2018-11-15

Apulien – Monteroni



Disclosure: Ich durfte auf Einladung der Europäischen Union, Apulien (Ministerium für Tourismus und Kultur), Pugliapromozione (Verband der Region Union 3) und dem Tourismus- u. Kulturmagazin Spiagge nach Apulien reisen.

Diese Reise führt mich in die Union 3 von Apulien. In der Provinz Lecce gelegen, erstreckt sie sich geographisch gesehen über den westlichen Bereich von Lecce entlang der Küste des Ionischen Meeres. Wir besuchen die Städte Copertino, Lequille, Carmiano, Veglie, Leverano, Monteroni und natürlich Porto Ceseareo – dort dürfen wir direkt am Meer schlafen. In den kommenden Tagen stehen einige, viele bis sehr viele Kathedralen und die einige und andere Cantina auf unserem Programm. Wir dürfen sehr (sehr sehr) viel (sehr sehr) guten Wein verkosten, denn ein Anlass dieser Reise im November ist die freudige Begrüßung des ersten Weines im Jahr: Apulien feiert das Festa del Vino Novello in Leverano – und wir feiern mit!

Traumhafte Sonnenuntergänge über dem Meer kitzeln unser romantisches Herz, der Besuch typischer italienischer Pallazi und deren großartige Gartenanlagen beeindrucken uns sehr, Schulkinder singen und tanzen für uns. Die Bürgermeister entzückender italienischer Kleinstädte laden uns ein, einheimische Produzenten jeglicher Couleur kennenzulernen, wir treffen dabei herzliche und leidenschaftliche Menschen, die für ihren Beruf leben und ihr Land lieben. Unter anderem werde ich das besondere Glück haben die hochbetagte Fahrradbaulegende Maestro Carlo Carlà treffen (Blogpost) zu dürfen! Apulien im Spätherbst hat eine unendliche Vielfalt zu bieten.

Aber der Reihenfolge nach, nach zweistündigem Flug ab Berlin Schönfeld landen wir am frühen Abend in Bari und verbringen gute zwei Stunden auf der Autobahn in Richtung Lecce, um einige Stunden später in Porto Cesareo unsere Schlafstätte beziehen zu dürfen. Doch wie sich das für einen typischen liebenswerten Apulien-Aufenthalt gehört, biegen wir zuerst ab zur ersten Cantina und unserer ersten Weinverkostung.



Appolonio ist eine typische Cantina Apuliens, in Monteroni im Bezirk Lama ansässig, die ihren Wein als Begleiter zur Kunst verstehen. Das ist durchaus üblich im Salento. Man kann Wein direkt beim Erzeuger kaufen, eine Ausstellung besuchen oder das kleine im Keller angelegte Museum; in gestylten Räumen Workshops abhalten oder zu gepflegtem Essen im Weinkeller einladen.





Die spätere Führung von Antonio Massimiliano Apollonio durch die nach Holz und Wein duftenden Räume, verdeutlicht uns wie sehr hier Wert auf Tradition und Kunstgeschichte gelegt wird. Der Familienbetrieb baut in nun vierter Generation seit dem 18. Jahrhundert Wein an. Die Wände des Verkaufsraumes, wo wir sehr gastfreundlich verköstigt werden und unseren ersten Rossato (Rosé) aus der Traube Negroamaro und einen Rosso (roten) aus 50 % Negroamaro und 50 % Primitvo verkosten dürfen, sind lückenlos behangen mit Prämierungsurkunden für die Weine des Hauses.



Den Weinkeller und die übrigen Räume schmückt Kunst der hiesigen Kunstakademie sowie Skulpturen von Giuseppe Corrado – zum Beispiel dieser Flaschengeist aus Holz



oder der beeindruckende Weinwächter, der im Keller der Cantina das Heiligtum bewacht.



Wobei, das werden wir später noch lernen, sich die über mehrere Generationen kommunizierte Tradition im Weinanbau ausschließlich auf diesen auch bezieht. Die Weinproduktion selbst ist in Apulien eine vergleichsweise noch junge Tradition, erst seit ca. 1970 produziert man in diesem Land selbst für den Vertrieb bzw. Export. Vielen Jahrhunderte zuvor wurde in Apulien Wein zwar angebaut und gekeltert aber dann als Most in den Norden Italiens exportiert – es waren alle anderen Regionen Italiens, die den Ruhm der apulischen Trauben Negroamaro und Primitivo, als perfekte Mischtrauben hoch geschätzt, mit ihren Weinen ernteten.



Wir lernen auch eine weitere schöne Tradition dieses Landes kennen: wann immer in Italien der Winzerfamilie ein Kind geboren wird, wird eine nicht unbeträchtliche Menge dieses Jahrgangs eingekellert – um bei späteren Familienfesten diesen eigenen Wein mit den Weinen der anderen Familienmitglieder in fröhliche Konkurrenz treten zu lassen. Antonio gesteht uns von seines Vaters Wein sind nur noch neun Flaschen vorhanden! Diese Familie feiert gerne …



Es beeindruckt ungemein in den Räumen stehen zu dürfen – wo eine ganze Familie in Flaschen ihre Geschichte erzählt – und den heutigen Nachfahren heute noch Freude schenkt.



Eine kurze Wegstrecke weiter sind wir in Lama und folgen der Einladung von Malcandrino. Dieses Restaurant steht auf dem Gelände der Casina Andretta und ihrem Land, das einst als Tuffsteinbruch Verwendung fand.





In den Sterngewölben der imposanten alten Gemäuer eines Gebäudes vom Anfang des 19. Jahrhunderts, 2014 erst vollständig restauriert, kann man traditionelle Küche Apuliens auf moderne Weise interpretiert genießen. Die gesamte Anlage beeindruckt sehr und ist für Events absolut zu empfehlen. Es hat einen berechtigten Grund, warum immer mehr Prominente sich gerne in Apulien das Ja-Wort geben …





Unser Dinner wird von den zuvor gekosteten Weinen von Appolonio begleitet – aus anderen Jahrgängen. Unseren ersten Gang, typisch für Appulien, die festen dicken Orecchiette in einer Sugo aus Cime di rapa, ein Gericht mit einer zartbitteren Note begleitet ein warmer Rosato von Negroamaro mit voller Substanz. Für mich der Wein dieser ganzen Reise!





Orecchiette con cime di rape e mollicata di pane/18 Fanali Negroamaro Rosato 2015





Den Hauptgang, in Tomaten geschmortes Rind mit kräftiger Holzgrillnote, zarter süßer gratinierter Fenchel und bitterer wilder Zichorie begleitet wieder der Rote. Seine Aromen entwickeln sich deutlich mit jedem Grad Temperatur, die der Wein zunimmt. Dekantierung hätte ihm gut zu Gesicht gestanden!

Pezetti di manzo al sugo di pomodoro fresci, Cicorine saltate, Verdure gratin/Valle Cupa Negroamaro/Primitivo 2012



Ein reiner Negroamaro aus dem Jahr 2007, tiefrot, dem Namen der Traube entsprechend fast schon schwarz zu nennen, spielt mit so vielen Aromen sehr breit im Geschmack und trotzdem voller Harmonie. Er dominiert das Dessert, eine landestypische mit Crème gefüllte Tarte von leichtem Mürbeteig knackigzart umschlossen, sehr. Sie vermag gegen diesen Wein keinen Widerstand zu leisten.

Il pasticciotto/Mater terra Negroamaro Passito 2007

Ein wundervolles Essen mit einer grandiosen Weinbegleitung in einer so außergewöhnlichen Location – einen schöneren Einstieg in die kommenden Tage dieser Region Apuliens hätten wir uns nicht wünschen können!

APOLLONIO
Casa Vinicola s.r.l.
Via San Pietro in Lama, 7
73047 Monteroni di Lecce

www.apolloniovini.it

Malcandrino
Strada Prov.le Lecce
73047 Monteroni di Lecce

http://www.malcandrino.it

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