legendären True Italian Pasta Week-Fotocontest. Dieses Mal lockt ein Hotelaufenthalt in Mailand den Gewinnern.

2024-11-06

The EU Quality Crew – alles Wurst oder was?

Im Rahmen des EU-Projektes „Enjoy it’s from Europe”, das weiterhin die enorme Vielfalt und hohen Qualitätsstandards von Lebensmitteln, die in Ländern der Europäischen Union angebaut bzw. produziert werden, in den Fokus von uns Verbrauchern lenken möchte, stelle ich euch heute ein neues italienisches SpinOff vor: „The EU Quality Crew – PDO and PGI Deli Meats From Europe”
Drei italienische Schutzkonsortien, Consorzio Salame Cacciatore, Consorzio Italiano Tutela Mortadella Bologna und Consorzio Zampone e Cotechino Modena IGP, vermarkten in der Kooperation „The EU Quality Crew” gemeinsam ihre traditionellen, besonderen Wursterzeugnisse:

• Salamini Italiani alla Cacciatora g.U.
• Mortadella Bologna g.g.A.
• Zampone Modena g.g.A
• Cotechino Modena g.g.A.

Hierfür haben sie für die auf drei Jahre festgelegte Förderungskampagne den deutschen Markt auserkoren. Es verwundert nicht: Deutschland belegt beim Wurstimport aus Italien regelmäßig die vorderen Plätze – nur selten räumen wir hier den ersten Platz zugunsten Frankreichs. Ziel dieser Maßnahme ist nun ein besonderes Bewusstsein bei uns Verbrauchern zu etablieren auch bei unseren Wursteinkäufen genauer hinzusehen, die Sprache der EU-Siegel lesen zu lernen – um nicht auf Produktpiraterie hereinzufallen.
Die EU-Schutzsiegel

Wurstwaren hervorragender Qualität mit ihrem einzigartigen Goût, der sich nur aufgrund ihrer regionalen Herkunft, dem Terroir und Klima so entwickeln kann. Um diesen Geschmack auf dem Teller bzw. im Glas wiederzufinden, den Genuss über Generationen hinweg sicherzustellen, das funktioniert nur, wenn die Herkunft der Produkte geschützt wird. Hierfür gibt es in der EU die Schutzsiegel, die relativ unkompliziert anhand ihres Logo erkannt werden können. Sie definieren die geografischen Angaben für Produkte, deren Eigenschaften direkt an das Produktionsgebiet gebunden sind. Das sind die Siegel zur geschützten Ursprungsbezeichnung – g. U. (PDO) und geschützten geografischen Angabe – g. g. U. (PGI). Verfolgt wird dieses Ziel im Einklang mit den neuen Bestimmungen der EU-Verordnung Nr. 2024/1143, die das gesamte System der Zertifizierungen und des Schutzes von geografischen Angaben (g.A.) grundlegend geändert hat. Den Prüf- und Kontrolleinrichtungen für geografische Angaben in Hinsicht auf mehr Nachhaltigkeit und besseren Schutz wurden mehr Befugnisse und höhere Verantwortlichkeiten eingeräumt. Sie ist im Mai diesen Jahres in Kraft getreten.


Gala Dinner im Hotel Luc in Berlin

Ich durfte neulich auf Einladung der Konsortien – und meiner italienischen Lieblingsagentur in Berlin, Berlin Italian Communication (True Italian), im Rahmen eines Galadinners im Hotel Luc am schönen Gendarmenmarkt alle vier Sorten in einem Menü verkosten. Die Salamini alla Cacciatora war fanstastisch, die Mortadella Bologna sowieso. An die Zampone bzw. Cotechino, das gebe ich zu, muss ich mich erst noch gewöhnen. Die sind sehr lecker aber … irgendwie fehlte mir für diese Art Wurst der Schnee und die Skihütte. Sie sind doch ziemlich deftig!

Auf jeden Fall war es spannend – und lecker – die feinen Wurstwaren Italiens einmal ganz anders serviert zu bekommen. Durch den Abend führte uns sehr charmant, stellvertretend für die drei Consortien, Augusto Cosimi und erklärte uns die Herkunft und Zubereitungsmethoden der Wurstwaren.

Natürlich probierten wir als Amuse Bouche die Salami Italiani alla Cacciatora g.U. und Mortadella Bologna g.g.A. aufgeschnitten mit knuspriger Focaccia. Die Salami begegnete uns nochmals in der samtigen Artichockensuppe als gewürfelte Einlage.
Und die Mortadella – nach einem kurzen Feueralarm auf der Straße vor dem Hotel – wurde zu einer Burrata auf einer Steinpilzcreme mit in Vino Santo parfümierten Weintrauben serviert. Definitiv meine Lieblingsbegegnung in diesem Menü an diesem Abend.
Gefolgt von der Zampone Modena g.g.U., die auf einer Mousseline aus Maronen mit Herbstpilzen und Polenta und einem Kürbisjus serviert wurde.
Das Dessert dann doch wurstfrei: Viel Schokolade, Nougat-Espuma, zartes Eis … das alles mit feiner Weinbegleitung von einem tollen jungen Team serviert.

Salamini Italiani alla Cacciatora g.U. (POD)

Sie gilt als die Jäger-Salami. Klein und kurz mit einem Maximalgewicht von 350 Gramm, war diese Salami immer schon die wilkommene Begleitung der Jäger und Trüffelsammler auf ihren Touren, weil sie perfekt in die Tasche passt und schnell aufgeschnitten direkt aus der Hand verspeist werden konnte.

Eine schmale Salami, die aus magerem Muskelfleisch, z. B. der Schulter vom Schwein mit Schweine-Hartfett, Salz, ganzem Pfeffer und Knoblauch in Natur- bzw. Kunstdarm gefüllt wird. Ihre Reifung beträgt mindestens 14 Tage bei 10-15 Grad Celsius. Dünn aufgeschnitten, erhält man eine einheitlich rubinrote Wurst mit gleich großen Speckwürfeln, sie duftet zart und schmeckt süß und mild – niemals säuerlich.

Die Salamini Italiani alle Cacciatora g.U. sind – laktosefreie – Vitamin B-Bomben, reich an Proteinen und Mineralien. Tatsächlich produziert man sie heute mit weniger Fett, Salz und Cholesterin als früher, hat aber ihre Mengen an ungesättigten Fettsäuren beibehalten.

Die Schweine aus denen diese Wurst produziert wird, müssen in den Gebieten Mittel- und Norditaliens, im Friaul-Julisch-Venetien, Venetien, Lombardai, Piemont, Emilia-Romagna, Umbrien, Toskana, Marken, Abruzzen, Latium und Molise geboren, aufgezogen und geschlachtet worden sein. Dabei ist auch die Fütterung der Tiere streng geregelt.

Mortadella Bologna g.g.A. (PGI)

Wer kennt sie nicht? Die eigentlich ganz profane Brühwurst aus ausschließlich Schweinefleisch. Zart rosa, mit den gleichmäßig verteilten Speckwürfeln, manchmal auch Pistazien von Sizilien und ihrem sehr charakteristischen Duft, die wir doch irgendwie alle lieben oder? Ich finde, bei kaum einer Wurstart schmeckt man ihre hervorragende und ehrliche Produktion so schnell heraus wie bei einer Mortadella.

Geographisch geschützt stammt sie aus den italienischen Provinzen Emilia-Romagna, Piemont, Lombardei, Venetien, Toskana, Marken, Latium und Trient. Aus purem Schweinfleisch, wobei die Speckwürfel aus dem Kehlfett des Schweinehalses genommen werden, wird sie aus der quergestreiften Muskulatur des Schweines (Schulter) hergestellt und mit Salz, gemahlendem Pfeffer und Gewürzen wie Nelke und Zimt verfeinert.

Abgefüllt im Naturdarm vom Schwein wird sie in speziellen Heißöfen mindestens acht bis 26 Stunden gegart. Die Garzeiten entsprechen ihrer Größe bzw. ihrem Gewicht. Eine Kerntemperatur von 70 Grad muss in ihrem Inneren erreicht werden. Darin liegt auch die Magie der Mortadella, ihrer samtigen Konsistenz und besonderem Aroma. Eine Mortadella darf nie nach Rauch schmecken! Nach Erreichen dieser Kerntemperatur wird sie abgebraust und darf auskühlen.

Serviert wird die Mortadella aufgeschnitten in sehr zarten Scheiben. Aber auch als dicke Scheibe gebraten oder in Würfel geschnitten als Antipasti bzw. warm in Saucen zur Pasta serviert. Mortadella kann sehr viel mehr als nur Brotbelag sein.

100 Gramm Mortadella enthalten 60-70 Gramm Cholesterin und liefern ca. 288 Kalorien. Dabei ist sie Lieferant wertvoller Proteine, der Vitamine B1, B2 sowie Niacin, Eisen und Zink.

Zampone Modena g.g.A und Cotechino Modena g.g.A.

Beide Würste gelten als die Urmütter aller Wurstwaren mit Schwarte – das Rezept dieser Spezialitäten lässt sich 500 Jahre zurück datieren!

Während die meisten von uns die Salamini Italiani alla Cacciatora g.U. und Mortadella Bologna g.g.A. – mehr oder weniger wohl schon probiert haben – dürften Zampone Modena g.g.A und Cotechino Modena g.g.A. noch nicht jedem auf dem Teller begegnet sein. Sie erinnnern ein wenig innerlich an unser Frühsstücksfleisch (etwas kompakter) und äußerlich an unserem Saumagen – sind aber dennoch eine ganz andere Köstlichkeit.

Wir haben es hier mit norditalienischen Spezialitäten zu tun: Emilia-Romagna, die Provinzen Cremona, Lodi, Pavia, Mailand, Monza und Brianza, Varese, Como, Lecco, Bergamo, Brescia und Mantua in der Region Lombardei, Vernona und Rovigo in Venetien – von hier kommen diese Wurstspezialitäten aus Schweinefleisch.

Schwarte und ausgewählten Fleisch vom Schwein wird zerhackt und mit Pfeffer, Muskatnuss, Zimt, Nelken und Wein gewürzt. Beide Würste gleichen in diesem Punkt in ihrer Herstellung. Ihr Unterschied liegt alleine darin, dass die Cotechino Modena g.g.A. in den Naturdarm vom Schwein abgefüllt wird, während die Zampone Modena g.g.A. in die Naturhaut vom Vorderbein des Schweines gefüllt und verschnürrt wird.

Verkauft werden sie nach der Trocknung direkt frisch oder „vorgekocht”, weil thermatisch vorbehandelt. Frisch eingekauft muss man sie etwas länger in siedendem Wasser garen – sie werden auf jeden Fall heiß serviert! In 1-1,5 Zentimeter dicke Scheiben geschnitten, liegen auf dem Teller unregelmäßig rosafarben bis rot gefärbte Schnitten mit einem einzigartigen Geschmack. Sie dürfen auf keinen Fall Glutamat oder Räucheraromen enthalten! Aber freuen sich über einen kurzen Bratvorgang in der Pfanne und fühlen sich auch gewürfelt in einem würzig angemachten Salat sehr wohl.

In der heutigen Zeit sind auch ihre Rezepte überarbeitet worden. Die Zompone als auch Cotechino enthalen heute weniger Salz und auch der Fettgehalt ist reduziert worden im Vergleich zu ihren historischen Rezepten. 100 Gramm laktosefreie Zampone oder Cotechino enthalten ungefähr soviel Cholesterin wie die gleiche Menge Hühnerfleisch und liefern ca. 250 Kalorien.

Im Rahmen der Kampagne wird es in nächster Zukunft häufiger zu besonderen Aktionen bzw. Angeboten in den deutschen Supermärkten kommen – also … haltet die Augen offen und die Münder zum Probieren bereits. Es lohnt sich!

Weitere Informationen (und vor allem Serviervorschläge): The EU Quality Crew

2024-09-17

Ein Ausflug in die Basilikata zur Cripta del Peccato Originale – und zu den Weinen der Dragones

Knappe 10 km² Gesamtfläche. 570.000 Einwohner. Die Basilikata (Lukanien) ist keine allzu große Provinz im Süden Italiens. Aber sie ist eine wunderschöne Region, die mit langen Wäldern, kurzen Meeresküsten, wilden Bergregionen und geschwungen Hügellandschaften lockt. Sie bietet viel Grün und vor allem einfach viel unberührte Natur. Ihre abwechslungsreiche Landschaft schenkt aromatische Olivenöle und tiefgründige Weine, Getreide, Hülsenfrüchte und die Peperone Crusco wird hier angebaut, auf dem Tisch serviert liebevoll Cruschi genannt.
Drei Tage durfte ich (endlich!) durch die Basilikata reisen, nachdem mich 2019 schon Matera verführt hatte. Und dieses Mal, nach zwei selbst gestalteten Tagestouren dorthin, erfüllte sich mein großer Wunsch: Einmal in den Sassi di Matera schlafen dürfen. Und ich durfte sogar zwei Nächte hier an diesem magischen Ort ruhen – aber auch die südliche Vielfalt der Basilikata sollte ich entdecken dürfen. Ihren Nervenkitzel auf ZIPLines oder auf einer ewig langen tibetanischen Brücke erleben, tief in ihre Historie eintauchen. Und die köstliche lukanische Küche genießen.

Von Matera im Norden der Basilikata nach Maratea an die lukanische Küste – alles geht im Prinzip an einem Tag. Obwohl man sich natürlich deutlich mehr Zeit nehmen sollte, um diese schöne und vielfältge italienische Region zu entdecken! Es war traumhaft.

Die Basilikata, deren Süden vor allem noch wenig vom internationalen Tourismus entdeckt ist, bietet wohl als eine der nur noch wenigen italienischen Regionen ein sehr unverfälschtes italienisches Leben.
An unserem ersten kompletten Reisetag haben wir Matera sehr früh mit dem Auto verlassen. Ivana Scilipoti von der Reiseagentur Ivy Tour Basilicata, hatte unsere Reise im Auftrag des Tourismusverbands der Basilikata nicht nur organisiert, sondern uns höchst charmant begleitet. Unser erster Weg führte nach ca. 1,5 Stunden Fahrzeit nach Castelmezzano in die lukanischen Dolomiten (Dolomiti Lucane). In dem kleinen Ort kann man das aufregende Erlebnis eines ZIPLine-Fluges erleben. Quatsch, hier wird das Erlebnis jeder anderen ZIPLine Europas noch getoppt, denn hier fliegt man – wer es möchte – gleich zweimal kurz hintereinander. Hier fliegt man nicht nur über eine Schlucht … die Reise durch die Luft führt auf den nächsten Hügel zu dem gegenüberliegenden Ort Pietrarossa. Und von dort kann man gleich noch einmal zurück nach Castelmezzano fliegen, wenn man es denn möchte.

Wir wären nicht in Italien, dem Land der puren Romantik; wäre hier der neumoderne Sprachgebrauch „ZIPLine” nicht ersetzt worden. Natürlich bucht man in Castelmezzano oder in Pietrarossa den Volo dell’Angelo – den Flug der Engel. Natürlich bin ich geflogen (ja, das bin ich auf dem Foto oben), teile meinen Einsatz als Engeline ein anderes Mal intensiver mit euch hier im Blog.

Die Cripta del Peccato Originale

Den Nachmittag verbrachten wir wieder in der Nähe Materas. Eingeladen waren wir, die „Cripta del Peccato Originale” zu besichtigen. Sie liegt ca. 15 Kilometer von Matera entfernt auf dem Gelände der Azienada vitivincola Casal Dragone an der Via San Biagio. Ein Agriturismo, ein Familienbetrieb, der seit mehreren Jahren in der Basilikata Getreide anbaut und seit dem letzten Jahrhundert auch Weine keltert. Erst 1963 wurde diese Krypta auf dem Gelände der Familie entdeckt. Familienpatron Vincenzo Dragone hatte am Ende der 2000er die Krypta einer Stiftung geschenkt, damit sie mit Spendengeldern und staatlicher Unterstützung restauriert, konserviert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnte, was einige Jahrzehnte dauern sollte. Seit 2023 sind die Restaurationen der Fresken aus dem 8. und 9. Jahrhundert abgeschlossen und die Krypta der Erbsünde kann von interessierten Besuchern (in kleinen Gruppen) besichtigt werden.

Wir waren begeistert von diesem Ort. Es ist ein einfaches multimediales Erlebnis, dem man sich sehr entspannt – zumal nicht fotografiert noch gefilmt werden darf – in der Höhle hingeben darf. Nur 20 Personen dürfen während einer Führung in den Raum und werden auf dem Boden sitzend platziert. Was schon einmal ein sehr geerdetes Erlebnis verspricht, denn der Kontakt zu dem Höhlenstein schafft eine seltene Verbundenheit. Eine musikalische und tonale Führung (es gibt Kopfhörer und Übersetzungen in den üblichen internationalen Sprachen), während die besprochenen Objekte – natürlich alle relevanten Persönlichkeiten des christlichen Geschehens – der Wandmalereien durch Lichter hervorgehoben werden, lässt diesen Ort in Ruhe und mit erstaunlicher Spannung erleben. Die Fresken sind wunderschön, teilweise erstaunlich gut erhalten. Die Besonderheit dieser Krypta sind die Mohnblumen, die die bemalten Wände über und über schmücken und diesem Ort eine fröhliche Leichtigkeit vermitteln.

Apericena und Wein-Tasting in der Azienada vitivincola Casal Dragone

Die Familie Dragone verwaltet die Besucherströme zur Krypta in ihrem Empfangsgebäude und bietet in den Räumen ihres Agriturismo Azienda Viticonala Casal Dragone nun vier Zimmer zur Übernachtung an und serviert eine bodenständige Küche aus eigenen Produkten und die der Landwirte aus dem direkten Umland. Natürlich wird hier auch der Wein verkauft, den wir verkosten dürfen, denn wir sind zu einem Apericena eingeladen. Ein Aperitivo, der direkt hinüber in das Cena, das Abendessen, schwelgen lässt. Wie gut kann es einem gehen?

Im Jahr 1882 zogen die beiden Geschwister Antonio und Cristina Dragone nach Matera, die Stadt hatte damals schon einen Namen als Umschlagplatz für Weine. Das erste eigene Familienweingut wurde 1920 in der Via San Biagio eröffnet. Der erste Wein wurde 1955 in Flaschen auch für den Verkauf abgefüllt: Es war das Produkt von Reben, die auf einem zehn Jahre zuvor erworbenen Grundstück in Contrada Pietrapenta, wenige Kilometer von Matera entfernt, angebaut wurden. Heute baut die Familie in der fünften Generation auf fünfunddreißig Hektar ihre Weine an. Die Cantina gehört zu den Gründungsmitgliedern der 1990 entstandenen Initiative Matera DOC (Denominazione di origine controllata), die sich für die Vermarktung der besonders hochklassigen Weine aus Matera engagiert.

Nach dem Abschied von Vincenzo im Jahr 2011 führt nun sein Sohn Cataldo Dragone mit seinen drei Geschwistern die Azienda und hat pünktlich zur Eröffnung der Krypta das alte Familienhaus restauriert und erweitert, sodass hier heute Verkostungen aber auch Feierlichkeiten in großem Rahmen zelebriert werden – und sie natürlich einen Shop beherbergt, wo man die fantastischen Weine und Produkte der Küche erwerben kann. Und natürlich alles, was begeisterte Besucher an die Krypta erinnert. Sagen wir es so: Der Vater hatte mit seiner Entscheidung, die Krypta abzugeben, sehr gut vorgesorgt für die seinen.
Wir wurden herzlich von Angela Dragone empfangen, die Schwester von Cataldo, die uns mit ansteckender Freude durch das kleine, jedoch sehr feine Weinangebot probieren ließ, während uns aus der Küche immer wieder neue Köstlichkeiten serviert wurden. Hier auf dem Foto zeigt sie uns voller Stolz die Teigschüssel ihrer Mama, mit der sie heute noch in der Küche arbeitet. Ich verstehe sie so gut.
Natürlich probieren wir die knackigen Taralli, aber auch die köstlichen, knusprigen Cruschi. Es sind an der Luft getrocknete rote Peperoni, die kurz in – natürlich – Olivenöl frittiert werden und sehr viel Freude machen beim Essen! Man muss sich keine Sorge vor etwaiger Schärfe machen. Cruschi sind eine typische lukanische Spezialität, die man außerhalb der Basilikata wohl nicht finden wird. Denn die süßlichen Früchte der Peperoni di Senise sind seit 1996 in ihrem Ursprung geschützt und dürfen nur um Matera und die Provinzhauptstadt Potenza angebaut, so bezeichnet werden.
Apropos Olivenöl. Natürlich stellt die Familie auch ihr eigenes Olivenöl her; die Bäume auf dem Weg zur Cripta tragen jetzt im September reichhaltig große und kleine Früchte je nach Sorte. Uns wird das hausgemachte Öl zum hausgemachten Pane serviert – und es ist unvergleichlich gut. Fruchtig, mild, mit einer fröhlichen Säure! Leider verkaufen sie es noch nicht, sondern verwenden es ausschließlich in der eigenen Küche. Darüber war ich richtig traurig! Nun, so musste getrocknete Pasta und die schwarzen Kichererbsen – eine Besonderheit Apuliens und der Basilikata – in die Tasche wandern.
Es war ein heißer (und mittlerweile langer) Tag und der sehr herunter gekühlte Pietrapenta aus der autochthonen Traube der Malvasia-Rebe, ein trockener, beinahe leichter Weißwein mit 12,5 % Alkohol-Gehalt von 2023, war genau der richtige Wein zu den Cruschi (Kruski) und der Platte mit Prosciutto, Salami (wie gut schmeckt bitteschön die Salami aus der Basilikata?!!!) und einer Käseauswahl aus drei unterschiedlichen Sorten Pecorino.
Pietrapenta natürlich nach dem Terroir benannt, auf dem die Dragones ihre Weine ausbauen.
Glücklich machte mich der Teller mit Ruccola und zarten Nodini (Mozarella zu Knoten geformt). Ich bin immer noch verspielt genug, um mich an diesem kleinen, so liebevoll geformten frischen Käse zu erfreuen! Große Zustimmung an unserem Tisch erhielt der Brotsalat (Panzarella), der in Lukanien anders heißt. Nur wie? Ich habe es vergessen!
Als besondere Zutat enthält er diese köstliche Gurke Süditaliens, Carosello (in Apulien) und Barratiere (Basilikata), die mit ihrem süßlichen Melonenaroma spielt. Diese Gurkensorten enthalten kein Cucurbitacin, den typischen Bitterstoff hiesiger Gurken. Für mich eines der besten Gemüse in der Hitze Süditaliens – reich an Wasser und sie werden eiskalt gekühlt serviert in den Sommermonaten zum Aperitivo. Köstlich! Gut gewürzte und gegrillte, hauchdünn geschnittene Zucchini und Auberginen, sowie sehr aromatisch gegrillte (und deswegen) besonders köstliche Peperoni machten die Vorspeisen komplett.
Zwischenzeitlich hatten wir auf den zweiten Wein, den ersten Rotwein im Angebot der Cantina Casal Dragone gewechselt. Kistos Cisto Rosso, ein Cuvée aus Primitivo, Merlot und Cabernet – schwarz wie die Nacht im Glas, 2021 abgefüllt. Der Wein ist üppig, mit ausgewogenem Tanningehalt, weich im Abgang.
Ich persönlich hatte leider wieder mein typisches genetisch bedingtes Cuvée-Problem. Bei mir schmecken weiße Verschnitte nach Bier, roter Verschnitt schenkt mir einen muffigen Abgang. Dem anwesenden Wein-Profi hat der Wein gemundet, und das lasse ich herzlich gerne als Empfehlung so stehen. (Das ist wirklich mein Problem und spricht mitnichten gegen den Wein!)
Der letzte Wein unseres Tastings, der Pietrapenta Primitivo 2020, konnte mich zufriedener stimmen. Ein strukturierter Wein mit der tiefen Säure der Primitivo-Traube und grandioser Substanz im Abgang. Weit weg von den leichten Tischweinen, von denen wir an Primitivi hierzulande mittlerweile leider überschwemmt werden. Dieser Primitivo ist ausbalanciert und lockt mit den Aromen von Holz, roten Beeren und Vanille, außerdem hat er für einen Primitivo eine erstaunliche Eleganz. Ein feiner Wein – für 10,— Euro die Flasche zu haben. Übrigens, der höchste Preis für die Weine der Familie Dragone.
Hier begleitete er ein geradezu faszinierend einfaches, dennoch ganz köstliches Gericht. Wir bekamen die „armen Ritter” Italiens in herzhafter Variante serviert! In Milch und Ei eingelegtes und in der Pfanne frittiertes altes Pane, das mit aromatischem Tomatensugo satt serviert wurde. Und unser zartes Dessert, ein Mandelgebäck, mit intensiver Schokolade bestrichen. Sehr einfach, zart und intensiv im Geschmack.
Fazit: Unser Nachmittag in der Cripta del Peccato Originale war ein faszinierendes Erlebnis, dem ein köstliches Abendessen mit soliden, hervorragend zu trinkenden Weinen in der Azienada vitivincola Casal Dragone folgte – alles mit der typischen herzerfrischenden, fröhlichen Gastfreundschaft Süditaliens präsentiert.
Wir haben diesen Abend sehr genossen – und später auf der Terrasse unseres B&B in Matera und einer Flasche Pietrapenta Malvasia von diesem wundervollen Weingut ausklingen lassen.


Adressen
Tourismusverband: Entdecke Basilikata!

Homepage der Krypta: Cripta del Peccato Originale

Homepage der Azienda Dragone: Azienada Vitivincola Casal Dragone

2024-08-15

PhEST – See Beyond The Sea – Internationales Fotofestival in Apuliens Monopoli

Apulien, der wunderschöne Süden am Absatz Italiens, bietet deutlich mehr als die wunderschönen Strände an der Adria und am Ionischen Meer, architektonische Historie, fantastische mediterrane Küche, großartige langjährige Kultur im Weinbau. Vor allem Kunstinteressierte können sich in diesem Teil Italiens verlieren und verlieben. Losgelöst von der Geschichte gegebenen Faszination, die hier auf Interessierte wartet, schafft vor allem die junge Generation Apuliens neuen Raum für spannende Kunstbegegnungen und ihre modernen Ausdrucksformen. Und diese spannende Zeit startet im Herbst, wenn der Ausnahmezustand der touristischen Hochsaison ausschleicht; die Einwohner ihre Konzentration wieder auf sich selbst lenken können.

Für mich immer wieder ein Grund im Herbst nach Apulien und besonders nach Monopoli zurückzukehen, ist das Fotofestival PhEST, das die entzückende Stadt an der Adria mit ihrem lebendigen Centro Storico auf der künstlerischen Ebene noch spannender macht.
Am 30. August 2024 öffnet zum neunten Mal das FESTIVAL INTERNAZIONALE DI FOTOGRAFIA: PhEST seine Pforten in Monopoli. Vor allem die Altstadt, das Centro Storico der Küstenstadt Monopoli in der Provinz Bari, verwandelt sich in eine einzigartige Freiluftgalerie.
PhEST – See Beyond The Sea – vereint die Kunst der vielen künstlerisch aktiven Identitäten der umliegenden Meere Europas. Den Künstler*innen wird hier eine offene Plattform gegeben, ihren künstlerischen Ausdruck in zeitgenössischen Fotografien, Musik, Kunst, multimedialen Installationen einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.
Der geografische Fokus, dier niemals begrenzt ist und immer offen für Veränderungen, reagiert auf das natürliche Panorama, das die Augen von hier, von Monopoli und von der Region Apulien aus wahrnehmen. Weithinaus über das Mittelmeer, den Balkan, den Nahen Osten, Afrika.
Großformatige Fotos locken im historischen Porto Vecchio und entlang des Lungomare.
PhEST 2024 würdigt Man Ray, den Fotografen des Surrealismus mit der Ausstellung La révolution du Regard. Sie ist kuratiert von Roberto Lacarbonara und Giovanni Troilo und im Castello Carlo V in Monopoli zu sehen. Die Ausstellung versammelt eine Auswahl von Originalfotografien aus dem gesamten Schaffen von Man Ray.
In den Straßen des Centro Storico hängen mit Fotografie-Serien bedruckte Transparente. Am Strand der Altstadt Cala Porta Vecchia, unterhalb der historischen Mauern, kann man jetzt in einer Outdoor-Galerie gemeinsam mit der ausgestellten Kunst baden.
Am Eröffnungswochenende des Festivals sind Fotograf*innen eingeladen, an den kostenlosen Portfolio Reviews teilzunehmen und ihre Arbeiten international namhaften Experten in den Bereichen Fotografie, Kunst und Verlagswesen im Palazzo Palmieri vorzustellen. (Anmeldung erforderlich, Anmeldeschluss 19.08.2024.)

PhEST
30.08. bis 03.11.2024 überall in der Altstadt von Monopoli
Eintritt frei/Ausstellung im Castello Carlo V € 10,— (Preis 2023)

Es lohnt sich!

2024-08-05

Italiens Weinkünstler zelebrieren die Calici di Stelle

Die Italiener haben mindestens (!) zwei herausragende Talente: Ihren naturgegebenen Hang zur Romantik (und die Größe auch jederzeit zu diesem zu stehen). Und das Talent – natürlich auch die hervorragenden Klima- und Bodenbedingungen – fantastische Weine zu kreieren. Beides geht Hand in Hand in Italiens Calici di Stelle – die Kelche der Sterne!

Jetzt im Hochsommer sind die Nächte in Italien meist wolkenfrei, der Sternenhimmel liegt klar über dem Land – und so grüßen in dieser Zeit besonders viele Sternschnuppen am Himmel. Natürlich machen die Italiener*innen aus so viel Charme ein himmlisches Event! In allen Regionen Italiens locken die Winzer*innen Gäste in ihre Weinberge, mit den unterschiedlichsten Aktionen, aber in der Hauptsache geht es um fröhliche Geselligkeit, Verkostungen feiner Weine, gepaart mit der Freude auf die neuen Weine, deren Traubenernte jetzt bereits in vollem Gange ist.

Organisator für das Event ist der Verein Movimento Turismo del Vino, der an erster Stelle die Gastfreundschaft des Weintourismus in Italien fördert und bekannt machen möchte. Weintourismus ist in der Vergangenheit zu einem der relevantesten Standbeine im italienischen Tourismus gewachsen und für viele Gebiete, die vielleicht nicht mit traumhaften Meeren oder Kulturhauptstädten locken können, eine weitere wirtschaftliche Ressource ihrer Weingebiete geworden.
Movimento Turismo del Vino möchte aber mit seinen Mitglieder*innen auch über die Wahrung der Traditionen und aktiven Umweltschutz im Weinbau informieren.
Schon seit dem 27. Juli und noch bis zum 25. August bietet Calici di Stelle den Gästen des Bel Paese – von den Alpen bis zum Mittelmeer – die Möglichkeit, ihre Liebe zum Wein neu zu entdecken und in festlicher geselliger Atmosphäre den Saft der Trauben zu dem Getränk der Götter unter dem offenen Pegasus zu genießen und dabei jede Menge Kultur zu erfahren.

In einer Kooperation mit Associazione Città del Vino locken überall in Italiens Städten nun Kunstausstellungen, Konzerte, Shows an den schönsten Orten; ob in historischen Dörfern, mittelalterlichen Schlössern, am Strand oder auf geschichtsträchtiger Piazza.
In 2024 zelebriert man die Mythologie Bacchus und Wein – Astronomie und Sternbilder. Der Stern Vendemiatrix – lat. Die, die Trauben sammelt – dient als besonderer Protagonist. Jetzt zieht er in das Sternenbild Jungfrau und wird es erst verlassen, wenn die letzten Trauben geerntet sind. Im Bereich Wissenschaft und Tradition werden Weinbau- und Produktionstechniken im Zusammenhang mit den Phasen des Mondes und der Sterne besonders herausgestellt. Technisches Werkzeug wird an einigen Orten zur Verfügung gestellt, um die Sterne zu beobachten. Höhepunkt ist der Supermond am 19. August.
Kultur und Tradition beinhalten auch die Programme für Kinder, wie Schatzsuchen in Weinbergen, Ausstellungen und musikalische Veranstaltungen. Und in den Sinneserfahrungen locken Spaziergänge in der Ruhe der weinberge und Yoga und Meditationsangebote zwischen den Trauben in der Natur. Die Weinberge am Abend sind natürlich auch der beste Ort für Picknicks, in denen die Weine der Mitglieder des Movimento Turismo del Vino gemeinsam mit den lokalen Köstlichkeiten probiert werden können.

Alle teilnehmenden Regionen Italiens, mit den Mitglieder-Cantinen des Vereins Movimento Tursimo del Vino, sind mit ihrem besonderen Angebot auf dieser Homepage genannt.

Wer also gerade in Italien weilt zu dieser aktiven Sternzeit, dieser Calici di Stelle: Mögen die Sterne für euch regnen – und der Wein im Glas hervorragend munden. Salute!