Habe ich gestern zu mir gesagt, nachdem ich das schon seit Wochen, ja Monaten zu mir gesagt habe, den richtigen Zeitpunkt aber zum Abschluss und Neubeginn überall dort suchte, wo ich ihn natürlich nicht finden konnte. Nicht, dass ich nicht genau gewusst hätte, ich müsste bei mir suchen und könne nur dort fündig werden – nur bei mir. Trotzdem stand etwas im Weg. Das war wohl auch ich.
Dann der Blick auf Bauch und Schenkel, der nichts mit dem gemein hatte, den ich ihnen früher gönnte, das Wohlfühlgefühl hatte sich verabschiedet und hat sich offensichtlich woanders viel wohler gefühlt. Der Blick auf Fotos neueren Zeitalters, die deutlich machen, wie die Last auf den Schultern mit der Zeit den Gesichtsausdruck, die Haarfarbe und die Haltung verändert. Arbeitssuchend sein über einen viel zu langen Moment, legt sich mit der Zeit wie der Grauschleier über den Inhalt eines Kleiderschränke und verleiht ihm das Hors d'œvre des altmodischen Chics und Abgetragenheit, den niemand wirklich schätzen mag, macht sich in dem Kühlschrank viel zu breit, als dass gesunde Bio-Nahrung noch einen Platz finden könnte. Verstorbene Mütter, einfach so, versetzen dann den Gnadenstoß und unerfreuliche weitere Umstände, die sich die Hand zu reichen scheinen wie bei einem endlosen Stapellauf, spenden das giftige Salz in dieser Suppe, die wirklich niemand mehr genießen mag – und zeichnet Abneigung, Geschlagenheit und Frustration in Gesicht, Körpersprache und in die Haltung.
Pah, meine Haltung! Die immer tadellos und stolz war, selbst wenn die Zeiten einmal schwer waren, weil mein Herz entspannt und darüber hinaus dem Tanz gehörte und die Ballettübungen ihr übriges dazu taten, dass ich solche Probleme nicht hatte, drückt sich nun ermüdet mürbe in einem Rundkreuz aus, das ich nie an mir kannte, nie kennen wollte und zu dem ich nie niemals mein ok gegeben, hätte ich nur einmal die Kraft gehabt, sehr deutlich zu machen, dass zu den vielen pisakenden Vorgängen der letzten Zeit meine Einverständniserklärung doch nirgends schriftlich vorlag.
Dann liegt vor einem der Schalter von dem man weiß, diesen Schalter müsste man nur wieder ein einziges Mal umlegen und dann wird wieder alles ein klein wenig schöner, die Umstände werden leichter fallen, die Motivation wird ein Schaumbad nehmen und die Sonne wird öfter scheinen, selbst dann noch wenn Wolken vor ihr deren übliches marodes Spiel spielen. Aber der Schalter lag seit Monaten in unerreichbarer Höhe, er war rostig, dass vor dem Anfassen es mir nur grauen mochte und das Öl, dass ihn früher geschmeidig umlegen ließ, war ranzig geworden und ließ ihn nicht rücken und rühren mit dem bisschen Kraft, die noch in mir steckte. Und alles was mir an Hilfsmitteln zur Verfügung hätte stehen können, diesen Schalter eines Tages doch wieder bedienen zu können, war versteckt. In mir selbst und ich hatte sämtliche Hinweisschilder verlegt, um die versteckten Utensilien wiederfinden zu können.
Gestern aber war es soweit. Ich stand auf, ich zog die Schuhe an, die Hose, das Sweatshirt, ich dehnte die Beine – denn in der Zwischenzeit bin ich nicht jünger geworden – und ich ging laufen. Dauerlaufen. Und hielt die übliche Runde sogar fast durch. Und zu Hause quälte ich mich durch die Pilates-Übungen, deren Reihenfolge ich nach so langer Zeit schon beinahe vergessen habe.
Mein kleiner persönlicher Neuanfang. Es war so ein unerträglicher Kampf. Ich vorhersage Muskelkaterposts in der nahen Zukunft. Ich will mich über ihn freuen. Ich bin ein kleines Stückchen glücklicher.