2018-09-25

Schloss Dammsmühle

@maskenkatja hatte am Wochenende Zeit und mich zu einer kleinen Wanderung überredet. Kurzerhand fuhren wir gemeinsam mit ein paar flinken Tramezzini, Wattwürmern, gewurmten Äpfeln, Studentenfutter und Nierentee mit der S-Bahn und dann mit der geliebten Heidekrautbahn in Richtung Wandlitz.

In Schönwalde in der Gemeinde Wandlitz steht nämlich das Schloss Dammsmühle am Mühlenteich. Da wollte @maskenkatja hin. Schloss Dammsmühle (Wikipedia-Eintrag bitte lesen, das Schloss hat eine reichhaltige Geschichte) ein imposanter Bau, das 1768 auf den alten Grundmauern einer – vermutlich aus dem 16. Jahrhundert stammenden – Mühle erbaut worden war. Zunächst als zweistöckiges Palais errichtet, wurde das Schloss 1894 als Herrenhaus umgebaut, aufgestockt und mit einem seitlichen Anbau sowie einen Turm im neobarocken Stil aufgehübscht.

Im Dritten Reich gehörte das Schloss zwischenzeitlich Heinrich Himmler, der ließ dort Häftlinge aus dem KZ Sachsenhaus Bau- und Instandarbeiten schuften. 1945 besetze es die Rote Armee. Danach, bis 1989, vergnügten sich dort die Bonzen des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR.

Nach Mauerfall wechselte das Schloss mehrmals die Besitzer, diente als Hotel bzw. sein gesamtes Gelände als Festivalort. Und wenn man sich anguckt, was aus dem Gebäude heute geworden ist, einem Stück Geschichte mit ehemals guter Bausubstanz, das dort wissentlich ungeschützt komplett verfällt, da möchte man doch einige Menschen in diesem Land – vornehmlich die dafür Verantwortlichen der Gemeinde – schütteln! Wenn das mal reicht.

Es ist eine Schande! Eine Schande wie in diesem Land mit solchen historischen Bauwerken in dieser Zeit umgegangen wird. Ich könnte mich stundenlang darüber aufregen. Kommt mit und seht es selbst:

Kurz nach dem Ausstieg führt ein wilder Wegweiser unentschlossen in den Wald hinein. Wir folgen ihm mutig und zaghaft die richtige Richtung deutend. (Frau @maskenkatja hat ja immer 'nen Plan!)



Nach vielleicht fünfzehn Minuten, von einigen Fahrzeugen überholt, gelangen wir an den Parkplatz …



… das Schloss-Tor und begegnen diversen hässlichen aber betonbeständigen Ruinen der Neuzeit einer vergangenen DDR.



Frau @maskenkatja, die bekanntlich im Grünen immer mit einem Auge nach vorne guckt und mit dem anderen Auge Richtung Pilze schielt, findet prompt einen Waschbären, setzt ihn in Position und deckt ihn mit Laub wärmend zu:



Es folgt eine Reihe in die Jahre gekommener DDR-Lichtkultur:



Und dann, das Schloss. Ich stand da und dachte, das gibt es nicht!



Der Seitenanbau diente den DDR-Freunden nach der Jagd als Ort des gesellschaftlichen Kegelspieles, beinhaltet also 'ne Kegelbahn, vergleichsweise noch gut erhalten nach all den Jahren.



Hier das Laufbahnende …



und dort die Sitzbänke:



Gegenüber dem Ausläufer mit der Kegelbahn eine künstlich angelegte Höhle.



Die Haustechnik in der Höhle scheint im Prinzip noch gut erhalten:



… trotzdem hängt die Kunstinstallation „Fisch” im Dunklen:



Wir schlugen uns durch das Gebüsch und gelangten in den hinteren Teil des Schlossgartens mit einer im Gegenlicht sehr stimmungsvoll wirkenden Rückansicht:



Tritt man näher, wirkt das Trauerspiel sehr auf die Seele ein:



Zurückliegende Partykultur …



Gegenüber der ehemaligen Bar ein gut erhaltenes ehemaliges Wasserspiel



Das Schloss liegt zentral vor dem Mühlensee in dem es früher eine künstlich errichtete Insel gegeben haben soll mit einem Tanzsaal darauf. Heute verbitten sich die Fische schriftlich das ihnen boshafte Nachstellen (ohne Erfolg, die Insassen der vielen Autos, die uns zuvor auf der Zuwegung überholt hatten, hatten allesamt Angelzeug dabei.)



In Blickrichtung über den See liegt versteckt eine Holz-Pagode, errichtet wohl zu DDR-Zeiten, auch sie leider dem traurigen Verfall preisgegeben:



Unser Picknick-Ausblick auf das Schloss. Überall am See stehen Holzbänke, wo man sich friedlich niederlassen und dem Schloss bessere Zeiten wünschen kann.



Wir wanderten weiter durch die Heide, fanden jede Menge von Tieren abgeerntete Heidelbeersträucher und naschten an einigen verlassenen Preiselbeeren. Leider zu wenigen, um sie sammeln zu können.

Es heißt immer unrund, der Osten würde nur kosten. Stimmt gar nicht, der Osten gibt auch sehr viel. Trotzdem wollten wir keine Tassen sammeln.



Nahmen aber das das vergnüglich politische Symbolbild gerne mit:

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