Helene Fischer – da rauscht nix!
Hm …
… ich habe gestern Abend die viel gepriesene Veranstaltung von Helene Fischer im ZDF mir angeguckt. Ungefähr bis sie einen Song namens Luftballon interpretiert hatte, das nächste Lied, das sie dann anstimmte, war genauso wie die anderen fünf (?) Songs zuvor und mir wurde es dann langweilig. Die dazwischen geschnittenen Interviews mit ihr waren erstaunlich banal und haben den Zweck in die Songs irgendeinen tieferen Sinn zu reden, schlichtweg nicht erfüllt. Somit habe ich mich dann aus diesem Samstagabend-TV-Angebot verabschiedet.
Fakt: Helene Fischer macht Musik für die ich kein Geld ausgeben würde. Ich empfinde ihre Musik allerdings auch nicht als so grausam (im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Künstlern ihrer Branche), dass ich sie gar nicht hören kann. Ich habe immer sehr großen Respekt vor ihrer gesamten künstlerischen Erscheinung gehabt, denn mir ist klar, dass sie wahnsinnig viel Arbeit investiert. Diese Beziehungsnummer mit Florian S. habe ich nie begriffen und hielt diese eigentlich für eine Alibi- bzw. vertragsorientierte Imageveranstaltung. Ich gucke gelegentlich ihre Weihnachtsshows, die schon recht unterhaltsam sind – wenngleich ich ihre Stimme nicht wirklich interessant noch variantenreich empfinde. Aber natürlich hat sie eine exzellente Technik und offensichtlich sehr gute Ausbildung. Alles in allem: Helene Fischer tut mir nicht weh, ich bin kein Fan, respektiere aber ihre Arbeit und Kunst. Und ich freue mich über ihren Erfolg, den kann ich ihr durchaus von Herzen gönnen. Für den geschriebenen boulevaresqen Rest kann sie vermutlich eher wenig.
Wenn ich es richtig verstanden habe, wollte sie als Privatperson ihre Schwangerschaft länger geheim halten, als es ihr Außenstehende dann tatsächlich gegönnt hatten. Insofern habe ich diese Veranstaltung, nach der Absage ihrer Weihnachtshow, als Kompensation verstanden. Sie hat ein neues Album am Start und möchte als Hochschwangere keine Videos drehen – also wurden die relevanten Songs in einem Rutsch durchgedreht, dabei wurde sie gefilmt und interviewt. Schnell ein von ihr produziertes Entertainmentfilmchen gedreht als Appetizer. So weit, so völlig legitim.
Dabei wurde sichtlich in viel Personal, Technik und Regisseurgröße investiert. Schlussendlich blieben aber die einzelnen Settings in den Videos erstaunlich ähnlich, Helene steht meist irgendwie herum, greift sich über Gebühr oft in die Haare, wird von Tänzern umtanzt und macht gelegentlich mit denen einige Tanzschritte. Visuell werden keine Inhalte erzählt. Also alles beim Alten. Eher langweilig als die große Überraschung. Dabei wurde sie wechselnd in Bühnenklamotten gesteckt, die sehr offensichtlich einen Schwangerschaftsbauch kaschieren sollten. Was … selbst, hätte ihre Schwangerschaft nicht jemand vorher geoutet, spätestens seit gestern ein bekannter Fakt gewesen wäre. Vom Bauch abgesehen, sieht sie einfach schwanger aus. Also warum das Theater für eine der schönstens Sachen der Welt, die einem Paar passieren kann?
Das wirkt vor allem dann merkwürdig, wenn man sieht, dass diese Videoproduktionen nicht mit dem kleinsten Budget realisiert worden sind, man die Hauptdarstellerin wiederum die gleiche Bühnenklamotte mehrmals tragen lässt. Sparsamkeit ist supi – wäre aber überzeugender gewesen, hätte man das an anderen Stellen bewerkstelligt. Z. B. an einer Maske, die dafür sorgt, wenn bei der Kamerarundfahrt, die Haare überhaupt nicht sitzen. Individuelle Kleidung. Ansonsten bei den Videos, die ich gesehen habe, alles wie immer: Ich finde Videos von Helene Fischer nämlich schon immer und immer wieder erstaunlich schlecht. Perspektive, Schnitt – ständig schreit mein visuelles Auge „Macht das um Himmelswillen weg!”. Warum sie, wenn man schon im geografischen Formen spielt, sie nicht in dieser mittig steht; wenn man ihr schon grandiose Lichteffekte gönnt, man diese nicht kameratechnisch einfängt und im Schnitt umsetzt – oder wenigstens mal mit Brennweiten wirklich etwas reißt? Ich verstehe es nicht. Erinnert Ihr Euch an das Video von Atemlos? Das ist belanglos und richtig schlecht, weil extrem billig produziert. Aber offensichtlich werden ihre Videos nicht billig produziert, das konnte man gestern sehen – warum zur Hölle aber sehen die dann immer noch so aus?
Mit ihrer Musik – die sie selbst als Spiegelbild ihrer persönlichen Entwicklung deklariert in den eher belanglos zu nennenden Interviews – holt sie mittlerweile keinen Affen mehr hinter dem Ofen hervor. Es gibt ein bisschen mehr – auch im Schlageralltag – als körperliche Anziehung meist in irgendwelcher erzählen Clubszenerie, das ewige Dauerthema in ihren Liedern. Atemlos tausend Mal reloaded. Dabei lassen die Texte mittlerweile vermuten als wäre es mit dem Grundvokabular der TextschreiberInnen nicht sonderlich weit her. Der Vokabelgrundstock wird ständig wiederholt. Allzu häufig hört man die gleichen Synthi- und Basesounds in unterschiedlichen Liedern immer und immer wieder. Da hat sich jemand womöglich privat weiter entwickelt, musikalisch scheint sie (oder wer immer für ihre Songs jetzt verantwortlich ist) nicht den gleichen Weg gegangen zu sein. Und das Schreistück mit Fonsibär, das tat mir eher weh in den Ohren. Gruselig.
Schade eigentlich. Ich jedenfalls war nach Lied fünf draußen. Ich werde aber auch nichts versäumt haben. Und ihre Fans fressen nach ihrer Auszeit sowieso alles, was sie ihnen präsentieren wird. Nur: Ich hätte sie da für künstlerisch cleverer gehalten.
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