2008-02-28

Heute war's nett

beim Mann vom Amt. Alleine die Fahrt auf dem italienischen Rad dorhin war formidabel, denn es schien die Sonne und auf dem riesigen Gebrauchsautomarkt, den ich auf meinem Weg dorthin regelmäßig touchiere, herrschte ausgelassene Kfz-Stimmung. Dort ist es immer mindestens so voll wie in der Begrüßungshalle vom Amt an einem verregneten Montagmorgen und ich wundere mich gelegentlich, wo denn nun all' die Reisebusse stehen, die die vielen türkisch, polnisch, russisch, albanisch, kroatisch sprechenden Gebrauchsautohändler, –käufer, –freunde, –fans und vermutlich auch nur Zuseher und Händchenhalter dorthin transportieren. Aber vielleicht ist der Gebrauchsautohändler gar kein Gebrauchsautohändler, sondern nur ein riesiger gebrauchter Parkplatz für wenig neue Fahrzeuge. Davon aber ganz viele.

Alleine der Ampelschaltung muss ich heute eine kleine Kritik mit auf ihren Schaltweg geben. Nur wegen ihr kam ich heute zwei Minuten zu spät zum Amt und zu meinem Termin. Und wegen dem ganz leichten Ostwind. Aber den zu kritisieren ergibt keinen Sinn, denn der ist ja schon wieder vom Winde verweht. Mein Termin war schon da, mein Mann vom Amt auch. Nur ich war zwei Minuten zu spät. Aber wie immer gab er mir noch 15 Minuten Zeit zum Lesen. Üblicherweise bin ich immer sehr pünktlich sonst bei meinen Terminen im Amt, denn ich weiß, dass ich dort wieder zum Lesen komme. So schöne Sachen habe ich schon gelesen. Dort beim Amt. Ich freue mich immer so sehr drauf. Sonst komme ich ja zu nichts.

Übrigens bin ich immer die einzige, die auf den Wartebänken im Flur liest. Sonst liest da keiner. Der Mann vom Amt ist lustig. Wann immer er mir einen Termin gibt, wird er mich 15 Minuten später aufrufen. Manchmal hat er einen Klienten vor mir drinnen obwohl es mein Termin ist, der da gerade fremd besetzt ist. Dann erscheint es mir dennoch recht sinnvoll, dass er mich nicht gleich und pünktlich aufruft. Auch wenn mein Termin schon drängelt. Aber oft sitzt mein Mann vom Amt auch ganz alleine in seinem Büro, dann möchte er mich trotzdem nicht pünktlich sehen. Ich ihn sehr wohl. Nur heute nicht, da war ich zwei Minuten zu spät. Er hat mich dann pünktlich 13 Minuten später aufgerufen. Ich habe solange gelesen.

Nein, niemand liest beim Amt. Außer mir. Niemand benutzt auch eine tragbare programmierbare Recheneinheit beim Amt. Ich denke, ich könnte das mal tun. Das alte Apple Power Book vorvorletzte Season auspacken, um mich mitleidig belächeln zu lassen und so tun, als hätte der Akku noch für länger als drei Minuten Saft. Den er nicht hat, denn der ist auch vorvorletzte Season. Das wäre lustig. So zu tun, als könnte ich einen Rechner bedienen, dort beim Amt. Wohl bliebe dann aber leider keine Zeit zum Lesen. Dann käme ich wieder zu nichts.

Mein Mann vom Amt war heute nett und sehr bemüht. Seine Wiedervorlage funktioniert anscheinend auch wenn ihn meine Mails nicht erreichen. Das beruhigt mich sehr. So nahm er heute mein Begründungsschreiben für die paar Weiterbildungsmodule entgegen und konnte gar nichts gegen sagen. Zwei Seiten Text. Da hat er aber gelesen! Im Gegenteil, es schien ihm so zu gefallen, dass es fast so klang, als würde er mich von der einen Statistik in die andere boxen können und wollen mit so einer schönen Begründung. Er machte keine Zusagen, schien aber freudig erregt. Heute bespricht er sich und dann mich mit seiner Vorgesetzten und dann soll alles ganz schnell gehen. Unbürokratisch. Ohne großartige schriftliche Eiladung. Per Telefon und Schnelltermin. «Ja», sage ich, «Rufen Sie mich ruhig an. Ich habe ja Tagesfreizeit.»

1 comments:

Anonym hat gesagt…

Mademoiselle, nach den Infos über Pfannkuchen, die ich dankend erhielt(vous vous en souvenez?), dachte ich erst"welches Rad"?Pinarello, oder wie heiss es so schön? Ach dies italienischen Namen-da muß man kaum noch echten urlaub machen, wenn man sie riichtig klingen lässt...was gibts schöneres als "tommasselli-stummellenker"?..
meine amteerfahrungen von 07 waren weniger schön-ich hasse die meisten zu recht:

Montag, 3. September 2007
Die Sozialwesen vom 5.Stock
Ob der Finsternis diese Themas wähle ich die Schriftfarbe "schwarz".

Gut - ich möchte das, was der Beamte in seiner schelmischen und scheinbar schweinkramhaften Art "Publikumsverkehr" nennt, selbst a u c h nicht haben: der Dauerumgang mit Menschen, die alle Phänomene dieses Erdballs mit der zu kurzen Elle ihrer persönlichen Betroffenheit messen, ist grauenhaft.
W e n n man solchen Verkehr aber dann mal hat, ist es wie beim Beton: "Es kommt darauf an, was man daraus macht!"
Nun kenne ich nur e i n e der BearbeiterInnen im Amte - jeder Rückschluß auf eine a l l g e m e i n e Handhabung verböte sich also. Mit dieser Massgabe also folgendes:
Ich wollte mal wieder nachfragen, was mein Antrag so mache...wer mal 2 Monate ohne jegliches Einkommen dahinvegetiert hat, kann es sich vorstellen.
Zum (vermeintlichen!) Glück war die Bank vor der Tür meiner Sachbearbeiterin (die "Sache" bin offenbar i c h ) leer, ich erlaubte mir, sofort einzutreten (nicht d i e Tür, sonderen IN die nämliche - hätte ichs mal anders gemacht..) und sah mich finster angeblickt - die Quelle der Finsternis schleuderte mir umgehend entgegen: "Ohne Termin geht gar nichts!".
Nun hatte die Finstere tatsächlich auch noch meine Akte griffbereit um sich, sodass man sich schon einige Fragen hätte stellen können...
Nun - ich tigerte nach Hause, fuhr den PC hoch, entwarf ein untertänigstes Gesuch um einen Termin für einen Fall, in dem die Bank noch leerer als leer sein würde...
Einige Tage später erhielt ich ein Schreiben der Finsteren, in dem mir bedeutet wurde, sie hielte die Vergabe eines Termins nicht für angezeigt...
Ich überlasse es dem Lesenden, was er von künftigen Zeitungsmeldungen etwa des Inhaltes halten mag, ein Antragsteller habe eine kleine MG-Salve in eine Tür des 5.Stockes eines Verwaltungsgebäudes in San Luca alias Erlangen gejagt.

Gepostet von Groebe am 9/03/2007 01:42:00 PM
0 Kommentare

Kommentar veröffentlichen

Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!