2017-04-25

Wenn …

… auch nur zehn Prozent der von mir mitgebrachten Pflanzenableger etwas werden, dann habe ich ein nicht unerhebliches Problem.

Fürchte ich.

2017-04-21

creezy goes Apulien oder auch Puglia

Neulich, als Berlin wieder einmal von der jährlichen Internationalen Tourismus Börse beherrscht wurde, durfte ich an einem sehr vergnüglichen Abend mit viel Informationen über Apulien, Essen, Wein aber keinem Gesang teilnehmen und begegnete diesem attraktiven spritzigen Herren.



Ein Rosé zu dem ich „sei mein Freund!” sagen wollte, denn er schaffte etwas, was viele anderen leckere Weine im Urlaubsland getrunken in der heimatlichen Docking Station nicht hinbekommen: er schmeckte auch in Berlin noch nach Meer, leichten Wind, viel Sonne und Glück. Er machte den Abend rund – mehr kann man von Wein wirklich nicht verlangen!

Und dieses Glück werde ich mir an diesem Wochenende vor Ort angucken … und schmecken lassen. Es geht nach Apulien, wo ich heute Abend Gast sein darf bei der Eröffnung des archäologischen Museums „Museo arcologico messapico di Oria“und mir die Altstadt von Oria ansehen werde.

Morgen werden wir dem Meer entlang durch das Naturschutzgebiet „Parco delle Dune Costiere“ wandern, die Schutzburg von Gallipoli besichtigen und Sonntag darf ich – ICH – an einer besonderen Prozessionswanderung durch die Olivenhaine von Ostuni, der „Maratonina degli Ulivi secolari“ teilnehmen … äh … also vom Rand aus den Marathonläufern zuwinken.



Zwischendurch wird es immer wieder, also dem Programm zufolge eigentlich ständig, wundervolles italienisches Essen geben und hoffentlich noch sehr viel von diesem Wein. Und Espresso, Gelato und ab morgen wohl auch viel Sonne bei kühlen Graden.

Und Euch nehme ich alle im Geiste mit, okay?

2017-04-20

Ja, das Blog macht gerade merkwürdige Sachen …

… und ich habe keine Ahnung*, warum eigentlich. Es verknotet Blogposts, negiert dazwischen veröffentlichte und kürzt mein Blogpost um ganze Absätze, was aber nicht so schlimm ist, weil es diese eben mit vorangegangenen Blogsposts überschreibt.

Da ich aber gerade nirgendwo den Stecker ziehen kann … gucken wir uns das einfach in Ruhe gemeinsam an. Dem Chaos geschuldet immerhin die fröhliche Tatsache, dass Frau kaltmamsell nach Jahren immerhin bei mir einen Kommentar absetzten konnte. Es ist also gar nicht alles schlecht!

*Ich habe doch Ahnung. Ich setzt in einem Tag anstelle eines schließenden Zollzeichens ein Anführungszeichen, was mit die Datenbank wohl – ohne Hinweis – übel genommen hatte. Kleine Zicke, die!

Her mit 'de Umgangssprache!

Gestern mal wieder beim besten Freund im Büro gewesen, mir mein regelmäßiges Technikompetenzupdate ziehen und ihm seine Zeit stehlen. Bester Freund ist da ja sowas wie „Cheffe” und ich mag dem immer gerne zugucken und zuhören, wenn er den „Cheffe” gibt. Der macht das nämlich sehr gut. Er ist nicht so der Lobfredie, da ist er durchaus pragmatisch und glaubt an den Austausch von Arbeit (Leistung Arbeitnehmer) zu Gehalt/Prämie/Kaffee/Klopapier frei Haus (Leistung Arbeitgeber). Er begegnet seinen Leuten gerne auf Augenhöhe. Fragt die Leute, was ihre Meinung ist zu den Themen, lässt sie sehr selbstständig arbeiten – solange das funktioniert. Erwartet von ihnen kein Blödel-Pflichtreporting, wenn es nicht nötig ist zur Beweislast ihrer Arbeit. Und findet Anzüge mäßig notwendig. Gibt kaum einen besseren seiner Sorte. Finde ich.

So war ich dann gestern wieder einmal Beisitzerin eines Gespräches zwischen Cheffe und Nicht-Cheffe in dem sie sich über das Leistungsspektrum eines möglichen Geschäftspartners hinsichtlich des Sinnes einer wirklichen Zusammenarbeit unterhielten und in dem Gespräch fiel seitens Nicht-Cheffe ungefähr zehn Mal (wenn das mal reicht) der Teilsatz: „Das macht keinen Sinn.”

Da habe ich wieder einmal gemerkt, dass ich noch zu der Generation Menschen gehöre, die bei dem Satz „Es macht keinen Sinn.” zusammenzucke. Das ist ein doofer Satz, der wieder einmal völlig unkritisch zum deutschen Sprachgebrauch aus dem Englischen übersetzt in diese Sprache Einzug genommen hat, was mich zunehmend nervt. Wirklich! So viele Menschen lernen in fernen Ländern unsere Sprache, weil sie sie wunderschön finden und unseren Wortschatz und Grammatik sowie Ausdrucksform schätzen als einen ganz besonderen Schatz der Sprachkultur und wir verludern hier unsere Sprache immer mehr, weil wir glauben das hippste Volk unter der Sonne zu sein, wenn wir einfache englische Sätze auf dumme Weise in unsere Sprache adoptieren und sie somit inhaltlich mit Füßen treten.

Sinn kann sein. Er ist vorhanden. Oder eben auch nicht. Sinn kann aber nichts machen. Sinn ist ein passives Substantiv. Es kann nichts tun, nichts machen. Und nur weil die Engländer/Amerikaner aufgrund ihrer Sprachlogik dies anders ausdrücken, heißt es noch lange nicht, dass in unserem Sprachgebrauch „das macht Sinn” einen Sinn ergeben könnte.

Es ist sicherlich sinnvoll, relativ häufig zu betonen, dass etwas keinen Sinn macht, will man darauf hinweisen, dass einem der deutsche Sprachgebrauch schnurzpiepswumpe ist. Oder man keine Ahnung hat. Aber ich möchte drüber streiten, ob das wirklich sinnvoll ist.

übrigens steige ich morgen in ein Flugzeug. Die Kurzform von Flugwerkzeug, die das Gerät bezeichnet mit dem der Flieger, auch bekannt als Pilot, Fluggäste an einen bestimmten Ort transportiert. Deswegen kann ich persönlich nie in den Flieger steigen, weil das sinngemäß bedeuten würde, ich würde in den Piloten einsteigen. Und bei aller Vergnügungssucht, wie sollte das funktionieren?

2017-04-19

Protipp

Putzt niemals die Front einer im Betrieb laufenden Waschmaschine, insbesondere nicht die sensorischen Tastaturfelder, denn das kann durchaus dazu führen, dass man versehentlich und fröhlich unbemerkt die Kindersicherung für kommende Laufeinheiten anstellt.

Und wie es sich mit aktivierten Kindersicherungen und Erwachsenen verhält, muss ich sicherlich nicht erklären.

2017-04-16

Wasser

Wir Westberliner hatten zu Zeiten der Mauerexistenz im Grunde zwei Naherholungsgebiete: Im Norden Tegel, Frohnau.



Im Süden Zehlendorf, Wannsee bzw. Spandau. Das waren die Himmelsrichtungen in die es den Berliner jenseits der Mauer lebend, die den Teil der Stadt eher einkesselte als freigab, so etwas wie Freizeit am Wasser verbringen wollte. Persönlich glaube ich, dass gerade dieses sehr reiche und bildschöne Wasservorkommen ein gutes Stück dazu beigetragen hatte, dass die Westberliner so relativ gelassen und humorvoll das Leben hinter Mauern hingenommen hatten. Es gab immer ein großes Stück Natur, das uns eine Idee von Ferne gab. Ohne dieses Transitgedöns.

Der Westberliner an sich ist auch ein bisschen ein Gewohnheitstier, ein Bewegungsmuffel – oder sagen wir Lebensmuffel. Der Berliner (und da nehmen sich ehemalige Ost-/Westberliner nicht viel) ist sehr gerne verwurzelt. Wir bleiben gerne in unserem Kiez oder ziehen dorthin gerne zurück, selbst wenn wir diesen einmal in einem Zustand kurzzeitlicher Verwirrung verlassen haben. Ein besonderes Merkmal der Treue, die diese Gentrifizisten auf unmenschliche Weise arrogant ignorier(t)en und vom Tisch wisch(t)en in den letzten Jahren der Wiedervereinigung – und ihnen hoffentlich einmal vom Leben sehr deutlich um die Ohren gehauen wird. Denn man tut das nicht: man verpflanzt keine alten Bäume. Auch nicht dem schnöden Mamor zuliebe.



Ob man nun damals also in Tegel seine Wasserfreizeit gestaltete oder im schönen Süden, das war ein bisschen vom Familiencredo gesetzt. Meine Familie war seit jeher in Charlottenburg und im Westend niedergelassen – uns zog es eher Richtung Wansee bzw. Richtung Havel, Spandauer Seite als meine Eltern dort kurzzeitig einen Garten in Kladow besaßen. Und so machte ich bisher, wann immer mein Lustlevel auf Dampferfahrt im Umland stand, sei es, weil mir danach war oder Stadtbesuch darauf auch Lust hatte, die Dampferfahrten eher vom Wansee aus. Auch weil die Wanseetouren üblicherweise die Glienicker Brücke unterfahren, was für mich heute noch ein Moment ist, der mir Tränen in die Augen treibt, denn die war für uns Westberliner Sperrgebiet – dahinter lag eine andere Welt und ich habe viele Nächte dort mit Freunden verbracht und das für uns immer Unfassbare dieser DDR und BRD greifbar zu machen.

Das erste Mal fuhr ich mit einem Dampfer unter dieser Brücke durch, kurz nach dem Mauerfall, als mein damaliger Chef heiratete. Viele der Gäste – das Brautpaar entstammte diesem Westdeutschland, sie aus dem Süden, er aus dem Norden – wussten natürlich von der Bedeutung dieser Brücke an sich. Aber dass mir West-Berlinerin beim darunter durchfahren, erstmals in meinem Leben, das Herz gerade zersprang – wie hätten sie das erahnen können? Ich bin heute noch still, wenn mich der Wasserweg darunter durch führt. Ich bin dann glücklich und fühle dennoch das Unglück der früheren Jahre, die diese unsägliche Politik und Architektur uns täglich begleitete, immer noch.

So war ich ewig nicht mehr in Tegel. Kein Verlangen an den Teil der Stadt, langweilige Schulausflüge trübten meine Erinnerung und sechs Monate sehr sehr unglücklich in einem Job aushaltend, hatten mir diesen Teil der Stadt nicht zu meinem Lieblingsausflugsort werden lassen.

Die geographische Nähe der Maßnahme hinsichtlich meines Planes für Glück und Lebensfreude und der geschuldeten Tatsache, dass Mitstreiter dort Angstpatienten sind, die ihre Umgebung eh nur unter viel Sorge und Angst verlassen können und weitere Wege durch die Stadt ihnen gar nicht erlauben ohne an einer Krise zu kratzen, ließ uns nun diese Dampferfahrt von Tegel aus starten.

Zwei Stunden auf dem Wasser. Im April. Mitten in der Woche. Das war ziemlich großartig. Wir fuhren zwei Stunden auf dem Tegeler See umher, an der Halbinsel Reiherwerder mit der Villa Borsig vorbei und hatten ein Aprilwetter, wie man es sich nicht klassischer auf diesem Breitengrad hätte wünschen können. Okay, der Schnee fehlte. Aber von wolkig zu wolkenfrei bis sonnig hinzu wolkig mit Wind und Regen, die Kamera vom Smartphone konnte vergnüglich voll aus ihrem Repertoire der Weißabgleiche schöpfen. Doch doch, dieses ist eigentlich ein Farbbild:



Die Greenwichpromenade empfing uns im Sonnenschein mit großem Tulpenangebot inmitten ihrem Grün sich tief entspannt die Enten in der Sonne aalten. Der Dampfer selbst – dem Wochentag und der frühen Saison geschuldet – wäre ohne unsere knapp zehn Leute fassende Gruppe mit genau sechs Leuten nur losgefahren. Was völlig unfassbar war: die Ruhe auf dem Wasser. Unserem Dampfer sind in den zwei Stunden genau ein kleines motorisiertes Anglerboot und ein Motorschiff begegnet. Das kann man sich, kennt man die Gewässer im Sommer, kaum vorstellen. (Oder auch: wenn ich das einem Berliner erzähle, hält der mich für bekloppt!) Der Kaffee an Bord war, für sein Geld, denkbar schlecht, was ich übrigens nicht als Damoklesschwert für die Restauration der Berlin Stern- und Kreisschifffahrt verstanden sehen möchte. Im letzten Jahr hatte ich meine beste Kartoffelsuppe mit Wiener auf einem Dampfer während einer Brückentour im innerstädtischen Bereich der Stadt. Die können gut kochen – nur Kaffee, den können sie leider nicht.



Diese Stunden auf dem Wasser taten uns denkbar gut – oben auf dem Deck oder unten in der warmen Kajüte. Und wieder einmal war ich völlig überwältig von der Schönheit dieser Stadt, die viele Berlin-Besucher gar nicht begreifen, wenn sie nur die Mitte von ihr kurz heimsuchen. Berlin hat so viel Grün, so viel Wasser – da ist so viel mehr Lebensqualität als sich viele vorstellen können. Und die Vielfalt der Angebote der Schifffahrt hier in der Stadt und ihrer Umgebung, ob nun kurze Touren oder Tagestouren – vergessen wir auch nicht die Depeche Mode- bzw. Abba-Mottopartys – ist, das ist mir heute wieder einmal mehr aufgefallen beim Lesen des Tourenplans.

Jedenfalls stellte ich einmal mehr fest, trotz der wassergeschichtlichen Verankerung im südlichen Bereich der Stadt und der vielen Neuentdeckungen der östlichen Wassergebiete (also östlich von DDR-geschichtlich her gesehen) meinereine, dass auch der Norden Berlins, sprich Tegel, ein ganz hübsches Fleckchen dieser Metropole ist. Auf dem Wasser allemal.

2017-04-15

Dinge aushalten …

In der Maßnahme zum Plan für Glück und Lebensfreude ist uns diese Woche eine Mitklientin abhanden gekommen. Einfach so von hier auf jetzt, Schlaganfall. 54 Jahre. Die Tochter machte sich Sorgen, dass die Mutter nicht an das Telefon ging und fuhr hin, da lag sie. Während wir sie Dienstag früh vermissten, kämpften die Ärzte noch um ihr Leben, dass dann Mittwoch doch erlosch.

Das wirft emotional um, aus vielerlei Gründen. Der Tod an sich. DIE Person an sich, ein sehr liebevoller Mensch, so klug und belesen und angenehm im Umgang. Letzten Dienstag unterhielt ich mich noch mit ihr über unseren Umgang mit der Krankheit, beide halten wir lieber den Kopf hoch solange bis es nicht mehr geht und Rückzug die einzige Möglichkeit zum Aushalten ist – aber ja niemals soll jemand in der Außenwelt erahnen können, wie es ganz tief in unserem Inneren aussieht. Die Art des Todes – in diesem unseren Umfeld stirbt man eher anders, eher selbst bestimmt. Wenn dann jemand unvermittelt fremd aus unserer Mitte geholt wird, dann wirkt das anders nach. Das ist nicht einfach, vor allem auch für die Mitklienten, die noch engeren Kontakt zu dieser Frau hatte als ich. Das ist viel Traurigkeit in diesen letzten Tagen gewesen, Leid. Das Alter, sie war so alt wie wir beinahe alle ungefähr sind, viele in den 50igern. Das rührt auf.

Aber auch gemeinsames Aus- und Durchhalten ist da. Die Verantwortlichen in der Maßnahme, die selber an den ersten Tagen mit roten Augen umher gingen und für uns besondere Stärke zeigen mussten, die uns am Folgetag – nachdem sie uns alle angerufen hatten – mit auf eine Dampferfahrt nahmen, die sehr gut tat. Wind um den Kopf hilft immer klarer zu werden! Oder die uns am Nachmittag in den Räumen Gelegenheit zu einem Gedenknachmittag gegeben hatten, zum gemeinsamen Trauern und Austauschen. Kurzfristig. Kleine Rituale, Bilder, Texte, Kerzen, Blumen, noch mal Dinge für sie tun zu können. Gemeinsam Trauern – was viele Familien gar nicht gut hinbekommen, hier war es möglich, sinnvoll … und richtig.

Heute – außer der Reihe, denn eigentlich sollten die Angestellten über dieses Ostern aufgrund der knappen Personalsituation auch einmal frei haben dürfen (und es gibt im gesamten Vereinskonstrukt immer Angebote an anderen Stellen Kontakt zu finden an solchen Feiertagen – wurde kurzfristig mit uns ein Spargelessen verabredet. Fast alle sind heute gekommen, haben Kartoffeln geputzt, Spargel geschält, den Tisch gedeckt, Suppe gekocht, gezaubert und sich gemeinsam zu ihrem Gedenken an den runden Tisch gesetzt. Ich brachte noch zwei Biskuitrollen mit, die ich gestern gebacken hatte, weil Backen mich ablenkt und mir gut tut und das Ergebnis heute uns allen gut tat zum Abschluss eines schönen Nachmittages.

Und … ich lerne, ich lerne immer mehr dazu. Denn mein Ich ist in solchen Dingen programmiert auf „lasst mich in Ruhe, ich will das alleine aushalten müssen, stemmen, im Stillen meine Wunde lecken und irgendwann wieder auftauchen”, ich bin dieses Mal mitgegangen. Zum Dampfer. Zum heutigen Treffen. Weil ich lerne, dass ich die Dinge gar nicht immer alleine aushalten muss. Und ich lerne, dass es ganz gut tut, nicht alleine auszuhalten.

Und die Frau mit der hochgradigen Angststörung, die nie U-Bahn fährt oder irgendwo hingehen mag. Sie ist mit uns allen am Donnerstag dann doch mitgekommen, U-Bahn gefahren, auf diesem Dampfer gewesen von dem sie nicht mehr herunter gekonnt hätte, hätte die Panik zugeschlagen. Auch sie hat das ausgehalten in unserer Gemeinschaft.

Am Tod ist womöglich nicht alles immer schlecht. Wenn er bewegt.

2017-04-10

Dinge sehen …

Also das gestern etwas blass kommunizierte Blogpost zu den Malven kam so: ich durfte am an Urban Gardening Workshop von Anne und Sandra teilnehmen mit vielen anderen Bloggern bzw. Balkon-Garten-Grünbegeisterten und da eben das Thema Urban Gardening war, habe ich kurzerhand am Sonntag Malvensamen in die Frühstücksrunde gestreut.

Den Samen von dieser bildhübschen, eigentlich tief dunkelrot blühenden Malve habe ich nämlich vor zwei Jahren aus einem kleinen Staudenbeet bei mir um die Ecke geerntet. Am Alfred-Döblin-Platz, der, wie ich neulich lernte von den Kindern auf der neben ihm verlaufenden Spielstraße „Glücksplatz" genannt wird – was mich ein bisschen inniglich glücklich stimmt – beherbergt seitlich eine kleine Kirche auf deren Grundstück am Gebäude eine kleine graue Ecke unmotiviert Haus hielt, bis eine Anwohnerin vor einigen Jahren diese reich und schön mit Stauden begrünte, diese seitdem zwei Mal im Jahr hegt und pflegt und ansonsten wachsen und gedeihen lässt. Das Ergebnis ist ein wundervolles kleines Stück blühendes Grün, das sehr viel Freude stiftet. (Und den Passanten, die unachtsam dort ihren Müll hinschmeißen, möge ruhig eimal über Nacht sich die Nase mit den Ohren beidseitig verknoten.)

Jedenfalls wuchs dort im ersten Jahr an der Wand eine wunderschöne Malve von der ich mir im Herbst dann einige Samen erbeten hatte, die ich im Folgejahr (2015) aussäte und einige Malven großzog, von denen zwei bei mir auf dem Balkon sehr viel Freude und Begeisterung (bei mir und Besuchern) stiftete als auch dort, wo ich die anderen Setzlinge spendenweise abgab. Und im Herbst wiederum meine Setzlinge großzügig mit neuen Samen waren, die ich in diesem Jahr wieder angesetzt habe.

Und weil es also so schön zum Thema Urban Gardening passt, teilte ich die Samen quasi von der Straße kommend mit den anderen – auf dass sich diese wunderschöne Malve in dieser Stadt und Umgebung verbreiten und noch viel mehr Freude spenden möge. Deswegen die Fotos, damit die Teilnehmerinnen sehen konnten, was sie für ein Glück erwarten können, wenn sie die Samen setzen.

Und als ich dann gestern am frühen Abend bepackt von dem Workshop vom Bus zurück nach Hause lief, saß dort an der Spielstraße vor der Kirche auf den Steinklopsbänken der Pfarrer im Gespräch mit einem Herren. Einem Herren nicht mehr ganz so jungen aber auch nicht ganz so alten Alters (also ungefähr so alt wie ich), dessen äußeres Ich mich sehr viel Überlegung und Gegensteuerung kostete, um ihn nicht in die Schublade „brauner Jeck” zu sortieren, denn er trug zu dem Karohemd, den üblichen grünen groben Baumwollhosen passende Springerstiefel zu sehr glatt rasierter Kopfhaut.

Aber wir wissen alle, wie das ist mit den Äußerlichkeiten, den Vorurteilen, die in Schubladen münden: Höchstwahrscheinlich war er nur eine junger frommer Katholike, im Bewerbungsgespräch zum Messdiener.

2017-04-09

Vorfreude auf das Malvenjahr

Malven





2017-04-06

Jetzt muss ich …

… der kleinen bunten Katze also alle zwei Tage zwei Spritzen geben. Ich tue es auch Liebe, damit sie nicht alle zwei Tage zum Tierarzt muss. Wofür sie mich wieder herzlich verachten wird und mir jede Sekunde andeuten wird, dass ich ihr Feind bin.

Uns geht's gerade eher mittelmäßig, aber wir beißen uns so durch, wenn auch das mittelmäßig.

2017-03-29

Am Meer gewesen …

Eine Freundin hat mich vor zwei Wochen mitsamt dem Hund in das die Sitze heizende Auto vom Ehemann gepackt und ist mit uns hoch gedüst an die Ostsee. Drei Tage Warnemünde mit zwei Übernachtungen. Raus aus der Stadt. Wind. Meerduft. Einen gut gelaunten Wettergott anbei. Und laufen, laufen, laufen …



Dann sitzt Du da an diesem Meer, das von allen Meeren eines der freundlichsten Meere ist. Also diese Ostsee. Sie ist immer da. Und ihre Wellen sind doch die meiste Zeit, zumindest am Strand, freundliche und unaufdringliche Wellen. Wassergebilde vor denen man deutlich weniger Respekt hat im Angesicht als vor den Wellen anderer Meere. Es sind meist friedliche und sehr einladende Wellen. Ein ruhiges Meer. Im Vergleich.

Dann sitzt Du da an diesem Meer und denkst daran, dass Du in diesem Sommer endlich dort einmal mit dem Kajak paddeln möchtest. Weil eben dieses Meer vergleichsweise ruhig ist, kannst Du Dir vorstellen dort selbst mit dem aufblasbaren Kajak Deinen Weg zu paddeln. So viel Respekt ist bei dieser Vorstellung Dein gedanklicher Partner, denn auf dem Meer paddeln … das ist doch eine andere Hausnummer als auf einem See. So ein Luftboot lässt sich schnell vom Wind tragen. Es wird ein Abenteuer sein, eines dem man achtsam begegnet. Eines bei dem man mit Sicherheit doch eine Schwimmweste tragen wollte, besser eine Leuchtrakete mitnimmt. Das Bewusstsein ist da, dass der Spaß sich ändern kann. Es ist eben das Meer dort und ein einfacher Mensch im Boot hier. Und Du bist voller Respekt und Angst mischt sich in solche Vorfreude.



Dann sitzt Du da an diesem Meer und Du denkst an diese Menschen, die aus anderen Orten an anderen Meeren sitzen und daran denken nicht nur zum Spaß mit vielen anderen Menschen auch in Schlauchboote zu steigen. Die aber nicht nur ein bisschen hin- und her paddeln wollen zum persönlichen Vergnügen. Die hinaus müssen mit diesen Booten in das weite offene Meer, dorthin, wo ganz hinten riesige Schlepper auf eine ruhige Überfahrt hoffen und sich trotz ihrer Größe und materieller Macht dem Meer und seinen Wellen ergeben müssen. Sich das Meer seine Opfer holt von unsinkbarer Technik. So wie es sich seine Opfer holt von ganz leicht sinkbarer Technik. Ein wahnsinniges Wagnis, das niemand, der bei Verstand ist, eingehen wollte – würde hinter einem nicht das eigene Leben brennen und eine etwaige Zukunft nur dort in diesen sinkbaren Booten liegen. Gegenüber auf der anderen Seite dieser unfreundlichen, rohen, groben, rauen Meeren, begleitet von Todesängsten mit der Hoffnung diese Reise zu überleben und danach ein klein wenig Glück zu haben. Kein Mensch bei Verstand setzt in solche Boote seine Kinder, seine Frauen, seine Lieben, dem eher sicheren Verderben aus, wenn er das nicht wirklich muss. Solche fürchterlichen Ängste.

2017-03-27

Sachen machen!



Vom 3.-7.4 könnt Ihr alle online und kostenlos vom Nähwissen vieler deutscher nähenden Bloggerinnen profitieren und zwar beim ersten deutschen Online-Nähkongress. Mehr Informationen zu den Wissenspenderinnen, Zeitplan und Registration, findet Ihr auf der Homepage. Übrigens gibt es auch diverse große und kleine Nähdinge zu gewinnen. Viel Spaß!



Vom Berliner Foodiemeetup habe ich schon das eine berichtet und … ähem … das andere Mal berichten wollen. Sandra und Anne setzen im zweiten Jahr auf Workshops, die zu unterschiedlichen Themen ein ganzes Wochenende lang stattfinden – auch damit interessierte Teilnehmer/innen aus dem restlichen Bundesgebiet daran teilnehmen können. Den Anfang macht der Urban Gardening Workshop – passend zum Start der grünen Saison auf Balkons bzw. in den Gärten. Einige wenige Tickets sind noch verfügbar. Gönnt Euch den Spaß, denn was Anne und Sandra machen, wird immer toll!

Das racingblog, also DAS deutsche Motor-Rennblog überhaupt, wird zehn Jahre alt und will sich nun noch mehr professionalisieren bzw. seinen Lesern noch mehr Infos und Spaß bringen. Das kostet Geld und das versucht das Blog nun über Crowdfunding-Abonnements zu bekommen. Die Jungs machen einen guten Job – die kann man (schon mit nur € 2,50) wirklich unterstützen! Das racingblog wird nicht hinter einer Paywall verschwinden – sie bitten leidiglich um etwas Benefit für ihre Arbeit.

2017-03-23

Menschliches aus dem Schwimmbad

Wie ich neulich bereits erwähnte, gehe ich neuerdings sogar richtig gerne schwimmen. Letzte Woche war Pause, weil mich eine Freundin zusammen mit ihrem Hund an die schöne Ostsee entführte für ein paar Tage (und die Schimmbäder dort preismäßig den Schuss nicht mehr gehört haben). Aber Montag diese Woche wollte konnte ich nicht, Dienstag konnte wollte mich das Schwimmbad nicht, aber Mittwoch konnten und wollten wir beide wieder und … es wird immer besser. Also ich schwimme nicht mehr ganz so bleiern meine Bahnen.

Mittwoch war's ganz schön im Schwimmbad. Viele Kinder, die irre tolles Schwimmspielzeug im Lehrbecken haben (wir hatten ja damals nichts!), kleine freche Jungs, die mit viel Wucht und Spaß von den Springtürmchen ins Wasser sprangen und dabei so richtig schön nervten, wie auch wir damals sehr sicher auch so richtig schön genervt hatten. Nur dass die hier aber wirklich immer warteten und sehr vorsichtig waren und Rücksicht nahmen, woran ich mich hinsichtlich „damals” nicht so sehr erinnern kann, was aber hier natürlich einige Schonewigerwachsene nicht daran hinderte, herum zu nölen ob der lebenslustigen springenden Brut. Ich werde das nächste Mal auch wieder vom Springtürmchen hüpfen, das habe ich früher bis zum 5er auch immer sehr gerne getan. (In dem Schwimmbad hier gibt es nur die kleinen Springböcke.)

Im Schwimmbad können sie übrigens auch prima analoges Nonmention spielen. Ein junge Pärchen hielt sich am Anfang meiner Schwimmsession im Becken in der Ecke an der Bande auf, störte wirklich niemanden dort und schnäbelte passend zur hinein scheinenden Frühlingssonne sehr verliebt aneinander rum, was eine Frau dazu verleitete rum zu blubbern (!), ob die denn kein Zuhause hätten. Knapp einen Meter von den Leuten entfernt. Ohne sie direkt anzusprechen bzw. direkt zu fragen.

Ich werde wohl nie begreifen, was Leute von einem solchen Verhalten haben. Ist das eigentlich eine rein deutsche Angewohnheit oder machen das miesepetrige Menschen in anderen Ländern auch?

Jedenfalls war Mittwoch nur eine Schwimmerin deutlich schneller als ich. Ich gehe davon aus, dass sie mich in drei Wochen in den Sportschwimmerbereich dissen.

2017-03-20

Warum ich nicht zur Beauty-Bloggerin tauge?

Weil ich zwar prima erklären kann, wie ein Vergaser funktioniert aber sehr sicher zu blöd bin, um zu erkennen, dass zwei völlig identisch aussehende Shampoo- und Pflegespülungs-Flaschen aus einer Serie doch nicht so identisch aussehen, weil die Pflegespülungsflasche einen roten Deckel hat. Ein kurzes, nur wenige Wochen andauerndes klitzekleines Ärgerniswundern darüber, warum mir Verpackungsdesigner das Leben so schwer machen müssen. In meinem Leben. Gänzlich unnötig aber durchaus vorhanden.

Ach ja – und gestern ist mir das Wort „Augenbrauenzupfboutique” begegnet. Einmal Augenbrauenzupfen (in München) 200,— Euro). Komme ich nicht darüber hinweg.

2017-03-17

Baby unterwegs? Noch keine Idee für einen Namen?

Dann hätte ich ein paar prima Vorschläge …



2017-03-12

Neues von der Ente

Freitag gleich wieder schwimmen gewesen. Meine Existenz als bleierne Ente ist mir bewusst … im Schulsport hatte ich es damals zum Frei-/Fahrtenschwimmer (westdeutsche Zeitmessung) gebracht. Aber ich erinnere mich nur an eine sehr unschöne Schwimmhalle (das Poststadion in Moabit) und eine fürchterlich unmotivierte Schwimmlehrerin, die mir bei der ersten Fahrtenschwimmerprüfung unterstellte, ich hätte beim Schwimmen die Bande berührt. Ich glaube, damals bin ich das erste Mal als Schulkind so richtig verbal ausgeflippt einer Lehrperson gegenüber. Sie musste sich bei mir dann auch entschuldigen, die Prüfung musste ich aber dennoch noch einmal machen.

Es gab damals schon eine Sache, die ich auch heute noch sehr schlecht ertrage, nämlich wenn mir jemand bei einer Sache, die ich richtig und sauber mache, unterstellt, ich würde dabei schummeln. Kurz: angenehm habe ich meinen Schulschwimmunterricht nicht in Erinnerung. Und schade fand ich es schon immer, dass es dort nie dazu gereicht hatte, ordentlich Rückenschwimmen oder Kraulen zu lernen. (Klassenlehrerinnen in Grundschulen, die Sportunterricht geben müssen, obwohl sie Sport eigentlich nicht ausstehen können. Höchstwahrscheinlich auch heute noch nicht ausgestorben, wie?)

Bringe ich mir die Dinge eben selbst bei. Mittlerweile gibt es da doch dieses Internet und YouTube. Auf YouTube bin ich dann direkt Dominik zum Opfer gefallen, der schön den Schwimmerklärbär gibt und hier und da lustige Produkte eines bestimmten Sportprodukteherstellers in die Kamera hält (viel ist das ja nicht, was da ein YouTube-Schwimmer in die Kamera halten kann.)

So lernte ich bei Dominik, dass ich im Prinzip … alles falsch mache. Am wenigsten hatte ich noch an der Armbewegung beim Brustschwimmen zu korrigieren, da neigte ich bisher dazu die Arme zu weit hinter die Schultern zu ziehen. Diesen Fehler zu korrigieren ist nicht so schwer, denn die Arme kürzer zu führen, vereinfacht die Sache. Ansonsten hatte ich mich nur ein wenig an etwas Korrektur bei der Handführung zu gewöhnen.

Aber an der Atmung beim Armzug muss ich noch arbeiten (Schwimmbrille muss her) und vor allem: am Brustbeinschlag.

Der Brustbeinschlag wurde meiner Generation offensichtlich noch ganz anders beigebracht – wir hatten damals noch gelernt die Beine möglichst weit nach recht und links wegzudrücken. Die Schwimmer der jüngeren Generationen lernen die Oberschenkel bis zum Knie möglichst zusammen zu halten und die Fersen eher zusammen zum Hintern zu ziehen und dann nach hinten kurz und kräftig wegzustoßen. Das ist … irre anstrengend – sorgt aber auch für eine ganz andere Wasserlage, weil man so gezwungen ist wirklich horizontal im Wasser zu liegen, was wiederum der Geschwindigkeit zugute kommt und den Armzug ganz anders unterstützt – wenn man das einmal so gemacht hat, wie Dominik das erklärt, wird einem klar, wo die Geschwindigkeit beim Brustschwimmen herkommen kann.

Hatte ich schon erwähnt, wie sehr doll ich dieses Internet und seine Möglichkeiten, die es uns schenkt, liebe? Ich freue mich schon sehr darauf im kommenden Sommer soweit zu sein, den neuen Schwimmstil im See bzw. Fluss zu üben – mit mehr Freiraum. Das wird großartig werden!

Ansonsten menschelte es Freitag im Bad sehr sehr. Das Becken dort ist zweigeteilt. Es gibt einen klar definierten und auch zu jeder Öffnungszeit definierten Sportschwimmerbereich, wo die Leute im Tempo Kraulen, Rückwärtschwimmen oder Schmetterling spielen können – und es gibt den Bereich für die bleiernen Enten. Wobei ich erstaunlicherweise schon zu den schnelleren bleiernen Enten zähle. Freitag hatten wir einen jungen Mann, der kurzerhand und damit vergleichsweise egoistisch eine unseres Beckenbereichs zum Sportschwimmerbereich grenzend für sich nutzte und in einem Affentempo hin- und herschoss. Leider dabei des öfteren andere Schwimmer überschwimmend – ohne Rücksicht auf Verluste. Und natürlich ohne Entschuldigung.

Beim dritten vergleichsweise brutalen Kontakt waren wir Enten dementsprechend pissed und nahmen uns den jungen Mann zur Brust. Der unsere Aufregung nicht verstehen wollte und uns erklären wollte, das, würden wir alle „wie es sich gehört” im Kreis der Bahnen schwimmen, es die Probleme mit dem sich begegnen alle gar nicht gäbe (was natürlich nur dann stimmt, wenn alle Schwimmer das gleiche Tempo hätten – im Entenschwimmbereichsteich eher illusorisch.) Wir diskutierten, er sehr uneinsichtig, gab dann aber irgendwann auf meine Frage hin, warum er als sichtlicher Sportschwimmer nicht im Sportschwimmerbereich schwimmen würde, zu, da seien ihm andere Schwimmer zu langsam. Schob den Ball elegant an eine dort schwimmende Brustschwimmerin ab, die mit den Schultern zuckte, ihre Bahn professionell aber langsamer zurückzog – wo sich wiederum einer der Sportschwimmer aufgefordert sah, sich über diese Schwimmerin aufzuregen, weil auch seiner Meinung nach zu langsam unterwegs.

Beide Schwimmer mit der jeweiligen Kritik konfrontiert, sahen sich nicht in der Lage auf unsere Bitten hin, einfach die Plätze zu tauschen – bis dann die Bademeister ein Machtwort sprechen mussten und die Plätze neu definierten – oder wie eine von ihnen ausrief „Was ist denn hier heute los?”

Menschen.

2017-03-09

Gela tut mir leid!

Vorgestern war ich im schwedischen Albtraumkaufhaus. Irgendwas mit Frühjahrsputz und Samla (großartiger Name für ein praktisches Produkt, Respekt). Da ich recht früh vor Ort war, noch nichts gegessen hatte, führte mein erster Gang in Restaurant für eine kleine Portion runde Bällchen an Brokkoli und einer Tasse Kaffee. Ich suchte mir in den Räumlichkeiten einen freien Tisch – so ein Mix zwischen Zweiertisch und Vierertisch in einer ruhigen Ecke. Bewusst. Ungefähr so bewusst in einer ruhigen Ecke, wie ich mich an anderen Tagen bewusst einen Tisch in der Kinderecke suche, weil ich unterhalten werden will.

Ich bin da so beim essen, da kommen zwei Herren an meinen Tisch und nehmen Platz. Was insoweit natürlich okay ist, ich habe die leeren Tische dort nicht abonniert. Aber es kommt von beiden weder die Frage, ob der Tisch wirklich frei sei und ob es okay ist, wenn man sich hier niederlassen würde. Noch wird – wie es sich gehört, wenn man an einem gleichen Tisch Platz nimmt – einem gegenseitig „Guten Appetit” gewünscht. Also all diese Dinge, die es im Leben einem das Miteinander angenehmer gestalten könnten, ließen beide Herren einfach so aus.

Kaum Platz genommen, fing der jüngere Kollege an sehr lautstark sein Tun im Rahmen irgendeiner Umorganisation, irgendeines Umgeziehe und irgendwelcher neuer Laptop-Einkäufe prima selbst zu beweihräuchern. Und mit lautstark meine ich eine Lautstärke, wie sie einfach nicht angemessen ist, wenn man nicht alleine in einer Umgebung ist. Er fand das alles ganz toll, schwer davon überzeugt, dass sein Handeln für das Unternehmen die einzig wahre Königsklasse sei und sich seiner Relevanz bewusst den ganzen Raum ungefragt einnehmen zu müssen – was eh meist nur auf ein vorhandenes Bonsai-Selbstbewusstsein hindeutet. Keine Sekunde lang wurde ein Gedanken daran verschwendet, dass eine wildfremde Person neben ihnen am Tisch sitzt und ihnen bei ihren Firmeninterna zuhören konnte.

Kaum hatte Mr. IT-BWL-Königstiger sich abgefeiert, fing der ältere Kollege an seinen Senf zu Streitigkeiten in der Abteilung zu verkünden, und wie er es mit seinen Kolleginnen halten würde: nämlich entlassen, weil. Mit Namensnennung. Also ein schon vergleichsweise widerliches Gespräch hätten sie es unter sich geführt. Taten sie aber nicht. Sie taten es lautstark im öffentlichen Raum. Neben einer ihnen völlig unbekannten Person.

Die dann, nachdem sie ihr Essen in Unruhe und mittelstarker Belästigung beendet hatte, bevor sie aufstand, beide Herren fragte, ob sie sich eigentlich auch nur eine Sekunde lang darüber Gedanken gemacht hätten, dass ich vielleicht ihrem sehr unangenehmen Gespräch keine Sekunde lang hätte lauschen wollen und ihr Verhalten durchaus unhöflich empfunden hätte? Guckt mich der Ältere von beiden an – der just die Sekunden vorher dem jungen Kollegen seine Kollegin zur Entlassung empfohlen hatte und meinte treuherzig „das sei doch gar kein unangenehmes Gespräch gewesen.”

Liebes Ikea in Berlin in Tempelhof, da beide Herren in Eurer Kantine zwar ohne Ikea-Kleidung aber eben auch ohne Winterjacke sich dort an den Tisch setzten, nehme ich an, dass beide Herren aus Eurem Unternehmen, vermutlich dem administrativen Bereich, entstammten. Und offensichtlich haben beiden noch nie etwas von der Wahrung von Geschäftsinterna gehört.

Und liebe Gela, Dein grauhaariger Kollege mit Brille ist der Meinung, Du hättest Dich viel zu sehr von der alten Geschäftsleitung aufhetzen lassen und eigentlich gehörst Du seiner Meinung nach deswegen entlassen. Es muss eine Freude sein mit so einem ollen, bissigen, hinterhältigen Knacker die Büroluft zu teilen – ich verstehe Dich gut!

2017-03-08

Schwimmente

Ich war heute schwimmen. In einem Schwimmbad. Hier im Kiez. Wo ich noch nie war, was kein so großes Wunder ist, weil ich einfach keine Schwimmbadschwimmerin bin. Wir können im übrigen auch sehr gerne darüber diskutieren, ob ich überhaupt eine Schwimmerin bin. Ich selbst begreife mich eher als bleierne Ente. Ich kann so leidlich Brustschwimmen (die Variante mit garantiert verspanntem Nacken über Strecke) und ich kann leidlich rückwärts schwimmend träumen, wenn ich dabei die Arme nicht benutzen muss. Ich verkreuze sie dann hinter dem Rücken und versuche über meiner Beinekraft nicht abzusaufen. Das kann ich bis zum Krampf treiben, weswegen ich mir einbilde, das sei toll für die Beinmuskulatur. Ein nicht so schöner Stil aber ich mag das. Da kann ich nämlich in den Himmel gucken. Vorausgesetzt, ich schwimme nicht in einem Schwimmbad.

Das mit dem Schwimmen gehen, das treibt mich schon eine Weile lang rum. Fettröllchenalarm. Und beim Schwimmen verbrenne ich extrem gut Kalorien. Und da ich mir vor zwei Jahren mit dem Schlauchboot auch einen neuen Badeanzug zugelegt hatte, wollte ich nun doch verhindern, dass ich aus diesem Modell heraus wachse. Das geht ja so nicht! Aber ich grusele mich vor Schwimmbädern ein bisschen. Zu viel Chlorgeruch. Zu viel Umkleidegedöns (ich hasse Umkleidegedöns, Dinge anziehen an feuchte Haut, die aber in der Umgebung gar keine Chance hat jemals richtig trocken zu werden, es ist so widerlich! Vor allem im Winter, wenn auch Nylons angesagt sind. Gruseligst!) Überhaupt die Luft und diese Menschen. Menschen in Schwimmbädern: ganz schwieriges Thema.

Also wie man hier lesen kann, ich hege das eine und andere Ressentiment gegen Schwimmbäder. Aber es hilft ja nix. Fettröllchen bleibt Fettröllchen, wenn man nix dagegen tut. Und auch in der Übergangsphase von Winter zum Frühling ist das Schwimmen in freien Gewässern noch nicht so meine Sache an sich.

Gut, nachdem ich mich also seit guten zwei Wochen täglich davon überzeuge, nun doch endlich in einem Schwimmbad schwimmen zu gehen und alle Möglichkeiten im näheren und etwas weniger nahen geographischen Umfeld mir online so angeguckt habe, es mir jeden Tag vorgenommen habe, dann aber wieder täglich verworfen habe, bin ich heute einfach mal gegangen. Pragmatisch dachte ich so bei mir, ob ich nun zu Hause dusche oder neun Minuten laufe und dort dusche – dann kannste auch noch schwimmen. So gedacht, so gemacht. Und so war ich vorhin also schwimmen, nach, ich weiß nicht, wie vielen Jahrzehnten wieder einmal in einem Hallenbad.

Das hiesige Bad im Kiez (mit Blick auf ein Hochzeitsgeschäft) an einer Straße gelegen, die trotz ihres Namens dann doch gar nicht nach Leipzig führt, ist so übel gar nicht. Dem Einheitsgedöns geschuldet, wurde es wohl von noch nicht allzu langer Zeit komplett auf schick getrimmt. Aus dem Westen und aus der Zeit als ich mich noch in Schwimmbädern herum trieb, kannte ich nämlich nur die komplett runtergerockte Version. Das hier ist sehr sauber, freundlich hell, nicht groß, nicht aufdringlich und sogar ich fand mich in den geschlossenen Räumen sofort beim ersten Mal zurecht. (Ich habe doch in geschlossenen Gebäuden einen sehr schüchternen Orientierungssinn.)

Dass der Schwimmbetrieb nur eingeschränkt möglich sein würde, hatte mir das Internet vorher erzählt aber das ist man eh gewohnt noch von früher. Irgendwer schwimmt immer. Das Becken hier ist nicht sehr groß, die durchschnittlichen 25 m Länge und ein Lehrschwimmbad. Es war auch nicht übertrieben voll gleich zum Anfang. Und so zog ich meine Bahnen im bleiernen Enten-Stil und stellte fest, dass ich beim schwimmen offensichtlich genau die gleiche Macke habe, wie beim Radfahren. Ich kann niemanden vor mir haben, ich muss sie alle überholen – ALLE!

Das führte dazu, dass ich nach den ersten 30 Minuten tatsächlich so etwas wie ein bisschen außer Atem war vom Zickzack-Schwimmen, mich dann drei Minuten am Randbecken ausruhte, den Puls wieder auf Normalzustand brachte und dann noch mal 30 Minuten runter riss. Schon nach den ersten 30 Minuten fiel mir wieder ein, was mich noch beim Schwimmen in der Halle von allzu großer Begeisterung trennt: ich langweile mich schnell. Ich finde in Bahnen schwimmen fürchterlich langweilig. Selbst dem Schwimmen auf kleinen Seen, wo eigentlich nur im Kreis schwimmen möglich ist, kann ich mehr Abwechslung abgewinnen als auf so einer Schwimmbadbahn.

Dabei war das heute gar nicht so einfach das Schwimmen dort, denn wir teilten die vergleichsweise kleine Strecke des Beckens mit einigen Frauen, die offensichtlich in Schwimmbäder gehen, um dort rumzustehen im Wasser und einen kleinen Tratsch zu halten. Oder möglichst weit auseinander zu schwimmen, dennoch gemeinsam, weil man sich dabei unterhalten wollte. Was wiederum es nicht sinnvoll macht, im Schnitt einen etwas zügigen Schwimmstil an den Tag zu legen.

So verlegte ich mich beim Schwimmen eben auf jenen oben schon erwähnten Zickzack-Schwimmkurs. Entweder musste ich der Gesprächsrunde am Rand des Beckens ausweichen oder eine der mehr so als stillstehenden Hindernisschwimmerinnen links oder rechts liegen lassen. Wer weiß, wie bleiern ich schwimme, kann erahnen, wie wirklich langsam die beiden Damen unterwegs waren. Ich habe dann irgendwann, in der Verzweiflung irgendwie nie richtig Platz zu haben (dummerweise gehöre ich in solchen Situationen immer zu den Rücksicht nehmenden Personen), einen der wenigen aktiven Brustschwimmer gestalkt und mich in seinem Windschatten bewegt. Dabei dachte ich über Staumodalitäten im Straßenverkehr nach und wie man gepflegt schwimme könnte, würden je zwei der übrigen Bahnen für die Hinschwimmer, zwei für die Rückschwimmer genutzt und davon je eine für die langsamen bzw. schnellen Schwimmer.

Auf der abgeteilten Nachbarbahn schwammen übrigens junge Männer mit breiten Rücken. Schnell. Hin- und zurück. Ich finde so ein männlicher breiter Schwimmerrücken (ohne Stiernacken) geht immer – auch einfach nur so beim Zugucken. Apropos Zugucken, offensichtlich gehen Männer auch nur ins Schwimmbad, um dann in Handtücher gehüllt Frauen beim Schwimmen zuzusehen. Gelegentlich von Toilettengängen unterbrochen. Dafür haben sie aber keinen einzigen Wasserkontakt. Ein Schelm, der dabei … irgendwas denkt.

Später in der Dusche wunderte ich mich ein bisschen über die elendig niedrig angebrachten Duschen und sinnierte darüber, wieso in einer Welt in der die Menschen nachweislich immer größer werden bei so einer Schwimmbad-Modernisierung die Duschen nicht höher angebracht werden konnten. Und ich überlegte, dass es doch klug wäre, würde man wenigstens einen Teil der Dusch so anbringen, dass sich auch Frauen mit einer Körpergröße ab 180cm nicht so verrenken müssten. Das war eine so hammermäßige Spitzenidee von mir, dass die Schwimmbadinnenarchitekten da auch schon drauf gekommen waren und leicht peinlich dümpiert schlich ich rüber auf die gegenüberliegende Duschreihe, wo die Duschköpfe sehr deutlich weit über meinem Kopf angebracht worden sind.

Was mich aber immer noch so richtig nervt ist, dass man immer noch nicht in diesen Schwimmbädern den eigenen Fön mitbringen kann und sich damit die Haare trocken fönen kann. Man muss immer noch diese Fönmonster bedienen, die nicht einmal im Traum darüber nachdenken, die ernsthaft Haare zu trocknen, sondern die nur „vom Winde verweht” können und nach deren Fönvorgang die Frise immer sehr nach nicht gesellschaftsfähig aussieht. Dafür kostet es aber auch nur fünf Cent. Und die dortigen Mitarbeiter fand ich alle sehr nett!

Wie dem auch sein, knappe zwei Stunden später war ich wieder zu Hause und Fettröllchen hatte Hunger. Aber ich war schwimmen!

2017-03-05

Sternstunde

Und noch ein Fernsehhinweis. Ich nutze es gerade noch ein bisschen aus bevor am Monatsende DBV-T gekappt wird. Den umsteigen und für Privatsender (interessant, wie die sich den Todesstoß versetzen) bezahlen, werde ich nicht. Dann eben nur noch ausgesucht TV online gucken, eventuell werde Netflix oder was auch immer Kunde. Vielleicht lese, nähe, stricke oder schreibe ich auch einfach mehr. Wir werden sehen. Womöglich ist DBV-T ein ganz wundervoller Neuanfang in meiner persönlichen Zeitrechnung.

Aber … in dieser Woche (der Equal Pay Day nähert sich wieder) macht der Sender 3sat mit dem Thema Ungleichheit auf und stellt diese Themenwoche unter das schöne Motto „Die Zukunft ist weiblich” – mit sehr interessanten Filmen und Dokumentationen (Morgen, Montag z. B. porträtiert „The Power of Women” Frauen in Machtpositionen wie Politik und Wirtschaft – unter anderem: Hillary Clinton, Margot Käßmann, Melinda Gates oder Christine Lagarde).

Den Anfang machte heute in der Sendung Sternstunde die Ökonomin und Philosophin Lisa Herzog im Gespräch zum Thema „Was ist schlecht an Ungleicheit?” – interessante Ansichten weltlich ganzheitlich betrachtet. Sehr spannende Sendung, die neue Denkanstöße vermittelt.

2017-03-04

Im Land der Lügen

Dieser Beitrag der ARD ist schon etwas älter (sprich vom vergangenen Jahr) aber ich persönlich finde, dass er gerade in einem Wahljahr so relevant ist, dass man ihn sich unbedingt antun möge. Es geht letztendlich darum, wie Industrien, Unternehmen und leider auch Politiker auf Basis von Zahlmaterialien, in Statistiken verfasst, die Realität umdrehen und für ihr Business nutzen – eher häufiger zu unserem Schaden als zu unserem Nutzen.

Besonders ärgerlich dabei, wie gerade Politiker immer weniger sich an den Ehrenkodex halten, die Bürger genau nicht manipulieren zu dürfen! (Siehe Beispiel TTIP.) Lügen zu Grippen, Lügen hinsichtlich der Pharmaindustrie bis hin zu eigenmächtigen Neudefinitionen von Blutwerten, die ganze völlig gesunde Bevölkerungsgruppen plötzlich als krank definieren, Verfremdung von Statistikinhalten bis hin zu völlig konträren Aussagen derer eigentlichen Resultate.

Meine Empfehlung, weil wirkliches Bildungsfernsehen: Im Land der Lügen.