2006-08-31

Dialoge, die das Leben reicher machen

Ich am Telefon im Gespräch mit der Mutter, sie führt simultan im Hintergrund folgenden Dialog:

Sohn (ca. 6 Jahre alt): 'Du, warum heißt der dann Lederball?'
Mutter: 'Die hießen früher alle so, weil sie aus Leder waren. Aber jetzt sind sie eben alle aus Plastik.'
Sohn: 'Und warum heißen sie dann Lederball?'
Mutter: 'Die sind einfach nicht umbenannt worden.'
Sohn: 'Und warum sie die nicht mehr aus Leder?'
Mutter: 'Damit sie schneller und leichter sind.'
Sohn: 'Und warum heißt der dann Lederball, wen der nicht aus Leder ist?'

2006-08-30

Dialoge, die das Leben reicher machen

Vater (ca. ? Jahre) und Sohn (ca. 5 Jahre) laufen über den Hinterhof vom Parkplatz von Karstadt am Hermannplatz.

Vater: 'Lauf mal schneller, die fahren hier doch alle wie doof!'
Sohn: 'Du fährst viel döfer!'
Vater: 'Ja klar, ich bin DER Doofe!'

Seien wir mal ehrlich!

Nein, ich bastle selber gar keine Homepages und so. Ich habe doch gar keine Ahnung von dem Thema. Ich kann das gar nicht. Ich gebe nur meinen Namen dafür her.



Sie hatte Probleme eine Steuernummer zu erhalten.

2006-08-29

Kinder wie die Zeit vergeht,

ist es wirklich schon so spät?



Dachte, ich passe mein Blog heute mal dem Wetter an. Ok, ganz so weit sind wir in Berlin dann doch noch nicht, das Foto ist vom letzten Jahr. Dieses Jahr sind die Kastanien so Rosskastanienminiermotten geschädigt, dass wirklich kaum noch Blätter an den Bäumen hängen, geschweige denn Früchte. Aber lange dauert das nicht mehr. Ich habe die ersten Blätter schon liegen sehen.

Gestern lief im ersten (wie immer später bei ausnahmsweise gutem Programm) die Dokumentation 'Der Hölle so nahe …', die den Alltag des Kriegsfotografen Ziv Koren, in Tel Aviv lebend, zeigt. Danach habe ich schlecht geschlafen. Wir realisieren viel zu selten, wie das Leben an diesen Kriegschauplätzen wirklich ist. Wie gefährlich die Arbeit für die Reporter, Kameraleute, Fotografen für ihr eigenes Leben ist. Wie gefährlich ihr täglicher Blick auf Tod und Zerstörung für ihre Seele sein muß.

Wir sehen in den Nachrichten täglich diese klitzekleinen Schnipsel an bebilderten Informationen. Die Menschen, die uns dieses Sehen ermöglichen, gehen täglich den Weg Richtung Tod dafür. Ich liebe die Fotografie und bekomme den Sucher selten vom Auge. Das aber könnte ich nie. Ich bin zu feige. Ich bin zu egoistisch, denn ich hätte viel zu viel Angst um mein eigenes lächerliches Leben. Und dann in dieser Angst auch noch fehlerfrei arbeiten können?

Mir fällt auf, dass viele Arbeiten von Ziv Koren – obwohl sie ganz klar zur dokumentarischen Fotografie zählen – künstlerisch schön sind. Dürfen Fotos aus Kriegsgebieten das sein?

Ziv Korens Homepage.

2006-08-28

Dialoge, die das Leben reicher machen

Neulich in irgendeinem RTL-Magazin zum Thema 'billig fröhlich poppen auf Malle.' Die Kamera hält in irgendeiner Discothek auf ein junges Pärchen. Beide stellen sich gegenseitig ihre Zungen vor und versuchen diese durch die orale Öffnung des anderen hineingesteckt, sie an einem Ohr des anderen wieder austreten zu lassen.

Interviewer: 'Wie lange kennt Ihr Euch?'
Er: 'Ne halbe Stunde.'
Interviewer: 'Ach, und schon am knutschen?'
Er: 'Na, Spaß muss sein.'
Interviewer: 'Weißt Du denn, wie sie heißt?'
Er: 'Tanja. Glaube ich.'
Sie: 'Christine.'
Interviewer: 'Und wie alt ist sie?'
Er: 'So 20. Glaube ich.'
Sie: '19.'

2006-08-27

In dieser Woche …



werde ich ihre Urne abholen. Sie ist nun seit einiger Zeit bei dem Bestatter. Aber da ich keine Ahnung habe, wie die Gefühlswelt (vor allem nachts) mit mir Kabolz spielen wird, wenn ich sie habe und es ja doch noch einige Dinge 'klaren' Kopfes zu tun galt, habe ich den Termin der Abholung für mich auf kurz vor ihrer Abschiedsfeier gelegt.

Ihre Urne abholen? Ja, das geht. Bislang war es üblich, wenn jemand die starren deutschen Bestattungsrichtlinien umgehen wollte, einen Leichnam in die Niederlande oder die Schweiz zu überführen und verbrennen zu lassen. Dort können Angehörige die Urne zu ihrer freien Verfügung überreicht bekommen ohne mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten. In Deutschland gibt es die so genannte Bestattungs- und Friedhofspflicht. Eine sicherlich für Erdbestattungen sinnvolle Vorgabe, es gibt ja auch genügend Kranke auf dieser Welt. Trotzdem sind diese Regelungen für den Trauernden in ihrer Starrheit in der Trauer eher Belastung. Der Tote muss weg, so schnell wie möglich. Basta. So ist unsere Kultur. Gesund Abschied nehmen, das lässt sich aber nicht durch solche Bestimmungen realisieren. Abschied nehmen, ist für jeden Trauernden eine individuelle Sache, die manchmal einfach ihre Zeit braucht. Da lassen deutsche Gesetzte leider wenig Freiraum.

Langsam kommt (leider auch nur in einigen wenigen Bundesländern) etwas Bewegung in das deutsche Bestattungsgesetz. Friedwälder sind eine Antwort. Seebestattungen auch. Hier gilt es aber auch wieder Gesetze einzuhalten. Zum Beispiel muss man ein kleines Stück Breitengrad als Liegefläche im Meer kaufen, an dem die Urne, die aus einem bestimmten Zellulose-Material ist, hinabgelassen wird. Die Urne selber erlebt den Meeresgrund sehr wahrscheinlich nicht mehr, das Material hat sich innerhalb von 30 Minuten aufzulösen und die Asche freizugeben. Dafür legt man aber einiges an Geld für die nicht günstigen (ca. € 180,– im Einkauf) Urnen und für die Urkunde über den Erwerb der Liegestätte auf diesem Breitengrad hin.

Einige Bestatter denken fortschrittlicher und bewegen sich mutig in der gesetzlichen Grauzone. Mein inniger Wunsch für meine Mum ist, dass ich sie auf ihre Insel bringen möchte – der offizielle Weg ist aber in meiner momentanen Situation nicht zu finanzieren. Mein Bestatter übergibt mir die Urne mit dem Urnenpass (Verstorbene, die vom Sterbeort weg transportiert werden, erhalten einen Leichenpass) und ich bestätige ihm, das ich sie vor Ort beisetzen werde, es eine Grabstelle gibt. Quasi das niederländische Modell vor Ort. Damit ist er aus seiner Pflicht enthoben, kann dem Krematorium Rückmeldung über die Bestattung geben (diese Bestatter arbeiten zu diesem Zweck mit den nicht staatlichen – privaten, die gibt es auch! – Krematorien zusammen.) Von Staates Seite wird gar nicht geprüft, ob ein Grab bzw. eine Bestattung tatsächlich dort statt gefunden hat, wo sie gemeldet wird.

Die Urne wird von mir mit dem Urnenpass im Flugzeug transportiert werden. Das ist lt. Fluggesellschaft ohne zusätzliche Kosten und Anmeldemaßnahmen mit den Unterlagen möglich, die Urne soll aus Pietätsgründen in der Kabine bedeckt gehalten werden. Bestatter überführen Urnen auch nicht anders in das Ausland.

Diese Form der Bestattung ermöglicht Menschen, die Urnen auch zu Hause zu behalten. Gut, wer es mag. Das ist nicht mein Ansinnen. Ich kann aber verstehen, dass man sich nicht so schnell von jemandem trennen kann und einfach noch Zeit für den Abschied benötigt und finde es gut, wenn diese Menschen so Unterstützung finden. Ich jedenfalls möchte meine Mum nur dahin bringen können, wo sie am glücklichsten war – ohne danach im Schuldensumpf versinken zu müssen.

Das alles heißt aber auch, ich (wir) kann (können) zum Glück ihre Abschiedsfeier alleine und im wirklichen privaten Umfeld organisieren: das gibt mir viel Kraft und vor allem die Freude noch einmal eine Party mit ihr in ihrem Sinne zu feiern.

Diese Krematoriumsmeetings sind für mich das Grauen. Insbesondere das vorherige Sammeln der Trauergäste mit den betretenen Gesichtern in schwarz gekleidet, die mir ihr Beileid zuflüstern, steht ganz oben auf meiner 'won't do it'-Liste. Vor allem mag ich fremde Redner nicht. Ich bin diejenige, die mit aller Liebe und Hochachtung von meiner Mama erzählen will. Zumindest will ich selber formulieren, was gelesen wird. Ich fürchte, mir werden an dem Tag Stimme und Tränendrüsen gehörig dazwischen funken, wenn ich selber lese – aber versuchen werde ich es. Schön wäre, wenn ich ihre Freude mit meiner Rede auch zum Lachen bringen könnte. Sie wird also Anfang September eine schöne Feier haben in einer wunderschönen Umgebung mit lieben Menschen. Wir werden die buddhistische Zeremonie abhalten, danach werden Freunde von ihr und mir ihre Lieblingslieder live singen, wir werden mitsingen, ich werde von ihr erzählen und alle haben die Möglichkeit noch einmal ihr persönlich zu sagen, warum sie als Mensch für ihre Freunde wertvoll war, was sie ihr wünschen. Und das alles ohne zeitliches Limit, weil der Raum etwa für die nächste Feier frei werden muss. Und danach werden wir feiern und das Haus rocken: meine Mama war in den 50igern Berliner Meisterin im Rock'n Roll Tanz.

So soll es sein – und ich bin froh einen Bestatter (über das Internet übrigens) gefunden zu haben, der mir das alles für sie ermöglicht!

2006-08-26

Nur schön …

die internationale Stellenauschreibung eines Berliner Fleischgroßhandels:

Come to Michalskis Company, when you are always the gelackmeierte, and when your have as nix gebracht on a green zweig. Come to Michalskis Company. We are a young team and pensionsberechtigt. We have a betriebsklima like that in florida, we have the 5-stunden-day and 25-stunden-week, we have 115 feierdays in the year, 52 sundays and genauso much samdays. And we habe the world-best krankenscheinsystem. Na, ist this nix? Your are unser mann, unsere frau, when you can not so hard dranlange. Take it easy when your have loernt nix. It makes nix. Also, let´s go. Come to Michalskis Company. Only eins noch: be careful, manchmal we must schaffe too. Last not least: you can selbständig work, da our chef is always auf achse. Come to Michalskis Company!"

Please send your Bewerbung an:
Michalski Fleischgroßhandel
Riedemannweg 61-63
13627 Berlin

Call mit the handy is totally vergeblich.


Die deutsche Reinfassung ist hier zu lesen (dort ist übrigens auch das nette Schweinchen-Spiel zu finden.)

Manche Banken haben richtig Spaß mit ihren Bausparern

wie z.B. die Berliner Bank in der Müllerstraße. Da gibt es nicht nur attraktive Zinsen für den Bauherren, der Sack Fugenfüller kommt gleich als Give-Away zum Vertragsabschluß hinzu.



Das finden wir doch besonders umsichtig, nicht wahr?

2006-08-25

Maria Kersten

hat heute wohl nur für mich gebloggt!

Vielleicht sollten wir Berliner Blogger dort mal eine Gedenkrunde einlegen und deren Sparschwein füllen?

Ansonsten ist heute jemand auf mein Blog gekommen, nach dem er nach 'Fellfisch' gegoogelt hatte! Herzlich Willkommen und an mein Herz!

Vielleicht

ist das Internet ja nur erfunden worden, damit den Jungs hinter den Kulissen gar niemals die Spielwiese ausgeht?

(Frage ich mich, weil mein Bloganbieter offensichtlich gerade an seinen Servern herum frickelt …)

Gestern

mit der schärfsten Frau der Ex-DDR Welt auf Tour gewesen, Rechnung beim Bestatter abholen, beim Sozialamt die Rechnung in Ehren übergeben. Die nette ältere Dame, die vor uns einen Termin hat und noch mit uns wartet bis der Herr Sozialbeamte ihre Unterlagen kopiert hat, sagte zu uns 'Es ist doch schrecklich hier zu sitzen, nicht?' Ich glaube nicht, dass sie das dort sitzen an sich meinte, denn wir treffen uns im dritten Stock und dorthin verirrt sich wenig Fußvolk. Die wirkliche soziale Party findet im 1. OG vor dem Anmelderaum statt. Ich vermute, sie meinte vielleicht nur den Anlass. Ihr Bruder ist gestorben und ist für 2.400,– Euro begraben worden. Geld, das sie bezahlen soll und gar nicht hat. Nun muss der Bestatter seine Rechnung von € 2.400,– auf € 1.500,- runterrechnen. Das geht. Auch. Ich vermute, Bestatter mögen diesen einen Vertrag mit dem Sozialamt nicht so sehr. Er schreibt ihnen die Kostenhöhe der einzelnen Positionen vor, die da heißen Sarg, Gewand, Decke, Kissen, Überführungwagen, Träger, Einbetten, Bahrenüberführung, Desinfektion der Bahre, Schutzhülle, Kosten für Krematorium etc.. Und sie mögen auch nicht, wieviel Zeit sich manche Sozialämter mit der Überweisung lassen. Auch Sterben in Deutschland verkommt mehr und mehr zu einem Armutsgeschäft. Der Sozialbeamte ist in meinen Augen immer noch sehr nett. Er stellt mir eine Bescheinigung für die Kostenübernahme für den Bestatter aus, der eigentlich eine Anzahlung möchte, wenn ich nächste Woche die Urne abhole. Die ich nicht habe. Früher, ich erinnere mich genau, kamen die Rechnungen immer erst drei Wochen nach der Beisetzung. Auch hier haben sich die Zeiten geändert.

Die Tour führt uns weiter zum Amtsgericht. Schön dort. Wenn die Sonne scheint hat das Gebäude fast Charme. Der Antrag auf Testamentseröffnung ist nun gestellt. Irgendwie ist es alles eine Farce, aber die Dinge wollen ja ihren Gang gehen.

Mittagessen bei dem besten Thai-Imbiss in der Stadt in der Linienstraße, Mitte. Die die echten Frühlingsrollen haben, die Sommerrollen, ein Aromagenuss. Und danach erster Großeinkauf für den kommenden Samstag für ihre Abschiedsfeier bei Selgros. Das eine große Highlight in der Phase des 'Auf Wiedersehen, Mum'-Sagens. Hoffentlich wird es so schön, wie ich es für sie mir sehr wünsche und plane. Es wird so schön, wenn ich mir die Unterstützung meiner Freunde ansehe. Manchmal weiß ich nicht, ob ich weinen soll, weil es mir so leid um sie tut und ich annähernd ahne, wie sie mir fehlen wird – oder weil ich gerade soviel Liebe erfahre.

Abends waren wir im Kino. Wir haben uns für den Kitsch entschieden. Das war schön. Auch wenn wir uns vermutlich den einzigen Film, der gerade läuft, ausgesucht haben indem der Vater des Protagonisten stirbt. Reeves heult um seinen Vater. Ich habe an der Stelle nicht mitgeheult. Um meinen Vater habe ich schon vor 20 Jahren geheult. Der Verlust ist nun getoppt worden, ich wünsche Mr. Keanu Reeves, das er davon noch keine Ahnung hat. Aber ein netter Film. Es geht nur um Liebe. Liebe zur Frau. Liebe zum Vater. Liebe zum Beruf. Liebe zur Veränderung. Liebe zum Mann. Und was Liebe bewirken kann. Der Film ist per se nicht logisch, sondern Fiktion. Das tut auch mal gut. Und es gibt so manche Aufnahmen, die sind einfach wunderschön gefilmt. In Kladow untergekrochen. Ein richtiger Mädchenabend. Aber wir haben uns später ganz doll auf den Jungen auf dem Sofa, ihrem Ehemann, – meinem Ex-Freund – gefreut.

2006-08-23

Schöne Steine 3

Manche Dinge will ich einfach nicht lesen

Also, ich weiß, dass mir meine Matratze nicht mehr so richtig gut tut. Sie war damals eine nicht gerade günstige, wohlüberlegt gekaufte Latexmatratze. Und seit ich am Wochenende woanders geschlafen habe und mich nur wieder auf sie gesetzt habe, hat mich die Hexe geküsst. (Vielleicht hat mir auch nur der MC Winkel seine von letzter Woche vorbei geschickt. Dann sage ich mal höflich spöttisch 'Danke!' und setze ihn auf meine rote Liste.) Dieses Mal übrigens erstmalig mit bandscheibenprolapsigen Abgang ins Beinchen rein. Brauche ich nicht. Will ich auch nicht. Da läuten gerade alle meine Alarmglocken. Und dabei habe ich vom HWS-Bereich noch nicht mal angefa… .

Also: eine neue Matratze muß her. Ich wiege im Vergleich zu meiner Größe nix, sollte wohl eher dem Härtebereich 1 zugeordnet werden, liege aber am liebsten auf H3 – was aber bei meinem Gewicht für die Wirbelsäule & Co. gar nicht gesund sein soll. Heute im Fachgeschäft beim 'nur mal so gucken' lag die ideale Matratze (für mich) bei knapp unter € 370,–, die 'schluck' habe ich gerade so gar nicht. Also habe ich mich der illusionären Erinnerung hingegeben, die Discounter haben ja gelegentlich diese 140x200-Pseudo-Ortho-Med-Matratzen für wenig Geld im Angebot und mich gefragt, was sagen die ganzen Web-Tester dazu? Unabhängig davon, dass die ALDI-Matratzen wohl leider von Jahr zu Jahr im Härtegrad sehr unterschiedlich im Abgang sind, finde ich dann auch noch diesen exclusiven Schimmel-Thread. Jetzt und heute, wo ich doch endlich mal wieder ein bisschen etwas gegessen habe.

Ach, sollte hier zufällig gerade ein Matratzenlieferant mitlesen und eine Testbloggerin suchen, die für das freundliche Entgegenkommen die nächsten Blogeinträge dankbar mit 'heute habe ich aber besonders gut geschlafen' anfängt zu bloggen: HIER! Ich will wieder nachts schlafen können und ich will nicht morgens aus dem Bett kriechen wie eine 40jährige mal drei, alle Knochen zählen und erst mal Heilsalben auftragen müssen. Ist ja keiner einer Zustand, nicht?

Wie sind die Ikea-Matratzen? Aber auch teuer, nicht? Und bitte keine Futons empfehlen, habe ich schon durch(gelegen).

Ich bin gerade im schlechtesten Film …

aller Zeiten. Da lege ich den Termin der Abschiedsfeier hier in Berlin extra auf ein ganz bestimmtes Datum, damit der Leiter der Berliner Buddhisten daran teilnehmen kann und die Zeremonie abhält. Und erfahre gestern am Telefon, 'das man noch überlegt, ob man überhaupt kommen kann, weil ja gleichzeitig in Hamburg …' ???

Die eine ihrer ältesten Freundinnen, die ich am Tag, nach dem ich davon erfahren habe, kontaktiert habe, war in dem Moment auf den Weg zu ihrem Sohn nach Norddeutschland. Weil an diesem Tag ständig meine Telefone klingelten und ich auf einen sehr wichtigen Rückruf wartete, musste ich unser Telefonat kurz unterbrechen, rief aber später zurück. Da war sie unterwegs. Bis heute kein weiterer Anruf bei mir, keine Nachfrage nach den neuen Fakten, keine Frage wo, wie, wann beerdigt wird. ???

Die zweite ihrer ältesten Freundinnen, bei der ich niemals auf die Idee gekommen wäre, sie würde nicht kommen – es sei denn gesundheit-
liche Gründe würden sie davon abhalten – rufe ich heute an und frage, ob sie nicht den Part 'meine Mum als Freundin' in der Rede übernehmen möchte, erzählt, sie würden nun doch zwei Tage früher in den Urlaub fahren und somit nicht kommen können. Und ich wundere mich noch, warum sie sich plötzlich nicht meldet und mache mir Sorgen. ???

Ich bin perplex. Und irgend jemand hat gerade einen Riesengefühls-
eimer voller Ekel über mich ausgekippt.

2006-08-22

Abschied in Etappen

37 Jahre hatte sie in der Wohnung gelebt, ich davon 14 mit ihr. Dort bin ich groß geworden. Die nicht so schöne Zeit nach der Scheidung meiner Eltern, die aber Ruhe in unser Leben brachte. Der totale Neuanfang. Es war eine schöne Kindheit inmitten der damaligen toten Zone in Berlin. Eine aufregende Kindheit. Fünf Minuten vom Tiergarten entfernt. Sieben Minuten zum Potsdamer Platz, der damals eine reine Schutthalde war. Ein einziges Haus aus der Vorkriegszeit stand dort noch, das Haus Huth. Dort hat meine Schulfreundin mit ihrer Familie auf dem Dachgeschoss gewohnt. Wir haben Soldatenhelme bei uns noch im Keller gefunden, in den Bunkern des Reichsheereskomando gespielt, in den Ruinen der alten Botschaften nach Schätzen gestöbert bis sie vernagelt wurden. Nee, ich bin nicht sooo alt. Ich rede von einer Zeit nach 1971.

In der Wohnung haben wir gerne gelebt. Eine große Wohnung. Drei Zimmer, 90 Quadratmeter. 4,50 m hohe Räume. Alleine der Flur hat zehn Meter Länge. Wir haben dort gefeiert, gelacht, gekocht, Musik gemacht, gestritten, gelitten – gelebt eben. In der Wohnung habe ich noch meinen Vater vor Augen, wie er an einem meiner Geburtstage mit meinem neuen schwarzen Kaninchen Klopfer in der Tür steht. Meine Oma, die 64jährig – auch auf einer meiner Geburtstagsfeiern – uns Mädels zeigte, wie man ein richtiges Rad schlägt. Ich sehe meinen Bruder, wie wir uns gestritten haben bis auf das Messer. Mamas Freunde, die Tränen, die sie wegen ihnen weinte. Ihre Freunde, meine Freunde, unsere Freunde. Ich habe dort gelernt, gelesen, geträumt. Meinen ersten Liebeskummer gehabt, meinen ersten Freund mit gebracht. Meine allererste Katze, die dort ihre Babies bekam und dort starb. Habe meine Mum erlebt wie sie am Telefon zusammen brach, als ihr mitgeteilt wurde, dass ihre Mutter tot sei. Wir haben dort Weihnachten gefeiert, oft mit vielen Bekannten, die in Berlin keine Familie hatten – immer bunt und anders. Die vielen Geburtstagsfeiern, ich immer 16 Tage nach ihrem, vorletztes Jahr noch hat sie mir in der Wohnung eine Überraschungsfeier ausgerichtet.

Gestern habe ich die Unterlagen zurück gebracht. Bin durch die Räume gegangen, habe Abschied genommen. Ihre Sachen ein letztes Mal gesehen, angefasst und zurück gelassen. Morgen gehe ich zum Amtsgericht. Den Rest wird der Nachlassverwalter machen müssen. Leider. Das tut weh. Alles tut weh. Der Abschied von ihr. Der Abschied von meinem alten Kinderzimmer, jetzt ihrem Schlafzimmer. Der Abschied von dem Raum in dem sie gestorben ist. Der Abschied von meiner Kindheit. Keine leichte oder unberührte Kindheit, aber trotzdem sehr schönen Kindheit. Sie hatte alles für mich getan, damit es mir gut ging. Der Abschied von unserer gemeinsamen Vergangenheit.

Verdammt.

Antäuschen

Fachbegriff aus dem Sport, meist dem Strategiespiel im Mannschaftssport zugehörig. Im Spiel wird ein Spielzug in eine bestimmte Richtung vorgegeben und im letzten Moment durch einen anderen Spielzug ersetzt.



Mein Rechner täuscht gelegentlich schon mal das Apple-Logo und den Boot-Modus an … Fairplay ist anders.

Ist ja 'nen Ding!

Er (links) hätte sich heute früh problemlos einer der felltragenden Tussis (rechts) entledigen können.
Hat er nicht gemacht.



Immer lustig anzusehen, wie groß Nishia sich aufpumpen kann, wenn er in der Nähe ist. In Wirklichkeit ist sie mindestens einen Kopf kleiner und drei Umfänge schmaler.

Einen Tag Urlaub



haben die schärfste Frau der Ex-DDR und ich vorletzte Woche gemacht. Wir sind in die betagte kleine blaue französische Rennschüssel gestiegen und ca. 25 km Richtung Werder über Potsdam, Caputh, Ferch und Petzow gefahren. Kennengelernt habe ich die Gegend kurz nach dem Mauerfall, inzwischen ist Ferch auf ca. sechsfache Größe dank diverser Fertighausbauten gewachsen, die Straßen sind nett ausgebaut (man konnte sie früher ausschließlich mit maginal tiefergelegten Kutschen befahren), die alte Dorfkirche in Petzow, über die schon Fontane schrieb, ist mittlerweile fertig restauriert. Der Park (die Architektur der Gegend ist maßgeblich ein Werk des Herrn Schinkel und die Landschaftsgärten des Herrn Lenné) steht natürlich unter Denkmalschutz. Was das ZDF nicht stört, hat es im letzten Jahr an der einzigen Badestelle eine Holzhütte hingestellt, um dort und am Schloß ihre merkwürdigen Telenovelas abzudrehen.



Das Schloß selber mag ich sehr, denn es ist bis zum heutigen Tag nicht diesem Restaurierungswahn nach westdeutschen Standard zum Opfer gefallen und hatte bis zu seiner Schließung im letzten Jahr diesen rührenden ostzonalen Charme. Die Kuchen waren sehr lecker, der Service einmalig reizend. Es ist geschlossen, weil es restauriert wird, angeblich seit dem Sommer letzten Jahres. Zu sehen ist aber gar nichts, mangelt es an Geld oder sind die Dreharbeiten zu erfolgreich?

Etwas weiter durch Petzow in Richtung Werder hat in der ehemaligen Gärtnereianlage in der Orangerie am Wasser ein Café mit Restaurant geöffnet, die alten noch benutzbaren Gewächshäuser wurden teilweise wieder sehr liebevoll in Stand und Nutzung gesetzt – Shops bieten erlauchte Speisen aus der Gegend: Obstweine, Wildfleisch und -wurst, Sandornspezialitäten und Marmeladen an und im Vorgarten sind traumhafte Duft-, Kräuter- und Teegärten angelegt worden.



Und dort haben wir reich bestückte Zitronen- und Olivenbäume gefunden.



Und ein Gewächshaus voll mit echten Erdtomaten! Mitten im August, bei Berlin, weit weg vom Süden Europas.



Während es im Caputher Fährhaus deftige deutsche Hausmannskost gab, gab es dann in Werder den besten Apfelkuchen (mit karamelisierten Walnüssen) und Milchkaffee und die große Chance von den Spatzen eins auf den Kopf gesetzt zu bekommen. Dann haben wir noch viel geräucherten Fisch für die Männer zum Abendbrot mitgenommen. Die Tour habe ich vor zwei Jahren (nicht ganz so ausgiebig) mit meiner Mum gemacht. Zum Glück. Sie hatte viel Spaß an dem Tag. Eine schöne Erinnerung, die jetzt überhaupt ganz langsam wieder kommen. Es war ein schöner Tag: weg von alle dem. Ein Tag zum Luft schnappen und sich freuen. Man darf innerhalb der Trauer nie vergessen, dass man selber noch lebt und eine Verantwortung für sein eigenes Leben hat. Auch wenn's verdammt schwer fällt. Und auch wenn's so ungerecht erscheint.

2006-08-21

München - Venedig



microbi hat sich fünf Wochen lang zu Fuß über die Alpen von München nach Venedig auf gemacht, ist nun wieder zurück und hat seine Fotos (Mamaya und Ricoh GR) gesichtet und diese online. Sehr sehr schöne Aufnahmen. Fast wie selber Urlaub machen …

Padauz!

Da habe ich letzte Woche geglaubt, irgendwie wieder Halt(ung) zu finden – es gab immerhin zwei Tage, an denen ich aufgewacht bin, ohne sofort die 'Mama ist tot'-Glocke vor den Kopf geknallt zu bekommen – dann hat's mir Freitag einfach mal die Beine komplett weg gehauen. Geheult und nicht den Stop-Knopf gefunden. Kann passieren. Freundliche Menschen behaupten (und ich weiß es ja selbst,) das muß auch passieren. Ein paar Mal sogar noch. Heute ist es genau vier Wochen her, dass die Polizei vor der Tür stand.

Mich haben dann die liebsten Menschen eingepackt, zu sich genommen, mich verwöhnt und mich schlafen lassen. Gestern mittag war ich so müde, ich wollte im Sitzen einschlafen. Also habe ich mich mit der Decke nur noch ins Sofa geworfen und zwei Stunden tief geschlafen. So tief tagsüber geschlafen mit anderen Menschen gleichzeitig in einem Raum, ich kann mich nicht erinnern, das jemals gekonnt zu haben. Danach ging es mir gut. Das kann auch mit den köstlichen Tarte aux Pommes zusammen hängen, die es zum Kaffee gab.

Zu Hause dann eine SPAM-Mail im Folder gehabt mit dem Absender 'Evelyn'. Das kommt so gar nicht gut, wenn die verstorbene Mum Eveline hieß. Überhaupt nicht gut. Da schießen Rational und Emotional und Schock in der Geistes(r)bahn komplett quer. Aber Hallo!



Und dann noch Neo missbrauchen. Wie überflüssig war das denn?

2006-08-17

rosa

da müsst Ihr jetzt mal durch! Es ist die Natur. Ich bin das nicht. Und nein, Foto Nr. 5 ist nicht mit dem Lensbabie gemacht!









Ab heute

rufen die Hyänen an. Hyänen sind für mich die, die sich die letzten Jahre weder um sie kümmern wollten, noch den Kontakt zu ihr aufrecht erhalten wollten. Da mich meine Mum aber zu einem freundlichen, fairen und toleranten Menschenkind erzogen hat, bin ich nach langer Überlegung zu dem Entschluß gekommen, doch jeden über ihren Abschied zu informieren und diesen Leuten selber zu überlassen, ob sie ihr auf Wiedersehen sagen wollen oder nicht. Gestern habe ich die Karten, die in erster Hinsicht Einladung zu ihrer Abschiedsfeier und in zweiter Linie Information über ihren Weggang (die im Leben meiner Mum aktiven Menschen haben es von mir eh telefonisch erfahren) ist, weggeschickt.

Also werden die Hyänen ab heute bei mir anrufen und natürlich zutiefst betroffen tun sein. In Wirklichkeit wollen sie nur sensationslüstern wissen, was eigentlich passiert ist.

Habe ich eine Lust …

Rechts ist auch 'ne Spur!

Rechtsüberholen lohnt sich ab sofort wie nie! Wann immer man sich über diese 'Linkspenner' auf der Autobahn ärgert, Blinker rechts setzen und vorbei ziehen, die neue 'Dränglervorschrift' legt es einem ganz nahe:

Drängeln: € 250,–, und 4 Punkte und 3 Monate Fahrverbot
Rechts überholen: € 50,– und 3 Punkte
Einen weiteren Punkt spart man sogar, wenn man statt der rechten Spur gleich die Standspur benutzt:
Seitenstreifen zum Zweck des schnelleren Vorwärtskommens € 50,– und 2 Punkte.

Wird einem ja sonst nichts mehr geschenkt auf den Straßen, nech?

2006-08-16

cats on the run



die tapfere Kirsten bekommt dieser Tage Fellträger-Besuch und bittet um Ratschläge zur Frage, 'wie vergolde ich der armen verlassenen Katze die vierzehn Tage?' Diese Frage zu beantworten, nichts ist leichter als das – für mich:

Du weißt im Vorfeld, was 'la diva' oder 'el divo' am liebst ißt und gibst jeden Cent nur noch dafür aus. Unter Umständen ist es sinnvoll, vorher schon dem Fleischer oder Fischhändler in der direkten Umgebung fröhliche Avancen zu machen. Du tust das nicht nur der Katze, sondern auch Deiner Seelenruhe zuliebe. Das sind zwei völlig verschiedene Dinge mit absolut gleichberechtiger Priorität. Trotzdem ist die Katze immer wichtiger.

Außerdem hängst Du Dir ein Band/eine Schnurr an den Gürtel, das immer schön über den Boden schleift, wenn Du durch die Wohnung läufst. Gehe barfuß und kremple möglichst die Hosen hoch. Dein Gekreische, wenn die zärtliche Katzenpfote Dir ins Fleisch spielt, wird die Katze als Zustimmung empfinden und später begeistert den zurück gekommenen Dosenöffnern von dem tollen lebendigen Kratzbaum erzählen.

Erkläre dem armen, verlassenen Fellträger 36 Mal am Tag, das sie die größte, schönste und klügste* Katze der Welt ist, erhöhe auf 72, wenn es sich um einen männlichen bzw. um 172, wenn es sich um ein ehemals männlichen Fellträger handelt. (*streiche das Wort 'bekloppt' aus Deinem Vokabular, auch wenn es Dir ständig im Zusammenhang mit ihr auf der Zunge liegt).

Katzen tun, gucken, handeln manchmal sehr doof. Sie sind es nicht. Sie tun immer nur so. Dahinter liegt System und wenn Du in diesem erst einmal gefangen bist, kann Dich niemand mehr retten. Niemand!

Möchte der Fellträger von den zwei Wochen Ferienzeit zehn Tage unter dem Schrank liegen, kann es sein, dass der Fellträger einfach traurig ist. Es kann aber auch sein, daß er Deine Wohnungseinrichtung für eine persönliche Zumutung hält. Abhilfe schafft im ersten Punkt, wenn Du Dich jede Nacht dazu legst – shiet egal, was die Band-
scheiben dazu befinden – und Geschichten vorliest. Es gibt mittlerweile haufenweise gute und schlechte Katzenkrimis. Die mögen sie, sie setzen sich Dir gerne nach der Lektüre morgens um vier Uhr auf die Brust, halten Dir die Pistole an die Schläfe und grummeln mit finsterer Stimme 'Hände hoch! Du bist festgenommen!'. Dann musst Du mitspielen, das macht ihnen Freude. Blöd von Dir wäre, wenn Du deswegen einen Herzinfarkt bekämst, denn Du würdest damit ihre gute Laune riskieren und außerdem können sie Dir sowieso nicht den Notarzt rufen. Abhilfe im zweiten Punkt schafft übrigens nur der Anruf beim Entrümplungsdienst, die Bank zwecks Wohnungseinrichtungs-
kredit zu kontaktieren und bei den Möbelhäusern auf Sofortlieferung zu drängen.

Lasse niemals die Allergietabletten offen herum liegen, Katzen verstecken sie. Vor allem, wenn Du sie wegen ihnen dringend benötigst.

Katzen lieben es ehrlich irgendwo in den Urlaub zu ziehen, denn sie können sich 14 Tage lang richtig von vorne bis hinten verwöhnen lassen und sich dabei von ihrer echten fiesen Seite zeigen – die sie komischerweise immer pünktlich drei Tage vor der Heimkehr des Besitzers zurück fahren, damit die 'schöne' Zeit mit dem Tier beim Katzensitter in frischerer Erinnerung bleibt. Außerdem können sie ungesühnt auf total zickig machen, wenn die Besitzer wieder zurück kommen, die sie daraufhin auch nochmal 14 Tage lang (wegen dem schlechten Gewissen) von vorne bis hinten verwöhnen werden. Das gefällt Katzen sehr gut. Sie kalkulieren das bereits in ihre Jahres-
planung mit ein und halten deswegen auch immer schon kurz vorher sehr bewußt Diät. Natürlich verkaufen sie diese Maßnahme dem eigentlichen Dosenöffner mit traurigem Blick als 'ich spüre, Du wirst mich bald wieder verlassen, nur weil Du Deinen Spaß haben willst. Siehe Dir an, wie ich leide!', damit dieser sich im Urlaub nur angedeutet erholen kann.

Selbstverständlich hast Du diese Hinweise niemals von mir erhalten! Dieses Post zerstört sich übrigens nach dem Lesen selbstständig.

Mein Horskop

diese Woche. Ich habe vier wundervolle Sterne auf meinem Weg abhängen und solle doch bitte diese wunderbare Phase genießen!

Ja. Klar. Mache ich. Hatte auch sonst nichts anderes vor.

Nachlese



Da Ihr ja alle mehrheitlich auf das Foto in diesem Post neulich so abgefahren seid, habe ich beim letzten Besuch noch mal einige Details festgehalten. In ihrer realen Anmut, Schönheit und ihrer natürlichen Farbgebung selbstverständlich.



Gestern habe ich ihre Sterbeurkunde abgeholt. Wenn die Behörden den genauen Todeszeitpunkt nicht feststellen können, dann liegt dieser auf der Sterbeurkunde festgehaltene zwischen dem Zeitpunkt an dem sie laut den Ermittelungen zum letzten Mal Kontakt mit der Außenwelt hatte und dem Zeitpunkt, in dem sie genau gefunden wurde. Mit dem Familienstammbuch nehme ich auch die Sterbe-
urkunde meines Vaters erstmals bewußt zur Kenntnis. Sein Todes-
zeitpunkt wird mit 19 Uhr 20 angegeben. Der Zeitpunkt als er tot in seinem Krankenzimmer gefunden wurde, der genaue Todeszeitpunkt wird auch ein anderer gewesen sein. Es ist also – wie schon oft festgestellt – alles relativ. Im Grunde auch so unwichtig. Alleine das überhaupt gestorben wurde, ist so wichtig. Es verändert alles.



Ich hätte gestern auch ihre Urne mitnehmen können. Ich war aber noch nicht im Urne-Mitnehmmodus. Ich werde das bald tun (müssen). Einerseits stelle ich mir das sogar schön vor, noch einmal in Ruhe Zwiesprache halten zu können. Andererseits stelle ich mir das sehr schwierig vor. Es ist nur Asche, sie soll heller als die übliche Asche sein, etwas perliger und sich angenehm anfühlen. Nein, ich werde bestimmt nicht mit ihrer Asche spielen. Ich werde mir auch nichts davon abfüllen und aufbewahren. Ich werde sie einfach dem Meer übergeben.



Ich bin ausdrücklich im 'stellt die Zeit bitte um ein paar Wochen zurück-Modus.'

2006-08-14

Tiefe Dankbarkeit

empfinde ich, wenn ich wie heute auf spiegel.de lese, wie sich der Körper von Ariel Sharon nun entgültig verabschiedet. Sie können den Mann einfach nicht in Würde gehen lassen, obwohl er doch fast achzig Jahre alt ist. Jedem, der sich auch nur ansatzweise in das Krankheitsbild eines Strokepatienten eingelesen hatte, war bereits nach der zweiten Operation klar, das kann (zumal in dem hohen Alter) nichts mehr werden. So liegt der Mann nun seit Anfang Januar im Koma auf der Intensivstation und die Maschinen arbeiten für ihn. Der Sprecher wollte sich nicht dazu äußern, ob bei nun akuter doppelseitiger Lungenentzündung und zunehmendem Nierenversagen unmittelbare Gefahr für Sharons Leben besteht. Wenn beide Lungenflügel den Kollaps haben, leidet der Mensch, das Atmen ist keine Freude mehr. Wenn die Nieren aufhören zu versagen, sollte man einen Menschen einfach gehen lassen – der Körper will einfach nicht mehr.

Das Krankheitsbild meiner Mama hätte früher oder später in der Konsequenz aufgrund der Erkrankungen und auch aufgrund ihrer medikamentösen Therapien Erblindung, möglicherweise dem Verlust von Extremitäten, Nierenversagen, Leberversagen, Herzinfarkt und Schlaganfall zur Folge gehabt. Da sie in den vergangenen Jahren nicht den unbedingten Willen und die Kraft besessen hatte, gegen ihre Krankheitsbilder aktiv anzugehen, hätte sie das im Falle eines Infarktes oder eines Schlaganfalles das noch weniger geschafft. Sie wäre ein Pflegefall geworden. Etwas wovor ich ihr – und ganz egoistisch auch mir – zuliebe wirkliche Angst hatte. Sehr große Angst.

Ich weiß, was langes und fürchterliches Sterben bedeutet. Wie es dem Sterbenden ergehen mag, kann man nur erahnen. Die Ahnung, das Zusehen meldet nichts Gutes. Ich weiß aber, was es für die Menschen bedeutet, die das Sterben eines lieben Menschen miterleben müssen. Ich kenne den Zwiespalt am Krankenbett zu sitzen und zu hoffen, das es doch bitte endlich vorbei sein soll und den Schrecken über genau den Gedanken, denn er bedeutet doch gleichzeitig jemandem, den man liebt, den Tod zu wünschen. Ich habe meinen Opa und meinen Vater an den Krebs verloren. Ich habe eine Oma noch tagelang auf der Intensivstation im Koma erlebt, nach einem dritten Herzinfarkt. Ich habe gehofft, ich habe resigniert, ich habe den Wunsch nach dem entgültigen Ende gespürt, ich habe die grenzenlose Angst vor dem ulimativen Ende gefühlt. Das alles kenne ich. Genau.

Nein, sie ist zusammen gebrochen und gestorben. Vielleicht lag sie noch einen Moment im Koma. Die Umstände deuten daraufhin, dass es einfach schnell vorbei war, sie zumindest gar nichts mehr bewusst mitbekommen hatte von ihrem Zustand. Keine Intensive. Keine Maschinen. Keine Pflege. Kein Rollstuhl. Kein Dahinsiechen. Kein Leiden mehr. Keine Schmerzen mehr. Keine Demenz bis zum Nichterkennen ihres sozialen Umfeldes.

Danke! Inständig und aus dem allertiefsten Herzen dafür Danke!

Salatvariation von verschiedenen Katzen an Mauseschwanzcreme mit TroFu-Croutons

Den drei tieffliegenden Fellträgern geht es den Umständen ent-
sprechend gut. Gelegentlich vergessen sie sogar schon, dass sie sich nicht leiden können. Wobei, so kann man das auch nicht sagen, denn der neue geerbte Kater findet die Katzenmädels sehr knuffig. Er will mit ihnen spielen, sie jagen und viel Spaß mit ihnen haben. Die beiden Katzenmädels wollen auch spielen, sich jagen und Spaß haben – finden aber Riesenbabys doof und teilen seine Sympathie nur sehr eingeschränkt bis unsichtbar und quieken unberechenbar, sobald er sich ihrer Fön-Frisur nähert. Andererseits hat der freundliche junge Mann in schwarz-weiß den besseren Katzenbaum und eine sehr charmante Bürste mitgebracht und die neue Sorte Trockenfutter, die mit ihm kam, ist auch cooler – weil exklusiver, von eleganterer Form und natürlich teurer. Ganz so 'unhip' kann er also nicht sein.

Meiner persönlichen Vorsehung nach kann ich heute schon behaupten, ich werde einmal nicht an Herzversagen oder an den Folgen irgendeiner Krebserkrankung versterben, eines Tages ertrinke ich sehr schnöde in Katzenspielzeug und tauche einfach nicht mehr auf.

Zum Spielzeug ist zu sagen, dass alle drei Katzen gemeinsam immer ein Faible für das eine Spielzeug haben, das bringt in gewisser Weise die drei Fellhaufen auch zueinander, noch endet es zwar immer in Tränen (fauchen) und einer schmeisst auch immer zum Schluss bockig die Sandschaufel in die Ecke den Faden hin. Es passiert aber zunehmend häufiger, dass die eine Katze gelegentlich in die Hochburg (Wohn- u. Arbeitszimmer) der anderen (Schlafzimmer) eindringt. Und geduldet wird bzw. geduldet werden. Momentan liegt Nishia in der Sonne auf ihrem Kratzbaum in seinem Zimmer. Beide tun gerade so, als seien sie total entspannt. Ich sage ihnen nicht, wie lächerlich sie dabei wirken – ich kann die riesengroß geöffneten Augen bei beiden Katzen nämlich sehen.

Sie können mich schon zu dritt im kleinen Flur an der Tür begrüssen, sich dabei lässig am Schnäuzchen beschnuppern – ohne sich direkt zu zerlegen. Sie können auch bereits zu dritt auf dem kleinen Balkon sitzen und gemeinschaftlich in trauter Einigkeit auf die nächste Meise warten, ohne direkt in Matrix-Manier 'Waffen' zu rufen und sie gegen sich zu richten.

Riesenbaby ist wonnig, er hat bis jetzt jeden um den Finger gewickelt, der mich besucht hat. Mich überfordern gerade drei Katzen, von denen jede einzelne grundsätzlich je eine Stunde am Tag a l l e i n e mit mir spielen will, sich a l l e i n e von mir streicheln lassen und a l l e i n e von mir gebürstet werden möchte, die sich untereinander im Verhältnis 2:1 nicht verstehen wollen, insofern viel Aufmerksamkeit und gepushtes Ego brauchen, leicht. So drücke ich allen, die vorbei kommen, direkt Linos Bürste in die Hand und schicke sie zu der Stelle, wo es etwas gegen Schnurreinlage zu tun gibt. Bis jetzt hat jeder indirekt zugegeben, ohne dieses kleine zu groß geratene schwarz weiße Wonnepröppchen nicht mehr leben zu wollen. Ich möchte an dieser Stelle behaupten, er hat schon mindestens 324,5 Gramm abgenommen.

Er muss jetzt nur noch lernen, die Mädels nicht immer anzuspringen, wenn sie gerade auf dem Klo viel wichtigeres zu tun haben. Das mögen sie nicht. Ich auch nicht. Ich vor allem morgens um 5.00 Uhr nicht. Er liebt es. Vor allem morgens um 5.00 Uhr.

Ich gehe jetzt die Nase in Nishias Fell stecken und werde ihr erzählen, wie unglaublich mutig sie ist. Es gibt kaum einen schöneren Duft als der einer Katze, die in der Sonne brät. Dafür habe ich sie ja.

Bitte Beachtung und Hochachtung zollen!

Dem Autor nachfolgenden Gedichtes und Maler, der auf der Homepage präsentierten Bilder. 'The Monsterplanet' gefällt mir.

Hühnerpein

Das Meldeamt für integrierte,
Hendlhaxen - unpanierte -

meldet eine Katastrophe
und verlangt dafür noch eine Strophe:

Brösel werden da verdächtigt,
sie hätten sich des Fleischs bemächtigt!
Und im Bund mit Mehl und Ei
- auch eine Friteuse war dabei!

Hätten sie in Windeseile -
und dafür brauch‘ ich noch ne Zeile -
der Hühnerbeine Gestalt verändert -
und wären dann davon geschlendert!


by Jannis Minopolus
via Wortwerkstatt

2006-08-13

Ich erinnere mich gerne

Netscape starten (Ton an) und einfach mal rückwärts denken …

Die Spiele tun's übrigens auch! Und die Startpausenzeiten sind sehr realistisch der damaligen Zeit angepasst.

Ach so, Menschen, die seit jeher in Laufwerk C und D denken (müssen), verstehen das alles vermutlich nicht.

2006-08-12

Aha

so langsam fängt das Unterbewußtsein wieder an zu arbeiten, die Nächte sind kurz, weil ich überhaupt nicht gut einschlafen kann, und ständig unterbrochen, weil ich im Allgemeinen um fünf Uhr wieder wach bin, noch bevor der Kater singt oder sich die Katzen um die Toiletten streiten. Der Kopf arbeitet an den quälenden Fragen und macht vor den Dingen, die da noch kommen werden, nicht halt und macht sich daher Sorgen. Diese Zwiespalte sind es, die mich nicht zur Ruhe kommen lassen. Natürlich bin ich einerseits sehr froh, dass nicht ich sie gefunden habe. So etwas ist nie schön und ein Schock, und im besonderen Fall kann ich wohl mehr als dankbar sein, das es die Polizisten für mich getan haben. Ich muss das Bild also nicht für den Rest meines Lebens im Kopf herumtragen. Nur bin ich nicht sicher, ob die Bilder in allen denkbaren Variationen, die ich dafür alternativ im Kopf trage, besser sind. Nachts überfordern sie mich. Das steht fest.

Gestern habe ich in böser Vorahnung einen Kontoauszug von ihrem Konto gezogen – und natürlich hat die Bank schön alle Daueraufträge ausgeführt, die ich deutlich verboten habe auszuführen, als ich Ende des Monats die Bank darüber informiert habe. Die Ansage war: keine einzige Kontobewegung mehr von dem Konto raus, denn die noch für August vorab überwiesene Rente wird zurück gefordert werden. Also Montag zur Bank und die Transaktionen stornieren lassen. Brauche ich so etwas wirklich gerade zusätzlich? Vermutlich, sonst wäre es ja einfach. Ich sollte mich über solche Ablenkungen wohl freuen.

Mich irritieren die Dinge, die ich tun kann, die ich früher in Todesfällen nie hätte tun können. Unterlagen lesen, Fotos sichten, manchmal rationale Entscheidungen treffen. Bin ich mittlerweile doch so Trauer erfahren, dass ich das tun kann? Oder einfach nur betäubt im Dienste der Sache? Ich kann mir ihre Fotos angucken, ohne tiefe Gefühle zu empfinden – das zeigt mir, dass ich sie überhaupt noch nicht in mir trage, die traurige Tatsache in ihrer ganzen Konsequenz. Ich finde meine Mama auf den Fotos immer nur so schön. Warum ist mir das zu Lebzeiten nicht so direkt aufgefallen?

Von meinem Gefühlshaushalt habe ich gerade sehr wenig Ahnung. Mich sorgen Dinge, die ich nicht verstehe …

2006-08-11

Gute Neuigkeiten:



Ich bekomme das Poolsitter-Diplom mit Ehrenauszeichnung und Goldrand! Hat der beste Freund der Welt gesagt. Jawoll!

Und weil ich so gut war, wurde ich neulich gleich noch in die PH-Wertmess- und Rücklauftechnologie eingeweiht. Das ist dann so etwas wie der Open Pool CTO Advanced.

Einen Pool zu pflegen, ist übrigens keine einfache Sache. Man muß je nach Pool-Zustand die richtigen Schalter umlegen, dem Poolrob-o-tronic (Staubsauger) gut zureden, ihn in dieselbe verweisen, wenn er nicht in die Ecke will oder gucken, ob er vielleicht Bauchweh hat wegen einem ihm quer sitzenden Tannenzapfen, ständig nach toten Insekten und sich ins Nasse gestürzte Blätter angeln, Algen den Garaus machen, die zugesifften Filter auswechseln (und reinigen), mit Chlortabletten jonglieren, den PH-Wert pflegen, selber tief betrübt sein, wenn der Pool trübe ist, weil das Flockungsmittel aus ist und sowieso den Pool lieben als wäre es sein eigener. Sehr wichtig ist es, mehrmals am Tag leicht breitbeinig an seinem Rand zu stehen, die Arme vor der Brust zu verschränken und in das Wasser zu starren und dann an der Wassserklarheit den Gemütszustand des Pools zu bestimmen und den eigenen Gemütszustand darauf abstimmen.

Der Pool und ich: wir sind eins!

Jetzt muß ich nur noch lernen bei einer Außentemperatur, die mir zum schwimmen nicht behagt, und einer Wassertemperatur, die mir zum schwimmen nicht behagt, trotzdem abzutauchen und kleine Algenanfällle mit der Bürste wegzuputzen.

Ich habe ja Ziele, ich wünsche mir doch die Poolsitter-Plakette in Platin.

Enstpannte Öffnungzeiten

Beschlossene Sache

Ich habe neulich gefragt, wie wohl das Maskulinum von 'Domina' heißen mag.

Während Kirsten journalistisch vorgebildet mit Befähigung zum Medizinstudium (Latinum) 'Dominus' schrieb, hat dornrose mich (und Kirsten) in den Straßenslang 'Dom' (privé) oder 'Sado' (on the job) eingeführt.

Wir alle drei stimmen aber insgeheim für den Voschlag vom Sonnenlöwen, der da meinte 'Domestos'.

2006-08-10

Die Stimme der freien Welt

hat sich in dem gleichnamigen Blog etwas satirisch vorgenommen, was mir auch schon längst in der Feder auf der Tastatur lag: sich die Last von der Seele schreiben, die dieses Wahlkampfplakat-Trauma anlässlich irgendwelcher Abgeordnetenhauswahlen (in Berlin am 17. September d. J. fällig) in uns allen auslöst.

Großes Blog-Kino! Hier zu Vorgeschichte, später einfach den Fortsetzungen folgen. Vor allem die flickr-Galerie öffnen, damit man weiß, was dem Schreiber und uns Berlinern im Augenlicht brennt. Aber erst nach dem Lesen. Bringt mehr Freude.

Ich verneige mich.

In Spandau/Kladow hängen Wahlplakate vom Spandauer Bezirks-
bürgermeister Konrad Birkholz (CDU), der sich neben einem dieser Berliner Kunstbären hat ablichten lassen und mit dem Slogan wirbt: 'Zwei bärenstarke Partner für Berlin.' Leider darf ich nicht in Spandau wählen, der Bär hätte meine Stimme, glasklar. (Wir Frauen wählen ja bekanntermaßen nur nach dem Aussehen oder nach der Anzahl der Stofftierchen, die ein [schwuler] Politiker so besitzt.)

Nachtrag: Bevor ich es fotografieren konnte: in Spandau/Kladow hingen Wahlplakate vom Spandauer Bürgermeister (CDU), der sich neben einem dieser Berliner Kunstbären hat ablichten lassen.

Der Berliner Kunstbär wurde nach nur zehn Tagen (vermutlich haben zuviele Parteifreunde angefragt, wo man sein Kreuz richtig setzen müsse, wenn man Bruno Bär wählen möchte ) retouschiert und durch einen dümmlich blass grinsenden Spitzenkandidat Friedbert Pflüger ausgetauscht. Was die Sache nun richtig dramatisch macht, denn spätestens wenn man das erste Mal ein Wahlplakat von Pflüger gesehen hat, wählt man ihn nicht. Die CDU ist die einzige Partei, die nicht kapiert hat, dass Menschen, die für sich werben und die kein bisschen Zahn im Ansatz in ihrem Lächeln zeigen, zu 99 % negativ wahrgenommen werden.



Nun grinsen dümmlich auf den Spandauer CDU-Wahlplakaten ein Pflüger und Birkholz, sie zeigen beide keine Zähne und deswegen unterstellt man ihnen nur Schlechtes. Und die Montage von Pflüger in das Foto ist mit Abstand die allerschlechteste, die jemals verbrochen wurde. Das war nicht nur der Praktikant der Agentur. Das war der Praktikant der Agentur, der auf den Job absolut null Bock hat und außerdem seit Geburt 'Die Grünen' wählt.

Guckt sich diese Plakate bei den Parteien überhaupt jemand an bevor die auf uns arme Wähler losgelassen werden? Ich meine, guckt sich die einer mit einem minimalen Ansatz von Werbeverstand an?

Friedbert – damit fängt es doch schon an. Kein Mensch mit dem Vornamen Friedbert hat eine Chance auf den Titelgewinn zum Berliner Obermacker. Bei uns heißen die Stadtfürsten: Ernst, Otto, Willy, Klaus oder Walter, mal Hans-Jochen (aber mit dem schon waren wir nicht glücklich) und nun wieder Klaus. Aber wir lassen doch keinen Friedbert ran, das versteht sich doch von selbst.

Der Mann ist so farblos, dass seine Wahlplakate in Sepia gedruckt werden mußten. Farbe und Pflüger gehen nicht zusammen. Der Mann hat die Wahl jetzt schon verloren – völlig losgelöst von seinen politischen Inhalten. Schlechter beraten war wohl noch nie jemand in der Berliner Wahl-Propagandaschlacht.

P.S. Die CDU hat allen Ernstes ein Herz vor ihren Slogan printen lassen. Hallo? Was hat Politik mit funky Icons zu tun? Wollen die mich dauerverarschen? Sind wir jetzt in der Sarah Kay-Abteilung für Arme gelandet?

agressiva

Wie gesagt, der Dienstag war scheiße. Beim Bestatter bekam ich ohne Vorwarnung die goldene Eulenkette meiner Mum hingelegt, die sie um hatte. Das war ein Schock, weil … ich weiß nicht einmal warum genau. Eine Kombination aus dem Schock, dass ich diese noch gar nicht vermisst hatte, ein Schock, weil's etwas war, was ihr sehr, sehr wichtig war, ein Schock, weil's diese Entgültigkeit in aller Penetranz unterstrichen hatte.

Dann die Urnen-Storie beim Sozialamt. Die Sozialamttreffen sind thematisch leider sehr eng mit dem Bruder-Karma verbunden, deswegen so oder so nicht zur Entspannung für mich gedacht.

Auf dem Weg zum Auto vor einem Kaufhaus in dem wir auf WCs hofften, stand ein junger dynamischer Parteiblattverteiler von irgendeiner politischen Minigruppe, die angstvoll vor dem dritten Weltkrieg warnt. Er wollte uns sein Manifest in die Hand drücken, wir laufen in unsere Gedanken versunken vorbei und sagen – weil höfliche Menschen – 'Nein, Danke!'

Erster blöder Spruch: 'Ja, danke sagen und weitergehen kann jeder.'
Die schärfste Frau der Ex-DDR und ich drehen uns unabhängig auf die Zehntelsekunde im Takt gemeinsam um und, ich: 'Halte die Klappe, wenn Du keine Ahnung hast!', sie: 'Es gibt manchmal wichtigere Dinge.'
Zweiter blöder Spruch (in der Kurzform, im gesamten Kontext unterstelllte er uns grundsätzliches Desinteresse an politischen Dingen): 'Nichts ist wichtiger als der drohende dritte Weltkrieg!'
Ich drehe mich um, gehe auf ihn zu und erkläre ihm noch mütterlich fair: 'Doch. Das sind sie. z.B. ist meine Mutter vor einer Woche* verstorben (* falsche Zeitangabe, konnte in meiner Rage nicht nachrechnen) und ja, ich habe gerade vollkommen andere Sorgen.' Die schärfste Frau rät ihm auch noch: 'Urteile nicht über Menschen, über die Du nichts weißt.'
Als hätte er nicht zugehört, der dritte nun wirklich blöde Spruch. Da habe ich ihm beide Hände auf die Schulter gelegt und ihn über die Straße geschickt, so daß er nichts mehr daran ändern konnte in dem Überraschungsmoment. Dann bin ich gegangen, wohlwissend, er hatte richtig große Chancen, der erste Mensch in meinem Leben zu sein, an dem ich erstmals den vielfach im Fernsehen gesehen Faustschlag ausprobieren werde. Ich bin nicht entspannt zur Zeit. So gar nicht.

Sein jugendlich testosteron geschürrtes politisches Engagement und seine Angst vor Weltkriegen, Hunger und globaler Erwärmung in allen Ehren – aber diese Typen sollen auch lernen im richtigen Moment die Klappe zu halten. Mit ihrer Pentranz schaden sie ihren Parteien mehr, als sie nützen. Ich bin nicht stolz auf meinen körperlichen Angriff, überhaupt nicht. Ich hasse körperliche Gewalt. Aber der Typ wußte einfach nicht, wann man die Provozier-Nummer zu stoppen hat. Als wir aus dem Kaufhaus wieder heraus kamen, war er weg.

Mit soviel Mut wird man die Welt vor dem dritten Weltkrieg sehr wahrscheinlich nicht retten.

Schmuckurne gibt es nicht.

Beim Sozialamt der nette Sozialarbeiter zum Kostenvoranschlag des Bestatters:
'Die ersten Positionen sind in Ordnung, habe ich in meinem Regelverzeichnis. Aber die Kosten für die Schmuckurne können wir nicht übernehmen.'
'Wie bitte?'
'Ja, es klingt vielleicht pietätslos, aber der Gesetzgeber ist der Meinung, es reicht, wenn man nach sozialen Maßstäben in dem Behältnis beerdigt wird, in dem die Asche ab Krematorium geliefert wird.'
'Ich habe die einfachste und günstigste Urne ausgesucht, die zu haben war.'
'Glaube ich Ihnen. Aber ich finde zur Kostenübernahme von (Schmuck-)Urnen nichts im Verzeichnis.'

Meine Mutter wurde in einem privaten Krematorium bei Berlin eingeäschert, das deutlich günstiger einäschert als staatliche. Dafür aber die Asche nicht in diesen Alu-Bomben abfüllt, sondern direkt in die Urnen, die vom Bestatter geliefert werden.

Und wir reden davon, dass das Sozialamt sowieso nur die letzten 30 % der Kosten der Bestattung unternehmen soll, die nicht durch bare Hinterlassenschaft und Sterbevorsorgeversicherung gedeckt sind. Und von den 30 % auch nur 50 % übernehmen wird. Überhaupt liege ich mit meinem Antrag Euro 300,– unter dem Mindestsatz der Übernahmekosten. Ich will von ihnen nicht mal Kosten für eine Friedhofsbestattung.

Irgendwas läuft gerade falsch in meinem kleinen Hier und Jetzt.

Das sehr große Glück an diesem sehr schlimmen fatalen gestrigen Dienstag, ein Freund und eine Freundin, die sagen: 'wir machen das schon, sie war ja auch unsere Familie.'

Wenn

das männliche Pendant zu Diva neuzeitlich Divo heißt, wie heißt dann das männliche Pendant zur Domina?
Domino?

Frage ich. Im Ernst. Weiß es einer?

2006-08-09

Schöne Steine 2

2006-08-08

Sozialfall

creezy war letzte Woche erstmals in ihrem Leben beim Sozialamt in der Hoffnung, die könnten mir dort eine der Sorgen, die ich zur Zeit gerade habe, abnehmen. Dazu sind sie auch befähigt und absolut Willens und die Voraussetzungen, die ich mitbringe, sind geradezu hervorragend. Aber…

Meine Familie hat schon immer den besonderen Brechreizstatus. creezy ist erst einmal gar nicht das verwöhnte, verzogene und dickköpfige Einzelkind, für das Ihr mich immer gehalten habt. Oh nein, creezy hat nämlich einen Bruder, der dreieinhalb Jahre älter ist als ich. Und dieser Bruder ist seit über zehn Jahren verschwunden. Nicht im Sinne von verschollen, so dass man ihn für Tod erklären könnte. Nein, einfach im Sinne von 'Leute, *lmaA* und tschüss!' Vor ca. sechs Jahren stand er mal kurz wieder auf der Matte, brach meiner Mutter (und mir) erneut das Herz und war nach drei Wochen wieder abwesend – bis heute.

Der Bruder macht aber dennoch per Gesetz 50 % der direkten Nachfolge aus und ist insofern auch zu 50 % an den Bestattungs-
kosten zu beteiligen bzw. natürlich auch zu 50 % Erbe. (Auch mit ein Grund, warum ich das Erbe ausschlagen werde.) Das heißt, ich bin aber aufgrund der Sachlage die alleinige Auftraggeberin der Bestattung und somit auch die Zahlungspflichtige (was ich auch sein will), aber das Sozialamt übernimmt in diesem Fall nur die 50 % meiner Kosten, da nur ich die Bedürftige bin. Vom Bruder weiß man nichts. Man wird wohl versuchen, den Bruder zu ermitteln – da ich mir aber sehr gut vorstellen kann, dass er wahrscheinlich nirgendwo gemeldet ist, vielleicht auch im Ausland unterwegs – wird das lange dauern und ggfs. gar keinen Erfolg bringen. Und natürlich, wenn man ihn findet und er sich ebenfalls in finanzieller ungünstiger Lage befindet, wird man auch ihm nahe legen, einen Antrag auf Beihilfe für die Bestattungs-
kosten zu stellen. Wenn er aber verdient, aber meint, 'ist mir egal was mit meiner Mutter passiert ist!' (diese Denkrichtung ist ja leider durch sein Handeln vorgegeben), dann kann ich das Geld erst einmal bei ihm einklagen. Wie immer die Sache ausgeht, bis dahin kann viel Zeit ins Land gehen – und solange wird der Bestatter nicht mit der Begleichung seiner Rechnung warten (wollen).

Also habe ich, von anderen trivialen Problemen abgesehen, ein weiteres Problemchen. Macht aber nix. Hauptsache. wir leben und sind gesund!

Eine Variante ist natürlich auch, und bin mir nicht sicher, ob das nicht die schlechteste von allen ist, er erfährt nun von ihrem Tod und steht unverhofft vor meiner Tür, tief betrübt und trauernd in Anbetracht seines plötzlichen Verlustes. Versteht mich nicht falsch, ich will niemandem vorschreiben ob, wie oder aus welchen Gründen jemand über einen Verlust trauern möchte. Er soll es nur ja nicht wagen, es vor mir tun zu wollen. Nicht, wenn er die Sonne am nächsten Tag noch einmal aufgehen sehen möchte.

2006-08-07

Den Pietäts-Filter

für den Suchindex, den müssen wir uns aber noch basteln …

Oder aber: es gibt nichts, was es bei ebay nicht eventuell mal geben könnte:



Oder aber: auch die gemeinste Fliegenlarve und die ekligeste Made haben das Recht auf eine schicke Homepage:



Musste ja mal gesagt werden.

2006-08-06

Freu(n)de

Heute nachmittag kommen die schärfste Frau der Ex-DDR und der beste Freund der Welt endlich aus dem Urlaub zurück. Endlich heißt, sie waren nur lächerliche 14 Tage weg und ich musste ihnen in der ersten Nacht, als sie noch im Zug saßen, die Mailbox mit der schrecklichen Nachricht vollstammeln. Natürlich wären sie sofort zurück gekommen, wenigstens einer von ihnen, wenn ich nur 'pieps' gesagt hätte. Habe ich nicht, tapfer. Keine Ahnung, wie ich das hinbekommen habe. So hatten sie dort keine schönen 14 Tage. Und ich hier nicht. Aber ich habe hier wirklich liebe Freunde gehabt, die mir viel, sehr viel abgenommen haben (Frau Antsche, das werde ich Dir nie vergessen – aber das weisste ja schon!) und mir viel Trost gespendet haben. Deswegen wohl werde ich es geschafft haben.

Aber nachher will ich unter den großen Flügel der Beiden kriechen und noch hoffe ich ganz fest, dass danach wieder alles gut wird und der Alptraum aufhört. Hoffentlich. Ich bin gerade in der Verdrängungs-
phase. Ich spüre gerade nur einen Bruchteil der Schmerzen, die eigentlich in mir toben. Und habe Angst vor dem Moment, wenn diese Phase vorbei geht.

Narana hat mir vorhin eine lange e-Mail geschickt und mir ihre Geschichte von ihrem Papa erzählt. Es tut gut zu lesen, dass die Dinge, die passiert sind, nicht nur einem selber passieren. Nicht, dass ich das irgend jemandem sonst auf der Welt wünschen würden – aber ich fand schon immer, gemeinsam gegen den Feind zu kämpfen, kämpft es sich einfacher. Vielen Dank, Narana!

Und Melody, die Kenzo-Pfote in 1:1 hat mich gestern wirklich laut lachen lassen. Ist Dir aufgefallen was Du für einen Bonsai-Finger im Vergleich zu seiner Pfote hast? Ich danke Dir auch dafür!

Komplett vergessen

habe ich, wie sich Wetter unterhalb von 30 Grad Celsius anfühlt, und dass es doch noch Jahreszeiten wie Herbst oder Winter gibt.

2006-08-05

Treffer versenkt!

Neulich surfe ich so unbeschwert durch die Internetwelten, da saust etwas im tiefen Fall mit voller Wucht auf mich zu, schlägt mir an den Kopf, hinterlässt ein leeres Loch dort, wo vorher auch nichts wirklich Wichtiges war, prallt ab und knallt mit voller Wucht gegen einen Web-Radler mit einem Rucksack voller SPAM-Mails, der daraufhin umkippt und dessen wertvolle Ladung sich schlüpfrig im Datennetz breit macht, dabei nur Unsinn anrichtend z.B. als der Trojaner vorbei kommt und darauf ausrutscht, sich dabei den Wurm einklemmt, der sich genüßlich an dem festfrisst, was Narana mir zugeworfen hat: einem Stöckchen!

Warum bloggst Du?

Ich schreibe gerne. Ich fotografiere gerne. Irgendwo muss das Zeug ja mal hin. Außerdem bin ich im wirklichen Leben nicht annähernd so extroviert, wie ich hier vielleicht rüber komme – die Anonymität des Bloggs schätze ich sehr. Und es ist eine prächtige Plattform, Dinge herauszulassen, die raus müssen und die Möglichkeit in einem bestimmten Maß auch kreativ zu sein.

Seit wann bloggst Du?

Seit Januar diesen Jahres. Dies ist Post Nr. 311. Ich bin ein Blog-Frischling.

Selbstportrait

Hm, selber Foto machen momentan besser nicht, da hängen die Augenringe dann doch zu tief. Und Ihr wollt gar nicht wirklich wissen, wie aussehe, glaubt mir das.

Warum lesen Deine Leser Dein Blog?

Ich stelle gerade fest: Statistiken erzählen eben doch nicht alles. Ein Teil der Leute kennt mich im wirklich Leben, die lesen wohl, weil sie interessiert, was ich denke + tue + erlebe. Der Rest wird sehr wahrscheinlich auf meiner humorösesquen Linie liegen und sich (hoffentlich) gut amüsieren. Und mindestens ein Leser liest mit, weil er mich hasst und sich selber quälen möchte. Wer noch einen anderen Grund seinen eigenen nennt: raus damit, ich will's doch auch wissen!

Welche war die letzte Suchanfrage, über die jemand auf Deine Seite kam?

'Nutella'. Und 'Sex'. 'holy fruit' läuft sonst toll. Sehr gerne gemocht über die letzten Wochen auch: 'how to behave in germany', 'Antipasti' und 'Europäischer Nudelsalat'. Ganz schlecht hingegen läuft wider Erwarten 'der Porno von Paris Hilton'. (Ich hatte ernsthaft geglaubt, mit dem Post werte ich meine Statistik auf.)

Welche Blogeinträge bekamen zu Unrecht zu wenig Aufmerksamkeit?

Meine Blogeinträge sind gelegentlich so grandios, dass ich selber ganz sprachlos bin. Wie könnte ich da die akute Tippamnesie meinen lieben Bloglesern ernsthaft vorhalten?

Dein aktuelles Lieblings-Blog?

Die Blogs, die ich lese, sind alle großartig auf ihre eigene Weise! Und ja, zur Zeit habe ich mehr in meinem RSS-Feeder als auf der Blogroll, kommt alles wieder.

Deine Lieblingsband(s)

Geht nur im Plural: The Young Gods, Front 242, Kraftwerk, Tool, Placebo, Audioslave (und das, was sie vorher verbrochen haben), Metallica (naturalmente) Birmingham 6, Skinny Puppy, Front Line Assembly, Wolfsheim, Dresden Dolls. Um nur mal die zu nennen, die bekannt sein dürften. Oh, und natürlich die Helden meiner Jugend: Abba. Und The Doors. Barclay James Harvest. (der für die Insider!).

Und ich h a s s e R&B.


Deine Lieblingsfarbe

Dichtes sattes Königsblau. Oder Petrol. Oder wunderschönes tiefes Weinrot. Und Schwarz. Weiße Böden. Das Orange der erste Orange im Jahr, wenn Saison ist. Erdbeerot. Dieses Gelb von einem reifen Pfirsich. Die beste Farbkombination, bei der ich wirklich Glück empfinde das zu sehen, trägt das blaue Haus von Frida Kahlo mit den roten Fensterläden.

An welche vier Blogs wirfst du das Stöckchen weiter?

Ich lege das Stöckchen hier hin und wer möchte, darf einmal den Wurm kraulen. Bitte nicht werfen, wir wollen ja keine Verletzten, oder?

2006-08-04

Katzen sind großartig.

Da können drei Katzen, die sich nun seit gut zwei Wochen kennen, Futternapf und Katzentoilette miteinander teilen und trotzdem noch absolut erbittert 'Sie' zueinander sagen, sich in der Küche treffen und sich biestig ansehen, die Pfoten spreizen, den Schwanz aufblasen, die Matrix-Kampfstellung einnehmen, verbal grollen, zettern und keifen. Wenn dann aber Krabben gereicht werden, kann von einer Zehntelsekunde auf die andere, die eine der Katzen vorne Krabbe fressen, dabei verzückt an der Krabbe im Schnäuzchen der zweiten Katze schnuppern und sich dabei von der dritten Katze den Hintern beschnuppern lassen. Ungerührt. Angstlos. Friedlich.

Oder aber, man nimmt die gleichen Katzen, die gleiche Kampfposition. Und eine Fliege. Die von der einen Katze (die vor der neuen Katze ganz große Manschetten hat) gesehen wird als sie sich auf dem Rücken der anderen neuen Katze niederlässt. Just in der Sekunde, findet diese eine Katze die Nähe zur anderen neuen Katze äußerst attraktiv, um genau zu sein, sie springt ihr direkt in das Fell.

Was den Zwischenstand der menschlichen Katzenannäherungs-
therapiespiel- und Fressrunden der vergangenen 14 Tage direkt wieder auf Null zurückschnellen lässt.

Super gemacht Fliege! Dafür biste jetzt tot, det haste nu‘ davon!

Der pure architektonische Sex



Sozialamt Berlin, Wedding im Altbau

(Eigentlich finde ich Art Deco sehr schön. Aber grüne Heizkörper?)

2006-08-03

Physik & Asche

Heute früh war ich beim Sozialamt. Das war alles in allem ganz nett und informativ. So informativ, dass ich nun weiß, das eine neue Runde im legendären creezys Familienkult eingeläutet wird. Ich wußte ja, es wird noch lustig werden. Aber dazu ein anderes Mal mehr.

Gestern hatte bei mir die Information über die Freigabe meiner Mum, das Wissen, nun werden zwangsläufig die nächsten Schritte gegangen – auf die ich keine wirkliche Lust habe – bei mir wieder ein klein wenig die in den letzten Tagen brach liegende Denkautomatik in Gang gesetzt. Und zwar wie doll und verrückt ein klein wenig.

Ich will meine Mama ja nach Mallorca überführen und dort – ihrem Wunsch entsprechend – sie auf ihrer liebsten Insel an ihrem liebsten Ort bei dem schönsten Sonnenuntergang dem Meer übergeben. Hierzu habe ich einen Bestatter gefunden, der sich mutig ein wenig im deutschen Bestattungsgraubereich bewegt. Er übergibt mir die Urne. Ich kümmere mich selber um die Überführung.

Gut, also fiel mir gestern im neu wiedergefundenen Denkmode ein: Urne dem Wasser übergeben, ist die denn überhaupt schwer genug um zu sinken? (Physik war ich ja bekanntermaßen nie die große Leuchte!) Wäre ja doof, wenn sie dann zur Flaschenpost de Luxe mutiert. Muss sie dann nicht aus einem schwerem Material, vielleicht aus Stein sein? (Preis? Flugzeug Übergepäck?) Lassen die mich im Flugzeug mit der Urne – als solche erkennbar – wirklich durch? Oder sollte ich Asche vorher in ein unauffälligeres Behältnis umfüllen (keine große Lust)? Überhaupt, füllt denn Asche das ganze Behältnis aus oder sind dann noch Lufträume, die das Absinken unmöglich machen? Außerdem finde ich diese patentierte Urnenform wenig attraktiv. Ich habe sie mir übergesehen, wenn ich's mal so sagen darf.

Im Geiste habe ich schon Netze besorgt, mit Steinen gefüllt; Asche umgefüllt, den Boden mit Steinplatten ausgelegt, Asche wieder eingefüllt und real habe ich im Web gesurft, nach Seebestattungsurnen bzw. Urnen in anderen Formen gesucht. Dann bin ich zu einem Bestattungsinstitut in Kreuzberg gefahren, an dessen Schaufenster ich vor Jahren mal vorbei gekommen bin und die sich auf spezielle freakige Leichenbehältnisse konzentrieren. Ratansärge, Puschelurnen, Dinge, die dank der eigenen AIDS-Sterbekultur dem Thema etwas mehr Chic eingehaucht haben. Die Frau war sehr freundlich, aber als klar wurde, ich habe schon einen Bestatter beauftragt, wollte sie mir leicht gekränkt nicht etwa 'nur' ihre Urnenkunst (quadratische Holzkisten) anbieten. Puh, der Bestattungsmarkt scheint auch leicht gesättigt.

Nun, diese Sorgen in Kombination mit den gestrigen Nachrichten der Gerichtsmedizin (von der ich prompt heute schon die Rechnung für die Ausstellung des Leichenscheines in der Post hatte) habe mich, sagen wir's salopp, heute nach sauschlecht schlafen lassen.

Heute bin ich dann nach dem Sozialamt zum Bestatter und habe mich mit dem Thema Urne physikalisch intensiver auseinander gesetzt: angefasst, aufgeschraubt, reingeguckt. Ich bin so. Ich kann die Dinge besser ertragen, wenn ich genau Bescheid weiß. Ein Behälter mit relativ dünner Wand (nix doppelte Wände oder so, aber ich kann mir auch nicht die Luxusversion leisten), auf dem eine Art Konservendeckel kommt, der wohl noch versiegelt wird und dann abschließend der Urnendeckel. Eigentlich sehr trivial. Gut, das habe ich dann jetzt auch durch. Der Bestatter meinte (zum Sinkthema) ich soll die Asche einfach ins Meer streuen. Recht hat er, dann kann ich ggfs. auch die teurere Bootsfahrt mir schenken und einfach nur auf den Felsen klettern. Er erzählte mir auch, die Urnen hätten tatsächlich nachher ein unterschiedliches Gewicht. Im Durchschnitt so um die zwei Kilo, aber eben auch gelegentlich viel mehr. Dann haben wir gerätselt, woran das wohl liegen mag? Er tippte auf Übergewicht. Das glaube ich nicht, der menschliche Körper besteht zu 80 % nur aus Wasser. Und Wasser gibt im Verbrennungsprozess als erstes auf. Auch Fett und Muskelmasse ist nichts, was hinterher übrig bleiben dürfte. Liegt es doch am schweren Knochenbau? (Grandioser Comic zu dem Thema. via Kaltmamsell)

Um 16.00 Uhr rief er mich wie vereinbart dann an, um mir zu sagen, dass meine Mum heute schon gegen 18.00 Uhr eingeäschert wurde. Es war so verabredet, damit wir an sie denken können in dem Moment. Das war dann aber noch einmal sehr heftig, ging mir von gestern auf heute definitiv zu schnell, meine Einstellung war auf kommende Woche geeicht. Von 16.00 bis 17.45 Uhr habe ich geheult, zwischendurch ihre Freunde angerufen. Um 18.00 Uhr habe ich mich eine Stunde lang hingesetzt und für sie gechantet. Ist mir egal, ob's ulkig klingt. Für Mama nur das Beste. Und mir geht's nun auch wieder gut. Trotzdem ist die Endgültigkeit noch ein Stück näher gekommen.

Jetzt würde ich nur sehr gerne nachher schlafen können …

2006-08-02

Die Staatsanwaltschaft

hat zu Ende gewürfelt und ist zu dem Schluss gekommen, das sie nicht mehr feststellen können, woran sie gestorben ist.

Sie ist nicht sofort gefunden worden, und bei diesem Wetter nehmen gewisse chemische Prozesse einen schnelleren Verlauf als sonst. Sie hatten doch dahin gehend geforscht, ob meine Mum möglicherweise von ihrem (sehr umfangreichen) Medikamentenvorrat einige ihrer Morphium-Tabletten zu viel genommen hatte. Daran habe ich nicht eine Sekunde geglaubt. Sie hatte trotz aller Schwierigkeiten offensichtliche Pläne.

Diese Aussage zu hören, ist schwierig für mich, weil in mir – in uns allen – die üblichen Fragen wüten, ob es z.B. sehr schnell ging, ob sie noch etwas gemerkt hatte. Die Frage, hätte man noch etwas für sie tun können, wenn man sie rechtzeitig gefunden hätte?
Keine Antwort. So werde ich mir das alles schön lügen und irgendwann meinen Frieden damit machen müssen. Eine Aufgabe.

Nachdem der Bestatter sie nun von der Gerichtsmedizin hat überführen lassen und gesehen hatte, hat er mir von einer Abschiedsnahme abgeraten. Wir haben das als mögliche Option offen gelassen, er wußte noch nichts von meiner Entscheidung dagegen. Der Mitarbeiter der Gerichtsmedizin sagte mir aufgrund der ihm vorliegenden Fotos vom Fundort, ich könne sie noch einmal ansehen, solle aber den Bestatter erst sein Handwerk ausführen lassen. Den Verstorbenen noch einmal herzurichten, dafür zahlt man eine Pauschale von € 35,–, etwas mehr, wenn man den Verstorbenen in dessen eigener Kleidung sehen möchte. Sagt ein Bestatter vielleicht, 'tun Sie sich das lieber nicht mehr an!' wenn der Aufwand des Herrichtens und der Einsatz von Kosmetik diesen Betrag übersteigt? Auch dieses Geschäft ist letztendlich ein Geschäft, bei dem einer Umsatz schreiben muß.

2006-08-01

Soll ich LIDL gleich verklagen

oder das Foto erst mal blogen?



Da will man sich die nun in meinem Fall wirklich wohlverdiente Prosecco-Kante geben und dann das. Die Härte ist, auf dem Flaschenetikett hinten steht als Empfehlung, man möge diese Flasche nur mit einem Flügel-Korkenzieher öffnen. Wann habt Ihr das letzte Mal eine Gebrauchsanweisung auf dem Etikett einer Prosecco-Flasche gesucht?

Heute war ich bei nur drei Bürgerämtern (Tempelhof, Tiergarten und dann noch einmal im Wedding, weil dort die Abteilung Sterbebeihilfe vom Sozialamt Berlin Tiergarten, Mitte, Wedding ausgegliedert ist). Grandioses Ergebnis: Donnerstag schon immerhin einen Termin! Und ich soll all die Unterlagen mitbringen, die ich nicht habe, weil die Staatsanwaltschaft immer noch darüber würfelt, woran meine Mama nun im Endeffekt wirklich verstorben ist. Oder sie würfeln, wer es mir sagen soll. Keine Ahnung.

Nun weiß ich seit elf Tagen, dass sie tot ist. Und ich weiß seit elf Tagen nicht, woran sie gestorben ist. Das ist gerade ein ziemlich beschi****er Zustand. Gerne würde ich bei diesem Lieferverzug vom Kaufvertrag zurück treten oder die ganze Sache überhaupt wandeln! Da hätte ich verdammt riesengroße Lust zu!
Aber vielleicht ist es besser nichts zu wissen, als es zu wissen?

Ich weiß es auch nicht.