2007-01-16

Von Spießen, Sofas und der Eröffnung der vorösterlichen Saison.

Samstag traf ich das blaue Sofa von Frau Indica, das ein sehr blaues, graziles, herrschaftliches, intelligentes, grandioses Sofa ist. Ein Sofa zu dem man eigentlich „Sie“ sagen müßte. So ein Sofa hätte ich auch gern‘. Ich fürchte nur, Stoffsofas sind bei Felltieralarm unpraktisch.



Die Anreise nach Kreuzberg in die Wiener Straße war formidabel. Ich fuhr am Abend entlang der Landebahn am Flughafen Tempelhof, die in dem dunklen Blau des frühen Abends mit ihren strahlenden bunten Lichtern durch ihren Anblick einfach jedermann guten Laune bereiten muß. Leider habe ich dann am oberen Ende der Oderstraße dem kleinen Fuchs, der gerade in die anliegenden Gärten hinüber schleichen wollte, doch etwas erschreckt, so dass er beim panikhaften Zurückkriechen sich hörbar den Kopf gestoßen haben musste. Das tut mir so leid, Fuchs.

Ich gönnte mir meine Lieblingsabfahrt die Flughafenstraße runter zur Karl-Marx-Straße, leider dieses Mal mit Ampelzwischenstopp, was ich auf der Strecke während der Abfahrt nicht goutieren möchte. Wenn ich den Berg wieder rauffahren muß, dann erhalte ich auch nie die Chance an einer der Ampeln zu verschnaufen, was also sollte das? Ein kurzes Stück über die Sonnenallee in die Panierstraße und schon war ich da. An einem lauen Frühlingsabend am 13. Januar 2006 an dem man ohne Handschuhe fahren konnte.

Den anderen reizenden Gast des Abends traf ich pünktlich unten an der Eingangstür, und nachdem wir den gefühlten 13. real nur 4. Stock erklommen hatten, war der Empfang wie er von Frau Indica, ihrer entzückenden Behausung und ganz Kreuzberg nicht anders zu erwarten war: sehr herzlich.



Nach Übergabe der Gastgeschenke: etwas zu trinken, etwas zu knacken, etwas zum malen, entdeckte ich als erstes etwas im Regal der Frau Indica (und sie hat ganz großartige Regale) stehen, was mich noch fröhlicher stimmte, mich dazu hinreißen ließ, Frau Indica einen Heiratsantrag zu machen (den sie dankend ablehnte, denn sie ist Herrn Exit bereits versprochen) und flugs zu einem kleinen leidenschaftlichen Referat der technischen Besonderheiten zum damaligen Präsentationstermin 1956 der Citroen DS insprierte, was niemanden wirklich zu interessieren schien. Ich war ganz aufgeregt. Zwei Blech-DSen, beides 19er Modelle. So schön. So anmutig.



Aber schnell führte mich Frau Indica in die Küche zurück (in der ich auf der Waschmaschine sitzen durfte, was ich schon immer sehr gerne tat. Ich finde, eine Waschmaschine ist ein ganz vorzügliches Sitzmöbel), wo ich dem Kreationsprozeß von – wie ich naiv zu erkennen glaubte – Lachswraps beiwohnen durfte.



Aber falsch gedacht: wie es sich für unsere über Spießchen entstandene Kochfreundschaft gehört, wurden es vorzügliche Lachsrollenspieße, die so einfach zuzubereiten sind und unglaublich lecker waren. Als Hauptgericht gab es diese



feudale Gemüsesuppe mit wohlschmeckend aromatisierten Hackfleischbällchen, die auch vorzüglich geschmeckt hatte und uns bei normalem Winterwetter ordentlich eingeheizt hätte, bei diesem Frühlingswetter uns ordentlich zum Schwitzen brachte. Zum Nachtisch reichte Frau Indica ein reizendes Etwas mit aromatisierten eingelegten Feigen und einem Vanille-Yoghurt, das leider zu schnell in unseren Mägen verschwand als das ich es noch hätte ablichten können. Das passiert netten Desserts gelegentlich, wenn sie zu lecker sind.

Den Rest des Abends taten wir ausschließlich das, wozu Frauen ein naturgegebenes Talent besitzen: wir frönten der Kommunikation. Wir besprachen freundschaftlich den einen oder anderen abwesenden Blogger, diskutierten die weitere Vorgehensweise zur Durchsetzung des PGL, nahmen interessiert Teil an den Ausführungen von Frau Indica zur Wohnungssituation in Frankfurt/Oder, der Stellensituation im Allgemeinen und Erbschaftsdingen im Besonderen.

Da Mädchen ja bekanntlich das Talent des Multitasking besitzen, frönten wir nebenbei dem Nussknackertest, den ich noch gesondert dokumentieren werde. Dennoch einen kurzen Blick auf meine (noch viel zu übersichtliche) Nußknackersammlung, die ganze creezy'sche Familiengenerationen vereint.



Wir sehen links die grandiose Nussknackergans (Erbstück der Oma väterlicherseits),



rechts davon den von meiner Mum sehr geschätzten Nussknacker (Erbstück mütterlicherseits),



darunter links den hervorragenden Nussknacker von manufactum (hochgeschätztes Geschenk der Mama) und rechts einen typischen Nussknacker (Erbstück Oma mütterlicherseits). In dem Beutel befindet sich die schmackhafte Tempelhofer Walnußernte und darauf geklebt die Ostermalfarben, denn ich erklärte am Samstag die vorösterliche Saison für eröffnet (ich wollte einfach einmal schneller als die Supermärkte sein).

Alles in allem ein großartiger und fröhlicher als auch leckerer Abend, der mir viel Freude bereitete und für den ich mich bei Frau Indica herzlich bedanken möchte. So ist es nun an mir, die nächste Einladung auszusprechen. Ich freue mich schon! Mal gucken, welcher Katzenbraten sich am besten eignet …

2007-01-14

creezy kann Telekinese

ein bisschen. Aber lest selbst, ich schrieb gestern einem Freund mit dem Subject „Klappt nicht“ eine E-Mail:

Ich: Sehr komisch. Ich laufe seit ca. vier Wochen durch das Leben und denke immer, ich würde gerne mit dem Soulman mal wieder beim Mexikaner essen, denn das war immer sehr lustig. Im Selbstversuch schicke ich Dir seither täglich transzendentale Wellen mit dem Auftrag, mich zum Mexikaner einzuladen.

Aber es klappt irgendwie nicht. Hast Du 'ne Ahnung? Kam gar nix an bei Dir? Verspürtest Du nicht einmal den verstärkten Wunsch nach mexikanischem Essen?


Er: LOL … Ich HABE an Mexikaner gedacht, allerdings vor ungefähr 14 Tagen … Lass mich mal nächste Woche in den Terminplan sehen, im Moment ist Land unter XL

Ich verbuche das als Erfolg. Nennt mich künftig „Das Medium“.

Gestern traf ich …



eine 1000 g Cornflakespackung. Für € 1,59 Aktionspreis. Mit Vitaminen. Sie ist fast so groß wie die 25 l Katzenstreupackung.
Manchmal bin ich für innere Größe einfach sehr empfänglich.

Gerade nach Hause gekommen

und von zwei Katzendamen begrüßt worden. Ich habe aber drei Katzen und bis drei zählen kann ich noch.

Ich suche den Kater dort, wo ich ihn sonst immer finde. Kein Kater.

Kater ist heute ganz von selbst erstmals vor mir ins Bett gegangen, liegt sehr niedlich darauf rum.

Meiner. Einer. Großartiger

2007-01-13

Heute werde ich nach Kreuzberg reisen.

In die Wiener Straße. Die Wiener Straße ist wichtig in Kreuzberg. Wer in Kreuzberg gelebt hat, der muß einmal in ihr gewohnt haben. In der Wiener Straße wurden die beiden Katzenmädchen kastriert und ich lasse mir dort, allerdings nicht beim Tierarzt, die Haare schneiden. Neben meinem Coiffeur ist ein kleiner Bäckerladen und das ist wohl das einzige Geschäft in der Wiener Straße, das vor 10:00 Uhr die Augen aufmacht. Der Bäcker hat sehr leckere Croissants. Sehr sehr leckere Croissants. So bin ich froh oft, aber nicht zu oft in der Wiener Straße zu sein.

Heute treffe ich das blaue Sofa von Frau Indica. Von dem blauen Sofa der Frau Indica habe ich schon viel gehört und ich bin daher verständlicherweise sehr aufgeregt, es nun heute endlich kennenzulernen. Frau Indica und ich, wir haben ein gemeinschaftliches Hobby: das Nüsse hacken. So sind wir also heute auch zum Nüsse hacken verabredet. Zu diesem Zweck bin ich angehalten, meine berühmtberüchtigte Nussknackersammlung mitzubringen. Das wird heute gewisssermaßen eine Nussknacker-Tupper-Party auf blauem Sofa. Nur dass die Nussknacker nicht bestellt werden können und somit auch nicht zum Verkauf stehen. Sie können nur bewundert werden. Und benutzt werden. Zum Testnüsseknacken werde ich die eigene Tempelhofer Walnußernte reichen – von der ich schon viele Nüsse geknackt habe, die aber dennoch nicht wirklich weniger zu werden scheint. Einmal überlegte ich schon, ob die Tempelhofer Walnußernte vielleicht eine Zauberernte ist und sich selbständig immer wieder auffüllt? Danach sagte ich mir, ich hätte wohl zu oft „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ gesehen. Danach sagte ich mir auch, dass sei egal, denn es ist viel schöner an Zaubernüsse in der Küche zu glauben als es nicht zu tun.

Herr Exit trifft das blaue Sofa heute nicht. Der trifft Paris und wird es von uns grüßen. Und wir werden an ihn denken und ihn grüßen. Zum Ausgleich.

Frau Indica schrieb in der formidablen Einladung und Wegbeschreibung, sie werde wohl außerdem ein komplettes Menü zaubern. Das begeistert mich sehr, denn Frau Indica kann das, ich weiß das. Sie macht Fenchelsamen an ihre Brigitte Saté-Spießchen, das ist sehr mutig von Frau Indica und sehr reizvoll und dann auch noch so lecker.

Ich habe also heute wieder sehr viele Gründe mich zu freuen, denn heute werde ich nach Kreuzberg reisen.

2007-01-12

Strrrriiiiiiiiiiike!



Bin ich die weltbeste Katzenzusammenführerin der Welt oder bin ich‘s? Ha! Ich habe gewusst, dass die beiden zusammen kommen müssen, sie haben sich nur gegenseitig im Weg gestanden.



Und als sie sich zu ihm gelegt hat, hat er ihr noch das Fell geputzt. So ein netter sozialisierter Kater. Am 22. Juli ist er eingezogen, ziemlich genau sechs Monate hat es gedauert, aber jetzt kuscheln sie miteinander – creezy ist sowas vom im Happy-Mode!

Kochtipp 1/07 Thunfisch-Frikadellen



Kaum ein Kochbuch inspiriert mich so oft zum Nachkochen wie mein Asienkochbuch und dieses Mal war ein „Schmalhansküchenmeister“-Rezept fällig, die Thunfisch-Frikadelle. Da ich gerade die Rucola-Woche lebe und sehr gespannt bin, wann mir das grüne Zeug zu den Ohren rauswächst, konnte ich mir die Frikadellen sehr gut als schmackhafte „Beilage“ zum Salat vorstellen.

2 Dosen Thunfisch (beim mir in Wasser eingelegt) (ergibt ca. 7 Frikadellen) Ich habe allerdings 2,5 Dosen genommen, in keinem Katzenhaushalt kann man unbemerkt Thunfischdosen öffnen – und hatte 10 Frikadellen.
2 EL Sesam
1 Zwiebel kleingehackt
1 Knoblauchzehe kleingehackt
1 Bund Lauchzwiebeln, davon 1 in ganz kleine Würfel geschnitten, der Rest in 1 cm dicke Stücke
2 Eier
etwas Mehl
Salz, Pfeffer, Chili
Öl zum Braten

Zubereitung

Den Thunfisch abtropfen lassen und später mit dem Mixer oder in der Küchenmaschine etwas zerkleinern. Den Sesam in einer Pfanne ohne Öl rösten. 1 Teelöffel Sesam aufbewahren zur späteren Dekoration, den Rest zum Thunfisch geben. Die kleingehackte Zwiebel in etwas Öl (ich habe Sesamöl genommen) anschwitzen, ebenfalls zusammen mit dem (rohen) gewürfelten Knoblauch und der klein gehackten Lauchzwiebel zum Thunfisch geben. 1 Ei hinzugeben und mit Salz, Pfeffer und Chili würzen. Das Ganze vermengen und kleine Frikadellen formen.



Die Frikadellen leicht mit Mehl von allen Seiten bestäuben und in dem zweiten verquirlten Ei panieren, dann bei sehr leichter Hitze die Frikadellen von beiden Seiten anbraten. In einer zweiten Pfanne die Lauchzwiebelstücke kurz andünsten und zu den Thunfisch-Frikadellen anrichten. Mit etwas Sesam bestreuen.

Laut Originalrezept wird das erste Ei nicht zur Masse gegeben sondern auch zur Panade verwendet. Mir erschien die Masse aber zu trocken und sie war nach dem hinzugfügten Ei leichter formbar. Ohne wären mir die Frikadellen auch zu trocken gewesen. Ich würde beim nächsten Mal die Farce auch etwas mehr würzen, das kann sie vertragen. Auf den Sesam (den hat ja nicht jeder im Haus) würde ich nicht verzichten wollen bei dem Rezept. Der gibt den Frikadellen das gewisse Extra im Geschmack.

Natürlich könnte man die Frikadellen auch aus frischem Thunfischfilet machen – dann hat man die teuersten Fischbouletten der Welt. So oder so ist das eine gute Buffet-Alternative für die Vegetarier, die doch Fisch zu sich nehmen.

Dem Rucola-Salat hatte ich eine Vinaigrette aus Senf, Honig, Öl, Balsamicoessig und etwas Orangensaft spendiert in die ich ein paar Orangenzesten gegeben habe. Das Orangenaroma zu dem Fisch war ein sensationelles Geschmackserlebnis und hat die Sache richtig rund gemacht.