2017-03-12

Neues von der Ente

Freitag gleich wieder schwimmen gewesen. Meine Existenz als bleierne Ente ist mir bewusst … im Schulsport hatte ich es damals zum Frei-/Fahrtenschwimmer (westdeutsche Zeitmessung) gebracht. Aber ich erinnere mich nur an eine sehr unschöne Schwimmhalle (das Poststadion in Moabit) und eine fürchterlich unmotivierte Schwimmlehrerin, die mir bei der ersten Fahrtenschwimmerprüfung unterstellte, ich hätte beim Schwimmen die Bande berührt. Ich glaube, damals bin ich das erste Mal als Schulkind so richtig verbal ausgeflippt einer Lehrperson gegenüber. Sie musste sich bei mir dann auch entschuldigen, die Prüfung musste ich aber dennoch noch einmal machen.

Es gab damals schon eine Sache, die ich auch heute noch sehr schlecht ertrage, nämlich wenn mir jemand bei einer Sache, die ich richtig und sauber mache, unterstellt, ich würde dabei schummeln. Kurz: angenehm habe ich meinen Schulschwimmunterricht nicht in Erinnerung. Und schade fand ich es schon immer, dass es dort nie dazu gereicht hatte, ordentlich Rückenschwimmen oder Kraulen zu lernen. (Klassenlehrerinnen in Grundschulen, die Sportunterricht geben müssen, obwohl sie Sport eigentlich nicht ausstehen können. Höchstwahrscheinlich auch heute noch nicht ausgestorben, wie?)

Bringe ich mir die Dinge eben selbst bei. Mittlerweile gibt es da doch dieses Internet und YouTube. Auf YouTube bin ich dann direkt Dominik zum Opfer gefallen, der schön den Schwimmerklärbär gibt und hier und da lustige Produkte eines bestimmten Sportprodukteherstellers in die Kamera hält (viel ist das ja nicht, was da ein YouTube-Schwimmer in die Kamera halten kann.)

So lernte ich bei Dominik, dass ich im Prinzip … alles falsch mache. Am wenigsten hatte ich noch an der Armbewegung beim Brustschwimmen zu korrigieren, da neigte ich bisher dazu die Arme zu weit hinter die Schultern zu ziehen. Diesen Fehler zu korrigieren ist nicht so schwer, denn die Arme kürzer zu führen, vereinfacht die Sache. Ansonsten hatte ich mich nur ein wenig an etwas Korrektur bei der Handführung zu gewöhnen.

Aber an der Atmung beim Armzug muss ich noch arbeiten (Schwimmbrille muss her) und vor allem: am Brustbeinschlag.

Der Brustbeinschlag wurde meiner Generation offensichtlich noch ganz anders beigebracht – wir hatten damals noch gelernt die Beine möglichst weit nach recht und links wegzudrücken. Die Schwimmer der jüngeren Generationen lernen die Oberschenkel bis zum Knie möglichst zusammen zu halten und die Fersen eher zusammen zum Hintern zu ziehen und dann nach hinten kurz und kräftig wegzustoßen. Das ist … irre anstrengend – sorgt aber auch für eine ganz andere Wasserlage, weil man so gezwungen ist wirklich horizontal im Wasser zu liegen, was wiederum der Geschwindigkeit zugute kommt und den Armzug ganz anders unterstützt – wenn man das einmal so gemacht hat, wie Dominik das erklärt, wird einem klar, wo die Geschwindigkeit beim Brustschwimmen herkommen kann.

Hatte ich schon erwähnt, wie sehr doll ich dieses Internet und seine Möglichkeiten, die es uns schenkt, liebe? Ich freue mich schon sehr darauf im kommenden Sommer soweit zu sein, den neuen Schwimmstil im See bzw. Fluss zu üben – mit mehr Freiraum. Das wird großartig werden!

Ansonsten menschelte es Freitag im Bad sehr sehr. Das Becken dort ist zweigeteilt. Es gibt einen klar definierten und auch zu jeder Öffnungszeit definierten Sportschwimmerbereich, wo die Leute im Tempo Kraulen, Rückwärtschwimmen oder Schmetterling spielen können – und es gibt den Bereich für die bleiernen Enten. Wobei ich erstaunlicherweise schon zu den schnelleren bleiernen Enten zähle. Freitag hatten wir einen jungen Mann, der kurzerhand und damit vergleichsweise egoistisch eine unseres Beckenbereichs zum Sportschwimmerbereich grenzend für sich nutzte und in einem Affentempo hin- und herschoss. Leider dabei des öfteren andere Schwimmer überschwimmend – ohne Rücksicht auf Verluste. Und natürlich ohne Entschuldigung.

Beim dritten vergleichsweise brutalen Kontakt waren wir Enten dementsprechend pissed und nahmen uns den jungen Mann zur Brust. Der unsere Aufregung nicht verstehen wollte und uns erklären wollte, das, würden wir alle „wie es sich gehört” im Kreis der Bahnen schwimmen, es die Probleme mit dem sich begegnen alle gar nicht gäbe (was natürlich nur dann stimmt, wenn alle Schwimmer das gleiche Tempo hätten – im Entenschwimmbereichsteich eher illusorisch.) Wir diskutierten, er sehr uneinsichtig, gab dann aber irgendwann auf meine Frage hin, warum er als sichtlicher Sportschwimmer nicht im Sportschwimmerbereich schwimmen würde, zu, da seien ihm andere Schwimmer zu langsam. Schob den Ball elegant an eine dort schwimmende Brustschwimmerin ab, die mit den Schultern zuckte, ihre Bahn professionell aber langsamer zurückzog – wo sich wiederum einer der Sportschwimmer aufgefordert sah, sich über diese Schwimmerin aufzuregen, weil auch seiner Meinung nach zu langsam unterwegs.

Beide Schwimmer mit der jeweiligen Kritik konfrontiert, sahen sich nicht in der Lage auf unsere Bitten hin, einfach die Plätze zu tauschen – bis dann die Bademeister ein Machtwort sprechen mussten und die Plätze neu definierten – oder wie eine von ihnen ausrief „Was ist denn hier heute los?”

Menschen.

3 Kommentare:

Nelly aus Sachsen hat gesagt…

Einfach nur schwimmen fällt aus, oder? 😉

creezy hat gesagt…

@Nelly
Doch doch. Alle anderen schwimmen ganz normal und gemütlich. Und ich üblicherweise auch. Ich will es nur gerade wissen … aus körperlichen und deswegen Haltungsgründen. Ich möchte da ein bisschen an mein Limit. Auspowern mit Joggen geht gerade nicht, weil's Knie zickt. :-) Also … das ist gerade ganz alleine mein Film.

arboretum hat gesagt…

Dominik erläutert das nicht nur sehr gut, er vermittelt auch den Eindruck, dass Schwimmen tatsächlich Spaß machen könnte.

Eigentlich ist es fast schon ein Wunder, dass man überhaupt den Fahrtenschwimmer geschafft hat bei dem falschen Beinschlag, den man früher beigebracht bekam. Nicht nur von Grundschullehrerinnen, sondern auch von Sportlehrerinnen.

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