2021-08-22

Acaya in Apulien

Als mich Carmen Mancarella im vergangenen Herbst (2020) nach Apulien einlud und ich in dem Sommerappartement ihrer Familie in San Foca nächtigen durfte, hatte ich nicht nur reizenden Familienanschluss in der Familie meiner Freundin, sie zeigte mir auch mit mehr Ruhe und Muße die Ecken in Apulien, die sie selber so besonders liebt in ihrer Heimat. Plätze, die natürlich auf den Pressereisen nicht einfach zu besuchen sind.
Eine ganze besondere Perle unter den vielen kleineren Orten in Apulien, die alle ihre Besonderheiten aufweisen, ist Acaya – die Lieblingsstadt von Carmen. Und ja, Acaya ist sehr einzigartig und … entzückend. Die Stadt liegt in der Provinz Lecce, ca. zwölf Kilometer von der gleichnamigen Provinzhauptstadt entfernt.
Das Herz dieser Stadt selbst wurde in besonderer Architektur im 16. Jahrhundert gestaltet – alle Straßen verlaufen parallel, sind gerade in Quadraten angelegt. Das – zugegeben kleine – Zentrum besteht aus sechs Straßen, die von Norden nach Süden mit einer Breite von ca. vier Metern verlaufen und gleich lang sind und drei Straßen, die im rechten Winkel von Ost nach West laufen. Die Abstände zwischen den Parallelstraßen betragen, bis auf eine Ausnahme, immer 17 Meter.
So verlaufen alle Straße orthogonal, also rechtwinklig. Das ist schon sehr beeindruckend. Grund dieser besonderen Aufbauweise liegt wohl in Verteidigungszwecken aber auch wollte man den Einwohnern den Alltag mit dieser geographischen Klarheit erleichtern.Die Straßen von Acaya sind selbst schnell erlaufen, aber locken mit lauter kleinen Besonderheiten und zahlreichen Fotomotiven.
Genügend Aufmerksamkeit sollte man den Sehenswürdigkeiten der Stadt schenken: Das Castello di Acaya (1506) steht außerhalb südwestlich vom Zentrum – neben dem beeindruckenden Tor, dass zum Zugang von Castello und in die Stadt führt.
Im Stadtkern ist die Chiesa die Santa Maria della Neve zu besichtigen, eine kleine Kirche deren Geschichte wohl bis ins späte 13. Jahrhundert zurück reicht.
So, wie sie heute besichtigt werden kann, ist sie um 1865 erbaut worden. Wir waren selber nicht drinnen, auch Acaya war im letzten Herbst, durch das Virus bedingt, etwas runtergefahren. Aber sie soll im Gegensatz zu ihrer zurück genommenen einfachen Außenfassade im Innern besonders farbenfroh und prächtig gestaltet sein.
Mehr Zeit haben wir dem Castello di Acaya gewidmet – und das ist wirklich einzigartig von außen und von innen zu betrachten. Umschlossen von einem großen Burggraben, beeindrucken die dicken hohen Mauern, die im Trapez mit zwei Türmen angeordnet sind. Denoch wirkt das Castello erstaunlich kompakt.
Es gibt einen einzigen Zugang zur Burg über eine kleine Brücke. Ganz erschlossen ist das gesamte Gebiet rund um das Castello heute noch nicht, es finden weiterhin archäologische Ausgrabungen statt.

Die letzten Gebeine, die man bei Ausgrabungen 2001 aufrecht stehend gefunden hatte, sind Soldaten zugewiesen worden, die wohl um 1200 bis 1300 bei einer Schlacht ihr Leben verloren hatten und gemeinsam beerdigt wurden. Zu dieser Zeit war das Gebiet von Acaya noch als Segine bekannt.
Im Castello, das um 1506 von dem Ritter Alfonso d’Acaya in Auftrag gegeben wurde und dessen Ausbau von seinem Sohn Gian Ciacomo dell’Acaya bis zu seinem Tod 1570 fort geführt wurde, ist eine Dauerausstellung zu den archäologischen Ausgrabungen rund um Rocia Vechia zu sehen.
In der Hauptsaison finden immer wieder Wechselaustellungen zu zeitgenössischer Kunst statt. Der Eintritt kostet im € 5,— für Erwachsene, € 3,— für Gruppen/Studenten, Menschen mit Behinderungen haben gratis Zutritt. Außerhalb der Saison sollte man die Öffnungszeiten beachten. Wir besichtigten etwas unter Zeitdruck, denn das Castello schließt über die Mittagszeit. Aber ich fand es sehr beeindruckend – zumal außerhalb der Saison wir uns beinahe alleine in den Räumen befunden haben.

Wer die Mittagszeit in Acaya für ein Mittagessen nutzen möchte, die Trattoria Acaya am zetralen Platz macht einen sehr gemütlichen Eindruck. Und wenn ich mir die Fotos im Internet so ansehe, scheinen sie glücklich machende typische apulische Spezialitäten zu servieren.

Ich habe unseren Ausflug in Acay sehr genossen, der Spaziergang durch die aufgrund ihrer besonderen Anlagen so aufgeräumt wirkenden kleinen Gasssen, die Blicke über die Gartenamuern …
… gerade zur Mittagszeit war es im September unglaublich ruhig dort, eine angenehme Abwechslung zum sonstigen durchaus lauten italienischen Leben.

2021-08-20

Impfempfehlungen der Stiko

„Die Stiko sei in der Covid-Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ab einem Alter von 12 Jahren vor der Politik eingeknickt”, hört man derzeit von (nicht nur) impfkritischen Stimmen.

Nö! Ich erlaube mir das zu bezweifeln: Die Stiko besteht aus ehrenamtlich (also unabhängig) arbeitenden Wissenschaftlern, denen ist schnurz, was diese Politiker treiben im Super-Wahljahr hinsichtlich des Impfgeschehens. Die Stiko interessiert auch nicht, was ca. 65 Millionen frische deutsche Impfexperten so von ihr denken in einer Pandemie.

Die machen einfach ihren Job, recherchieren Studien (so vorhanden) und wenn die Studienlage eine wissenschaftlich fundierte Analyse zulässt und diese Analyse unter dem Strich dann eine Impfempfehlung oder auch keine Impfempfehlung zulässt, dann sprechen sie diese aus. Oder eben auch nicht. Zumal sie wissen, dass das, was sie analysieren, jederzeit nicht umgesetzt werden muss in unserem Gesundheitssystem. Die Macht haben sie nicht, daher nimmt sich die Stiko durchaus die Zeit, dann erst zu arbeiten, wenn ausreichend sauberes – also verwertbares – Studienmaterial vorliegt. Und vorher empfehlen sie einfach keine Impfung. Was andere Wissenschaftler in anderen gesellschaftlichen Insstitutionen (und möglicherweise abhängigeren Systemen) weltweit dabei entscheiden, interessiert die Stiko nicht. Die Stiko arbeitet deutlich sauberer als ihr die Menschen in diesem Land ständig unterstellen möchten. Und so eine Ausarbeitung wie dieses Bulletin erfordert a) verwertbares Studienmaterial b) Zeit c) viel Arbeit

2021-08-19

Pistacchio Street Food Festival

In Pistazien kann ich mich reinlegen! Ob natürlich, ob salzig oder süß in den köstlichen orientalischen Gebäckarten. Und natürlich Gelato al Pistachio!!! Das ist mein persönliches „must have”-Eis!

Ich werde nie den Moment vergessen als ich bei meiner ersten Reise nach Apulien im Nationalpark – als wir nahe bei Ostuni eine Grotte besuchten mit der Fundstelle des ältesten Skeletts einer Mutter mit Fötus im Bauch – eben vor dieser Höhle ein riesiger und ebenfalls uralter Pistazienbaum stand, der mich deutlich tiefer beeindruckte als der archäologische Fund. Man sieht halt selten Pistazienbäume in einer solchen Größe, gerade für die professionelle Erne werden sie wohl mittlerweile eher als Strauch gezüchtet.

Vor Jahren gab es beim Holländer (Pflanzenmarkt) im Angebot eine Pistazienpflanze. Seitdem bin ich stolze Besitzerin! Angeblich, hieß es, würde man für diese keine zweite Pflanze benötigen für die Fruchtfolge … hm, keine Ahnung, bisher hatte meine noch nie geblüht, noch Früchte getragen. Aber ich halte sie auf meinem Balkon sehr in Ehren, hole sie bei Minusemperaturen immer als erste Pflanze rein. Und sie wächst fröhlich, wenn auch langsam vor sich hin. Ich habe daher so eine Ahnung wie wirklich sehr sehr alt der Baum in Ostuni sein muss! Und bin tägllich sehr entzückt darüber, eine Pistazie auf dem Balkon zu haben. Irgendwann finde ich vielleicht eine zweite Pflanze (es gab in diesem Jahr wieder welche beim Holländer aber mit 35 Euro über meinem Budget), vielleicht klappt es dann mit den Fruchständen? Jedenfalls bin ich sehr glücklich als Pistazienstrauch-Besitzerin, sie erinnert mich immer an den Baum in der Nähe von Ostuni.

Pistazien sind mit Abstand meine Lieblingsschalenfrucht. Gestern gab es in Stadt Land Kultur auf arte einen Beitrag über den Iran und seine Pistazien zu sehen. Man sieht in dem Beitrag glückliche Menschen, die Pistazien anbauen, verarbeiten und genießen. Das ist der Spirit der Pistazie!

Ist es also ein Wunder, dass ich mich wahnsinnig freue auf Berlins erstes Pistachio Street Food Festival? Es wird wieder organisiert von Sara Tovatelli und Andrea D’Addio, die mit ihrer Agentur uns nun schon seit Jahren immer wieder viel Freude mit den vielen verschiedenen Italian Food Festivals rund um die italienische Küche beglücken.
Dieses Mal feiern wir also in Berlin die Pistazie – und somit wird erstmals auch kein reines Italian Street Food geben, es wird viel internationaler! Wir werden auch Pistazienspezialitäten der türkischen und persischen Küche und vieler anderer Länder genießen dürfen. Und selbstverständlich auch aus der italienischen Hochburg der Pistazie: das grüne Gold von Sizilien – aus Bonte! Insgesamt 15 Food Trucks servieren mit von und an der Pistazie: Arancini, Empanadas, Pizza, Panzerotti, Rindersteak, Thunfisch im Mantel, Tiramisù, Cannoli, Ceviche, Baklava, Oktopus-Burger, Eis, Granita!! Burritos by Gianfranco, über Eiscreme von Duo Sicilian Ice Cream zu Kuchen von Gaia, bis zur Pasta von Paisà und und und …

Wie immer gibt es auch einen Instagram-Fotowettbewerb, der Preis ist ein 50 Euro Gutschein im Duo Sicilian Food Shop (Pistaziencremen, -pestos und -pasten)! Und es gelten wie immer die aktuellen Covid-Regeln in der Stadt, also derzeit Geipmft/Getestet/Genesen – und zwischen den Ständen ist das Maskentragen Pflicht.

Wann? Samstag 28. und Sonntag 29. August von 11 bis 22 Uhr
Wo? Jules B-Part - Luckenwalder Str. 6b, 10963 Berlin (U1, U2, U3 Gleisdreieck)
Eintritt? 3 Euro, Kinder unter 12 Jahren haben freien Eintritt
Funfact: Wer komplett (bis auf die Schuhe) in Grün gekleidet kommt, erhält freien Eintritt.

Save the Pistachhio-date!

2021-08-17

Afghanistan

Was mich umtreibt, ich höre ein Telefonat mit einem Afghanen, der mit den deutschen Streitkräften gearbeitet hatte und für diese vor Ort vier Sicherheitshäuser leitete in denen Helfer der deutschen Streitkräfte geschützt werden sollten, die mittlerweile aufgegeben wurden von ihm, denn er konnte keine Sicherheit mehr gewährleisten. Musste verhinden, dass die Taliban dort jetzt einfach einmaschieren und sehr leichtes Todesspiel hätten.

Und dieser Mann erklärt auch, dass alle Streitkräfte, die jemals in Afghanistan tätig waren, in den letzten Wochen – zeitgleich mit dem Abzug der eigenen Soldaten – die Afghanen, die ihnen zugearbeitet hatten, ausgeflogen haben.

Die einzige Streitmacht, die es nicht in der verfügbaren Zeit getan hatten, das waren wir, die Deutschen! Kann man sich die Verzweiflung der Menschen vorstellen? Sie haben uns geholfen, dass der Terrorismus der Taliban, keine Plattform mehr finden kann. Und sie sind nun die Verlierer, weil wir, die Deutschen, sie zum Dank hängen lassen? Die meisten, die für die Niederländer, Franzosen u.v.m. sind in Sicherheit gebracht worden – und wir überlassen unsere Helfer sich selbst in Sicherheitshäusern?

Und ja, das sind wir, wir die Deutschen, die das tun. Wir verantworten die aktuelle Regierung, die sich in den letzten Jahren in Nichts besser geübt hatte als im Aussitzen. Wir haben es zugelassen, wir haben wiedergewählt. Wir lassen zu, dass überhaupt diese Regierungsparteien erneut zur Debatte stehen in zweistelligen Prognosen. Wir lassen dieses politische Geschachere im Abgeordnetenhaus zu, nehmen das hin. Sind zwar entsetzt, lassen sie aber weiter machen. Wählen dieses Gesocks wieder und wieder.

Das geht uns alle an! Das, was hier regierungsseitig versäumt wurde, das wird auf uns als Land zurückfallen! Die aktuelle Regierung schädigt unser Außenbild als Deutsche in der Weltgeschichte in einem Maße, wie wir es uns nicht erlauben können. Und ich fürchte, vielen Menschen ist gar nicht klar, was das bedeutet für unsere Zukunft! Denn all das, mit dem wir uns sonst nach Außen verkaufen konnten als relevante Staatsmacht, trägt längst keine Relevanz mehr in den Weltmärkten. Wir können gar nichts mehr. Wir sind zu einem mittelklassigen, rückständigen, unflexiblen und ollen Staatsapparat verkommen. Wir bieten ein bisschen soziale Sicherheit und auch diese nur noch schlecht.

Vor allem aber reichen wir Menschen in Not, die in diese Not geraten sind, weil sie uns zu Diensten waren, nicht einmal mehr in Angesicht einer humanitären und militärischen Katastrophe die Hände.

Und das ist nicht mit „Die Afghanen wollen nicht militärisch kämpfen” zu entschuldigen. Zivilisten sind zu retten. Insbesondere auch dann, wenn sie unsere Partner über Jahrzehnte waren.

Ich schäme mich. Sehr.

2021-07-26

Dankeschön!

Lieber Katzendiätfutterbeauftragter, Shiina guckt zwar nicht ganz so auf dem Foto, hat sich aber wirklich total gefreut über ihr Päckchen am Samstag und fühlt sich futterbedingt jetzt erst einmal sicher!

Und ich habe mich sehr sehr sehr über das wunderschöne Ottolenghi-Kochbuch gefreut.

Was für ein Buch – und welche Freude! Dankeschön für das an uns denken und Freude bringen!

2021-07-23

True Italian Street Food Festival

Wer sich wieder unter Menschen traut, sollte sich dieses Event an diesem Wochenende (24.-25.07.2021) in Berlin wirklich nicht entgehen lassen. Zwei Tage lang gastiert das True Italian Street Food Festival am OstHafen im Friedrichshain.

Zum dritten Mal haben wir die Chance Italien in Berlin an der Spree zu erleben – mit den allerfeinsten italienischen Geschmackserlebnisssen, die man auf die Hand genießen kann. Originaler Geschmack, nix Pizza mit Ananans! Arancini, Panzerotti (denen bin ich so verfallen!), Rustici, Pasta, Bruscetta, Octopus-Burger, Scampi-Spieße, Porchetta, Cafè und natürlich Gelato und Canolli und viel viel mehr Köstlichkeiten aus der gesamten italienischen Küche vom Norden bis in den Süden, unverfälscht in hervorragender Qualität serviert. Eine grandiose Appetit machende Vorschau auf all die Kösstlichkeiten findet Ihr auf dem Instagram-Account von True Italian Food! Sieht das nicht alles super gut aus?

Übrigens kann man bargeldlos bezahlen – die üblichen Covid19-Veranstaltungsregeln müssen eingehalten werden, also entweder vollständiger Impfnachweis, aktueller negativer Test (ein Testzentrum steht vor dem Eingang), Registration per App und das Tragen von FFP2-Masken zwischen den Ständen auf dem Gelände sind auch zu tragen. Dafür gibt es dann wieder auf Instagram beim True Italian-Account einen netten Fotowettbewerb, zu gewinnen ist ein Aufenthalt im Grand Hotel Wagner***** in Palermo für zwei Personen und drei Nächte. Palermo gilt als die Hauptstadt des italienischen Street Foods.

Die Tore zum True Italien Street Food Festival, auf dem Euch 15 italienische Restaurants bzw. Food Trucks verwöhnen möchten, öffnen um 11:00 Uhr morgens und schließen um 22:00 Uhr am Abend.

Dazwischen gönnt Ihr Euch ein bisschen italienischen Urlaub an der Spree und im Hauptstädtchen – das Wetter soll dementsprechend werden! Genießt es einfach – wir haben es uns soooo verdient!

2021-07-07

Bin geschröpft worden

Weil es mir gerade so dermaßen gut geht (vor allem seit den Impfungen) meine Schmerzsymptomatik betreffend, haben der Physiotherapeut und ich beschlossen, dass ich jetzt erst einmal nur noch einmal in der Woche zur manuellen Therapie gehe. Ich werte es als sehr großen Erfolg unserer gemeinsamen aber auch meiner eigenen Arbeit am Körper. Die Gerätekrankengymnastik (in einer anderen Physiopraxis) zwei Mal die Woche behalte ich natürlich bei. Es ist bekannt, dass bei der Fibromyalgie Sport, soweit irgendwie möglich, das Heilmittel allererster Wahl ist. Und ich bin seit nun gut einem halben Jahr Gerätetraining wirklich gut dabei und fühle mich körperlich sehr gut, die allermeiste Zeit. Das war mit eine der besten Entscheidungen von mir, trotz der Corona-Schließungen im Sportsegment zu sagen, ich brauche das, egal wie und ich mir dieses Physiotherapiestudio gesucht hatte, die Fitnesstraining an Geräten dennoch anbieten konnten.

Es gibt da ein Schultersyndrom, das wohl demnächst dann doch operiert werden wird. Aber das ist eine andere Baustelle.

Letzte Woche hatte mich der großartige Physiotherapeut geschröpft. Nicht mit üblichem asiatischen vorher heiß machen-Gedöns, sondern einfach die Glocken mit Vakkum angesaugt und mich dann so 20 Minuten liegen lassen. Das ist am Anfang so richtig angenehm gar nicht – also besser geschrieben: Es ist nicht so angenehm, wie ich es mir vorgestellt hatte. Aber ich hatte in dieser Woche wirklich keine Schmerzen, weder im Schulterbereich (da quälte es die letzte Zeit doch sehr), noch die üblichen Verspannungen und wo es mich sonst so immer mal wieder zwickt.

Schröpfen ist ein traditionsreiches Heilverfahren aus der traditionellen Chinesischen Meidzin (TCM), das gegen Verspannungen und Schmerzen angewendet wird. Ein Verfahren der Ausleitungstherapie. In der Anwendung werden Gläser auf die Haut gesetzt, und mit einer Pumpe ein Unterdruck generiert, der kann sanft bis sehr stark gesteuert werden. Dadurch strömt verstärkt Blut in den geschröpften Bereich und sorgt für eine intensivere Durchblutung. Für diese Therapie gibt es keine nachgewiesene Evidenz (keine Ahnung, ob es überhaupt jemals richtig konsequent untersucht wurde). Wobei ich finde, dass sich das physisch von selbst erklärt. Schwellstrom ist nichts anderes: Setze einen Reiz und der Körper gibt dir eine Antwort.

Aber mein Physiotherapeut selber war total überrascht, wie entspannt und weich sich meine Rückenmuskulatur heute anfühlte, die sich letzte Woche deutlich anders noch bearbeiten ließ. Er ist dieser Typ Physiotherapeut, der nur auf den Rücken gucken muss und direkt weiß, wo es zwickt, ohne dass man etwas sagen muss. Schlicht ein begandetes Talent in seinem Job. Somit waren wir sehr angetan vom ersten Resultat des Schröpfens und haben heute noch einmal eine Session dran gelegt, dieses Mal weiter nach unten bis auf den Po. Und danach noch einmal entspanntes Abhängen für 20 Minuten auf der pieksenden Akkupressurmatte.

Mein Rücken sieht jetzt zwar aus wie misshandelt (kurz vor dem Bikini-Urlaub sollte man vielleicht wirklich keine Saugglocken in Anspruch nehmen) – aber es fühlt sich einfach sehr sehr gut, sehr befreit an.

2021-07-06

Einladung bei Königs

Wenn Euch die schicke Máxima und der fröhliche Willi heute zum Staatsessen in die niederländische Botschaft einladen und das Brot zum Menü bereits an Eurem Gedeck gesetzt worden ist, wie bei solchen Tafeln üblich: Es ist das Brot auf dem Teller auf der linken Seite, an dem ihr euch bedienen solltet.

Das Brot auf der rechten Seite gehört dem Tischnachbar.

Dummerweise weiß der linke Tischnachbar das recht häufig nicht und angelt dann Eurer Brot weg, während der rechte Tischnachbar das sehr wohl weiß und sich korrekt bedient.

Es gibt übrigens keinen Grund nur um Peinlichkeiten zu vermeiden, selber auf sein Brot zu verzichten. Bittet den linken Tischnachbarn seinen Brotteller Euch anzureichen. Er lernt für das Leben und greift danach nie wieder nach dem falschen Brot.

2021-06-18

Post vom Impfamt

Ich habe heute tatsächlich meinen Impf-QR-Code via Doctolib (als Berlinerin) erhalten, konnte diesen im #CovPass bzw. in der #CoronaWarnApp einlesen und weiß nun, dass ich in drei Tagen „vollen” Impfschutz habe. Was immer das dank „Delta” bedeuten könnte.

Liebe Apotheke, ich habe leider keine 18 Euro für dich!
Alles simpel und sehr gut gelöst.

Gut, dass die Benachrichtigungs-Email in Französisch daher kommt und auf das französische Frontend erst einmal leitet, könnte heute etwas für Aufregung in deren Support sorgen … aber wir Berliner hatten es bekanntermaßen eh dicke mit den Hugenotten. Das klappt schonn!
Hintergrundinfo für Nicht-Berliner. Wir konnten in Berlin nach Erhalt der Impfbenachrichtigung zur Zeit der Priorisierungen über eine Arztonline-Terminplattform namens Doctolib online (oder telefonisch) Impftermine in den Zentren vereinbaren. Da werden am Impftermin auch von den Zentren direkt alle Unterlagen wie Anamnesebogen/Impfeinwilligung in den eigenen Account hochgeladen. Und nur wurde relativ zügig realisiert, dass man über diese Plattform auch den Impf-QR-Code für die digitalen Apps in den Account geladen bekam.

Sicher einer der wenigen Arbeitgeber in Berlin, der während der Covid-Pandemie expandieren konnte.

2021-05-30

Pandemielockerungsgefühle

Shiina hat eine ganz besondere Charaktereigenschaft, sie hat immer Hunger. Und wenn sie keinen Hunger hat, hat sie immer noch ein Hüngerchen. Dabei glaube ich, dass es ihr dabei lediglich um Liebeszuwendung geht. Aufmerksamkeit erheischen, die sie bei mir natürlich grundsätzlich viel zu wenig bekommt. Nie quasi. Armes kleine, ungeliebte, unbemerkte, unglaublich, niedliche Katze.

Kompensiert haben wir das sehr gerne mit den Hühnchenfilets von rossmanns Eigenmarke Winston. Gibt es seit wenigen Jahren. Der Snack für den kleinen Hunger, um eine Werbung zu zitieren. Ökologisch und ökonomisch ganz schlimmes Zeug. Aber wir Tierbesitzer kennen das gemeinhin, mit uns kann man das machen. Mit mir also auch.

Nun musste ich diese Woche lernen, dass die Snacks offensichtlich aus dem Regal genommen wurden. Der alternativlose Wegfall ließ mich unruhig werden und ich fing an andere Fillialen abzugrasen. Freitag bekam ich in Charlottenburg hier noch sechs Packungen, dort noch einmal zwei, in vielen anderen Fillialen nichts. Gestern, am Samstag, konnte ich mir zum Glück in der letzten Filliale in Berlin Mitte von fünf Fillialen in der allerletzten noch einmal sechs Packungen sichern. Teurer Spaß – aber hey, Shiina ist sicher!

Somit kam ich also ein bisschen rum in den einzelnen Bezirken. Und das war sehr speziell, denn überall haben die Läden und Restaurants, bis auf wenige Ausnahmen, wieder geöffnet. Testcenter sind überall aus dem Boden geschossen, wie Pilze im Mai nach dem zu feuchten Frühling. Menschenanreihungen, die an die sozialistischen Warteeinheiten von früher erinnern, prägen das Stadtbild. Es wird viel angestanden. Wir im Westen kann das ja nicht, wir wurden schon zappelig, wenn nur zwei Menschen vor uns an der Fleischtheke standen. Es wird viel angestanden, viel getestet, viel gewartet, um wieder konsummieren zu dürfen.

Konsum. Konsum regelt so vieles, streichelt die Seele, füttert vernachlässigte Ichs, spachtelt die Risse in einem löcherigen Leben. Konsum ist so wichtig, scheint es. Mit Konsum fühlt sich wieder alles gut an, richtig, heile, vollständig. Man fühlt sich gebraucht, gesättigt für kurze Zeit. Sehen, kaufen, haben. Es waren für den Konsumisten der Welt harte Monate. Natürlich konnte man online konsumieren. Aber der Duft der Läden fehlte, das Anfassen, das Anprobieren, das Weghängen, Abwählen, das Entscheiden, das Verlieben, das Nichtverlieben, Kontakte; die Ärgernisse, die Kontakte mit sich bringen; die Freuden, die Kontakte mit sich bringen. All das fehlte und schmeichelt sich nun unkontrolliert in unsere Leben zurück. Der Konsum pulsiert wieder wie rotes Lebenselixier durch unsere Venen und Synapsen und bringt uns unsere Existenzberechtigung zurück. Wozu arbeiten, leben, wenn man nichts konsumieren kann?

Mir war das diese beiden Tage viel zu viel Mensch. Mensch in Hülle und Fülle. Mensch auf den Straßen, Mensch in den Läden, Mensch in der U-Bahn. Überall Mensch. Menschen, die, weil die Inzidenzen hinunter gehen, so tun, als gäbe es Virus und Pandemie gar nicht. Menschen, die prompt kaum noch Abstände halten. Menschen, die sobald sie es können, Masken abwählen. Menschen in Cafés und Restaurants. Viele Menschen, viel zu nahe Menschen.

Und ich wandle durch diese neue Welt der alten Begierden, kann nicht teilhaben aus unterschiedlichen Gründen. Verstehe die Emotionen von allen – und verstehe das daraus resultierende Handeln dennoch nicht. Ich kann mich nicht diesem Glauben hingeben, als wäre schon gut. Ich kann nicht so tun, noch nicht, als wäre alles wieder besser, einfacher. Als könnte man wieder so tun als wäre nichts gewesen. Ja, nun halt mit einem Test in der Tasche. Alles geht wieder, alles wird gut.

Ich hoffe so sehr alles würde gut aber ich bin nicht optimistisch genug, flexibel genug, um mich sofort wieder in dieses volle Leben zu stürzen. Was ist mit denen, die wir mit unserem neuen offenen Verhalten nicht schützen, obwohl sie unseren Schutz verdienen? Hin- und hergerissen bin ich zwischen, ich möchte hier befreundete Restauration unterstützen und dort dem geschundenen Einzelhandel schmeicheln. Aber alles wirkt auf mich unwirklich, zu früh. Der Grad ist zu schmal, ich fühle mich draußen. Ich bin überfordert. Ich kann nicht mitspielen.

Noch nicht.

2021-05-29

Wollt Ihr lachen?

Das muss ich Euch noch erzählen: Also seit ca. vier Jahren nervt uns eine Baustelle direkt nebenan. Erst Brache geräumt und Altbauten abgerissen. Dann ewig lange Tiefausbau. Nun seit mehr als zwei Jahren Hausbau. Zwischendurch sehr viel Ruhezeiten, weil x-viele Bauleiter abgesprungen waren, die wohl bessere Projekte gefunden hatten. Nun, und Bauarbeiter (oder wie die heute in neudenglisch heißen) bekommt man in dieser Stadt wohl auch nicht.

Den einzigen echten Spaß mit der Baustelle hatten wir, als vorletztes Jahr einer der Bauarbeiter am Wochenende (sehr sehr heiß) den Wasserhahn wohl nicht richtig abgestellt hatte, dann sich der Schlauch löste und wir eine riesige Wasserfontäne auf der Straße hatte, die schön über die Baucontainer spritze und die Straße flutete. Wir hatten mit den Kindern so sehr viel Spaß im Nass! Die Feuerwehr auch, auch der eine Feuerwehrmann, der das Kommando „Uniform aus, in Unterhose ran an die Schnittstelle” hatte.

Also so richtig stand diese Baumaßnahme nie unter einem guten Stern.

Die Hütte, die da entsteht hat die schlechtesten Lichtverhältnisse von allen Häusern in dieser Straße. Den Hinterhof müssen sie sich mit dem Altbau teilen, es gibt zu den ebenerdigen Wohnungen wohl einen kleinen Hintergarten … da wird nie Sonne scheinen. Ansonsten übliche Berlin-Mitte Eigentumsbauweise, so ca. 1,5 Millionen Euro für das Loft. Aber so richtig viel Fläche ist das nicht auf dem kleinen Grundstück. Völlig sinnlos überteuert. Nun ja, wer es mag.

Im Herbst, kurz nachdem man die Mietminderung an uns wegen dem Bau wieder zurückgenommen hatte (ich bin übrigens sehr sicher, die Genossenschaft hat früher und länger kassiert vom Bauherren) weil nun „nur noch Innenausbau”, nervte uns fürchterlicher Baulärm. So laut wie selten zuvor! Fräsearbeiten. Sie frästen von der Häuserfront der Straßenseite die Balkone wieder ab. Denn die waren … zu groß.

Die hatten das nämlich tatsächlich geschafft (man will es kaum glauben), die Baumodule zu vertauschen – also für die Vorderseite des Hauses haben sie die Rückseite verbaut – und umgekehrt!

So hatten sie vorne viel zu große Balkone, die sie dann wieder abefräßt hatten und neue, kleinere Ersatzbalkone ransetzen mussten (in zehn Jahren dann wird vermutlich der erste abstürzen, weil Pfusch am Bau – war so nicht konstruiert). Und hinten sind die viel kleineren Balkone geblieben. Ja, da lohnt es sich doch ordentlich viel Geld für so viel Wohnkomfort hinzulegen

Wenn Berlin baut, dann immer richtig. Lustig.

2021-05-27

Kirchengang

Ich war heute in der Kirche.

Und zwar in der Marienkirche (für Nichtberliner, das ist die große evangelische Pfarrkirche mitten auf dem Alexanderplatz, erstmals erwähnt 1292, Baubeginn wohl um 1270).

Ich war einkaufen und fuhr auf dem Weg zum asiatischen Supermarkt an ihr vorbei und nahm zur Kenntnis, dass das sie seit Jahren begleitende Baugerüst größtenteils bis auf einen kleinen Rest entlang des Seitenschiffes abgebaut wurde und der neu gestaltete Vorplatz, die offene Kirchtür, die menschliche Leere um sie herum und eine gewisse Terminlosigkeit meinerseits luden mich ein. Und so fuhr ich nach dem Einkauf zurück, stellte das Rad ab und ging … in die Kirche.

Und dann habe ich gebetet. Ich bin religiös gut sortiert und aufgestellt und weiß mich in Kirchen zu benehmen, als Kind habe ich vom evangelischen Religionsunterricht profitiert, später vom katholischen Religionsunterricht. Tatsächlich hatten wir in den Fächern immer ziemlich coole Lehrer, so dass es durchaus immer lohnenswert schien, sich dort die Zeit zu vertreiben. Ich würde mich heute eher dem Buddhismus zugehörig betrachten, bin aber einem Kirchenbesuch, auch mit Messe nie gänzlich abgeneigt. Ich mag Zeremonien. Zeremonien bringen Ordnung ins Leben.

Mir war es heute irgendwie ein Bedürfnis zu beten und danke zu sagen! Danke dafür, dass ich generell die letzten meiner Lebensjahre, die nicht immer leicht oder schön waren, bis heute dann doch ganz gut überstanden habe – so dass ich im Moment sogar sehr hoffnungsvoll in die Zukunft gucken kann. Danke dafür, dass ich die vergangene Zeit der Pandemie überstehen durfte ohne zu erkranken – und die mir wichtigsten Menschen zum Glück auch! Danke dafür, dass ich Freundinnen und Freunde habe, die mich begleiten und mir so gut tun und herzlich zugetan sind. Und dann natürlich auch habe ich Fürbitte geleistet – für die wichtigen Menschen, für Shiina, für meine restliche Familie, für mich.

Also zehn Minuten Einkehr voller Dankbarkeit. Und eine (echte!) Kerze angezündet.

Das tat mir sehr gut, diese Besinnung auf die guten, so wichtigen Dinge im Leben. Natürlich kann man das überall machen, ich kann das auch (besonders gut am Meer übrigens) aber in einer Kirche mit all ihrer Schönheit, Größe und Stimmung, war das auch sehr schön!

2021-05-01

Geimpft!

Vergangenen Montag habe ich die erste Impfung gegen Covid-19 und seine vielfältigen Mutationen bekommen. Geimpft worden bin ich mit Moderna, einem der RNA-Impfstoffe, hier den aus den USA. Auf der Forschungsgrundlage für hoffentlich künftige anwendbare Impfstoffe gegen Krebserkrankungen.

Mir ging das die letzten Wochen nach den mehrfachen Absagen über die Therapiemaßnahme wegen dem AstraZeneca-Aussetzens und unwürdigem Hickhack bei der Hausarztpraxis mental richtig schlecht. Covid-Koller. Aber warum auch nicht? Ich habe die letzten Monate erstaunlich gut ausgehalten und überstanden und irgendwann sind dann die Batterien einfach leer. Ihr kennt das. Ich bin mir sehr sicher, wir erleben das gemeinsam.

Wenigstens hatte ich jenseits des Therapieangebotes als mir der Code zugeschickt worden war, mir trotzdem einen Termin in einem Impfzentrum gemacht. Eine gute Entscheidung, das verantwortliche Impfzentrum hat nämlich bis heute diese Patienten im Stich gelassen, sich nicht mehr gemeldet.

Immer wieder hatte ich auch online geguckt, ob sich dort in der Terminsituation vielleicht etwas ändert. Denn spätestens als die Hausärzte anfingen zu impfen und AstraZeneca frei gegeben wurde für Menschen ab 60 in Berlin (auch ohne Impfeinladung), war klar, dass auch Termine in den Impfzentrum abgesagt wurden. Mitte letzter Woche standen plötzlich ganz viele Impftermine bei einem der Impfzentren online, das zwischenzeitlich nicht mehr geimpft hatte, nun aber durchgehend und viele Impfungen mit COVID-19 Vaccine Moderna anbieten konnte. So konnte ich meinen Impftermin von Ende Mai auf den zehnten Mai vorverlegen. (Und mir liebe Menschen im Umfeld ihre Termine auch nach vorne schieben.) Das war schon für uns ein kleines Wunder und eine riesige Erleichterung.

Wie schon früher geschrieben, ich gehöre zu den Menschen, die sich auf dieImpfung irrsinnig gefreut haben. Ich kann verstehen, dass man ein Risiko fürchtet, das tue ich auch. Aber für mich ist das Risiko an diesem Mist zu erkranken um ein Vielfaches größer. Und ich entstamme einer Generation, die Kinderkrankheiten noch bekommen musste, mit Leid sie durchlebt habe und mit Glück sie überlebt habe, die heute kein Kind mehr durchleben muss – ich halte Impfungen absolut hoch und in Ehren!

Am Sonntag dann die Nachricht über Twitter, dass noch einmal ganz viele Impftermine für Prio 2-Menschen ab sofort neu freigegeben wurden, also hing ich mich noch einmal in die Leitung – und bekam meinen Termin auf den direkt folgenden Montag um 11:15 Uhr verlegt. Von hier auf jetzt plötzlich nicht einmal mehr 24 Stunden bis zum ersten Pieks. Was für eine Freude! Wie sehr das sofort die Stimmung erhellte und mir die Energie zurück brachte!

Und was für ein Erwachen am Montag! Freudig bin ich morgens noch zum Sport, kaufte eine Tüte Obst für die Impfer und fuhr mit dem Fahrrad in die Mitte Berlins, wo in einem Eisstadion geimpft wirde, das ich vorher noch nie von innen gesehen habe. Man kommt ziemlich gut rum mit Covid!

Eine sehr gute Organisation, tolle freundliche sehr junge Menschen, die uns gruppenweise durch den einzelnen Warte-, Bürokratie-, und dann Impfbereich führten. 35 Minuten nach meiner Ankunft und ziemlich genau auf den Termin habe ich meine erste Impfung (von einem bildhübschen Arzt) erhalten, nicht einmal den Pieks gespürt, konnte mir die „YESSS!!! Strike!”-Faust nicht verkneifen, habe noch mal 15 Minuten auf den allergischen Schock gewartet, der nicht kam.

What a feeling! Glücksgefühl.

Es fühlt sich so sehr gut an. Obwohl ich natürlich weiß, dass ich jetzt noch gar nicht ernsthaften Impfschutz habe. Aber den ersten Schritt dahin gegangen zu sein, ist so großartig und trägt mich so sehr! Kommenden Montag in einer Woche werde ich schon ca. 50 % Impfschutz haben – was schon super viel ist, das darf man nicht vergessen darüber, nur weil es noch höher gehen kann! Anfang Juni kommt die zweite Injektion, dann werde ich mit Moderna bei über 90 % liegen. Höchstwahrscheinlich. Eine individuelle Schwankung gibt es immer.

Es ist so erleichternd.

Nebenwirkungen? Relativ schnell am Abend natürlich den üblichen Impfarm, denn hatte ich bis Mittwoch. Auszuhalten und nur in der Nacht doof, weil das meine Schlafseite war. War aber auch gut im Griff zu halten mit Coldpacks und (meiner heißgeliebten Fibromyalgieunterstützung) Franzbranntwein-Latschenkiefergel (für € 2,95 bei rossmann die große Tube, die bei den meisten Muskelwehwechen gute Hilfe bietet.) Und ganz ehrlich: wenn wir nicht in letzter Zeit so viel über Impfnebenwirkungen rumpalabern würden und auf solche lauern würden, ich hätte ihn nicht mal erwähnt.

Aber die allerbeste Nebenwirkung bisher für mich? Surprise, surprise! Wenn man darauf achtet und es zulassen möchte, kann es durchaus auch positive Nebenwirkungen geben! Wer hätte das gedacht? Ich habe seit Montag keine Schmerzen des Fibromyalgiesmyptomes mehr gehabt! Und die fürchterliche Muskelsteifheit, die mir diese Krankheit den ganzen Tag lang beschert und auf die ich mental schwerer klarkomme als noch auf die Schmerzen, weil sie egal, was ich sportlich oder therapeutisch tue, nach fünf Minuten wieder durch den Körper kriecht: weg!

Als wäre nie etwas gewesen! Ich fühle mich im Moment wie ein junges Fohlen. Ja, das dürfte so bleiben, das würde mir – neben der Covid-Situation – sehr viele Probleme aus dem Leben geimpft haben.

//Ironie_on
Klar, Moderna ist bekanntermaßen der böse Impfstoff aus den USA. Ich bin jetzt mit seiner Gabe mit Bill Gates-Schaltzentrale direkt vernetzt, in meinen Augen sind nun Kameras implantiert mit dem Zeug mit denen ich jetzt jeden unbewusst ausspioniere und wenn Bill demnächst „Lauf!” ruft, dann werde ich rennen, weil es meine umpgrogrammierte Genetik so will und meine Aura ist fühlbar schon so schlecht, dass der Nachbar nächste Woche in die Reha fahren muss, überhaupt spielen alle Geräte in meiner Umgebung völlig frei und …
//Ironie_off

… und ich bin immer noch so verpeilt (kein Wunder), dass ich mich immer noch wahnsinnig darüber freue von dem Engangement und Fortschritt unserer Wissenschaft, Technik, Medizin, die uns alle in so kurzer Zeit eine große Vielfalt an Impfmöglichkeiten offerieren konnten, profitieren zu dürfen. Es kann also nur besser werden.

Meine große Sorge gilt jetzt den Kindern, die sich das Virus jetzt schon als neuen Wirt ausgesucht hat und die noch nicht gleich alle geimpft werden können wie die Erwachsenen, sobald die Impfstoffe auch für die nicht Priorisierten verfügbar sind. Weswegen ich übrigens mit großer Leidenschaft weiterhin die Schutzmaßnahmen einhalten werde – und auf etwaige Privlegien Geimpfter in nächster Zukunft pfeifen werde. Ich werde mich auch weiterhin einmal in der Woche wenigstens testen lassen.

Vielen Dank allen, die das möglich gemacht haben – mit allen Risiken, die auszuhalten waren! Und allen, die noch keinen Termin haben können, haltet durch! Ich weiß, dass es wahnsinnig schwer ist und Ihr leidet. Und ich nenne das übrigens mitnichten den gerade viel diskutiertenImpfneid, sondern richtige und gesunde Emotion, wenn man gerade damit hadert, dass einige Menschen vor einem selbst den Pieks schon erhalten haben. DAS ist natürlich und gesund. Lasst es bloß raus! Ihr habt das Recht dazu, Euch auch schlecht zu fühlen, wenn andere von Imfpungen erzählen können und ihr noch nicht.

Ich kenne den Schmerz und die Sorge, aber es geht jetzt wirklich mit großen Impfmengen vorwärts und ich bin mir sehr sicher, dass wir im Juni/Juli diesen Jahres über völlig neue Lebensperspektiven in der Pandemie wieder reden können. Dann aber unbedingt mit Masken und Abständen, da wir unsere Jugendlichen und Kinder noch mehr schützen müssen.

Haltet noch etwas durch, bitte – wir sind wirklich den allergrößten Anteil der unheimlichen Pandemiestrecke bereits gegangen!

2021-04-24

Online-Abschiedsevent mit dem Friedrichstadtpalast Berlin

GOODBYE VIVID! Am kommenden Donnerstag, 29.04.2020 habt Ihr ein Date, wenn Ihr möchtet, mit dem Berliner Friedrichstadtpalast.

Viel zu wenige Besucher haben die letzte Show VIVID sehen dürfen, weil sie zwangsweise deutlich früher aus dem Programm genommen werden musste, wegen der Theaterschließungen in der Covid-Pandemie. Nun gibt es an diesem Donnerstag einmalig ein Abschiedsevent an dem jeder von uns teilhaben kann – kostenlos.

Virtueller Einlass ist um 19:15 Uhr, ab 19:30 gibt es die schönsten Songs zu sehen, Euch ein letztes Mal dargebracht von den Solist:innen und der Showband des Friedrichstadtpalastes. Conferencier ist Andreas Bieber, der in seiner Showrolle die digitale Dernière und die Artist:innen servieren hier und dort kleine künstlerische Hors d'Euvre nur für Euch!

Also zieht Euch das schönste Abendkleid an, setzt den Partyhut auf, zieht Euch die roteste Line auf die Lippen, macht Euch schick wie schon seit 14 Monaten nicht mehr, lasst den Champagnerkorken knallen und genießt noch einmal zum Abschied die großartige Show, Tanz, Musik – und DIE Girlreihe. Geht alles aufs Haus! Alle Infos online hier nachzulesen!

Und mit ganz viel Glück startet in diesem Jahr am 7. August die neue Grand Show im Friedrichstadtpalast: ARISE. Mehr dazu auf der Homepage … 

Was Ihr Nicht-Berliner nicht wisst, der Friedrichstadtpalast hatte in der ganzen Zeit seit dem ersten Showdown in der Stadt immer wieder wundervoll plakatiert – immer der Situation angemessen und mit den Plakaten immer ein Stück weit fürsorglich unsere Stimmung gehoben. Dabei ging es dem ganzen Team und Ensemble selbst nicht wirklich gut in der Zeit. Mich hatte das immer getragen, beinahe unbemerkt. Danke dafür, lieber Friedrichstadtpalast!

2021-04-22

Rezension: Kommissar Duval „Lange Schatten über der Côte d'Azur”

Mit „Lange Schatten über der Côte D’Azur” ermittelt Kommissar Léon Duval im achten Kriminalroman der deutschen Schriftstellerin Christine Cazon, der in diesen Tagen neu erschienen ist.

Léon Duval findet sich auf dem großen Friedhof „Le Grand Jas” in Cannes wieder. Der vor einigen Tagen aufgefundene Leichnam liegt längst in der Kühlung und Duval nutzt pragmatisch seine Ermittlungen vor Ort, um gleich ein paar bürokratische Änderungen in eigener Familiensache vorzunehmen.

„Allen Getöteten, allen Überlebenden” – lautet die tiefsinnige Widmung im neuen Krimi von Christine Cazon und sie bekommt im Laufe des Buches eine viel tiefere Bedeutung als man bei der ersten Kenntnisnahme sich vorstellen kann. Duval ermittelt mit seinem Team weit zurück in die dunkle Zeit der Wehrmacht, der französischen Résistance und muss sich im Speziellen mit dem Thema der Kollaboration der französischen Polizei mit den Deutschen im Zweiten Weltkrieg auseinandersetzen.

Der getötete junge Mann, im jüdischen Teil des Friedhofs aufgefunden, war selbst Jude, ein vermeintlicher Kunsträuber – und die Tatsache, dass man ihn auf einem Grab findet, in dem nie jemand bestattet wurde, macht Duval das Ermittlungsleben auch nicht leichter. Während die Untersuchungen wie üblich von oben erschwert werden, weil man das Fass Judendeportation durch die eigenen Kollegen im letzten Jahrhundert nicht gerne aufgemacht sieht, entwickelt sich die Geschichte schlussendlich über die Verbindungen zweier Familien und einen Mordfall später in eine ganz neue Richtung.

Währenddessen hilft Duvals Lebenspartnerin Annie ihm mit eigenen Ermittlungen auf die Sprünge und zwingt ihm mehr Beschäftigung mit seiner jüngsten Tochter im Babyalter ab, als ihm lieb ist.

Soviel zum Inhalt. Ich bin dieses Mal nicht ganz begeistert vom Buch, aus Gründen. Mir ist im Buch zu viel Klischee behandelt, immer nur gestriffen, weil man es halt heute thematisieren sollte. Vorzugsweise passiert es in den Dialogen von Duvals Team. Aber einen echten Mehrwert gibt es in den Streitigkeiten nicht zu erlesen, wenn sich Leroc und Villiers zu den Themen Sexismus, Rassismus oder queeres Leben abarbeiten. Zu bemüht, zu wenig inhaltliche Substanz, die das Bemühen rechtfertigt.

Mein zweite Problem mit dem Krimi: Wer bei diesem Krimi erstmals in die Reihe der Duval-Krimis einsteigt, wird nicht verstehen können, worin der besondere Charme des Hauptprotagonisten Kommissar Duval tatsächlich liegt, dass man ihm eine achte Ausgabe widmen wollte. Man erliest sich das Tagwerk eines grummeligen, übermüdeten Mannes, der mit seiner erneuten Vaterschaft nur hadert und dem übel wird, wenn er auch nur einmal die Windel seiner Tochter wechseln soll (Bitte?!). Der Satz im Vorwort „… Freundin Annie hat Probleme, Kind und Beruf unter einen Hut zu bringen” umschreibt ziemlich klar, welche Einstellung hier gelebt wird – und mich seine Figur dieses Mal sehr ablehnen lässt. Seine Lebensgefährtin hätte diese „Probleme” gar nicht, würde er sich wie ein moderner Vater verhalten und mit seiner Freundin den Alltag gleichberechtigt gestalten. Mein gleichberechtigtes Ich will so etwas nicht mehr lesen müssen. (Jedenfalls nicht in einem Werk, dessen Erstauflage 2021 erschienen ist.) Ach, würde sich Duval doch auch etwas entwicklen und neu gestalten können! Das ist alles nicht neu, noch interessant, noch weltbewegend. Was schade ist, weil man z. B. junge Leser mit dieser Figur kaum noch begeistern können wird.

Sehr gelungen sind die vielen Ausflüge und Beschreibungen des riesengroßen Cimetière Le Grand Jas mit seinen vielen Unterabteilungen und immer einen Blick auf das Meer. Ihm einen Besuch abzustatten bei einem nächsten Besuch in Cannes, ist für mich beschlossene Sache! Ach … und überhaupt … dieses Frankreich! Und ja … die Familiengeschichten dieser besonders schrecklichen Zeit haben es in sich und zeigen, wie sehr das Schweigen der Menschen über die damalige Zeit bis ins Heute noch Schaden anrichten können. So viele offene Fragen!

Schlussendlich legt dieser Kriminalroman den Finger in die sehr große Wunde, die heute (noch oder wieder) all zu gerne in vielen Ländern Europas unter den Tisch gekehrt wird. Oft wurde – zumindest in den Anfängen des Krieges – mit den Deutschen gemeinsame Sache gemacht beim Thema Judenverfolgung. Nicht nur in Italien. Auch in Frankreich.

Und überhaupt, so schön mal wieder in Frankreich gewesen zu sein!

„Lange Schatten der Côte d'Azur
Autorin: Christine Cazon
Verlag: Verlag Kiepenheuer & Witsch
ISBN: 978-3-462-00116-7

Blog der Autorin Christine Cazon

2021-04-05

Impfiges

Eigentlich hätte ich vorletzten Dienstag geimpft werden sollen. Prio 2 über die Therapiemaßnahme sollte das unkompliziert vor Ort in der Maßnahme von einem mobilen Impfteam an den Angestellten und Klienten vorgenommen werden.

Einen Tag vorher kam die Absage – ohne einen Grund – vom Impfzentrum. Mit gleichzeitiger Verschiebung um eine Woche. (Also auf morgen, Dienstag nach Ostern.) Nun, einen Tag später wussten wir dann auch so warum. Dieses Impfzentrum hatte bis zu dem letzten AstaZeneca-Aussetzer nur damit geimpft. Zwei Tage vor Ostern wurde uns dann auch der morgige Termin gecancelt ohne einen Ausweichtermin zu nennen. Das kann man alles tun. Nun handelt es sich eben bei den Klienten dieser Maßnahme um solche, denen es seelisch schon nicht sonderlich gut geht – auch ohne Covid19-Gedöns. Da wirken solche Absagen wirklich sehr nach.

Kurz: Mir ging es jetzt über Ostern mäßig gut. Ich bin wirklich – wie alle anderen wohl auch – das alles so sehr leid. Und alle meine optimistischen Motivationsargumente kommen mir immer zäher über die Synapsen. Es ist ein einziger Kampf. Auch wenn ich alle Instrumenten für die seelische Hygiene die letzten Jahre gelernt habe, mir angeeignet habe, sie anwenden kann und das auch immer wieder tue. Aber die Zeitabstände zwischen den Downs werden definitiv wieder kürzer, die Downs bekommen wieder mehr Intensität. Ich muss also aufpassen.

Mit ein Grund, warum ich weniger blogge.

Wir haben es uns gestern nicht nehmen lassen, den Kindern hier im Hof eine gemeinsame Ostereiersucherei zu ermöglichen. Und ein bisschen (im kalten Osterwetter) zu reden und den Kindern beim Spaß zuzusehen. Das war schön! Tolle Kinder. Dieses Ostereiersuchen ist wirklich ein sehr schönes Ritual mit Kindern. Ich kann das sehr gut leiden. Man sollte das auch nicht aus seinem Leben verschwinden lassen, egal wie alt man ist, egal ob man irgendwann Enkel hat oder nicht. Nachbarskinder sind total super dafür. Ehrlich!

Danach war ich so dermaßen durchgefroren, dass ich mich in weiser Erkältungsvoraussicht zum befreundeten Asiaten schleppte und mir erst einmal zwei große heiße Suppen (Sauerscharf und WanTan) gönnte. Aufgeteilt, heute gibt es die anderen Hälften. Suppen helfen immer, egal bei was. Suppen sind pure Magie!

Heute hat eines der Nachbarmädchengeburtstag, fünf Jahre ist sie alt geworden. FÜNF. Neulich war sie noch ein Baby! Sie hat die letzten Monate im Homeschooling zusammen mit dem älteren Bruder (1. Klasse) Schreiben gelernt, kann gärtnern – und fährt schon seit Jahren Fahrrad wie eine Alte. Weil sie mit ihren älteren Cousins und ihrem Bruder aufwächst, wächst sie mit Star Trek und der Eisprinzessin heran. Es ist ein Wunder, was Kinder mit fünf Jahren alles lernen, leben, wertschätzen.

Heute trägt sie ein Eisprinzessinnenkleid und hat erst alle Geschenke abgeholt. Von mir eine Stofftierkatze, die aussieht wie Shiina mit Näpfchen, Katzenkamm und Katzensnacks, etwas für den Garten und selbst gemachtes Mangoeis. Später hat sie uns Nachbarn ein Stück Eisprinzessinnentorte vorbei gebracht. Dreischichten Schokoladenbisquit mit Kirschen, Schokoladendecke und blaue Eisprinzessinnensahne. Sehr sehr fein.

Mich hätte damals als Kind die heutige Verfügbarkeit von Lebensmittelfarben auch sehr glücklich gemacht. Vor allem im Kuchen. Ich kann die Schönheit eingefärbter Sahne sehr gut nachvollziehen. Aber wir hatten ja nichts damals. Dann fiel mir wieder ein, dass ich als Kind schon Sacher Torte geliebt hatte. An die kam eh keine Sahne. Ich hätte also gar nichts davon gehabt, hätte meine Mama an der Sachertorte bunte Sahne verwendet, denn dann wäre das nicht mehr meine geliebte Sachertorte gewesen.

So kann es gehen: Da will man als älterer Mensch im Nachhinein etwas vermissen, was man dann doch gar nicht vermisst hätte!

Meinen herzlichen Dank für die vielen tollen Geschenke, die die letzten Wochen von meiner Wunschliste hier eingetrudelt sind. Die tollen Sneaker, das Buch von Christian Berkel, der (sauteure) Dünger für das Vorgärtchen und das viele Diätfutter von Shiina. Leider war bei den meisten Päckchen gar kein Zettel dabei. Also, wo die Sneaker und das Buch herkamen, weiß ich natürlich. Bei den anderen Sachen, kann ich es nur erahnen. Ganz lieben Dank! Ich habe mich sehr gefreut, Ihr tollen Menschen!

Der Best-Buddy hat heute seine erste Impfung erhalten. Nutznießer wegen der neuen AstraZeneca-Impfordnung. Was ich toll finde. Auch wenn ich jetzt erst mal wieder nach hinten gerutscht bin, bin ich wahnsinnig froh, wenn jetzt in meinem sozialen Umfeld immer mehr Menschen die Erstimpfung haben oder wenigstens Termine. Mich erleichtert das enorm. Und ja, ich kann meine eigene Impfung kaum noch erwarten.

2021-04-02

Unhöfliche Männer von Pflichtgebühren gesponsert

Das Internet erfreut sich heute mit großer Hingabe an dem Auftritt von Professor Dr. rer. nat. Melanie Brinkmann bei Markus Lanz gestern Abend. Melanie Brinkmann ist die Virologin, die sehr gerne nicht mehr zu politischen Verhandlungen im Zusammenhang mit dem Covid-Virus eingeladen wird, weil sie als zu forsch gilt.

Ist Frau Brinkmann nicht. Ihr ist sichtlich lediglich ihre Lebenszeit zu schade (und unser aller Leben zu wichtig), sich in politischen Hieroglyphen zu verlieren. Sie sagt, was Sache ist. Und was derzeit die einzige Lösung im Umgang mit mutierenden Viren ist. Dabei ist sie immer höflich, immer gewaltfrei. Argumentiert klug und themenorientiert. Politiker, die eine solche Stimme nicht mit am Tisch haben möchten in einer Pandemie, sollten sich fragen, ob sie selber noch richtig am Platz sind. Meine Meinung.

Psychologischer Best-Fail wie gestern Lanz und Wolfgang Kubicki auf Brinkmanns „Jetzt rede ich!” reagieren, als sie Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer auf das allgemeine politische Versagen in der uns alle betreffenden Pandemie ansprach und Lanz wieder einmal ihr ins Wort fällt. Und man sich fragen muss, warum eigentlich? Denn was er sagt, hat genau gar keinen Wert.

Der eine, Lanz, kapiert’s gar nicht und strullert innerlich angezählt, er könne auch seine eigene Sendung verlassen, wenn er nicht mehr gebraucht würde. Sollte witzig klingen aus seiner Sicht, stellte aber leider wieder nur einmal mehr unter Beweis, wie wirklich sehr klein in Wirklichkeit Lanz’ Ego doch nur ist.

Der andere, Kubicki, lacht zwar noch medienhaft professionell, fängt aber an an seiner Kleidung herum zu fingern und wirft sich nach hinten in den Stuhl, was totale Entspannung signalisieren soll aber nur zeigt, dass er sich sehr unwohl fühlt. Dabei lässt er seinen Spruch los, errötet immer mehr – ist sichtlich nervös und zeigt in seiner Sitzhaltung, dass er sich jetzt lieber nicht mehr Frau Brinkmann zuwenden möchte. Was so gar nicht für eine erwachsene Gesprächskompetenz spricht.

Das Ego zweier Hyperbubies sackt sichtlich tief getroffen zusammen, weil jemand (und da ist ganz egal wer, ob Mann oder Frau), dem das Wort erteilt wurde, nur auf das Recht pocht in einer Talkshow ausreden zu dürfen. Zu der Sache, zu der er/sie eingeladen worden ist. Üblicherweise muss in solchen Formaten die Moderation nur andere Gäste an die geltenden Höflichkeitsregeln erinnern. Bei Lanz ist es vorrangig er selbst, der ständig von seinen Gästen erzogen werden muss. Mir würde das vor laufender Kamera nur einmal passieren, um es zu kapieren.

Nun gibt es gemeinhin drei Gründe, warum jemand einen anderen Menschen nicht ausreden lässt, insbesondere als Gastgeber einer Gesprächsrunde. (Den dritten Grund, Gast redet rassistischen oder sexistischen Scheiß, beleidigt andere Teilnehmer und gehört das Wort entzogen, lasse ich hier außen vor.) Grund eins, dieser Mensch ist einfach schlecht erzogen und nicht gewillt, sich auch im höheren Alter die üblichen Höflichkeitsregeln einer Gesellschaft anzueignen. Was okay ist, aber dann hat man als Gastgeber einer Sendung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nichts verloren. Ungeeignet.

Grund 2 ist, man hält sich für klüger und überlegener als den bzw. die Gesprächspartner. Auch dann muss man die Eignung von Lanz als Moderator stark hinterfragen, denn er lässt bekanntlich nie einen Gast ausreden und beantwortet von ihm gestellte Fragen am liebsten selbst. Er muss also also seine Gäste für sehr viel blöder und inkompetenter halten als sich selbst. Was immer dann schwierig wird, wenn der Gesprächspartner im eigenen Fachgebiet eine vielgeschätzte Expertise (nochmal: Professor Dr. rer. nat. Melanie Brinkmann) vorweisen kann und – vermutlich – wegen genau dieser eingeladen wird.

Dass Kretschmer sich in der Situation versucht zu retten in dem er Frau Brinkmann rät, sie solle sich nicht aus dem Konzept bringen lassen (wir nennen das mittlerweile mansplainen) – in einer Situation in der man keine Sekunde das Gefühl hatte als Zuschauer, das BlaBla der Hyperbubies würde Brinkmann aus dem Konzept bringen, zeigt auch nur, wie tendenziell eher klein und hilflos er sich selber in dieser Situation sich fühlen muss. Im Gegenteil schien mir es ziemlich souverän von ihr, wie sie die Spätpubertierenden sich erst einmal ausfeixen lässt, damit wieder Ruhe in die Klasse kommt.

Wenn mich jemand darauf hinweisen muss, dass er/sie gerade das Wort hat, weil ich ihn/sie unterbrochen habe (wozu ich durchaus auch neige), dann habe ich zu akzeptieren, dass ich gerade bei meinem Gesprächspartner auf unhöfliche Weise die Grenze überschritten habe. Dann gibt es genau zwei Reaktionen – für mich und für jeden anderen Gesprächsteilnehmer, dem dieses Signal gesetzt wird: Die erste Reaktion ist, ich entschuldige mich. Die zweite Reaktion ist, ich halte daraufhin die Klappe – solange bis mein Gegenüber den unhörbaren Punkt gesetzt hat in seinen Ausführungen. Und rede dann erst.

Wieso das ZDF Lanz sein unhöfliches Verhalten immer noch durchgehen lässt, verstehe wer will. Ich empfinde ihn als immer armseliger werdend in seiner Kommunikation. Investigativer Journalismus, der das sein soll, wie er selber immer behauptet, ist das nämlich genau nicht. Investigativer Journalismus, wenn er gut ist, kennt die Regeln der Höflichkeit. Er unterbricht nicht. Er lässt ausreden. Er hinterfragt, wenn Gesprächspartner ihre Ansicht ausformuliert haben. Und ist nicht sichtlich pissed, wenn jemand genau darauf dringt bzw. überhaupt dringen muss.

Lanz kann’s. Nicht.

2021-03-23

Womöglich …

… ist das Anstrengenste in der ganzen Sache, dass man sich die eigene tiefe Verzweiflung nie zugesteht, weil die Anderen viel mehr Recht haben tief verwzeifelt zu sein?

Ich bin seit einer Woche so tief erschöpft und müde und fassungslos und hoffnungslos, das kann nicht nur Frühjahrsmüdigkeit.

2021-03-18

Corona-Test

Ich hatte heute im Rahmen der „Bürger erhalten einmal pro Woche einen Coronatest frei Haus”-Offerte heute meinen ersten Corona-Test. Einen mit Nasenabstrich. Das Ergebnis steht noch aus.

Interessant.

Das Ganze passiert fünf Minuten Fußweg von mir in einem Pflegestützpunkt in der Prinzenstraße. Termin online geholt. Bin auch im Rahmen meines ausgewählten Termins gleich dran gekommen. Zwei Minuten Aufenthalt in den Räumen. Sehr nette Leute.

Und wenn ich gewusst hätte, dass damit das (bei mir leicht von Frühblühern verstopfte) Nasenloch so schön frei gelegt wird, ich hätte das linke Nasenloch sehr gerne gleich auch noch hingehalten. Ein bisschen fühlt es sich an als würde eine Standleitung zum Gehirn gelegt.

Nun denn, gucken wir mal.

2021-03-17

Ich bin maximal genervt …

… von dem Skandal-Getue um den aktuellen Impfstopp bei AstraZeneca. Können wir bitte alle wieder aus der „alles ist so schlimm”-Tragödienpose rauskriechen, das eigentlich Gute in dieser Sache sehen?

Ich bin froh und dankbar, dass europaweit Kontrollmechanismen funktionieren – und dass man sagt: „Hier häufen sich Vorfälle direkt unter Gabe eines sehr neuen Impfstoffes, die verdeutlichen, dass die Gesundheit einiger Menschen eingeschränkt wird bzw. komplett beendet wird, wir müssen uns das zuerst genau angucken.” Das hierzulande medial inszenierte Impfdesaster wird es übrigens dabei gar nicht geben!

Sehr wahrscheinlich wird am Donnerstag die European Medicines Agency (EMA) klar befinden, dass AstraZeneca gut wirkt, dass das gesundheitlche Risiko denkbar gering ist für die allermeisten Menschen, die im Beipackzettel aufgeführten Nebenwirkungen werden angepasst werden – und es wird höchstwahrscheinlich die Empfehlung geben, dass Personen (hier dürfte es sich um Frauen jüngeren Alters handeln) ggfs. mit einem anderen Impfstoff bevorzugt geimpft werden sollten.

Sehr wahrscheinlich wird in den meisten EU-Ländern ab Donnerstag wieder normal geimpft werden. In Deutschland vielleicht erst ab Montag, weil man den Impfgipfel am Freitag abwarten wird, auf dem die Empfehlungen festgeschrieben sind.

Wir werden also maximal eine Woche verloren haben. Ja, das ist doof, macht den Impfzentren enorm viel Arbeit – oder auch sogar keine unnötige Arbeit. Tatsächlich haben viele Kommunen die vergangenen Tage die Pause bei AstraZeneca überbrückt in dem sie die Zweitimpfungen von BioNtec Pfizer/Moderna freigegeben und verwendet habe. Auch völlig richtig, denn zumindest BioNtec hat die nächste größere Lieferung früher in Aussicht gestellt als geplant. So werden auch die Termin der Zweitimpfungen eingehalten werden können

Kontrollmechanismen müssen funktionieren, sie haben hier funktioniert, das ist ein extrem gutes Zeichen. Und ich bin mir sehr sicher, dass das angebliche Chaos sich in der Realität nicht finden wird.

Wie so etwas ablaufen würde, wäre ein neobliberaler Christian Linder mit unserem Gesundheitsmanagment betraut, konnte man die letzten Tage zur Kenntnis nehmen. Dem sind an Thrombosen versterbende junge Frauen (oder falls sie Hirnvenenthrombosen überleben) ein Leben lang schwerst behinderte Frauen sehr egal. Jens Spahn, Ankündigungsminster par exzellence, hat hier richtig und sauber reagiert. Man kann ihm viel vorwerfen aber ihm gerade jetzt den Vorwurf machen, dass er sich an die Regeln hält, die zum Schutz der Gesundheit von uns Bürgern installiert wurden, ist schlicht falsch. Es sind gute und funktionierende Regeln. Und ich bin froh, dass er hier im vorgegebenen Rahmen agiert.

Das Virus interessiert sowieso nicht, was wir mit unserer Bürokratie anstellen. Je klüger und genauer wir uns weiterhin kontaktarm und mit Masken, Abständen und Hygieneeinhaltung schützen, umso besser für uns – das alles weiterhin zu beachten, davon entbindet uns die Impfung sowieso nicht!

Der für mich viel größere Skandal sind zu früh geöffnete Schulen und Kindergärten, wir werfen unsere Kinder den Mutationen zum Fraß vor – bevor sie geimpft werden können. Das ist schlimm! Und in dem Bereich funktionieren Kontrollmechanismen leider überhaupt nicht mehr.

Und bitte: Nicht jeder von dem Medien im Zusammenhang mit Corona herbei geschriebener Skandal, ist auch wirklich ein Skandal.