Herbstliches Einkaufstrüffelschwein
(Enthält unbezahlte Werbung.) Gestern war Markttag. Ich war die letzten Wochen schon recht fleißig und habe Tomatensugo en masse eingekocht, Feigensenf mit frischen Feigen gemacht, Dattelessig (frei) nach Magentratzerls Rezept. Den muss ich jetzt langsam abseihen und abfüllen. Für diesen Essig haben ich getrocknete Datteln genommen.
Zur Zeit aber gibt es überall auf dem Markt und bei den befreundeten türkischen Supermärkten frische Datteln. Von getrockneten Datteln (und auch Feigen) muss mich niemand mehr überzeugen. Aber frische Datteln (Vitamin B und D) gucke ich mir ständig an, finde sie sehr interessant – nur habe mich nicht an sie ran getraut. Gestern habe ich mir auf dem Markt ein Herz gefasst und den befreundeten türkischen Obstverkäufer nach frischen Datteln ausgefragt und mir von ihm eine zum Kosten geben lassen. Dann bin ich stante pede (ist das nicht ein tolles Wort für sofort? Wir sollten alle viel öfter stante pede schreiben!) zur Bank gegangen, weil ich mein mir zugeteiltes Marktbudget schon ausgegeben hatte (davon allerdings auch für Schere und Stecknadeln für meine neue Nährfreundin vorausgelegt) und habe mir ein Kilo frische Datteln gegönnt. Die müssen jetzt zwar noch etwas liegen und nachreifen. Denn tatsächlich sind sie erst reif, wenn sie dunkelbraun gefärbt sind und so aussehen, wie wir hierzulande sozialisiert Obst eher nicht kaufen wollten. So wie sie auf dem Foto meiner reichhaltig gefüllten Markt-Obstschale aussehen, sind sie noch unreif. Aber das ändert sich in ein paar Tagen, hat mir mein türkischer Freund versichert.
Ich sage übrigens viel lieber Freund, denn auf dem orientalischen Markt sind wir üblicherweise alle per Du, weil immer Bruder und Schwester, aber mit Bruder tue ich mich aufgrund meiner persönlichen Bruder-Erfahrungen etwas schwer.
Kauft frische Datteln, denn sie schmecken köstlich und machen sehr glücklich! Ich werde Dattelsenf machen, Dattellikör, Dattelmarmelade … hach! Oder Datteln selber trocknen und dann mit Marzipan selber füllen zu Weihnachten. Die Welt wird so viel größer und schöner, wenn man erst einmal frische Datteln probiert hat!
Ich kaufte auch Birnen! Wie schon oft erwähnt, liebe ich Birnen. Ich sortiere Birne auf der Obstliebeskala vor dem Apfel. Und jetzt ist Birnenzeit, also brauche ich Birnen zum Einkochen in Hälften. Und ich möchte Birnenmus machen. Birnenlikör. Getrocknete Birnen benötige ich auch unbedingt. Es ist einfach so eine schöne Zeit, wenn reife Birnen in den Marktauslagen liegen, Wespen glücklich kreisen …
Tapferen Herzens habe ich gestern die frischen Feigen liegen lassen. Dieses Jahr ist ein fantastisches Feigenjahr. So großartig und aromatisch haben sie selten geschmeckt. Ich kenne den Genuss reifer Feigen direkt vom Baum in Südfrankreich gepflückt, daran kommen Feigen im Handel ganz ganz selten. Aber dieses Jahr ist das Feigenjahr schlechthin! Ich habe schon zwei Mal Feigenmarmelade eingekocht. Und welche eingeweckt. (Für den Winter z. B. heiß zum Pistazieneis!) Und überlege es noch ein drittes Mal zu tun – denn auch die Feigenmarmelade ist köstlich wie nie und den Geschmack sollte man sich wirklich für lange Zeit erhalten.
Bei Pflaumen hingegen ist es dieses Jahr schwieriger. Es ist ein reichhaltiges Pflaumenjahr, das ist bewiesen. Aber sie wurden auch sehr früh reif und ihnen fehlt einfach der Geschmack. Meinen erster Pflaumenkauf war ein Reinfall, weil unreif. Mein Fehler, Pflaumen sollte man immer probieren. Aber die habe ich nun im Dunklen nachreifen lassen. Diese Woche habe ich an einem Stand vier Kilo Pflaumen erworben und zu Pflaumenmus im Ofen eingekocht. Das Rezept wird noch folgen. Ich nehme dafür immer weniger Zucker als in meinem Inspirationsrezept angegeben, weil ich es eh nicht so süß, dafür lieber würziger mag. Aber selbst mit der wenigen Menge schmeckten die Pflaumen nach zwei Stunden Dörre im Ofen viel zu süß und nach den Gewürzen. Und das ist mein Pflaumenproblem in diesem Jahr: sie haben irre viel eigenen Zucker jedoch kaum intensiven Pflaumengeschmack.
Ich habe dieses Problem aber gelöst bekommen in dem ich noch einmal zwei Kilo Pflaumen nachkaufte, damit konnte ich den zugefügten Zucker strecken und die beigefügten Gewürze, wie es sich gehört hinter den eigentlichen Pflaumengeschmack in den Hintergrund verweisen, nun ist sogar etwas natürliche Säure wieder im Spiel.
Interessant, dieses Jahr – so reichhaltig die Hitze bei einigem Obst einwirkt – sie stellt einen dennoch in der Küche vor interessante neue Herausforderungen, denn normalerweise ist gerade Pflaumenmus ein Selbstläufer. Sechs Kilo Pflaumen, acht Gläser Mus. Das sollte erst einmal reichen.
Und dann hatte ich gestern noch wirklich große Gewürzfreude. Ihr erinnert Euch an mein Senfpost? Es gibt gelbe, braune und schwarze Senfsaat. Dijon-Senf zum Beispiel wird aus gelber und schwarzer Senfsaat hergestellt, die originale Moustarde – der grobe Senf – enthält alle drei Saaten. Hierzulande erhält man vorrangig nur die gelbe Senfsaat. Ich habe die letzten Wochen wirklich tapfer versucht, offline erfolgreich zu sein.
Wo ich noch nicht nachgefragt hatte: bei Dhani Masala! Besucher des Marktes am Maybachufer kennen den Gewürzstand von Dahni Masala seit Jahren, schätzen sein profundes Wissen über Gewürze und lieben seine Curry-Mischungen (probiert die Curry-Mischung mit Mango! Und: wenn scharf bei den Currys steht, dann sind die scharf). Ich behaupte, dass man nirgendwo sonst so guten Zimt erhält in der Stadt wie hier! Die Gewürze, die man hier kauft, sind in kleinen Mengen abgepackt – was einfach sinnvoll ist, denn keinem Gewürz tut lange Haltbarkeit gut. Natürlich sind die Gewürze teurer als im Supermarktregal, dafür untadelig. Und: wer auf den Markt geht und dort am Stand hängen bleibt, geht deutlich klüger vom Stand weg. Immer!
Ich habe schon erlebt, dass Touristen extra wegen ihm einen Kurzurlaub in Berlin eingelegt haben, um Nachschub zu kaufen. Aber das hat sich geändert, einerseits hat sich Dhani Masala sehr guten Nachwuchsverkäufer heran gezogen, um auf den Berliner Märkten expandieren zu können – und es gibt mittlerweile auch einen Online-Shop: Zimt und Pfeffer!
Also stoppte ich gestern dort am Stand, fragte nach schwarzer Senfsaat. Bingo! Köstliche scharfe kleine Senfkörner (schwarzer Senf hat eher die Größe von Mohn.) Klar, die wurden gekauft. Dann aber hatte der Marktstand noch besondere Zimt-Angebote parat, alleine anzusehen sehr speziell: Königszimtstangen. Riesige Zimtstangen, eher Zimtäste, die man sich problemlos auch als Deko oder Kunstobjekt in die Wohnung stellen kann. Überzeugt Euch selbst!
Zimt ist ein tolles Gewürz – und ich benutze ihn ganzjährig, z. B. zu Hackfleischgerichten (ja, keine Boulette ohne Zimt!). Etwas Zimt im Kaffee, hebt sein Aroma. In heißer Schokolade sowieso. Zimt in kleiner Menge begleitet Blumenkohl und Kohlrabi. Er ist ein Begleiter, dem viele Heilkräfte nachgesagt werden. Für mich ist es einfach ein sehr feines Gewürz, das in kleinen Mengen vielen Speisen nur Gutes tut – und schon gar nicht nur zur Weihnachtszeit in der Küche verwendet werden sollte. Nee ne, in Hinsicht auf die Benutzung von Zimt sind uns die Vietnamesen, Araber und Inder einfach weit voraus in der ganzjährigen Verwendung!
Also habe ich hier natürlich zugeschlagen! Man kann Stangenzimt auch kauen und das ist tatsächlich ein wundervolles Erlebenis: ein klitzekleinen Splitter in den Mund nehmen, dann schmeckt man als erstes im Vordergrund viel Süße (wer Zimt verwendet, kann Zucker einsparen), dann kommt der Zimtgeschmack und am Ende, wenn das Stück eingespeichelt weicher geworden ist, kaut man es und dann kommt eine intensive Schärfe durch, die sowas von die eigenen Lebensgeister weckt! Wenn man das macht, merkt man auch gleich, was Zimt im Organismus alles in Bewegung versetzt. Der kann nur gut sein für uns!
Also von mir eine absolute Kaufempfehlung. Das Zimt-Angebot vom Marktstand habe ich auf der Homepage jetzt nicht finden können. Ich bin mir aber sicher, dass sie das auf Nachfrage Euch sicherlich anbieten werden. Bezieht Euch einfach auf dieses Blogpost. Die Zimtstange hält ewig, kann auch dekorativ in Eurer Küche aufbewahrt werden – sollte nur nicht zu warm stehen Einfach mit der Muskatreibe frisch ins Essen reiben. Ein Traum!