Pro Panzerglas!
Als mir vor einigen Jahren eine liebe Freundin zu Weihnachten ihr gebrauchtes iPhone 6 schenkte (immer noch sehr große Freude, liebe Ute, auch immer noch mit und über die Kamera), folgte ich dem Rat des besten Freundes der Welt und kaufte die vielleicht nicht hübscheste Schutzhülle der Welt für dieses Smartphone, dafür eine deutlich robust wirkende und vielleicht auch eher meinem Stil entsprechende, unter asozialen Bedingungen produzierte (sehr sicher) und die deutsche Wirtschaft mit Füßen tretende (ebay, China-Export) Schutzhülle. Schwarz pur. Natürlich.
Die Schutzhülle kam für mich unerwartet mit einer Folie (Panzerglas), die ich auch brav auf dem Display mäßig schön aufbrachte – denn ich mag es wirklich nicht solche Displayschutzmaßnahmen zu installieren, weil es bei mir immer schief, schlimm und grottig aussieht und ich mich noch Monate später über die Lufteinschlüsse ärgere, die sehr deutlich signalisieren: „Du hast das Display nicht anständig gereinigt vorher, bist eh zu doof für solche trivialen Tätigkeiten und überhaupt: selber schuld!”
Vor einigen Monaten fiel mir tatsächlich das Smartphone auf einem U-Bahn-Bahnhof hinunter und es hatte Abplatzungen, eher Abschürfungen, unten in der Ecke – trotz des wirklich sehr robusten Oben-Drauf-Chassis. Wie es manchmal so ist, der dümmste anzunehmende Aufprall passiert nämlich auch. Die Art der Abplatzungen haben mich davon überzeugt, dass das der blödeste Schaden ever sei: zwar kleinflächig aber an Folie und darunter liegendem Display. Ich ärgerte mich, war aber dennoch sehr froh über meine vorher getroffenen Schutzmaßnahmen, denn der Sturz wäre sonst maximal blöder ausgegangen. Für das iPhone. Und für mich.
Mit der Zeit zogen sich von dieser Display-Verletzungsecke zwei größere Glasbrüche über das Display. Irgendwie fühlbar, was eigentlich für Schaden an der Folie, nicht am Display sprach – aber irgendwie auch nicht fühlbar. Ein Gravis-Akkustausch-Sonderangebot konnte ich deswegen im letzten Jahr leider nicht in Anspruch nehmen, denn die machen das nicht, wenn das Display kaputt ist. Natürlich hatte ich Hoffnung, es sei gar nicht das Display kaputt, sondern die Folie – traute mich aber nie darunter nachzusehen, denn noch funktionierte das Display einwandfrei. Die Sorge, dass es doch Schaden genommen hatte und dies nicht mehr so sein könnte hinterher, die Folie den Schaden quasi im Rahmen hielt, war groß.
Zwischendurch hatte ich mir YouTube-Tutorials angeguckt, ob man so ein Display selbst austauschen könnte. Die Idee ab Minute Fünf ungefähr wieder im Einklang mit meinem inneren Frieden und mit viel Selbstfürsorge ad acta gelegt. Mail-Schriftverkehr mit dem besten Freund signalisierte die Richtigkeit dieser Entscheidung, denn selbst er, der Bastler vor dem Herren, hat Displayaustausche für seine Technik (und die seiner Familienmitgliedersmartphones) mittlerweile auch abschlägig beschieden. Für den Weltfrieden. Vorrangig seinem.
Bei manchen Dingen soll man wirklich Profis ranlassen – und diese angemessen dafür bezahlen. Habe ich vor vielen vielen Jahren einmal beim Dielenabschleifen gelernt. Display-Austausch bei 80%ig verklebten Smartphone-Modellen gehört eindeutig dazu. Und lasst Euch nicht von vollmotivierten Technik-Youngstern auf YouTube und deren geiler voll motivierenden Mukke im Clip etwas anderes erzählen.
Gestern war ich am Alex unterwegs und wollte eigentlich über das Nikolai-Viertel nach Hause gehen, weil ich dort etwas besorgen wollte, was ich dann aber schon vorher am Hackeschen Markt auf dem Markt einkaufen konnte. Was ich aber beim Zurücklegen der einen S-Bahn-Stationstrecke prompt wieder vergessen hatte. Außerdem hat das Decathlon am Alex eine passable halbwegs öffentliche Toilette. Und: täglich eine Stunde laufen! Vom Alex zu meiner Docking Station sind es – sehr gemütlich gelaufen – 30 Minuten.
Also war ich am Alex in der Passage und dort gibt es einen Smartphone-Schnellreparateur und sonstige Dienstleistungen rund um kleine dünne Geräte anbietenden Dienstleister. Habe ich mir in einem mutigen Moment beim vorbei gehen gesagt, „Da gehste jetzt hinein und fragst, was ein Display-Austausch bei denen kosten würde.”
Bin ich also hinein gegangen, habe nach sehr kurzer Wartezeit und einem verfolgten Gespräch mit einem Kunden, dessen neueres und größeres Smartphone nicht durch eine Folie und Chassis geschützt wurde und interessanterweise genau die gleiche Eck-Abplatz-Problematik hatte, wie mein Smartphone nach dem Sturz – er ging dann, nicht ganz glücklich über die finanziellen News, die er erhalten hatte – mein iPhone auf den Tisch gelegt.
„Was ist das für ein Modell?”
„Keine Ahnung, 6 oder 7.” (So bin ich mittlerweile verkommen in technischen Fragen.)
„Hm, beim 7er ist die Kamera größer, meine ich. Kann ich es auspacken?”
„Klar!” (Im innerlichen Hintergrund tiefe Sorge, dass das Rausholen aus dem Chassis [Druck] mehr Ärger am Display anrichtet.)
„Hm, sind Sie sicher, dass das nicht nur die Folie ist, die kaputt ist?”
„Naja, hatte ich anfänglich gehofft – aber die Brüche?
„Nun, die Folie ist ja auch Glas, Panzerglas … soll ich sie einmal abnehmen und nach gucken?”
„Hm … na guuuuut.” (Jetzt riesengroßetiefe Sorge im innerlichen Hintergrund, dass nun alles vorbei ist.)
Der Dienstleister fummelte die alte Folie ab, wobei fummeln nicht der richtige Ausdruck ist. Es walteten schon leichte Kräfte. Zeigte mir (m)ein iPhone mit einem völlig intakten Display.
„Boah, da fällt mir aber gerade ein Stein vom Herzen! Sie versüßen mir ehrlich den Tag!”
Er nickt still, routiniert verständnisvoll.
„Möchten Sie eine neue Folie?”
„Sehr sicher!”
Er holte die passende Folie, reinigte das Smartphone sehr sorgfältig, klebte die Folie perfekt und ohne jeglichen Lufteinschluss auf. Ich guckte ihm wahnsinnig bewundernd dabei zu, was er natürlich nicht sah, verkniff mir ihn laut dafür zu bewundern, denn ich trug Sorge, er könnte sich leicht veräppelt fühlen. Dann bezahlte ich zehn Euro und ging innerlich ein wenig glücklich angeregt nach Hause.
Zu Hause dem besten Freund der Welt gleich eine Dankes-E-Mail wegen den damaligen Hüllen-Tipp geschrieben.
Also: Nutzt Eure Smartphones nie ohne Panzerglas-Folien! Zehn Euro beim Dienstleister sind immer günstiger als alles, was schlimmstenfalls danach kommt. (Ich hatte damals für das Chassis und Folie auch nur einen Zehner bezahlt, mittlerweile ist es noch günstiger geworden.) Beim Smartphone-Kauf gleich mit kaufen! Smartphones nie ohne so eine Folie verschenken.
Die. Dinger. Sind. Wirklich. Sinnvoll.
3 comments:
ja, sind sie :-)
Ich werde mir eine besorgen! :)
@Nelly
Wohl ne? :-)
@Ute
Ja, mache das bitte. Das kann wirklich schwere Zeiten vermeiden. ;-)
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Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!
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