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2023-01-11

Die CDU ist zu doof zum …

Lustig. Ich habe neulich erst gedacht, dass die CDU mit Kai Wegner zum ersten Mal seit Diepgen endlich zmindest einen Kandidaten mit einem Hauch von Profil hat. Das hat sie seit Jahrzehnten verschlafen. Nicht, dass ich die CDU je wählen würde für diese Stadt (Diepgen-Overdose). Aber immerhin – nachdem sie es immer noch nicht geschafft hat, wie auch die FDP – im Jahr 2023 vielleicht eine Kandidatin zu ernennen, hat sie es immerhin auf die Reihe bekommen und kapiert, dass wir Berliner nie einen Kandidaten zum Bürgermeister wählen würden, der nicht in Berlin geboren ist. Nichtsdestoweniger bleibt Wegner, meiner persönlichen Meinung nach, ein rechter Hund. Er steht da dem Parteivorsitzenden seines Clans in nichts nach.

Nun ist die CDU bekanntermaßen die Partei, die digital die letzten zwanzig Jahre in und für Deutschland alles verschlafen hat, was man verschlafen konnte. Sie hält immer noch an der Vorratsdatenspeicherung fest wie ein debiler alter Mann, der nicht mehr auf die Reihe bekommt, dass 1936 auch schon wieder fast 100 Jahre her ist.

Sie versteht von digitaler Technik … nichts.
Von digitalem Fortschritt … nichts.

Als Merkel neulich noch anmerkte, das Internet wäre für uns alle Neuland, habe ich gejault wie ein getretener Hund. Ich habe meine erste HTML-Homepage 1996 gebastelt. Für mich ist nichts am Internet Neuland. Und ich möchte von dieser ollen Verweigerin und ihren rückständigen Mannen in dem Punkt nicht vereinnahmt werden.

Heute geht nun in Berlin durch die Tageszeitungen, die CDU hätte nur so zum Spaß sich Internetpräsenzen der FDP und Grünen mit deren Wahlsprüchen reserviert, die – ihrer Meinung nach – eigentlich ihren Gegnerparteien „gehören” müsste und sie biedert die Abgabe der Domains mit einer Aufforderung zu einer caritativen Spende an *twinkle twinkle*. O-Ton, CDU-Sprecher: „„Nachdem Grüne und FDP es wohl vergessen haben, sicherten wir die Domains für sie, damit nicht womöglich undemokratische Kräfte Schindluder damit treiben.”

Nun ist, seit (2001 übrigens, als vor nur zwei Jahrzehnten) die ICANN für Top-Level-Domains eine weitere riesige Vielfalt in möglichen Endungen ermöglichte, die Idee von Domain-Grabbing eher tot und uninteressant. Davon abgesehen, war es nie cool. Sondern mehr so … sehr uncool?! Eher mit einem Bein in der Illegalität verankert. Und man möchte sich wirklich fragen ob die Berliner CDU nicht ganz andere Probleme in dieser Stadt zu dieser Zeit haben sollte aber nun … Sie weiß es halt nicht besser. Digitales Neuland. Lernprozess. Da fällt man schon mal auf blöde Werbeaktionen rein. In diesem Internet.

Sie weiß halt nicht, dass Wahlkampf, wenn er im Internet geschieht heute in den sozialen Netzwerken geschieht und nicht mehr wirklich auf einer statischen Homepage. Aber das kann man nur wissen, wenn man halbwegs im Thema drinnen ist. So wie z. B. Robert Habeck, der seine Wähler wie ein erwachsener Politiker auf Instagram/TikTok abholt und ständig unter Beweis stellt, dass er seine Wähler für souveräne und an relevante Informationen interessierte Personen hält.

Die CDU macht das halt nicht. Sie kann es auch nicht. Kai Wegner ist niemand, der jemals TikTok rocken würde. Und die CDU generell bleibt nun mal die deutsche Partei mit der höchsten digitalen Inkompetenz auf allen Gebieten.

Aber schön, dass sie es unbedingt kurz vor der Berliner Wahl noch einmal so deutlich demonstrieren wollte.

Ich habe derweil meine Briefwahlunterlagen mit dem auf dem Wahlschein aufgebrachten QR-Code angefordert. Digitales Neuland. JESUS!!!

2022-12-21

Ich bin sauer!

Ich bin letzte Woche für ein Nachbarschaftsprojekt in finanzielle Vorleistung gegangen. Der verantwortliche Mitarbeiter hatte mich gefragt und gebeten, ob ich einen Einkauf noch in diesem Jahr hinbekomme, wegen der Jahresabschlüsse. Habe ich verstanden, habe zugesagt, obwohl ich wusste, es wird solange die ausgelegte Summe nicht an mich zurückfließt, schwer werden für mich.

Geld auslegen berührt in meiner Lebenslage meinen Alltag immer. Und eher nicht angenehm. Und mit einem letzen harten Monat in dem Shiina sehr krank war, alleine wahnsinnig viel Geld in Futter geflossen ist, bis sie wieder etwas fressen wollte und vertragen hatte, berührt es noch einmal sehr. Und in einem Monat Dezember in dem man irgendwie seinen Lieben auch ein schönes Fest gestalten möchte, auch ich, berührt es dringlich sehr.

Aber ich habe zu der Zusage gestanden, habe das Geld vorausgelegt – habe dabei in der Sache dem Nachbarschaftsfonds sogar 30,— Euro eingespart, die nun in andere Projekte fließen können.

Mit dem Einreichen der Rechnung und Unterlagen habe ich mich vor dem zuständigen Mitarbeiter ein Stück weit nackig gemacht und musste darauf hinweisen, wie wichtig mir eine Überweisug noch vor Weihnachten ist. Ja, das hat mir total viel Spaß gemacht. Nichts mache ich lieber! /*ironietag_off

Nein, es geht nicht wirklich um eine hohe Summe – aber unter dem Strich heißt es für mich, dass mir von dem Anteil im Satz bereit gestellten Anteil für Nahrung und Getränke nur noch € 115,82 blieben in dem einen Monat. Bei 20 % Inflationsrate bei Lebensmitteln derzeit. Kann man so oder so funky finden.

Dämlich für mich, dass ich es trotzdem getan habe aber ich tue es, für die Sache. Für die Nachbarn im Ehrenamt. Mache ich gerne. Sitze jetzt aber leider hier und ärgere mich seit gestern Abend.

Auf mein mich-nackig-machen am Donnerstag letzter Woche folgte keine Reaktion. Kein simples „Geht klar, Frau XYZ, haben Sie vor Weihnachten.” Nun kann absolut passieren, dass einem das durchgeht. Für mich aber bedeutet es dennoch aber, ich hänge seit letzten Donnerstag in der Luft, weiß nicht ob ich diese sicher für viele Menschen geringe Summe vor Weihnachten noch im Einsatz haben werde oder nicht. Unsicherheit ist kein sehr schönes Gefühl. Selbstverständlich ließe sich das kompensieren in dem ich keine Lebensmittel vor Weihnachten einkaufe oder Freunde frage, ob sie mir aushelfen könnten. Es ist schlussendlich mein Risiko, das ich eingegangen bin, geschenkt.

Aber ich würde wenigstens Bescheid wissen dürfen!

So fragte ich gestern kurz per Mail nach. Also kurz, wie man es in E-Mails tut auf Mails auf die keine Reaktion erfolgt ist. Mit dem Hinweis, dass ich bis dato kein Geld erhalten hätte und wenigstens eine Rückmeldung schön fände.

Auf diese E-Mail erhalte ich gestern Abend eine Antwort der Vorstandssekretärin, die den betreffenden Mitarbeiter in dessen Urlaub gerade vertritt. Sie teilt mir mit, er hätte die Rechnung umgehend weitergegeben, die Anweisung würde diese (!) Woche umgesetzt. Und das Ganze wäre ja nun innerhalb von fünf Werktagen passiert oder O-Ton: „Heute ist Dienstag, das sind bisher fünf Werktage und ich denke, dass die Bearbeitungszeit vollkommen angemessen ist, auch unter dem Aspekt, dass die B. solche schönen Projekte fördert.”

Sagen wir es so, mein Gefühl, dass sie mein Anliegen als Peanuts betrachtet und sie sicherlich genervt war, sich darum überhaupt kümmern zu müssen, ziehe ich sicherlich nicht aus der Atmosphäre, sondern aus dem Lesen ihres Einzeilers. Ich kann so eine Überheblichkeit nicht ab. Davon abgesehen, dass ich immer noch nicht weiß, ob ich über die ausgelegte Summe vor Weihnachten verfügen kann, kann „… wird diese Woche umgesetzt …” auch erst Freitag heißen. Weiß ich es?

Und Angemessenheit finde ich, wenn jemand seine Situation offen darlegt und gar keine Reaktion darauf erhält, schlicht nicht gegeben. Es ist nicht angemessen, nicht zu kommunizieren. Punkt. Was nicht heißt, dass ich kein Verständnis dafür habe, dass das jemandem vor seinem Urlaub hinten runter rutscht. Passiert. Und trotzdem steht auf der anderen Seite immer noch die eine Person, die nicht informiert wird. Und vielleicht, nur vielleicht aber wäre ein stellvertrendes kurzes „Sorry!” angemessen?

Gar nicht angemessen ist, wenn jemand nochmals nachfragen muss, dass mit solcher Überheblichkeit geantwortet wird. Ob fünf Tage Bearbeitungszeit angemessen sind noch vor Anweisung, kann man dahin gestellt sein lassen. Je nach Position auf der man steht, hätte ich es auch als angemessen finden können, wäre das Geld schon vergangenen Freitag angewiesen worden. Darüber will ich mich gar nicht erst streiten. Mir geht es alleine um das Feedback. Das zuerst nicht erfolgt ist, dann von der Vertretung sehr von oben herab.

Und ich finde auch „… dass die B. solche schönen Projekte fördert.” frech. Offensichtlich hält mich diese Mitarbeiterin für zu blöd als dass ich nicht wüsste, wer die „schönen Projekte” defacto finanziert. Es sind dann doch die Anteilseigener dieser Genossenschaft , die auch auch mit der Zahlung der Mietzinse immerhin im Jahr hier und da kleine Überschüsse produzieren, die nicht in die Dividendenausschüttungen sondern lt. Satzung auch in solche Projekte fließen sollen. Womöglich zahlen die gleichen Leute unter dem Strich sogar das Gehalt dieser Mitarbeiterin. Könnte das sein?

Davon abgesehen, dass mich und alle anderen aktiven Nachbarn natürlich sehr gefreut hat, dass dieses Projekt auf unseren Wunsch hin überhaupt umgesetzt wurde und sogar viel früher als angedacht. Das ist unbenommen, wurde von mir auch an die involvierten Mitarbeiter mehrfach kommuniziert. Uns ist klar, da ist Geld geflossen, Manpower. Aber unterm Strich sind wir Anwohner, die auch solche Projekte finanzieren.

Gerade den Leuten, die sich so engagieren am Ende des Jahres noch einen Tritt in den Allerwertesten zu geben, das kann man machen. Es ist okay. Es mein persönliches Boule-Spiel mit dem bisher in dem einen Projekt gespielt wurde und das Kinder-Boulespiel, das allen zur Verfügung steht, habe auch ich von meinem Geld gekauft und für die Sache spendiert. Aber offensichtlich fehlt in dem Unternehmen – zumindest einigen Mitarbeitern – an dieser einen Stelle die Sensibilität für das das, was manche Anwohner hier leisten für die gemeinsame Sache. Deren Engagement, man hat es in diesem Jahr gemerkt, nachvollziehbar so immer weniger wird.

Nicht zu kommunizieren ist übrigens die Kernkompetenz dieses Unternehmens. Ich habe mich in diesem Jahr bereit erklärt als Schnittstelle zwischen zwei Mieterprojekten und dem Unternehmen zu fungieren – ehrenamtlich – und kann daher ein Lied singen, wie oft Informationen gar nicht, trotz Nachfrage nicht und nach nochmaliger Nachfrage erst fließen. Es übrigens auch keine Reaktionen auf Vorschläge gibt, wie man die Kommunikation vereinfachen/verbessern könnte. Dass mich dieses Ehrenamt zwei Freundschaften in der Nachbarschaft gekostet hat, weil ich nun ein Sprachrohr bin und einige Menschen das offensichtlich nicht getrennt bekommen von meiner persönlichen Person: geschenkt. Aber ja, es bestätigt sich, was immer gilt: Ehrenamt heißt Opfer bringen.

Ja. Es war für uns alle ein schlimmes, ein hartes Jahr. Nach den anderen harten Jahren. Wir haben alle Nerven gelassen. Und ich will dieser einen Mitarbeiterin das auch zugestehen. Aber ich weigere mich, mich mies behandeln zu lassen und mich für meinen Einsatz noch blöd anmailen zu lassen. Der Sack ist zu. Es ist so typisch, dass die Menschen, die sich einbringen (und dafür ja nicht einmal ein Dankeschön erwarten) schlussendlich noch blöd gekommen wird.

Für mich ist's geklärt. Ich bringe keine Opfer mehr. Meine übernommenen ehrenamtlichen Angebote ziehe ich zurück. Ich habe es gerne gemacht – aber nicht so. Auch die Vorgartenpflege hat sich für mich erledigt. Den unnötigen Ärger tue ich mir nicht mehr an.

2022-11-29

Spielköpfe – gendergerecht spielen

Letzten Sonntag waren Frau @maske_katja und ich in Berlins Mitte unterwegs Weihnachtsmarkthopping betreiben. Sie hatte mich dabei – und ich war da tatsächlich das erste Mal – auf den Weihnachtsmarkt in die Alte Münze geschleppt, wo Special Interests bedingt vor allem queerbetonte Produkte verkauft wurden, es aber eine fantastische Indoor-Curlingbahn auf Plastikbahnen gibt. Live-Musik u. v. m., wobei wir dort sehr früh waren und es zum Abend hin bestimmt geselliger werden dürfte. War anders, lustig bis fröhlich, relativ wenig weihnachtlich.
Ich wiederum schleppte sie auf den Weihnachtsmarkt im Innenhof des St. Hedwig Krankenhauses, der an diesem einen Adventssonntag stattfinden sollte, wie ich einen Tag zuvor dank meines kleinen Erste-Hilfe-Ausfluges zur Kenntnis nehmen durfte. er war auch sehr charmant, nämlich mit Feuerkorb, vielen Ständen mit selbst gedengelten Kleinigkeiten, die von den jeweiligen sozialen Einrichtungen angeboten wurden. Einer dreiköpfigen Band, die mit Drumkit, Bass und E-Gitarre Weihnachtslieder (und andere Songs natürlich) richtig cool darboten. Außerdem gab es Erbsensuppe und Grünkohl mit Wurscht zu wirklich moderaten Preisen. Der Markt war sehr schön, klein aber so wie Weihnachtsmärkte sein sollten: friedlich.
Danach ging es um die Ecke auf den Wochenendweihnachtsmarkt in die Sophienstraße. Da trifft man die üblichen alten Bekannten, aber diesen Markt mag ich auch immer wieder sehr mit seiner Stimmung. Irgendwann überholten uns sogar Engel auf Stelzen und die Bäckerei Sofi hatte nach Ladenschluss noch ein paar (dunklere) Restbrote zur freien Mitnahme hingestellt, was mich irgendwie richtig freute. So ein knuspriges Baguette auf die Hand für lau. Die kleinen Dinge sind's doch manchmal. Ansonsten hatten wir leckeren Glühwein und Frau @maske_katja hat etwas gekauft, obwohl sie nichts braucht und nichts kaufen wollte. Ich auch.

Lange Rede, was ich aber eigentlich erzählen wolle: In der Alten Münze sind wir an einem Stand (gegenüber der Curling-Bahn) auf die Kartenspiele von Spielköpfe gestoßen. Die sind nämlich gendergerecht und wollen generell blöde Vorurteile abschaffen.
Also trägt die Dame schon auch mal orientalische Kleidung, ist der König eine Königin, wie diese auch ein König sein kann und sie alle auch People of Color sind. Im Kinderspiel trägt die Dame genauso Hose und kurze Haare wie Rock, der Bube hat den dunklen Hautton und rollstuhlfahrende Könige spielen auch mit. Ein sehr schönes gesellschaftliches Miteinander hat man da auf der Hand. Gerade die Kids lernen so spielerisch Gleichberechtigung.
Die Kartenspiele gibt es je nach Spielvariante und (ökologisch einwandfreie) Qualität (Papier oder Plastik) abgepackt ab 10 Euro nächsten Sonntag wieder in der Alten Münze oder direkt hier bei Spielköpfe. Wir fanden es gut und haben ein bisschen eingekauft.

Spielkoepfe haben übrigens auch einen gendergerechten Tischkicker bzw. Figuren dafür im Programm. Smarte Produkte, finde ich. möchte ich sehr für Weihnachten und auch sonst empfehlen!

2022-11-22

Noumi-Noodles goes Prenzelberg

Das Noumì – Colorful Asian Flavors dürfte Berlinern und Fans asiatischer Küche ein Begriff sein – denn die handgemachten farbenfrohen Nudeln in den Pho-Suppen und vielen klassischen indonesischen Gerichten in dem Restaurant in der Jägerstraße (Nähe Hausvogteiplatz) sind einmalig gut.

Nun freut sich das Noumì-Team ab heute seine Gäste in der neuen Dependance in der Prenzlauer Allee 52 (Ecke Chodowieckistraße) in dem größeren und wahnsinnig gemütlich eingerichteten zweiten Noumì-Restaurant begrüßen zu dürfen.
Es gibt die gleichen feinen veganen, vegetarischen und fleisch- oder fischlastigen Gerichte mit ausschließlich frischen Zutaten und den farbenfrohen Nudeln nach Wahl wie im Noumì 1 – aber mit etwas Zuwachs auf der Speisekarte. Alle Nudeln sind übrigens bis auf die schwarzen NOIR Mì (Sepia) vegan! Das Noumì-Feature spricht für sich: Bei allen Nudelgerichten der Karte wählt der Gast aus, welche Nudelsorte bzw. -farbe er sich auf dem Teller wünscht. Coloursoul dining! Ich mochte auch sehr die Drinks – ob mit oder ohne Alkohol, lecker, toll anzusehen, stehen sie in ihrer Farbpracht in die Regenbogenfarben des Noumì Nudel Guides in nichts nach. Pink Matcha, Cucumber Cooler und in der zweiten Runde Mango Soleil oder den Strawberry Hugo – wir hatten sehr viel Spaß mit ihnen! Chapeau! Letzten Sonntag durfte ich nämlich mit Ute (Frau Indica) schon einmal beim ersten Opening exklusiv für Freunde die Gastfreundschaft und tolle Küche im neuen Noumì genießen! Von der Vorspeisenkarte teilten wir uns die fleischlastige Variante NOUMì for 2, u. a. mit Garnelenteigtaschen, gebackenen Reispapierrollen und Portobello-Pilz, Cole Slaw … … sowie … Veggie for 2 mit gedämpften Gemüseteigtaschen, gebackenem Bio Tofu und Taro-Reiskuchen u. v. m. – sehr zu empfehlen! Vor allem, will man die reichhaltige Vorspeisekarte erst einmal ausprobieren.

Und ihr seht's ja selbst: Colorful Asian Flavors ist hier wirklich kein leeres Versprechen! Selbst wenn noch gar keine Nudeln im Spiel sind. Während am Nebentisch die Pho-Suppen wahnsinnig lecker zu uns hinüber dufteten, kamen unsere Hauptspeisen Perfect Match mit Lachs, Garnele und frischem Gemüse in Mekong Rotwein Soße (links unten), Capitane Canard mit Barbari Entenbrust in Hoisin Sauce mit Romanesco, Spargel, Pak Coi, Babymais, pinkem Blumekohl und Koriander-Pesto (oben rechts) und das vegane Seitan Satè mit gebratenem Bio Seitan mit buntem Gemüse der Saison und Satè Soße (oben links) auf den Tisch. Alle drei Grichte waren so unterschiedlich wie lecker wie besonders gewürzt.

Das vegetarische Gericht konnte vor allem wegen der leichten Schärfe und tollen Würze des Saitans unsere besondere Zuneigung gewinnen. Und Ute sah sich wieder in ihren vorherigen Noumì-Erfahrungen bestätigt – fleischlos kann die Küche von Bien und Tuyen besonders gut! Auch den Nachtisch haben wir uns geschwisterlich geteilt, Ute schwört auf den Matcha-Cheescake – ich natürlich auch – aber noch mehr auf Tripple Chocolate mit drei Schokoladenschichten auf Oreo Biskuitboden. So gute Schokolade! Und das ist mit das Besondere am Noumì – dass hier die Desserts selber gemacht werden und sie sich daher in ihrer Rafinesse deutlich abheben vom üblichen Klebereis in asiatischen Restaurants. Unbedingt probieren! Mit der Eröffnung heute können sich alle Prenzlauer (und natürlich auch alle anderen Berliner) wirklich auf etwas Tolles freuen in ihrem Kiez – und übrigens: Kinder sind herzlich willkommen! Geöffnet Montag bis Sonntag von 12:00 bis 22:00 Uhr.

Noumì Prenzelberg
Prenzlauer Allee 52
10405 Berlin
Mail: pberg@noumi-noodles.de

Noumì Mitte
Jägerstraße 35
10117 Berlin
Tel.: +49 30 206 490 07
Mail: contact@noumi-noodles.com

2022-09-13

True Italian Pizza Week 2022 – Rundes Vergnügen!

Es ist Herbst und somit Zeit für die dritte True Italian Pizza Week. Dieses leckere Pizza-Event findet dieses Mal in 12 deutschen Städten gleichzeitig statt! Berlin, Hamburg, München, Köln, Stuttgart, Hannover, Düsseldorf, Frankfurt, Leipzig, Münster, Nürnberg, Mannheim, Dresden, Wuppertal und – das ist ja wohl der Hammer – Bielefeld!


Pizza wie in Italien

Die nachweislich besten Pizzerien in den einzelnen Regionen machen mit und servieren ab dem 15. September eine Woche lang zwei extra für dieses Event kreierte Pizzen, davon immer eine in einer vegetarischen/veganen Variante mit einem Glas Aperol Spritz für 15 Euro. Klickt einfach hier auf eine der Städte und ihr findet alle teilnehmenden Pizzerien mit ihren Specials beziehungsweise die traditionelle Karte aller am Event teilnehmenden Restaurants in eurer Region am Beispiel des öffentlichen Nahverkehrs der eigenen City. So kann man sich ganz einfach entlang der Stadteile mit dem italienischen Nationalgut verwöhnen.

Da ist nichts mit geschmackloser Massenware! Wer bei diesem Event teilnehmen möchte als Restaurant, der verbirgt sich für den Einsatz originaler italienischer Zutaten. Für einen Teig mit sehr langer und daher bekömmlicher Teig-Gare, meist mit Lievito madre (milder Sauerteig) angesetzt – und je nach Region Italiens zu dem sich das jeweilige Restaurant zugehörig fühlt mit den besonderen Köstlichkeiten dieser Region. Je nach eigenem Gusto mit Fior di Latte (Mozzarella in Streifen geschnitten aus Kuhmilch) wie beim napoletanischen Original oder mit Mozzarella aus Büffelmilch, sahniger Burrata oder Stracciatella di bufala belegt. Ansonsten mit sehr viel Fantasie für die köstliche runde Scheibe. True Italian eben.

Wer die Vielfalt der Pizza in der eigenen Stadt schon selber sehen möchte, der sollte dieser Tage dem Instagram-Account von True Italian folgen. Dort werden seit Tagen (sucht einfach unter dem Hashtag eurer Stadt) die Fotos der vielen wundervollen Pizzavariationen gezeigt – was für eine köstliche Vielfalt! Und es gibt einen Fotocontest mit charmanten Gewinnen oben drauf: Eine dreitägige Reise für zwei Personen nach Neapel (1 Platz), einen fantastischen Ooni Koda 12 Pizzagrill mit einem Aperol Spritz-Überraschungspaket (2. Platz) und für die Drittplatzierten gibt es das Aperol Spritz-Überraschungspaket.

Ich durfte in Berlin im Vorfeld in zwei sehr schönen Restaurants schon einmal deren Varianten für euch ausprobieren.


Marian Blu Vino Cucina & Pizza

Zunächst waren wir im Restaurant Maria Blu, das von Francesco Bianco (Foto) im Weinbergsweg 8a (drei Minuten Fußweg vom U-Bahnhof Rosenthaler Platz) geführt wird. Ein sehr charmantes Restaurant in dem sich der Piazillo Erlis Dishani für alle Köstlichkeiten in der Küche verantwortlich zeigt. Er selber stammt von Sizilien und macht meiner persönlichen Meinung nach die schmackhaftesten und saftigsten Arancini, die ich je genießen durfte. Aber die sind bekanntermaßen keine Pizza und so serviert das Marina Blu nebenbei eine Pizza mit Fior di Latte, Thunfisch, karamellisierten Zwiebeln aus Tropea, und Oliven aus Taggiasche (Riviera di Ponente) sowie Cherrytomaten. Die vegetarische Variante ist belegt mit Fior di Latte, gegrillter Zucchini, Stracciatella und fritierten Zucchiniblüten. Die vegetarischen Pizzen gibt es übrigens in allen Restaurants auch in einer veganen Variante. Und tatsächlich, ich, die ich fast immer eine Pizza mit Thunfisch wähle, fand hier – wie auch im nächsten Restaurant – die vegetarische Variante der Pizza besonders lecker! Die Pizza im Marina Blu ist in der Mitte etwas dicker, der Rand ist etwas softer.

Sehr zu empfehlen sind hier übrigens auch die fantastischen Vorspeisen! Die wundervollen Arancini habe ich bereits erwähnt, sollte man unbedingt zu zweit essen, sonst ist nicht mehr viel Platz für einen Hauptgang (und das wäre doch schade bei den Pizzen). Das Carpaccio vom Oktopus mit einem Ruccola-Pesto mit Mandeln und getrockneten Tomaten macht genauso viel Spaß, wie die Frittura di Pesce Mista mit im Bierteig frittieren Kabeljau und Calamari, dazu gebratene Sardinen und Garnelen, die mit einem Kräuter-Dip serviert werden. Das Vitello Tonnato ist lebhaft in seiner Würze. Sehr frisch und lecker, gerade beim Fisch setzt man auf einen langjährigen Lieferanten, der keine Kompromisse in der Frische macht. Im Marina Blu habe ich ehrlich gesagt den besten Aperol Spritz getrunken, der mir im Zusammenhang der True Italian-Events je serviert wurde. Fransceso erklärt uns jedoch, dass man in Italien vorzugsweise Bier zur Pizza trinkt – diesbezüglich hat er sehr gut vorgesorgt!

Das zweite Restaurant serviert den Spritz auch in der Limoncello-Variante.


Terra Restaurant

In Kreuzberg hatte uns Silvia Bellusci mit ihrem tollen Team auf der Terrasse ihres Restaurants Terra (Grimmestraße 1, 7 Minuten vom U-Bahnhof Kottbusser Tor) empfangen. Sie setzt sehr auf Regionalität in den Zutaten, die nicht aus Italien stammen müssen – das darf dann auch schon mal Mehl in Bio-Qualität aus der Region sein, weil es mindestens so gut, wie das aus Italien ist – und auf ökologisch einwandfreie Qualität in der Produktion ihrer verwendeten Produkte. Da macht Silvia auch keine halben Sachen, wie die eigene Wurmkiste auf der Terrasse beweist. (Keine Panik, da ist alles hygienisch unter Verschluss.) Die sichtliche Freude von Silvia darüber ist unbezahlbar.
Silvia serviert uns eine sensationelle The Black Buffalo mit gelben Tomaten und Sauce aus eben jenen, die mit einer besonderen Süße und Säure auf dem Teig spielen, der mit Sepia-Tinte schwarz gefärbt ist und besonders würzig schmeckt. Sie serviert übrigens alle Pizzen mit den Köstlichkeiten aus dem Meer als Pizza negre, sie haben daher eine eigene Kategorie auf der Speisekarte des Restaurants.

Die Pizza negre ist meine Entdeckung beim diesjährigen Event und ja: wegen ihr komme ich garantiert wieder ins Terra! Mozzarella di Buffola, Sardellen und frische Kräuter (Infarm) machen diese Pizza zu einem sehr saftigen, fruchtigen Ergebnis mit schöner Würze und krachender Kruste. So gut!
Die vegetarische Variante, The Yellow Courgette, kommt mit einem grünen Pesto, Mozzarella, gelber Zucchini – die, wenn der Markt keine Gelben anbieten kann auch schon einmal grün sind – Ricotta, Zitronenthymian, Nüssen und vielen Gartenkräutern z. B. Erbsensprossen (Erbsenkresse) auf den Tisch. Gerade dieser unerwartete Erbsengeschmack sorgt bei uns allen für viel überraschende Freude. Die gleiche Pizza kann auch vegan geordert werden, dann findet man luxuriösen Ricotta aus Mandeln – selber im Terra produziert – auf der True Italian Pizza. Wer noch Appetit auf ein Dessert hat, dem empfehle ich im Marina Blu auf jeden Fall das Tiramisu mit Pistazien Creme, im Terra hat mich die vegane Espresso Pannacotta (Foto oben) glücklich gemacht.

In Berlin nehmen an der True Italian Pizza Week 34 Pizzerien am Event teil, – also haltet euch ran! Ich kann immerhin schon einmal diese zwei Restaurants von Herzen empfehlen und freue mich wieder total darüber bei der True Italian Pizza Week zwei neue Orte kennengelernt zu haben, wo man sicher auch ohne Appetit auf Pizza ein anderes Mal fantastisch italienisch essen kann.

Marina Blu Vino Cucina & Pizza Berlin
Weinbergsweg 8a, 10119 Berlin
Telefon +49 (0) 176 22018245
Mail: info@marinablu.de

Öffnungszeiten:
Mo-Sa: 16:30-23:00 Uhr
So: 12.00-22:00 Uhr

Terra Restaurant
Grimmstraße 1, 10967 Berlin
Telefon: +49 (0) 30 5497 6251
Mail: reservation@terrarestaurant.de

Öffnungszeiten:
Mo-Di: geschlossen
Mi-Sa: 17:00-23:00 Uhr
So: 13.00-22:00 Uhr

2022-08-30

Fuck off „Zug der Liebe”

Wir haben hier Samstag in der Docking Station gedacht, wir spinnen. Alle! Nachbarn! Ich habe selten so ein Beispiel menschlicher Ignoranz, Ekligkeit und Niedertracht erlebt. Und sorry, man muss es leider adressieren: Junges zugedröhntes egoistisches Partyvolk.

Hintergrund: Ich wohne in Berlin in der Heinrich-Heine-Straße sehr nahe vor dem Moritzplatz kurz vor der Sebastianstraße. Nette modernisierte kurze Platte (vier Geschosse) vor und zwischen unseren Häusern liegen Grünflächen, direkt vor unseren Häusern Vorgärten, die wir Nachbarn teilweise pflegen und mit eigenem Geld ausstatten. Parkrondell von Nachbarinnen gepflegt. Neu angelegte Gartenbereiche für die Allgemeinheit. Es gibt nun jung den Mietergarten, der von uns Nachbarn liebevoll gepflegt wird. Es wurden in diesem Jahr hier sehr viel Gelder – aus Genossenschaftsgeldern also unserer Allgemeinheit – investiert – um ein schönes grünes Umfeld zu schaffen.

Wir arbeiten hier in unserer Freizeit in dem Grün unserer Wohnanlage, die umzäunt ist – bis auf die Autozufahrten zum Parkplatz – mit offenen Toren und auf zwei Gebieten eine weitere Umzäunung mit geschlossenen Toren z. B. den Spielplatz vor unbeliebsamen Besuch schützt.

Samstag lief eine Demonstration durch die Stadt, der sogenannte „Zug der Liebe”, inoffizieller Nachfolger der Loveparade. Die Route dieser Demonstration darf nicht mehr – wie früher – den Tiergarten streifen, um dessen Grün vor menschlichem Vandalismus zu schützen.

Offensichtlich hat die Berliner Versammlungsbehörde beschlossen, das unsere Grünanlage in der privaten (!) Wohnanlage sehr wohl diesem ausgesetzt werden darf – und den Veranstaltern gestattet diese Demo in unserer Straße genau vor unserer Anlage zum Stillstand zu bringen, die Wagen entlang der Heinrich-Heine-Straße vor dem Moritzplatz „zu parken” und über den Zeitpunkt der Abschlusskundgebung um 20:00 Uhr und dem offiziellen Ende 21:00 Uhr, das inoffizielle Ende war nicht vor 22:00 Uhr, hier zu parken! Der Veranstalter hatte die Demo mit ca. 30.000 Teilnehmern angemeldet. Offiziell sollen es abschließend 9.000 gewesen sein laut den Behörden (also waren es vermutlich 15.000.)

Wie inkompetent kann eine Berliner Behörde sein?

Die ersten Wagen erreichten den Ort der Abschlusskundgebung bereits um 18:30 Uhr und ab diesem Zeitpunkt sind die Teilnehmer in Horden – als zu Hunderten – über unsere Grünanlage hergefallen wie die Heuschrecken und haben sich ungerührt in allen Ecken des Geländes ausgepinkelt und ausgeschissen (pardon my french). Egal. wie sehr wir Nachbarn unten oder von den Balkonen sie versucht haben davon abzuhalten. Sie haben in die Hauseingänge gepinkelt. Sie haben an unsere (sehr gepflegte Häuser) Hauswände gepinkelt.

Sie sind über die Zäune auf den Spielplatz geklettert (!) um sich da auszupinkeln.
Auf. Dem. Spielplatz.

Selbst am späten Abend sind noch in einer Minute mindestens zwanzig Leute alleine auf unseren Teilabschnitt gekommen, um sich ihrer Körperflüssigkeiten zu entledigen. Rechnen wir 20 Leute/pro Minute auf eine Stunde mal drei Stunden Aufenthalt der Wagen hier in der Straße: 3.600 Leute. Und das ist die niedrigste Hochrechnung, es waren wie gesagt, am Anfang mehrere hundert Menschen, die sich hier auslebten.

Was für eine beschissene Gesellschaft sind wir eigentlich geworden?

Die den Verkehr regelnden Polizisten von uns entsetzt angesprochen, haben dann zwar „telefoniert” – passiert ist leider seitens dieser Behörde auch nichts. Anrufe der Polizei: sind ins Leere gelaufen! Sie hatte uns im Vorfeld nicht einmal auf den Umzug überhaupt hingewiesen. (Normalerweise haben wir bei großen Veranstaltungen Hinweise aufgrund der Parksituation aushängen.) Nichts.

Toiletten – was durchaus eine Auflage hätte sein müssen seitens der Versammlungsbehörde – es ist ja nun keine Neuigkeit, dass Menschen bei einer auf sieben Stunden angesetzten – und hier auch bekanntermaßen Spaßdemonstration – Demo sich Flüssigkeiten und sonstige Substanzen zufügen, die irgendwann wieder raus müssen – Fehlanzeige! Die in diesem Jahr neu installierte öffentliche Toilette oben an der Annenstraße nach diesem Wochenende komplett demoliert: unbrauchbar!

Natürlich mussten auch in unserer Grünanlage überall von intaktem Müll abgesehen Flaschen zerbrochen werden. Die hier wohnenden Kinder können für lange Zeit nicht mehr durch die Grünanlagen laufen, barfuß.

Dass die Musik der Wagen die Lärmschutzgrenzen der Berliner Lärmschutzrichtlinie natürlich missachtet haben: geschenkt! Ich bin wirklich für Demonstrationen die einem wirklichen inhaltlichen politischen Zweck dienen, natürlich soll Musik gespielt werden, natürlich sollen vor allem junge Menschen ihren Spaß haben – auch in dieser Stadt. Gerade jetzt nach diesen üblen Jahren.

Aber nicht so! Nicht mit dieser vorsätzlichen Rücksichtslosigkeit. Mit welchem Recht gehen Menschen mit fremden Eigentum so um?

2022-08-25

Ganymed Brasserie – Paris an der Spree

Frankreichreisende, die Fisch lieben, werden sie immer in ihrem Gedächtnis tragen! Die Krönung eines jeden Fischmenüs: Hohe Etageren mit Eis bestückt auf denen frischeste Meeresfrüchte, im Süden Frankreichs oft sogar noch lebendig serviert werden. Schnecken, Austern, Garnelen – dazu eine sanfte Rotweinvinaigrette mit feinen Schalottenwürfeln oder eine Rouille. Baguette. Und im Glas ein kühler Sancerre. Himmlisch!

Ich habe schon immer gesagt, dass Berlin am Meer liegt. Und tatsächlich haben wir hier in Berlin auch das Glück so köstlich maritim-französisch verwöhnt zu werden. Nicht an der Seine, noch an der Côte d’Azur – die Spree kann das auch: In der Ganymed Brasserie am Schiffbauerdamm 6.

Ich ärgere mich ein wenig über mich selbst. Denn davon abgesehen, dass ich gerne ins Berliner Ensemble gehe, habe ich diese Ecke Berlins – genauer gesagt – die Gastronomie dieser Ecke Berlins als Touristen-Meile abgetan und freundlich ignoriert. Ziemlich genau von der Sekunde an als dort die „Ständige Vertretung” öffnete. Ich glaube, wir Berliner waren in der Akzeptanz der Wiedervereinigung von Ost und West deutlich tolerant-offener und schneller als in der Zusammenfügung von Bonn und Berlin. Ersteres halt mit Leidenschaft – letzteres nicht immer ganz grundlos.


Beinahe 100 Jahre Ganymed
Dabei gilt das Ganymed als eines der ältesten Restaurants Berlins, ist also kein Ort, der sich einfach so einvernehmen ließe. In dem Eckhaus am Schiffbauerdamm kehrten schon seit dem 19. Jahrhundert die Fischer der Spree und Schiffbauer der an den Ufern angesiedelten Werften ein. Zwischenzeitlich auch als Bankhaus genutzt, bekam 1931 das neu eröffnete Restaurant seinen Namen Ganymed und öffnete seine Türen für Menschen mit Geld und Ansehen. So gingen nun Bankkaufleute, damit auch die politische und alliierte Elite ein und aus. Unisono Vertreter der erfolgreichen Kunstszene, beispielsweise Bertold Brecht, Helene Weigel oder Heiner Müller fühlten sich wohl im so damals beworbenen Weinrestaurant mit Weltniveau.

In den Jahren nach dem Mauerfall war es still in den Wänden, die so viel Geschichte schon erlebt haben. Bis 1996 das Restaurant restauriert und 2005 als Ganymed Brasserie wiedereröffnet wurde und sich im Interieur als auch auf der Karte sowieso aber auch mit dem internationalen Charme der Servicekräfte herrlich frankophil gibt. In den Innenräumen teilen sich die Gäste eine lange Polsterbank entlang der Wand und das Mobiliar erinnert wirklich an französischen Chic der Pariser Brasserien.


Hier begrüßen Gastgeber!
Unterhalb der Terrasse auf Höhe des Ganymeds entspringt die Panke in die Spree. Ein kleiner Zufluss, von dem meisten Besuchern gänzlich unbemerkt, würden im Ganymed nicht illustre Gastgeber wie André Stockhausen arbeiten. Ja, Gastgeber! In der Ganymed Brasserie begrüßen ebensolche und das wirkt sehr charmant. Stockhausen ist auch privat begeistert von der Geschichte seiner Arbeitsstätte und weiß sehr viel Historie über das Etablissement zu berichten. Und von den Menschen, die ihm die Geschichten der früheren Jahre erzählt haben. Er also macht uns auf den Zufluss der Panke überhaupt erst aufmerksam. Ein Bildungsessen, wie großartig!
Zuvor werden wir von einem anderen Gastgeber, einem Berliner Original mit französischen Wurzeln, wirklich sehr herzlich (!) bei Austern und Sancerre begrüßt: Patrick Willems ist ein in Berlin sehr bekanntes Gesicht der Gastroszene. Der heute 74-jährige Franzose begann seinen beruflichen Werdegang in der Hotellerie, wechselte später als Restaurantleiter in die Paris Bar und schrieb die Geschichte dieser legendären Bar mit. Auch wenn er zwischenzeitlich zurück ins Hotelfach ging, ließ er sich erneut von der Paris Bar für eine zweite lange Amtszeit verpflichten. Willems ist ganz sicher ein Grund für den langjährigen Erfolg der Paris Bar in Charlottenburg und es war durchaus ein Coup magistral von Michael Pankow, sich Patrick Willems 2009 ins Haus zu holen. Er begrüßt die Gäste meist am Wochenende während André Stockhausen in der Woche die Geschichte des Hauses lehrt und dabei die französischen Köstlichkeiten serviert!


Größte Sommerterrasse Berlins
Ach, ich gehöre zu den Menschen, die Austern lieben! Und gekühlte frische Crevetten? Teile ich sonst höchstens mit Shiina! Fisch und Meeresfrüchte sind in allen Variationen mein Ding! Ich bin also absolut am richtigen Platz an diesem heißen Juli-Abend hier an der Spree! Der heutige Inhaber der Ganymed Brasserie, Michael Pankow, nennt auch das eine Hausnummer weiter liegende „Brechts Steakhaus” sein eigen, hat sich – im Zuge der Pandemie – mit den Inhabern der anderen am Schiffbauerdamm ansässigen Gastronomie zusammengetan und so spricht er heute selbstbewusst von der größten Sommerterrasse Berlins auf der er uns empfängt. Tatsächlich gibt es in Berlin gerade zur Sommerzeit kaum einen Platz am Wasser, der einen so mondän nach „Hauptstadt” fühlen lässt. Trotz der 180 Außenplätze und 130 Innenplätze ist eine Reservierung in der Ganymed Brasserie zu empfehlen, denn das Restaurant ist inzwischen wieder beliebter Tummelplatz der Berliner Kunst-, Kultur- und Politikszene.


Kernkompetenz: Fisch und Meeresfrüchte

Der Berliner Sommer auf dieser großen Sommerterrasse ist zauberhaft zu uns und wir genießen in fröhlicher Runde zur Begrüßung, wie geschrieben, wundervolle Austern „Fine de Claire”, Crevetten rosé und spritzige Getränke und sind schon allerbester Laune als wir an den eingedeckten Tisch am Wasser gebeten werden. Wer es uns einmal nachtun möchte, bestellt sich diese Köstlichkeiten zusammen als „Platte Classique” mit 4 Fine de Claire, 6 Garnelen, 6 Crevetten rosé, Zitrone und Vinaigrette für € 45,—/Person.

Ehrlich – wie wundervoll ist es doch mit reizenden Menschen sich gemeinsam an einem Tisch die Suppe zu teilen? Und damit meine ich wirklich: teilen! Das ist so etwas, das gibt in der deutschen Gastronomie leider viel zu selten. Dabei ist es doch so ein Geschenk, sich gemeinsam ein Mahl zu teilen, die hohe Kunst wirklich gemeinsam zu speisen. Kann es ein schöneres Zeichen der gemeinsamen Wertschätzung geben?
Wir tun genau das an diesem Abend, die Safrane-Bouillabaise wird in der Ganymed Brasserie ab zwei (bis zehn) Personen serviert und uns in den rustikalen schönen LeCreuset-Kochtöpfen auf den Tisch gestellt und von dem Gastgeber in unsere Teller eigeschenkt. Zander, Lachs, Pulpo, Kabeljau und Garnele mit Croûtons und Rouille. Der Fisch kommt hier übrigens frisch angeliefert direkt aus der Bretagne. Eine wundervolle Haupt- oder wie hier: Vorspeise!


Michael Pankow: Visionärer Ausbilder
Apropos eingeschenkt, der Service in der Ganymed Brasserie ist charmant, schnell und erfüllt uns jeden Wunsch. Gutes Servicepersonal in dieser Zeit zu finden und zu halten, ist ein viel diskutiertes Thema in der Branche. Auch an den Restaurants von Michael Pankow geht die Personalkrise, die Covid 19 der Gastronomie beschert hat, nicht spurlos vorbei, wie er uns zwischen den einzelnen Gängen erzählt. Um das hohe Niveau in den Küchen und im Service seiner Restaurants halten zu können, legt Pankow großen Wert auf Mitarbeiter, die Gastronomie bewusst für sich als Beruf auserwählt haben und diesen von der Pike auf lernen möchten. In der Ganymed Brasserie bereiten die Gastgeber das Tartar noch dem Gast am Tisch zu bzw. zerlegen gekonnt den Fisch. Dabei unterstützt er seine Auszubildenden weit über das tarifliche Maß hinaus.

Die qualitativ hochwertige umfassende betriebliche Ausbildung seiner Mitarbeiter ist für den Gastronom, der übrigens selbst als Autodidakt zur Gastronomie kam, primäres Ziel. Und das setzt er engagiert um: Übertarifliche Bezahlung bereits im ersten Lehrjahr, Miethilfen, Auszubildenden aus dem Ausland kann sogar Wohnraum gestellt werden und Ausbilder im Betrieb, die sich regelmäßig selber weiterbilden, um den Lehrlingen ein modernes Ausbildungsspektrum bieten zu können.

Mit Erfolg: Im Sommer 2022 besteht Pankows Team aus 60 Mitarbeitern – von ihnen sind alleine 20 Auszubildende nationaler und internationaler Herkunft. Und die meisten von ihnen dürften wohl in eine sichere berufliche Zukunft blicken, denn bisher hatte Michael Pankow alle seine Auszubildenden nach ihrem Abschluss gerne übernommen!


Mehr aus dem Meer!
Für uns Gäste geht es schon weiter mit den herrlichen Platten voller Köstlichkeiten des Meeres! Serviert wird uns ein Potpourri der besonderen Meeresfrüchte- und Fischangebote in der Ganymed Brasserie: Die Platte „Royal” beglückt mit einem Hummer, 4 Fine de Claire, 6 Crevetten rosé, 6 Garnelen, 2 Black Tiger, 2 Jakobsmuscheln, gegrilltem Oktopus, Lachstatar, Zitrone, Paprika-Sellerie-Vinaigrette und Gurken-Gin-Vinaigrette.
„La Mer” verwöhnt pro Person mit einem halben gegrillten Hummer, 2 gebratene Jakobsmuscheln, 4 gegrillte Garnelen, 2 Black Tiger geröstet mit Ratatouille, Rouille, Cocktailsauce und Rosmarinkartoffeln.

Wir schlemmen uns durch die Etagere mit ihren kühlen Meeresfrüchten und genießen die gegrillten Schalentiere von „La Mer” mit dem gut gerösteten Knoblauchbrot. Frische, Qualität und Zubereitung stimmen, das Sommerwetter schmeichelt, der Wein ist gut gekühlt – Berlin im Ganymed ist irgendwie ein Stück schöner.

Wir teilen, schwelgen, genießen den frischen, köstlich zubereiteten Fisch – und natürlich den Wein! Als Aperitif gibt es einen Crémant de Bourgogne Blanc Patriarche pére et fils. Zu den Hauptgängen wahlweise den Picpoul von Hecht & Bannier aus dem Languedoc. Ich bevorzuge den Sancerre von 2020 der Domaine de Roger Neveau Clos des Bouffants, denn … ich bevorzuge eigentlich immer einen Sancerre!


Hier war ich nicht nur einmal!

Auch das Dessert wird uns etagiert serviert mit einem Potpourri feiner Variationen der Dessert-Karte. Crêpes Surprise, Brownie à la Moelleux au Choccolat (köstlich), Mousse au Choccolat und frische Früchte und der obligatorische Espresso. Es ist zu köstlich! Die Ganymed Brasserie hat einen neuen Fan, sie heißt creezy und möchte sehr gerne wiederkommen!

Die Ganymed Brassserie öffnet Montag-Freitag ab 11.00-24:00 Uhr, Samstag-Soonntag ab 10:00-24:00 Uhr. Frühstück (bis 14:00 Uhr) gibt es auf der Tageskarte (12.00-17:00 Uhr) und neben französischen Fischspezialitäten gibt es ein umfangreiches Angebot von Fleischkreationen auf der Karte. Für Vegetarier gibt es ein Risotto bzw. wechselnde Gerichte auf der Tageskarte.

Ganymed Brasserie
Schiffbauerdamm 5, 10117 Berlin
Telefon: 030 28599046
Reservierung: reservierung@ganymed-brasserie.de

2022-08-19

Das Wilhelm im Humboldt Forum

Berlin und sein neues Schloss

Die Sache mit dem Humboldt Forum ist eine komische – aus Sicht einer Berlinerin. Wir, die wir die Nörgelei und Motzerei mit der Muttermilch aufgesogen haben, haben nämlich gar nicht so viel zu meckern am Humboldt Forum. Und das ist – mit einer gesunden Portion Selbstkritik gesehen – eine wirklich erstaunliche Sache an und für sich!

Tatsächlich spalten sich die Stimmen der Berliner lediglich an einem Sachverhalt: Es gibt die Berliner, die – zu Recht – immer noch über den Abriss des Palastes der Republik empört sind, sich weigern einen Fuß in den Palazzo der alten Neumoderne zu setzen und mit Schmähkritik an diesem wirklich nicht geizen. Aber eben, fragt man etwas genauer nach, einfach noch nie dort vor Ort waren. Ein Sachverhalt den Alexander von Humboldt zu seiner Zeit recht schlau kommentierte: „Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben.”

Und dann gibt es die Berliner, die (dazu gehöre ich) den Abriss des Palastes der Republik weiterhin kritisch sehen, das Humboldt Forum mehrmals besucht haben seit seiner Öffnung (easy, ich Glückskind falle von meiner Docking Station einmal fußläufig hin) – und das pompöse aber irgendwie auch sehr bonfortionöse Ding einfach ins Herz geschlossen haben. Und mit einfach, meine ich einfach. Eine kleine Flamme der Begeisterung, die mit jedem Eintritt größer wird. Der Koloss schmeichelt sich ins Zentrum des Blutdrucks, still und unaufgeregt. Und jedes Mal, wenn ich dort zu Besuch bin – die Gelegenheiten sind unfassbar groß übrigens – denke ich so bei mir: „Das ist ja mal wieder reizend!” „Oh, das gefällt mir sehr!” „Ah, das ist jetzt nicht meins aber irgendwie doch interessant.” „Ich habe keinen roten Faden in dieser Ausstellung gefunden – aber einzeln gesehen, waren da tolle Elemente.” Und dann immer wieder die Kommunikation über das Forum. Sprecht einmal einen Berliner meiner Generation zu der Tresortür (vom eben jenem Club Tresor aka früheres Kaufhaus Wertheim in der Leipziger Straße) in der Berlin Ausstellung des Humboldt Forums an. Welten von Geschichten, ein Fest der Erinnerungen!

Das Humboldt Forum – so es partiell weiterhin noch in der Werdung ist, denn noch sind nicht alle festen Ausstellungen fertig installiert – hat unbenommen eine Größe und eine Vielfalt, dass man überhaupt nicht nicht fasziniert und begeistert von seinem Hof reiten kann. Apropos Begeisterung: Ein sehr großes Lob an alle Menschen, die dort im Publikumsverkehr arbeiten – sie sind freundlich, serviceorientiert, wahnsinnig gut informiert und offensichtlich sehr begeistert von ihrem Arbeitsplatz. Das war schon so, als das Schloss wegen Covid noch geschlossen, zuerst nur zu äußeren Besichtigung einladen konnte und man mit den „Torpfosten” (sorry, der musste sein) ins Gespräch kam. Begeisterung, die sich überträgt. Und die eben bleibt, wann immer man Zeuge der weiteren Inbetriebnahme der vielen Bereiche im Schloss wird.

Restaurant Wilhelm und Deli Alexander

Und damit sind wir bei der Gastronomie, die mit der Voreröffnung des Restaurants Wilhelm am 1. Juli 2022 ihren runden Abschluss gefunden hat. Essen und Trinken kann man (seit Rücknahme der Covid-Maßnahmen) natürlich wie in allen Museen üblich in dem eng zu den Ausstellungsräumen installierten Forum Café und im Lebenswelten Bistro. Das Maß komplett (voll) machen in der gleichen großen Vielfalt wie die Ausstellungen im Haus nun die nach den Humboldt-Brüdern benannten Restaurants: Wilhelm & Alexander. Nachdem das Deli Alexander bereits im April seine Pforten für die Besucher öffnen konnte und Alexander von Humboldt entsprechend seiner vielfältigen weiten Reisen die internationalen Küchen seiner Reiseziele in der Karte offenbart, lädt das Wilhelm zum Casual Fine Dining ein und serviert bis zu seinem Grand Opening im September 2022 bei noch eingeschränkten Öffnungszeiten einen ersten Vorgeschmack auf seine vielfältige Küchenkunst. Im nordöstlichen Bereich des Forums residieren beide Restaurants baulich verbunden und mit Außenplätzen im Schlüterhof, der eine wundervolle Atmosphäre und auch ruhige Akustik hat. Weitere großer Außengastronomiefläche findet sich auf dem sogenannten Spreebalkon – zur Seite der Spree. (Ich schätze übrigens die Außenflächen rund um das Forum sehr.) Durch das gesamte Humboldt Forum zieht sich an 35 Plätzen die „Geschichte des Ortes”. Es sind charmante Erinnerungen an die lange Zeit dieses besonderen Ortes, der über viele Jahrhunderte Berlin prägen durfte. Und immerhin drei dieser Orte befinden sich in der Innenarchitektur dieser beiden Restaurants integriert wieder: Geschirr und Küchengeräte auch noch aus der Zeit des Schlosses als auch das Wandrelief aus Meißner Porzellan, das Besucher des Palastes der Republik aus einem seiner Restaurants wieder erkennen werden.
Fabian Fiedler ist Chef de Cuisine Die Küche des Wilhelms wird von Fabian Fiedler, der unter anderem im ***Restaurant Aqua in Hamburg bereits Chef Partissier war, geleitet. Konzeptionell unterstützte ihn dabei Patrick Jaros, beide Restaurants gehören zur Kanne Group. Für den exzellenten Service im Restaurant zeichnet sich Robert Kittelmann mit seinem hervorragenden Team, das einen wundervollen Service bietet, verantwortlich. Für meinen Martini, den ich als Digestif eines wundervollen Dinners genießen durfte, entschied ich mich für den japanischen Gin als Geschmackgeber. Die Bar ist hervorragend besetzt und kreativ bestückt – alleine diesen einen Aperitif kann man sich in drei Variationen servieren lassen nach einer sehr fachkundigen Beratung vom Service!


Von der Krise 1779 zum Restaurant in 2022

1779 reiste Wilhelm von Humboldt in einer Lebenskrise nach Paris und lebte dort mit seiner Frau Caroline und den Kindern vier Jahre als Privatier. Seine Auszeit wurde lediglich unterbrochen von zwei längeren Reisen nach Spanien. Der Aufenthalt im Baskenland trug dabei maßgeblich zu Humboldts Wende zur Sprachanthropologie bei. Genau diese Lebensepoche vermag das Wilhelm in seiner deutsch-französischen Küche à la carte aufzugreifen und schließt somit natürlich auf die durch die Hugenotten französisch geprägte Berliner Küche auf. Des Wilhelms Karte wird varieren, denn sie möchte sich auch an den wechselnden Ausstellungen des Forums orientieren. Wert gelegt wird dabei auf die saisonale und regionale Verfügbarkeit der Zutaten, um bei aller Geschichtsliebe in diesem Punkt eine sehr zeitgemäße Küchenphilosophie zu vertreten.

90 Plätze hält das Wilhelm im offen gestalteten Innenraum auf unterschiedlichen Ebenen vor, der im Design mit warmen Holz und Grün an die Kolonialzeit und ein Stück weit auch an den Jugendstil erinnert. Das Lampendesign ist sehr deutlich dem Palast der Republik gewidmet. Das Grün wird erneut aufgegriffen in dem sehr schönen Geschirr von Dibbern, das für das Restaurant nach Vorbildern aus dem Geschirr des weiter oben schon erwähnten Ortes der Geschichte entworfen wurde. Der Farbton zieht sich durch die gesamte Gestaltung des Wilhelms. Ja, es mutet merkwürdig an, wird in einer Restaurantbesprechung noch vor dem Menü über die öffentlichen intimen Räume gesprochen … aber das Wilhelm und Deli Alexander teilen sich die mit Abstand schönste Toilette für Menschen, die einen Rollstuhl oder Rollator benutzen, der ich je angesichtig wurde!


Wilhelms Menü

Serviert wird uns auf dem edlen Porzellan eine fleischfröhliche Variation der Vorspeisen der Karte. Einfach köstlich ist der Gruß aus der Küche, der von hervorragendem Graubrot begleitet wird: Ein Jambon de Bayonne. Die gelungene Reminiszenz an Wilhelms Reise ins Baskenland während seiner Paris-Jahre, wie übrigens auch das Piment d’Espelette in der überraschend pikanten Sauce Hollandaise zum Steaktatar à la Wilhelm an einem Strohkartoffelnest. (17 €, als Hauptgang für 28 € serviert.) So robust es geschnitten wirkt, so sehr fein ist es abgeschmeckt. Wie zart und fantastisch kann Nose to Tail sein? Der gebackene Kalbskopf kommt unfassbar locker und zart daher mit einer Sauce Gribiche und einem Orchester aus kräftig abgeschmeckten fermentiertem Junggemüse für 14 €. Beides ist wirklich sehr gut aber in das Gemüse verliebe ich mich noch ein wenig mehr. Es lässt wirklich hoffen auf die weitere Entwicklung der Menükarte hinsichtlich fleischloser Gerichte in der Zukunft. Diese Zusammenstellung ist mein persönliches Highlight der Vorspeise. Die Kalbsleberpaté wird begleitet von einem Cumberland Gelee mit einem Kräutersalat an einer milden Senfvinaigrette, sie ist würzig und sehr französisch. So auch unser Hauptgang, dieser mutet erstaunlich herbstlich an – an diesem einen sehr heißen Sommertag – ein Coq au vin. Solide im Rotwein geschmort mit Perlzwiebel und Speck aromatisiert und mit butterigen Spätzlen serviert. Begleitet von einem Spätburgunder vom Weingut Münzberg (2017), er folgt auf den die Vorspeise begleitenden Riesling By The Glass der Villa Huesgen. In typisch französischer Esskultur kann man im Wilhelm ein ausgesuchtes Menü mit drei Gängen für 27 € bzw. mit vier Gängen für 39 € wählen.

Ebenso einer Schlossküche würdig die Auswahl an Austern und Kaviar (Imperial Auslese). Wem diese Köstlichkeiten preislich zu wenig schwäbisch daherkommen, dem mögen die Maultaschen aus der Misere helfen. Königsberger Klopse, ganz dem Original entsprechend vom Kalb mit Sardelle, sprechen indes absolut für den Standort Berlin.

Köstlich klingen die vegetarischen Gerichte: Geschmorter Lauch auf einem Spiegel von cremigen Graupen, zerlassenem Parmesan umhüllt von Kräuterverlouté oder ganze pochierte Artischocke mit Gemüse der Saison gebettet auf zerdrückten La Ratte Kartoffeln und Leinöl Mayonnaise. Das Trou Normand à la Pomme, ein schlichtes Sorbet vom heimischen Apfel veredelt mit Calvados aus dem Château du Breuille ist leicht und könnte genauso gut als ein Zwischengang gewählt werden. Generell sollte man das Wilhelm nicht verlassen ohne sich mit einem Gericht der Dessertkarte zu beglücken. Fabian Fiedler gelingt das absolut mit seinem für uns ausgewähltem Mandelfinancier mit Honig aus spanischen Korkeichenwäldern, dunklen Beeren der Saison und imitierter Bienenwabe. Das Dessert sieht genauso köstlich aus wie es schmeckt oder schmeckte genauso köstlich wie es aussieht. Egal: Niemals nicht das Wilhelm verlassen ohne ein Dessert gegessen zu haben – alles andere wäre sehr töricht und würde auf die eigene süße Weltanschauung defizitären Einfluss haben.

Und das läge nun schlicht nicht im Geiste der Brüder Wilhelm und Alexander von Humboldt!
Öffnungszeiten Restaurant Wilhelm:
Donnerstag bis Sonntag 18:00 bis 22:30 Uhr
(ändern sich mit der offziellen Öffnung im September)
Wilhelm: +49 30-31873243-40

Öffnungszeiten Deli Alexander:
Täglich 11:00 bis 18:00 Uhr, Dienstag geschlossen
Alexander: +49 30-31873243-30

Buchungen unter: www.opentable.de
Restaurant WilhelmAlexander Humboldt Forum
Schloßplatz
10178 Berlin

kontakt@wilhelmalexander.de