Cesena – mit dem Rad entdeckt!
Die Emilia Romagna fährt Rad. Und ich kann aus eigener Erfahrung berichten, das macht Spaß hier. Statistiker gehen davon aus, dass in dieser Provinz Italiens auf jeden Einwohner zwei Fahrräder kommen. Natürlich wird es im Hinterland deutlich anspruchsvoller die Hügel zu erklimmen, was die meisten Italiener*innen sogar analog tun, ganz ohne Spitzensportler*innen zu sein. Aber gerade mit
E-Bikes sind auch die Anstiege für den normalen Radler wirklich gut zu meistern. An der Küste braucht man – meiner Meinung nach – wirklich keine mit Akkus betriebenen Räder. Es ist flach.
Beste Erfahrungen mit Maela von eBike Style
Meine Erfahrungen auf dem Rad in Cesenatico waren durchweg positiv. Die Stadt ist mit Radwegen gut ausgebaut. Anders als in Deutschland darf man hier auf dem Rad auch Zebrastreifen queren – und die Autos halten. (Wissen viele deutsche Radfahrer in Deutschland nicht, dass auf dt. Zebrastreifen nur Vorrang hat, wer läuft.) Sehr viel funktioniert hier über Aufmerksamkeit, Blickkontakt und gegenseitige Rücksichtnahme. Als Radfahrerin in Berlin habe ich den Sport dort wie Meditation erlebt – relaxt.
Das lag natürlich auch an unserer umsichtigen Rad-Begleitung, Maela Cavazza (eBike Style), sie hatte uns zwei Mal mit ihren Bianchi-E-Bikes und in perfektem Englisch die Umgebung Cesenaticos auf dem Rad erfahren lassen.
Gemeinsam haben wir die knapp 25 Kilometer von Cesenatico nach Cesena zurückgelegt. Auf einem auf extra für den Radverkehr neu ausgebauten Weg, der durch die grüne und blühende Frühlingslandschaft entlang charmanter kleiner Ortschaften führt. Mit neu gebauten Brücken, die ungefährlich Zuwegung zur anderen Straßenseite ermöglichen bzw. Gewässer queren lassen.
Ende April locken hier schon Artischockenpflanzen, blühende Rapsfelder und an den Kirschbäumen entwickeln sich langsam die Früchte. Und die Weinstöcke leuchten mit ihrem ersten zarten Grün. Traumhaft schön!
Cesena liegt an der Römerstraße
Cesena liegt entlang der Via Emilia lediglich 15 Kilometer von der Küste entfernt am Fluss Savio und gilt in ihrem Erscheinungsbild als eine der ursprünglichsten Städte der Emilia Romagna. Hierher verlaufen sich nicht so sehr viele Touristen. Wer Ruhe sucht und am einfachen italienischen Leben teilhaben möchte: nur zu! Auch in Cesena lässt es sich mit etwas Rücksichtnahme gut durch die Straßen radeln.
Die Stadt ist voller Kunst und historischer Architektur und die Cesenaticer haben einen hervorragendem Musikgeschmack und sind voller enthusiastischer Träumer.
Erinnert ihr euch an Rockin’1000? 2015 hatten 1000 Foo Fighter-Fans auf der offenen Wiese deren Hit „Learn To Fly” gespielt – mit der Bitte an die Band dort auch einen Gig zu spielen. Ging natürlich viral, nötigte Dave Grohl eine Dankesrede in italienischer Sprache ab und die Foo Fighters eröffneten zum Dank dort tatsächlich im gleichen Jahr ihre Europa Tournee.
Wir hatten unseren einzigen, sehr kurzen Anstieg bei dieser Radtour (mit unseren E-Bikes easy zu meistern) zur Burg Rocca Malatestiana. Sie liegt auf dem Hügel Garampo und offeriert einen weiten Rundblick auf Cesena. Ihr Garten ist in der Sommersaison gerne Gastgeber für Konzerte und Festivals.
Die Bikes haben wir hier stehen lassen, Maela hatte für ihren Rücktransport gesorgt – und so waren wir den Rest des Tages wieder zu Fuß bzw. auf den längeren Distanzen mit dem Minibus unterwegs.
Die Piazza del Popolo mit dem Masini-Brunnen
Die Altstadt von Cesena ist traumhaft und sollte auf jeden Fall zu Fuß in Ruhe entdeckt werden. Die Piazza del Popolo mit dem besonders schönen Masini-Brunnen, liegt unterhalb der Festung der Malatesta. Die Idee für dieses die Piazza visuell beherrschende Wassserspiel hatte Domenico Malatesta Novello, der sich für einige historische Änderungen im Stadtbild verantwortlich zeigte. Die Realisation des Brunnens – deutlich über 100 Jahre später – erlebte er, er starb 1465, aus logischen Gründen nicht mehr. Der Brunnen ist ein Werk des Architekten Domenico da Montevecchio, alleine die Planung und Ausführung der Hydraulik dauerte zehn Jahre. 1591 wurde der Brunnen erstmals in Betrieb genommen und mit Wasser gefüllt.
Aber auch überall sonst lockt in der Stadt historische Kunst, wir konnten viele Sehenswürdigkeiten im Rahmen unseres Aufenthaltes lediglich von außen bestaunen.
Das Teatro Bonci, die ehrwürdige Abtei Santa Maria del Monde – das imposante Benedektinerkloster (11. Jahrhundert n. Chr.) auf dem Hügel Spaziano bietet eine wundervolle Aussicht auf die Provinz Forli-Cesena und die Adriaküste, sind sehenswert. Wie auch die venezianische Loggetta, der Nuti-Turm und die Kathedrale San Giovanni Battista , die genauso von innen entdeckt werden wollen, wie – auf jeden Fall – die Biblioteca Malatestiana. Aber beeindruckende UNESCO-Kulturerbe durften wir – glücklicherweise – etwas länger besichtigen.
Biblioteca Malatestiana – nicht nur für Leseratten!
Ihre besondere Sehenswürdigkeit ist der heute noch ursprünglich erhaltene Leseraum – der Saal von Nuti: Uralte Schriften, die an 58 Schreibpulten (Plutei) angekettet sind.
Beinahe ebenso alte „Graffiti” an den Wänden.
Natürlich darf man die angeketteten Bücher aus der Bibliothek (Zugang nur mit Führung) nicht berühren. Einige der ältesten Exemplare der Bibliothek liegen aber in Vitrinen aus.
Mich haben in dem alten Palazzo die abgenutzten Steintreppen fasziniert – wie viele Füße mögen sie in den vielen Jahrhunderten schon getragen haben, was für Gedanken wurden in diesem Treppenhaus gedacht, Diskussionen geführt?
Die Biblioteca Malatestiana galt im 15. Jahrhundert als modernste Bibliothek ihrer Zeit und ist heute die älteste städtische Bibliothek Europas. 1447 beauftragt von Condottiere Malatesta Novello – da haben wir wieder die Familie Malatesta – als Geschenk für die Bürger, wurde sie 1452 in den Räumen des Kloster des heiligen Franziskus eröffnet.
Über die Jahrhunderte ist sie zu einem riesigen Gebäudekomplex erweitert wurden. Und bewahrt einem großen Schatz an alten Drucken, Schriften, z. B. Choralbüchern aus dem 15. Jahrhundert.
Aus der Privatsammlung des Chiaramonti-Papstes Pius VII sind 59 handgeschriebene Manuskripte (Codices), die in einem weiteren Raum, der Biblioteca Piana, aufbewahrt werden. Hier finden regelmäßig Ausstellungen statt.
Zum Zeitpunkt unseres Besuches eine in die Architektur des Raumes angemessen installierte Ausstellung über PopUp-Bücher, dabei Jahrhunderte alte Exemplare!
Eines der sehr frühen Exemplare „Diorama Teatrale” von dem Deutschen Martin Engelbrecht, stammt aus dem 18. Jahrhundert und
ist das älteste Exemplar dieser Ausstellung. Wer bis zum 3. September in der Emilia Romagna weilt, sollte sich diesen Austellungsschatz nicht entgehen lassen. Die Austellung ist wundervoll und zeigt aufklappbare Bücher bis in unsere Zeit – sogar ein Exemplar von Andy Wahrhol ist darunter.
So oder so ist es nur empfehlenswert sich ein paar Tage Zeit für Cesena zu nehmen. Sie ist eine Stadt, die es verdient hat, viel länger entdeckt zu werden als nur während eines Tagesausfluges.
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