Sing Sang Sung
Okay, anscheinender Twitter-Internet-Aufreger des Tages: Eine Partei hat sich erdreistet zu singen. Ich habe es nicht gesehen, noch gehört. Ich weiß nur, welche Partei es sein soll und bin froh, dass sie es ist und nicht die hässliche faschistoide Partei.
Ich möchte mich aber zum Gesang generell einmal äußern: Ich finde singen gut. Hätten wir während der Pandemie uns alle treffen und zusammen singen dürfen, wären wir mental womöglich viel besser durch diese Zeit gekommen. Mir geht das Herz auf, wenn mir Kinder begeistert Elsa-Songs vorsingen. Ich liebe es, wenn mir auf Berlins Straßen Radfahrer lauthals Lieder vorsingen. (Erstaunlich oft mit tollen Stimmen.) Ich singe für mein Leben gerne olle deutsche Volkslieder (so ich sie noch kann) mit weniger toller Stimme. Ich fand es schon als Kind sehr befriedigend auf Wanderungen zu singen. (Heute geht's so, weil ich schon von der Naturfotografie abgelenkt bin, da ist leise sein die klügere Verhaltensweise.)
Wenn mir in diesem unsäglich langweiligen furzkonservativen – mich, immerhin Generation 1965 – genau gar nicht ansprechender Wahlkampf eine Partei mir etwas singend mitteilen möchte, dann ist mir das tausend Male lieber als ein Ministerpräsidentendepp, der mitten in der Pandemie immer noch ohne Maske in geschlossenen Räumen herumläuft (und die Kinder seines Bundeslandes in gesundheitliche Risiken entsendet, weil ihm das egal ist, denn er ist ja geimpft.)
Gesang hat Charme, dazu muss er nicht immer schön sein. Ich gehe manchmal in Kirchen, nicht um zu beten aber um zu singen. Nirgendwo kann man schöner gegebenenfalls auch mal falsch singen.
Ich habe im klinischen Umfeld so oft erlebt, dass Mitmenschen, wenn einmal gesungen werden sollte, sich mit verschränkten Armen hingesetzt haben, bockig bis zum Abwinken und partout nicht mitsingen wollten und so taten, als würde man sie dazu prügeln wollen. (Völlig absurd in diesem Umfeld.) Oder Krisen andeuteten, nur wenn man ein deutsches Weihnachtslied singen wollte (und wir haben so wunderschöne deutsche Weihnachtslieder.) Im späteren Verlauf dieser gesellschaftlichen Ereignisse spreizten sich dann immer die Gruppen in zwei Hälften: In die mit fröhlicher Laune, die gesungen haben und in die miesepetrigen Nichtsinger, die sich noch Stunden später darüber erregen konnten, überhaupt zum Singen aufgefordert worden zu sein.
In meinem Erleben ist das Singen ein das Leben schöner machender Faktor. Würde vor allem wir Deutschen viel mehr singen, würden wir nicht mehr so viel meckern. Würden wir nicht immer darüber meckern, wenn andere singen oder darüber wie andere singen, könnten wir selber mehr singen und wären fröhlicher. Wer partout nicht singen will, könnte wenigstens pfeifen.
Singen ist ist unfassbar therapeutisch. Ein singendes Land – wie z. B. Italien – scheint mir sehr viel mehr Freude im Leben zu haben – und sie zu zeigen. Singen ist Atemtherapie! Davon profitiert jeder, denn das ist gut, das macht stark, gesund und stimmt einfach froh.
Ich bin immer für das laienhafte Singen. Ich singe sicherlich nicht besonders toll, dafür gerne. Ganz besonders alle Abba-Songs. Und ja, ich bin die Generation, deren Omas Walter Scheel angehimmelt haben.
2 comments:
Ich unterschreibe alles, was du aufzählst!
alles so gut zu lesen, müsste überall an den wänden stehen und in zeitungen. singen ist gymnastik für die seele, und das ist sehr nötig, egal ob allein oder im chor. und die wahlwerbung fand ich witzig.
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Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!
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