Acaya in Apulien
Als mich Carmen Mancarella im vergangenen Herbst (2020) nach Apulien einlud und ich in dem Sommerappartement ihrer Familie in San Foca nächtigen durfte, hatte ich nicht nur reizenden Familienanschluss in der Familie meiner Freundin, sie zeigte mir auch mit mehr Ruhe und Muße die Ecken in Apulien, die sie selber so besonders liebt in ihrer Heimat. Plätze, die natürlich auf den Pressereisen nicht einfach zu besuchen sind.
Eine ganze besondere Perle unter den vielen kleineren Orten in Apulien, die alle ihre Besonderheiten aufweisen, ist Acaya – die Lieblingsstadt von Carmen. Und ja, Acaya ist sehr einzigartig und … entzückend. Die Stadt liegt in der Provinz Lecce, ca. zwölf Kilometer von der gleichnamigen Provinzhauptstadt entfernt.
Das Herz dieser Stadt selbst wurde in besonderer Architektur im 16. Jahrhundert gestaltet – alle Straßen verlaufen parallel, sind gerade in Quadraten angelegt. Das – zugegeben kleine – Zentrum besteht aus sechs Straßen, die von Norden nach Süden mit einer Breite von ca. vier Metern verlaufen und gleich lang sind und drei Straßen, die im rechten Winkel von Ost nach West laufen. Die Abstände zwischen den Parallelstraßen betragen, bis auf eine Ausnahme, immer 17 Meter.
So verlaufen alle Straße orthogonal, also rechtwinklig. Das ist schon sehr beeindruckend. Grund dieser besonderen Aufbauweise liegt wohl in Verteidigungszwecken aber auch wollte man den Einwohnern den Alltag mit dieser geographischen Klarheit erleichtern.Die Straßen von Acaya sind selbst schnell erlaufen, aber locken mit lauter kleinen Besonderheiten und zahlreichen Fotomotiven.
Genügend Aufmerksamkeit sollte man den Sehenswürdigkeiten der Stadt schenken: Das Castello di Acaya (1506) steht außerhalb südwestlich vom Zentrum – neben dem beeindruckenden Tor,
dass zum Zugang von Castello und in die Stadt führt.
Im Stadtkern ist die Chiesa die Santa Maria della Neve zu besichtigen, eine kleine Kirche deren Geschichte wohl bis ins späte 13. Jahrhundert zurück reicht.
So, wie sie heute besichtigt werden kann, ist sie um 1865 erbaut worden. Wir waren selber nicht drinnen, auch Acaya war im letzten Herbst, durch das Virus bedingt, etwas runtergefahren. Aber sie soll im Gegensatz zu ihrer zurück genommenen einfachen Außenfassade im Innern besonders farbenfroh und prächtig gestaltet sein.
Mehr Zeit haben wir dem Castello di Acaya gewidmet – und das ist wirklich einzigartig von außen und von innen zu betrachten. Umschlossen von einem großen Burggraben, beeindrucken die dicken hohen Mauern, die im Trapez mit zwei Türmen angeordnet sind. Denoch wirkt das Castello erstaunlich kompakt.
Es gibt einen einzigen Zugang zur Burg über eine kleine Brücke. Ganz erschlossen ist das gesamte Gebiet rund um das Castello heute noch nicht, es finden weiterhin archäologische Ausgrabungen statt.
Die letzten Gebeine, die man bei Ausgrabungen 2001 aufrecht stehend gefunden hatte, sind Soldaten zugewiesen worden, die wohl um 1200 bis 1300 bei einer Schlacht ihr Leben verloren hatten und gemeinsam beerdigt wurden. Zu dieser Zeit war das Gebiet von Acaya noch als Segine bekannt.
Im Castello, das um 1506 von dem Ritter Alfonso d’Acaya in Auftrag gegeben wurde und dessen Ausbau von seinem Sohn Gian Ciacomo dell’Acaya bis zu seinem Tod 1570 fort geführt wurde, ist eine Dauerausstellung zu den archäologischen Ausgrabungen rund um Rocia Vechia zu sehen.
In der Hauptsaison finden immer wieder Wechselaustellungen zu zeitgenössischer Kunst statt. Der Eintritt kostet im € 5,— für Erwachsene, € 3,— für Gruppen/Studenten, Menschen mit Behinderungen haben gratis Zutritt. Außerhalb der Saison sollte man die Öffnungszeiten beachten. Wir besichtigten etwas unter Zeitdruck, denn das Castello schließt über die Mittagszeit. Aber ich fand es sehr beeindruckend – zumal außerhalb der Saison wir uns beinahe alleine in den Räumen befunden haben.
Wer die Mittagszeit in Acaya für ein Mittagessen nutzen möchte, die Trattoria Acaya am zetralen Platz macht einen sehr gemütlichen Eindruck. Und wenn ich mir die Fotos im Internet so ansehe, scheinen sie glücklich machende typische apulische Spezialitäten zu servieren.
Ich habe unseren Ausflug in Acay sehr genossen, der Spaziergang durch die aufgrund ihrer besonderen Anlagen so aufgeräumt wirkenden kleinen Gasssen, die Blicke über die Gartenamuern …
… gerade zur Mittagszeit war es im September unglaublich ruhig dort, eine angenehme Abwechslung zum sonstigen durchaus lauten italienischen Leben.