2018-08-03

Der kleine Alltagsrassismus

Noch nie habe ich so sehr bedauert keine Schlagbohrmaschine zu besitzen wie in diesen Tagen.

Ich bin auf einer Nachbarschaftsplattform aktiv: nebenan.de. Finde ich eine prima Sache, unkompliziert. Spart Wege und Geld. Und ich liebe diese menschliche Sache mit dem Geben und Nehmen. Meine Stichsäge mag meine Aktivität dort auch sehr. Sie würde nämlich sonst die meiste Zeit im Jahr im Keller Däumchen drehen. So kommt sie ab und an raus, lernt andere Wohnungen kennen und hat was zu tun. Ist gefordert. Gefordert werden ist so wichtig für die menschliche Daseinsform. Ich vermute, das verhält sich bei Stichsägen nicht anders.

Seit ich dort aktiv bin, schätzungsweise seit zwei Jahren, erlebe ich bei Nachfragen nach einem Werkzeug, dass sich im Schnitt immer zwei bis drei Personen melden und ihre Hilfe offerieren. Unkompliziert. Ganz im Sinne der Plattform.

Neulich fragte ein junger Mann nach einem Schlagbohrschrauber, den er für ein kurzzeitiges Projekt bräuchte. Der junge Mann sieht im Profilfoto sympathisch aus aber nicht, wie man das so nennen würde, typisch deutsch. Sein Vorname klingt sehr schön. Und fremdländisch.

Der junge Mann wartet noch heute auf ein Feedback, ein Angebot, ein „Ja!”

Die Frau, die knappe zehn Tage später das gleiche Anliegen hatte, Doris, sechs „Habe ich, kannste haben!”

Nicht repräsentativ. Aber ja, es gibt ihn, diesen Rassismus in diesem Land. Im Großen wie aber auch im Kleinen.

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