2021-11-20

Moderna

Skandal im Impfbezirk. Seit gestern bekannt wurde, dass Jens Spahn – im Alleingang ohne vorab wenigstens die Ministerpräsidenten früher zu informieren als die Presse – den Impfzentren und der hausärztlichen Impfversorgung zunächst nur noch Moderna zur Verfügung stellen möchte, kocht die hiesige Impfdiskussionskultur wieder empört hoch.

Man verstehe mich nicht falsch. Jens Spahn verzapfte und verzapft unglaublich viel Bockmist. Alleine die Tatsache, dass er die letzten Wochen vor der Wahl und nach der Wahl als geschäftsführender Gesundheitsminister im Grunde nichts mehr getan hatte außer Wahlkampf (vorher) und die Wunden seiner zunächst Nichtwiederwahl leckend (nachher), gehört für mich dazu. Insbesondere angesichts der seit Monaten steigenden Infektionszahlen, Hospitalisierungszahlen, dem Rückbau von Test- und Impfzentren, was frühzeitig zu vermeiden gewesen wäre, was uns viel Geld gespart hätte – diese ganze Untätigkeit zähle ich dazu.

Lasst uns dies NIEMALS vergessen, wenn der Mann wieder einmal nach höheren Ämtern strebt. Lasst und NIEMALS vergessen, wie er im Sommer noch den mahnenden RKI-Chef Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Lothar H. Wieler in einer Pressekonferenz meinte vor der versammelten deutschen Öffentlichkeit abkanzeln zu müssen. Wieler hatte Recht, wie wir heute wissen. Spahn nicht. Wieler hat heute deswegen leider Recht behalten, weil Spahn nicht auf das RKI hören wollte. Das kostet nun vielen Menschen in diesem Land ihre Gesundheit, schlimmstenfalls das Leben und unserem Gesundheitssystem die Arbeitskräfte.

Die offiziellen Informationen zu dem Spikevax® (Vaccine Moderna)-Impfstoff.

Dass Spahn nun einen der hierzulande zugelassenen mRNA-Impfstoffe, Moderna, verstärkt verimpfen lassen möchte, wird seine Gründe haben. (Dass er damit den Mitarbeitern in den Impfzentren und Arztpraxen das Leben deutlich schwerer macht, ist unbestritten.) Er erklärt, es sei nun wichtig die eingekauften Moderna-Dosen nicht verfallen zu lassen. Ich halte Zerowaste bei Impfstoffen in der heutigen Pandemielage für ein sehr richtiges, wichtiges Argument.

Wenngleich ich persönlich im Hintergrund eher auf eine preisbezogene – völlig korrekte – Überlegung tippe: Bei Moderna kann mit der halben Dosis aufgefrischt werden, das heißt, wir bekommen mit der Moderna doppelt so viele Menschen geboostert wie mit dem Alternativimpfstoff von BionTech Pfizer. Dann ist das klug, es so so zu tun. Wir wisssen auch, man konnte bei Moderna durch größere Bestellmengen den Preis etwas drücken. Beide Unternehmen hatten im Sommer die Preise angehoben, weil ab Dezember die auf die Delta-Variante upgegradeten Impfstoffe verfügbar sein sollen. Womöglich müssen aber auch gerade deswegen die alten Lagerbestände zwingend raus?

Ich persönlich fände hier Transparenz, ob gerade noch mit alten oder neuen Impfstoffvarianten geboostert wird – also gleich bleibender oder besserer Schutz hinsichtlich der z. B. Delta-Variante – an sich ganz schön. Ich würde mich jederzeit auch mit der alten Variante impfen lassen, könnte mich dann aber auch schon auf die baldige vierte Impfung einstellen.

Sollte Jens Spahn allerdings doch mal sehr verantwortungsbewusst handeln, dann hält er den Impfstoff von BionTech jetzt aktiv zurück, damit endlich endlich endlich ab dem 1. Dezember, wie Gerüchte vermuten lassen, auch hierzulande dieser Impfstoff für die Kinder ab 5 Jahren endlich zugelassen wird oder zumindest frei gegeben wird. Das wäre sinnvoll und richtig. Wichtig sowieso.

Im übrigen laut diesem Chart, spricht zumindest bei allen, die zweifach mit BioNTec Pfizer oder AstraZeneca geimpft worden sind, dürften die meisten in Deutschland sein, sowieso alles für eine dritte Imfpung mit Moderna hinsichlich einer deutlich höheren Antikörperbildung. Der bessere Boost bei Johnson & Johnson-Impfung ist enorm! (Dieses Chart wird derzeit überall umgereicht, ich stehe dem aufgrund der geringen Datenlage noch etwas skeptisch gegenüber.)

Ich kann zur Impfung mit Moderna nur sagen, ich bin zwei Mal mit diesem Impfstoff geimpft worden. Weil mir das Anfang des Jahres ziemlich egal war, welchen von beiden Impfstoffen ich bekomme – in der Wirksamkeit lag Moderna damals allerdings ein kleines bisschen weiter vor BionTech laut damaliger Studienlage. Minimal. Ich hatte leichte Nebenwirkungen bei beiden Malen, die ich im Prinzip in der Nacht jeweils weggeschlafen hatte, danach zwei Tage lang Müdigkeit. Bin früher schlafen gegangen, habe tiefer geschlafen. Besser schlafen verbuche ich selber als Benefit.

Die Fibromyalgie betreffend ging es mir am ersten Abend der Impfung um ein Vielfaches sofort besser. Ich habe bis heute viel weniger bis gar keine Schmerzen mehr, die – für mich im Empfinden ganz grauenvolle Muskelsteifheit, die mich den ganzen Tag quälte und nicht wie oft in diesem Krankheitsbild beschrieben nur morgens auftrat – ist so gut wie verschwunden. Moderna hat mir seit Mai also eine völlig neue Lebensqualität geschenkt, mich diesen Sommer körperlich so gut erleben lassen, wie ich es seit fünf Jarhen nicht mehr durfte. Ich konnte in eine neue sportliche Dimension zurück finden, nach fünf Jahren war Sport für mich wieder mit Freude verbunden und nicht mit den Schmerz wegtrainieren, was so gut wie kaum gelang. Ich konnte also mit diesem Impfstoff im gesundheitlichen Bereich völlig neue Berge erklimmen. Dafür werde ich diesem Impfstoff, der mRNA-Technologie überhaupt ewig dankbar sein! Für mich ist das ein ungeahntes Geschenk, der hat mein Leben sehr zum Guten verändert hat.

Erklären lässt es sich sehr einfach damit, dass die mRNA-Impftechnologie in der Wirkung dem Autoimmunsystem Hausaufgaben stellt und es aus der Reserve lockt. So wenig man über das Fibromyalgiesyndrom immer noch weiß, steht aber zu vermuten, dass sich hier das Autoimmunsysten gegen sich selbst richtet. Die Impfung sorgte also bei mir – neben der Immunisierung gegen das Covid-19-Virus – dafür, dass das Autoimmunsystem eine neue Aufgabenstellung erhielt und daher gar keine Zeit mehr hatte, sich weiterhin selbst zu zerschießen. Wie bei jungen Hunden, die man vom Hausschuh zerkaufen am ehesten durch Ablenkung abhalten kann. Das ist ja auch der Gedanke der mRNA-Technologie hinsichtlich ihrer Aufgabe zur künftigen Krebsbekämpfung! Ich kann für mich nur sagen: Funktioniert ganz fantastisch. Ich lobe und preise das Zeug! Lt. einem Impfarzt wird auch hierbei diese Wirkung mit der Zeit wieder abnehmen – aber dafür hat der liebe Medizinalltag die Impfauffrischung für mich erfunden.

Da, wo Moderna eine Risikobewertung erhalten hat (beispielsweise junge Männer unter 30 wegen geringfügig häufiger Myokarditisvorkommen) wird der Impfstoff auch weiterhin – trotz Spahns Alleingang – nicht eingesetzt werden. Ich will nur sagen, regt Euch nicht auf! Lasst Euch mit Moderna jetzt impfen oder boostern. Das Zeug ist gut, er wirkte bei der ersten Covid-19-Variante zu 96 Prozent – oftmals lag (immer nur minimal) er in der Studienlage sogar vor dem BionTech Pfizer-Impfstoff in seiner positiven Wirkung! Moderna ist Platin-Kreditkarten-Status mit Diamantenumrandung in dieser Pandemie. Die Wirksamkeit ist – wie auch beim mRNA-Imfpstoff von Pfizer nur runergerechnet wegen der jüngeren Mutationen wie Delta, wird aber mit den Impfstoff-Upgrades wieder auf das hohe Level kommen.

Moderna ist ein fantastischer Impfstoff, er wurde mittlerweile weltweit über 200 Millionen Mal verimpft, alleine in Deutschland Stand November 2021 knappe 4,5 Millionen Mal. Er soll (lt. einer jungen Studie) sogar etwas länger hinaus bessser noch nach sechs Monaten als der BionTech Pfizer-Impfstoff schüzten können.

Bleibt gesund!

2021-11-04

Klingelrätsel

Ich biege soeben von dem ärztlich verordneten Geräteturnen zurück in Richtung meiner Docking Station, da stehen vor einem der visuell seelenlosen Neubauten zwei Herren in Arbeitskleidung, die einen anstreichenden Job verrät. Einer steht an der Tür, der andere geht wieder zum auf dem Gehweg parkenden Auto, ein Teil der Arbeitsutensilien steht mit dem anderen Herren vor der Tür.

Beide Männer gucken ratlos. Die Arbeitsutensilien unbeteiligt.

Aus einem der oberen Fenster tönt ein verhaltenes „Hallo?!” in Richtung Straße. Der Maler guckt hoch und pflaumt in berlinhöflicher Art in Richtung „Hallo?!”: „Wir wissen ja nich‘ wo wa klingeln solln?”

Wenn ich da jetzt nicht mal dem großen Lösungsansatz allen Handwerkerübels (kommen zu später bzw. kommen gar nicht) auf der Spur bin. Die fahren los, zu irgendwelchen Adressen und dann wissen sie nicht, wo sie klingeln sollen.


Wisst Ihr Bescheid.

Jetzt!

2021-10-17

Helene Fischer – da rauscht nix!

Hm … … ich habe gestern Abend die viel gepriesene Veranstaltung von Helene Fischer im ZDF mir angeguckt. Ungefähr bis sie einen Song namens Luftballon interpretiert hatte, das nächste Lied, das sie dann anstimmte, war genauso wie die anderen fünf (?) Songs zuvor und mir wurde es dann langweilig. Die dazwischen geschnittenen Interviews mit ihr waren erstaunlich banal und haben den Zweck in die Songs irgendeinen tieferen Sinn zu reden, schlichtweg nicht erfüllt. Somit habe ich mich dann aus diesem Samstagabend-TV-Angebot verabschiedet.

Fakt: Helene Fischer macht Musik für die ich kein Geld ausgeben würde. Ich empfinde ihre Musik allerdings auch nicht als so grausam (im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Künstlern ihrer Branche), dass ich sie gar nicht hören kann. Ich habe immer sehr großen Respekt vor ihrer gesamten künstlerischen Erscheinung gehabt, denn mir ist klar, dass sie wahnsinnig viel Arbeit investiert. Diese Beziehungsnummer mit Florian S. habe ich nie begriffen und hielt diese eigentlich für eine Alibi- bzw. vertragsorientierte Imageveranstaltung. Ich gucke gelegentlich ihre Weihnachtsshows, die schon recht unterhaltsam sind – wenngleich ich ihre Stimme nicht wirklich interessant noch variantenreich empfinde. Aber natürlich hat sie eine exzellente Technik und offensichtlich sehr gute Ausbildung. Alles in allem: Helene Fischer tut mir nicht weh, ich bin kein Fan, respektiere aber ihre Arbeit und Kunst. Und ich freue mich über ihren Erfolg, den kann ich ihr durchaus von Herzen gönnen. Für den geschriebenen boulevaresqen Rest kann sie vermutlich eher wenig.

Wenn ich es richtig verstanden habe, wollte sie als Privatperson ihre Schwangerschaft länger geheim halten, als es ihr Außenstehende dann tatsächlich gegönnt hatten. Insofern habe ich diese Veranstaltung, nach der Absage ihrer Weihnachtshow, als Kompensation verstanden. Sie hat ein neues Album am Start und möchte als Hochschwangere keine Videos drehen – also wurden die relevanten Songs in einem Rutsch durchgedreht, dabei wurde sie gefilmt und interviewt. Schnell ein von ihr produziertes Entertainmentfilmchen gedreht als Appetizer. So weit, so völlig legitim.

Dabei wurde sichtlich in viel Personal, Technik und Regisseurgröße investiert. Schlussendlich blieben aber die einzelnen Settings in den Videos erstaunlich ähnlich, Helene steht meist irgendwie herum, greift sich über Gebühr oft in die Haare, wird von Tänzern umtanzt und macht gelegentlich mit denen einige Tanzschritte. Visuell werden keine Inhalte erzählt. Also alles beim Alten. Eher langweilig als die große Überraschung. Dabei wurde sie wechselnd in Bühnenklamotten gesteckt, die sehr offensichtlich einen Schwangerschaftsbauch kaschieren sollten. Was … selbst, hätte ihre Schwangerschaft nicht jemand vorher geoutet, spätestens seit gestern ein bekannter Fakt gewesen wäre. Vom Bauch abgesehen, sieht sie einfach schwanger aus. Also warum das Theater für eine der schönstens Sachen der Welt, die einem Paar passieren kann?

Das wirkt vor allem dann merkwürdig, wenn man sieht, dass diese Videoproduktionen nicht mit dem kleinsten Budget realisiert worden sind, man die Hauptdarstellerin wiederum die gleiche Bühnenklamotte mehrmals tragen lässt. Sparsamkeit ist supi – wäre aber überzeugender gewesen, hätte man das an anderen Stellen bewerkstelligt. Z. B. an einer Maske, die dafür sorgt, wenn bei der Kamerarundfahrt, die Haare überhaupt nicht sitzen. Individuelle Kleidung. Ansonsten bei den Videos, die ich gesehen habe, alles wie immer: Ich finde Videos von Helene Fischer nämlich schon immer und immer wieder erstaunlich schlecht. Perspektive, Schnitt – ständig schreit mein visuelles Auge „Macht das um Himmelswillen weg!”. Warum sie, wenn man schon im geografischen Formen spielt, sie nicht in dieser mittig steht; wenn man ihr schon grandiose Lichteffekte gönnt, man diese nicht kameratechnisch einfängt und im Schnitt umsetzt – oder wenigstens mal mit Brennweiten wirklich etwas reißt? Ich verstehe es nicht. Erinnert Ihr Euch an das Video von Atemlos? Das ist belanglos und richtig schlecht, weil extrem billig produziert. Aber offensichtlich werden ihre Videos nicht billig produziert, das konnte man gestern sehen – warum zur Hölle aber sehen die dann immer noch so aus?

Mit ihrer Musik – die sie selbst als Spiegelbild ihrer persönlichen Entwicklung deklariert in den eher belanglos zu nennenden Interviews – holt sie mittlerweile keinen Affen mehr hinter dem Ofen hervor. Es gibt ein bisschen mehr – auch im Schlageralltag – als körperliche Anziehung meist in irgendwelcher erzählen Clubszenerie, das ewige Dauerthema in ihren Liedern. Atemlos tausend Mal reloaded. Dabei lassen die Texte mittlerweile vermuten als wäre es mit dem Grundvokabular der TextschreiberInnen nicht sonderlich weit her. Der Vokabelgrundstock wird ständig wiederholt. Allzu häufig hört man die gleichen Synthi- und Basesounds in unterschiedlichen Liedern immer und immer wieder. Da hat sich jemand womöglich privat weiter entwickelt, musikalisch scheint sie (oder wer immer für ihre Songs jetzt verantwortlich ist) nicht den gleichen Weg gegangen zu sein. Und das Schreistück mit Fonsibär, das tat mir eher weh in den Ohren. Gruselig.

Schade eigentlich. Ich jedenfalls war nach Lied fünf draußen. Ich werde aber auch nichts versäumt haben. Und ihre Fans fressen nach ihrer Auszeit sowieso alles, was sie ihnen präsentieren wird. Nur: Ich hätte sie da für künstlerisch cleverer gehalten.

2021-09-14

Susumaniello di Masseria Li Veli

Was für ein Wein!!!
Von Susumaniello hatte ich bis letzte Woche noch nie etwas gehört. Dann durfte ich an einem Online-Tasting, organsiert von der Italienischen Handelskammer für Deutschland (ITKAM) teilnehmen, die im Rahmen der Aktion „True Italian Taste” gemeinsam mit kompetenten italienischen Lebensmittelhändlern hier in Deutschland aktiv gegen das unschöne Phänomen „Sounding Italian” angeht. Also gegen den Missbrauch der Marke „Made in Italian” vorgeht, von (meist) Lebensmitteln, die sugerieren ein original italienisches Produkt zu sein, obwohl weder Rezeptur noch die Zutaten von qualitativ hochwertig arbeitenden Produzenten aus Italien stammen.

In Kooperation mit Lettinis, dem italienischen Online-Shop, der sehr engagiert hervorragende italienische Delikatessen auf Eure Tische bringt (Düsseldorfer kennen deren Ladengeschäft), die wirklich garantiert in Italien mit wundervollen italienischen Erzeugnissen der Landwirtschaft hergestellt worden sind. Lettinis haben uns auch bei dem letzten Tasting – für das mit dem schönen Titel „Virtuelle Genusssreise durch ein unbekanntes Italien – Apulien” eingeladen wurde – mit einem Paket voller fantastischer apulischer Lebensmittel, wie Friselle, handgeschälte (!) Tomaten, Olivenöl, Mandeln beglückt. „Ci verdiamo in Puglia!” (Wir sehen uns in Apulien!) Ich werde über dieses „Friselliamo” und die anderen Tastings später noch ausführlicher berichten. Zunächst muss ich über meine frisch erblühte Liebe zu diesem Wein schreiben!

Susumaniello – diese Rebe war so gut wie ausgestorben, ihr Ursprung liegt wohl in Damatien, fand ihren Weg nach Apulien und war dort lange Zeit beheimatet. Allerdings wurde sie viele Jahre von den Winzern vernachlässigt, denn sie hat ein Manko, das sie betriebwirtschaftlich unattraktiver machte: Die Rebe trägt zu Beginn viel und satt Trauben, aber nach zehn Jahren wird ihr Ertrag immer weniger. Wenn man weiß, wie lange Reben brauchen, um für Ertrag roß genug zu sein, versteht man, warum die Susumaniello die Herzen der Winzer nicht wirklich glücklich stimmte. Bekannt ist der Susumaniello auch als „Eselwein”, weil die Reben in jungen Jahren so viel Trauben tragen, wie nur noch ein Esel tragen kann.

Heute, da apulische Weine einen immer größeren Stellenwert auf dem internationalen Markt erhalten, was natürlich das Selbstbewusstsein der Winzer stärkt, widmen immer mehr Winzer im Salento, vor allem rund um die Gegend von Brindisi, ihre Anbauflächen, Geduld und Arbeit wieder vermehrt dieser alten Traube.

Und zu Recht! Ich durfte einen Askos Susumaniello der Masseria Li Veli aus dem Jahr 2020 probieren. Wir wurden angehalten, den Wein unbedingt eine Stunde vorher zu öffnen und atmen zu lassen. Der Wein liebt große, gerne bauchige Rotweingläser um seinen vollen Geschmack zu entfalten. Gärung im Stahltank, dann neun Monate auf dem großen französischen Barrique (250/500 Liter) gelagert.

Ins Glas fließt ein Wein mit viel Schwere, er malt wunderschön ölige Kirchenfenster an die Glaswände und trägt das dunkelste Rubinrot, das ich jemals an einem Wein gesehen habe. Im Prinzip ist er schwarz. Wunderschön anzusehen, er macht viel Spaß im Glas bespielt zu werden … und dann der Geschmack!

Er hat eine hohe Säure, die aber zu keinem Zeitpunkt unangenehm wirkt, weil sie gleichfalls fruchtig schmeckt. Er lässt dunkle Schokolade ahnen, reife Sauer- und Amarenakirsche, Beeren aus dem tiefen Wald: Brombeere und Blaubeere. Ein bisschen Lakritze klingt an. Sein Geschmack wirkt auf keiner Ebene überdimensioniert, ist fein ausgewogen und sein Nachklang dominiert überhaupt nicht. Und er schmeckt – obwohl ich ihn als durchus schweren Wein bezeichnen würde – sehr frisch! Also ich, die im Sommer Rotweine schnell aufdringlich findet, finde ihn sehr gut trinkbar bei heißeren Temperaturen – und das will etwas heißen. Dieser Susumaniello kommt mit 14% Vol. und sein beste Trinktemperatur sind niedrige 12 Grad. Bei Lettini kostet eine 750ml Flasche € 16,50.

Ein ganz wundervoller Wein, den ich Euch wirklich sehr empfehlen möchte! Ich bin sehr froh, kurz vor meiner Abreise nach Apulien, diesem Wein, dieser Traube noch begegnet zu sein – und bin sicher: In diesem Jahr trinke ich vor Ort viel Susumaniello und vielleicht etwas weniger Primitivo bzw. Negroamaro. Hoffentlich findet mein Weg zur Masseria Li Veli, denn ich bin auch sehr gespannt auf den Rosé aus der Traube des Susumaniello!

MASSERIA LI VELI
S.P. Cellino-Campi, Km 1
72020 Cellino S. Marco (BR)
Puglia - Italia

Lettinis
Jahnstraße 36
40215 Düsseldorf
Web: https://www.lettinis.de

2021-09-05

Prokrastinationstipp

Wenn man in der Warteschlange im Online-Chat von ryanair wartet, kann man …

• thailändische Erdnusssauce machen
• eine E-Mail tippen
• den Geschirrspüler ausräumen
• ein paar Wiener heiß machen
• ein paar Wiener essen
• den Geschirrspüler einräumen
• Shiina Abendbrot machen
• mit Shiina spielen
• komische Listentweets auf Twitter tippen und irgendwann posten
• die Balkonblumen gießen
• hierfür zwei Mal die 10 Liter Kanne auffüllen
• das Bett beziehen
• auf Instagram surfen
• die Teriyaki-Sauce für die Hähnchenspieße zusammen kippen

… ab Warteschlangenposition 136. Jetzt aber hänge ich seit zehn Minuten bei Nr. 44 und ahne Übles. Entweder ist der Service-Mitarbeiter eine rauchen, auf der Toilette, in der Mittagspause, hat Feierabend, das Callcenter bedient ab Punkt 18 Uhr niemanden mehr.

Oh. 43.

Nee, so wie sich das jetzt verzögert, hat vermutlich die prügelnde Vorarbeiter:In Schichtende, jetzt kann man wieder etwas trödeln.

39. Langsam bin ich aufgeregt.

Schlussendlich bin ich in einem Alter in dem ich ab jetzt 39 Mal vergessen habe, was ich eigentlich wollte, wenn ich dran komme.

Vielleicht noch mal schnell für kleine Königstiger:Innen gehen?

Mittlerweile hat ryanair natürlich meine Session auf der Homepage beendet und meldet im LogIn-Fenster, dass die Seite zur Zeit generell down sei.

Ich bin ziemlich entzückt, mit so viel Entertainment hätte ich an einem frühen Samstagabend gar nicht gerechnet.

Ob ich noch schnell einen Kuchen backe?

Oder die Pulle Rotwein aufmachen?

Der Buddenbohm hätte in der Zeit schon wieder fünf Bücher ausgelesen.

Und die Frau PR_Doktor einen Pulli gestrickt.

Position 28, gefühlt habe ich mittlerweile YouTube leer geguckt.

Immerhin auch ein Video von Apulien – vom Roca Vecchia (oller Wehrturm) auf FB angesehen. Da möchte ich nämlich hinfliegen – wäre nicht mein Ticket nach meinem Versuch einzuschecken und Trilliarden Covid-Dokumente hochzuladen aus dem Dashboard plötzlich verschwunden.

Immer noch Position 28.

Man kann von einer #ryanair-Warteschleifenposition bis zur nächsten so viel erreichen im Leben!

In der Warteschleife noch ein eine Stunde langes Telefonat mit der Freundin geführt, deren Hund mit einoperierten Goldfäden (was es alles gibt) ein neues schmerzfreies Leben in seinem Hüftleiden führen darf. Jetzt also noch tolle Nachrichten erhalten!

Am Ende des Telefonats mit Blick auf das Smartphone – an Stelle 8 – ausgestiegen, weil die Bordpässe mittlerweile auf dem Smartphone aufgeschlagen sind!

Warteschlangen bei #ryanair sind sehr zu empfehlen – man schafft richtig was weg! Montag mittag hänge ich mich da einfach zum Spaß rein und putze derweil die Fenster.

2021-09-04

Win-Win-Win-Situation

Es gab gerade eben für eine niedliche Katze frische Huhnfetzen.

Wir wollen morgen nachbarschaftlich grillen und ich mach Teriyaki-Spieße mit schneller Erdnusssauce. Dazu wanderten soeben die Holzspieße in kaltes Wassser (das Fleisch geht dann leichter ab.) Und legte die Huhnstreifen in Buttermilch, damit sie schön zart werden.

Hühnerbrust kaufte ich gestern auf dem Markt, € 5,30. Ich orderte dann noch zehn Hühnerherzen.

„Für die Katze?”
„Ja.”

Da griff der Verkäufer in die Hühnerherzen, packte eine Handvoll in die Tüte und meinte …

„Bleibt bei € 5,30!”

Und zugleich entspann sich ein Gespräch über seine beiden Katzen, Mutter und Tochter, die anderen Kinder hätte er in der Familie und bei Nachbarn untergebracht. Die sollen es schließlich sehr gut haben, er hätte da eine Verantwortung. Mehr als zwei Katzen wolle er seiner Frau nicht zumuten, wegen der Sauberkeit. Katzen seien so saubere Tiere. Seine hätten ihn sehr gut erzogen. Eine der Katzen sei neulich in den Garten ausgebüxt, was sie nicht sollen, damit sie sich da draußen in der Welt nicht anstecken und hätte prompt eine Maus gefangen.“

Warum Win-Win-Win-Situation? Shiina hat gewonnen, mein Portemonnaie hat gewonnen, er hat neue Stammkundschaft gewonnen.

2021-09-02

Abba – Voyage

Heute um 18:45 Uhr auf You Tube gibt es ein Abba-Streamevent auf YouTube:

https://www.youtube.com/officialABBA

Ich bin so sehr aufgeregt und empfinde große Liebe!

Anderthalb Stunden, zwei neue Abba-Songs, ein Björn und Benny-Interview später:

Abba wollten zwei neue Songs machen, die sie heute vorgestellt haben und … ZACK! … kommt ein ganzes Album im November. „I Still Have Faith in You” (Leadvoice Annifried) and „Don't Shut Me Down” (Leadvoice Agnetha). Und beiden Songs gehen sofort ins Hirn.

Ich bin gerade sehr glücklich. Wie sehr ich sie vermisste habe, wurde mir bei diesem Livestream bewusst. Was bin ich für ein glücklicher Mensch, dass ich mit deren Musik in Echtzeit groß werden durfte. Ich war in den 70iger auf ihrem Konzert in Berlin – ich möchte nicht wissen, was meine Mama angestellt hatte, dass sie mir diese Karte schenken konnte.

Stundenlange Nachmittagsgesänge mit den Freundinnen bei uns zu Hause. Karaokesingen als es das Wort hierzulande noch gar nicht gab, die Mikrofone waren Eddingstife. Ich war Annifried, meine Freundin Andrea Agnetha, manchmal war auch Vivan Agnetha. Agnetha wollten alle sein, Annifried nicht so. Ich war immer sehr glücklich mit Annifried! Und mir ging es eben beim ersten Mal „I Still Have Faith In You” hoch und runter, diese wundervolle vielschichte immer warme Stimme.

So lange waren sie weg – und nun sind sie doch wieder da!

Ja, das ist ein so wundervoller Tag heute!

2021-08-24

Sing Sang Sung

Okay, anscheinender Twitter-Internet-Aufreger des Tages: Eine Partei hat sich erdreistet zu singen. Ich habe es nicht gesehen, noch gehört. Ich weiß nur, welche Partei es sein soll und bin froh, dass sie es ist und nicht die hässliche faschistoide Partei.

Ich möchte mich aber zum Gesang generell einmal äußern: Ich finde singen gut. Hätten wir während der Pandemie uns alle treffen und zusammen singen dürfen, wären wir mental womöglich viel besser durch diese Zeit gekommen. Mir geht das Herz auf, wenn mir Kinder begeistert Elsa-Songs vorsingen. Ich liebe es, wenn mir auf Berlins Straßen Radfahrer lauthals Lieder vorsingen. (Erstaunlich oft mit tollen Stimmen.) Ich singe für mein Leben gerne olle deutsche Volkslieder (so ich sie noch kann) mit weniger toller Stimme. Ich fand es schon als Kind sehr befriedigend auf Wanderungen zu singen. (Heute geht's so, weil ich schon von der Naturfotografie abgelenkt bin, da ist leise sein die klügere Verhaltensweise.)

Wenn mir in diesem unsäglich langweiligen furzkonservativen – mich, immerhin Generation 1965 – genau gar nicht ansprechender Wahlkampf eine Partei mir etwas singend mitteilen möchte, dann ist mir das tausend Male lieber als ein Ministerpräsidentendepp, der mitten in der Pandemie immer noch ohne Maske in geschlossenen Räumen herumläuft (und die Kinder seines Bundeslandes in gesundheitliche Risiken entsendet, weil ihm das egal ist, denn er ist ja geimpft.)

Gesang hat Charme, dazu muss er nicht immer schön sein. Ich gehe manchmal in Kirchen, nicht um zu beten aber um zu singen. Nirgendwo kann man schöner gegebenenfalls auch mal falsch singen.

Ich habe im klinischen Umfeld so oft erlebt, dass Mitmenschen, wenn einmal gesungen werden sollte, sich mit verschränkten Armen hingesetzt haben, bockig bis zum Abwinken und partout nicht mitsingen wollten und so taten, als würde man sie dazu prügeln wollen. (Völlig absurd in diesem Umfeld.) Oder Krisen andeuteten, nur wenn man ein deutsches Weihnachtslied singen wollte (und wir haben so wunderschöne deutsche Weihnachtslieder.) Im späteren Verlauf dieser gesellschaftlichen Ereignisse spreizten sich dann immer die Gruppen in zwei Hälften: In die mit fröhlicher Laune, die gesungen haben und in die miesepetrigen Nichtsinger, die sich noch Stunden später darüber erregen konnten, überhaupt zum Singen aufgefordert worden zu sein.

In meinem Erleben ist das Singen ein das Leben schöner machender Faktor. Würde vor allem wir Deutschen viel mehr singen, würden wir nicht mehr so viel meckern. Würden wir nicht immer darüber meckern, wenn andere singen oder darüber wie andere singen, könnten wir selber mehr singen und wären fröhlicher. Wer partout nicht singen will, könnte wenigstens pfeifen.

Singen ist ist unfassbar therapeutisch. Ein singendes Land – wie z. B. Italien – scheint mir sehr viel mehr Freude im Leben zu haben – und sie zu zeigen. Singen ist Atemtherapie! Davon profitiert jeder, denn das ist gut, das macht stark, gesund und stimmt einfach froh.

Ich bin immer für das laienhafte Singen. Ich singe sicherlich nicht besonders toll, dafür gerne. Ganz besonders alle Abba-Songs. Und ja, ich bin die Generation, deren Omas Walter Scheel angehimmelt haben.

2021-08-23

Schlechte Techniksterne

Irgendwie habe ich gerade einen Lauf, einen schlechten. Man kennt das, ein Gerät zerstört sich nie alleine oder so ähnlich. Geräte spielen immer Kaputtdomino. Sonst macht es keinen Spaß.

Es fing alles damit an, dass ich meinem Nachbarn ein gebrauchtes iPhone 7 abkaufte. In Schweinchenrosa. Aber die Farbe ist mir egal, ich packe das eh in eine sehr robuste Hülle. Und nicht, dass ich mit meinem 6er (Danke Ute!) je unzufrieden gewesen wäre. Aber ich merke eben, dass es technisch nicht mehr wirklich bei Software-Updates berücksichtigt wird. Die Momente in denen ich mit dem iPhone nicht mehr weiterkomme, häufen sich. Zum Beispiel monatelang nicht die Covid-Warn-App benutzen zu können, fand ich schwer auszuhalten. Das muss ich schon zugeben.

Der sehr nette Nachbar machte mir einen sehr sehr fairen Preis (für ein 128 GB-Gerät), ich investierte in einen neuen originalen Akku (solange es sie noch gibt) und stellte irgendwann fest, dass ich mit dem Gerät gar nicht telefonieren konnte. (Okay, ich telefoniere auch wirklich selten mittlerweile.) Erst einmal die Sim-Karte gewechselt, dann war es doch der IC-Chip. Den noch halbwegs günstig über Saturn repariert, da hatte sich der, wie gesagt, sehr nette Nachbar drum gekümmert. (Die machen übrigens, wie wohl auch Media Markt, diese IC-Chip-Kulanzregelungen, die Apple sich weigert durchzuführen für eine deutlich geringere monetäre Gegenleistung als Apple.) Nun klappt das zwar mit dem Telefonieren wieder aber die Anrufer sind sehr weit weg. Und die Kamera … naja, also entweder hat diese hier eine Macke in dem Smartphone oder sie ist wirklich grottenschlecht, was wohl generell über das iPhone 7 berichtet wird, was ich aber vorher nicht so auf dem Plan hatte. Also nicht SO! Beziehungsweise mir einfach nicht vorstellen konnte, dass Apple ein iPhone mit Kamera rausbringt, die schlichtweg schlechter ist als vom Vorgängermodell.

Kamera ist mir mittlerweile das Wichtigste an so einem Smartphone. Nun … keine Ahnung, jedenfalls bin ich mit dem Teil nicht glücklich. Da hilft auch nicht, dass es deutlich flinker unterwegs ist mit allem und zumindest das nächste neue System noch darauf laufen soll. Das ist irgendwie schade, ich hatte es mir anders vorgestellt. Da hilft dann auch irgendwie nicht die Erkenntnis, dass das iPhone 7 mit einem neuen mittelerweile alten Bildformat kommt, das meine olle Adobe Bridge auf meinem – nun auch nicht mehr ganz frischen – Rechner nicht erkennen möchte auf den ersten Klick. Ich bin's so sehr müde …

Anfang der Woche schreibt jemand in meiner Twitter-Timeline, dass die externe Tastatur von dem PC kaputt gegangen ist. Ich denke noch so bei mir: „Ja, kenne ich. Ist wirklich Mist!”

Ich gehe aus dem Haus. Ich komme nach Hause, die komplette untere Reihe meiner Apple-Tastatur versagt ihren Dienst. Einfach so. Dass Apple-Tastaturen kaum noch länger als zwei Jahre halten, bin ich mittlerweile gewohnt. Aber früher haben sie das wenigstens angekündigt, weil ein Buchstabenkey erst einmal nicht mehr funktionieren wollte. Und ich habe wirklich nichts in die Tastatur gekippt!

An dieser Stelle herzlichen Dank, lieber H.-P. für die großzügige, super schnelle Tastatur-Aushilfe über die Amazon-Wunschliste. Das war toll und sehr hilfreich – und erleichernd. Ich habe mich wirklich gefreut über die Mithilfe! Ganz doller Knuddler dafür!°

Vor wenigen Monaten habe ich mir meinen allerersten Schnellkochtopf in meinem Leben gegönnt. Angebot beim Discounter. Ich habe den Topf gekauft, wieder zurück gebracht. Weil ich doch dachte, brauche ich vielleicht doch nicht, kann ich mir eigentlich nicht leisten … So ist das halt bei Leuten wie mir, man kauft eben nicht leichtfertig. Dann habe ich ihn noch einmal gekauft, schlussendlich schwärmen doch viele Menschen in meinem Umfeld von der Methode und ja, man spart schlicht ordentlich Energie mit dem Ding. Und Zeit. Und dieses ganze Gedampfe ist so aufregend!

Nun hatte ich ihn, habe ihn liebevoll bewundert und auch benutzt und war z. B. von gedämpften Gemüse (alleine dafür schon sollte jeder eine haben), der Hühnersuppe sehr begeistert. Und ich habe ihn nach dem Kochen immer schön brav zusammengestellt, wie man das mit neuen Dingen so macht. Das dazugehörige Dampfsieb wieder in die dazugehörte Tüte getan, damit nichts zerkratzt im Topf (ja, dämlich), Bedienungsanleitung darin. Und dann auf dem Herd so stehen lassen bis zur nächsten Hühnersuppe. Noch nicht weggeräumt, weil er so schön ist. So neu aussieht. Wollte ihn angucken können, weil doch: Freude.
Donnerstag habe ich etwas gekocht und anstatt dass ich den Herd ausschalte, habe ich versehentlich die Platte hochgeschaltet auf dem der Schnellkochtopf stand und wenn so ein Schnellkochtopf dicht verschlossen ist, riecht man das schmelzende Plastik sehr sehr spät. Der ganze Topf ist nun also verschmolzen mit der Plastiktüte, dto. das Sieb …
… und die Bedienungsanleitung trägt ebenso ein formidables Plastikräucherparfum.
Nein, da ist nichts mehr zu machen. Also nichts, was nicht massiv gesundheitsschädlich wäre. Und dann wird man trotzdem nie mehr den Geruch/Geschmack rausbekommen. Der ist selbst in den Deckel gezogen. Fasst man das Teil an, hat man den Geruch die nächsten 24h am Finger. Der Topf kann in den Müll. Ich habe Donnerstag sehr geheult. Aber das ist offensichtlich mein Lebenscredo. Wenn ich mir etwas einmal selber leiste, muss ich es umgehend entweder (versehentlich) kaputt machen oder ganz zerstören. Irgendwie darf ich mich nie an etwas lange erfreuen. Ich gebe zu, so was kann mir tatsächlich immer noch den Boden unter den Füßen wegziehen und mich in echte tiefe Krisen stürzen, diese Momene sind für mich Nahrungsergänzungsmittel für die mitlebende Krankheit.

War wirklich doof aber nun geht es wieder. Aber die schlechte technische Phase darf dann jetzt bitte, bitte wieder aufhören. Wirklich bitte! (Danke!)

Und zum Dank, weil Ihr mein Genöle so brav bis hierhin ausgehalten habt, jetzt wenigstens eine niedliche Shiina als Foto!

2021-08-22

Acaya in Apulien

Als mich Carmen Mancarella im vergangenen Herbst (2020) nach Apulien einlud und ich in dem Sommerappartement ihrer Familie in San Foca nächtigen durfte, hatte ich nicht nur reizenden Familienanschluss in der Familie meiner Freundin, sie zeigte mir auch mit mehr Ruhe und Muße die Ecken in Apulien, die sie selber so besonders liebt in ihrer Heimat. Plätze, die natürlich auf den Pressereisen nicht einfach zu besuchen sind.
Eine ganze besondere Perle unter den vielen kleineren Orten in Apulien, die alle ihre Besonderheiten aufweisen, ist Acaya – die Lieblingsstadt von Carmen. Und ja, Acaya ist sehr einzigartig und … entzückend. Die Stadt liegt in der Provinz Lecce, ca. zwölf Kilometer von der gleichnamigen Provinzhauptstadt entfernt.
Das Herz dieser Stadt selbst wurde in besonderer Architektur im 16. Jahrhundert gestaltet – alle Straßen verlaufen parallel, sind gerade in Quadraten angelegt. Das – zugegeben kleine – Zentrum besteht aus sechs Straßen, die von Norden nach Süden mit einer Breite von ca. vier Metern verlaufen und gleich lang sind und drei Straßen, die im rechten Winkel von Ost nach West laufen. Die Abstände zwischen den Parallelstraßen betragen, bis auf eine Ausnahme, immer 17 Meter.
So verlaufen alle Straße orthogonal, also rechtwinklig. Das ist schon sehr beeindruckend. Grund dieser besonderen Aufbauweise liegt wohl in Verteidigungszwecken aber auch wollte man den Einwohnern den Alltag mit dieser geographischen Klarheit erleichtern.Die Straßen von Acaya sind selbst schnell erlaufen, aber locken mit lauter kleinen Besonderheiten und zahlreichen Fotomotiven.
Genügend Aufmerksamkeit sollte man den Sehenswürdigkeiten der Stadt schenken: Das Castello di Acaya (1506) steht außerhalb südwestlich vom Zentrum – neben dem beeindruckenden Tor, dass zum Zugang von Castello und in die Stadt führt.
Im Stadtkern ist die Chiesa die Santa Maria della Neve zu besichtigen, eine kleine Kirche deren Geschichte wohl bis ins späte 13. Jahrhundert zurück reicht.
So, wie sie heute besichtigt werden kann, ist sie um 1865 erbaut worden. Wir waren selber nicht drinnen, auch Acaya war im letzten Herbst, durch das Virus bedingt, etwas runtergefahren. Aber sie soll im Gegensatz zu ihrer zurück genommenen einfachen Außenfassade im Innern besonders farbenfroh und prächtig gestaltet sein.
Mehr Zeit haben wir dem Castello di Acaya gewidmet – und das ist wirklich einzigartig von außen und von innen zu betrachten. Umschlossen von einem großen Burggraben, beeindrucken die dicken hohen Mauern, die im Trapez mit zwei Türmen angeordnet sind. Denoch wirkt das Castello erstaunlich kompakt.
Es gibt einen einzigen Zugang zur Burg über eine kleine Brücke. Ganz erschlossen ist das gesamte Gebiet rund um das Castello heute noch nicht, es finden weiterhin archäologische Ausgrabungen statt.

Die letzten Gebeine, die man bei Ausgrabungen 2001 aufrecht stehend gefunden hatte, sind Soldaten zugewiesen worden, die wohl um 1200 bis 1300 bei einer Schlacht ihr Leben verloren hatten und gemeinsam beerdigt wurden. Zu dieser Zeit war das Gebiet von Acaya noch als Segine bekannt.
Im Castello, das um 1506 von dem Ritter Alfonso d’Acaya in Auftrag gegeben wurde und dessen Ausbau von seinem Sohn Gian Ciacomo dell’Acaya bis zu seinem Tod 1570 fort geführt wurde, ist eine Dauerausstellung zu den archäologischen Ausgrabungen rund um Rocia Vechia zu sehen.
In der Hauptsaison finden immer wieder Wechselaustellungen zu zeitgenössischer Kunst statt. Der Eintritt kostet im € 5,— für Erwachsene, € 3,— für Gruppen/Studenten, Menschen mit Behinderungen haben gratis Zutritt. Außerhalb der Saison sollte man die Öffnungszeiten beachten. Wir besichtigten etwas unter Zeitdruck, denn das Castello schließt über die Mittagszeit. Aber ich fand es sehr beeindruckend – zumal außerhalb der Saison wir uns beinahe alleine in den Räumen befunden haben.

Wer die Mittagszeit in Acaya für ein Mittagessen nutzen möchte, die Trattoria Acaya am zetralen Platz macht einen sehr gemütlichen Eindruck. Und wenn ich mir die Fotos im Internet so ansehe, scheinen sie glücklich machende typische apulische Spezialitäten zu servieren.

Ich habe unseren Ausflug in Acay sehr genossen, der Spaziergang durch die aufgrund ihrer besonderen Anlagen so aufgeräumt wirkenden kleinen Gasssen, die Blicke über die Gartenamuern …
… gerade zur Mittagszeit war es im September unglaublich ruhig dort, eine angenehme Abwechslung zum sonstigen durchaus lauten italienischen Leben.

2021-08-20

Impfempfehlungen der Stiko

„Die Stiko sei in der Covid-Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ab einem Alter von 12 Jahren vor der Politik eingeknickt”, hört man derzeit von (nicht nur) impfkritischen Stimmen.

Nö! Ich erlaube mir das zu bezweifeln: Die Stiko besteht aus ehrenamtlich (also unabhängig) arbeitenden Wissenschaftlern, denen ist schnurz, was diese Politiker treiben im Super-Wahljahr hinsichtlich des Impfgeschehens. Die Stiko interessiert auch nicht, was ca. 65 Millionen frische deutsche Impfexperten so von ihr denken in einer Pandemie.

Die machen einfach ihren Job, recherchieren Studien (so vorhanden) und wenn die Studienlage eine wissenschaftlich fundierte Analyse zulässt und diese Analyse unter dem Strich dann eine Impfempfehlung oder auch keine Impfempfehlung zulässt, dann sprechen sie diese aus. Oder eben auch nicht. Zumal sie wissen, dass das, was sie analysieren, jederzeit nicht umgesetzt werden muss in unserem Gesundheitssystem. Die Macht haben sie nicht, daher nimmt sich die Stiko durchaus die Zeit, dann erst zu arbeiten, wenn ausreichend sauberes – also verwertbares – Studienmaterial vorliegt. Und vorher empfehlen sie einfach keine Impfung. Was andere Wissenschaftler in anderen gesellschaftlichen Insstitutionen (und möglicherweise abhängigeren Systemen) weltweit dabei entscheiden, interessiert die Stiko nicht. Die Stiko arbeitet deutlich sauberer als ihr die Menschen in diesem Land ständig unterstellen möchten. Und so eine Ausarbeitung wie dieses Bulletin erfordert a) verwertbares Studienmaterial b) Zeit c) viel Arbeit

2021-08-19

Pistacchio Street Food Festival

In Pistazien kann ich mich reinlegen! Ob natürlich, ob salzig oder süß in den köstlichen orientalischen Gebäckarten. Und natürlich Gelato al Pistachio!!! Das ist mein persönliches „must have”-Eis!

Ich werde nie den Moment vergessen als ich bei meiner ersten Reise nach Apulien im Nationalpark – als wir nahe bei Ostuni eine Grotte besuchten mit der Fundstelle des ältesten Skeletts einer Mutter mit Fötus im Bauch – eben vor dieser Höhle ein riesiger und ebenfalls uralter Pistazienbaum stand, der mich deutlich tiefer beeindruckte als der archäologische Fund. Man sieht halt selten Pistazienbäume in einer solchen Größe, gerade für die professionelle Erne werden sie wohl mittlerweile eher als Strauch gezüchtet.

Vor Jahren gab es beim Holländer (Pflanzenmarkt) im Angebot eine Pistazienpflanze. Seitdem bin ich stolze Besitzerin! Angeblich, hieß es, würde man für diese keine zweite Pflanze benötigen für die Fruchtfolge … hm, keine Ahnung, bisher hatte meine noch nie geblüht, noch Früchte getragen. Aber ich halte sie auf meinem Balkon sehr in Ehren, hole sie bei Minusemperaturen immer als erste Pflanze rein. Und sie wächst fröhlich, wenn auch langsam vor sich hin. Ich habe daher so eine Ahnung wie wirklich sehr sehr alt der Baum in Ostuni sein muss! Und bin tägllich sehr entzückt darüber, eine Pistazie auf dem Balkon zu haben. Irgendwann finde ich vielleicht eine zweite Pflanze (es gab in diesem Jahr wieder welche beim Holländer aber mit 35 Euro über meinem Budget), vielleicht klappt es dann mit den Fruchständen? Jedenfalls bin ich sehr glücklich als Pistazienstrauch-Besitzerin, sie erinnert mich immer an den Baum in der Nähe von Ostuni.

Pistazien sind mit Abstand meine Lieblingsschalenfrucht. Gestern gab es in Stadt Land Kultur auf arte einen Beitrag über den Iran und seine Pistazien zu sehen. Man sieht in dem Beitrag glückliche Menschen, die Pistazien anbauen, verarbeiten und genießen. Das ist der Spirit der Pistazie!

Ist es also ein Wunder, dass ich mich wahnsinnig freue auf Berlins erstes Pistachio Street Food Festival? Es wird wieder organisiert von Sara Tovatelli und Andrea D’Addio, die mit ihrer Agentur uns nun schon seit Jahren immer wieder viel Freude mit den vielen verschiedenen Italian Food Festivals rund um die italienische Küche beglücken.
Dieses Mal feiern wir also in Berlin die Pistazie – und somit wird erstmals auch kein reines Italian Street Food geben, es wird viel internationaler! Wir werden auch Pistazienspezialitäten der türkischen und persischen Küche und vieler anderer Länder genießen dürfen. Und selbstverständlich auch aus der italienischen Hochburg der Pistazie: das grüne Gold von Sizilien – aus Bonte! Insgesamt 15 Food Trucks servieren mit von und an der Pistazie: Arancini, Empanadas, Pizza, Panzerotti, Rindersteak, Thunfisch im Mantel, Tiramisù, Cannoli, Ceviche, Baklava, Oktopus-Burger, Eis, Granita!! Burritos by Gianfranco, über Eiscreme von Duo Sicilian Ice Cream zu Kuchen von Gaia, bis zur Pasta von Paisà und und und …

Wie immer gibt es auch einen Instagram-Fotowettbewerb, der Preis ist ein 50 Euro Gutschein im Duo Sicilian Food Shop (Pistaziencremen, -pestos und -pasten)! Und es gelten wie immer die aktuellen Covid-Regeln in der Stadt, also derzeit Geipmft/Getestet/Genesen – und zwischen den Ständen ist das Maskentragen Pflicht.

Wann? Samstag 28. und Sonntag 29. August von 11 bis 22 Uhr
Wo? Jules B-Part - Luckenwalder Str. 6b, 10963 Berlin (U1, U2, U3 Gleisdreieck)
Eintritt? 3 Euro, Kinder unter 12 Jahren haben freien Eintritt
Funfact: Wer komplett (bis auf die Schuhe) in Grün gekleidet kommt, erhält freien Eintritt.

Save the Pistachhio-date!

2021-08-17

Afghanistan

Was mich umtreibt, ich höre ein Telefonat mit einem Afghanen, der mit den deutschen Streitkräften gearbeitet hatte und für diese vor Ort vier Sicherheitshäuser leitete in denen Helfer der deutschen Streitkräfte geschützt werden sollten, die mittlerweile aufgegeben wurden von ihm, denn er konnte keine Sicherheit mehr gewährleisten. Musste verhinden, dass die Taliban dort jetzt einfach einmaschieren und sehr leichtes Todesspiel hätten.

Und dieser Mann erklärt auch, dass alle Streitkräfte, die jemals in Afghanistan tätig waren, in den letzten Wochen – zeitgleich mit dem Abzug der eigenen Soldaten – die Afghanen, die ihnen zugearbeitet hatten, ausgeflogen haben.

Die einzige Streitmacht, die es nicht in der verfügbaren Zeit getan hatten, das waren wir, die Deutschen! Kann man sich die Verzweiflung der Menschen vorstellen? Sie haben uns geholfen, dass der Terrorismus der Taliban, keine Plattform mehr finden kann. Und sie sind nun die Verlierer, weil wir, die Deutschen, sie zum Dank hängen lassen? Die meisten, die für die Niederländer, Franzosen u.v.m. sind in Sicherheit gebracht worden – und wir überlassen unsere Helfer sich selbst in Sicherheitshäusern?

Und ja, das sind wir, wir die Deutschen, die das tun. Wir verantworten die aktuelle Regierung, die sich in den letzten Jahren in Nichts besser geübt hatte als im Aussitzen. Wir haben es zugelassen, wir haben wiedergewählt. Wir lassen zu, dass überhaupt diese Regierungsparteien erneut zur Debatte stehen in zweistelligen Prognosen. Wir lassen dieses politische Geschachere im Abgeordnetenhaus zu, nehmen das hin. Sind zwar entsetzt, lassen sie aber weiter machen. Wählen dieses Gesocks wieder und wieder.

Das geht uns alle an! Das, was hier regierungsseitig versäumt wurde, das wird auf uns als Land zurückfallen! Die aktuelle Regierung schädigt unser Außenbild als Deutsche in der Weltgeschichte in einem Maße, wie wir es uns nicht erlauben können. Und ich fürchte, vielen Menschen ist gar nicht klar, was das bedeutet für unsere Zukunft! Denn all das, mit dem wir uns sonst nach Außen verkaufen konnten als relevante Staatsmacht, trägt längst keine Relevanz mehr in den Weltmärkten. Wir können gar nichts mehr. Wir sind zu einem mittelklassigen, rückständigen, unflexiblen und ollen Staatsapparat verkommen. Wir bieten ein bisschen soziale Sicherheit und auch diese nur noch schlecht.

Vor allem aber reichen wir Menschen in Not, die in diese Not geraten sind, weil sie uns zu Diensten waren, nicht einmal mehr in Angesicht einer humanitären und militärischen Katastrophe die Hände.

Und das ist nicht mit „Die Afghanen wollen nicht militärisch kämpfen” zu entschuldigen. Zivilisten sind zu retten. Insbesondere auch dann, wenn sie unsere Partner über Jahrzehnte waren.

Ich schäme mich. Sehr.

2021-07-26

Dankeschön!

Lieber Katzendiätfutterbeauftragter, Shiina guckt zwar nicht ganz so auf dem Foto, hat sich aber wirklich total gefreut über ihr Päckchen am Samstag und fühlt sich futterbedingt jetzt erst einmal sicher!

Und ich habe mich sehr sehr sehr über das wunderschöne Ottolenghi-Kochbuch gefreut.

Was für ein Buch – und welche Freude! Dankeschön für das an uns denken und Freude bringen!

2021-07-23

True Italian Street Food Festival

Wer sich wieder unter Menschen traut, sollte sich dieses Event an diesem Wochenende (24.-25.07.2021) in Berlin wirklich nicht entgehen lassen. Zwei Tage lang gastiert das True Italian Street Food Festival am OstHafen im Friedrichshain.

Zum dritten Mal haben wir die Chance Italien in Berlin an der Spree zu erleben – mit den allerfeinsten italienischen Geschmackserlebnisssen, die man auf die Hand genießen kann. Originaler Geschmack, nix Pizza mit Ananans! Arancini, Panzerotti (denen bin ich so verfallen!), Rustici, Pasta, Bruscetta, Octopus-Burger, Scampi-Spieße, Porchetta, Cafè und natürlich Gelato und Canolli und viel viel mehr Köstlichkeiten aus der gesamten italienischen Küche vom Norden bis in den Süden, unverfälscht in hervorragender Qualität serviert. Eine grandiose Appetit machende Vorschau auf all die Kösstlichkeiten findet Ihr auf dem Instagram-Account von True Italian Food! Sieht das nicht alles super gut aus?

Übrigens kann man bargeldlos bezahlen – die üblichen Covid19-Veranstaltungsregeln müssen eingehalten werden, also entweder vollständiger Impfnachweis, aktueller negativer Test (ein Testzentrum steht vor dem Eingang), Registration per App und das Tragen von FFP2-Masken zwischen den Ständen auf dem Gelände sind auch zu tragen. Dafür gibt es dann wieder auf Instagram beim True Italian-Account einen netten Fotowettbewerb, zu gewinnen ist ein Aufenthalt im Grand Hotel Wagner***** in Palermo für zwei Personen und drei Nächte. Palermo gilt als die Hauptstadt des italienischen Street Foods.

Die Tore zum True Italien Street Food Festival, auf dem Euch 15 italienische Restaurants bzw. Food Trucks verwöhnen möchten, öffnen um 11:00 Uhr morgens und schließen um 22:00 Uhr am Abend.

Dazwischen gönnt Ihr Euch ein bisschen italienischen Urlaub an der Spree und im Hauptstädtchen – das Wetter soll dementsprechend werden! Genießt es einfach – wir haben es uns soooo verdient!

2021-07-07

Bin geschröpft worden

Weil es mir gerade so dermaßen gut geht (vor allem seit den Impfungen) meine Schmerzsymptomatik betreffend, haben der Physiotherapeut und ich beschlossen, dass ich jetzt erst einmal nur noch einmal in der Woche zur manuellen Therapie gehe. Ich werte es als sehr großen Erfolg unserer gemeinsamen aber auch meiner eigenen Arbeit am Körper. Die Gerätekrankengymnastik (in einer anderen Physiopraxis) zwei Mal die Woche behalte ich natürlich bei. Es ist bekannt, dass bei der Fibromyalgie Sport, soweit irgendwie möglich, das Heilmittel allererster Wahl ist. Und ich bin seit nun gut einem halben Jahr Gerätetraining wirklich gut dabei und fühle mich körperlich sehr gut, die allermeiste Zeit. Das war mit eine der besten Entscheidungen von mir, trotz der Corona-Schließungen im Sportsegment zu sagen, ich brauche das, egal wie und ich mir dieses Physiotherapiestudio gesucht hatte, die Fitnesstraining an Geräten dennoch anbieten konnten.

Es gibt da ein Schultersyndrom, das wohl demnächst dann doch operiert werden wird. Aber das ist eine andere Baustelle.

Letzte Woche hatte mich der großartige Physiotherapeut geschröpft. Nicht mit üblichem asiatischen vorher heiß machen-Gedöns, sondern einfach die Glocken mit Vakkum angesaugt und mich dann so 20 Minuten liegen lassen. Das ist am Anfang so richtig angenehm gar nicht – also besser geschrieben: Es ist nicht so angenehm, wie ich es mir vorgestellt hatte. Aber ich hatte in dieser Woche wirklich keine Schmerzen, weder im Schulterbereich (da quälte es die letzte Zeit doch sehr), noch die üblichen Verspannungen und wo es mich sonst so immer mal wieder zwickt.

Schröpfen ist ein traditionsreiches Heilverfahren aus der traditionellen Chinesischen Meidzin (TCM), das gegen Verspannungen und Schmerzen angewendet wird. Ein Verfahren der Ausleitungstherapie. In der Anwendung werden Gläser auf die Haut gesetzt, und mit einer Pumpe ein Unterdruck generiert, der kann sanft bis sehr stark gesteuert werden. Dadurch strömt verstärkt Blut in den geschröpften Bereich und sorgt für eine intensivere Durchblutung. Für diese Therapie gibt es keine nachgewiesene Evidenz (keine Ahnung, ob es überhaupt jemals richtig konsequent untersucht wurde). Wobei ich finde, dass sich das physisch von selbst erklärt. Schwellstrom ist nichts anderes: Setze einen Reiz und der Körper gibt dir eine Antwort.

Aber mein Physiotherapeut selber war total überrascht, wie entspannt und weich sich meine Rückenmuskulatur heute anfühlte, die sich letzte Woche deutlich anders noch bearbeiten ließ. Er ist dieser Typ Physiotherapeut, der nur auf den Rücken gucken muss und direkt weiß, wo es zwickt, ohne dass man etwas sagen muss. Schlicht ein begandetes Talent in seinem Job. Somit waren wir sehr angetan vom ersten Resultat des Schröpfens und haben heute noch einmal eine Session dran gelegt, dieses Mal weiter nach unten bis auf den Po. Und danach noch einmal entspanntes Abhängen für 20 Minuten auf der pieksenden Akkupressurmatte.

Mein Rücken sieht jetzt zwar aus wie misshandelt (kurz vor dem Bikini-Urlaub sollte man vielleicht wirklich keine Saugglocken in Anspruch nehmen) – aber es fühlt sich einfach sehr sehr gut, sehr befreit an.

2021-07-06

Einladung bei Königs

Wenn Euch die schicke Máxima und der fröhliche Willi heute zum Staatsessen in die niederländische Botschaft einladen und das Brot zum Menü bereits an Eurem Gedeck gesetzt worden ist, wie bei solchen Tafeln üblich: Es ist das Brot auf dem Teller auf der linken Seite, an dem ihr euch bedienen solltet.

Das Brot auf der rechten Seite gehört dem Tischnachbar.

Dummerweise weiß der linke Tischnachbar das recht häufig nicht und angelt dann Eurer Brot weg, während der rechte Tischnachbar das sehr wohl weiß und sich korrekt bedient.

Es gibt übrigens keinen Grund nur um Peinlichkeiten zu vermeiden, selber auf sein Brot zu verzichten. Bittet den linken Tischnachbarn seinen Brotteller Euch anzureichen. Er lernt für das Leben und greift danach nie wieder nach dem falschen Brot.

2021-06-18

Post vom Impfamt

Ich habe heute tatsächlich meinen Impf-QR-Code via Doctolib (als Berlinerin) erhalten, konnte diesen im #CovPass bzw. in der #CoronaWarnApp einlesen und weiß nun, dass ich in drei Tagen „vollen” Impfschutz habe. Was immer das dank „Delta” bedeuten könnte.

Liebe Apotheke, ich habe leider keine 18 Euro für dich!
Alles simpel und sehr gut gelöst.

Gut, dass die Benachrichtigungs-Email in Französisch daher kommt und auf das französische Frontend erst einmal leitet, könnte heute etwas für Aufregung in deren Support sorgen … aber wir Berliner hatten es bekanntermaßen eh dicke mit den Hugenotten. Das klappt schonn!
Hintergrundinfo für Nicht-Berliner. Wir konnten in Berlin nach Erhalt der Impfbenachrichtigung zur Zeit der Priorisierungen über eine Arztonline-Terminplattform namens Doctolib online (oder telefonisch) Impftermine in den Zentren vereinbaren. Da werden am Impftermin auch von den Zentren direkt alle Unterlagen wie Anamnesebogen/Impfeinwilligung in den eigenen Account hochgeladen. Und nur wurde relativ zügig realisiert, dass man über diese Plattform auch den Impf-QR-Code für die digitalen Apps in den Account geladen bekam.

Sicher einer der wenigen Arbeitgeber in Berlin, der während der Covid-Pandemie expandieren konnte.

2021-05-30

Pandemielockerungsgefühle

Shiina hat eine ganz besondere Charaktereigenschaft, sie hat immer Hunger. Und wenn sie keinen Hunger hat, hat sie immer noch ein Hüngerchen. Dabei glaube ich, dass es ihr dabei lediglich um Liebeszuwendung geht. Aufmerksamkeit erheischen, die sie bei mir natürlich grundsätzlich viel zu wenig bekommt. Nie quasi. Armes kleine, ungeliebte, unbemerkte, unglaublich, niedliche Katze.

Kompensiert haben wir das sehr gerne mit den Hühnchenfilets von rossmanns Eigenmarke Winston. Gibt es seit wenigen Jahren. Der Snack für den kleinen Hunger, um eine Werbung zu zitieren. Ökologisch und ökonomisch ganz schlimmes Zeug. Aber wir Tierbesitzer kennen das gemeinhin, mit uns kann man das machen. Mit mir also auch.

Nun musste ich diese Woche lernen, dass die Snacks offensichtlich aus dem Regal genommen wurden. Der alternativlose Wegfall ließ mich unruhig werden und ich fing an andere Fillialen abzugrasen. Freitag bekam ich in Charlottenburg hier noch sechs Packungen, dort noch einmal zwei, in vielen anderen Fillialen nichts. Gestern, am Samstag, konnte ich mir zum Glück in der letzten Filliale in Berlin Mitte von fünf Fillialen in der allerletzten noch einmal sechs Packungen sichern. Teurer Spaß – aber hey, Shiina ist sicher!

Somit kam ich also ein bisschen rum in den einzelnen Bezirken. Und das war sehr speziell, denn überall haben die Läden und Restaurants, bis auf wenige Ausnahmen, wieder geöffnet. Testcenter sind überall aus dem Boden geschossen, wie Pilze im Mai nach dem zu feuchten Frühling. Menschenanreihungen, die an die sozialistischen Warteeinheiten von früher erinnern, prägen das Stadtbild. Es wird viel angestanden. Wir im Westen kann das ja nicht, wir wurden schon zappelig, wenn nur zwei Menschen vor uns an der Fleischtheke standen. Es wird viel angestanden, viel getestet, viel gewartet, um wieder konsummieren zu dürfen.

Konsum. Konsum regelt so vieles, streichelt die Seele, füttert vernachlässigte Ichs, spachtelt die Risse in einem löcherigen Leben. Konsum ist so wichtig, scheint es. Mit Konsum fühlt sich wieder alles gut an, richtig, heile, vollständig. Man fühlt sich gebraucht, gesättigt für kurze Zeit. Sehen, kaufen, haben. Es waren für den Konsumisten der Welt harte Monate. Natürlich konnte man online konsumieren. Aber der Duft der Läden fehlte, das Anfassen, das Anprobieren, das Weghängen, Abwählen, das Entscheiden, das Verlieben, das Nichtverlieben, Kontakte; die Ärgernisse, die Kontakte mit sich bringen; die Freuden, die Kontakte mit sich bringen. All das fehlte und schmeichelt sich nun unkontrolliert in unsere Leben zurück. Der Konsum pulsiert wieder wie rotes Lebenselixier durch unsere Venen und Synapsen und bringt uns unsere Existenzberechtigung zurück. Wozu arbeiten, leben, wenn man nichts konsumieren kann?

Mir war das diese beiden Tage viel zu viel Mensch. Mensch in Hülle und Fülle. Mensch auf den Straßen, Mensch in den Läden, Mensch in der U-Bahn. Überall Mensch. Menschen, die, weil die Inzidenzen hinunter gehen, so tun, als gäbe es Virus und Pandemie gar nicht. Menschen, die prompt kaum noch Abstände halten. Menschen, die sobald sie es können, Masken abwählen. Menschen in Cafés und Restaurants. Viele Menschen, viel zu nahe Menschen.

Und ich wandle durch diese neue Welt der alten Begierden, kann nicht teilhaben aus unterschiedlichen Gründen. Verstehe die Emotionen von allen – und verstehe das daraus resultierende Handeln dennoch nicht. Ich kann mich nicht diesem Glauben hingeben, als wäre schon gut. Ich kann nicht so tun, noch nicht, als wäre alles wieder besser, einfacher. Als könnte man wieder so tun als wäre nichts gewesen. Ja, nun halt mit einem Test in der Tasche. Alles geht wieder, alles wird gut.

Ich hoffe so sehr alles würde gut aber ich bin nicht optimistisch genug, flexibel genug, um mich sofort wieder in dieses volle Leben zu stürzen. Was ist mit denen, die wir mit unserem neuen offenen Verhalten nicht schützen, obwohl sie unseren Schutz verdienen? Hin- und hergerissen bin ich zwischen, ich möchte hier befreundete Restauration unterstützen und dort dem geschundenen Einzelhandel schmeicheln. Aber alles wirkt auf mich unwirklich, zu früh. Der Grad ist zu schmal, ich fühle mich draußen. Ich bin überfordert. Ich kann nicht mitspielen.

Noch nicht.

2021-05-29

Wollt Ihr lachen?

Das muss ich Euch noch erzählen: Also seit ca. vier Jahren nervt uns eine Baustelle direkt nebenan. Erst Brache geräumt und Altbauten abgerissen. Dann ewig lange Tiefausbau. Nun seit mehr als zwei Jahren Hausbau. Zwischendurch sehr viel Ruhezeiten, weil x-viele Bauleiter abgesprungen waren, die wohl bessere Projekte gefunden hatten. Nun, und Bauarbeiter (oder wie die heute in neudenglisch heißen) bekommt man in dieser Stadt wohl auch nicht.

Den einzigen echten Spaß mit der Baustelle hatten wir, als vorletztes Jahr einer der Bauarbeiter am Wochenende (sehr sehr heiß) den Wasserhahn wohl nicht richtig abgestellt hatte, dann sich der Schlauch löste und wir eine riesige Wasserfontäne auf der Straße hatte, die schön über die Baucontainer spritze und die Straße flutete. Wir hatten mit den Kindern so sehr viel Spaß im Nass! Die Feuerwehr auch, auch der eine Feuerwehrmann, der das Kommando „Uniform aus, in Unterhose ran an die Schnittstelle” hatte.

Also so richtig stand diese Baumaßnahme nie unter einem guten Stern.

Die Hütte, die da entsteht hat die schlechtesten Lichtverhältnisse von allen Häusern in dieser Straße. Den Hinterhof müssen sie sich mit dem Altbau teilen, es gibt zu den ebenerdigen Wohnungen wohl einen kleinen Hintergarten … da wird nie Sonne scheinen. Ansonsten übliche Berlin-Mitte Eigentumsbauweise, so ca. 1,5 Millionen Euro für das Loft. Aber so richtig viel Fläche ist das nicht auf dem kleinen Grundstück. Völlig sinnlos überteuert. Nun ja, wer es mag.

Im Herbst, kurz nachdem man die Mietminderung an uns wegen dem Bau wieder zurückgenommen hatte (ich bin übrigens sehr sicher, die Genossenschaft hat früher und länger kassiert vom Bauherren) weil nun „nur noch Innenausbau”, nervte uns fürchterlicher Baulärm. So laut wie selten zuvor! Fräsearbeiten. Sie frästen von der Häuserfront der Straßenseite die Balkone wieder ab. Denn die waren … zu groß.

Die hatten das nämlich tatsächlich geschafft (man will es kaum glauben), die Baumodule zu vertauschen – also für die Vorderseite des Hauses haben sie die Rückseite verbaut – und umgekehrt!

So hatten sie vorne viel zu große Balkone, die sie dann wieder abefräßt hatten und neue, kleinere Ersatzbalkone ransetzen mussten (in zehn Jahren dann wird vermutlich der erste abstürzen, weil Pfusch am Bau – war so nicht konstruiert). Und hinten sind die viel kleineren Balkone geblieben. Ja, da lohnt es sich doch ordentlich viel Geld für so viel Wohnkomfort hinzulegen

Wenn Berlin baut, dann immer richtig. Lustig.