Disclosure: Ich durfte auf Einladung der Tourismusorganisationen Distretto Turistico dei Laghi und Turismo Valsesia Vercelli in den Piemont an den Lago Maggiore bzw. an den Lago Orta reisen. Die unterstützenden Unternehmen dieser Reise sind im Text verlinkt. Und wie immer gilt: Click aufs pic makes it big! Hier findet Ihr den ersten Blogbeitrag zur Reise von mir!
Jut jeschlafen und prima Aussicht am Morgen auf den Lago Maggiore vom Hotel Rosa
Der zweite Berg ruft – und wir kommen! Ich habe sehr gut geschlafen im Hotel Rosa und schon am frühen Morgen den kleinen Balkon genießen dürfen mit der Aussicht auf die erwachende kleine Stadt Baveno. Meine Hotelzimmeraussicht auf den Lago Maggiore ist auch in den frühen Morgenstunden den Blick wert. Vor einem kurzen Schwimmausflug im See kneife ich jedoch. Ich gehe lieber zum Frühstück, das ist hier reichhaltig und gut. Übrigens mit umfangreicher Auswahl an den Schär-Glutenfrei-Produkten.
Ich, frisch geduscht beim Fotografieren und Zähne putzen, weswegen ich den Bauch nicht auch noch einziehen kann.
Verbania Pallanza und Forno Pasticceria Spiga d'Oro
Zunächst fahren wir mit dem Bus den See entlang nach Verbania Pallanza und machen einen kleinen Spaziergang durch diese hübsche Stadt.
Da lasse ich, dumme Nuss, mein Geld im Bus und kann somit nicht an den Markständen am See am Steinpilzstand mit den unglaublichen Preisen zuschlagen oder bei den Salamis. Wir wandern durch die Straßen, wo viele alteingesessene Geschäfte mit originalen Werbetafeln für sich bzw. die Produkte werben. Die Straße, die uns zum Spiga d’Oro führt, scheint hier wie ein kleines Museum der Medienkommunikation im 19. Jahrhundert zu sein. Wirklich schön anzusehen, nur leider stehen heute viele der Geschäfte leer.
Unser Weg führt uns in die Forno Pasticceria Spiga d’Oro – hier dürfen wir uns alles aussuchen, was wir uns für unseren Lunch in den Bergen wünschen. Foccacia, Panino, Pizza, leckere süße Kleinigkeiten – hier gibt es alles, was das Herz begehrt. Düfte, die es einem nicht leicht machen, sich zu entscheiden.
Dann fährt uns der Bus bei allerschönstem Wetter hinauf in die Alpe Segletta an die Station der ZIPLine Lago Maggiore.
Alpe Segletta, ZIPLine Lago Maggiore und Linea Cardona
Hier kauft man die Tickets für die ZIPLine und kann mit einem Bus nach oben zur Abfahrtstation transportiert werden. Im dazugehörigen Caffè kann warten, wem das Flugabenteuer nicht geheuer ist und bei Eis oder Imbiss z. B. mit den Kindern im Garten spielen.
Oder sich mit einem Guide auf den MTB-Bikes, hier wieder für uns E-Bikes, treffen, um sich den Aufstieg zur ZIPLine durch den Val Grande Naturpark erstrampeln. Das tun wir mit dem Versprechen auf grandiose Aussichten inmitten dieser Landschaft. Die Plattform der ZIPLine Lago Maggiore ist Ausgangspunkt für unterschiedliche Touren mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, unsere Tour „Slow Panorama: Auf der Linie Cardona des Lago Maggiore” ist Programm.
Der parallel zum Gipfel verlaufende Strich im Grün – das ist der Weg der Cardona Line
Die Linea Cardona wurde 1915-1918 errichtet mit dem Ziel im ersten Weltkrieg Norditalien vor der Invasion der Deutschen Wehrmacht über die Schweiz zu sichern. Sie verläuft westlich des Lago Maggiore und sicherte das Ossolatal vor etwaigem Grenzübertritt der streitenden Mächte. Im Grunde ist es ein – mal mehr, mal weniger – breiter Schotterweg, hier und da auch als Straße ausgebaut, ab und zu kann man noch die Ruinen der alten Steinbefestigungen erkennen. Heute ist die Cardona Line eine wundervolle Trekking- und Biking-Route. Ein Teil der Strecke führt dabei durch im Sommer angenehm kühlende Buchenwälder.
Die Guides, Elio und sein Kumpel, mahnen uns immer möglichst links, nahe zum Berg zu fahren, denn rechtsseitig (auf der Hintour) geht es bergab. Und zwar richtig bergab. Wir werden sehr kompetent und sicher geführt von unseren Begleitern, einer fährt vor, einer schließt die Truppe ab und nimmt Rücksicht auf etwaige Schwierigkeiten. Beide sind mit einem Walkie Talkie ständig in Kontakt. Diese Tour macht unendlich viel Spaß – und wir bringen die Jungs ständig an den Rand der Zeitplan-Verzweiflung, weil wir natürlich ständig fotografieren wollen. Nachdem wir verstanden haben, wie ehrlich sehr leicht mit einem E-Bike das Anfahren am Berg ist, kennen wir Ängste vor einem Foto-Stopp, sehr zum Leidwesen von Elio, überhaupt nicht mehr!
Die Aussicht auf den Lago Maggiore ist genial, wir befinden uns je nach Tourpunkt ca. 1000-1200 Meter über dem See – und sie vermittelt uns erstmals einen Eindruck seiner wirklich riesigen Größe. Der See windet sich blau mit großer Eleganz durch die Berglandschaft. Das ist an Schönheit kaum zu überbieten.
Die Natur ist herrlich grün und bunt blühend – und von ein paar Straßen, denen wir zeitweilig auch folgen, abgesehen – unberührt. Dass das so bleibt, darauf achten auch unsere Guides mit höflichen Instruktionen. Hier oben blüht jetzt erst der Ginster aufrecht in leuchtendem Gelb. Roberto, unserer Reiseleiter, seine Familie ist hier beheimatet, erklärt uns, dass der Winter in diesem Jahr hier sehr kalt und sehr lang gewesen sei, die Natur daher noch etwas zurück liege. Ich mag das: zwei Mal Frühling im Jahr, für mich kann es nichts Schöneres geben!
Die Strecke ist 26,50 Kilometer lang mit einem Höhenunterschied von 650 Metern, gilt als mittelschwer und je nach Kondition und Zeit, die man sich dafür nehmen möchte, benötigt man 1-3 Stunden für die Tour ab Alpe Segletta über Piancavallo, Cima di Morissolo, Colle, Linea Cardona, Passo Folungo bis nach Pian d’Arla.
Ich, nun nicht mehr so frisch geduscht, mit Helm und freundlichem Support vom toughen Tom – photo by Anja Thys
Unterhalb des Cima di Morissolo machen wir eine erste längere Rast auf dem Plateau der ehemaligen Festungsanlage der Linea Cardona. Ganz oben vom Gipfel soll angeblich der einzige Punkt sein, von dem man den gesamten Lago Maggiore überblicken kann. Aber auch von unserem Standpunkt aus ist die Aussicht auf den See grandios und erdet ungemein, wie sie auch euphorisch stimmt. Man kann hier durch die künstlich geschaffenen Höhlen dieser früheren Verteidigungsanlage laufen.
Sie diente den Soldaten als Aufenthaltsort und Lagerungsstätte für Nahrung, Munition. Einzelne Schießscharten in Richtung der Schweiz ins Massiv gehauen, zeugen heute von ihren Verteidigungsaufgaben in weniger schönen Zeiten. Immerhin: Zu Kampfhandlungen ist es in diesem Gebiet tatsächlich nie gekommen.
Die Natur – zu allen Seiten – wirkt majestätisch erhaben! Langsam greift der Reiz der Berge auch nach mir.
Wir finden reife Walderdbeeren im Gras und über uns amüsiert sich eine freundlichen Ziegenherde über unseren Besuch. Die Begeisterung auf beiden Seiten ist groß. Das Glockenbimmeln der Ziegen schafft augenblicklich den perfekten Sound zum Naturerlebnis. Nur unser Guide erklärt uns, dass wir an diesem wunderschönen Ort mit Blick auf den Lago Maggiore unser Picknick nicht einnehmen werden, weil es uns sonst die Ziegen abnehmen würden. Natürlich wollen wir den Ort ohne Kampfhandlung um unsere Foccacia genießen und folgen ihm.
Zurück auf das Rad, fahren wir einen Teil der Strecke zurück und bewegen uns am Scheitelpunkt des „Ospedaletto”, einer Kur-Anlage, nun ein kurzes Stück auf einer ausgebauten Straße weiter, die entlang dem Nordhang führt und uns später in die Strecke durch einen Buchenwald führt. Ich bin immer noch fasziniert, dass man mit einem Mountainbike sehr lässig über all die großen Steine fahren kann, denen ich sonst auf meinem deutlich schmaler bereiften Rad zwingend ausweichen würde. Dieser Instinkt ist bei mir gesetzt und ich muss offensiv dagegen ankämpfen. Es ist ein klein wenig wie neu Radfahren lernen, macht trotzdem irre viel Spaß – und ich fürchte mit etwas Gewöhnung und Übung in diesem Gebiet, wäre ich ganz schnell radfahrende Pistensau. Was für ein Vergnügen!
An einem Brunnen machen wir in einer sommerlich duftenden Wiese eine verdiente Pause und genießen unser Picknick. Alles schmeckt noch viel viel besser, als wir es uns vorher in dem Ladengeschäft der Pasticceria Spiga d’Oro gedacht hätten. Möglicherweise haben Urlaubsgefühl, Bewegung und diese überwältigende Landschaft einen nicht geringen Anteil daran?
Nach dem Essen teilt sich unsere Truppe. Die ganz auf das E-Bike und Gelände Versessenen von uns fahren die komplette Tour durch und gönnen sich die verdiente Abfahrt auf dem Rad und stoßen später sehr glücklich an der unteren ZIPLine-Station wieder zu uns. Die anderen, die sich für das Abenteuer ZIPLine entschieden haben, nehmen eine Abkürzung zur Start-Rampe der ZIPLIne. Ich habe mich mitten auf unserer Strecke dann mutigen Herzens (!) für die ZIPLIne entschieden. Dabei hat mir persönlich sehr gut geholfen, dass unser Ausgangspunkt für die Tour an der Einflugschneise der ZIPLine war. So konnte ich mitansehen, was der Flug bei anderen Urlaubern so macht – und die schienen vorrangig Spaß zu haben. Außerdem rief mein langsam glühender Hintern (so eine gepolsterte Radlerhose ist bei solchen Touren wohl doch ein „nice to have”) nun doch nach etwas Ruhe vor dem Sattel.
Fazit: tolle Tour, tolle Aussichten – auch ohne Guides ist die Strecke sehr gut ausgeschildert. Eine Landschaft zum Verlieben! Ich wäre sofort wieder dabei. Die Anstrengung der Tour definiert man für sich selbst indem man sich ein Zeitkonzept aufzwingt. Als Tagestour ist die Strecke ein Spaziergang – auf dem E-Bike sowieso. Zu Fuß auch machbar. Mehr Infos (mehr Touren), Pläne und GPS-Daten findet Ihr auf der Homepage.
ZIPLine Lago Maggiore
Auf der ZIPLine wart Ihr ja schon mit mir, dank des Filmes von Anja Thys aka Ophelia Talks. Ich würde es jederzeit wieder tun, sich noch einmal so fühlen wie ein Raubvogel. Der kurze Flug über die Wälder, die Physik des Windes, der eigene Mut – das alles serviert eine gehörige Portion Glückshormone, die man sich wirklich gönnen sollte.
Die verrückte Nudel Anja hat natürlich auch unsere Radtour filmisch begleitet – also wer mehr sehen möchte als die paar Standbilder von mir, möge bitte ihrem YouTube-Kanal folgen. Es ist so ein Spaß – so könnt Ihr mit auf den Berg kommen! Stefanie von Gipfel-Glück hat übrigens die Abfahrt genommen, Ihre Eindrücke dazu könnt Ihr in ihrem Blogpost lesen.
Continental Camping Village am Lao Megozzo
Es ist nun Nachmittag und der Bus fährt uns an einen der saubersten Seen Europas, dem Lago Megozzo. Wir sind zu Gast auf dem riesengroßen Campingplatz „Continental Camping Village”, im Besitz der alteingessenen Familie Manoni. Grandseigneur Manoni, hochbetagt, begrüßt uns freundlich noch selbst auf der 100.000 Quadratmeter großen Anlage, wo man – wenn man nicht Freund des Campens ist – sich auch in Bungalows und Apartments einbuchen kann.
Hier herrscht Jubel, Trubel und Heiterkeit, das ist sicher! Das hier ist kein Platz für den introvertierten Urlauber – und nach unserer Zeit in den Bergen, fremdeln wir alle anfänglich ein bisschen in Anbetracht des puren Lebens, das uns hier übermannt.
Tatsächlich wird hier einfach nur Familienurlaub groß geschrieben – und ich sehe Kühl-Gefrierkombinationen in Vorzelten stehen, was mich als Camping-DAU ungemein beeindruckt. Die Anlage ist riesig! Wir sind vom Team eingeladen am Strand des Lago Megozzo etwas zu entspannen und dürfen uns Kajaks bzw. Treetboote ausleihen und schwimmen gehen. Der Strand verläuft lange sehr flach in den See, also ideal für Kinder. Später – wieder in Berlin – werde ich lernen, dass im vergangenen Jahr mein kleiner Großcousin und Schwesterchen, mit ihren Eltern, alle vier Bullyisten, ihren Urlaub genau hier verbracht haben.
Herrlich! Wasser und so – nach einer Radtour ist das genau der richtige Abschluss des sportlichen Tages. Obendrauf werden wir später von den supernetten Leuten vom Continental Camping Village mit einem eisgekühlten Cocktail, Pizza und Pommes satt verwöhnt. Ey, habt Ihr eine Idee wie sehr gut Pommes schmecken können nach so einem Tag? Die Pizza war sowieso state of the italian art: Bonfortionös!
Ossola Tal – Domodossola
Unser Bus bringt uns zu unserem Hotel im Ossola Tal. Wir schlafen heute Nacht in Domodossola (wäre das nicht ein super Name für einen etwas dominanten Kater?). Tatsächlich wird im italienischen Alphabet nicht „D wie Dora” sondern „D come Domodossola” diktiert. In dem gerade frisch renovierten und neu eröffneten Hotel Ristorante Eurossola gegenüber des Bahnhofs mit der pittoresken Altstadt Domodossolas direkt um die Ecke, sind wir zum Abendessen und zur Übernachtung eingeladen. Wir lieben es! Vom Bahnhof aus kann man übrigens direkt nach Milano fahren.
Das Hotel gibt es bereits seit 1903 in fortführender familiärer Hand und ist heute sehr modern, mit spürbar viel Liebe und Geschick eingerichtet. Die Zimmer sind klein, vielleicht gerade deshalb sehr gemütlich. Das Hotel hat drei Sterne, das Restaurant hat deutlich mehr verdient. Einzelzimmer kann man hier ab € 75,—, Doppelzimmer ab € 95,— buchen incl. Frühstück. Wahlweise kann man auch Halb- bzw. Vollpension wählen, was bei den Künsten des Kochs gar keine schlechte Entscheidung wäre.
Giorgio Bartolucci kocht hier in seinem Atelier Restaurant mit regionalen Produkten auf einem sehr kreativen und hohem Niveau. Er serviert uns als Vorspeise aufgeschnittenen Schinken aus dem Vigezzo Tal und einen Ricotta Gateau mit Roter Beete. Sehr fein! Dann Gnocchi d’Ossola (Gnocchi aus Kastanien) in einem Korb aus schwarzem Coimo-Brot. Die Gnocchi sind fantastisch – und nur ein klein wenig mächtig. Der Hauptgang besteht aus einem unfassbar zartem Stück aus der Lende Piedmonter Rind mit Spargel und einem Jus vom Gattinara-Wein. Den Abschluss bildet ein tolles Dessert, das pragmatisch als „Chef’s Dessert Triology” daher kommt – bei dem (nicht nur) mich ein Salbei-Sorbet von den Socken haut. Leute, Salbei-Sorbet: DAS ist es! Wirklich. So fein! Die Weinbegleitung macht Spaß, uns geht es einfach gut. Grandioses Abendessen.
Den Abend beschließen wir mit einem kurzen Spaziergang durch die historische Altstadt von Domodossola. (Entschuldigung aber ich finde des Namen so wunderschön, ich möchte ihn immer wieder niederschreiben.)
Typischer italienischer Flair, der Stadtplatz liegt im besonderen Licht der blauen Stunde und ist voller Leben und Lachen, wir kehren auf Empfehlung unserer Reiseleitung Roberto an einer der wohl besten Eisdielen dieser Region, der Gelateria Amarena, ein. Also einige von uns. Ich bin immer noch verdammt glücklich mit dem Geschmack des Salbei-Sorbetto … und überhaupt mit diesem ganzen Tag.
Und falle ins Bett, denn am nächsten Tag ruft uns mal wieder … ein Berg.