2021-04-22

Rezension: Kommissar Duval „Lange Schatten über der Côte d'Azur”

Mit „Lange Schatten über der Côte D’Azur” ermittelt Kommissar Léon Duval im achten Kriminalroman der deutschen Schriftstellerin Christine Cazon, der in diesen Tagen neu erschienen ist.

Léon Duval findet sich auf dem großen Friedhof „Le Grand Jas” in Cannes wieder. Der vor einigen Tagen aufgefundene Leichnam liegt längst in der Kühlung und Duval nutzt pragmatisch seine Ermittlungen vor Ort, um gleich ein paar bürokratische Änderungen in eigener Familiensache vorzunehmen.

„Allen Getöteten, allen Überlebenden” – lautet die tiefsinnige Widmung im neuen Krimi von Christine Cazon und sie bekommt im Laufe des Buches eine viel tiefere Bedeutung als man bei der ersten Kenntnisnahme sich vorstellen kann. Duval ermittelt mit seinem Team weit zurück in die dunkle Zeit der Wehrmacht, der französischen Résistance und muss sich im Speziellen mit dem Thema der Kollaboration der französischen Polizei mit den Deutschen im Zweiten Weltkrieg auseinandersetzen.

Der getötete junge Mann, im jüdischen Teil des Friedhofs aufgefunden, war selbst Jude, ein vermeintlicher Kunsträuber – und die Tatsache, dass man ihn auf einem Grab findet, in dem nie jemand bestattet wurde, macht Duval das Ermittlungsleben auch nicht leichter. Während die Untersuchungen wie üblich von oben erschwert werden, weil man das Fass Judendeportation durch die eigenen Kollegen im letzten Jahrhundert nicht gerne aufgemacht sieht, entwickelt sich die Geschichte schlussendlich über die Verbindungen zweier Familien und einen Mordfall später in eine ganz neue Richtung.

Währenddessen hilft Duvals Lebenspartnerin Annie ihm mit eigenen Ermittlungen auf die Sprünge und zwingt ihm mehr Beschäftigung mit seiner jüngsten Tochter im Babyalter ab, als ihm lieb ist.

Soviel zum Inhalt. Ich bin dieses Mal nicht ganz begeistert vom Buch, aus Gründen. Mir ist im Buch zu viel Klischee behandelt, immer nur gestriffen, weil man es halt heute thematisieren sollte. Vorzugsweise passiert es in den Dialogen von Duvals Team. Aber einen echten Mehrwert gibt es in den Streitigkeiten nicht zu erlesen, wenn sich Leroc und Villiers zu den Themen Sexismus, Rassismus oder queeres Leben abarbeiten. Zu bemüht, zu wenig inhaltliche Substanz, die das Bemühen rechtfertigt.

Mein zweite Problem mit dem Krimi: Wer bei diesem Krimi erstmals in die Reihe der Duval-Krimis einsteigt, wird nicht verstehen können, worin der besondere Charme des Hauptprotagonisten Kommissar Duval tatsächlich liegt, dass man ihm eine achte Ausgabe widmen wollte. Man erliest sich das Tagwerk eines grummeligen, übermüdeten Mannes, der mit seiner erneuten Vaterschaft nur hadert und dem übel wird, wenn er auch nur einmal die Windel seiner Tochter wechseln soll (Bitte?!). Der Satz im Vorwort „… Freundin Annie hat Probleme, Kind und Beruf unter einen Hut zu bringen” umschreibt ziemlich klar, welche Einstellung hier gelebt wird – und mich seine Figur dieses Mal sehr ablehnen lässt. Seine Lebensgefährtin hätte diese „Probleme” gar nicht, würde er sich wie ein moderner Vater verhalten und mit seiner Freundin den Alltag gleichberechtigt gestalten. Mein gleichberechtigtes Ich will so etwas nicht mehr lesen müssen. (Jedenfalls nicht in einem Werk, dessen Erstauflage 2021 erschienen ist.) Ach, würde sich Duval doch auch etwas entwicklen und neu gestalten können! Das ist alles nicht neu, noch interessant, noch weltbewegend. Was schade ist, weil man z. B. junge Leser mit dieser Figur kaum noch begeistern können wird.

Sehr gelungen sind die vielen Ausflüge und Beschreibungen des riesengroßen Cimetière Le Grand Jas mit seinen vielen Unterabteilungen und immer einen Blick auf das Meer. Ihm einen Besuch abzustatten bei einem nächsten Besuch in Cannes, ist für mich beschlossene Sache! Ach … und überhaupt … dieses Frankreich! Und ja … die Familiengeschichten dieser besonders schrecklichen Zeit haben es in sich und zeigen, wie sehr das Schweigen der Menschen über die damalige Zeit bis ins Heute noch Schaden anrichten können. So viele offene Fragen!

Schlussendlich legt dieser Kriminalroman den Finger in die sehr große Wunde, die heute (noch oder wieder) all zu gerne in vielen Ländern Europas unter den Tisch gekehrt wird. Oft wurde – zumindest in den Anfängen des Krieges – mit den Deutschen gemeinsame Sache gemacht beim Thema Judenverfolgung. Nicht nur in Italien. Auch in Frankreich.

Und überhaupt, so schön mal wieder in Frankreich gewesen zu sein!

„Lange Schatten der Côte d'Azur
Autorin: Christine Cazon
Verlag: Verlag Kiepenheuer & Witsch
ISBN: 978-3-462-00116-7

Blog der Autorin Christine Cazon

2021-04-05

Impfiges

Eigentlich hätte ich vorletzten Dienstag geimpft werden sollen. Prio 2 über die Therapiemaßnahme sollte das unkompliziert vor Ort in der Maßnahme von einem mobilen Impfteam an den Angestellten und Klienten vorgenommen werden.

Einen Tag vorher kam die Absage – ohne einen Grund – vom Impfzentrum. Mit gleichzeitiger Verschiebung um eine Woche. (Also auf morgen, Dienstag nach Ostern.) Nun, einen Tag später wussten wir dann auch so warum. Dieses Impfzentrum hatte bis zu dem letzten AstaZeneca-Aussetzer nur damit geimpft. Zwei Tage vor Ostern wurde uns dann auch der morgige Termin gecancelt ohne einen Ausweichtermin zu nennen. Das kann man alles tun. Nun handelt es sich eben bei den Klienten dieser Maßnahme um solche, denen es seelisch schon nicht sonderlich gut geht – auch ohne Covid19-Gedöns. Da wirken solche Absagen wirklich sehr nach.

Kurz: Mir ging es jetzt über Ostern mäßig gut. Ich bin wirklich – wie alle anderen wohl auch – das alles so sehr leid. Und alle meine optimistischen Motivationsargumente kommen mir immer zäher über die Synapsen. Es ist ein einziger Kampf. Auch wenn ich alle Instrumenten für die seelische Hygiene die letzten Jahre gelernt habe, mir angeeignet habe, sie anwenden kann und das auch immer wieder tue. Aber die Zeitabstände zwischen den Downs werden definitiv wieder kürzer, die Downs bekommen wieder mehr Intensität. Ich muss also aufpassen.

Mit ein Grund, warum ich weniger blogge.

Wir haben es uns gestern nicht nehmen lassen, den Kindern hier im Hof eine gemeinsame Ostereiersucherei zu ermöglichen. Und ein bisschen (im kalten Osterwetter) zu reden und den Kindern beim Spaß zuzusehen. Das war schön! Tolle Kinder. Dieses Ostereiersuchen ist wirklich ein sehr schönes Ritual mit Kindern. Ich kann das sehr gut leiden. Man sollte das auch nicht aus seinem Leben verschwinden lassen, egal wie alt man ist, egal ob man irgendwann Enkel hat oder nicht. Nachbarskinder sind total super dafür. Ehrlich!

Danach war ich so dermaßen durchgefroren, dass ich mich in weiser Erkältungsvoraussicht zum befreundeten Asiaten schleppte und mir erst einmal zwei große heiße Suppen (Sauerscharf und WanTan) gönnte. Aufgeteilt, heute gibt es die anderen Hälften. Suppen helfen immer, egal bei was. Suppen sind pure Magie!

Heute hat eines der Nachbarmädchengeburtstag, fünf Jahre ist sie alt geworden. FÜNF. Neulich war sie noch ein Baby! Sie hat die letzten Monate im Homeschooling zusammen mit dem älteren Bruder (1. Klasse) Schreiben gelernt, kann gärtnern – und fährt schon seit Jahren Fahrrad wie eine Alte. Weil sie mit ihren älteren Cousins und ihrem Bruder aufwächst, wächst sie mit Star Trek und der Eisprinzessin heran. Es ist ein Wunder, was Kinder mit fünf Jahren alles lernen, leben, wertschätzen.

Heute trägt sie ein Eisprinzessinnenkleid und hat erst alle Geschenke abgeholt. Von mir eine Stofftierkatze, die aussieht wie Shiina mit Näpfchen, Katzenkamm und Katzensnacks, etwas für den Garten und selbst gemachtes Mangoeis. Später hat sie uns Nachbarn ein Stück Eisprinzessinnentorte vorbei gebracht. Dreischichten Schokoladenbisquit mit Kirschen, Schokoladendecke und blaue Eisprinzessinnensahne. Sehr sehr fein.

Mich hätte damals als Kind die heutige Verfügbarkeit von Lebensmittelfarben auch sehr glücklich gemacht. Vor allem im Kuchen. Ich kann die Schönheit eingefärbter Sahne sehr gut nachvollziehen. Aber wir hatten ja nichts damals. Dann fiel mir wieder ein, dass ich als Kind schon Sacher Torte geliebt hatte. An die kam eh keine Sahne. Ich hätte also gar nichts davon gehabt, hätte meine Mama an der Sachertorte bunte Sahne verwendet, denn dann wäre das nicht mehr meine geliebte Sachertorte gewesen.

So kann es gehen: Da will man als älterer Mensch im Nachhinein etwas vermissen, was man dann doch gar nicht vermisst hätte!

Meinen herzlichen Dank für die vielen tollen Geschenke, die die letzten Wochen von meiner Wunschliste hier eingetrudelt sind. Die tollen Sneaker, das Buch von Christian Berkel, der (sauteure) Dünger für das Vorgärtchen und das viele Diätfutter von Shiina. Leider war bei den meisten Päckchen gar kein Zettel dabei. Also, wo die Sneaker und das Buch herkamen, weiß ich natürlich. Bei den anderen Sachen, kann ich es nur erahnen. Ganz lieben Dank! Ich habe mich sehr gefreut, Ihr tollen Menschen!

Der Best-Buddy hat heute seine erste Impfung erhalten. Nutznießer wegen der neuen AstraZeneca-Impfordnung. Was ich toll finde. Auch wenn ich jetzt erst mal wieder nach hinten gerutscht bin, bin ich wahnsinnig froh, wenn jetzt in meinem sozialen Umfeld immer mehr Menschen die Erstimpfung haben oder wenigstens Termine. Mich erleichtert das enorm. Und ja, ich kann meine eigene Impfung kaum noch erwarten.

2021-04-02

Unhöfliche Männer von Pflichtgebühren gesponsert

Das Internet erfreut sich heute mit großer Hingabe an dem Auftritt von Professor Dr. rer. nat. Melanie Brinkmann bei Markus Lanz gestern Abend. Melanie Brinkmann ist die Virologin, die sehr gerne nicht mehr zu politischen Verhandlungen im Zusammenhang mit dem Covid-Virus eingeladen wird, weil sie als zu forsch gilt.

Ist Frau Brinkmann nicht. Ihr ist sichtlich lediglich ihre Lebenszeit zu schade (und unser aller Leben zu wichtig), sich in politischen Hieroglyphen zu verlieren. Sie sagt, was Sache ist. Und was derzeit die einzige Lösung im Umgang mit mutierenden Viren ist. Dabei ist sie immer höflich, immer gewaltfrei. Argumentiert klug und themenorientiert. Politiker, die eine solche Stimme nicht mit am Tisch haben möchten in einer Pandemie, sollten sich fragen, ob sie selber noch richtig am Platz sind. Meine Meinung.

Psychologischer Best-Fail wie gestern Lanz und Wolfgang Kubicki auf Brinkmanns „Jetzt rede ich!” reagieren, als sie Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer auf das allgemeine politische Versagen in der uns alle betreffenden Pandemie ansprach und Lanz wieder einmal ihr ins Wort fällt. Und man sich fragen muss, warum eigentlich? Denn was er sagt, hat genau gar keinen Wert.

Der eine, Lanz, kapiert’s gar nicht und strullert innerlich angezählt, er könne auch seine eigene Sendung verlassen, wenn er nicht mehr gebraucht würde. Sollte witzig klingen aus seiner Sicht, stellte aber leider wieder nur einmal mehr unter Beweis, wie wirklich sehr klein in Wirklichkeit Lanz’ Ego doch nur ist.

Der andere, Kubicki, lacht zwar noch medienhaft professionell, fängt aber an an seiner Kleidung herum zu fingern und wirft sich nach hinten in den Stuhl, was totale Entspannung signalisieren soll aber nur zeigt, dass er sich sehr unwohl fühlt. Dabei lässt er seinen Spruch los, errötet immer mehr – ist sichtlich nervös und zeigt in seiner Sitzhaltung, dass er sich jetzt lieber nicht mehr Frau Brinkmann zuwenden möchte. Was so gar nicht für eine erwachsene Gesprächskompetenz spricht.

Das Ego zweier Hyperbubies sackt sichtlich tief getroffen zusammen, weil jemand (und da ist ganz egal wer, ob Mann oder Frau), dem das Wort erteilt wurde, nur auf das Recht pocht in einer Talkshow ausreden zu dürfen. Zu der Sache, zu der er/sie eingeladen worden ist. Üblicherweise muss in solchen Formaten die Moderation nur andere Gäste an die geltenden Höflichkeitsregeln erinnern. Bei Lanz ist es vorrangig er selbst, der ständig von seinen Gästen erzogen werden muss. Mir würde das vor laufender Kamera nur einmal passieren, um es zu kapieren.

Nun gibt es gemeinhin drei Gründe, warum jemand einen anderen Menschen nicht ausreden lässt, insbesondere als Gastgeber einer Gesprächsrunde. (Den dritten Grund, Gast redet rassistischen oder sexistischen Scheiß, beleidigt andere Teilnehmer und gehört das Wort entzogen, lasse ich hier außen vor.) Grund eins, dieser Mensch ist einfach schlecht erzogen und nicht gewillt, sich auch im höheren Alter die üblichen Höflichkeitsregeln einer Gesellschaft anzueignen. Was okay ist, aber dann hat man als Gastgeber einer Sendung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nichts verloren. Ungeeignet.

Grund 2 ist, man hält sich für klüger und überlegener als den bzw. die Gesprächspartner. Auch dann muss man die Eignung von Lanz als Moderator stark hinterfragen, denn er lässt bekanntlich nie einen Gast ausreden und beantwortet von ihm gestellte Fragen am liebsten selbst. Er muss also also seine Gäste für sehr viel blöder und inkompetenter halten als sich selbst. Was immer dann schwierig wird, wenn der Gesprächspartner im eigenen Fachgebiet eine vielgeschätzte Expertise (nochmal: Professor Dr. rer. nat. Melanie Brinkmann) vorweisen kann und – vermutlich – wegen genau dieser eingeladen wird.

Dass Kretschmer sich in der Situation versucht zu retten in dem er Frau Brinkmann rät, sie solle sich nicht aus dem Konzept bringen lassen (wir nennen das mittlerweile mansplainen) – in einer Situation in der man keine Sekunde das Gefühl hatte als Zuschauer, das BlaBla der Hyperbubies würde Brinkmann aus dem Konzept bringen, zeigt auch nur, wie tendenziell eher klein und hilflos er sich selber in dieser Situation sich fühlen muss. Im Gegenteil schien mir es ziemlich souverän von ihr, wie sie die Spätpubertierenden sich erst einmal ausfeixen lässt, damit wieder Ruhe in die Klasse kommt.

Wenn mich jemand darauf hinweisen muss, dass er/sie gerade das Wort hat, weil ich ihn/sie unterbrochen habe (wozu ich durchaus auch neige), dann habe ich zu akzeptieren, dass ich gerade bei meinem Gesprächspartner auf unhöfliche Weise die Grenze überschritten habe. Dann gibt es genau zwei Reaktionen – für mich und für jeden anderen Gesprächsteilnehmer, dem dieses Signal gesetzt wird: Die erste Reaktion ist, ich entschuldige mich. Die zweite Reaktion ist, ich halte daraufhin die Klappe – solange bis mein Gegenüber den unhörbaren Punkt gesetzt hat in seinen Ausführungen. Und rede dann erst.

Wieso das ZDF Lanz sein unhöfliches Verhalten immer noch durchgehen lässt, verstehe wer will. Ich empfinde ihn als immer armseliger werdend in seiner Kommunikation. Investigativer Journalismus, der das sein soll, wie er selber immer behauptet, ist das nämlich genau nicht. Investigativer Journalismus, wenn er gut ist, kennt die Regeln der Höflichkeit. Er unterbricht nicht. Er lässt ausreden. Er hinterfragt, wenn Gesprächspartner ihre Ansicht ausformuliert haben. Und ist nicht sichtlich pissed, wenn jemand genau darauf dringt bzw. überhaupt dringen muss.

Lanz kann’s. Nicht.

2021-03-23

Womöglich …

… ist das Anstrengenste in der ganzen Sache, dass man sich die eigene tiefe Verzweiflung nie zugesteht, weil die Anderen viel mehr Recht haben tief verwzeifelt zu sein?

Ich bin seit einer Woche so tief erschöpft und müde und fassungslos und hoffnungslos, das kann nicht nur Frühjahrsmüdigkeit.

2021-03-18

Corona-Test

Ich hatte heute im Rahmen der „Bürger erhalten einmal pro Woche einen Coronatest frei Haus”-Offerte heute meinen ersten Corona-Test. Einen mit Nasenabstrich. Das Ergebnis steht noch aus.

Interessant.

Das Ganze passiert fünf Minuten Fußweg von mir in einem Pflegestützpunkt in der Prinzenstraße. Termin online geholt. Bin auch im Rahmen meines ausgewählten Termins gleich dran gekommen. Zwei Minuten Aufenthalt in den Räumen. Sehr nette Leute.

Und wenn ich gewusst hätte, dass damit das (bei mir leicht von Frühblühern verstopfte) Nasenloch so schön frei gelegt wird, ich hätte das linke Nasenloch sehr gerne gleich auch noch hingehalten. Ein bisschen fühlt es sich an als würde eine Standleitung zum Gehirn gelegt.

Nun denn, gucken wir mal.

2021-03-17

Ich bin maximal genervt …

… von dem Skandal-Getue um den aktuellen Impfstopp bei AstraZeneca. Können wir bitte alle wieder aus der „alles ist so schlimm”-Tragödienpose rauskriechen, das eigentlich Gute in dieser Sache sehen?

Ich bin froh und dankbar, dass europaweit Kontrollmechanismen funktionieren – und dass man sagt: „Hier häufen sich Vorfälle direkt unter Gabe eines sehr neuen Impfstoffes, die verdeutlichen, dass die Gesundheit einiger Menschen eingeschränkt wird bzw. komplett beendet wird, wir müssen uns das zuerst genau angucken.” Das hierzulande medial inszenierte Impfdesaster wird es übrigens dabei gar nicht geben!

Sehr wahrscheinlich wird am Donnerstag die European Medicines Agency (EMA) klar befinden, dass AstraZeneca gut wirkt, dass das gesundheitlche Risiko denkbar gering ist für die allermeisten Menschen, die im Beipackzettel aufgeführten Nebenwirkungen werden angepasst werden – und es wird höchstwahrscheinlich die Empfehlung geben, dass Personen (hier dürfte es sich um Frauen jüngeren Alters handeln) ggfs. mit einem anderen Impfstoff bevorzugt geimpft werden sollten.

Sehr wahrscheinlich wird in den meisten EU-Ländern ab Donnerstag wieder normal geimpft werden. In Deutschland vielleicht erst ab Montag, weil man den Impfgipfel am Freitag abwarten wird, auf dem die Empfehlungen festgeschrieben sind.

Wir werden also maximal eine Woche verloren haben. Ja, das ist doof, macht den Impfzentren enorm viel Arbeit – oder auch sogar keine unnötige Arbeit. Tatsächlich haben viele Kommunen die vergangenen Tage die Pause bei AstraZeneca überbrückt in dem sie die Zweitimpfungen von BioNtec Pfizer/Moderna freigegeben und verwendet habe. Auch völlig richtig, denn zumindest BioNtec hat die nächste größere Lieferung früher in Aussicht gestellt als geplant. So werden auch die Termin der Zweitimpfungen eingehalten werden können

Kontrollmechanismen müssen funktionieren, sie haben hier funktioniert, das ist ein extrem gutes Zeichen. Und ich bin mir sehr sicher, dass das angebliche Chaos sich in der Realität nicht finden wird.

Wie so etwas ablaufen würde, wäre ein neobliberaler Christian Linder mit unserem Gesundheitsmanagment betraut, konnte man die letzten Tage zur Kenntnis nehmen. Dem sind an Thrombosen versterbende junge Frauen (oder falls sie Hirnvenenthrombosen überleben) ein Leben lang schwerst behinderte Frauen sehr egal. Jens Spahn, Ankündigungsminster par exzellence, hat hier richtig und sauber reagiert. Man kann ihm viel vorwerfen aber ihm gerade jetzt den Vorwurf machen, dass er sich an die Regeln hält, die zum Schutz der Gesundheit von uns Bürgern installiert wurden, ist schlicht falsch. Es sind gute und funktionierende Regeln. Und ich bin froh, dass er hier im vorgegebenen Rahmen agiert.

Das Virus interessiert sowieso nicht, was wir mit unserer Bürokratie anstellen. Je klüger und genauer wir uns weiterhin kontaktarm und mit Masken, Abständen und Hygieneeinhaltung schützen, umso besser für uns – das alles weiterhin zu beachten, davon entbindet uns die Impfung sowieso nicht!

Der für mich viel größere Skandal sind zu früh geöffnete Schulen und Kindergärten, wir werfen unsere Kinder den Mutationen zum Fraß vor – bevor sie geimpft werden können. Das ist schlimm! Und in dem Bereich funktionieren Kontrollmechanismen leider überhaupt nicht mehr.

Und bitte: Nicht jeder von dem Medien im Zusammenhang mit Corona herbei geschriebener Skandal, ist auch wirklich ein Skandal.

2021-01-14

FFP2-Masken wiederaufbereiten?

Ich glaube an Masken in der Corona-Pandemie von Anfang an, lange bevor es auch die hiesige Regierung begriffen hatte. Ich habe schon immer in der Berliner U-Bahn neidisch auf Menschen aus Asien geguckt, die lange vor Corona das Selbstbewusstsein hatten in der U-Bahn medizinische Masken zu tragen, weil deren Lebenskultur ihnen vorgibt bei einem Infekt selbstständig und klug die Umwelt zu schützen.

Ich war nie sonderlich glücklich mit den selbstgenähten Masken, wenngleich sie natürlich in der Zeit des akuten Mangels hervorragende und einzig richtige Zwischenlösungen waren. Aber in dem Moment in dem es hier wieder medizinische Masken zu kaufen gab, habe ich mir sofort ein 50er Pack gekauft (und ja, Menschen in meiner Lebenslage sparen sich die schon hart ab). Ich bin in dem Punkt echtes gläubiges Medizinprodukteindustriegirl.

Seit es wieder FFP-2 Masken zu kaufen gab, habe ich mir im Monat vier Stück gekauft, die ich immer im öffentlichen Nah- und Fernverkehr getragen habe. Da gab es für mich immer die Devise kurzfristig auch zu wechseln, damit ich mit einer FFP-2 Maske pro Woche klar komme (allerdings bin auch nicht oft mit den Öffentlichen unterwegs. Im Schnitt zwei Mal die Woche zur Physio hin- und zurück ca. 15 Minuten Aufenthalt im Zug. Ab und zu am Wochenende zum Wandern eine Tour hin- und zurück, dann etwas länger. Letzes Jahr bin ich meist mit dem Rad gefahren.) Ich hatte gehofft, dass ich so – solange die Maske nicht durchfeuchtet – halbwegs klar komme mit einer Maske in der Woche. Die Reglementierung resultiert bei mir alleine aus finanziellen Gründen.

Zum Thema durchfeuchten: Wir haben jetzt Winter, die Luftfeuchtigkeit ist extrem groß. Gerade wenn man Masken draußen trägt, feuchten sie deutlich schneller durch – nämlich von innen und von außen. Irgendjemand wollte mir neulich glaubhaft macht, bei dieser Person sei das nicht so. Doch, ist so! Das ist Gesetz des Wetters. Wir haben zur Zeit Luftfeuchtigkeitswerte knapp unter der 100 %-Grenze, heute z. B. in Berlin 89 %. Wenn wir Masken draußen auf dem Balkon lagern, sind die feucht ohne dass die jemals einen Träger gesehen hätten. Feuchte Filter schützen schlechter bis gar nicht mehr. Also: Im Winter Masken öfter wechseln, waschen, austauschen. Es ist jetzt klüger z. B. im öffentlichen Nahverkehr für den Hin- und Rückweg zwei unterschiedliche Masken zu tragen.

Ich weiß, wie man Masken behandelt, dass man sie auf- und absetzt in dem man möglichst nur die Bänder berührt, allenfalls einmal kurz das Metallband an der Nase feststellt. Alles um mögliche Kontamination zu vermeiden. Ich weiß, dass Masken nur funktionieren, wenn sie ganz eng im Gesicht anliegen, bestenfalls also Spuren im Gesicht hinterlassen. Luftlöcher an den Seiten sind Bullshit, die entstehen vor allem, wenn man die Bänder kreuzt. Man versagt sich damit den Schutz der Maske für sich selbst. Sollte man sehr genau darüber nachdenken, was einem lieb ist. (Ich bin da lieber extremer Egoist.)

Ich bin auch der Meinung, selbst wenn man das Tragen der Masken doof findet und allenfalls bockig trägt, was gerade bei Erwachsenen für mich etwas deplaziert wirkt (meine Bockphase hatte ich mit drei Jahren, dann in der Pubertät, soziale Evolution – man muss sich im Bewusstsein neu eingrooven), muss man schon echt extrem sehr bekloppt sein, wenn man die Vorgaben des Infektionsschutzgesetztes zwar widerwillig einhält, man dann aber nicht wenigstens auch die Chance zum Eigenschutz nutzt.

Erfahrungen mit Stoffmasken hatte ich tatsächlich vorrangig mit Masken, die auf der IFA verteilt wurden. Der Sponsor gfu hatte am Eingang fantastische mehrlagige Stoffmasken verteilt mit regulierbaren Ohrbändern, hinter denen ich mich sehr sicher fühle. Und die ich wirklich gerne trage vor allem, wenn ich sie im Draußen trage. (Ich trug immer schon Masken auch auf der Straße sobald mein „ist mir zu voll”-Level anschlug. Seit Kenntnisnahme von B.1.1.7 sowieso.) Die finde ich super, auch die Personen, denen ich welche abgegeben hatte. Von dieser Maske hätte ich wahnsinnig gerne mehr. Es ist Liebe.

Andere Masken, die ich auf der IFA an Ständen eingesammelt hatte, traue ich nicht wirklich über den Weg. Schade um den Stoff. Tatsächlich finde ich die Maske als Merchandisingprodukt ziemlich großartig, finde aber auch, dann sollte man gute Masken einkaufen, keinen Pseudoschutz.

Ich trage Masken übrigens auch auf dem Rad oder in der Physio beim Gerätsport bzw bei der manuellen Therapie (schon aus Fairness dem Therapeuten gegenüber, dass in dieser Physiotherapie Patienten nicht ausdrücklich dazu angehalten werden, ärgert mich sehr). Das funktioniert super, ich kann mich nicht beschweren bei körperlicher Anstrengung unter der Maske. Ja, wenn man richtig außer Atem gerät (weil man die U-Bahntreppe hochsprintet, um den Zug zu bekommen), sind sie nicht toll – ich kenne diese Atemnot, sie ist nicht funky. Aber solange man Sport betreibt, der nicht hart an der Kondition kratzt, kann ich persönlich Masken sehr gut tragen. Am Anfang war es in der Physio an den Geräten eine Umgewöhnung. Jetzt im Winter geht es deutlich besser. Es gibt nur ein Gerät, bei dem ich sie gerne (bin ich alleine im Raum bei geschlossener Tür mit Fenster auf, was der normale Zustand dort ist) für die Übung runterziehe.

Ja, ich würde gerne den Sport sehr viel lieber ohne Maske machen. Aber ist nun mal nicht und ich kann für mich im Grunde nicht klagen und die vielen Klagen von anderen insofern nicht wirklich nachvollziehen. Insbesondere nicht, weil ich an den Benefit von Masken unbedingt glaube. Mittlerweile sehe ich immer öfter Jogger, die mit Maske joggen. Ich glaube auch das geht sehr gut, man muss sich halt daran gewöhnen. Und der Abneigung zu ihr im Kopf die Tür weisen. Lustigerweise kann die Maske beim Sport tatsächlich die Kondition steigernd wirken. Es gibt mit der Intervall Hypoxie Hyperoxie Therapie tatsächlich eine anerkannte Therapieform (aus der Astronautenforschung), die mit reduzierter Sauerstoffzufuhr genau das tut bzw. Kondition erhält. Tatsächlich haben wir gerade die Möglichkeit unsere Kondition zu steigern – ohne Sport nur mit dem Tagen einer Maske. Ich finde das extrem cool!

Im Zuge von B.1.1.7 wird – Bayern macht es vor – auf die zunehmende Nutzung von FFP2 oder FFP3-Masken gesetzt. Das finde ich sehr gut, finde aber auch, dass es die Aufgabe dieser Bundesregierung ist alle Bürger in diesem Land mit solchen Masken kostenlos und ausreichend auszustatten. Wer das von den Bürgern verlangt, muss liefern. Aus meiner Sicht das Mindeste in einem Sozialstaat. Hier hätte, seit Masken wieder lieferbar sind, deutlich größere Fürsorge für alle Bürger Deutschlands betrieben werden müssen.

Die Tatsache, dass von der aktuellen Bundesregierung zu keiner Zeit überhaupt diskutiert wurde, dass man insbesondere den Menschen in Grundsicherung bzw. ALG II-Bezug professionelle Masken kostenlos zur Verfügung stellt, alternativ den Regelsatz um diese neuen Kosten ausreichend angleicht bzw. mit Einmalzahlungen kompensiert, wird höchstwahrscheinlich dafür sorgen, dass Menschen in Armut in diesem Jahr bei den Bundestagswahlen CDU, CSU (in Bayern) und SPD eher kein Kreuz vermachen werden.

Gerade das Versagen der Sozialen Partei Deutschlands hierbei ist wirklich unglaublich aus meiner Sicht, immerhin hatte sogar ich (!) kurzfristig überlegt nach den neuen Wegen, die die Partei beschritten ist in jüngster Zeit ihr womöglich doch eine Chance wieder zu geben. Wie man es so doof verkacken (pardon my french) kann als „soziale” Regierungspartei, das verstehe wer will. Ich bin draußen.

Zur Zeit gehen Tipps um, wie man FFP2-Masken möglicherweise wieder selber aufbereiten kann, um sich gut zu schützen aber nicht allzu sehr zu verarmen. FFP2-Masken wurden niemals für den mehrfachen Gebrauch konzipiert, sie gelten als nicht recyclebar – anachvollziehbaren medizinischen Gründen. Ich sehe diese Tipps mit großem Misstrauen, wenngleich ich Verständnis für deren Existenz in der aktuellen Zeit habe. Nur komme ich auch beruflich aus einem medizinischen Umfeld und sehe solche Lösungen daher generell aus hygienischen Gründen (mit meinem KnowHow) als schwierig an. Sehe in einem der reichsten Länder dieser Erde auch nicht die Notwendigkeit. Diese besteht bei uns allenfalls aus dem politischen Versagen der regierende Parteien heraus, siehe oben.

Da wo Masken wirklich ein sehr knappes Gut sind auf der Welt, weil dort die Menschen viel viel ärmer sind, halte ich solche Tipps selbstverständlich für eine notwendige Lösung bzw. Möglichkeit den Maskenschutz halbwegs zu erhalten nach Gebrauch. Selbst ein schlechter Schutz ist zur Zeit sehr viel besser als gar kein Schutz! Nein, wohl ist mir nicht dabei – ich wünschte, wir alle, gerade die, die mehr Geld haben, würden hier mehr helfen (können).

Schlussendlich muss es aber jeder für sich selbst entscheiden. Wie bei mir wird oft der Geldbeutel eine gravierende Rolle dabei spielen. Daher im Folgenden zwei Linktipps bzw. Stimmen zur Wiederaufbereitung von FFP2-Masken.

Die FH Münster hat zum Thema Wiederverwendung von FFP2-Masken geforscht und die Ergebnisse extrem gut online aufbereitet.

Die Berliner Morgenpost hat hierzu zwei Menschen vom Fach, einen Infektologen und den Vorstandssprecher der Gesellschaft für Krankenhaushygiene zu Wort kommen lassen. Mindestens so lesenswert, wie der erste Link.

Ich habe mit diesen Tipps meine Probleme. Es geht bei den Masken doch um eines: Schlimmstenfalls sind die Dinger an der Außenfläche kontaminiert, weil ich Kontakt zu einer infizierten und ansteckenden Person hatte (oder mehreren), dann möchte ich die Masken nicht in meinem direkten Wohnumfeld aufbewahren. (Natürlich sollte man sie auch nicht in die Jackentasche stecken und dort immer wieder die nackten Hände im Winter parken. Übrigens bei mir die große Schwachstelle, gebe ich zu.) Und ich möchte ggfs. Masken mit Infektionsmaterial schon gar nicht in meinem Backofen haben. Ich finde das sehr gruselig aber wie gesagt, da bin ich beruflich geprägt: Alles, was infiziert sein könnte, gehört entsorgt oder aber mit den üblichen Hilfsmitteln (Desinfektion/Sterilisation) professionell behandelt. Und nein, mein Ofen ist kein Sterilisator.

Lange Rede, schützt Euch. Die Covid-Mutanten scheinen mir wirklich ätzend zu sein, das sind extrem ätzende kleine Mistviecher mit denen mit will man nicht an einem Tisch sitzen. Entscheidet Euch gut! Fakt ist: Masken sind unter den jetzigen Umständen noch viel relevanter als im sie es im letzten Jahr schon waren. Das muss uns allen klar sein. (Ist es auch den meisten Menschen, das sehr ich in Berlin und bin sehr dankbar dafür.)

Und: Wer Masken spenden kann, gute professionelle Masken, spendet sie (oder Geld), bitte! Kümmert Euch um die Leute in dem Punkt in Eurem Umfeld, bei denen es knapp ist. Das ist gelebte Solidarität. Das ist das Schöne in dieser schlimmen Zeit, der schöne Geist von uns Menschen!

Ich hoffe, wir kommen gut und gesund durch diese Zeit. Sie wird demnächst nämlich ein gutes Ende haben können.