2010-11-24

Das ist auch wieder so ein Mist …

Eine amerikanische Jüdin wird in Berlin von jungen Muslimen angegriffen und findet Deutschland insofern fremdenfeindlich und antisemitisch. Heikel. Vielleicht kann mir mal ein klügerer Mensch erklären, wie ich das als Gastgeberin politisch korrekt moderieren soll? (Bitte Link klicken und bei Nullzeitgenerator das ganze Blogpost dazu lesen.)

… und nein, auf die Frage habe ich auch keine Antwort. Merke nur persönlich, wie in meinen eigenen Fasern immer mehr und lauter schreit, ich will hier eigentlich weg aus dieser Ecke Berlins! Oder auch aus Berlin.

Gedankenschnipsel

Bin ja jetzt auch in einem Alter in dem man langsam daran denken sollte, sich gleich morgens sofort die Zähne zu putzen, damit es für die Retter bei einer eventuellen Reanimation nicht so unangenehm riecht.

(Aus der Reihe: woran man so alles denken muss ab 40+)

Dienstleister …

schreibt mir Samstag, ich hätte seit vier Monaten meine Stromrechnung nicht bezahlt. Was mich wundert, weil ich ziemlich genau weiß, dass ich die Rechnungen regelmäßig angewiesen habe. Die Letzte erst Anfang diesen Monats. Ich zahle hier auch generell pünktlich, weil der Dienstleister üblicherweise sehr flink am 2. des Monats mit einem Aufschlag von € 2,50 mahnt, wenn man am 1. noch nicht überwiesen hat.

Also ich wundere mich und stelle beim Abgleich fest, man notiert im Betreff des Schreibens an mich eine alte Kundennummer und eine neue. Dergleichen stimmt die im Schreiben und auf dem Geschäftspapier aufgeführte Bankverbindung nicht mit der überein, die ich in meiner Überweisungsvorlage verwende.

Offensichtlich hat der Dienstleister vor ca. 4 Monaten einige administrative Änderungen vorgenommen und mich nicht darüber informiert oder mich sehr wohl darüber informiert, nur ist diese Information nie zu mir durchgedrungen, was weiß ich! Ich bin mir aber sicher, wenn ich davon hätte Kenntnis nehmen dürfen, hätte ich die Änderungen beachtet. Habe ja nix davon, es nicht zu tun. Außer Ärger natürlich.

Was ich aber sehr spannend finde, dass dieser Dienstleister, wenn sehr vermutlich meine angeblichen Nichtzahlungen zeitgleich mit deren administrativen Änderungen auf ein ähnliches Datum fallen, nicht mal von selbst auf die Idee kommt und auf dem alten Konto nachguckt? Und mir dann vielleicht doch (noch mal) mitteilt, dass ich bitte woanders hin überweisen soll. Nee, er lässt den Job lieber seine Kunden erledigen. Interessanterweise hat er mich auch – für ihn doch sehr unüblich – erst nach vier Monaten gemahnt.

Deppen. Deppen. Deppen. Oberdeppen. Strunzdumme Dienstleisterdeppen. Echt, Euch soll die nächste Heuschreckenplage fressen.

2010-11-23

Schlesisches Himmelreich


Oma ist die zweite von rechts, links von ihr meine Mama, mein Bruder und Papa und links von ihm Omas Bruder Theo, der im Vergleich zu seinen drei gut gebauten und für die Zeit erstaunlich groß gewachsenen Schwestern (rechts von Oma und die zweite Dame von links) immer erstaunlich schmächtig daher kam. Ich bin übrigens auch am Tisch anwesend, als Embryo.

Oma und Opa mütterlicherseits, somit natürlich auch meine Mum, stammen aus Breslau, Oberschlesien, was mich hälftig zu einer Vertriebenen in zweiter Generation macht. Womit ich übrigens gerne kokettiere, wenn mir mein gehobener Status als gebürtige Berlinerin zu muffig wird. Von Oma Kaupisch wird berichtet, dass sie, die ja als Tänzerin in gehobene Kreis einheiratete, von Küche nicht wirklich viel Ahnung hatte zum Zeitpunkt ihrer Hochzeit. Sich aber sogleich, da die Familie seitens des Großvaters sie für eine missglückte Wahl, weil unter seiner Würde, erachtete, auf diesem Gebiet recht schnell eines nahezu perfektes Wissen aneignete, um an der Seite ihres Gatten eine exzellente Gastgeberin geben zu können. Zu Repräsentieren, das war ihre Rolle im Leben nachdem sie die auf der Bühne ablegen musste und die beherrschte sie sehr gut.

Während Oma Mau (väterlicherseits) als Kaltmamsell auch sehr souverän kochte und mich mit ihrer Küche sicher auch nachhaltiger beeinflusste, letztendlich wohl auch, weil ich sie länger im Leben hatte, war Oma Kaupisch eine Göttin in der Zelebrierung ihrer Empfänge. Und da dieser Teil der Familie eher vermögend war als der väterliche Part, gab es hier natürlich das Essservice mit Goldrand, ebenso exklusiv waren die Gläser ausgestattet, wurden Stoffservietten kunstvoll gefaltet, gab es immer lustige Partysticker und Schirmchen für Cocktails. Wann immer Gäste im Haus Kaupisch waren, wurde an nichts gespart!

Interessanterweise kann ich mich, außerhalb der gelungenen Festivitäten, leider kaum an etwas erinnern, was meine Oma kochte. Tatsächlich ist meine persönliche Erinnerung an ihre Küche eher eine ungenutzte. Ich weiß aber, dass sie mir und meinem Bruder, wann immer wir bei ihr schliefen, wundervolle Obstteller schnitzte mit dem legendären Bananendilokrok und immer ein großartiges Frühstück servierte. Und ich erinnere mich, dass es bei ihr ein Essen gab, das nach ihrem frühen Tod (ich war 12) für lange Zeit aus meinem Leben verschwand, weil niemand in unserer Familie das wohl mochte und es eher zu einer der Leibspeisen meines bereits vor meiner Geburt verblichenen Opas gehört haben muss: Schlesisches Himmelreich!



Das ist ein Essen, das ich lange Jahre in meinem Leben vermisst habe. Ein Geschmack, an den ich mich immer gerne erinnerte und den ich sehr gerne wieder schmecken wollte, weil ich das als Kind wahnsinnig gerne gegessen habe. Was ich heute im Nachhinein noch komisch finde, denn die Sauce wurde in unserer Familie aus Bier gemacht und Biersoßen sind wahrlich der wenigsten Deutschen heute noch ein vertrautes Mahl. Da möchte ich gerade für Berliner sprechen, deren ursprüngliche Küche sehr viele Gerichte und zwar von Vorspeise über Hauptgang bis zum Dessert mit Bier kennt, die leider heute kaum noch serviert werden. Meine Mum kochte mir das Essen übrigens ein einziges Mal. Es kam geschmacklich nicht annähernd an Omas Original heran und es gab's danach nie wieder, sie mochte es überhaupt nicht.

Ich mittlerweile habe mich über die Jahre auf die Suche nach dem Rezept gemacht, was im übrigen nicht so leicht war, weil „Schlesisches Himmelreich“ bei uns in der Familie unter „Himmel und Erde“ lief, was, wie wir wissen, im Ruhrgebiet ein bekanntes Gericht ist, das so gar nix mit Biersoße am Hut hat. Wie auch immer, ich koche und esse „Schlesisches Himmelreich“ sehr gerne und möchte behaupten, mich mittlerweile ganz gut an Omas Original heran gekocht zu haben. Für mein Leben gerne würde ich es ihr einmal servieren können und mich mit ihr darüber unterhalten!

Schlesisches Himmelreich

Zutaten

1 schönes Stück Kasseler (hier dieses Mal ausgelöst) oder Kasselerlachsbraten, ca. 500 g
1-2 ca. 2 cm dicke Scheiben Bauchspeck, unbehandelt, ca. 500 g
1 große Zwiebel
400 g getrocknetes Mischobst
2 Flaschen Schwarzbier (Böhmisches Litovel ist genau richtig dafür)
1 Stück Kochlebkuchen (alternativ normaler Lebkuchen oder Pumpernickel)
2 Lorbeerblätter
1 Pimentkorn
2 Nelken
1 Stange Zimt
Schale einer unbehandelten Zitrone
Salz, Pfeffer etwas Butter zum Anbraten


Zubereitung



Das Fleisch, beide Sorten, wird im Bräter in etwas Butter von allen Seiten angebraten, dann gibt man die Zwiebel in Würfeln hinzu und gießt mit dem Bier auf. Das Fleisch im Ofen ca. 15 Minuten mit allen Gewürzen bei ca. 180 Grad (Gas Stufe 2-3) schmoren, dann das Backobst hinzu geben und nochmals 15-20 Minuten weiter schmoren lassen, bis das Fleisch weich ist. Den Kochlebkuchen ebenfalls nach den ersten 15 Minuten hinzugeben, der löst sich auf. Ich habe, da man im Handel mittlerweile lieber unnötige Fertigsaucen verkauft als übliche natürlich Soßenbinder aus der Generation unserer Großmütter, 2-3 normale Lebkuchen genommen, die nur leicht glasiert waren, getrocknet, gemahlen und 2 Esslöffel zur Soße gegeben. Lebkuchen ergänzt das Bittere im Bier mit seiner Süße sehr gut. Übrigens kann man, wenn man gar nicht an Lebkuchen kommt, auch Pumpernickel als Ersatz verwenden. Das sollte man allerdings möglichst fein mahlen, da es sich in der Soße nicht auflösen wird. Fein gemahlen kommt die Süße des Brotes noch deutlicher zum Vorschein.

Üblicherweise serviert man zum „Schlesischen Himmelreich“ Knödel, halb und halb – die tatsächlich bei diesem Essen den viel höheren Aufwand im Kochvorgang verursachen, als das Hauptgericht selbst, das nicht mehr als fünf Minuten Aufwand verlangt. Ein herrliches Herbstessen – ich liebe es sehr!

Natürlich gibt es das „Schlesische Himmelreich“ auch in der Variante ohne Bier bzw. Alkohol. Dazu weicht man das Dörrobst einfach einen Tag vorher in gut 500 ml Wasser ein, fängt den Sud später auf und kocht diesen mit den Gewürzen auf, bevor man ihn zum angebratenen Fleisch gibt. Aber für mich – als passionierte Nichtbiertrinkerin übrigens – gehört der Geschmack vom Gerstensaft dazu, zwingend.

2010-11-22

Die geschlechtliche Ungerechtigkeit des Killens

Zu diesem entzückenden Cartoon fällt mir ein, dass ich kürzlich in einer Talkshow lernte, dass Frauen sehr viel öfter bei Morden an ihrem Lebenspartner eine Heimtücke vor Gericht nachgewiesen bekommen und somit im Urteil (Mord) höher belangt werden, als Männer – die wiederum viel häufiger in Partnerschaftsdisput morden. Warum?

Der Mann killt sofort und ohne Umschweife, weil er eh meistens der Partnerin körperlich überlegen ist und so gilt die Tat maximal als Totschlag im Affekt. Sprich, er prügelt und wenn sie dabei zu Tode kommt, dann hat er das vielleicht gar nicht so gewollt. Da die Frau im frontalen Angriff gegenüber ihres prügelnden Partners selten eine Chance haben wird und dies aus der Vergangenheit wohl bereits schmerzlich erfahren haben wird, kämpft sie in ihrer zugespitzt misslichen Lage nur selten frontal gegen den Partner und entledigt sich seiner eher in einem Angriff von hinten oder nur während er schläft. Und das ist dann per Gesetz Heimtücke.

Da ist das Femininum wieder einmal doppelt gearscht.

Also Ihr Damen, bitte nur kurz vor dem Eisprung oder dem Eintreten der Mensis töten, alternativ unter Einfluss von Schwangerschaftshormonen, das könnte bei Gericht vielleicht noch helfen. Alkohol ist übrigens auch immer eine super Ausrede. (Besser wäre es aber einfach vorher zu gehen.)

Künstler sein, heißt …

in diesem Land üblicherweise:

– sein Leben mit Gelegenheitsjobs und Arbeiten zu verdingen, weil man seinen Lebensstandard selten durch die eigene Kunst finanzieren kann,
– bedeutet auf soziale Unterstützung angewiesen zu sein, sei es z. B. durch Unterstützung bei Zahlung der Krankenkassenbeiträge durch die Künstlersozialkasse oder sogar regelmäßig aufstockende Leistung im Rahmen des SGB II beantragen zu müssen,
– bedeutet im Rahmen der eigenen Kunst in so hohe finanzielle Vorleistungen gehen zu müssen – aber auch zu wollen –, um die eigene Kunst überhaupt erschaffen zu können, das man sich oft in nicht unerheblichem Maß verschulden muss,
– bedeutet üblicherweise Ofenheizung, Leben in Wohngemeinschaften, keinen Urlaub, Second Hand, Armut,
– bedeutet keine Kredite von Banken oder Sparkassen zu erhalten,
– bedeutet Altersarmut, denn eine Altervorsorge in einem vernüftigen Rahmen ist kaum zu realisieren.

Kurz, die allermeisten Menschen, die sich für eine berufliche Existenz mit Kunst entscheiden, werden in diesem Leben niemals vermögend sein. Viel eher wandern sie früher oder später in eine bürgerliche Existenz ab, weil sie mit dem Erwerb als Künstler ein kaum lebenswertes Dasein fristen können.

Und jetzt kommt die Piratenpartei mit diesem Positionspapier her und wollen diesen Menschen, Künstlern, nach nur zehn Jahren deren Recht an der eigenen Kunst und somit Grundlage zur Existenz „absprechen“.

Für mich persönlich haben sich die Piraten bereits letztes Jahr hinsichtlich der Frauenquoten-Diskussion völlig disqualifiziert. Für mich haben sie auch bewiesen, dass sie in der Diskussion um die Gesundheitskarte lediglich die übliche verbohrte Contra-Diskussion führen, letztendlich aber erschreckend wenig Fachwissen zu dem Thema hatten (und nein, ich bin auch strikt gegen die Einführung der Gesundheitskarte, da bin ich absolut bei ihnen). Sie haben zur Gesundheitspolitik immer noch erschreckend wenig Ahnung, falls überhaupt, wie dieses Positionspapier beweist.

Aber dem Fass den Boden schlagen sie wohl mit diesem Positionspapier aus: Abschaffung des Paragraphen § 173 Beischlaf zwischen Verwandten.

Bin gerade ziemlich fassungslos, sprachlos. Ratlos!

2010-11-20

Die Süßen …