2018-11-18

Stolz

Ich nähe nun seit einigen Monaten mit meiner neuen kleinen Freundin aus dem Caritas Wohnprojekt. Wir waren schon Stoff einkaufen und mittlerweile kommt sie auch ab und zu zu mir zum nähen, einfach weil ich denke, es ist schön für sie auch einmal rauszukommen aus ihrer Umgebung. Die Mitbewohner des Projektes werden durchaus angehalten, möglichst selbstständig zu leben und können auch tun, was sie wollen und ausgehen, wenn sie wollen. Aber sie ist sehr ängstlich draußen alleine, so hole ich sie ab und bringe sie später wieder nach Hause.

Während wir am Anfang noch überlegten, was sie nähen möchte und wir bei Kissen, Taschen etc. hängen blieben, hat sie mittlerweile mit meiner Anleitung ihren ersten Rock genäht. Und dies sogar an der Overlock. Der Stoff, den sie sich ausgesucht hatte, war etwas ansprechend zu nähen – aber: er ist fertig! Und sie hatte ihn am Wochenende nach der Fertigstellung schon zum Sportball getragen. Ich war sehr stolz auf sie. Und sie auf sich auch. Wir nähen zur Zeit am zweiten Rock.



Als ich ihr vor einigen Wochen erkläre, das sich in der einen Woche nicht mit ihr nähen kann, weil ich verreise und wir darüber sprechen, dass ich fliegen werde, erklärte sie mir, sie sei auch schon geflogen. Das an sich war für mich nun nicht sonderlich erstaunlich. Aber als ihre Antwort auf meine Frage wohin „China” war, habe ich natürlich nachgefragt. Sie ist leicht hörbehindert, nicht immer verstehe ich sie sofort richtig. Und: das muss ich zu meiner eigenen Schande gestehen, natürlich war in meinem Kopf verankert, dass ein Mensch mit diesem Handicap vermutlich nicht mal eben nach China fliegt.

Ja, dummes blödes Schubladendenken! Die meisten in diesem Wohnprojekt gehen regelmäßig schwimmen, so auch sie – und somit sind sie vom Behindertensport aus zu den Paralympics nach China geflogen. Und somit auch stand sie mit ihrem Betreuer schon mal auf der Chinesischen Mauer. Großartig. Wie dumm, dass ich an der Wahrheit (m)einen Moment lang überhaupt gezweifelt hatte. Und wie deutlich mir das wieder einmal aufgezeigt hatte, dass wir, die Anderen es oft sind, die Menschen mit einer Behinderung unnötig wenig zutrauen und wir sie damit nur behindern.

Es macht viel Spaß mit ihr. Ich lerne viel von ihr (und den anderen aus ihrer Wohngruppe).

2018-11-15

Apulien – Monteroni



Disclosure: Ich durfte auf Einladung der Europäischen Union, Apulien (Ministerium für Tourismus und Kultur), Pugliapromozione (Verband der Region Union 3) und dem Tourismus- u. Kulturmagazin Spiagge nach Apulien reisen.

Diese Reise führt mich in die Union 3 von Apulien. In der Provinz Lecce gelegen, erstreckt sie sich geographisch gesehen über den westlichen Bereich von Lecce entlang der Küste des Ionischen Meeres. Wir besuchen die Städte Copertino, Lequille, Carmiano, Veglie, Leverano, Monteroni und natürlich Porto Ceseareo – dort dürfen wir direkt am Meer schlafen. In den kommenden Tagen stehen einige, viele bis sehr viele Kathedralen und die einige und andere Cantina auf unserem Programm. Wir dürfen sehr (sehr sehr) viel (sehr sehr) guten Wein verkosten, denn ein Anlass dieser Reise im November ist die freudige Begrüßung des ersten Weines im Jahr: Apulien feiert das Festa del Vino Novello in Leverano – und wir feiern mit!

Traumhafte Sonnenuntergänge über dem Meer kitzeln unser romantisches Herz, der Besuch typischer italienischer Pallazi und deren großartige Gartenanlagen beeindrucken uns sehr, Schulkinder singen und tanzen für uns. Die Bürgermeister entzückender italienischer Kleinstädte laden uns ein, einheimische Produzenten jeglicher Couleur kennenzulernen, wir treffen dabei herzliche und leidenschaftliche Menschen, die für ihren Beruf leben und ihr Land lieben. Unter anderem werde ich das besondere Glück haben die hochbetagte Fahrradbaulegende Maestro Carlo Carlà treffen (Blogpost) zu dürfen! Apulien im Spätherbst hat eine unendliche Vielfalt zu bieten.

Aber der Reihenfolge nach, nach zweistündigem Flug ab Berlin Schönfeld landen wir am frühen Abend in Bari und verbringen gute zwei Stunden auf der Autobahn in Richtung Lecce, um einige Stunden später in Porto Cesareo unsere Schlafstätte beziehen zu dürfen. Doch wie sich das für einen typischen liebenswerten Apulien-Aufenthalt gehört, biegen wir zuerst ab zur ersten Cantina und unserer ersten Weinverkostung.



Appolonio ist eine typische Cantina Apuliens, in Monteroni im Bezirk Lama ansässig, die ihren Wein als Begleiter zur Kunst verstehen. Das ist durchaus üblich im Salento. Man kann Wein direkt beim Erzeuger kaufen, eine Ausstellung besuchen oder das kleine im Keller angelegte Museum; in gestylten Räumen Workshops abhalten oder zu gepflegtem Essen im Weinkeller einladen.





Die spätere Führung von Antonio Massimiliano Apollonio durch die nach Holz und Wein duftenden Räume, verdeutlicht uns wie sehr hier Wert auf Tradition und Kunstgeschichte gelegt wird. Der Familienbetrieb baut in nun vierter Generation seit dem 18. Jahrhundert Wein an. Die Wände des Verkaufsraumes, wo wir sehr gastfreundlich verköstigt werden und unseren ersten Rossato (Rosé) aus der Traube Negroamaro und einen Rosso (roten) aus 50 % Negroamaro und 50 % Primitvo verkosten dürfen, sind lückenlos behangen mit Prämierungsurkunden für die Weine des Hauses.



Den Weinkeller und die übrigen Räume schmückt Kunst der hiesigen Kunstakademie sowie Skulpturen von Giuseppe Corrado – zum Beispiel dieser Flaschengeist aus Holz



oder der beeindruckende Weinwächter, der im Keller der Cantina das Heiligtum bewacht.



Wobei, das werden wir später noch lernen, sich die über mehrere Generationen kommunizierte Tradition im Weinanbau ausschließlich auf diesen auch bezieht. Die Weinproduktion selbst ist in Apulien eine vergleichsweise noch junge Tradition, erst seit ca. 1970 produziert man in diesem Land selbst für den Vertrieb bzw. Export. Vielen Jahrhunderte zuvor wurde in Apulien Wein zwar angebaut und gekeltert aber dann als Most in den Norden Italiens exportiert – es waren alle anderen Regionen Italiens, die den Ruhm der apulischen Trauben Negroamaro und Primitivo, als perfekte Mischtrauben hoch geschätzt, mit ihren Weinen ernteten.



Wir lernen auch eine weitere schöne Tradition dieses Landes kennen: wann immer in Italien der Winzerfamilie ein Kind geboren wird, wird eine nicht unbeträchtliche Menge dieses Jahrgangs eingekellert – um bei späteren Familienfesten diesen eigenen Wein mit den Weinen der anderen Familienmitglieder in fröhliche Konkurrenz treten zu lassen. Antonio gesteht uns von seines Vaters Wein sind nur noch neun Flaschen vorhanden! Diese Familie feiert gerne …



Es beeindruckt ungemein in den Räumen stehen zu dürfen – wo eine ganze Familie in Flaschen ihre Geschichte erzählt – und den heutigen Nachfahren heute noch Freude schenkt.



Eine kurze Wegstrecke weiter sind wir in Lama und folgen der Einladung von Malcandrino. Dieses Restaurant steht auf dem Gelände der Casina Andretta und ihrem Land, das einst als Tuffsteinbruch Verwendung fand.





In den Sterngewölben der imposanten alten Gemäuer eines Gebäudes vom Anfang des 19. Jahrhunderts, 2014 erst vollständig restauriert, kann man traditionelle Küche Apuliens auf moderne Weise interpretiert genießen. Die gesamte Anlage beeindruckt sehr und ist für Events absolut zu empfehlen. Es hat einen berechtigten Grund, warum immer mehr Prominente sich gerne in Apulien das Ja-Wort geben …





Unser Dinner wird von den zuvor gekosteten Weinen von Appolonio begleitet – aus anderen Jahrgängen. Unseren ersten Gang, typisch für Appulien, die festen dicken Orecchiette in einer Sugo aus Cime di rapa, ein Gericht mit einer zartbitteren Note begleitet ein warmer Rosato von Negroamaro mit voller Substanz. Für mich der Wein dieser ganzen Reise!





Orecchiette con cime di rape e mollicata di pane/18 Fanali Negroamaro Rosato 2015





Den Hauptgang, in Tomaten geschmortes Rind mit kräftiger Holzgrillnote, zarter süßer gratinierter Fenchel und bitterer wilder Zichorie begleitet wieder der Rote. Seine Aromen entwickeln sich deutlich mit jedem Grad Temperatur, die der Wein zunimmt. Dekantierung hätte ihm gut zu Gesicht gestanden!

Pezetti di manzo al sugo di pomodoro fresci, Cicorine saltate, Verdure gratin/Valle Cupa Negroamaro/Primitivo 2012



Ein reiner Negroamaro aus dem Jahr 2007, tiefrot, dem Namen der Traube entsprechend fast schon schwarz zu nennen, spielt mit so vielen Aromen sehr breit im Geschmack und trotzdem voller Harmonie. Er dominiert das Dessert, eine landestypische mit Crème gefüllte Tarte von leichtem Mürbeteig knackigzart umschlossen, sehr. Sie vermag gegen diesen Wein keinen Widerstand zu leisten.

Il pasticciotto/Mater terra Negroamaro Passito 2007

Ein wundervolles Essen mit einer grandiosen Weinbegleitung in einer so außergewöhnlichen Location – einen schöneren Einstieg in die kommenden Tage dieser Region Apuliens hätten wir uns nicht wünschen können!

APOLLONIO
Casa Vinicola s.r.l.
Via San Pietro in Lama, 7
73047 Monteroni di Lecce

www.apolloniovini.it

Malcandrino
Strada Prov.le Lecce
73047 Monteroni di Lecce

http://www.malcandrino.it

2018-11-14

Apulien im November 2018



Ich durfte das vergangene Wochenende noch einmal nach Apulien reisen – im November – es galt das „Novello Vino di Festa” zu begehen. Der erste Wein des Jahres 2018 wurde begrüßt! Wir hatten sehr viel Glück mit dem Wetter – an allen Tagen bis 20 Grad Celsius und Sonnenschein. Für die Menschen in Apulien also tiefer Winter.

Was meine eine nicht davon abgehalten hatte mit einer anderen Verrückten – aus Sicht der Apulier – ins Meer zu hüpfen. (Ich bin die Springmaus oben links.) Nun, bei 18 Grad Wassertemperatur kann man das schon einmal machen. Der den nassen Ausflug erschwerende Umstand lag eher darin, das wir unser Bad aufgrund des vollen Tagesprogramms halt auf 06:30 Uhr terminieren mussten und da sind dann eben auch nur 13 Grad Außentemperatur. Aber mit etwas Quieken und hier und da einem kleinen Aufschrei ging's eigentlich. Tatsächlich war das Meer an jedem Tag unterschiedlich warm bzw. kalt. Was sehr helfen kann ist vorher am Strand entlang zu laufen mit wenig Bekleidung und sich ordentlich auszukühlen – das kommt einem das inonische Meer wie eine warme Badewanne vor.

Der Besitzer unseres Hotels, das günstigerweise zehn Meter vom Meer entfernt lag, konnte es nicht fassen und musste uns am zweiten Tag prompt filmen. Die „verrückten Journalisten aus Deutschland” waren durchaus ein Thema hier. Höflicherweise sprechen die Italiener nicht wirklich von verrückt, sondern nennen es mutig und verwenden so schöne Worte wie „Brava!”. Die italienische Sprache tut der Seele so gut! Ich finde das schon spannend, sie haben dort eines der schönsten Meere in der Färbung und die schönsten weißen Sandstrände direkt vor der Tür – und nutzen es zum Baden lediglich drei Monate im Jahr …



Ein Novum, das sich wohl aus klimatechnischen Gründen künftig wiederholen wird, war … Apulien war in diesem November ein bisschen wie Irland: grün ohne Ende. Alle Olivenbäume standen im satten Grün, denn es hatte im Gegensatz zu Deutschland in diesem Jahr dort unten einfach sehr viel geregnet und wohl auch noch einmal die letzten Tage. Das Klima, seine Veränderung war in allen Cantinas, die wir besuchten, also die Orte, wo Wein produziert wird, ein Thema – denn man stellt sich zwangsläufig immer mehr im Anbau um. Zum Beispiel kehren die Winzer zur Anbauart früherer Jahre zurück und pflanzen Gemüse um die Füße der Weinreben.



Die Biowinzer tun es, um so für eine gute Düngung des Bodens zu sorgen, andere tun es, um so den Boden aufzulockern, so dass das zunehmende Wasser in den Böden besser versickern kann. Denn auch Weinreben mögen keine Staunässe. Alles in allem spricht man in Wein-Fachkreisen von einem mässigen Weinjahr. Es gibt Trauben, die Feuchtigkeit halbwegs gut vertragen, denen spielte das Wetter womöglich sogar zu – andere Traubensorten waren in diesem Jahr keine Gewinner.



Aber das Bild einer sehr grünen und vielfach noch blühenden Landschaft, das war schon sehr schön und besonders anzusehen! Und ich habe erstmals in meinem Leben Oleander mit Samenstand sehen dürfen. Mein kleines botanisches Highlight!



Wir hatten wunderschöne Tage an denen es nichts auszusetzen gab und über die ich die kommenden Tage noch gesondert berichten möchte. Aber über einen Tatbestand muss ich doch noch meckern, es gibt Dinge, die sind ein „No Go!”. Industriell gefertigtes Baguette in Frankreich zum Beispiel. Und italienischer Caffè bzw. Espresso aus Vollautomaten bzw. Kaffeepad-Maschinen. Wirklich! In einem sehr guten Restaurant setzte man uns ungerührt Caffè aus Kaffeepads vor – keine Crema nichts. Im Hotel spuckte der Vollautomat lauwarmen Kaffee aus, der nach Spülwasser schmeckte.



Einige Italiener scheinen ihr größtes Kulturgut aufs Spiel zu setzen und ich frage mich: Für was eigentlich?

2018-10-31

Hier klingelten eben …

… ein gruseliges Skelett. Und ein kleiner grüner Kobold mit Zylinder.

Es war sehr gruselig! Sehr sehr gruselig! Fürchterlich gruselig.

2018-10-30

Nishia



… ist heute auf den Tag seit drei Jahren nicht mehr bei mir. In dieser Zeit ist kaum ein Tag vergangen an dem ich nicht an sie gedacht habe, sie vermisst habe. Aber auch das Glück gespürt habe, von diesem kleinen Feenwesen als würdig auserkoren wurde, ihr wichtiger Mensch zu sein. Sie war unglaublich klug, mit Abstand die intelligenteste Katze mit der ich je mein Leben teilen durfte. Sie war so liebevoll allen anderen Tieren gegenüber, vor allem aber zu mir. Sie war pure Leidenschaft in allem. Selbst im Schlaf lag sie voller Leidenschaft und Intensität neben einem. Sie war voller Liebe – und die Liebe pur! Sie war so großherzig, immer lustig, immer anwesend, zärtlich. Eine so wundervolle fürsorgliche Adoptivtochter für Tally. Und um es nochmals zu betonen: so unfassbar klug! Sie fehlt mir sehr und ich bin immer noch nicht über ihre letzte Zeit und unseren Abschied hinweg.

Aber was bleibt ist das mit ihr gewesen zu sein. Voller Liebe!













2018-10-01

Neulich überlegt …



… in der U-Bahn auf dem Bahnhof Stadtmitte der Linie U2 beim Treppen hinunter gehen zur Linie U6 überlegt, ob es heutzutage überhaupt noch die beidseitig angespitzten Bleistifte gibt?

Man sieht sie in der freien Natur nur noch sehr selten.

Mich konnte man früher wahnsinnig machen mit Stiften, die beidseitig angespitzt waren. Das war für mich als Kind im Empfinden wie Mord am Stift. Unnötige Verletzung, Wunde zugefügt an zwei Seiten. Wer seine Stifte so verunstaltete, fügte mir so etwas wie Schmerz zu. Interessanterweise konnte ich aber prima auf der gesunden Seite vom Stift herum kauen. Dass das Zerbeißen auch schmerzhaft sein könnte für einen Stift? Ist mir nie eingefallen.

Aber ich habe auch nie verstanden, warum man Bleistifte überhaupt von zwei Seiten anspitzte. Was gab es für einen ehrenhaften Grund einen Bleistift zweiseitig zu benutzen?

Apropos Bleistift. Habt Ihr einen Twitter-Account? Dann klickt den Hashtag #septemeer2018 an. Kiki Thäringen hatte zur jährlichen Mal-Session eingeladen, ein Thema vorgegeben und wer mitmachen wollte, konnte jeden Tag (oder wann immer es die Zeit zuließ) eine Zeichnung anfertigen – oder sich anderweitig kreativ mit dem Thema Meer plus einem Tagesmotto auseinandersetzen. Egal wie schön, es geht nur darum, einen Monat lang kreativ zu sein und zu malen, zeichnen, dichten – Material.

Und es geht nicht um Perfektion, heiliges Zeichnungtalent, Professinalität. Es geht ums einfach nur Zeichnen. Sich Zeit nehmen für die eigene Kreativität. Deutschlandweit haben Menschen, die sich teilweise nicht einmal kennen, einen Monat lang gemeinsam gemalt – und denen, die nicht mit gemalt haben (ich!), viel Freude geschenkt.

Das Internet kann was. Im Guten!

2018-09-29

Hagebuttenzeit

Die Hagebutte war schon immer da und war schon immer Bestandteil unseres Speiseplans hierzulande. Sie ist nur leider von diesem verschwunden, weil ihre Verarbeitung etwas Mühe macht in der heimischen Küche.

Die Hagebutte hat viel an Vitaminen und Nährstoffen zu bieten, deswegen muss sie jetzt aber noch lange nicht dummdeutsch als „Superfood” bezeichnet werden. Botanisch ist sie nämlich eine Sammelnussfrucht – von Rosen. Nicht mehr, nicht weniger. Sie dient der Rose zum Fortbestand ihrer Sorte.

Jetzt wird sie gerade durch die Welt der Food-Religiösen als „neues Heilmittel” für Menschen mit Arthrosen getrieben. Dieses Blogpost setzt sich bodenständig mit der derzeitigen Studienlage auseinander. Im Ergebnis: Konzentriert als Extrakt kann die Hagebutte durchaus positiv Einfluss auf Schmerzen bei Gelenkentzüdungen nehmen. Muss es aber nicht immer. Arthrose heilen bzw. im weiteren Verlauf beeinflussen kann sich nicht.

Wie immer gilt bei solchen natürlichen Heilmitteln: nichts passiert von heute auf morgen!

Also, falls Euch in naher Zukunft wieder ein paar wild verirrte Superfood-Gläubige den hagebuttigen Heiland preisen, wisst Ihr Bescheid!



2018-09-28

Absurd

Gerade wieder auf Twitter gelesen, wie sich Menschen gemeinschaftlich über ihre Schwiegereltern austauschen und sich dabei amüsieren, wenn diese mit ihnen via Smartphone/WhatsApp kommunizieren.

Dienstag werde ich 53 Jahre alt (my ass!). Hätte ich mit 25 Jahren ein Kind bekommen, was eigentlich damals gesunder Altersdurchschnitt war für das erste Kind, hätte ich beispielsweise einen Sohn bekommen, dann wäre der jetzt ungefähr 28 Jahre alt. Vorausgesetzt natürlich, ich hätte ihn nicht während seiner Pubertät aus guten Gründen im Affekt ertränkt und verscharrt.

Also, dann wäre der jetzt 28 Jahre alt. Der kleine Racker! Nähmen wir weiterhin an, der würde seit vier Jahren in einer gesunden Beziehung leben, dann könnte es natürlich sein, dass er jetzt schon verheiratet wäre (ohne mein Zuraten selbstverständlich, dafür mit einer gesunden Portion Fassungslosigkeit „Junge, so habe ich Dich nicht erzogen!”), dann hätte ich jetzt ein Schwiegertochter, die sich auf Twitter darüber amüsieren würde, dass ich olle Frau ihr auf WhatsApp 'nen Foto schicke bzw. mit ihr kommuniziere.

Was nicht sein kann, weil ich doch alt bin. Und von den Dingen keine Ahnung haben kann bzw. keine Ahnung zu haben habe.

Diese Vorurteile über ältere Menschen und modernere Internettechnik – sie hören nie auf oder?

Tsja. Naja.

2018-09-27

72hrs True Italian Food

Werbung – unbezahlt, Restaurantnamennennung.

Kommendes Wochenende ist wieder das heilige Wochenende des italienischen Genusses in Berlin! Ab Donnerstag mittag (27.09) bis Sonntagabend (30.09.) können wir es uns in der Stadt in über 50 teilnehmenden italienischen Restaurants, die wirklich etwas auf ursprüngliche italienische Küche mit hochwertigen italienischen Erzeugnissen halten, für vergleichsweise wenig Geld sehr gut gehen lassen.



Wie das geht? Sich einfach auf dem Plan bzw. auf der Homepage von 72hrs True Italian Food die teilnehmenden Restaurants in den persönlichen Wunschbezirken heraus suchen. In Mitte, Wedding, Friedrichshain, Prenzlauer Berg, Kreuzberg und Neukölln sowie Schöneberg und Tempelhof und Charlottenburg werdet Ihr fündig werden.

Ein Aufkleber an der Eingangstür der Restaurants signalisiert Euch deren garantierte Teilnahme. Fragt einfach nach deren Spezialität, die sie für dieses Wochenende und für dieses Event für nur 7 Euro anbieten – und genießt dieses persönliche Willkommen für euch plus einem Getränk. Wenn es Euch schmeckt? Fragt nach mehr Spezialitäten des Hauses. 72 hrs True Italian Food ist nicht nur dafür gedacht, die wundervollen Klassiker der italienische Küchen essen zu dürfen, sondern auch mit den Restaurantbesitzern ins Gespräch zu kommen. Es nehmen fantastische Restaurants teil – alles Menschen, die das Kochen lieben!



Zum Beispiel gibt es bei Amazza che pizza mit Mozarella und Anchovis gefüllte Zuccinblüten, Oliven und wundervolle Truffle Arancini (fritierte Reiskugeln) plus Wein oder Softdrink.



Bye Bye Cavaliere im Friedrichshain serviert Sopressa de Casada (Salami des Hauses), eine Käse-Auswahl und Foccacia-Mix und einen White Spritz!

Geht unbedingt – unbedingt – in Kreuzberg zu Duo – Sizilian Ice cream! Bester Pistazienzauberer der Stadt, hier bekommt Ihr fantastisches Eis oder Cannollo mit einer leckeren Pistazien-Riccottacreme gefüllt und Pistazien bestreut – vielleicht bieten sie auch wieder diese sehr feinen Pistazien-Tartelettes an:



Zwingend dort mitnehmen: ein Glas der sehr feinen Pistaziencreme! Da kann Nutella gegen einpacken.

Apropos süß! Caffè Focacceria San Francesco in der Kastanienallee 64 – auch hier werden originale Cannollo mit süßer Ricottacreme und kandierten Früchten serviert, nach Foccacia mit Meeresfrüchten, Caponata, Arancine – alles ein Genuss!



Wer in Berlin nicht vor Ort essen kann, der kann wenigstens bei Olio Costa gute italienische Olivenöle aus fast allen italienischen Regionen oder Balsamicos einkaufen (und mehr!)



Also … wer an diesem Wochenende in Berlin nicht wenigstens einmal außerhäusig italienisch Essen geht – der verpasst wirklich etwas!

2018-09-26

Nie stirbste richtig!

Den Nachbarn über die Straße im Hof ist letzte Woche Artos weggestorben. 15 Jahre alt, Jack-Russel-Mix. Sprang seinem Herrchen morgens auf das Bett in den Arm, kuschelte sich ein, leckte ihm über das Gesicht, zuckte drei Mal, quiekte kurz, leckte dem anderen Herrchen, schnell herbei gerufen, auch noch einmal über das Gesicht und war weg.

Was nun wirklich der weltschönste Tod ist, dem Du Deinem Tier und Dir selbst wünschen kannst. Was hätte ich mir so ein Gehen für Tally (und für mich) gewünscht.

Aber auch so mit so einem perfekten kurzen Sterben bleiben nur zwei Menschen zurück, die völlig verstört sind ob der Tatsache nun so plötzlich und ohne jegliche Vorwarnung verwaist zu sein. Das hat mich sehr nachdenklich gemacht, denn bei aller Logik über ein gutes Sterben (für den Verstorbenen), es bleiben trotzdem immer Lebewesen übrig, die so oder so bedingt gut damit klar kommen werden, wenn Du so flink und schmerzlos gehen darfst.

Sterben. Unendliche Dimensionen.

Naja, ich hatte Artos die Woche vorher noch gestreichelt. Der olle Stoffel.

Die Zebramanguste

Die Zebramanguste ist ein lustiges Tier, wie schon ihr lateinischer Name Mungos Mungo ahnen lässt. Eigentlich ist sie in den südlichen Teilen der Sahara beheimatet. Oder in Germendorf, im Tier- und Saurierpark in Oranienburg.



Zebramangusten mögen die Gemeinsamkeit, die liegen schon mal niedlich bei-, auf-, über und nebeneinander und schlafen gemütlich. Oder hängen lustig über Baumstämme oder sonst wie unmotiviert in der Gegend rum, wenn der Bauch voll ist.



Dabei sind sie so niedlich, dass man ihnen stundenlang dabei zugucken möchte. Und sie fotografieren möchte.

Ist die Fotografin dann ein bisschen zu sehr verliebt, kann es passieren, dass sie vor lauter menschlicher Zoom-Aktivität den Draht versehentlich berührt, der die Tiere davon überzeugen soll nicht das Weite zu suchen.



Das knallt ziemlich laut, zeckt ganz schön und regt prima den Kreislauf an bei der Berüherin und die Zebramangusten sind dann sehr schnell wach und mutieren zu schimpfenden aufgeweckten Tieren.



Allerdings lassen sie die Fotografin auch schnell wieder mit ihrem Stromschlag alleine zurecht kommen und dösen flink weiter.




2018-09-25

Schloss Dammsmühle

@maskenkatja hatte am Wochenende Zeit und mich zu einer kleinen Wanderung überredet. Kurzerhand fuhren wir gemeinsam mit ein paar flinken Tramezzini, Wattwürmern, gewurmten Äpfeln, Studentenfutter und Nierentee mit der S-Bahn und dann mit der geliebten Heidekrautbahn in Richtung Wandlitz.

In Schönwalde in der Gemeinde Wandlitz steht nämlich das Schloss Dammsmühle am Mühlenteich. Da wollte @maskenkatja hin. Schloss Dammsmühle (Wikipedia-Eintrag bitte lesen, das Schloss hat eine reichhaltige Geschichte) ein imposanter Bau, das 1768 auf den alten Grundmauern einer – vermutlich aus dem 16. Jahrhundert stammenden – Mühle erbaut worden war. Zunächst als zweistöckiges Palais errichtet, wurde das Schloss 1894 als Herrenhaus umgebaut, aufgestockt und mit einem seitlichen Anbau sowie einen Turm im neobarocken Stil aufgehübscht.

Im Dritten Reich gehörte das Schloss zwischenzeitlich Heinrich Himmler, der ließ dort Häftlinge aus dem KZ Sachsenhaus Bau- und Instandarbeiten schuften. 1945 besetze es die Rote Armee. Danach, bis 1989, vergnügten sich dort die Bonzen des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR.

Nach Mauerfall wechselte das Schloss mehrmals die Besitzer, diente als Hotel bzw. sein gesamtes Gelände als Festivalort. Und wenn man sich anguckt, was aus dem Gebäude heute geworden ist, einem Stück Geschichte mit ehemals guter Bausubstanz, das dort wissentlich ungeschützt komplett verfällt, da möchte man doch einige Menschen in diesem Land – vornehmlich die dafür Verantwortlichen der Gemeinde – schütteln! Wenn das mal reicht.

Es ist eine Schande! Eine Schande wie in diesem Land mit solchen historischen Bauwerken in dieser Zeit umgegangen wird. Ich könnte mich stundenlang darüber aufregen. Kommt mit und seht es selbst:

Kurz nach dem Ausstieg führt ein wilder Wegweiser unentschlossen in den Wald hinein. Wir folgen ihm mutig und zaghaft die richtige Richtung deutend. (Frau @maskenkatja hat ja immer 'nen Plan!)



Nach vielleicht fünfzehn Minuten, von einigen Fahrzeugen überholt, gelangen wir an den Parkplatz …



… das Schloss-Tor und begegnen diversen hässlichen aber betonbeständigen Ruinen der Neuzeit einer vergangenen DDR.



Frau @maskenkatja, die bekanntlich im Grünen immer mit einem Auge nach vorne guckt und mit dem anderen Auge Richtung Pilze schielt, findet prompt einen Waschbären, setzt ihn in Position und deckt ihn mit Laub wärmend zu:



Es folgt eine Reihe in die Jahre gekommener DDR-Lichtkultur:



Und dann, das Schloss. Ich stand da und dachte, das gibt es nicht!



Der Seitenanbau diente den DDR-Freunden nach der Jagd als Ort des gesellschaftlichen Kegelspieles, beinhaltet also 'ne Kegelbahn, vergleichsweise noch gut erhalten nach all den Jahren.



Hier das Laufbahnende …



und dort die Sitzbänke:



Gegenüber dem Ausläufer mit der Kegelbahn eine künstlich angelegte Höhle.



Die Haustechnik in der Höhle scheint im Prinzip noch gut erhalten:



… trotzdem hängt die Kunstinstallation „Fisch” im Dunklen:



Wir schlugen uns durch das Gebüsch und gelangten in den hinteren Teil des Schlossgartens mit einer im Gegenlicht sehr stimmungsvoll wirkenden Rückansicht:



Tritt man näher, wirkt das Trauerspiel sehr auf die Seele ein:



Zurückliegende Partykultur …



Gegenüber der ehemaligen Bar ein gut erhaltenes ehemaliges Wasserspiel



Das Schloss liegt zentral vor dem Mühlensee in dem es früher eine künstlich errichtete Insel gegeben haben soll mit einem Tanzsaal darauf. Heute verbitten sich die Fische schriftlich das ihnen boshafte Nachstellen (ohne Erfolg, die Insassen der vielen Autos, die uns zuvor auf der Zuwegung überholt hatten, hatten allesamt Angelzeug dabei.)



In Blickrichtung über den See liegt versteckt eine Holz-Pagode, errichtet wohl zu DDR-Zeiten, auch sie leider dem traurigen Verfall preisgegeben:



Unser Picknick-Ausblick auf das Schloss. Überall am See stehen Holzbänke, wo man sich friedlich niederlassen und dem Schloss bessere Zeiten wünschen kann.



Wir wanderten weiter durch die Heide, fanden jede Menge von Tieren abgeerntete Heidelbeersträucher und naschten an einigen verlassenen Preiselbeeren. Leider zu wenigen, um sie sammeln zu können.

Es heißt immer unrund, der Osten würde nur kosten. Stimmt gar nicht, der Osten gibt auch sehr viel. Trotzdem wollten wir keine Tassen sammeln.



Nahmen aber das das vergnüglich politische Symbolbild gerne mit: