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2014-07-18

Da wirste irre!

Die Krankenkasse sendet vor zwei Wochen den gefürchterwarteten Brief, dass die 72 Wochen demnächst rum sind und der Aussteuerungsprozess auf deren Seite ansteht. Ich möge mich bei der Agentur für Arbeit melden. Theoretisch hätte ich noch Anspruch auf einen Monat ALG I. Die aber sowieso nicht zahlen werden, denn ich bin ja nicht vermittlungsfähig. Wer aufgrund seiner Krankheit nicht vermittlungsfähig ist, muss zum Jobcenter.

Ich reiße also heute alle Nerven zusammen, packe viel Mut dazu, mache vorher eine Stunde Pilates und konzentriere mich auf mein Powerzentrum oder wie der Quark heute in Berlin-Mitte heißt und marschiere in Richtung Jobcenter. Dort stelle ich mich in die Reihe, die zu den Empfangsdamen führt und die heute geht so lang ist.

Ich schreite zu der frei gewordenen Dame, die nie ihre Ampel auf rot stellt, dafür immer auf grün belässt, dafür die Kunden anpflaumt, sie sollten gefälligst direkt zu ihr kommen ohne dass sie extra mit der Hand winken muss.

Ich lege meinen jüngsten Bescheid vom Jobcenter vor, erkläre, dass mein Krankengeld demnächst ausläuft, dieses vom Jobcenter bezuschusst wurde, lege das Schreiben der Krankenkasse vor und meinen Personalausweis und frage, was nun zu tun sei, ob ich einen neuen Antrag stellen muss.

Die Dame erklärt mir, das sei nicht nötig, die Unterlagen müssten nur kopiert werden, würden dann in der Leistungsabteilung eingereicht und das wäre es.

Ich denke bei mir, das ist ja prima, im Grunde viel zu einfach. (Und mache mir deswegen sofort Sorgen.) Und ich erwarte, dass sie nun die Unterlagen kopiert und mir den üblichen „Folgende Unterlagen wurden am Xten.Xten von mir eingereicht”-Empfangszettel ausdruckt.

Sie indes nimmt einen kleinen Zettel zur Hand, schreibt mir eine Zimmernummer auf und erklärt mir einen Weg durch das Haus in die Eingangszone. Ich solle keine Wartenummer im Wartebereich ziehen, direkt zum Zimmer XX.X gehen und würde dort aufgerufen werden, dort würden die Unterlagen kopiert werden.

Ich tue wie mir befohlen wurde. Werde nach einer Weile von einem Herren aufgerufen. Ich lege meinen jüngsten Bescheid vom Jobcenter vor, erkläre, dass mein Krankengeld demnächst ausläuft, dieses vom Jobcenter bezuschusst wurde, lege das Schreiben der Krankenkasse vor und meinen Personalausweis und bitte den Mann nun Kopien meiner Unterlagen anzufertigen.

Er nimmt einen Handzettel, notiert darauf Nummern, die ihm der Computer vorgibt. Dann sucht er meine BG-Nummer und trägt Nummern ein, zieht eine weitere Nummer aus meinem Datensatz und notiert diesen händisch. Nach ca. vier Minuten Arbeit seinerseits und faszinierendem Staunen meinerseits, heißt es „auf, wir gehen zum Kopieren und dann haben Sie es für heute geschafft.”

Wir verlassen den Raum, gehen um anderthalb Ecken, er verschwindet hinter zwei Türen, kommt nach einer Weile X zurück und übergibt mir meine Unterlagen und verabschiedet sich ins Wochenende.

Das Jobcenter hat also, um die Empfangsdamen von der Kopie-Tätigkeit zu entlasten, eine zusätzliche Funktion Copy-Agent-Fallmanager geschaffen, dafür müssen die Empfangsdamen nun einen Handzettel ausfüllen (wo früher 'ne BG-Nummer auf das Papier geschrieben worden ist) und ein weiterer Mitarbeiter einen Nummernzettel ausfüllen und x-Mal am Tag mit jedem Kunden zu einem abgelegenen Kopierraum wandern, der aus gesundheitlichen Gründen bei Behörden, vermute ich, nicht im direkten Zugriff stehen darf.

Und ich soll nicht irre werden.

2013-12-21

Danke!

Ich/Wir (ich denke, ich spreche da für meine Freunde mit, die die Aktion größtenteils organisiert haben) möchten sehr herzlich allen danken, die in den letzten Tagen Kleidung und Spielzeug für das Asylheim in Kladow gespendet haben. K. ist die letzten Tagen wild durch Berlin gefahren, um Pakete abzuholen, bei C. sind in der Firma (das war die Postadresse wg. „ist immer jemand da”) ständig Pakete eingetrudelt bzw. wurden sogar Pakete in Kladow vorbei gebracht.

Die Garage, die als Zwischenlage diente, verneinte irgendwann die Aufnahme dee Autos – und mittlerweile gab es alleine fünf Touren zum Asylheim, um Eure Spenden dort abzugeben! Da gab es Menschen, die sogar von Finnland aus helfen wollten, Menschen, die darüber hinaus fragten, was können die Leute dort noch brauchen?

Nach einer nicht so schönen Bürgerversammlung in der meine Freunde leider auch Nachbarn von einer nicht so schönen Seite her erleben mussten, hat Euer selbstloses Mitmachen deren Weltbild wieder gerade gerückt – in die gute, die richtige Richtung. Kurz: auf so viel Resonanz über dieses Internet waren K. und C. nicht gefasst, sind aber sehr happy! Es tat auch mir gut solche Fotos in der Timeline zu sehen von Euch, die signalisiert haben, da ist etwas auf dem Weg!



Weihnachten werde ich mir erzählen lassen, wie die Sachen angekommen sind.

Wir werden aber auch nach Weihnachten weiter sammeln! Die Menschen können dort weiterhin so viel gebrauchen. Strümpfe, Schuhe, Kleidung, Handtücher, Bettwäsche. Auch weiterhin Spielzeug für die Kinder (in allen Altersklassen). Vielleicht gibt es irgendwo auch alte funktionsfähige Nähmaschinen im Keller, von denen man weiß, man wird sie nie wieder benutzen? Die wir dort abgeben können? Die Menschen dürfen ja zum Zeitpunkt ihres Asybestrebens auch nichts tun und alles, was ihnen ein wenig die Tage verkürzt, indem sie lernen oder Dinge tun können, können ihnen das Dasein hier fern der Heimat vielleicht angenehmer gestalten.

Die Adresse zum Mithelfen gibt es bei mir per E-Mail: creezy at gmx punkt de

Und noch einmal: ganz herzlichen Dank an alle, die schon für diese Menschen geteilt haben!

2013-12-13

Winterkleidung und Spielzeug gesucht!

Bei Freunden von mir ist um deren Ecke in Berlin Kladow ein Wohnheim für Asylanten eingerichtet worden. Diese Menschen dort benötigen sehr dringend:

• Kleidung vor allem für die aktuelle kalte Jahreszeit – für Männer, Frauen UND Kinder
• Spielzeug für die Kinder, vor allem wohl für die noch richtig kleinen Minimenschen.

Wenn Ihr derartige Dinge zur Verfügung stellen könnte, bitte eine E-Mail ggfs. mit Telefonnummer an mich creezy kringelkeksäffchengedöns gmx.de Ich leite Euer Mitmachangebot dann gerne weiter.

Herzlichen Dank für Eure Unterstützung, Spenden als auch Verlinkungen überall im hiesigen Zuhause namens Internet!

2013-07-24

Das blonde Mausi …

… von der Arbeitsagentur in Berlin Mitte, der ich neulich einen sehr deutlichen Brief geschrieben habe, meint – weil sie meine Krankschreibungen nicht hat, die das blonde Hasi ihr vom Jobcenter Mitte immer noch nicht weitergereicht hat, die ich ihr diese aber auch nicht schicken kann, denn die hat ja das blonde Hasi beim Jobcenter – also sie meint nun, sie würde mich zum sozialmedizinischen Dienst schicken.

Ich bin im Krankengeldbezug. Ich koste die Arbeitsagentur in Berlin Mitte zur Zeit keinen Pfennig.

Schlimmstenfalls – würde ich zum sozialmedizinischen Dienst gehen und mich dieser gesundschreiben, was eher unwahrscheinlich ist, solange ich noch stationär bin – hätte die Arbeitsagentur daraus lediglich einen Nachteil zu erdulden: denn sie müsste mir für einen Monat noch Leistung bezahlen.

Frage: wer ist wohl die (meiner Meinung nach) allerdämlichste Arbeitsagenturmitarbeiterin in Berlin?

2013-03-17

Agenda 2010

Dieser Tage wird ein besonderer Geburtstag gefeiert, zehn Jahre Hartz-Konzeption im Vollzug. Während die Verantwortlichen tatsächlich glauben, sie hätten die deutsche Wirtschaft gerettet, durften diese Woche in den Medien besonnene kritische Stimmen zu Worte kommen.

Peter Boffinger lehrt Volkswirtschaftslehre an der Uni Würzburg und gehört dem Rat der „fünf Wirtschaftsweisen” an. Er schreibt in der taz in seinen Kommentar „Die Mythen um Hartz VI„In Westdeutschland gibt es heute nur 230.000 weniger Erwerbslose als im Januar 2001.”

Der Sozialrichter Jürgern Borchert ist Mitglied im 6. Senat des Hessischen Landessozialgerichts. Das Gericht, das 2010 vor dem Verfassungsgericht die Neuberechnung der Regelsätze erstritt, das diese dann bekanntermaßen als verfassungswidrig einstufte. Er wird in der Süddeutschen Zeitung „Warum die Agenda 2010 als Erfolg begriffen wird, ist mir ein Rätsel” interviewt. „Dass wir eine Entwicklung erleben, die mit Erosion und Abwärtsmobilität der Mittelschicht beschrieben werden kann. Dabei ist sie der Garant für demokratischen und sozialen Frieden in Deutschland.”

Plusminus hat in der ARD diese Woche in einem Bericht offen gezeigt, wie der Leistungsdruck dem die Mitarbeiter in den Jobcentern unterliegen, den Leiharbeitermarkt in Deutschland zu ungeahnter Blüte verhilft. Einem Beschäftigungsbereich in dem die Arbeitnehmer nicht selten unzumutbaren Arbeitsbedingungen ausgesetzt werden, den Gehältern hinterher klagen müssen und oft gar kein Geld erhalten.

Währenddessen kommt die Agentur für Arbeit ihrer Sorgfaltspflicht nicht annähernd nach: „Zuständig für die Kontrollen der Zeitarbeitsfirmen ist die Bundesagentur für Arbeit. Hier stehen für derzeit über 20 000 Zeitarbeitsfirmen mit über 900.000 Leiharbeitern gerade einmal 55 Prüfer zur Verfügung.” und "[…] Es ist absurd jemand zum Kontrolleur zu machen der eine Branche ganz bewusst nutzt als Instrument bessere Ergebnisse bei der Integration zu bekommen.

2013-03-07

Der Armutsbericht der Bundesregierung

ist für den Deutschen Science Fiction Preis nominiert. Zu Recht. Sehr schöne Kommentare übrigens …

Den bisher besten (ernsthaften) Kommentar hat gestern Markus Preiß in den Tagesthemen zu dem jüngst veröffentlichten Armutsbericht gesprochen. Mehr ist dem nicht hinzuzufügen.

2013-01-29

Verlogen sind wir doch allemal …

Wir hier, die wir im Internet immer so schön aktiv, politisch denken, menschlich kommentieren, lauthals nach Änderung schreien und immer noch vor dem Zahn der Zeit argumentieren. Warum ich das denke? Weil ich mich ärgere, sehr sehr ärgere. Über uns alle.

Wir waren dieser Tage mehr oder weniger alle ein wenig Part dieser Aktion #aufschrei und sind es noch. Die Ursachen, warum es zu so einer verhältnismäßig großen Gegenreaktion kam, die sehr schnell auch von den anderen Medien aufgenommen wurde – weil sie in der Größe nicht mehr zu ignorieren war – sind subjektiv sehr vielfältig.

Für mich gesprochen war es weniger das, was Brüderle da möglicherweise gesagt hatte, es war vor allem das Verhalten seiner Parteikollegen. Die männliche Clubsolidarität der (Frauen muss man bei der FDP mittlerweile mit der Lupe suchen) Club-Bonzen, die dem armen alten Mann Brüderle sofort zur Seite sprangen – und den Mann damit unnötig mehr schädigten. Ihrer geschlossenen Meinung nach dürfe man doch jemanden, der sich zu den Vorwürfen lediglich ausschweigt, nicht vorverurteilen. Aber interessanterweise durften sie ihn sehr wohl verteidigen! Vor allem spielten sie gekonnt den Ball an die Frau zurück, die sich als Betroffene outete. Falscher Zeitpunkt der Veröffentlichung, kein Fair Play und überhaupt, was kann sie auch nicht über Witze alter Herren lachen?

Und wie fies von einer jungen Frau, den alten Mann zu fragen, wie es sich anfühlt, nun noch mal in die Startlöcher seiner Partei geschickt zu werden – in seinem Alter? (Eine für mich sehr legitime, wenn sicherlich direkte Frage, die völlig logisch aus dem Handeln dieser Partei entsprungen ist, hatte diese doch im letzten Strukturwechsel ausschließlich noch auf die jungen politischen Nachfolger gesetzt.) Und schlussendlich, was hat so eine junge Frau eigentlich nachts um vierundzwanzig Uhr noch an der Bar zu suchen, wenn sie sich mit den Gepflogenheiten der Machtpolitiker nächtens nicht auseinander setzen möchte?

Natürlich ist das Maß für mich auch voll, aufgrund der Wahrnehmung dessen, was in den vergangenen Wochen in Indien passiert ist.

Mein persönlicher Hauptgrund, warum einfach Schluss mit lustig sein sollte in diesem Land ist dieser Gerichtsspruch in 2012 gewesen in dem ein doppelt so alter (!) Vergewaltiger frei gesprochen wurde, der nachweislich ein 15jähriges Mädchen vergewaltigt hatte, weil dieses Mädchen sich nach Ansicht der Richterin nicht genug gewehrt habe. Ihr „Nein” war nicht genug Gegenwehr gegenüber einem Mann, der dem Mädchen bereits als körperlich brutal bekannt gewesen war.

Die Wut und Aggression, die ich hierbei immer noch verspüre, kann ich gar nicht beschreiben.

Das sind meine Gründe, warum ich #aufschrei als immens wichtig erachte. Und dennoch erscheint gerade diese Aktion als zynisch verlogen: gestern wurde in Berlin eine Frau vergewaltigt. Von mehreren Männern, also mehrfach. Die Frau wurde schwer verletzt, so dass sie zeitweilig in Lebensgefahr schwebte. Es heißt „Den Beamten habe sich ein eindeutiges und erschütterndes Bild geboten.” Die Frau war eine Obdachlose. Der Spiegel schaltet in seinem Artikel lieber die Kommentare gleich aus. Und hier in diesem unseren Internet findet der Vorfall gar keine Beachtung.

Ich habe ihn gestern sehr bewusst einmal nicht auf Twitter verlinkt, weil ich weiß, dass dort das Thema „Armut in Deutschland” ganz gerne ignoriert wird. Ich tue so etwas nämlich sehr oft, daher kenne ich die Reaktionen. Also die Nichtreaktionen. Und gerade wegen #aufschrei habe ich mir angucken wollen, wie auf diesen Fall – der aufgrund seiner Schwere auch über Berlin hinaus mediale Resonanz fand – reagiert wird. Nichts. Eine einzige mir bekannte Bloggerin, machte den Fall im Web bei Facebook mit einem eigenen Kommentar heute publik, dort gab es einige Kommentare, geteilt wurde der Artikel nicht. In einer Zeit, in der sich unserer webmedialer Zenit um eine Aktion #aufschrei dreht, haben wir keine Stimme für eine vergewaltigte Frau ohne Wohnsitz in Berlin?

Gestern retweete ich und poste ich auf Facebook eine Meldung zu der Agenda der Sitzung des Bundestages für diesen Donnerstag. Es steht die erste Beratung an zur Änderung des Gesetzes der Prozesskostenbeihilfe sowie zu der Begrenzung der Aufwendung der Prozesskostenbeihilfe an.

Der sachliche Hintergrund ist, dass die Sozialgerichte unter der Last der Klagen zu ALG II zusammen brechen. In den Prozessen geht es vor allem um unrechtmäßige Sanktionen der Jobcenter von Leistungen, die das Existenzminimum sichern sollen. Diese sind lt. Verfassung nicht zu kürzen, die Jobcenter tun das aber nach wie vor. Also MÜSSEN diese Menschen klagen. Zudem werden Berlin z. B. werden gerade im Justizwesen weiterhin umfangreiche finanzielle Kürzungen vorgenommen.

Also muss man gucken, wie man Prozesse künftig vermeidet und schlaue Politiker (der erste Vorstoß hierzu kam vorausschauend von der SPD seinerzeit mit der Hartz-Konzeption, die bekannten asozialen Parteien wie CDU und FDP werden nun vollführen) sind nun dabei diese Prozesskostenbeihilfe einzuschränken, die aber die einzige Möglichkeit ist für Menschen ohne sonstige finanzielle Möglichkeiten einen Prozess anstreben zu können, um Recht zu bekommen.

Weder wurde mein Tweet bis jetzt retweetet. Noch wurde mein Facebook-Post kommentiert oder gar geteilt. Nichts. Ich fragte sogar gestern Abend selbstkritisch:



Kein Retweet, kein Fave, keine Antwort.

Es kostet uns hier im Web so wenig Zeit, Energie, Einsatz, um den sehr vielen armen Menschen in diesem Land eine Stimme, eine Lobby zu geben. Aber wir tun es nicht. Es interessiert uns nicht, dass in unserem Sozialstaat arme Menschen künftig nicht mehr ihre Recht einklagen dürfen. Und wenn Frauen, im Nebenzusatz obdachlos, vergewaltigt werden, haben wir keine Verwendung für ihr Leiden zu einem Zeitpunkt, den wir durch den Hashtag #aufschrei europaweit geprägt haben.

Was bitte ist nur los mit uns?

Nachtrag. Die ist der Link zur ePetition gegen die Einschränkung der Prozesskostenbeihilfe. Sie ist seit über einem Monat online und hat derzeit nicht einmal 3.000 Zeichnungen (Stand, heute 14:30 Uhr). Bis zum 18.02.2013 benötigt sie aber 50.000 Stimmen. Gebt sie ihr! Verlinkt die ePetition. BITTE! Hier soll eine ganze Gesellschaftsschicht (nicht nur ALG II-Empfänger, auch Rentner mit Grundsicherung, Minijobber etc.) aus dem deutschen Rechtsgeschehen gestrichen werden – lasst das bitte nicht zu!

2013-01-26

Leseempfehlung

Wir spielen arbeiten – Sechs Monate Bewerbungstraining: Wie Erwerbslose geregelte Tätigkeiten üben sollen.”

Ich würde gerne schreiben, unglaublich. Aber: es ist leider so. Im Artikel steht u. a. „Meine Sachbearbeiterin im Jobcenter geht nämlich davon aus, dass ich nur deshalb keinen Arbeitsplatz finde, weil ich mich nicht richtig bewerbe.

Dazu eine eigene Anekdote. Ich wurde von einer Sachbearbeiterin in der Agentur angesprochen, weil ich mir erlaubt hatte im Formular zuerst meine jüngst zurückliegenden Tätigkeiten aufzuführen; also nach Aktualität sortiert. Das verwirrte/ärgerte sie, denn es lief zuwider ihrer Eingabemaske oder sonstigen Routinen.

Ich erkläre ihr dann, dass man das heute – vor allem in meinem Alter – in der Vita so tun würde, dass es genauso verlangt würde. Sie zweifelte das an, beschloss aber dann das Gespräch mit einem Schulterzucken und dem Spruch, sie hätte sich halt seit über 30 Jahren nicht mehr beworben.

Das finde ich per se sehr schön für die Frau. Aber zeugt auch sehr deutlich von der Fachkompetenz einiger Angestelle in der Agentur, die immerhin Menschen dahin gehend beraten können sollten, wie diese sich um Arbeit bewerben. Also: erfolgreich bewerben.

2012-12-07

Kinderwünsche

Ein sehr schönes Projekt zu Weihnachten, bedürftigen Kinder kleine Wünsche erfüllen. Oder auch große. Es lohnt immer mal hineinzuschauen, rote Ampeln wachsen täglich nach!

Kinder-Armut

2012-12-06

Die Arbeitsagentur …

erweitert künftig ihr Dienstleistungsangebot und vermittelt Arbeitslose in Berlin in Sportprogramme.

Ich sage dazu nix. Und mache aus Gründen hier auch besser gleich die Kommentare zu. Wir wollen uns ja ob dieser heiteren Nachricht nicht ärgern müssen.

2012-12-05

Ein kleiner Hinweis …

… denkt daran, wenn ihr Menschen in Eurem sozialen Umfeld habt, die Leistungsbezieher des Sozialen Gesetzbuches sind, vor allem dann, wenn sie Kinder haben, diese können Weihnachten nur dann halbwegs angemessen zelebrieren, wenn sie im Prinzip Schulden machen. Es ist nun einmal so, mit Einführung von ALG II bzw. Erhöhung des damaligen Sozialsatzes ist damals die einmalige Leistung zu Weihnachten weggefallen.

Wer ALG II bezieht, wird sich eher nicht ein opulentes Mahl zum Beispiel mit einer Gans zu Weihnachten leisten können. Viele Bezugsempfänger wissen nicht einmal, wie sie selbst die sehr kleinen Weihnachtswünsche ihrer Kinder erfüllen sollen.

Ein Gutschein – selbst in geringer Höhe – vom benachbarten Supermarkt in den Briefkasten geworfen, kann hier unter Umständen die Sorgen deutlich schmälern und ihnen vor dem Fest überreicht, Hoffnung spenden und das Fest für sie zu einem schöneren Weihnachtsfest werden lassen, einfach weil ihnen eine von vielen Sorgen genommen wurde.

Es geht nicht darum, dass man Weihnachten nicht auch ohne Bratvogel sehr schön gestalten und erleben kann; es geht lediglich darum, diese Menschen nicht auszuschließen – sie einfach mitmachen zu lassen.

2012-11-05

Hier braucht jemand Hilfe!

Ich bin sprachlos. Fassungslos. Obwohl gerade ich das ja nun nicht sein müsste.

Hier ist eine Frau in finanzieller Not und es drohen ihr Wohnungs- und Existenzverlust. Sie fragt nach nicht viel finanzieller Unterstützung für diesen Monat. Wer Geld nicht geben möchte, sicherlich ist auch eine Sendung Katzenfutter/-streu im Moment hilfreich. Kontaktiert sie bitte per e-Mail (s. Homepage).

Und ich kann mir vorstellen, dass sie juristischen Beistand hinsichtlich des Kindergeld-Antrages benötigen kann. Eventuell auch Begleitung bei einem Bank-Gespräch.

Lasst uns helfen! Bitte.

2012-09-26

Darauf …

komme ich den ganzen Tag schon nicht klar (obwohl ich diesen Artikel schon vor einigen Tagen las.)

In Griechenland sterben Menschen, heute, an Krebs. Ohne Morphiumversorgung. Weil in deren zusammenbrechenden System einerseits stringent Leistungen gekürzt werden ohne Sinn und Verstand. Andererseits, weil aus Brüssel Gelder nicht fließen.

Und halten wir das doch zum allgemeinen Verständnis fest. Die Ursache für die Krisen in denen sich viele europäische Länder befinden, liegen sicherlich in einer falschen Politik und in schlecht gemachten Rechenaufgaben. Hauptursächlich sind aber daran die Banken schuld. Was hier passiert, ist der verlängerte Arm der Finanzkrise.

Wie könnte ich mein Kind unter Qualen sterben sehen ohne den nächstbesten Bänker kalt zu machen, frage ich mich da ernsthaft? Wie können wir zulassen, dass in einem zivilisierten Nachbarland Europas die Menschen so ohne Hilfe zugrunde gehen müssen? Ich habe gerade so einen Hass darauf. Ich kann damit umgehen, dass wir uns verschulden, ich kann damit umgehen, dass wir sparen müssen. Aber dass Menschen in diesem Europa ohne medizinische Versorgung und Schmerzmittel leiden müssen? Wieso dulden wir das?

Und noch ernsthafter frage ich mich, wieso erklären wir Banken nicht viel intensiver und offensiver, vor allem deutlich destruktiver und lauter unsererseits zum Feind? Warum lassen wir uns von einer dussligen amerikanischen Politik glaubhaft machen, der Islam oder der Terror sei unserer einziger bevorzugter Feind obwohl der Hauptfeind aus deren eigenen Land kommt?

Im Moment mag ich diese Welt nicht mehr. Mein Vertrauen in sie geht verloren.

2012-08-29

Mitläufer – wir gehen mit!

Ich möchte Euch ein sehr schönes Projekt vorstellen: Die Mitläufer – wir gehen mit und Euch einladen aktiv dabei mitzumachen.

Aufgeschreckt von einem Artikel in der FAZ, wie mit nach Arbeit suchenden Menschen bei der Arbeitsagentur bzw. den Jobcentern umgegangen wird, welche Regeln von Amtsseite verletzt werden, haben die Organisatoren mit Mitläufer eine Plattform im Netz entwickelt, auf der sich Menschen, die sich Begleitung für Amtsgänge, vorrangig bei den Arbeitsagenturen wünschen und Menschen, die als Zeugen, Trostspender, Motivatoren einfach mitgehen wollen, zusammenfinden können.

Warum so eine Begleitung, die von jedem von uns mit etwas Zeitaufwand aber ohne notwendiges Fachwissen aktiv durchgeführt werden kann, notwendig ist, kann in dem Artikel nachgelesen werden:

Die Jobcenter teilen ihre Kunden in mehrere Kohorten ein: arbeitsmarktnah, arbeitsmarktfern, nicht vermittelbar. Doch es gibt auch eine inoffizielle Kategorie: Kunden, die ihre Rechte kennen. Sie kommen oft zu zweit aufs Amt, begleiten sich gegenseitig. Insider berichten, das seien etwa zwei Prozent der Kunden. „Wären es fünf bis zehn Prozent“, so ein Insider, „könnten wir einpacken“.

Möglicherweise kann so ein Mitlauf dem einen oder anderen Zweifler an den realen Wünschen von Lanzgeitarbeitslosen Arbeit zu finden auch ein wenig die Augen öffnen für die tatsächliche Arbeitssituation in diesem Land. Und dem System der Hartzkonzeptionen. Dahingehend wie wenig tatsächlich unterstützend seitens der Agentur bei der Suche mitgewirkt wird, wie kontraproduktiv lieber an vielen Orten sanktioniert wird aus der Hilflosigkeit (oder aufgrund von Anweisungen von oben) heraus.

Mitmachen! Kostet nicht mehr als einen Tag Urlaub oder Freizeit! Oder verlinken, aufmerksam machen ist auch hilfreich.

2012-08-24

Hilfe ist nötig!

Ich besuche hier in Berlin oft die InDesign User Group. Eine meiner Mitstreiterin, Michaela, ist, wie ich gerade gelesen habe, im Mai mit einer Krebsdiagnose konfrontiert worden. Sie ist Freiberuflerin und musste daraufhin ihre Selbstständigkeit quittieren. das bedeutet letztendlich besondere finanzielle Not, da fehlt sogar das Geld für die Zuzahlungen der medizinischen Versorgung.

Die in diesem Link angebotenen Geräte bzw. die Software sind vermutlich schon verkauft. Aber jede noch so kleine Spende würde Michaela helfen durch die Therapiezeit zu kommen. Denn jetzt steht die Reha an.

Hier der Link zu betterplace.org.

Vielen Dank für das Mitmachen!

Edit, Dezember 2012: Michaela ist im November 2012 eingeschlafen.

2012-07-15

Lesen bitte!

Geheilt – aber nicht geheilt.

2011-09-07

Habe ich gelacht eben!

„Immer Deutsche drohen in die Altersarmut zu rutschen. Die Bundesregierung sucht nach Konzepten, um das zu verhindern.”

Als die Bundesregierung das letze Mal nach neuen Konzepten gesucht hat (damals auf Anraten des Bundesverfassungsgerichtes hin), hatte sie in der Folge beschlossen ALG II-Empfängern die Leistung Rentenversicherung zu streichen und den Empfängern empfohlen für die Leistung der Pflichtversicherungszeit selber aufzukommen vom Regelsatz.

Soviel Idiotie hat schon wieder Charme.

2011-08-05

Aha …

Juden äh ALG II-Empfänger dürfen doch wieder Lotto spielen!

Es werden ja neuerdings Urteile in deutschen Gerichten gesprochen, denen merkt man das in der Schaffung befindliche System Menschen zweiter Klasse in Deutschland doch allzu offensichtlich an. Und mich haben bei dieser ALG II-Lotto-Geschichte weniger die Urteile selber gestört als das viel zu leise Raunen in der allgemeinen Öffentlichkeit. Auch oder gerade in der deutschen Blogszene. Das sollte in Deutschland, wenn Menschen zu offensichtlich jenseits des Grundgesetzes bevormundet werden, viel viel lauter ausfallen!

So. langsam reicht's.

Die Drohung der Jobcenter

2011-08-04

In den Mühlen des Sozialstaates

Dies ist ein Gastbeitrag im Rahmen des Netzwerkes der Blogpaten von Gabriela Pichelmayer aus Wien.

Hatten Sie schon einmal einen Auto- oder Haushaltsschaden? Und mussten Sie dann um die ihnen zustehende Versicherungssumme streiten? Oder ist die Auszahlung gar abgelehnt worden, obwohl Sie jahrelang eingezahlt haben?

Ähnlich verhält es sich beim gesetzlichen Pflegegeld. Nur mit dem Unterschied, dass dieses eine Lebensnotwendigkeit impliziert. Seit man berufsunfähig geworden ist, ist die Pensionsversicherungsanstalt auch Machthaber über das Pflegegeld. Ganz sicher nimmt man staatliche Hilfe nicht gern in Anspruch. Jetzt, wo es aber so sein muss, gilt es sich zu arrangieren und zu kämpfen. Denn Gerechtigkeit, soziales Engagement und Kompetenz sind Begriffe, die der Versicherungsträger ersetzt durch Willkür, Bürokratismus und Eigennutz. Zwar könnte man sich in allen Belangen an dessen Ombudsmann wenden, hätte einem dieser nicht zu verstehen gegeben, dass er Ombudsmann der Pensionsversicherungsanstalt ist und nicht des/der Versicherten.
Man wundert sich. War man doch der Meinung, dass der Ombudsmann eine Person innerhalb einer Organisation vertritt und nicht die Organisation an sich. Aber natürlich lässt man sich auch hier gern eines Besseren belehren. Schließlich könne man sich ja auch vertrauensvoll an den Bürgermeister wenden, heißt es. Jedoch drängt sich die Frage auf: Was hat der Bürgermeister mit folgender Problematik zu tun? Nämlich mit der Einstufung des Pflegegelds.

Auszug aus dem Bundespflegegesetz: „Ziel ist es, in Form eines Beitrages pflegebedingte Mehraufwendungen pauschaliert abzudecken, um pflegebedürftigen Personen soweit wie möglich die notwendige Betreuung und Hilfe zu sichern, sowie die Möglichkeit zu verbessern, ein selbstbestimmtes, bedürfnisorientiertes Leben zu führen” (§ 1 Bundespflegegeldgesetz). Ein Satz, mit dem man sich anfreunden könnte, würde er der Realität entsprechen. Trotzdem traut man sich und sucht um Erhöhung an. Hat sich doch der Gesundheitszustand in den letzten zwei Jahren drastisch verschlechtert. Das Bundessozialamt erkennt, dass der Behinderungsgrad von 50% auf 70%angehoben werden muss und die Gebietskrankenkasse bewilligt einen Elektroscooter, damit Mobilität im Alltag kein Fremdwort mehr bleibt. Nur die Pensionsversicherung sieht das offensichtlich anders. Zwar kommt der Anstaltsarzt ins Haus, auch untersucht er die Körperfunktionen mehr als gründlich, wenngleich man ihm Befunde der letzten 27 Jahre vorlegt. Er spricht eine Litanei in sein Diktafon, was man alles nicht mehr selbstständig bewerkstelligen kann, und wünscht alles Gute.

Letztendlich ist man angewiesen auf eine Haushaltshilfe, denn Putzen, Kochen und Einkaufen gehört schon lange nicht mehr zur alltäglichen Bewältigung. Ein Zivildiener ist notwendig, um die außerordentlichen Erledigungen zu übernehmen und darüber hinaus werden Familienangehörige benötigt, die beim Anziehen, Essen zerkleinern, Massieren und bei der Körperpflege behilflich sind. Nichts desto weniger erhält man sechs Wochen später einen ablehnenden Bescheid.

Vielleicht wäre es zu verhindern gewesen, hätte man nicht darauf bestanden, die Klettverschlüsse der Schuhe selbst zuzumachen. Man ist nämlich froh, wenigstens das noch eigenständig zu Wege zu bringen und will sich dabei von keinem fremden Mann helfen lassen. Ein Fehler? Stellt das ein Kriterium des gesamten Pflegebedarfs dar?
Natürlich weiß man, dass Versicherungen darauf bedacht sind, die zustehenden Beträge nicht auszahlen zu müssen. Aber mit der gleichen Vorgangsweise im Pflegebedarf hat man nicht gerechnet.

Was jetzt? Man sucht Unterstützung bei der Arbeiterkammer und erhebt Klage gegen die Pensionsversicherungsanstalt. Gewiss hat man im bisherigen Leben davon Abstand genommen, die Gerichte zu bemühen. Ist man doch der festen Annahme, dass gesunder Menschenverstand genügen müsste, um zu seinem Recht zu kommen. Weit gefehlt!

Das Arbeits- und Sozialgericht erkennt jedoch die Notwendigkeit und die Erhöhung der Pflegestufe wird rechtskräftig, wenngleich die Pensionsversicherung sich nach wie vor gegen die Niederlage wehrt. Auszug aus dem neuerlichen Bescheid: „Pflegestufe 3 wird bis 31. 7. 2008 anerkannt. Der Gesundheitszustand lässt nach medizinischer Erfahrung eine Besserung erwarten, die den Wegfall (die Herabsetzung) des Pflegegeldes wahrscheinlich macht.” Das mutet sarkastisch an, durchlebte man doch die letzten 27 Jahre das genaue Gegenteil.

Wenn man davon ausgeht, dass „Erfolgserlebnisse” von Menschen mit Behinderung sich mehr oder weniger auf die Erhöhung der Pflegestufe reduzieren, so erfährt man auch zum wiederholten Mal einen Verlust in der Wertvorstellung vom sozialen Verständnis unseres Landes. Offensichtlich benötigt auch die Pensionsversicherungsanstalt bei der Abhandlung der einzelnen Versicherungsfälle dringend Hilfe, damit endlich Gerechtigkeit und Kompetenz, nicht nur Eigennutz und Willkür zum Einsatz kommen! - Die Pensionsversicherung, ein Pflegefall?

Gabriela Pichelmayer, geb. 1960, Multiple Sklerose seit 1980, Pensionsversicherungsanstalt/Vergleichsurteil vom 16.5.2007: Pflegestufe 3 befristet bis 31.7.2008 zuerkannt. Auf Grund einer wiederholten ärztlichen Untersuchung im Juli 2008, Pflegestufe 4 unbefristet zuerkannt.