2018-05-14

Der Garten …

Äh … Asche auf mein Haupt. Da will ich gerade über meinen Gartenzustand im Frühling 2018 bloggen, da fällt mir auf und ein, ich habe noch gar nicht das Blogpost vom Gartenzustand 2017 gepostet. Also nehmt das und glaubt ruhig an die Zeitschleife:



Ihr erinnert Euch?



Der Vorgarten hat sich in den letzten Monaten verwandelt und ich würde behaupten, ich habe ihn diese Woche formal abgeschlossen in der Gestaltung fürs Erste. Mir fehlen noch ein paar attraktive Äste, die im Wald für eine visuelle Begrenzung der Felder noch zusammen gesucht werden müssen. Oder Steine. Aber das drängt nicht.

Wenngleich man auf dem Foto nur wenig sieht, gib es zwei weiße bzw. leicht rosé-weiße Duftrosen, die in den vorderen Rondellen den Mittelpunkt bilden, umschlossen von einem weiß, rosa, blau blühendem Staudenmix aus Dreimasterblumen (weiß!), Malve, Sommermalve, Distel, Phlox, Süßkartoffel als Bodenranke und …



Links hinter dem Rondell liegt ein zweites mit einem Sommerflieder, einer Clematis, die hoffentlich schön in die Buddleja kriecht im Frühjahr, Katzenminze und einigen Sommerstauden (die zwar prima wachsen – aber erst im kommenden Jahr blühen wollen).

Das Rechteck in der Mitte beherbergt zwei Blaubartpflanzen, eine , Gräser, Jakobsleitern (drei an der Zahl, ich liebe Jakobsleitern), Hortensien, Blaubeeren, Anemonen (von denen eine nicht so will, wie sie soll) und lauter nette kleinen Stauden, die noch etwas werden wollen in den kommenden Jahren – alles vermutlich zu eng gepflanzt, fürchte ich. Aber anders kann ich's nicht. Ob die Hortensien bleiben werden im kommenden Jahr, weiß ich noch nicht. Im Grunde haben hier alle Hortensien in ihren Gärten – ich mag Hortensien, finde sie aber ein bisschen überbucht hier in der Anlage. Nun, wir werden sehen, vielleicht ziehen sie um.

Ganz hinten rechts im schwierigen Beet (schwierig weil dort der Wasserablauf vom Eingangstürdach im hiesigen Sommer gerne alles einschlammte) zögert noch eine Hortensie, eine Malve vom Balkon, die sicherlich im kommenden Jahr nach dem Rückschnitt weniger Stütze braucht und stabiler stehend wachsen und blühen wird), eine Miniaturrose (duftend) in rot namens „Lupo”, ein Leim, Bacopa, ein kriechender Storchschnabel, Sommersalbei (die einzige Pflanze, die nicht winterhart ist) und noch einiges mehr an Sommerstauden.

Die Umrandung bilden kleine Rosen und Kräuter (Lavendel, Rosmarin, Fenchenl, Minze) – jede Pflanze für einen Euro auf der Blumengnadenhofecke der Lieblingsblumenhändler erstanden. Wenn sie den Winter überleben ist's schön – falls nicht, tut's nicht ganz so doll weh und sie können im Frühling neu besetzt werden. Auf jeden Fall kann ich mit ihrer Anlage so auch schön spielen mit den Zwiebeln der Frühlingsblüher.

Sehr viele der Pflanzen (Hortensien, Malven, die Jakobsleitern u.v.m.) sind von meinem Balkon nun in die Freiheit gezogen. Und nicht wenige Pflanzen habe ich im Abverkauf kurz vor der Abblüte für kleines Geld erstanden mit der Hoffnung, sie berappeln sich im kommenden Jahr und verzaubern mich und die anderen Betrachter ordentlich. Es gibt nur sehr wenige Pflanzen, die nicht mit den lustigen Fluginsekten namens Hummel, Biene und wie sie alle heißen korrespondieren werden, das war mir wichtig. Im kommenden Frühling wird auch noch ordentlich die Bienenweide gesät. Und meine Lilienzwiebeln dürfen auch runter wandern.

Noch einmal ordentlichen Pflanzenzuwuchs hatte der Berliner Staudenmarkt im Botanischen Garten Anfang September beschert. Was die Händler dort alles an Pflanzen anbieten – von denen man wirklich noch nie etwas gehört oder gesehen hatte, alleine die Phloxstauden-Vielfalt! Da möchte man ganz viel Garten haben! (Erinnert mich bloß daran, dass ich 2018 im April nicht dort hingehe. (Zeitmaschinen-Edit: Klar war ich da, wenn auch sehr beherrscht.)



Jedenfalls ist dort hier die zweite Rose zugelaufen, „Sweet Pretty”, die in der Einfachheit der Blüten sehr edel wirkt – und so gut duftet, dass ständig um sie herum die Hummeln tanzen wollen!

Eigentlich war ja die Idee kräftig orange blühende Rosen zu pflanzen und denen sehr viel Blau im Kontrast dazu zu setzen – nun sind sie beide weiß geworden – so viel zu Plänen. (Überhaupt wäre ich der Typ Rosengarten, so viel steht fest!)

Den übrig gebliebene Rasen (so dieses verkrautete Grün überhaupt so genannt werden darf) versuche ich gerade mit etwas Dünger und Herbstsaat noch einmal etwas in Schuss zu bekommen. Ob man nun wirklich im Herbst noch einmal sät, weiß ich gar nicht. Aber ich möchte den braunen Düngestellen unser lieben Vierbeiner ein bisschen den Kampf ansagen. Außerdem brauche ich einen Unkrautstecher. Mein Projekt heißt Golfrasen, was ein bisschen verrückt ist auf dieser kleinen Fläche, aber hey: ich lerne Rasenpflege schließlich zum ersten Mal und dann fürs Leben! Da kann man ruhig ein wenig eskalieren.

2018-05-13

Der Salento feiert!

Apulien ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. Immer mehr Hotels, Masserien, das eine und andere Bead & Breakfast öffnen bereits schon im Januar und offerieren warme Zimmer und ebensolches Wasser in den Duschen, wenn es draußen noch recht kalt sein kann. Zwar muss man außerhalb der Saison auf viele Tourismusangebote, die in der heißen Saison, das Land laut und übervoll scheinen lassen, verzichten. Doch noch ist man fast unter sich mit den Salentinern und es gibt durchaus Restaurants, die auch jetzt die wundervolle apulische Küche anbieten. Vor allem die reichhaltige Kultur in den Museen, die vielen Kathedralen Apuliens, die wundervollen Naturparkanlagen – sie sind außerhalb der heißen Monate mit mehr Muße deutlich angenehmer zu besuchen.



Meine Lieblingsreisezeit in den Salento ist eindeutig der Frühling!



Die Küsten sind jetzt so grün und blütenreich, dass sie an Irland erinnern.



Die Botanik in Italien erwacht nun mit voller Wucht und in das ganzjährige satte Immergrün von Feigen- und Olivenbäumen und der (jetzt im Mai längst abgeernteten) Artischockenfelder mischen sich die traumhaften Farben der jungen Pflanzenwelt. Roter Mohn tanzt unter Olivenbäumen,



gelber Jerusalem Salbei grüßt in riesigen Büschen am Straßenrand,



die Granatäpfel blühen im tiefen Orange, wilde Gerberafelder tanzen fröhlich gelb im Wind an der Küste,



der Oleander beginnt zaghaft (hier duften übrigens auch die meisten Sorten) in seinen unterschiedlichsten Farben zu blühen, wilder Fenchel leuchtet saftig hellgrün im Feld.



Die Küsten ziert echte Kamille satt in ganzen Feldern,



zwischendurch geschmückt von den Miniaturen der Orchideenvielfalt, die es im apulischen Frühling so zahlreich und einzigartig gibt. Erste Rosen überziehen den Stiefel mit ihrem Duft und mischen sich unter den Duft des Jasmins …



Und überall sprießen Kapernbüsche aus den Felswänden.



Die Sonne verführt jetzt zu wundervollen Wandertouren, sie wärmt schon sehr, vermittelt an manchen Tagen bereits die Hitze des kündenden Sommers. Hut und Sonnencreme sollten also keinesfalls fehlen im Wandergepäck.



Ab Ende April erwacht der Salento zu vollem Leben! Die von der katholischen Kirche diktierte Zeit des Fastens ist nun endgültig vorbei. Somit beginnt die Zeit der Fiestas und das Wetter lädt wieder ein nächtelang draußen zu feiern. Italien feiert jetzt auch seine Befreiung im zweiten Weltkrieg und der erste Mai gilt auch hier als Tag der Arbeit – beides sind offizielle Feiertage. Ab dem 25. April wird über den gesamten Sommer an jedem Wochenende getanzt. Die Städte laden ein, fröhliche Feste und vor allem Prozessionen feiern die Frauen – vorrangig jetzt „Sancta Maria”! Tagsüber bieten Märkte auf der Piazza regionale Produkte, die ersten Tomaten,



letzte Artischocken und die wundervolle apulische Melonengurke Carosello, eingelegte Oliven an, traditionelle Kunst kann eingekauft werden und allerlei kitschiges Klimbim! Oder die Scapece gallipolia – fritierte unentgrätete Sardinen werden mit geriebenen Brotkrumen (ohne Kruste) mit Safran und Essig in einem Fass eingelegt und so haltbar gemacht.



Am Abend wandeln sich die Städte Apuliens in eine Mischung aus Kirmes und Partylocation. Das etwas höher gelegene Castro macht am 25. April den Anfang dieser fröhlichen Zeit. Es ist der Beginn des Festivals „La Notte della Taranta”, das nun bis August durch viele Städte im Salento ziehen wird. Salentiner aller Altersklassen sind auf den Straßen, feiern laut und fröhlich und genießen den Beginn der frühen Sommerzeit!



Zum Abend hin wird aufgespielt und getanzt – apulische Lieder gesungen von lauten und kräftigen Stimmen, viel Schmelz. Nie darf dabei das Tamburin fehlen! Die Pizzica wird auf und vor den Bühnen getanzt: Wild und fröhlich, ein Tanz aus der Familie der Tarantella-Tänze. Im Ursprung ein Tanz gegen den Biss der Tarantella, den eine hart auf dem Feld arbeitende Frau ereilte. Sie griff sofort zum Tamburin, sang und tanzte solange wild bis das Gift wieder ihrem Körper entwichen war.



Heute gilt dieser Tanz in all seiner wilden Weiblichkeit als Ausdruck der Befreiung der Frauen, um sich von der Last des Alltags zu befreien. Ein rotes Kleid mit weit schwingendem Rock, getragen von den wunderschönen, aufrechten und stolzen Frauen Apuliens, gerne mit einem schwarzen Oberteil oder einer schwarzer Stola kombiniert, ist die traditionelle Uniform dieser überspringenden Weiblichkeit. Durch den gesamten Stiefel von Apulien wird die Pizzica getanzt. Auch schon mal im Meer! Wer im nächsten Urlaub im Salento mittanzen möchte (ich kann mir kaum ein sinnvolleres Hilfsmittel für die Kalorienverbrennung der großartigen Küche Apuliens vorstellen), in diesem Video werden die Tanzschritte gezeigt. „La Notte della Taranta” findet ihren großen Abschluss am 24. August in Melpignano (ca. 27 Kilometer von Lecce entfernt.)



In der beginnenden Dunkelheit und einer kurzweiligen Stille auf den Bühnen kündet ein Feuerwerk vom Höhepunkt des Festtages. Ist die letzte Rakete am Himmel zerstoben, springt auf einem Schlag die bunte Beleuchtung an, die überall in der Stadt auf hohen weißen Stahlgestellen installiert wurde und lässt den gesamten Ort für diese Nacht in purer bunter Lebensfreude leuchten.

Es gibt kein Halten mehr, der Salento ist die kommenden Monate ein einziges Fest!

2018-05-11

Ich durfe von Mittwoch zu Donnerstag …



in dieser Straße schlafen.

Keine Sorge, die Dinger blieben gänzlich unangetastet (alles muss man hier selber tun.)

Ich war in Wismar, diese kleine Stadt hat die bonfortionöse Größe eine seiner Hauptstraßen am Markplatz wirklich so zu benennen – wie auch Wismar generell bei seinen Straßennamen in der Altstadt hohes kreatives Potential (Sargmacherstraße u.v.m.) spüren lässt.



Der Stadtkern Hansestadt Wismar sieht ungefähr so aus bzw. fühlt sich so an …



… und der Marktplatz im Panorama sieht ungefähr so aus. Hinter der Wasserkunst die zwei Häuser, die kürzlich medienwirksam mehr und weniger den Feuertod fanden.



In Wismar, so schien es mir, sind die Menschen besonders nahe dran am Leben und groß in ihrer Weisheit:





Und während uns die Stadtführerin, die uns in unserer nur knapp verfügbaren Zeit mit viel Herz und ostnordischem Frohsinn viel über die Stadt und Geschichte erzählte, uns mit etwas Stolz auch in den Hinterhof der Filmkulisse der Soko Wismar geleitete, lag kurz nach dieser Location in der Straße dieser doch viel wichtigere Hinweis auf deutsche Filmkultur im Boden eingelassen – was womöglich auch erklärt, wieso die späteren Alliierten im zweiten Weltkrieg Wismar bei ihren Bombardements mit Potsdam verwechselt haben.



Ich mag dieses Wismar. Ich möchte ganz dringend wiederkommen!

2018-05-09

Von einer Reise kommen …

… und ein wunderschönes Eisbuch von meiner Wunschliste auf dem Tisch vorfinden. Ich glaube, ich mag das sehr. (Davon abgesehen, dass in diesem Buch ein Rezept ist von Vanilleeis mit zerstoßenem Daim.)



Und Shiinchen bedankt sich hiermit sehr herzlich über die tolle und reichhaltige Futterspende, die uns vorgestern ereilt hatte!

Herzlichen Dank – von uns beiden an „wirwissennichtvonwem”! Wir freuen und janz dolle!

2018-05-07

Jünstich fliegen …

Fliegen ist unökologisch. Punkt. Günstiges Fliegen (Billigflieger), das viel mehr Menschen in die Luft beruft, ist noch einmal mehr unökologischer. Auch Punkt. Das vorneweg geschickt.

Ich durfte nun im vergangenen Jahr und in diesem einige Mal in Richtung Apulien fliegen und drei Mal tat ich diese Reise mit Ryanair. Einmal mit AirBerlin und Alitalia mit Zwischenstop über Rom. „Dürfen” schreibe ich betont, weil ich wirklich sehr gerne fliege. Ich finde Start- und Landemomente wundervoll, ich mag diese Kraft, die Geschwindigkeit auf dem Rollfeld, die Magie in die Schwerelosigkeit abzuheben, das vehemente Abbremsen nach der Landung, die die physikalischen Kräfte auf meinen Körper wirken lässt. Ich habe daran großes Vergnügen.

Mittlerweile bin ich fast so etwas wie ein Ryanair-Fan geworden. Ich bin von der Effektivität der Flugabwicklung schwer beeindruckt. Hat man sich erst einmal mit deren Gepäckregeln auseinander gesetzt und sich auf diese eingelassen, ist das das Fliegen mit dieser Fluggesellschaft ein durchaus pragmatische Form der Reisemöglichkeit.

Da wird ratzfatz mit dem Boarding begonnen, kaum ist die Maschine vom Hinflug an das Gate gerollt. Während man schon (in Urlaubsländern) unten als Priority-Boarder (das sind die, die für € 6 ihren Trolley auf alle Fälle mit an Board nehmen dürfen und zuerst einsteigen dürfen in die Maschine, dafür deutlich länger in u. U. unangenehmen Witterungsverhältnissen warten müssen) in gleißender Sonne auf seinen Einstieg wartet, kann man den Passagieren beim Ausstieg zusehen kann. Hat der letzte Gast den gestrandeten Vogel verlassen, dauert es zehn Minuten Reinigung (manchmal länger, wenn die Crew wechselt) und man wird an Board getrieben. Kaum sitzt man, kommt der Rest der Fluggäste. Und zack! sind die Türen zu und die Maschine rollt wieder. Bis jetzt hatte ich mit Ryanair ein einziges Mal etwas Verspätung, weil die Maschine etwas zu spät rein gekommen war.

Ryanair hat zunehmend – auf dieser Fluglinie nach Bari – große Flugzeuge im Einsatz, die vergleichsweise die Beine nicht all zu sehr mehr abklemmen. Ja, es gibt auch kleine Maschinen, die weniger komfortabel sind. Aber für eine kurze Strecke hält man das aus.

Unterwegs gibt es ein paar Ansagen über Band von einer Frau mit heliumartiger Stimme gesprochen, Getränke werden gegen Bezahlung angereicht, schlechtes Essen ebenso, ich weiß nicht, ob jemals jemand bei Ryanair auch nur eines dieser komischen Lose erworben hat (noch wichtiger: hat jemals jemand in deren Lotterie einen der Hauptpreise gewonnen?) Meist sind die Maschinen voll und – sind viele Kinder an Bord (was auf Flügen von und nach Italien der Fall ist) auch nicht sehr leise. Das alles aber lässt sich prima ausblenden, hat man etwas Musik auf dem Ohr oder gutes Lesematerial an der Frau.

Und schwups sind die (in diesem Fall knapp zwei Stunden) Flugzeit vorbei, die Maschine landet wieder und Ryanair spielt seine urstlustige Siegesfanfare ab – und je nach Boardingmethode ist man draußen und kann die Reise fortsetzen. Fliegen mit Ryanair ist unglaublich pragmatisch. Pragmatismus kann ich gut ab!

Lange Rede: bei all meinen vorher existierenden Vorurteilen zu dieser Fluggesellschaft (und allem, was man so hörte an Negativbeispielen), bin ich mittlerweile fast so etwas wie ein Fan.

2018-04-29

Tally †



Ja, ich habe mich lange nicht hier gemeldet. Das bitte ich zu entschuldigen aber ich brauchte eine kleine Pause.

Talytha, Tally, die kleine bunte Katze, mein kleiner Glückskeks, ich habe sie am 19. Februar diesen Jahres gehen lassen müssen. Und nun brauchte ich etwas Zeit, um mir ein bisschen die Wunden lecken, bevor ich darüber schreiben konnte.



Es ist sehr traurig aber es ist nun auch okay. Wir haben nach ihrer letzten Krise im Januar noch einmal eine sehr schöne Zeit miteinander geschenkt bekommen. Sie wurde zwar immer weniger, sichtlich, war aber im Rahmen ihrer Zustandes noch guter Dinge. Wagte gelegentlich sogar noch mal einen Hüpfer in Richtung Laserpointer oder spielte mit ihren geliebten Bändern, fraß – natürlich mit medikamentöser Unterstützung – vergleichsweise gut. Begleitete mich gerne vom Schlafzimmer ins Wohnzimmer auf das Sofa, wo sich sich immer den Bauch kraulen ließ, stundenlang, um dann auf die Sofalehne zu wandern oder auf einen von Shiinchens Lieblingsplätzen.





Wir waren sogar noch einmal auf ihrem geliebten Balkon, wenn die Sonne schien.





Ich hatte im Januar meinen Moment von Schwäche in der ganzen Situation. Den Moment des Nichtwissens, ob es jetzt noch gut für sie ist oder nicht? Was ist nun einfach schlicht das Alter? Was ist Qual? Das gute Gespräch mit meiner Tierärztin, die auch sehr pragmatisch denkt und klipp und klar sagte, dass das jetzt noch eine Zeit von höchstens drei Monaten wäre – und man sich als Frauchen/Herrchen doch sehr genau überlegen sollte, ob und wann man anfängt Nerven zu lassen, sich gar sinnlos zu verschulden (erzählte mir von einem Patienten, der seinem 20jährigen Hund gerade noch ein Auge hatte entfernen lassen.)





Nerven lassen, das war – so schön es ist und ich froh bin, sie noch so lange begleiten zu dürfen und dieses wundervolle kleine Wesen bei mir haben zu dürfen – eben auch einfach sehr anstrengend am Ende. Die kleine Katze hatte einen Stuhlgang, der sie drei Mal hintereinander zwang, die Toilette aufzusuchen. Der Stuhlgang einer alten Katze ist nicht immer wie bei einer gesunden. Der kleine Altersstarrsinn ließ sie nicht mehr auf eine Toilette zu gehen, die sie schon benutzt hatte – dann zog man das Bett vor. (Ja, da muss man ein Tier sehr lieben, wenn man nachts müde ins Bett möchte und aus bestimmten Gründen erst einmal alles neu beziehen darf.) Es war keine Nacht mehr möglich durchzuschlafen. Entweder musste sie auf die Toilette(n) oder sie wurde selber wach und war in der Dunkelheit desorientiert, was sie laut mauzend signalisierte und sie eine schnelle menschliche Hand brauchte, die sie wieder zurück in die gefühlte Sicherheit führte. Sie musste bei der Körperpflege unterstüzt werden, wenngleich sie die letzten drei Woche sichtlich körperliche Streicheleinheiten wünschte aber nicht mehr gekämmt werden wollte.

Alles Zeichen, die mich sehr bewusst von ihr Abschied nehmen ließen. Keine Nacht in der ich schlafen ging ohne ihr zu sagen, was sie für ein Glück für mich wäre, wie sehr ich sie liebte, wie sehr ich ihr dankbar wäre für die langen Jahre und … wie es okay sei, wenn sie jetzt einschlafen würde.

Nach der Gesichtslähmung im Dezember – irgendwann hörte ich auf ihr die Augentropfen zu geben, als sie das eine Auge wieder besser schließen konnte, denn die Augentropfen mochte sie nun wirklich überhaupt nicht gerne – mochte sie sich nicht mehr gut das Gesichtchen putzen. Also war Gesichtswäsche angesagt. Alles diese Dinge, bei denen ein sehr alter Mensch auch Unterstützung braucht, benötigte sie diese eben auch. War aber dennoch immer guter Dinge. Es war wunderschön, dass alles für sie zu tun zu können Aber es nimmt natürlich auch wirklich Einfluss auf das eigene Leben. Getrieben von einem ständigen schlechten Gewissen immer der jeweils anderen Katze gegenüber.



Bis zum 18. Februar ging es ihr also den Umständen entsprechend gut. Wir hatten ein sehr schönes Wochenende gemeinsam. Ich hatte keine Termin, blieb zuhause und habe sehr viel mit ihr geschmust. Am Sonntag Abend hat sie ihre Medikamente bekommen und ihr Abendbrot gefressen – und sich ca. anderthalb Stunden später übergeben müssen.

Von dem Moment an ging es sichtlich zu Ende. Nierenversagen, sie musste ständig auf die Toiletten – ohne dass etwas kam und verkroch sich zwischenzeitlich. Verfiel sichtlich binnen weniger Stunden. Ich hatte zum Glück noch eine Cortison-Injektion zu Hause, die ich ihr gab, damit sie wenigstens nicht mehr diesen Urindrang/-schmerz haben musste. Die Spritze ließ sie dann auch ruhig schlafen. Aber sie hatte sich in der Küche verkrochen.

Einmal ließ sich sich noch von mir morgens dort den Bauch kraulen, mit etwas Schnurren quittiert (wir wissen, dass Schnurren in diesem Moment ein Element der Sprache bei Katzen ist, dass nicht wirklich Wohlwollen ausdrücken mag.) Ich bin dann direkt um 9:45 Uhr mit ihr zum Tierarzt, um sie erlösen zu lassen. Ich wollte nicht mehr bis zum Mittag warten bis die Tierärztin nach Hause zu uns hätte kommen können, um es in ihrer ruhigen Umgebung geschehen zu lassen. Das war aber auch okay so. Sie lag im Wartezimmer ganz schwach in meinen Armen – und alles war fürchterlich schwer und traurig. Und richtig.

Ich habe sie dann erst einmal wieder mit nach Hause genommen, damit Shiina Abschied von ihr nehmen konnte und ihre neue Situation verstehen konnte ohne die andere Katze überall suchen zu müssen. Und ich natürlich auch in aller Ruhe mich von ihr verabschieden konnte. Ich finde es wichtig, das Kätzchen noch einmal zu reinigen und sie noch einmal auf ihrem Lieblingsplatz liegen zu lassen und ihre Seele von dort aus ziehen zu lassen. Prozeduren, die wir beim menschlichen Gehen wohl auch gerne hätten.



Mittags kam meine Freundin mit Sherlock und wir haben einfach ein paar Stunden mit Tally zusammen auf dem Bett gelegen. Die Freundin, ein sichtlich bekümmerter Sherlock, dem wir seine klugen Hundefragen in den Augen hinsichtlich der bewegungslosen Katze nicht beantworten konnten und eine verunsicherte Shiina – und ich. So haben wir sie die ganze Zeit gestreichelt, auf sie aufgepasst, sie verabschiedet und mit vielen lieben Worten bedacht. Am Abend haben wir wieder zum Tierarzt gebracht zum einkremieren.

Tally ist ungefähr 18 Jahre alt geworden, davon hatte ich sie 16. Sie hat ihre Adoptivtochter um drei Jahre überlebt, wenngleich man sagen muss, dass sie mit dem Abschied von Nishia selber anfing zu kränkeln.

Das ist eine sehr lange Zeit und es ist so unglaublich viel passiert in dieser Zeit, die sie und Nishia mit mir ausgehalten haben und mich durch sehr schwierige Zeiten begleitet haben und mit ihrer Liebe viel geregelt und gerettet haben. Tally, Schneckchen, Pittiplatsch war ein unglaublicher kleiner und entzückender Kobold, der einen so tiefe Liebe spüren ließ – alleine bei ihrem Anblick!



Die Art wie Tally mir bei aller Schreckhaftigkeit und Schüchternheit über die Jahre gezeigt hatte, dass sie sich an meiner Seite immer mehr zutraute, sich auf mich verließ, mich für sich für gut befunden hatte, mir ihr Vertrauen schenkte – sie hat mich damit sehr bestätigt, das zu erleben – das ist ganz viel!



Sie fehlt mir sehr. Aber ich habe die letzten zwei Jahre wirklich jede Möglichkeit benutzt, um ihr zu erzählen, wie sehr ich sie liebe. Was sie für eine tolle Katze ist, wie liebevoll und wundervoll – und sie hat mir – unvergleichlich Tally – ihre Lieber immer wieder gespiegelt und war vor allem eine so mutige und tapfere kleine Patientin. Sie hatte ihre Krisen, die Tierärztin wunderte sich immer wieder, weil sie sie schon vor zwei Jahren fast gehen sah, aber sie wollte bis zum Schluss eben auch immer wieder aus diesen Krisen raus.

Sie hat mir bis zum Schluss ihre Liebe gezeigt, mir so viel Vertrauen bewiesen und die Lust sich auch noch im hohen Alter immer weiter zu entwickeln. Ich glaube, sie ist die Katze in meinem Leben von der ich selbst am meisten lernen durfte. Jeder Tag mit diesem kleinen Schatz war ein Geschenk – sie war voller Liebe. Sie war Liebe!



Wenn ich in meinem Leben jemals eine gute Entscheidung getroffen habe, dann war es die, auf die Anzeige in der Zweiten Hand mich damals zu melden und diese laut Anzeige „schwierige” Katze zu nehmen, von der ich am Besichtigungstermin nichts gesehen habe außer einem Schwanz, der unter dem Sofa verschwand. Und natürlich ihr Adoptivkätzchen mit ihr zu nehmen – diese beiden Zauberwesen haben zu dürfen, ein wundervolles großes Glück – ein Kreis voller Liebe und Freude, der sich nun leider geschlossen hat.



Ich bin dankbar, dass mir dieses Leben diese Katze geschenkt hatte. Nun ist sie bei Lino und Nishia und ich denke, sie ist bei den beiden gut aufgehoben. Ihre Asche steht auch wieder bei mir – zusammengeführt mit ihrer Nishi, was mir Frieden gibt.



Ich möchte mich ganz herzlich bedanken bei all den lieben Freunden – hier, mir bekannten und auch nicht persönlich und namentlich bekannten Freunden, die mich gerade in den letzten Jahren in der Tallys Gesundheit eben auch eine deutliche finanzielle Belastung für mich brachte, so großzügig unterstützt haben. Beim Tierarzt. Beim Futter (unter der Therapie mit Cortison fraß sie problemlos vier Schälchen am Tag!). Das war eine riesengroße Hilfe in meiner momentanen Situation und in dem Erleben, sie etwas sorgenfreier begleiten zu dürfen für mich eine so enorme Erleichterung. Mein Dank an Euch ist so groß, das könnt Ihr Euch nicht vorstellen! Dankeschön!

Das ist das letzte Foto von ihr in ihrer letzten Lebenswoche.



Sie fehlt sehr! Aber ich bin ein glücklicher und sehr reich beschenkter Mensch, dass ich sie (und Nishia) um mich haben durfte!



Alle Blogposts über und mit Tally!

2018-01-18

Zeit

Nachdem es Tally Anfang der Woche wieder nur mäßig ging, ihr übel war, sie nicht fressen wollte, habe ich insgeheim für mich (meine Nerven sind so dermaßen blank gerade) gestern beschlossen, ihr noch eine Chance zu geben und sie sonst Freitag gehen zu lassen.

Daraufhin gestern mit meiner Tierärztin ein langes gutes Gespräch gehabt. Mein Problem ist eben, dass Tally aufgrund der Cortison-Therapie für ihr Alter vergleichsweise gut aussieht, nicht diese übliche alte Katzen-Magerheit aufzeigt und – wenn sie nicht gerade einen akuten Schub hat – für ihr Alter erstaunlich gut drauf ist (vorausgesetzt die Sonne scheint.) Das macht es eben schwer. Und diesen einen Blick, den Dir Katzen irgendwann geben, um zu signalisieren, wie sie zu ihrem Abschied stehen – den gab es von ihr halt noch nicht.

Die pragmatischen Dinge sind geklärt (sie zu Hause gehen lassen zu können, das Prozedere zur Einkremierung (ich möchte sie gerne wieder haben und mit Nishia zusammen führen). Luxus. Aber so wichtig für das eigene Seelenheil.

Noch einmal ein Therapieversuch, seit gestern frisst sie wieder. Der morgige Termin ist erst einmal vertagt. Aber das Eis ist dünn und nur von Medikamenten gestützt. Es ist wie es ist. Ich nehme jetzt so viel Zeit mit ihr mit, wie irgendwie möglich.

Wir werden sehen.