2010-04-22

Medialer Arbeitslosen-Rassismus

Ich sitze gerade völlig fassungslos vor dieser saudummen Frage des Zeit-Magazins:



Ist es nicht menschliche Pflicht gerade arbeitslose Freunde und Bekannte mit den Menschen zusammenzubringen, die möglicherweise in Arbeit vermitteln können? Ich fürchte, diesem Journalisten fehlt eine elementare Phase in seinem beruflichen Dasein und der damit verbundenen Erfahrung, die des arbeitslosen Schreiblings.

Zeit Magazin-Interview mit Alfred Biolek.

12 Kommentare:

Herr Olsen hat gesagt…

Unglaublich.
Mir so weit der Mund offen, dass ich nicht einmal mehr "Holy fruitsalad!" sagen kann.

katha hat gesagt…

vermutlich ist ja biolek deshalb sehr streng und kurz in seinen antworten, weil zu höflich, um auf einer meta-ebene über die qualität der fragen der interviewerinnen zu diskutieren...

Anonym hat gesagt…

Biolek: Auch das entscheide ich extrem intuitiv. Wer keine Arbeit hat, kann doch trotzdem aufgeschlossen sein und sich mit den anderen gut unterhalten. Nur wenn er oder sie schüchtern ist, würde ich es vermutlich lassen.

Das war seine Antwort.

Biolek halte ich eh für weltfremd. Er hat sicher nicht gemerkt, wie schlimm allein die Frage ist.

Dirk hat gesagt…

Ui, da hat der Kollege aber gaaanz tief ins Klo gegriffen. Die "Erfolgsmenschen", die ich persönlich kenne, begreifen sich gerade deshalb als Erfolgsmenschen, weil sie es aus Tiefs wie Arbeitslosigkeit, Pleite oder ähnlichem heraus an die Sonne geschafft haben.

Die Fragestellung passt freilich in den Kontext der (nicht zuletzt von unserem Außenminister vorangetriebenen) gesellschaftlichen Ausgrenzung der weniger Erfolgreichen.

Dennoch: Was muss man für ein Mensch sein, wenn man auch nur in Erwägung zieht, eine "gerade arbeitslos gewordene Freundin(!)" nicht einzuladen, wenn man "Erfolgsmenschen" zu Gast hat? Der Fragesteller verrät mit dieser Frage mehr über sich selbst, als ihm wahrscheinlich bewusst ist. Vor allem verrät er, dass er als "Freund" echt nicht zu gebrauchen ist.

bel hat gesagt…

nene, ich lade immer nur die eine Sorte ein, denn so laufe ich nicht in Gefahr, dass evtl ne brisnate Mischung entsteht, und dann die einen die anderen niedergemetztelen, und ich das dann Massaker auf der Wache erklären muß. Ausßerdem, Erfolgreiche kennen keine Looser udn Looser keine Erfolgreichen, oder?

Mannnnnnmannnmannnn , was für ne Logorrhoe haben die denn dort........

bel

svenski hat gesagt…

Ist ja interessant, dass Arbeit oder nicht überhaupt ein Kriterium dafür ist, ob Leute zueinander passen

wundert sich

svenski.

r|ob hat gesagt…

Nicht immer steckt hinter dem ZEITmagazin ein kluger Kopf...

tyndra hat gesagt…

also es kommt ja auf den anlass der einladung an. wenn es sich um freunde handelt, spielt es doch keinerlei rolle, ob und welchen job wer gerade hat? es gibt ja möglicherweise - man munkelt davon - auch noch 2 oder 3 andere gesprächsthemen ...

kelef hat gesagt…

das ganze interview liest sich irgendwie plebejisch, mit verlaub. als untertitel könnte man auch schreiben: die bessere gesellschaft, und wie der kleine maxi sich die vorstellt.

creezy hat gesagt…

@anonym
Biolek ist ja alter Medienprofi und zudem Anwalt, der weiß schon, wie er sich neutral wie möglich aus solchen Fragen bewegt. Ich denke, die Antwort ist passabel – was hätte man sonst auch darauf antworten können? Ich meine ausser „Hau ab, Du Depp!“

@all
Ich denke, man merkt dem Interview schon deutlich an, dass das eine Begegnung der Art „Wir, Interviewer und Interviewte, mögen uns nicht seit dem ersten Handschlag“ war.

Anonym hat gesagt…

Die Antwort von Biolek finde ich eher herablassend. Was hat er gegen schüchterne Leute?

creezy hat gesagt…

@anonym
War auch mein erster Eindruck. Denke aber mittlerweile, dass es ihm dabei nicht um schüchterne Menschen allgemein ging sondern nur um die homogene Zusammenstellung seiner Gäste – so dass sie sich alle gut fühlen können an dem Abend. Da kann ich verstehen, dass man darauf achtet, damit sich nicht einer unwohl fühlen muss, weil die Extrovertiertheit anderer Gäste ihn sich ins Schneckenhäuschen zurück ziehen lässt. Also … ich hoffe jedenfalls, dass er das so meinte.

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