2019-01-14

Rückenschmerzen?

Ich habe die letzten Tage mal wieder gelitten. Rückenschmerzen. Eine nervige Begleiterscheinung der Alterwerdung, die mich in jüngster Zeit immer häufiger heimsucht. Einerseits kann ich froh sein, dass mich das insbesondere bei meiner Körpergrößte erst spät begleitet. Anderseits macht Schmerz immer unfroh und ich weiß natürlich, dass sie auch eine Konsequenz sind von viel zu oft sitzen. Und sie sind eine Reaktion darauf, dass ich durch die Schmerzen der anderen Diagnose definitiv zu wenig Sport gemacht habe in den vergangenen drei Jahren. (Nicht, dass ich gar keinen gemacht habe aber zu wenig. Schmerz macht einen nicht aktiv.)

Nun habe ich mir mit großzügiger Hilfe vieler liebevoller Weihnachtsfrauen – nachdem ich die Weihnachtsfeiertage auch wieder mit massiven Rückenschmerzen verbracht habe – eine neue Matratze gegönnt. Die tatsächlich diese Rückenschmerzen auch sofort abstellte.

Donnerstag war ich mit dem kleinen Großcousin im Friedrichstadtpalast und wir haben uns die Kindershow nochmals angesehen. Der kleine Mann zog es dabei vor auf meinem Schoß sitzen zu wollen, aus sicht- und kuscheltechnischen Gründen. Diese dann doch etwas verkrampfte Haltung in Kombination mit dem einzigen Kritikpunkt am Friedrichstadtpalast: viel zu enge Sitzreihen mit viel zu unbequemen Sitzen – für große Menschen wie mich, brachten mir erneut Rückenschmerzen. Massive Rückenschmerzen. Uncoole Rückenschmerzen, die, das setzte ihnen die Hörner auf, nicht mal Lust hatten von Schmerztabletten Notiz zu nehmen.

Neues Feature dabei: sitzen ging gar nicht mehr. Stehen auch. Liegen auf der Matratze auf dem Rücken. Im Prinzip ein unpraktischer Ort, um schmerzfrei den Alltag zu bestreiten. Also Verzweiflungsgrad recht hoch, Laune ziemlich niedrig, Selbstmitleidskala kurz vor Sprengung.

Viel mir ein, dass ich neulich im Vorbeigehen zwei interessante Menschen auf dem roten Sofa der Sendung „DAS!” gesehen habe: Dr.med Petra Bracht und Roland Liebscher-Bracht, die gemeinsam gegen Rückenschmerzen für das Allgemeinwohl arbeiten. Was die beiden so erzählten über die Entstehung der wohl am häufigsten vorliegenden Gründe, warum es in unserer Zivilisation zu Rückenschmerzen kommt, erschien mir stimmig. Verkürzte Muskulatur im vorderen Hüftbereich sorgt – vor allem gerne bei kühleren Außentemperaturen – gerne für Verspannungen im hinteren Hüftbereich, also dem Rücken. Weswegen es sinnvoll erscheint bei Rückenschmerzen die Wärmflasche vorne aufzulegen als im eigentlichen Schmerzbereich.

Die verdeutlichen auch die Problematik des im Sitzen schlafen. Hä? Ja. Gehören im Prinzip alle Seitenschläfer dazu.

Das klingt alles stimmig. Und sie zeigen in dem Interview vier Übungen, die völlig trivial sind. Von denen drei problemlos im Alltag zu integrieren sind. (Lediglich eine Übung findet mit Faszienrolle auf dem Boden statt.) Alle Übungen sind völlig trivial. Diese übungen habe ich mir gestern noch einmal genauer angeguckt. Und dann durchgeführt, schon nach der ersten Runde am Vormittag waren die Schmerzen deutlich weniger und ich konnte wenigstens wieder in der Küche stehen, fast ohne Schmerzen. Nach der zweiten Runde am Nachmittag war ich beschwerdefrei. Was für eine Wohltat – für so wenig Aufwand (im Grunde sogar kaum körperlichen Einsatz vergleichsweise.)

Wollte ich Euch wissen lassen – wir kämpfen ja doch meist gegen dieselben kleinen fiesen Feinde im Körper. Also klare Anguck-Empfehlung!
Die Schmerzspezialisten geben ihr Wissen auf YouTube weiter.

2019-01-12

Machtmissbrauch

Ich hatte gestern keine Termine. Also habe ich mich heute früh mit Katze und Kaffee noch einmal zurück ins Bett verzogen. Man muss Winterwetter huldigen, wenn es gehuldigt gehört. Diese vergnügliche Kraulen meinerseits von Shiinas Bauch hatte das Frühprogramm des Fernsehers begleitet und nachdem ich den Nachrichten entnehmen durfte, dass nicht sehr viel mehr passiert ist auf der Welt außer AfD-Gedöns, dem die Öffentlich-Rechtlichen Sender weiterhin eine mir völlig unverständliche Priorität einräumen und … Schnee, blieb ich bei einer Dokumentation über den Sachverhalt zum Sexmissbrauchskandal in Hollywood, namentlich unter Harvey Weinstein geführt, hängen. Macho, Macht, Missbrauch – Der Fall des Harvey Weinstein.

Diese Sendung gehört im Grunde in den Bereich Bildungsfernsehen sortiert – für Männer und Frauen gleichfalls, damit vor allem junge Generationen von Menschen nie wieder auf solche verdammten Kackärsche (pardon my french) reinfallen müssen – und somit dauerhaft in die Mediathek der Öffentlich-rechtlichen Sender sortiert. Insbesondere weil TV-Sender sich im gleichen Metier bewegen und es diese Form von Machtmissbrauch, aka Couchbesetzung, hierzulande genauso gegeben hatte. Und weiterhin geben wird, dmüssen wir uns nicht schön lügen.

Mir ist beim Sehen dieser Sendung, der darin geschilderten Sachverhalte, nicht nur einmal noch mehr bewusst geworden, welche unfassbare Dimension Weinsteins Handeln hatte. Alleine nur die Nennung seiner vielen vielen Opfer über die Jahre – ohne deren Beigeschichte – würde die übliche Sendezeit einer Dokumentation von 45 Minuten sprengen! Bei Wikipedia werden alleine 88 Frauen genannt, die bekannt gegeben haben, von Weinstein mindestens sexuell bedrängt worden zu sein. Schlussendlich hat sich dieser Mann neben seinen eigenen strafbaren Handlungen von Frauen auch der Zuhälterei schuldig gemacht: er hat von Frauen verlangt für Rollen als Bettgespielinnen seiner Kumpel zu dienen.

Die große Lüge im Rahmen der Aufklärung dieses einen Falls ist also, die reine Konzentration auf den einen Namen Harvey Weinstein. Er hat viele andere Weinsteins über seine Macht sexuell beglückt in dem er Frauen unter Druck setzte und weiter vermittelte. Es gehören viel mehr Namen genannt und vor Gericht gestellt.

Am meisten aber hatte mich heute schockiert, was dieser Mann hinsichtlich seiner Sexsucht für eine – ja, man kann es so sagen – unsagbar große Industrie im Grunde entwickelt und bezahlt hatte. Es müssen Millionen geflossen sein, weil dieser Mann seinen Schwanz nicht wegstecken wollte. Weil dieser Mann – dieser abgrundtief von allen Seiten hässliche Mann – seine Machtposition so dermaßen auslebte und sich dabei über jegliches Recht, über jeden Anstand, jede Form von Humanität hinweg gesetzt hatte. Offensichtlich Freude daran empfunden hatte, Frauen zu dominieren, zu verletzen und schlussendlich damit in Kauf nahm, sie zu zerstören.

Was aber auch dem Ganzen die Krone aufsetzt, Weinstein hatte so – und das sollte vielleicht auch jedem anderen kunstschaffenden Mann in Hollywood hoffentlich mittlerweile klar geworden sein – jede Form von freier künstlerischer Entfaltung im Filmbusiness in Amerika unterbunden. Freie Kunst entsteht nicht, wenn man einer einzelnen Person auf welchen Ebenen auch immer, dienen muss, wie er das befiehlt. Wenn namhafte Schauspielerkollegen und -kolleginnen schweigen, wenn eine andere Kollegin in Folge einer Vergewaltigung leidet. Wenn sogar die ihre Angst nicht ernst nehmen, das Geschehene dulden oder dem Opfer gegenüber negieren, dann, wie im Beispiel von Matt Damon und Ben Affleck, ist deren Kunst nicht frei. Deren Dasein als Mensch schon mal gar nicht mehr. Sie haben sich nämlich von Weinstein in ihrem menschlichen Dasein genauso missbrauchen lassen.

Wobei man hier eine Sache dennoch deutlich festhalten muss: wird eine Frau vorsätzlich vergewaltigt, hatte sie keine Chance gehabt eine freie Entscheidung zu treffen. Wenn Männer vorsätzlich eine Vergewaltigung, von der sie Kenntnis genommen haben, verschweigen bzw. verniedlichen, als „ist halt so” abtun, haben sie immer eine Chance für sich selbst das Unrecht zu erkennen und dagegen anzugehen. Die Entscheidung, ob man einem Opfer hilft oder den Täter schützt, diese Entscheidung trifft immer noch jeder Mann/jede Frau für sich selbst.

Es ist erschreckend, wie viele Profiteure und Mitwisser aus dem Umfeld von Harvey Weinstein offensichtlich weiterhin sicher im Sattel sitzen. Deren Verhalten als Kavaliersdelikt abgetan wird, weil man jetzt den Oberschuldigen vermeintlich (ding-)fest gemacht hat. Die tun weiterhin, was sie immer getan haben – und sehr viele haben eben nicht nur vertuscht, viele haben jahrelang in seinem Umfeld gearbeitet und von diesem Mann gelernt, dass es völlig legitim ist, Frauen (und auch Männer) zu benutzen, zu nötigen, zu missbrauchen, schlimmstenfalls zu vergewaltigen, körperlich und seelisch zu verletzen.

Und die sind alle von heute auf morgen plötzlich geläutert? Wenn die Firmen Weinsteins ihren Geschäftsführer nun entlassen und ersetzt haben, dann ist das allenfalls ein Machtspiel und selbstverständlich der Reinigungsversuch der Unternehmungen. Denn natürlich werden die Gerichte erkennen, dass Weinsteins Verhalten innerhalb der Unternehmen bekannt gewesen sein müssen und werden sich höchstwahrscheinlich Person dafür verantworten müssen, dass sie sein kriminelles Handeln vorsätzlich gedeckt und vertuscht haben. Die Opfer wurden immer wieder mit Gelbbeträgen still gestellt. Es gab Mitwisser, daran besteht kein Zweifel.

Denn, das ist mir beim Sehen dieser Dokumentation so sehr verdeutlicht worden: Dieser Mann hatte für sich ein Unternehmensimperium geschaffen, dass ausschließlich dafür sorgte, sein kriminelles Verhalten unter den Tisch zu kehren. Da waren AssistentINNEN damit beauftragt, sein Verhalten zu verschleiern; Menschen in der Produktion, am Set wurden – wie auch immer, ob nun mit Geld, Versprechen und mindestens mit Drohungen – still gestellt, Anwälte, die Opfer still stellten, Weinstein soll selbst zwielichtige Unternehmen beauftragt haben, die als Dienstleister dafür bekannt sind, Opfer physisch und psychisch direkt unter Druck zu setzen, dass diese ernsthaft um ihr Leben fürchten mussten. Schlussendlich weiß man nicht einmal, wie viele seine Opfer womöglich nicht mehr leben. Da ist in diesem Amerika eine ganz Industrie entstanden, alleine zum Zweck der Vertuschung der Taten eines einzigen übermächtigen Mannes! Es müssen Millionen von Dollars geflossen sein, um hier Unrecht vor Recht gelten zu lassen.

Der erste verlautbare – offen dokumentierte – Hinweis über sein Handeln eines seiner Opfer erfolgte bereits 1998.

1998! Ich bin nicht der Meinung, dass Menschen von denen bekannt ist, dass sie so lange mitwissend geschwiegen haben, auch nur einen Fuß noch in Hollywood vor eine Kamera setzen sollten. Deren Mitschuld an dem Erlebten, den fürchterlichen Konsequenzen für die Opfer, das ist kein Kavaliersdelikt mehr.

Dass nun in Hollywood im Grunde nur zwei Männer (Weinstein, Kevin Spacey) aufgrund ihrer Verfehlungen offiziell der Prozess gemacht wird, ist nahezu lächerlich. Es ist offensichtlich, dass es viel mehr Schuldige auf einer so viel sehr breiteren Ebene gegeben haben muss, dass man im Grund von Farce sprechen sollte. So viele Nutznießer Weinsteins sind weiterhin in Amt und Würde.

Selbst die Ehefrau von Weinstein, Gorgina Chapman, die sich vergleichsweise schnell von ihm trennte als das Ausmaß der Beschuldigungen ihm gegenüber ans Licht kam, kann, meiner persönlichen Meinung nach, hier nur die Unwissende gespielt haben. Wenn Weinstein über Jahre dafür sorgte, dass Schauspielerinnen in den Kleidern ihres Labels zu erscheinen hatten, wer will da noch bitte schön an die gänzliche Unschuld und Naivität einer gestandenen Geschäftsfrau wirklich glauben?

2019. Es hat sich viel zu wenig verändert hinsichtlich der Übergriffe von Menschen mit Macht anderen Menschen gegenüber. Der Fall Weinstein ist nicht alleine eine Problem der Filmindustrie.

Musikindustrie, Fotoindustrie, Castingindustrie – überall dort, wo Menschen etwas für sich im Beruf erreichen wollen und dabei auf die direkte Unterstützung anderer Menschen angewiesen sind, werden sie von Machtinhabern missbraucht werden.
Man wird ihnen nicht glauben wollen. Weiterhin.
Man wird ihnen, wenn sie sich doch einmal trauen, sich zu wehren, Mitschuld unterstellen. Weiterhin.
Damit wird somit weiteren Opfern den Mut nehmen, sich auch zu wehren. Weiterhin.

Dabei hat m. E. hierbei gerade in Deutschland die Agenda 2010, haben die Hartz-Konzeptionen, dem immer ungleicheren Machtverhältnis von Arbeitgebern Arbeitnehmern gegenüber durchaus Vorschub geleistet. Wer über maximalen Existenzdruck die Menschen in sogenannte zumutbare Arbeitsverhältnisse zwingt – ohne als Verantwortlicher überhaupt die Ressourcen zu haben, die Legalität dieser Arbeitsverhältnisse zu überprüfen, ja, nicht einmal den unbedingten Willen hierfür signalisiert – ist an solchen Verhältnissen mitschuldig.

Sich an solchen Verhältnissen mitschuldig machen wir uns übrigens auch alle als Verbraucher, wenn wir dieser Tage Erdbeeren (natürlich nicht nur außerhalb der Saison) aus Spanien oder Italien kaufen. Überall auf Europas Obstplantagen gibt es heute noch diesen Machtmissbrauch gegenüber Menschen, allermeist gegenüber Frauen! Auch hier wird Frauen in maximaler Existenznot, werden Erntehelferinnen von Männern mit Macht gedroht. Sie werden zu schlecht bezahlt für harte körperliche Arbeit, sie werden genötigt, vergewaltigt und es geschieht mit ihnen viel schlimmeres. In Deutschland werden Flüchtlinge in die Prostitution vermittelt – von Menschen, die in Flüchtlingslagern eigentlich für die Sicherheit dieser Menschen sorgen sollen.

Weinstein ist nicht 1989 oder 2017 und nur Hollywood.
Die Weinsteins dürfen auch 2019 immer noch illegal Macht missbrauchen. Überall. Weltweit. In unvorstellbaren Dimensionen.

Die Dinge sind mitnichten besser geworden, nur weil ein Harvey Weinstein entmachtet, ein Kevin Spacey vorgeführt wurde; Frauen bei den Golden Globes wieder Farbe tragen, die Dieter Wedels Deutschlands von Medien weitestgehend in Ruhe gelassen werden.

Nein. Ihr könnt da nichts gegen tun? Doch. Aktuell braucht Ihr kein Obst oder Früchte kaufen aus Produktionen in Ländern, wo Übergriffe gegen ErntehelferInnen bekannt sind. Und: vor allem kann man seinen Händler (also Discounter) anschreiben und kommunizieren, warum Ihr bei denen solche Produkte nicht im Handel sehen möchtet.

Wir leben im Neoliberalismus. Konsumverzicht ist die härteste Waffe, will man Machtmissbrauch die rote Karte zeigen. Das müsste nur einmal von vielen Menschen mehr begriffen werden.

2019-01-08

Der Bullshit-Job

Seit ich in dieser Wohnung lebe, habe ich gestern den vierten Toilettendeckel erworben. Den ersten habe ich aufgegeben, weil ich ihn (vermutlich aufgrund der Verwendung von Reinigungsmitteln) unschön verfärbt hatte. Ich sinnierte damals schon darüber ob wir mittlerweile soweit sind, dass in Kunststoffmassen extra Substanzen eingemixt werden, die solch einen wenig hübschen farblichen Effekt hervorrufen. Ich möchte Euch visuelle Einzelheiten in diesem Punkt ersparen – und nein, ich pinkele nicht auf die Unterseite von Toilettenbrillen, dass es irgendein Grund gäbe sie so aussehen zu lassen. Ich schämte mich für diese Toilettenbrille, sie musste ausziehen obwohl sie funktionsmäßig top in Form war – und ihre Halterung astrein hielt.

Die zweite Brille musste gehen, weil ihre Halterung kaputt ging.

Die dritte Brille musste gehen, weil ihre Halterung sich ständig löste und in der Konsequenz auch die Absenkautomatik aufgab. Man gewöhnt sich vergleichsweise schnell an leise schließende Toilettendeckel. Ich habe eine Katze, die ist sensibel. Ich bin sensibel. Es gibt überhaupt keinen Grund sich von unsensibel laut schließenden Toilettendeckeln auf Toilettenbrillen die Harmonie schreddern zu lassen!

Meine ungefähr seit drei Monaten andauernden Unternehmung „neuer WC-Deckel”, scheiterten entweder an zu teuer, Angebot im Laden dann doch nie existent oder Angebot im Griff so günstig, dass mein Ego und das Portemonnaie nein dazu befinden mussten, weil dann doch nicht so günstig in weiser Voraussicht. Oder: falsche Farbe. Hat schon jemand über geschmackliche Gestaltung von Toilettendeckeln promoviert?

Jedes Mal, jedes verdammte Mal, hatte ich bei der Installation irgendeine neue technische Variante des Anbringens des Toilettendeckels. Zwei Löcher in einem Toilettenbecken, die verfügbare Vielfalt von Halterungen muss mittlerweile unendlich sein!

Von einfach: Schraube oben unten Mutter, die man mit üblichem Werkzeug relativ schnell fest anbringen konnte über Plastikschrauben mit unterer Spezialmutter für die man ein bestimmtes Plastikwerkzeug brauchte, um diese feststellen zu können, das im Lieferumfang beilag und das man tunlichst gut aufbewahren sollte über Jahre (und sich ebenso tunlichst gut merken, wo!), um den Deckel auch wieder losschrauben zu können (und generell nicht wirklich lange hielt) damit bis hin zur Metall-Plastikombi, die wie im letzten Fall alle drei Wochen der ganzen Installation ordentlich Spiel und dem WC-Deckel viel Freiraum einräumte.

In der gestern bei einem Discounter im Angebot erworbenen neuen Toilettenbrille gibt es jetzt eine Art Dübelkonstruktion mit unterer Gegenschraube aus Plastik, die man mit keinem handelsüblichen Werkzeug festhalten kann, während man oben mit einem Kreuzschlüssel die Schraube hinein dreht. Die Plastikunterlage ist denkbar dünn und hält erst, wenn die ganze Chose vergleichsweise festgedreht ist. Die man aber erst festdrehen kann, wenn der Toilettendeckel an der Befestigung ausjustiert ist und dazu sollten die Plastikunterlagen fest sitzen (das System möchte offensichtlich aufgrund der in den letzten Jahren am Markt zugenommenen Vielfalt von Toilettendeckeln omnitauglich sein), diese sitzen jedoch erst fest, wenn man festgeschraubt hat. Natürlich kann man das Ganze nur wirklich richtig justieren, wenn der Deckel aufgebracht ist – dann kann man aber nicht mehr schrauben.

Lange Rede: ich habe gestern nach 45 Minuten Installationsversuchen einfach den Toilettendeckel beiseite gestellt und vertagt.

Ich pflege auch hier im Blog schon seit langen Jahren einen großen Groll gegen Verpackungsdesigner. Diese Menschen sitzen in ihren Jobs, die längst erledigt und zu Tode erfunden wurden. Und weil sie ihre Existenz rechtfertigen müssen, designen sie an Verpackungen herum. Nun sind schätzungsweise 85 Prozent aller Verpackungen bereits zur Perfektionen erfunden worden. Die restlichen 15 Prozent der Verpackung sind so notwendig wie Zahnschmerzen, während man im Packeis festsitzt. Ein Beispiel: ich benutzte relativ konsequent seit Jahren das gleiche Haarshampoo an dem inhaltlich der Hersteller seit ebenso langer Zeit nichts verschlimmbessert hat. Aber wir sind mittlerweile bei der dritten Verpackung. Beim letzten Verpackungswechsel verordnete man den Flaschen einen Deckel, der es unmöglich macht, die Flasche auf den Kopf zu stellen möchte man das zur Neige gehende Shampoo nach unten laufen lassen. Verpackungsdesigner. Meiner Meinung hohl wie Stulle und so notwendig wie … die notwendige Wurzelspitzenresektion im Packeis ohne Personal vom Fach.

Verpackungsdesigner, leider auch zunehmend Produktdesigner laufen bei mir – die Pest hat seit kurzem einen neudeutschen Namen – Bullshit-Jobs. Jobs, die bzw. deren Ergüsse keiner braucht. Aber sie sind da, weil man in einer Welt, die zunehmend von Maschinen bearbeitet wird, Alibijobs braucht. Denn anderenfalls müssten die Menschen ja jetzt schon auf die Straße gehen und sich gegen die nächste industrielle Revolution aufregen. (Die größtmögliche Anzahl von Alibijobs werden neben dem Verpackungsdesign übrigens unter den Absolventen von betriebswirtschaftlichen Studiengängen vergeben.)

Also verpacken sie lieber Produkte bis zur grenzenlosen Sinnlosigkeit und vor allem Unerreichbarkeit derer Benutzer. Oder sie gestalten Toilettenbrilleninstallationsmechanismen, die man nicht mehr installieren kann ohne eine Bedienungsanleitung lesen zu müssen, herkömmliche Werkzeuge nicht helfen können und man bitte schön ohne eine zweite helfende Hand nicht mehr die eine Toilettenbrille installieren kann.

Ich vorhersehe in fünf Jahren die mehrteilige Toilettenbrille. Deswegen erfunden, weil sonst irgendwo auf dieser Welt einer nichts zu tun hat und seine berufliche Existenz an den sinnvollen Nagel hängen müsste, denn er hat einen Bullshit-Job. Bullshit-Jobs stecken immer dahinter, wenn Euch Menschen in Callcentern erklären wollen, Dinge würden nicht geregelt werden können (pragmatische Dinge, die seit Jahrhunderten problemlos machbar waren) weil es „das System nicht hergibt.”

Interview mit David Graeber, Autor von „Bullshit-Jobs”. Lesenswert!

Ich nutze derzeit meine Toilette ohne Aufsatz. Habe heute keine Lust. Danke der Nachfrage.

2019-01-06

Erste! Prima Weihnachtstipp für Weihnachten 2019: Karlsruhe!

Disclosure: Auf Einladung von Karlsruhe Tourismus durfte ich während einer Pressereise das erste Adventswochenende 2018 in Karlsruhe verbringen. Im Folgenden werde ich wohl hier und dort namentlich auf Läden, Unternehmungen u.v.m. erwähnen, zeigen, sogar verlinken, das könnte man als Werbung verstehen. Im übrigen ist selbstverständlich meine Meinung zu Karlsruhe aufgrund dieser Einladung berührt und verändert worden, denn ich hatte vorher zu Karlsruhe ehrlich gesagt kaum eine.

Ihr dürft mich natürlich für verrückt halten, dass ich Euch – so knapp kurz nach Weihnachten – schon im Januar den Besuch eines Weihnachtsmarktes in diesem noch ganz frischen Jahr nahe lege, doch a) sind die Weihnachtsmärkte in Karlsruhe eine Reise wert! Und b) sind deswegen die Hotes dort zur Adventszeit schnell ausgebucht. Insofern ist eine frühe Planung ein so verkehrte Sache in diesem besonderen Fall sicherlich nicht. Außerdem c) ist Karlsruhe selbstverständlich das ganze Jahr über einen Besuch wert – und das kann man nicht früh genug im Jahr behaupten, nicht wahr? Also kommt, ich nehme Euch mit!



Karlsruhe zu Weihnachten hat mich im vergangenen Jahr oft berührt und mein kurzer Aufenthalt dort, hat mich ganz glücklich gestimmt. Ob dieser entzückende kleine Mittelalterliche Weihnachtsmarkt in Durlach vor der Burgkulisse mit Schwertspieler, Feuerkünstlern und Gauklern – der übrigens 2002 zur Unterstützung der Flutopfer des damaligen Elbehochwasssers ins Leben gerufen wurde und nun eine Tradition geworden ist. Klein, dafür sehr fein und gemütlich.

Oder der weitläufigere Karlsruher Christkindlessmarkt in der Karlsruher Innenstadt, säuberlich geographisch getrennt durch imposante Stadtbauten rund um den Friedrichsplatz: die kleine weihnachtliche Partymeile vor dem Rathaus mit Riesenrad und Fahrgeschäften und um die Ecke gelegen der schöne große und trotzdem beschauliche Weihnachtsmarkt mit den Kunstständen, Krippenbildnissen für Kinder und die wunderschöne hohen Pyramide (mit Restaurant, rechtzeitig reservieren) und dem wohl besten Glühwein, den ich jemals auf einem Weihnachtsmarkt trinken durfte.



Nun, mittlerweile fliegt auf fast jedem Weihnachtsmarkt in Deutschland der Weihnachtsmann oben am Himmel auf dem Schlitten spektakulär ein – nur: in Karlsruhe habe ich Pipi inne Ojen. Die Stimmung macht's. Sie stimmt hier noch. Das mag daran liegen, dass hier die Leute so nett sind – selbst noch im schlimmsten weihnachtlichen Gedränge. Kein Gepöble, Gegröle. Übrigens findet an den Adventswochenenden auch im Karlsruher Rathaus in dessen Gewölbe ein kleiner Weihnachtsmarkt statt, wo ausschließlich Kunsthandwerker ihre Waren verkaufen – allerdings schließen hier die Pforten bereits um 19 Uhr.



Aber richtig begeistert hat mich die wunderschöne Eisbahninstallation vor dem Karlsruher Schloss! Sie führt die Eisläufer auch durch einen Teil der Baumallee des Schlosses und das ist schon mehr als romantisch vor allem in der Dunkelheit mit all den Lichtern. Dagegen können die die Eisbahnen auf den Berliner Weihnachtsmärkten einpacken. Ach, noch einmal jung sein. Und verliebt sein. Im Winter – und dann hier Schlittschuh laufen … Aber auch hier sollte man – zumindest am Wochenende – abendliche Eislaufrunden vorab besser reservieren.



Aufwärmen kann man sich nach dem Eislaufen im Multi Kulti, einer geräumigen Studentenkneipe an der Ecke, wo ich den bisher besten Flammkuchen meines Lebens serviert bekam, heiß, knusprig und vor allem satt belegt. Man sollte nicht in Karlsruhe gewesen sein ohne hier einen Flammkuchen gegessen zu haben. Das Bier- und Weinangebot ist alles andere als übersichtlich – sehr netter Laden!



Der Heimweg führt uns über den Platz der Grundrechte. Die Lichtinstallation und die Schilder berühren und machen nachdenklich auf vielen Ebenen.



Übrigens Wein! Ich bin begeistert, man bekommt hier überall so leckere Tröpfchen serviert. Offene Weine zum Niederknien feine Weine! Selbst dort, wo man eine tiefgründig Weinkarte gar nicht vermutet, beispielsweise im Vogelbräu, einer urigen Kneipe nahe der Durlacher Altstadt, haben wir so gute offene Weine kosten dürfen – und einen vorzüglichen Wurstsalat.



Die traditionellen Gerichte schmecken eben doch dort am Besten, wo sie herstammen. Dass nun Baden-Württemberg sich auf die Weinproduktion versteht, ist allgemein bekannt … aber diese hohe Weinkunst glasweise in Speisekarten angepriesen, ich vermisse das in Berlin sehr.

Angereist bin ich mit der Bahn von Berlin über Frankfurt mit einem Umstieg in Mannheim. (Es gibt aber auch Direktverbindungen). In knapp fünf Stunden kann man dort sein. Eine Havarie auf der Bahnstrecke, für die die Deutsche Bahn nichts konnte, zerlegt uns am Anreisetag die Zeitplanung leider etwas. Zu wenig Zeit bleibt uns deswegen auch für die entzückende Altstadt von Durlach, dem größten Stadtteil von Karlsruhe an unserem ersten Abend. Doch die Stadt und wir sind flexibel …



Es fängt schon mit unserem ersten leckeren Termin nach unserer Ankunft im wunderschönen Café Jack an, leider bleibt wenig Zeit das große Torten- und weihnachtlichen Keksangebot zu genießen, Kaffeezeit ist um achtzehn Uhr halt vorbei. Trotzdem, die von mir ausgesuchte weihnachtliche Schokoladentorte ist ein schöner gustatorischer Einstieg in mein Karlsruher Wochenende.

Durlach war ab 1565 bis 1718 Residenzstadt der Markgrafschaft Baden-Durlach. Von aus ihr ging 1715 die Gründung Karlsruhes hervor, Durlach wurde dann 1938 eingemeindet. Immerhin konnten wir auf dem Mittelalterlichen Weihnachtsmarkt noch die Feuerkünstler sehen, die Schwertspieler ließen mich Schutzhelm, -kleid und Schwert ausprobieren. Der Verein Badische Schwertspieler pflegt die alte Waffenkunst, die Sportler schützen sich natürlich mit viel Metall vor den Schwertern. Keine leichte Angelegenheit am Mann und an der Frau – beeindruckend.

Das Leonardo Hotel in fußläufiger Nähe zum Bahnhof war eine gute Wahl für uns. Das Mittelklassehotel liegt denkbar zentral. Gäste werden mit einer Flasche Wasser im Zimmer empfangen und im Foyer je nach Tageszeit Wasser oder Kaffee/Tee gratis offeriert. Die kleinen Dinge sind’s, die einen als Gast besonders willkommen fühlen lassen. Das Hotelbuffet zum Frühstück ist umfangreich eingedeckt – Lachs, frisches Obst, warme Speisen – auch besondere Wünsche wurden gerne und schnell erfüllt. Für das Leonardo spricht ebenfalls, dass es direkt gegenüber dem Zoologischen Stadtgarten liegt. Einmal über die Straße in nicht einmal fünf Minuten Fußweg kann man in der Therme Vierordt Bad, einem historischen ehemaligen Wannenbad, 1873 eröffnet, schwimmen oder saunieren. Bus-Haltestellen mit direkter Verbindung in die City liegen direkt vor der Hoteltür.



Am Samstagvormittag führen uns die beiden Konzeptkünstlerinnen Ana und Anda unter dem Aspekt des nachhaltigen weihnachtlichen Einkaufens durch die Karlsruher Südstadt. Eine schöne Idee, so lernen wir die Stadt und ihre alternativen Shopping-Möglichkeiten jenseits vom mittlerweile überall üblichen Mall-Kommerz kennen.



Wir besuchen den Zuckerbecker – das Paradies: ein Laden voller guter Schokolade, Tee und Kaffee.



In unmittelbarer Nachbarschaft die Ladengalerie von Tom Boller, hier gibt es Design und Kunst vom Ladeeigner selbst und vielen anderen Karlsruher Designern – zu bestaunen und zu kaufen.



Mich beeindrucken die kürbisgroßen Auberginen im daneben gelegenen italienischen Supermarkt sehr viel mehr als das Angebot eines ebenfalls besuchten Bio-Ladens.



Die Südstadt mit ihrem besonderen Flair, den die früheren italienischen Gastarbeiter in die Stadt gebracht haben, hat viel Charme. Beeindruckend das Filmtheater Schauburg mit seinen Alternativprogrammen …



… und erhaltener Innenarchitektur der 50iger Jahre. Gerade rechtzeitig rettet mich ein guter Café in der Röstbar.



Die klitzekleine Kaffeebar ist ein echtes Raumwunder in der dennoch eine Röstmaschine steht und wo unverschämt viel frisch gerösteter Kaffee angeboten wird. Dem Besitzer, Klaus Hebenstreit, hätte ich gerne sehr viel länger zugehört, da lebt einer für die Sache von fairem und gutem Kaffee – doch wir müssen weiter zum Weltladen und noch einigen anderen alternativen Produktionsstätten, die die Fair Trade-Stadt Karlsruhe (zum vierten Mal in Folge dazu gekürt) zu bieten hat.

Und, das muss man Karlsruhe auch lassen, nicht alle Plätze sind schön – aber der fröhliche Charme dieser Stadt ist omnipräsent!





Wir sind eingeladen zum Mittagessen in der Oberländer Weinstube in der Akademiestraße nahe dem Kaiserviertel, einem gemütlichen kleinen Restaurant mit viel Liebe eingerichtet und mit langer Tradition (seit 1918). Die Weinkarte ist imposant im Vergleich zur kleineren Speisekarte. Die Küche beschreibt sich selbst als bodenständig – aber kreativ – und so ist sie sehr gut beschrieben, finde ich.



Ich bestelle das Carpaccio vom Rind, hauchdünn geschnitten und von hervorragenden Zutaten begleitet.



Es folgen das Juvenil Ferkel mit Rosenkohl und die Crème brûlée.



Der Chefin überlasse ich die Wahl meiner Weinbegleitung zu meinem Menü, denn schließlich ist hier die Wein-Kompetenz zu Hause. Für mein Vertrauen werde ich mit einem Rosalinde Cuvée vom Weingut Ellermann-Spiegel, 2017, belohnt. Vielleicht sieht man mir meine tiefe Zuneigung zum Rosé mittlerweile an der Nasenspitze an? Das Essen ist mehr als vorzüglich, das Schwein so sehr zart! Dieses Restaurant versteht sich auch vorzüglich auf Gerichte mit Fisch – und die Teller, die unseren Tisch erreichen sehen nicht nur wundervoll aus, wie die anderen Gäste bestätigen.



Unser Aufenthalt ist kurzweilig und angenehm – ich hätte hier noch Stunden verbringen können. (M)Eine absolute Empfehlung für einen Karlsruhebesuch! Das Lokal ist nicht sehr groß aber sehr wertgeschätzt. Reserviert also besser auch hier.

Das Nachmittagprogramm in Karlsruhe ist nun unserer freien Gestaltung überlassen. Ich gehe – ÜBERRASCHUNG – nicht ins Katzencafé



Dafür schlendern wir in kleiner Gruppe durch die betriebsame Karlsruher Innenstadt und besuchen das eine und andere kleine Geschäft – ich bin ein bisschen verliebt in die Atmosphäre dieser Stadt.



Der andere Teil der Gruppe geht ins ZKM (Zentrum für Kunst und Medien) – und kommt sehr begeistert zurück. Nee, mehr als begeistert – sie schwärmen dermaßen, dass ich mich im Nachhinein doch ein bisschen darüber ärgere mich anders entschieden zu haben. Wenn mich mein Weg nochmals nach Karlsruhe führt, dann mit Sicherheit auch dorthin!

Unser Abendprogramm führt uns in die oben bereits beschriebene zauberhafte Weihnachtsmarktwelt der Stadt. Und was den Genuss von Glühwein anbelangt, bin ich nun für alle Zeiten verdorben. Ich lege mich fest: der wohl beste Glühwein (und zwar auch als Weißwein) wird auf dem Karlsruher Weihnachtsmarkt serviert: Und zwar beim Glühwein-Treff der Familie Keth! Der Stand ist immer umlagert – aber sie bedienen in einem Tempo, dass die Schlangen dennoch immer kurz sind. Und diese Atmosphäre dieser wunderschönen Eislaufbahn! Und die Menschen in Karlsruhe sind so charmant. So nett zueinander. Das alles macht wirklich Lust auf ein Wiederkommen. Im Frühling oder Somme zum Radfahren durch die Weinberge. Im Herbst zur Weinernte. Oder zwischendurch … beispielsweise zur Mykene-Austellung, die noch bis Juni im Karslruher Schloss zu sehen ist. Aber der widme ich ein eigenes Blogpost – denn den Sonntag verbrachte ich im Karlsruher Schloss!

Ach ja, klitzekleiner Hinweis falls ich Euch jetzt auf nette Gedanken gebracht habe: Weihnachten findet in diesem Jahr erstaunlicherweise am 24. Dezember 2019 statt! Der Weihnachtsmarkt in Karlsruhe sowie der Mittelalterliche Weihnachtsmarkt in Durlach an der Karlsburg öffnen ihre Pforten in der Woche vor dem ersten Adventssonntag. Denkt an die Hotelzimmer!

2019-01-05

No-Plastiktütenmisere

Ich finde die noch halbwegs neue Regelung, dass wir für Plastiktüten bezahlen müssen, sehr gut. Noch besser fände ich ein generelles Plastiktütenverbot – so wie es uns einige sogenannte Dritte-Welt-Länder erstaunlich lässig vormachen. Mich ärgert, dass einige befreundete türkische Supermärkte hier in dieser Stadt sich über die neue Gesetzregelung immer noch hinweg setzen und Tüten einfach an ihre Kunden kostenlos abgeben.

Trotzdem … bei mir sieht die Mehrfach-Tragetaschen-Situation mittlerweile so* aus:



Nicht mehr ganz so übersichtlich. Gut, als Food-Blogger und gelegentliche Messegängerin bin ich da vielleicht anders umsorgt als andere Menschen. Aber einem gewissen Gefühl von „langsam ertrinke ich in diesen Taschen”, dem kann ich mich nun doch nicht mehr entziehen. Was mich übrigens auch sehr ärgert: man kann die meisten dieser Taschen nicht waschen (ist bei mir schon nötig, weil ich sie auf dem Rad benutze, da werden sie schnell mal schmutzig). Die Stoffe sind fast nie vorgewaschen und somit schrumpfen die Taschen bei einer 40 Grad-Wäsche in eher kaum noch nutzbare Größen. Unpraktisch. Irgendwie dem Sinn der sehr häufigen Mehrfachverwendung entgegenwirkend.

Also liebe Marketing-Leute, die ihr solche Taschen für Eure Firmen bedrucken lasst: Achtet doch bitte stärker darauf, dass die Stoffe vorgewaschen sind. Wascht sie testweise selbst, wenn die Lieferung kommt. Gebt sie zurück, wenn der Lieferant sich in dem Punkt versprochen hat. Es ist schließlich für diese besondere Sache, unsere Umwelt!

*typisches Januar-Entrümplungsfoto

2019-01-04

Pro Panzerglas!

Als mir vor einigen Jahren eine liebe Freundin zu Weihnachten ihr gebrauchtes iPhone 6 schenkte (immer noch sehr große Freude, liebe Ute, auch immer noch mit und über die Kamera), folgte ich dem Rat des besten Freundes der Welt und kaufte die vielleicht nicht hübscheste Schutzhülle der Welt für dieses Smartphone, dafür eine deutlich robust wirkende und vielleicht auch eher meinem Stil entsprechende, unter asozialen Bedingungen produzierte (sehr sicher) und die deutsche Wirtschaft mit Füßen tretende (ebay, China-Export) Schutzhülle. Schwarz pur. Natürlich.

Die Schutzhülle kam für mich unerwartet mit einer Folie (Panzerglas), die ich auch brav auf dem Display mäßig schön aufbrachte – denn ich mag es wirklich nicht solche Displayschutzmaßnahmen zu installieren, weil es bei mir immer schief, schlimm und grottig aussieht und ich mich noch Monate später über die Lufteinschlüsse ärgere, die sehr deutlich signalisieren: „Du hast das Display nicht anständig gereinigt vorher, bist eh zu doof für solche trivialen Tätigkeiten und überhaupt: selber schuld!”

Vor einigen Monaten fiel mir tatsächlich das Smartphone auf einem U-Bahn-Bahnhof hinunter und es hatte Abplatzungen, eher Abschürfungen, unten in der Ecke – trotz des wirklich sehr robusten Oben-Drauf-Chassis. Wie es manchmal so ist, der dümmste anzunehmende Aufprall passiert nämlich auch. Die Art der Abplatzungen haben mich davon überzeugt, dass das der blödeste Schaden ever sei: zwar kleinflächig aber an Folie und darunter liegendem Display. Ich ärgerte mich, war aber dennoch sehr froh über meine vorher getroffenen Schutzmaßnahmen, denn der Sturz wäre sonst maximal blöder ausgegangen. Für das iPhone. Und für mich.

Mit der Zeit zogen sich von dieser Display-Verletzungsecke zwei größere Glasbrüche über das Display. Irgendwie fühlbar, was eigentlich für Schaden an der Folie, nicht am Display sprach – aber irgendwie auch nicht fühlbar. Ein Gravis-Akkustausch-Sonderangebot konnte ich deswegen im letzten Jahr leider nicht in Anspruch nehmen, denn die machen das nicht, wenn das Display kaputt ist. Natürlich hatte ich Hoffnung, es sei gar nicht das Display kaputt, sondern die Folie – traute mich aber nie darunter nachzusehen, denn noch funktionierte das Display einwandfrei. Die Sorge, dass es doch Schaden genommen hatte und dies nicht mehr so sein könnte hinterher, die Folie den Schaden quasi im Rahmen hielt, war groß.

Zwischendurch hatte ich mir YouTube-Tutorials angeguckt, ob man so ein Display selbst austauschen könnte. Die Idee ab Minute Fünf ungefähr wieder im Einklang mit meinem inneren Frieden und mit viel Selbstfürsorge ad acta gelegt. Mail-Schriftverkehr mit dem besten Freund signalisierte die Richtigkeit dieser Entscheidung, denn selbst er, der Bastler vor dem Herren, hat Displayaustausche für seine Technik (und die seiner Familienmitgliedersmartphones) mittlerweile auch abschlägig beschieden. Für den Weltfrieden. Vorrangig seinem.

Bei manchen Dingen soll man wirklich Profis ranlassen – und diese angemessen dafür bezahlen. Habe ich vor vielen vielen Jahren einmal beim Dielenabschleifen gelernt. Display-Austausch bei 80%ig verklebten Smartphone-Modellen gehört eindeutig dazu. Und lasst Euch nicht von vollmotivierten Technik-Youngstern auf YouTube und deren geiler voll motivierenden Mukke im Clip etwas anderes erzählen.

Gestern war ich am Alex unterwegs und wollte eigentlich über das Nikolai-Viertel nach Hause gehen, weil ich dort etwas besorgen wollte, was ich dann aber schon vorher am Hackeschen Markt auf dem Markt einkaufen konnte. Was ich aber beim Zurücklegen der einen S-Bahn-Stationstrecke prompt wieder vergessen hatte. Außerdem hat das Decathlon am Alex eine passable halbwegs öffentliche Toilette. Und: täglich eine Stunde laufen! Vom Alex zu meiner Docking Station sind es – sehr gemütlich gelaufen – 30 Minuten.

Also war ich am Alex in der Passage und dort gibt es einen Smartphone-Schnellreparateur und sonstige Dienstleistungen rund um kleine dünne Geräte anbietenden Dienstleister. Habe ich mir in einem mutigen Moment beim vorbei gehen gesagt, „Da gehste jetzt hinein und fragst, was ein Display-Austausch bei denen kosten würde.”

Bin ich also hinein gegangen, habe nach sehr kurzer Wartezeit und einem verfolgten Gespräch mit einem Kunden, dessen neueres und größeres Smartphone nicht durch eine Folie und Chassis geschützt wurde und interessanterweise genau die gleiche Eck-Abplatz-Problematik hatte, wie mein Smartphone nach dem Sturz – er ging dann, nicht ganz glücklich über die finanziellen News, die er erhalten hatte – mein iPhone auf den Tisch gelegt.

„Was ist das für ein Modell?”
„Keine Ahnung, 6 oder 7.” (So bin ich mittlerweile verkommen in technischen Fragen.)
„Hm, beim 7er ist die Kamera größer, meine ich. Kann ich es auspacken?”
„Klar!” (Im innerlichen Hintergrund tiefe Sorge, dass das Rausholen aus dem Chassis [Druck] mehr Ärger am Display anrichtet.)
„Hm, sind Sie sicher, dass das nicht nur die Folie ist, die kaputt ist?”
„Naja, hatte ich anfänglich gehofft – aber die Brüche?
„Nun, die Folie ist ja auch Glas, Panzerglas … soll ich sie einmal abnehmen und nach gucken?”
„Hm … na guuuuut.” (Jetzt riesengroßetiefe Sorge im innerlichen Hintergrund, dass nun alles vorbei ist.)

Der Dienstleister fummelte die alte Folie ab, wobei fummeln nicht der richtige Ausdruck ist. Es walteten schon leichte Kräfte. Zeigte mir (m)ein iPhone mit einem völlig intakten Display.

„Boah, da fällt mir aber gerade ein Stein vom Herzen! Sie versüßen mir ehrlich den Tag!”
Er nickt still, routiniert verständnisvoll.
„Möchten Sie eine neue Folie?”
„Sehr sicher!”

Er holte die passende Folie, reinigte das Smartphone sehr sorgfältig, klebte die Folie perfekt und ohne jeglichen Lufteinschluss auf. Ich guckte ihm wahnsinnig bewundernd dabei zu, was er natürlich nicht sah, verkniff mir ihn laut dafür zu bewundern, denn ich trug Sorge, er könnte sich leicht veräppelt fühlen. Dann bezahlte ich zehn Euro und ging innerlich ein wenig glücklich angeregt nach Hause.

Zu Hause dem besten Freund der Welt gleich eine Dankes-E-Mail wegen den damaligen Hüllen-Tipp geschrieben.

Also: Nutzt Eure Smartphones nie ohne Panzerglas-Folien! Zehn Euro beim Dienstleister sind immer günstiger als alles, was schlimmstenfalls danach kommt. (Ich hatte damals für das Chassis und Folie auch nur einen Zehner bezahlt, mittlerweile ist es noch günstiger geworden.) Beim Smartphone-Kauf gleich mit kaufen! Smartphones nie ohne so eine Folie verschenken.

Die. Dinger. Sind. Wirklich. Sinnvoll.

2019-01-03

Shiina ist neun Jahre alt!



Die hübsche kleine Katze hat bekanntlich am 1.1.2010 Geburtstag und dieses Jahr hat sie ihren Ehrentag hier erstmals ausgiebig als Einzelkatze zelebrieren dürfen. Seit knapp zehn Monaten hatte sie hier nun das Zepter in der Hand – und natürlich hat sie sich dementsprechend entwickelt.



Der Fokus liegt hundertprozentig auf mir … äh … ihr! Zweihundertpozentig auf mir, wenn sie Hunger hat. Das potenziert sich ins Unermessliche, wenn sie Hunger hat (also fast immer) und zudem die Essenszeit heran gekommen ist. Neben mir ist ihre große Liebe: Futter. Diese Liebe – und natürlich das etwas angestrengte Leben zuvor durch die zwangsläufige räumliche Trennung hier – hat sie schon etwas sehr … nun sagen wir höflich: knuffig werden lassen. Unter dem Fell. Als mir im letzten Mal beim Blick in ihren Impfpass aufgefallen ist, dass sie nun doch auch schon acht Jahre alt war (irre, wie die Zeit vergeht!), war mir klar, dass wir jetzt die Diätbremse ziehen müssen. Dem Herzchen zuliebe, der Gelenke zuliebe. Und Diabetes (wegen Adipositas) bei der Katze kann ich mir nicht leisten, davon abgesehen: soweit kommt's noch!

Nun ist sie seit Oktober auf Diät – und ich möchte mich an dieser Stelle bei allen bedanken, die uns hierbei (und vorher schon) so herzlich mit tollen Futterspenden unterstützen. Shiina empfiehlt an dieser Stelle übrigens von Animonda Integra Project Adipositas, das es in fünf oder sechs unterschiedlichen Sorten im Fachhandel gibt. Kein Getreidegedöns, sie frisst es gerne. Auf mich macht es einen guten Eindruck. Ihr Fell sieht gut aus (da habe ich mit dem Adipositas-Futter von Firmen, die hochpreisig über den Tierarzt vertrieben werden, leider andere, also teurere und schlechtere Erfahrungen gemacht.) Und: sie nimmt wirklich damit ab. Nicht zu schnell, was bei Katzen fatal wäre. Also, sie, wir sind da auf einem guten Weg. (Ich auch, ich habe beschlossen jetzt erst einmal täglich eine Stunde laufen zu gehen. Mindestens. Wenn ich schon nicht gut joggen kann gerade, dann wenigstens das. Das lässt sich auch im Alltag gut integrieren – und man soll eh viel raus im Winter, Sonne tanken.) Sie jedenfalls bewegt sich schon etwas mehr hier und da – allerdings ist ihre Lieblingsposition immer noch beim Spielen auf dem Rücken. Und das auf dem Bett.

Die weiß schon, was so richtig gut ist.

Ansonsten ist Shiina sehr anhänglich und sehr glücklich als Einzelkatze. Sie liebt die Tatsache, dass sie die ganze Wohnung für sich hat. Sie kommt abends ins Bett eine Runde schmusen …



… und zieht sich dann auf ihren Schrank zurück zum Schlafen.



Sie ist die Katze mit der höchsten Kratzbaumquote in Berlin, sie ist die Katze mit den meisten Liegkissen – die nur für sie hier überall rumliegen – weltweit.



Sie liebt ihren Balkon …



… und es gibt irgendwie einfachere Dinge in dieser Wohnung mit dieser Katze, die man tun kann, als Leberwurstulle zu essen (essen zu wollen).



Es gibt zwei Dinge, die sie sehr doof findet. Den Nachbarkater. (Er sie nicht.) Und den Staubsauger. Sie genießt die Aussicht auf Möwen-TV auf der einen Fensterseite und Eichhörnchen- und Krähen-TV auf der Balkonseite der Wohnung.



Überhaupt TV, seit meine Röhren-TVs den Geist aufgaben im letzten Jahr und hier gebrauchte Flach-Screens eingezogen sind, guckt sie mit großer Begeisterung Tier-Dokumentationen und mit ultragroßer Begeisterung, so mit sich aufrichten und sehr aufmerksam guckend, diese sonntägliche Sendung „Tiere suchen ein Zuhause”. Ich wünschte, sie könnte telefonieren. Ich würde sie glatt bei ihrem neuen Lieblingshaustier anrufen lassen.



Silvester hat sie nun auch als Einzelkätzchen völlig kalt gelassen. Sie schlief gelassen in ihrem Kratzbaum und interessierte sich eigentlich nur für die Gerüche, die das Raclette verströmte. Der einzige Moment in dem sie so etwas wie Besorgnis, gar Angst zeigte, war um 00:00 Uhr als ich ihr natürlich ein Geburtstagsständchen gesungen hatte. Offensichtlich singe ich zum Gruseln schön.

Ich hoffe sehr, sie bleibt mir noch lange Jahre. Nun ist sie die letzten Tage ausgiebig mit Garnelen verwöhnt worden. Und Rindfleisch. So praktisch, wenn man Geburtstag hat kurz nach den Feiertagen.