2017-03-09

Gela tut mir leid!

Vorgestern war ich im schwedischen Albtraumkaufhaus. Irgendwas mit Frühjahrsputz und Samla (großartiger Name für ein praktisches Produkt, Respekt). Da ich recht früh vor Ort war, noch nichts gegessen hatte, führte mein erster Gang in Restaurant für eine kleine Portion runde Bällchen an Brokkoli und einer Tasse Kaffee. Ich suchte mir in den Räumlichkeiten einen freien Tisch – so ein Mix zwischen Zweiertisch und Vierertisch in einer ruhigen Ecke. Bewusst. Ungefähr so bewusst in einer ruhigen Ecke, wie ich mich an anderen Tagen bewusst einen Tisch in der Kinderecke suche, weil ich unterhalten werden will.

Ich bin da so beim essen, da kommen zwei Herren an meinen Tisch und nehmen Platz. Was insoweit natürlich okay ist, ich habe die leeren Tische dort nicht abonniert. Aber es kommt von beiden weder die Frage, ob der Tisch wirklich frei sei und ob es okay ist, wenn man sich hier niederlassen würde. Noch wird – wie es sich gehört, wenn man an einem gleichen Tisch Platz nimmt – einem gegenseitig „Guten Appetit” gewünscht. Also all diese Dinge, die es im Leben einem das Miteinander angenehmer gestalten könnten, ließen beide Herren einfach so aus.

Kaum Platz genommen, fing der jüngere Kollege an sehr lautstark sein Tun im Rahmen irgendeiner Umorganisation, irgendeines Umgeziehe und irgendwelcher neuer Laptop-Einkäufe prima selbst zu beweihräuchern. Und mit lautstark meine ich eine Lautstärke, wie sie einfach nicht angemessen ist, wenn man nicht alleine in einer Umgebung ist. Er fand das alles ganz toll, schwer davon überzeugt, dass sein Handeln für das Unternehmen die einzig wahre Königsklasse sei und sich seiner Relevanz bewusst den ganzen Raum ungefragt einnehmen zu müssen – was eh meist nur auf ein vorhandenes Bonsai-Selbstbewusstsein hindeutet. Keine Sekunde lang wurde ein Gedanken daran verschwendet, dass eine wildfremde Person neben ihnen am Tisch sitzt und ihnen bei ihren Firmeninterna zuhören konnte.

Kaum hatte Mr. IT-BWL-Königstiger sich abgefeiert, fing der ältere Kollege an seinen Senf zu Streitigkeiten in der Abteilung zu verkünden, und wie er es mit seinen Kolleginnen halten würde: nämlich entlassen, weil. Mit Namensnennung. Also ein schon vergleichsweise widerliches Gespräch hätten sie es unter sich geführt. Taten sie aber nicht. Sie taten es lautstark im öffentlichen Raum. Neben einer ihnen völlig unbekannten Person.

Die dann, nachdem sie ihr Essen in Unruhe und mittelstarker Belästigung beendet hatte, bevor sie aufstand, beide Herren fragte, ob sie sich eigentlich auch nur eine Sekunde lang darüber Gedanken gemacht hätten, dass ich vielleicht ihrem sehr unangenehmen Gespräch keine Sekunde lang hätte lauschen wollen und ihr Verhalten durchaus unhöflich empfunden hätte? Guckt mich der Ältere von beiden an – der just die Sekunden vorher dem jungen Kollegen seine Kollegin zur Entlassung empfohlen hatte und meinte treuherzig „das sei doch gar kein unangenehmes Gespräch gewesen.”

Liebes Ikea in Berlin in Tempelhof, da beide Herren in Eurer Kantine zwar ohne Ikea-Kleidung aber eben auch ohne Winterjacke sich dort an den Tisch setzten, nehme ich an, dass beide Herren aus Eurem Unternehmen, vermutlich dem administrativen Bereich, entstammten. Und offensichtlich haben beiden noch nie etwas von der Wahrung von Geschäftsinterna gehört.

Und liebe Gela, Dein grauhaariger Kollege mit Brille ist der Meinung, Du hättest Dich viel zu sehr von der alten Geschäftsleitung aufhetzen lassen und eigentlich gehörst Du seiner Meinung nach deswegen entlassen. Es muss eine Freude sein mit so einem ollen, bissigen, hinterhältigen Knacker die Büroluft zu teilen – ich verstehe Dich gut!

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