2010-04-25

My own private Drachenfest

Hatte ich gestern. Beim Vietnamesen. Die Geburtstagsgesellschaft traf sich zum abendlichen Gelage bei den 3Moms. Man sagt Frau Indica klammheimlich eine Betelblatt-Sucht nach. Ich war gestern mutig und orderte mal nicht nach der Vorspeise „Betelblattfilet auf Salat“ zum Hauptgang „Betelblattfilet auf Reisbandnudel“ wie üblich, sondern entschied mich für auf Gemüse geschmorten und mit thailändischen Gewürzen reichlich beschenkten Pangasius. Wurde auch prompt belohnt. Irgendwann mit einem Stäbchen voller Gemüse in den Mund geschoben, biss ich auf ein Stück etwas, das aus dem weichgedünsteten Gemüse etwas fester herausstach und schluckte dieses mit dem Gemüse herunter. Das weiß ich noch. Danach fühlte ich mich wie im Comic.


screenshot by textundblog

Das Stück wanderte die Speiseröhre brav runter in Richtung Vormagen, um kurze Zeit später wie ein kleines intimes Inferno sich mit einer höllischen Schärfe zurück zu melden und unmittelbar meinen im Überschwung reagierenden Synapsen meldete: Dampf ablassen. Jetzt! Gleich! Hier und sofort! Am besten auch noch auf der Stelle! Tat ich auch. Mit ordentlicher Gesichtsfarbe (sonst scheintot blass, nun irgendwie feurig erregt), 1A-Tränenfluss und eben Dampfproduktion zu sehen an den Rauchschwaden, die aus den Nasenlöchern und Ohren trat. In einem späteren Moment von aufgesetzter Gelassenheit pulte ich aus dem restlichen Gemüse den Rest des Übeltäters, den Blütenstengel einer Thai-Chili.

My Dear Mister Singing-Club! Wir kennen doch alle die Szene wie Ex-Bundeskanzler Kohl in die ihm hingehaltene rote Peperoni biss? Er hatte nur hinein gebissen, ich habe sie hinunter geschluckt. Was praktisch war, dass man mit der Schärfe sofort merkte, wie der Ohrenschmerz aus dem Gehörgang gedrückt wurde, der Halsschmerz sich verdrückte und vom Husten war die nächste Stunde auch erst mal keine Spur zu sehen. Es dauerte eine vornehme Weile, bis ich meine Fassung wieder erlangt hatte.

Meine charmante Nachbarin erklärte mir dann, ihr wäre so etwas ähnliches einmal passiert als sich bei ihr eine Erkältung im Anzug war – die dann stante pede frustriert weiterzog. Ich kann die Erkältung verstehen. Ich werde beim Anblick der nächsten Thai-Chili auf meinem Teller im kompletten Zustand auch direkt beidrehen und den Rückwärtsgang einlegen.

Fürchte, ich bin mehr der Typ Kopf-Orgasmus dank Wasabi.

2010-04-24

Dieses Wochenende



sind die Geburtstagsfeierlichkeiten von Frau Indica und daher ist der Herr Exit endlich mal wieder in der Stadt. Insofern wird's hier ruhig sein. Wir gehen nämlich jetzt mit Prosecco in die Tulpen. Und zwar in die Sonne!

Und die Sonne wünsche ich Euch satt zum Wochenende. Wir haben sie uns schließlich mehr als verdient!

2010-04-23

Bei Karstadt am Hermannplatz

verkaufen sie gerade Dekoware ab. Also wer einen 1 m langen Rührbesen aus Metall für 30,– Euro bräuchte oder zahlreiche Schaufensterpuppen und deren Einzelteile für wirklich wenig Geld: nur zu.

Dort steht auch ein mindestens 2,20 m großer Goofy für lächerliche 100,– Euro. Ich meine nicht, dass der irgendwo in meine Wohnung passen würde oder ich 100 Euro zuviel hätte für eine riesige Dekofigur, die mich zum Hausbau zwingen würde. Aber ich hätte das Teil verdammt gerne.

Würde mich gleichzeitig zur ultimativen Goofy-Heldin meiner kleinen Nichte machen. *seufz*

Die hohe Kunst der Kochtopfruinierung

Im Leben eines jeden einzelnen Menschen tritt gelegentlich das Phänomen der Serie auf. Dementsprechend fällt nie nur ein Ei aus dem Kühlschrank auf den Boden, es müssen in einer verhältnismäßig kurzen Periode mindestens noch das Marmeladenbrot physikalisch bedingt mit der richtigen Seite auf den Untergrund plumpsen, gerne gefolgt von einem vor Aufprallwonne platzenden Joghurt-Becher. Auch geht nie nur ein Teller vom Lieblingsservice kaputt, es folgen üblicherweise die Kanne der Kaffeemaschine und die schöne, daher lieb gewonnene Butterdose, die sozial kompetent kurz nacheinander zu Bruch gehen. Ist bei Euch je nur der Staubsauger in die ewigen Jagdgründe eingegangen? Oder folgen nicht noch sehr gerne in kurzer Folge elektrische Zahnbürste, Radiowecker und gerne auch mal bei besonderes hohem Sternestand die Waschmaschine? Ist jemals ein Parkticket alleine gekommen? Serie! Sind Ärgernisse im Job auf wenige Tage im Jahr und nach Tageszeit geregelt? Quatsch! Serie! Mindestens eine.

Ich sehe, Ihr wisst genau wovon ich schreibe.

Ich befinde mich zur Zeit in der Phase der „ich lasse anbrennen, was geht“-Serie. Damit meine ich nicht, ich würde gerade in der Männerwelt nichts anbrennen lassen was nicht bei zweikommafünf auf den Bäumen ist. Ich rede von der heiligen Küchenkunst zubereiteten Speisen zu viel und zu lange Hitze zuzufügen. Das geht, das weiß ich. Ich habe es in der letzten Zeit häufiger probiert. Es ist eine ziemliche doofe Serie, denn das Anbrennen lassen von Speisen impliziert gleichzeitig mehrere unschöne Begleitumstände: Geruchswelten, Rauchwelten, geschmackliche Beeinträchtigung bis hin zur Regulierung des Essenganges direkt in den Mülleimer, anschließendes Hungergefühl, Frustration (die armen Kinder in Afrika, das lässt sich in prämenstruellen Phasen prima hochschaukeln) und schlussendlich: schwarze Kochtopfböden. Und ich meine, richtig schwarze Kochtopfböden. Schwarz. Behaupte da noch mal einer, echtes Schwarz würde es in unserer Farbwelt gar nicht geben.

Meine Serie fing vor einigen Wochen an mit einem Chili. Gut, Bohnen bieten ausreichend Stärke und diese bastelt gerne einen Bodensatz – aber so einen Bodensatz? Auf schüchterne Nachfrage – daran kann man sehen, wie unbedarft und naiv ich bin, was die Spezies des angebrannten Boden eines Topfes anbelangt - empfahlen mir einige Follower via twitter Backpulver in den Topf zu geben und dieses mit Wasser nach kurzer Einwirkzeit aufzukochen. Das ging wunderbar und froh war ich wieder. Der Topf auch. Wir verdrängten das unschöne Happening gemeinsam.

Ähnlich froh war, dass ich kurze Zeit später den zweiten Tipp meiner lieben Follower, nämlich das gleiche Prozedere mit Waschmittel durchzuführen, auch testen durfte: Wirsingkohl-Teer-Boden. Klappt beides gut, ich würde im Reinigungsergebnis ein klein wenig der Variante „Backpulver“ den Vorzug geben wollen - gebe aber zu bedenken, dass Waschmittelkochgeruch zusätzlich fundamentale Dienste leistet bei angebranntem Kohlgeruch in der Wohnung, Treppenhaus, Straße … (Okay, ich übertreibe. Aber kann man sich wirklich überlegen bei stehendem Kochgeruch in der Wohnung, kurz etwas Waschmittel auf dem Herd aufschäumen zu lassen. Wirkt geruchsbedingt Kochwäschewunder! Killt jeden Bratheringsgeruch.)

Frikassee. Ich finde schon, dass es eine hohe Kunst ist nun zum dritten Mal in relativ kurzer Zeit (vier Wochen?) erneut derartig meinen Kochtopf zu quälen. Ich ließ mir also den Titel der Kochtopfboden-Domina von Tempelhof als weiteren Beruf beim Finanzamt eintragen und stellte den Kochtopf mit Backpulver auf den Herd, legte mich Sonntags nachmittags nur mal kurz auf's Bett, es legten sich drei Fellträger dazu und aus der halben Stunde entwickelte sich anderthalb Stunden später der Geruch von angebrannter Backpulverlösung auf verbranntem Kochtopfboden, was uns alle aus unseren Träumen aufschrecken ließ. Man träumt bei zweifach angebranntem Küchenkram in der Küche plötzlich gar nicht mehr von der Provence und duftenden Lavendelfeldern, alternativ Fischmärkten und Gambas-Überhang. Weiß ich nun zu berichten.

Fortan diskutierte ich also mit mir, wie blöd man eigentlich sein kann und teste die Variante „verbrannter Kochtopfboden von Speisen an zusätzlich aufgebrachter Kruste von Backpulver-Wasser gelöst mit der Waschmittelpulver-Variante.“ Geht übrigens. Und ließ ich ausnahmsweise mal nicht anbrennen.

Die Steigerung des Ganzen dann letzte Woche und das ist nun wirklich so dermaßen blöd gelaufen, weil's wirklich das allerletzte Gemüse ist, das man anbrennen lassen kann, weil es in ausreichend Wasser vor sich hin köchelt: Spargel. Ich habe es geschafft, Spargel so anbrennen zu lassen, dass sich die Hälfte der Stangen in den Boden des Topfes eingebrannt haben! Das ist ein Highlight und offensichtliches Schlusslicht zugleich. Ich schämte mich.

Und weil ich mich so dermaßen schämen musste, habe ich genau was gemacht mit der Backpulver-Lösung in dem gleichen Topf auf dem Herd?

Ach, reden wir nicht mehr darüber!

2010-04-22

Medialer Arbeitslosen-Rassismus

Ich sitze gerade völlig fassungslos vor dieser saudummen Frage des Zeit-Magazins:



Ist es nicht menschliche Pflicht gerade arbeitslose Freunde und Bekannte mit den Menschen zusammenzubringen, die möglicherweise in Arbeit vermitteln können? Ich fürchte, diesem Journalisten fehlt eine elementare Phase in seinem beruflichen Dasein und der damit verbundenen Erfahrung, die des arbeitslosen Schreiblings.

Zeit Magazin-Interview mit Alfred Biolek.

In der allgemeinen Begeisterung …

über den Rücktritt von Bischoff Mixa, der ihm nun wirklich schon peinlich hochoffiziell viel zu öffentlich von höherer katholischer Stelle nahegelegt werden musste, möchte ich nur darauf hinweisen: Mixa hat nur geprügelt. Selbstverständlich ist das nicht akzeptabel aber dennoch hat man gerade ihm keinen sexuellen Missbrauch vorgeworfen. Die katholischen Oberen aber, denen sexueller Missbrauch vorgeworfen wurde, die dienen stellenweise immer noch der Kirche unter dem wohlfeilen Mantel der Verjährung.

Die haben sich aber vielleicht doch deutlich stärker versündigt an den Kindern als jemand, der zu Zeiten geprügelt hat, als es in Deutschland noch keine eine gesetzliche Regelung bezüglich körperliche Übergriffe gegenüber Kindern in den Familien gab. Aber sehr wohl klar geregelt war, dass man Minderjährige und Schutzbefohlene (und überhaupt niemanden) nicht sexuell zu missbrauchen hat.

Mit Mixa meint die katholische Kirche nun ein Zeichen gesetzt zu haben in der Öffentlichkeit. Das hat sie aber nicht. Er ist nun allenfalls das Pseudo-Opferlamm der Deutschen. Vermutlich wird uns jetzt in jedem europäischen Land so ein Opferlamm serviert. Es wird einer auserkoren werden in den Reihen, der den körperlichen Missbrauch, keinesfalls jedoch sexuellen Missbrauch zugeben wird und dann abdanken. Und damit soll es dann gut sein. Dahinter versteckt man recht passabel den sexuellen Missbrauch und entzieht sich der in der Öffentlichkeit geführten Aufklärung als auch Reaktion auf beweisbare Schuldzuweisung.

Diejenigen, die sexuell missbraucht wurden, müssen sich allenfalls mit einer lapidaren Entschuldigung zufrieden geben – sofern die katholische Kirche sich hier überhaupt zu einem Schuldeingeständnis herablassen kann. Was ich so bisher nicht ernst nehmend sehen konnte. Das Einrichten eines Info-Telefons und die Ablehnung eines möglichen Opferausgleichs sind für mich keine Zeichen, dieses gravierende Thema in aller öffentlichen Diskussionsnotwendigkeit und einem Willen zur Schadensgutmachung anzugehen.

Das Verhalten der katholischen Kirche ist weiterhin nicht akzeptabel.

2010-04-21

Träume

Claudia von Fool for Food erfüllt sich gerade einen langgehegten Traum, sie besucht die Kochschule Ballymore Cookery School in Irland und lernt drei Monate lang alles zum Thema Kochen, was sie noch nicht weiß (was bei ihr nicht so viel sein kann, fürchte ich.) Sie hat also „ja“ zu etwas gesagt, was sie will und liebt und lebt ihren Traum. Und das freut mich so sehr, dass ich darüber bloggen muss.

Und jeder, der Irland mag und ihrer Reise und Erfahrungen folgen möchte, ist herzlich eingeladen es die nächsten Monate zu tun!